Als Fan des Films der siebziger Jahre und Mitglied in einer dazugehörigen diskussionsfreudigen Facebook-Gruppe habe ich einen Klassiker zu Gemüte geführt, zu dem ich unbedingt im Jahr 2022 meinen Senf dazugeben muss: Jahr 2022 … die überleben wollen

Ich habe mir den Film mit Charlton Heston und Edward G. Robinson wieder auf Bluray angesehen, nachdem ich ihn gefühlt vor Jahrzehnten mal im Fernsehen gesehen hatte. Damals fand ich Soylent Green, wie der Film im Original hieß, sehr spannend und bewegend. Nach wiederholten Ansehen meine ich, dass es nach wie vor ein guter Film der siebziger Jahre ist – das Jahr der Veröffentlichung war 1973 und die grünen Kekse verfolgen mich seit dem ersten Betrachten des Films. Das dies so ist, zeigt mir, welche Wirkung dieser Film auf mich und andere gemacht hat. Allerdings ist der Film von Richard Fleischer recht konventionell inszeniert. Und dennoch gilt er als einer der ersten Filme der Ökodystopien, wie auch Lautlos im Weltraum, den ich für sehr unterschätzt halte. 2022 ist auch als Sammler-Edition erschienen.
Nachdem ich den Film aus dem Archiv gezogen habe, wollte ich auch die literarische Vorlage von Harry Harrison lesen, der unter dem Titel New York 1999 erschienen ist. Film und Buch haben nur bedingt etwas gemeinsam. Die grünen Kekse kommen nur am Rande vor und in einem anderen Zusammenhang. Soylent Green gibt es gar nicht im Buch. Nach zwei Tage Lektüre und zweimaligen Ansehen des Film ziehe ich für mich Bilanz: Der Roman ist bei weitem besser.
Die Beschreibungen von Harry Harrison aus dem Jahre 1966 halte ich für realistischer und grausamer. Die Systemkritik, vor allem die Kritik an der katholischen Kirche und ihrer Politik zur Empfängnisverhütung, ist klarer und deutlicher formuliert. Die Dystopie im Film ist nur ein Hintergrund für eine spannende Detektiv- und Enthüllungsstory. Die Dystopie im Buch geht viel tiefer, viel weiter und viel radikaler – und leider viel aussichtsloser.
Fans des Buches werden beim Betrachten des Films enttäuscht sein. Allerdings gibt es wohl weniger Menschen, die das Buch überhaupt gelesen haben und stattdessen den Film ansahen. Ich bin mal auf eure Meinung gespannt.
Schlagwörter: Charlton Heston, Edward G. Robinson, Empfängnisverhütung, Harry Harrison, Jahr 2022 … die überleben wollen, New York 1999, Richard Fleischer, Soylent Green
4. Oktober 2022 um 8:09 |
Danke für den Buchtipp. Ich werde es bei einigen Portionen Tofubratlingen oder Chicken Nuggets (andere Begriffe für Soylent Gelb und Soylent Grün) lesen.
4. Oktober 2022 um 20:42 |
Was ich beim Film lachhaft finde: Das futuristische Datum 1999 wurde in die Zukunft 2022 verschoben.
5. Oktober 2022 um 8:32 |
Ach damit kann ich leben. Als der Film gedreht wurde, war das neue Jahrtausend noch weg. Zudem ist es ja ein typisch deutscher Verleihtitel. Im Original sind wir ja bei den Keksen
5. Oktober 2022 um 8:43 |
Mir gefällt auch der Originaltitel des Buches besser: Make Room! Make Room!