Bei uns im Dorf gibt es einen Wochenmarkt und mehrere Selbstvermarkter. In der Corona-Phase habe ich mir die Zeit genommen und bewusst Bio-Produkte eingekauft. Dann waren wir Mitglied in einer Lebensmittelgenossenschaft (in der Familie Kolchose genannt), was allerdings eine ziemliche Fahrerei war, bis wir unsere Produkte ins Auto laden konnten. Durch die Hektik in Familie, Job, Ausbildung, Studium ist dieses Einkaufsverhalten wieder eingeschlafen. Wir hatten auch mal eine Bio-Kiste einmal pro Woche bestellt, waren aber von der Qualität der Waren nicht überzeugt.

Und nun: Als Familie versuchen wir das Auto so oft wie möglich in der Garage zu lassen. Eingekauft wird nur noch einmal pro Woche im örtlichen Inhabergeführten Edeka-Supermarkt. Ketten wie Aldi oder Rewe vermeiden wir, wenn möglich. Gespart wird bei uns in der Familie nicht bei Lebensmitteln, dafür bei Kleidung und Schuhe. Geheizt wird im Moment noch nicht, die Temperatur im Haus ist noch bei 19 Grad. Doch wie sieht es bei anderen Familien aus? Da gibt es interessante Zahlen von der Offerista Group, Europas größtes Netzwerk für digitales Handelsmarketing.

Stark gestiegene Lebensmittelpreise machen sich im Einkaufskorb bemerkbar. Und das betrifft vor allem Bioprodukte. 40 Prozent der von Offerista in Deutschland Befragten gaben an, dass sie wegen der explodierenden Preise ihren Konsum von Bioware eingeschränkt haben. Offerista hat daher gefragt, ob Bioprodukte für deutsche Verbraucher überhaupt noch interessant sind, und wenn ja, wo sie diese kaufen.

Nachdem sie auch Discounter mehr und mehr anbieten, ist in den vergangenen Jahren ein regelrechter Boom rund um Bioprodukte im Lebensmittelhandel ausgebrochen. Doch die jüngsten Preissteigerungen haben das Interesse an den nachhaltigen Frischewaren mitunter sehr gedämpft, so das Ergebnis einer Studie, für die Offerista in Deutschland im Zeitraum von 31. August bis 12. September 2022 insgesamt 882 volljährige Konsument online befragt hat. Dabei interessierte auch, wo die Menschen in Deutschland ihre Lebensmittel überwiegend kaufen, ob beim Discounter oder beim Super- beziehungsweise Biomarkt und wie beliebt Bio überhaupt ist.

Wo kaufen die Deutschen am liebsten Lebensmittel?
Die Antwort ist so wie in Österreich, wo die Studie zeitgleich lief: Die Mehrheit kauft Lebensmittel beim Discounter! Mehr als die Hälfte (55 Prozent) gibt in der Befragung an, ihren Lebensmitteleinkauf in einem Discounter wie ALDI, Lidl oder Netto zu erledigen – also in Ketten, die nicht Inhabergeführt sind. Ähnlich beliebt ist der Kauf der alltäglichen Waren in einem Supermarkt. Hier kaufen 38 Prozent der Probanden ihre Lebensmittel ein. Einkaufsstätten wie der Wochenmarkt (4 Prozent) und Biomärkte (3 Prozent) sind in der Käufergunst weit abgeschlagen beim Lebensmitteleinkauf.
Vor allem ältere Leute im Alter von 65+ Jahren drängt es wegen der günstigeren Preise mit 57 Prozent eher zu den Discountern, während es bei der Gruppe der 25- bis 34-Jährigen „nur“ 44 Prozent sind. Das ist ein deutliches Zeichen der Altersarmut in diesem Land.

Discounter oder Biomarkt?
Wenn man vom Beliebtheitsgrad absieht, zieht es die Konsumenten noch mehr in die Geschäfte der Discounter. Denn mit 91 Prozent sind sie ganz klar vorn, was sich in Zeiten der Krise und galoppierenden Inflation noch verstärkt hat. Nur etwa 9 Prozent der von Offerista Befragten kaufen ihre Lebensmittel des Öfteren im Biomarkt, 51 Prozent gehen dagegen einmal pro Woche zum Discounter, 34 Prozent sogar zwei- oder mehrmals pro Woche, wobei hier zwischen Stadt- und Landbevölkerung zu unterscheiden ist. Letztere schafft es meistens nur einmal in der Woche zum Discounter. Biomärkte werden hingegen von dem Großteil der Verbraucher selten bis gar nicht angesteuert: 41 Prozent gehen gar nicht dort einkaufen, 33 Prozent, die zweitgrößte Gruppe der Befragten, „eher selten“.

Wie beliebt oder wichtig ist „Bio“ eigentlich?
Ganz entgegen dem Ergebnis, dass Biomärkte sich über weit weniger Kundschaft freuen können als die Discounter und die großen Supermärkte, ist das Interesse an Bioprodukten nach wie vor groß. Viele Konsumenten halten es sogar für wichtig, Produkte mit dem Bio-Label zu kaufen und dies unabhängig davon, ob beim Discounter, Bio- oder Supermarkt. Interessant ist: Man würde ja Bio kaufen, tut es aber doch nicht,
34 Prozent der Befragten greifen nach eigenem Bekunden gelegentlich, 20 Prozent sogar oft zu Bioprodukten. Am meisten achten sie auf Biosiegel, wenn es sich um Obst und Gemüse handelt. Das ist mit 75 Prozent weit vorn, auf den zweiten und dritten Plätzen folgen Eier mit 67 Prozent und Fleisch mit 56 Prozent. Molkereiprodukte wie Milch, Butter, Käse und Joghurt sollten für 44 Prozent der Verbraucher ebenfalls den Biostandards genügen, wobei es hier sicherlich regionale Unterschiede gibt. Mich würde interessieren, ob man beim Urlaub auch so auf den Preis schaut – wir Deutschen sind ein irrationales Volk.

Viele der Befragten, nämlich 40 Prozent, haben allerdings geäußert, dass sie angesichts der stark steigenden Preise ihren Konsum an Bioware eingeschränkt haben. Von denjenigen, die ohnehin nie oder nur selten zu Bioprodukten greifen, sind sie 86 Prozent schlicht zu teuer. 18 Prozent von ihnen nannten als Argument dagegen, dass ihnen das Biosortiment nicht breit genug aufgestellt sei.
Warum dort kaufen und nicht woanders?
Daran knüpfte sich auch die Frage, was für die Wahl des Einkaufsortes entscheidend ist. 61 Prozent der Befragten nannten als wichtigstes Kriterium den Preis, 60 Prozent ein breitaufgestelltes, gutes Angebot. Frische ist für 58 Prozent der Konsumenten in Deutschland ein wichtiges Kaufargument, die Regionalität der Produkte nur für 54 Prozent der Befragten
Hat die Preisexplosion zu einer Kundenwanderung geführt?
Interessanterweise sind trotz der stark gestiegenen Preise 76 Prozent der Konsumenten ihrem angestammten Einkaufsort treu geblieben. 25 Prozent haben sich allerdings nach Alternativen umgesehen oder diese schon gefunden.

Mobilitätsfaktor Auto beim Einkaufen
Viele Discounter, große Super- und Hypermärkte locken die Kundschaft immer mehr in die Peripherie oder in große Einkaufs-Ballungszentren, die oft besser oder nur mit dem Auto zu erreichen sind. Dieser Trend hat sich gerade in ländlichen Regionen und Kleinstädten verstärkt, ist aber auch in Metropolen erkennbar. Das ist auch bei uns im Dorf so, wo ein Aldi eröffnet hat. Daher ist auch nicht verwunderlich, dass 39 Prozent der Verbraucher in Deutschland zwischen 1 und 5 km mit dem Auto zum Geschäft ihrer Wahl fahren, obwohl 24 Prozent nur 100 bis 500 m benötigen würden, um ihre Lebensmitteleinkäufe zu erledigen. Ich steuere ein wenig dagegen und hab mir so ein Oma-Wägelchen gekauft und werde von der Dorfjugend doof angesehen, Dabei sind deutliche Unterschiede zwischen Land- und Stadtbevölkerung erkennbar: Erstere nimmt eher längere Fahrstrecken in Kauf, wobei das Auto für beide Gruppen trotz extrem gestiegener Spritkosten und trotz des vorübergehenden 9-Euro-Tickets immer noch die erste Wahl ist.
71 Prozent der Verbraucher in Deutschland fahren meist mit dem Auto zum Einkaufen, 26 Prozent erledigen ihre Einkäufe zu Fuß oder mit dem Rad. Auf dem Land überwiegt das Auto mit 84 Prozent als Einkaufsvehikel, aber auch in den Städten ist der Anteil mit 62 Prozent vergleichsweise hoch, während nur 25 Prozent zu Fuß oder Rad einkaufen gehen.
Und wie ist es bei Ihnen?
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6. Oktober 2022 um 21:26 |
Edeka ist leider eine totale Mogelpackung, lies mal:
https://www.oxfam.de/supermarkt-check
7. Oktober 2022 um 18:55 |
War das nicht die Organisation mit den gekauften Prostituierten in Haiti?
8. Oktober 2022 um 7:36
Das wusste ich noch nicht…
10. Oktober 2022 um 10:10 |
Auch ein Rewe kann inhabergeführt sein, genau wie bei EDEKA
10. Oktober 2022 um 10:34 |
Ok – danke für die Info. Bei uns im Dorf ist es nicht so. Aber danke