Archive for Oktober 2022

Filmkritik zu Halloween Ends

17. Oktober 2022

Michael Myers hat ein Ende gefunden – zumindest in diesem Dreiteiler, der nach Halloween, Halloween Kills und nun mit Halloween Ends einen Abschluss gesetzt hat. Nach der Blutorgie des zweiten Teils, kommt in dritten Teil ein wenig mehr Story ins Kino, aber der Zuschauer bekommt im dritten Drittel gewohnt deftige Kost. Aber wenn ich ehrlich bin, hat mich der Film trotz zahlreicher Anspielungen enttäuscht. So etwas habe ich nicht erwartet, als ich mich in den Sessel meines Lieblingskinos des Scala-Kinos in Fürstenfeldbruck am Premierentag niederließ.

Halloween steht für mich als Synonym für Slasher, für psychische und physische Brutalität, für das pure Böse und für gelungene Horrorunterhaltung. Das alles erfüllt Halloween Ends nur bedingt.

Achtung Spoiler – weiterlesen auf eigene Gefahr.

Fangen wir mit dem Positiven von Halloween Ends an. Es ist vorbei. Nach drei Teilen wird Michael Myers vernichtet, klein gehäckselt, so dass nur noch die Maske übrig bleibt. Die letzten 20 Minuten des Films machten mir Spaß, lösten sie doch das Versprechen der vergangenen beiden Vorgänger ein. Hart, brutal und voller Anspielungen – gut Michael, dass du wieder da bist und deine Pflicht erfüllst.

Wunderbar ist Jamie Lee Curtis anzusehen. Diese Frau beherrscht die Szene, bringt eine Prise Ironie in den vermeintlich harten Streifen. Sie trägt den gesamten Film mit ihrem wunderbaren Schauspiel mit ein bisschen Screaming Queen. Zu den weiteren Rückkehrern aus vorherigen Filmen zählen Andi Matichak als Allyson Nelson, Will Patton als Deputy Frank Hawkins und Omar Dorsey als Sheriff Barker.

Und während des Films genoss ich die Musik der Familie Carpenter. Auch hier werde ich mir den Score auf Vinyl kaufen, denn Carpenter und Familie verstehen ihr musikalisches Handwerk. Der Score lohnt sich und Soundtrackfans werden hier zuschlagen.
Für Carpenter-Liebhaber ist der Film auch ein Genuss, denn in Halloween Ends wimmelt nur von Anspielungen an den Regisseur. Es beginnt mit Das Ding aus einer anderen Welt, der am 31. Oktober im Fernsehen läuft.

Damals im Kino ein Flop, weil er gegen ET antrat, hat der Film heute sein Publikum gefunden. Dann wird natürlich der Film Halloween selbst zitiert: Ich sag nur Stricknadel im Hals oder das Betrachten der Leiche mit schiefen Kopf, nachdem Michael den Körper an die Wand mit dem Messer gepfählt hat.

Und dann kommen wir bei den Anspielungen auch zu den schlechten Seiten von Halloween Ends. Die Hommage an Carpenter setzt sich fort, so dass immerfort die Stephen Kings Verfilmung Christine zitiert wird. Ganze Einstellungen werden von diesem Film übernommen bis hin zum Ende von Michael Myers in der Schrottpresse. Leute, ich wollte Halloween sehen und nicht Christine, der für mich den Abstieg von Carpenter bedeutet hat.

Erinnern wir uns an Halloween III als versucht wurde, der Reihe eine neue Richtung zu geben. Ich fand die Idee gut, die Fans wandten sich dagegen von dem Film ab. Sie wollten Michael mit dem Messer und nicht einen Maskenfilm.

Und genauso werden sich die Fans von Halloween Ends abwenden, denn Michael kommt zu kurz. Stattdessen haben wir eine Love-Story, die wir schon 1000 Mal gesehen haben. Mädchen verliebt sich in den Bad Guy, gerät auf die schiefe Bahn und findet dann doch aufgrund der Liebe der Familie auf die Spur zurück. Der Bad Guy ist natürlich erst einmal schüchtern, Brillenträger versteht sich, wird gehänselt und trifft dann Michael im Abflussrohr. Da saß dieses Mal nicht der Clown Pennywise, sondern Michael hockt so seine vier Jahre herum. Die beiden werden Kumpel im Geiste, kloppen sich ein paar Mal und arbeiten dann zusammen, um ihr blutiges Handwerk zu erledigen. Geht es noch blöder?
Jetzt kann man diskutieren, was ist Traum und was ist Wirklichkeit. Wie kann das Böse schlechthin eine Allianz eingehen mit dem Lackaffen? Es ist einfach nur peinlich: Michael trifft seinen Nachfolger.

Regisseur David Gordon Green hatte mit dem Start von Halloween Ends einen guten, sehr guten Einfall, aber dann ist mir zu viel Wild One mit Brando und vor allem Christine enthalten, so sehr, dass es nervt.
Wir haben in den vergangenen Wochen mit dem Begräbnis der Queen gesehen, was eine Prozession ist. Da wirkt die Prozession der Einwohner von Haddonfield mit einem auf dem Dach angeschnallten Michael eher peinlich. Alle wollen schauen, ob Michael wirklich tot ist bzw wie er zerkleinert wird. Da hilft es auch nichts, dass wir im Schatten das Gesicht von Michael das erste Mal sehen. Ein alter Mann im blauen Arbeitsanzug, mehr nicht. Das ist nicht mein Michael Myers.

Musiktipp: Animals 2018-Mix von Pink Floyd

13. Oktober 2022

Natürlich hab ich sie gekauft, die neue, alte Aufnahme von Pink Floyd, einer meiner Lieblingsbands. Vor kurzem wurde Animals aus dem Jahre 1977 in dem Remix von 2018 im Jahre 2022 veröffentlicht.

Warum erst jetzt? Weil die Herren Waters und Gilmore seit Jahren streiten und der 2018-Mix des unterschätzten Albums Jahr für Jahr verschoben wurde. Nun haben die Streithälse sich wohl geeinigt und wir Fans können die Aufnahme in den Händen halten. Ich habe mir die Deluxe-Ausgabe mit Vinyl, CD, Bluray und DVD gegönnt und ein Booklet gab es auch dazu.

Äußerlich hat sich das Cover verändert. Natürlich ist noch das Battersea Kraftwerk zu sehen, aber die Aufnahme ist intensiver als auf dem Original von 1977. Das fliegende Schwein ist immer noch der zentrale Punkt der Aufnahme.

1977 ist das aufblasbare fliegende Schwein ja mal davon geflogen und der Flugverkehr über Heathrow musste eingestellt werden. Wir Floyd-Fans kennen die Geschichte zur genüge. Sie wird nochmal in dem Booklet nacherzählt, aber wer 2019 die Ausstellung Their Mortal Remains in Dortmund gesehen hat, der kennt die Details: Hier mein Post von damals.

Zur Wiedereröffnung des Albums flog dieses Mal kein Schwein, aber das Battersea Kraftwerk wurde schön beleuchtet. Die vier Schlote von Battersea wurden angestrahlt.

Zur Musik muss ich wohl nicht viel sagen. Animals nimmt eine Sonderrolle im Werk der Band ein. Wir haben auf der einen Seite die großartigen Bandwürfe Dark Side of the Moon und Wish you were here und dann die Waters-Alben The Wall und The Final Cut. Animals stand dazwischen, war ursprünglicher in der Musik, rockiger zum Teil und eine wunderbare Parabel auf George Orwells Farm der Tiere. Schon das Cover mit dem fliegende Schwein und die vier Schlote des Kraftwerks waren ein Hinweis. Ich sah in den Schloten immer die Beine von einem Tier das auf dem Rücken lag und die Beine nach oben streckte. Der 2018 Remix ist dichter. Vor allem die 5.1 Aufnahme auf er Bluray hat es in sich. Das ist schon ein gewaltiger Unterschied der bisherigen Stereo-Aufnahme mit der ich aufgewachsen bin.
Animals war das zehnte Studioalbum und wurde in den Britannia Row Studios der Band in London, also nicht in den technisch ausgereifteren Abbey Road-Studios.

Ich habe gelesen, dass Fans mit der Vinyl-Ausgabe nicht zufrieden sind. Das kann ich nicht bestätigen. Meine Schallplatte ist in Ordnung. Das ganze Deluxe-Angebot ist in Ordnung.

Kritik möchte ich als Fan dennoch anbringen. Im Booklet sind zwar schöne Aufnahmen von der Animals-Tour. Leider findet sich keine Aufnahme von der Tour auf dem Deluxe-Album. Ich muss auf alte Bootlegs zurückgreifen und hätte hier von Pink Floyd mehr für die Hardcore-Fans erwartet. Vielleicht bringt man diese Aufnahmen später auf den Markt, um ums Fans nochmals zu melken.

Zwei Kirchen in Leipzig: Thomaskirche und Universitätskirche

12. Oktober 2022

Leipzig hat in Sachen Kirchen einiges zu bieten, aber bei einem Kurzbesuch hatte ich nur die Gelegenheit mich mit zwei Gotteshäuser näher zu beschäftigen: Die Thomaskirche und die Universitätskirche. Die Nikolaikirche ließ ich dieses Mal aus, auch weil sie dort seltsame Regeln fürs Fotografieren und Filmen hatten.

Thomaskirche Leipzig
Unbedingt wollte ich den Ort sehen, an dem Johann Sebastian Bach gespielt, der Thomanerchore gesungen und Martin Luther gepredigt hatte. Also besuchte ich die Thomaskirche mit ihrem steilen Dach.

In der Thomaskirche befinden sich seit 1949 die mutmaßlichen Gebeine von Johann Sebastian Bach, die 1949 von der zerstörten Johanniskirche überführt wurden. Von einigen modernen Musikwissenschaftlern wird deren Identität in Zweifel gezogen und ein DNA-Vergleich mit den zweifelsfrei erhaltenen Knochen seines Sohns Carl Philipp Emanuel gefordert; ein solcher ist bislang nicht erfolgt. Ich kann es nicht beurteilen, aber die potentielle Grabstelle ist auf jeden Fall ein großer Publikumsmagnet. Die Kirche hat einen hervorragenden Klang und es gibt zahlreiche Konzertaufnahmen. Ich habe mich für für Lang Lang und den Goldberg Variationen entschieden. Lang Langs erstes Barock Album enthält gleich zwei Interpretationen der Goldberg-Variationen, die einander zwar ähneln, doch in ihrer Individualität unterschiedlicher kaum sein könnten: Eine Fassung entstand in mehreren Etappen und unter klanglich ausgeklügelten Voraussetzungen im Studio, die andere kurz zuvor in einem einzigen Take während eines Konzertes in der berühmten Leipziger Thomaskirche.

Aber auch bitte einmal einen Blick auf die Kirchenfenster der Südseite werfen. Wir sehen unter anderem Felix Mendelssohn Bartholdy, aber auch unseren Bach und natürlich Martin Luther. Und es gibt immer ein paar Deppen: In der Silvesternacht 2019/2020 warf ein – inzwischen gefasster – Täter mehrere Fenster der Kirche, darunter das Rosettenfenster über dem Westportal, sowie einige weitere wertvolle vom Ende des 19. Jahrhunderts, mit Pflastersteinen ein. Dafür hab ich absolut kein Verständnis für die Zerstörung von Kunst.

Universitätskirche Leipzig
Da wir gerade beim Zerstören von Kunstwerken sind, hat der DDR-Sozialismus auch seinen Anteil in Leipzig. Weil dem Spitzbart Ulbrich die Universitätskirche ein Dorn im Auge war, ließ er sie von seinen Spießgenossen abreißen.

Unter dem Protest zahlreicher Bürger wurde die Kirche am 30. Mai 1968 gesprengt, wenig später folgten die angrenzenden Gründerzeitbauten. In den Jahren 1968-73 errichtete ein Architektenkollektiv unter Leitung von Hermann Henselmann einen neuen Campus mit dem Hochhaus als Fortschrittschiffre. Am Ort der Kirche rief das 33 t schwere, bronzene „Marxrelief“ den gesellschaftlichen Aufbruch in den Sozialismus aus, innen sekundiert durch Werner Tübkes Wandbild Arbeiterklasse und Intelligenz.

Nach der politischen Wende 1989 wurde eine abermalige Umgestaltung des innerstädtischen Universitätscampus angestoßen, die in zwei Architekturwettbewerbe mündete. Eine öffentliche Diskussion um die Erinnerungshaltung gegenüber den Vorgängerbauten begleitete den Planungsprozess, ohne dass die Forderung nach der Rekonstruktion der Universitätskirche eine Mehrheit auf sich vereint hätte. Den zweiten
Architekturwettbewerb der Jahre 2003/04 gewann der Rotterdamer Architekt Erick van Egeraat mit einer „modernen Paraphrase“ der Vorgängerbauten, realisiert 2007-2017. In den nachgebildeten spätgotischen Kirchenraum wurden die sorgsam restaurierten Kunstwerke, u.a. der Altar und ausgewählte Epitaphien, sowie zwei neue Orgeln eingebracht. Der Raum dient als Aula, Kirche und Konzertsaal.

Dracula im Film (29): So finster die Nacht

11. Oktober 2022

Was für eine Offenbarung! Ich habe nicht geglaubt, dass ich nach all den schlechten oder durchschnittlichen Vampirfilmen noch so ein solches Juwel finden würde. So finster die Nacht ist für mich ein Vampirfilm der Extraklasse, der lang bei mir nachgewirkt hat.

Da ich die kanadischen Horrorfilme von David Cronenberg mit seiner Kälte mag, da schob ich die Disc von So finster die Nacht gerne in den Player. Der Film stammt aus Schweden und wurde 2008 inszeniert von Tomas Alfredson, den ich bis dato nicht kannte. Die Geschichte um die Freundschaft und Romanze eines introvertierten, gedemütigten Jungen und eines weiblichen, androgyen Vampirkindes hat mich berührt. Eine Romanze, eingebettet in Blut und Schnee – daraus resultieren starke Bilder. Kåre Hedebrant spielt Oskar und Lina Leandersson die Vampirin Eli spielen hervorragend. Der Film kann als Horrorfilm oder auch als Jugendromanze gesehen werden.

Erst im Nachhinein habe ich gelesen, dass der Name des Films auf Morrisseys Lied Let the Right One Slip In basiert, wobei ich zugeben muss, dass ich mich mit Morrissey nicht so auskenne.
Der Film strahlt eine ungewöhnliche Kühle aus, die ich sehr schätze. Hinzu kommen ungewöhnliche Kameraeinstellungen. Hier gedeiht die Angst sehr eindrucksvoll und der Film wird ein Fest für die Sinne: Romantisch, brutal, sensibel, gehaltvoll und gnadenlos. Als der Film zu Ende war, saß ich in meinem Fernsehsessel und musste das Werk erst einmal verkraften, so sehr hat der Film mich hineingezogen.

Kein Wunder, dass die Amerikaner den Stoff von So finster die Nacht begeistert aufgenommen und eine Neuverfilmung unter dem Titel Let Me In von Cloverfield-Regisseur Matt Reeves gedreht haben. Auch der ist empfehlenswert.

Der Inhalt kurz: Oskar (Kare Hedebrant), ein zwölfjähriger Junge, lebt isoliert und wird von seinen Mitschülern gedemütigt. In seiner sensiblen Seele brodelt es, aber er setzte seine Rachegelüste nicht um. Mit Eli (Lina Leandersson) lernt er eine eigenartige mysteriöse Nachbarin kennen und sieht in ihr eine verwandt Seele, die allerdings nur nachts unterwegs ist.

BAF: Medienbranche klagt über Fachkräftemangel

10. Oktober 2022

Als ich vor gefühlten hundert Jahren mich für den Beruf des Journalisten entschied, war dies für mich eine Berufung, eine Passion. „Irgendwas mit Medien“ lautete damals der Wunsch vieler junger Leute. Was bei vielen unklar war, war für mich konkret: Klassischer Print-Journalismus mit Fotografie. Und bei der jüngsten Festveranstaltung der BAF Bayerische Akademie für Fernsehen und Digitale Medien in Unterföhrung musste ich hören, dass genau diese Medienbranche auch an einem Fachkräftemangel leiden – unglaublich.

Die demographische Entwicklung holt auch die Medien ein. Viele Stellen werden in den nächsten Jahren frei. Medienunternehmen suchen nach Fachkräfte und seien auch bereit auf neue gesellschaftliche Entwicklungen Rücksicht zu nehmen: HomeOffice, remote Arbeiten, Vier-Tagewoche. Und dennoch, da kann ich Thomas Hinrichs vom BR nur beipflichten: Es geht ums harte Arbeiten und um solides Handwerkszeug, das anzuwenden ist. Technik kommt und geht, aber der Journalismus als Handwerkszeug bleibt.

Die BAF ist eine private Ausbildungseinrichtung nach dem Motto „Sowenig Theorie wie möglich, soviel Praxis wie möglich.“ Ich darf einmal im Jahr als Dozent für die BAF tätig sein. Leider bin ich gar nicht auf der Website als Dozent gelistet, wie ich bei dem Festakt in Unterföhring feststelle – schade. Mein Unterricht, der in den vergangenen zwei Jahren online stattfand, macht mir Spaß und hilft hoffentlich auch den jungen Studierenden. Das neue Vollzeitstudium hat gerade erst begonnen und ich wünsche den jungen Kolleginnen und Kollegen viel Erfolg in der schönen neuen Medienwelt, die scheinbar nur auf sie wartet.

Natürlich befinden sich Medien in der Krise. Zeitungs- und Zeitschriftenverlage leiden unter dem ausbleibenden Anzeigengeschäft, die Öffentlich-Rechtlichen haben Finanzprobleme und machen sich durch Intendanten-Aktionen selbst das Leben schwer. Der Rubel rollt nicht mehr so wie früher und Plattformen wie Apple, Facebook und Google machen die große Kasse. Also sind neue Content-Modelle bei den Medien gefragt. Wer eine Idee hat, der ist Sieger.

Interessant ist, dass viele Festgäste beim BAF-Festakt immer noch von Fernsehen, im Sinne von klassischen Broadcast reden. Ich würde eher von Bewegtbildmedien sprechen, denn Geschichten in Form von bewegten Bildern ist längst das Kriterium im Internet. Die TikToks, Instas, YouTubes und wie sie alle heißen gieren nach bewegten Bildern – und die BAF hat diese Zielgruppe für die kostenpflichtige Ausbildung wohl richtig erkannt und ihre Lehrinhalte angepasst. Im Moment entwickle man sogar einen Studiengang GameDesign, den mein Kind K2 bei einer anderen privaten Hochschule gerade aufgenommen hat.

Es werden Zahlen präsentiert, dass Fernsehen noch riesige Zuschauerzahlen haben. Das mag sicher sein. Doch meine Familie gehört nicht dazu. Für uns ist lineares TV tot, mausetot. Aber jeder soll nach seiner Art glücklich werden und sein gutes Geld verdienen. Allerdings frage ich, warum ich die Rundfunkgebühren für Soaps und Fußball bezahlen soll. Mehr Information, weniger Entertainment für nicht bitte. Und bevor die Diskussion aufkommt: Ich bin ein Fan der Öffentlich-rechtlichen Medien, aber mit mehr Information und weniger Blabla.

Ich habe nun selbst zwei Revolutionen erlebt, die mein Berufsfeld auf den Kopf gestellt haben: DTP und Internet – bei beiden habe ich mich gut geschlagen und war bei den Innovativen mit dabei. Gleich war aber immer meine Rolle des Geschichtenerzählers. Und ich habe für mich entschieden, weiterhin Geschichten zu erzählen – heute heißt es wohl Storytelling. Ich vermute, dass die nächste technische Revolution AR und VR sein wird. Auch da brauchen wir neue Geschichtenerzähler, die das Medium kennen und die Story sehen und erzählen können.

Es tat gut, bei diesem BAF-Festakt in Unterföhring viele Kolleginnen und Kollegen aus vergangenen und aktuellen Zeiten zu sehen und auch zu sprechen: Hans-Peter Niedermeier (ehemals HSS), Uwe Brückner (PresseClub), der erste Akademieleiter Ulrich Berls (er saß damals im PresseClub-Vorstand neben mir oder besser ich neben ihm), Thomas Hinrichs (BR), BAF-Präsident Erwin Huber, Renate Hermann (Hochschule Ansbach), Christopher Tusch (BAF), Wolf-Dieter Ring (ehemals BLM) und viele viele mehr.

Es gab Ehrungen, die ich im verwackelten Video festgehalten habe – ich sollte einen Videokurs bei der BAF besuchen.

Bob Dylan live in Berlin 2022 – Rough and Rowdy Ways World Wide Tour

7. Oktober 2022

Ich bin eigens von München nach Berlin gereist, um ihn nochmal zu sehen: Bob Dylan, einer meiner Helden, geht derzeit mit seiner Rough and Rowdy Ways World Wide Tour auf Welttournee bis 2024. Es deutet sich an, dass es die letzte Tour für den 81jährigen sein wird. Er befindet sich nicht mehr auf der Never Ending Tour, wie die Gastspiele früher heißen, sondern es wird explizit von der Rough and Rowdy Ways World Wide Tour gesprochen. Das ist für mich ein Zeichen des Abschieds von der Bühne.

Ich war Besucher des ersten von drei Berliner Konzerten und es war schlichtweg grandios. Wer sich auf Dylan-Konzerte einlässt, weiß was einem im schlimmsten Falle erwarten kann. Alle Befürchtungen wurden zur Seite gewischt, als ich die Kritiken der bisherigen Auftritte in den einschlägigen Facebook-Seiten gelesen habe.

Reduzierung ist angesagt, einfach und schlicht die Show. Gab es in früheren Shows ein wenig Lightshow, der Oscar war einstmals mit dabei, dann gab es sogar mal Videowände, das Logo von Dylan wurde eingeblendet, so haben wir jetzt bei der Rough and Rowdy Ways World Wide Tour nur einen Samtvorhang und ein wenig Licht. Die Musikanten haben einen festen Platz und bewegen sich nicht von der Stelle.

Dylan selbst steht und sitzt hinter dem Klavier, sein schwarzer Wuschelkopf ist nur zu erkennen. Nur zweimal steht er auf und geht nach einem Song zum Mikrofon und hält sich fest. Der 81jährige Song-and-Dance-Man ist wackelig, gar zerbrechlich auf den Beinen, er sieht schwach aus, aber seine Stimme ist voll da. Beim Schluss-Applaus sieht man sein blaues Westernhemd, nachdem er seine Jacke ausgezogen hat. Den Arm in die Seite gestemmt nimmt er den Applaus des Publikums entgegen. Ein Hauch eines Lächelns kommt aus seinem Gesicht. Ich frage mich: Hat Dylan wirklich eine schwarze Jogging-Hose an? Ich konnte es nicht genau erkennen.

Kommunikation mit seinem Publikum ist nicht direkt vorhanden, Dylan kommuniziert über seine Musik. Die Setlist der Tour ist unverändert, das meiste Material kommt von seinem hervorragenden 39. Studioalbum, nur der 15minütige JFK-Song Murder Most Foul fehlt. Keine Greatest-Hits-Show, sondern nachdenkliches Material des vielgelobten Rough and Rowdy Ways-Albums.

Wenig altes Material war zu hören, aber es tat sehr gut. Watching the River Flow von 1973 zeigte, wohin es musikalisch geht. Blues, Country, Western, Swing, Rock – kein Showgefrickle und Gepose. Freundlich begrüßt wurde „I’ll Be Your Baby Tonight“ und prophetisch christlich ging es beim Nobelpreisträgers zu „Every Grain of Sand“ und „Gotta Serve Somebody“ von 1981.

Die Musik war glasklar ausgesteuert. Und das Publikum genoss diese Musik. Handys waren verboten und sie wurden zu Konzertbeginn in versiegelte Etuis verborgen. Ich entdeckte keine Smartphones im Saal aufleuchten, aber Audio-Aufnahmen vom Konzert kursieren bereits. Es war eine fast heilige Atmosphäre, fast schon wie ein Gottesdienst. Den meisten Zuschauern war klar, dass sie Dylan wohl nie wieder sehen werden. Es ging um die größtmögliche Aufmerksamkeit für den Meister, der das Leben so vieler Zuschauer massiv beeinflusst hat. Es war für mich ein intimes Konzert, bei dem ich die Augen schließen konnte und mich auf die fabelhafte Musik konzentrieren konnte. Dylan sprach direkt zu mir. So wie es mir ging, erging es den anderen 4000 Zuschauern in Berlin ebenso. Am Ende jedes Songs gab es Applaus und Dankesrufe. Zugaben gibt es bei dieser Tour keine. Nach einer Stunde und 52 Minuten war das Konzert zu Ende. Die hervorragende Band sind zumeist alte Bekannte: Bob Britt (Gitarre), Charley Drayton (Schlagzeug), Tony Garnier (Bass), Donnie Herron (Violine, Pedal Steel) und Doug Lancio (Gitarre).

Einstmals habe ich gelesen, dass Dylan ein Superstar wie Elvis werden wollte. Er wurde viel mehr, er hat den Superstar übersprungen und ist direkt zu Lebzeiten zur Legende geworden. Ich war dankbar den Meister nochmal zu hören, ehrfürchtig seiner Musik zu lauschen und mich bei ihm zu bedanken. Vielleicht nehme ich noch ein paar Euro in die Hand und besuche eine weitere Station der Rough and Rowdy Ways World Wide Tour irgendwo auf der Welt.

Nach dem Konzert, nach dem Verlassen der Verti Music Hall kam man auf dem Mercedes Benz-Vorplatz zusammen. Das Duo Lent Moyo spielte alte Dylan Songs. Ich hörte mir noch It Ain’t me und I Shall Be Released an. Songs, die lange zurück liegen und nur noch für Nostalgie sorgen – der aktuelle Dylan hat sich schon um Welten weiter entwickelt.

Die Setlist von Berlin:
Watching the River Flow
Most Likely You Go Your Way (and I’ll Go Mine)
I Contain Multitudes
False Prophet
When I Paint My Masterpiece
Black Rider
My Own Version of You
I’ll Be Your Baby Tonight
Crossing the Rubicon
To Be Alone with You
Key West (Philosopher Pirate)
Gotta Serve Somebody
I’ve Made Up My Mind to Give Myself to You
That Old Black Magic
Mother of Muses
Goodbye Jimmy Reed
Every Grain of Sand

Einkaufsverhalten verändert sich: Bio geht zurück

6. Oktober 2022

Bei uns im Dorf gibt es einen Wochenmarkt und mehrere Selbstvermarkter. In der Corona-Phase habe ich mir die Zeit genommen und bewusst Bio-Produkte eingekauft. Dann waren wir Mitglied in einer Lebensmittelgenossenschaft (in der Familie Kolchose genannt), was allerdings eine ziemliche Fahrerei war, bis wir unsere Produkte ins Auto laden konnten. Durch die Hektik in Familie, Job, Ausbildung, Studium ist dieses Einkaufsverhalten wieder eingeschlafen. Wir hatten auch mal eine Bio-Kiste einmal pro Woche bestellt, waren aber von der Qualität der Waren nicht überzeugt.

Und nun: Als Familie versuchen wir das Auto so oft wie möglich in der Garage zu lassen. Eingekauft wird nur noch einmal pro Woche im örtlichen Inhabergeführten Edeka-Supermarkt. Ketten wie Aldi oder Rewe vermeiden wir, wenn möglich. Gespart wird bei uns in der Familie nicht bei Lebensmitteln, dafür bei Kleidung und Schuhe. Geheizt wird im Moment noch nicht, die Temperatur im Haus ist noch bei 19 Grad. Doch wie sieht es bei anderen Familien aus? Da gibt es interessante Zahlen von der Offerista Group, Europas größtes Netzwerk für digitales Handelsmarketing.

Stark gestiegene Lebensmittelpreise machen sich im Einkaufskorb bemerkbar. Und das betrifft vor allem Bioprodukte. 40 Prozent der von Offerista in Deutschland Befragten gaben an, dass sie wegen der explodierenden Preise ihren Konsum von Bioware eingeschränkt haben. Offerista hat daher gefragt, ob Bioprodukte für deutsche Verbraucher überhaupt noch interessant sind, und wenn ja, wo sie diese kaufen.

Nachdem sie auch Discounter mehr und mehr anbieten, ist in den vergangenen Jahren ein regelrechter Boom rund um Bioprodukte im Lebensmittelhandel ausgebrochen. Doch die jüngsten Preissteigerungen haben das Interesse an den nachhaltigen Frischewaren mitunter sehr gedämpft, so das Ergebnis einer Studie, für die Offerista in Deutschland im Zeitraum von 31. August bis 12. September 2022 insgesamt 882 volljährige Konsument online befragt hat. Dabei interessierte auch, wo die Menschen in Deutschland ihre Lebensmittel überwiegend kaufen, ob beim Discounter oder beim Super- beziehungsweise Biomarkt und wie beliebt Bio überhaupt ist.

Wo kaufen die Deutschen am liebsten Lebensmittel?
Die Antwort ist so wie in Österreich, wo die Studie zeitgleich lief: Die Mehrheit kauft Lebensmittel beim Discounter! Mehr als die Hälfte (55 Prozent) gibt in der Befragung an, ihren Lebensmitteleinkauf in einem Discounter wie ALDI, Lidl oder Netto zu erledigen – also in Ketten, die nicht Inhabergeführt sind. Ähnlich beliebt ist der Kauf der alltäglichen Waren in einem Supermarkt. Hier kaufen 38 Prozent der Probanden ihre Lebensmittel ein. Einkaufsstätten wie der Wochenmarkt (4 Prozent) und Biomärkte (3 Prozent) sind in der Käufergunst weit abgeschlagen beim Lebensmitteleinkauf.

Vor allem ältere Leute im Alter von 65+ Jahren drängt es wegen der günstigeren Preise mit 57 Prozent eher zu den Discountern, während es bei der Gruppe der 25- bis 34-Jährigen „nur“ 44 Prozent sind. Das ist ein deutliches Zeichen der Altersarmut in diesem Land.

Discounter oder Biomarkt?
Wenn man vom Beliebtheitsgrad absieht, zieht es die Konsumenten noch mehr in die Geschäfte der Discounter. Denn mit 91 Prozent sind sie ganz klar vorn, was sich in Zeiten der Krise und galoppierenden Inflation noch verstärkt hat. Nur etwa 9 Prozent der von Offerista Befragten kaufen ihre Lebensmittel des Öfteren im Biomarkt, 51 Prozent gehen dagegen einmal pro Woche zum Discounter, 34 Prozent sogar zwei- oder mehrmals pro Woche, wobei hier zwischen Stadt- und Landbevölkerung zu unterscheiden ist. Letztere schafft es meistens nur einmal in der Woche zum Discounter. Biomärkte werden hingegen von dem Großteil der Verbraucher selten bis gar nicht angesteuert: 41 Prozent gehen gar nicht dort einkaufen, 33 Prozent, die zweitgrößte Gruppe der Befragten, „eher selten“.

Wie beliebt oder wichtig ist „Bio“ eigentlich?
Ganz entgegen dem Ergebnis, dass Biomärkte sich über weit weniger Kundschaft freuen können als die Discounter und die großen Supermärkte, ist das Interesse an Bioprodukten nach wie vor groß. Viele Konsumenten halten es sogar für wichtig, Produkte mit dem Bio-Label zu kaufen und dies unabhängig davon, ob beim Discounter, Bio- oder Supermarkt. Interessant ist: Man würde ja Bio kaufen, tut es aber doch nicht,
34 Prozent der Befragten greifen nach eigenem Bekunden gelegentlich, 20 Prozent sogar oft zu Bioprodukten. Am meisten achten sie auf Biosiegel, wenn es sich um Obst und Gemüse handelt. Das ist mit 75 Prozent weit vorn, auf den zweiten und dritten Plätzen folgen Eier mit 67 Prozent und Fleisch mit 56 Prozent. Molkereiprodukte wie Milch, Butter, Käse und Joghurt sollten für 44 Prozent der Verbraucher ebenfalls den Biostandards genügen, wobei es hier sicherlich regionale Unterschiede gibt. Mich würde interessieren, ob man beim Urlaub auch so auf den Preis schaut – wir Deutschen sind ein irrationales Volk.

Viele der Befragten, nämlich 40 Prozent, haben allerdings geäußert, dass sie angesichts der stark steigenden Preise ihren Konsum an Bioware eingeschränkt haben. Von denjenigen, die ohnehin nie oder nur selten zu Bioprodukten greifen, sind sie 86 Prozent schlicht zu teuer. 18 Prozent von ihnen nannten als Argument dagegen, dass ihnen das Biosortiment nicht breit genug aufgestellt sei.

Warum dort kaufen und nicht woanders?
Daran knüpfte sich auch die Frage, was für die Wahl des Einkaufsortes entscheidend ist. 61 Prozent der Befragten nannten als wichtigstes Kriterium den Preis, 60 Prozent ein breitaufgestelltes, gutes Angebot. Frische ist für 58 Prozent der Konsumenten in Deutschland ein wichtiges Kaufargument, die Regionalität der Produkte nur für 54 Prozent der Befragten

Hat die Preisexplosion zu einer Kundenwanderung geführt?
Interessanterweise sind trotz der stark gestiegenen Preise 76 Prozent der Konsumenten ihrem angestammten Einkaufsort treu geblieben. 25 Prozent haben sich allerdings nach Alternativen umgesehen oder diese schon gefunden.

Mobilitätsfaktor Auto beim Einkaufen
Viele Discounter, große Super- und Hypermärkte locken die Kundschaft immer mehr in die Peripherie oder in große Einkaufs-Ballungszentren, die oft besser oder nur mit dem Auto zu erreichen sind. Dieser Trend hat sich gerade in ländlichen Regionen und Kleinstädten verstärkt, ist aber auch in Metropolen erkennbar. Das ist auch bei uns im Dorf so, wo ein Aldi eröffnet hat. Daher ist auch nicht verwunderlich, dass 39 Prozent der Verbraucher in Deutschland zwischen 1 und 5 km mit dem Auto zum Geschäft ihrer Wahl fahren, obwohl 24 Prozent nur 100 bis 500 m benötigen würden, um ihre Lebensmitteleinkäufe zu erledigen. Ich steuere ein wenig dagegen und hab mir so ein Oma-Wägelchen gekauft und werde von der Dorfjugend doof angesehen, Dabei sind deutliche Unterschiede zwischen Land- und Stadtbevölkerung erkennbar: Erstere nimmt eher längere Fahrstrecken in Kauf, wobei das Auto für beide Gruppen trotz extrem gestiegener Spritkosten und trotz des vorübergehenden 9-Euro-Tickets immer noch die erste Wahl ist.

71 Prozent der Verbraucher in Deutschland fahren meist mit dem Auto zum Einkaufen, 26 Prozent erledigen ihre Einkäufe zu Fuß oder mit dem Rad. Auf dem Land überwiegt das Auto mit 84 Prozent als Einkaufsvehikel, aber auch in den Städten ist der Anteil mit 62 Prozent vergleichsweise hoch, während nur 25 Prozent zu Fuß oder Rad einkaufen gehen.
Und wie ist es bei Ihnen?

11. Todestag von Steve Jobs

5. Oktober 2022

Für mich war es klar, dass ich mir das Buch Designed by Apple in California am Erscheinungstag am 16. November 2016 erwerben musste – die große Ausgabe sollte es sein. Und am elften Todestag von Steve Jobs (2011) holte ich dieses wahnsinnig schöne Buch hervor, das dem ehemaligen Apple-CEO gewidmet ist. Es lang in braunen Karton verpackt unter einem fetten Bücherstapel im Haus, den ich in nächster Zeit noch sortieren muss.

Der Inhalt des Buches ist untrennbar mit Steve Jobs verbunden: 20 Jahre der Geschichte des Apple-Designs. Das Buch zeigt die Jobs-Produkte vom ersten iMac aus dem Jahr 1998 bis zum Apple Pencil in 2015. Es dokumentiert zudem auch die Materialien und Techniken, die vom Apples Design-Team über zwei Jahrzehnte der Innovation eingesetzt worden sind. Das Durchblättern war wie eine Zeitreise durch einen Teil der Geschichte von Apple. Mir kamen die Emotionen zurück, die ich beim damaligen Kauf meiner Apple-Produkte verspürt habe. Komisch, dass technische Geräte Emotionen auslösen können. Das passierte mir übrigens ebenso beim Erwerb einer Fotokamera oder meines ersten Atari 2600. Kalte technische Geräte verbinde ich mit Emotionen und denke zurück, welchen Spaß ich mit ihnen hatte.

„Die Idee wirklich etwas Großes für die Menschheit zu schaffen, war von Anfang an Steves Motivation, und es bleibt unser Ideal und unser Ziel, während Apple in die Zukunft blickt“, sagte Jony Ive, damaliger Chefdesigner von Apple, wie immer in weihevollen Worten. Nun Sir Jony ist auch nicht mehr bei Apple und Tim Cook ist weniger ein Design-, als vielmehr ein Finanzgenie. Tim hat seine Leute und ich sehe Apple auf guten Kurs und bin auf die AR/VR-Welt gespannt. Jony Ive weiter: „Diese Sammlung steht für eine repräsentative, behutsam ausgewählte Zusammenstellung vieler Produkte, die das Team im Laufe der Jahre entworfen hat. Wir hoffen, dass es die Art und Weise wie und warum diese Produkte kreiert worden sind, verständlich macht und es zugleich als Quelle für Studenten aller Design-Richtungen gelten wird.“ Als ob sich Studis dieses Buch damals und vor allem heute leisten können.
Die 450 bewusst in einem sehr reduzierten Stil gehaltenen Bilder des Fotografen Andrew Zuckerman illustrieren sowohl die Entwicklung des Designs als auch die fertigen Produkte von Apple.

„Designed by Apple in California“ war damals in zwei Größen verfügbar und auf eigens hergestelltem, besonders gemahlenem Papier mit silbernen Schmuckrändern gedruckt worden; unter Verwendung einer achtfachen Farbseparation und Tinte, die den Geistereffekt ausschließt. Es ist wirklich edel. Das leinengebundene Hardcover-Buch wurde in den acht Jahren entwickelt und wurde direkt von Apple veröffentlicht und über ausgewählte Apple-Store verkauft.

Damals im November 2016 kostet mein großes Buch 300 Euro und war ein stolzer Preis für mich. Heute wird das Buch zwischen 2000 und 17000 Euro gehandelt und ich stelle fest: Ich hätte damals mehr Bücher kaufen sollen.

Beim Durchblättern bin ich heute traurig. Gerne erinnere ich mich an die alten Zeiten mit Steve Jobs, als ich jedes Jahr nach SF gepilgert bin. Es waren schöne Zeiten, unbeschwerte Zeiten als man ein Präsentationsgenie bei seiner Keynote erleben durfte. Steve ist tot, aber er ist für mich nicht vergessen.

Macworld 2008: Steve Jobs und Homer
Macworld 2008: Steve Jobs und Homer

Buch oder Film? New York 1999 oder Jahr 2022 … die überleben wollen

4. Oktober 2022

Als Fan des Films der siebziger Jahre und Mitglied in einer dazugehörigen diskussionsfreudigen Facebook-Gruppe habe ich einen Klassiker zu Gemüte geführt, zu dem ich unbedingt im Jahr 2022 meinen Senf dazugeben muss: Jahr 2022 … die überleben wollen

Buch oder Film?

Ich habe mir den Film mit Charlton Heston und Edward G. Robinson wieder auf Bluray angesehen, nachdem ich ihn gefühlt vor Jahrzehnten mal im Fernsehen gesehen hatte. Damals fand ich Soylent Green, wie der Film im Original hieß, sehr spannend und bewegend. Nach wiederholten Ansehen meine ich, dass es nach wie vor ein guter Film der siebziger Jahre ist – das Jahr der Veröffentlichung war 1973 und die grünen Kekse verfolgen mich seit dem ersten Betrachten des Films. Das dies so ist, zeigt mir, welche Wirkung dieser Film auf mich und andere gemacht hat. Allerdings ist der Film von Richard Fleischer recht konventionell inszeniert. Und dennoch gilt er als einer der ersten Filme der Ökodystopien, wie auch Lautlos im Weltraum, den ich für sehr unterschätzt halte. 2022 ist auch als Sammler-Edition erschienen.

Nachdem ich den Film aus dem Archiv gezogen habe, wollte ich auch die literarische Vorlage von Harry Harrison lesen, der unter dem Titel New York 1999 erschienen ist. Film und Buch haben nur bedingt etwas gemeinsam. Die grünen Kekse kommen nur am Rande vor und in einem anderen Zusammenhang. Soylent Green gibt es gar nicht im Buch. Nach zwei Tage Lektüre und zweimaligen Ansehen des Film ziehe ich für mich Bilanz: Der Roman ist bei weitem besser.

Die Beschreibungen von Harry Harrison aus dem Jahre 1966 halte ich für realistischer und grausamer. Die Systemkritik, vor allem die Kritik an der katholischen Kirche und ihrer Politik zur Empfängnisverhütung, ist klarer und deutlicher formuliert. Die Dystopie im Film ist nur ein Hintergrund für eine spannende Detektiv- und Enthüllungsstory. Die Dystopie im Buch geht viel tiefer, viel weiter und viel radikaler – und leider viel aussichtsloser.

Fans des Buches werden beim Betrachten des Films enttäuscht sein. Allerdings gibt es wohl weniger Menschen, die das Buch überhaupt gelesen haben und stattdessen den Film ansahen. Ich bin mal auf eure Meinung gespannt.

Deutschlandfahne an Bord von Apollo 17

3. Oktober 2022

Zum Tag der Deutschen Einheit 2022 habe ich eine besondere Geschichte ausgegraben. Apollo 17 war der elfte bemannte Flug des Apollo-Programms und der bisher letzte bemannte Flug zum Mond. Die Mission startete am 7. Dezember 1972 um 0:33 Uhr Eastern Standard Time vom Kennedy Space Center in Florida. An Bord waren der Kommandant Eugene Cernan, der Pilot des Apollo-Raumschiffs Ron Evans und der Pilot der Mondlandefähre Harrison „Jack“ Schmitt.

Was viele nicht wissen: An Bord von Apollo 17 war auch eine Deutschlandfahne. Das Original ist heute Ausstellungsstück im Deutschen Museum München. Die Mini-Ausgabe der Deutschlandfahne ist dort mit einer Widmung von US-Präsident Richard Nixon ausgestellt.

Außerdem ist ein Original-Mondgestein aus dem Taurus-Littrow-Tal ausgestellt. Taurus-Littrow ist ein Tal auf der erdzugewandten Seite des Mondes bei den Koordinaten 20° 0′ N, 31° 0′ O. Es befindet sich im südöstlichen Teil des Mare Serenitatis. Das Mare selbst entstand vor 3,8 bis 3,9 Milliarden Jahren nach dem Einschlag eines großen Objektes.


Mit dabei war auch ein Fahrzeug. Das bewährte Lunar Roving Vehicle – Mondauto 34 Kilometer zurück. Ingesamt sammelten die Astronauten 110,4 kg Mondgestein. Das Ausstellungsstück im Deutschen Museum ist allerdings von Apollo 15.

Am 14. Dezember 1972 um 05:40 UTC verließ Cernan als letzter Mensch die Mondoberfläche, die bis heute nicht wieder von Menschen betreten wurde. Er nahm Abschied mit den Worten:

„Ich bin auf der Oberfläche; und wenn ich nun für einige Zeit den letzten Schritt eines Menschen vom Mond Richtung Heimat machen werde, dann möchte ich sagen, was die Geschichte meiner Meinung nach festhalten wird: Amerikas Herausforderung von heute hat das Schicksal des Menschen von morgen geschmiedet. Wir verlassen jetzt Taurus-Littrow, wie wir einst gekommen sind und, wenn Gott es will, werden wir zurückkehren in Frieden und Hoffnung für die gesamte Menschheit. Gute Reise der Besatzung von Apollo 17.“

Nachdem wir bald wieder Richtung Mond unterwegs sind, finde ich das auch eine tolle Inspiration zum Tag der Deutschen Einheit 2022.