Archive for Juli 2015

Die Arbeitswelt bewegt sich – Chancen für #OutofOffice

19. Juli 2015
Bei mir hat das Buch OutofOffice einiges in Bewegung gebracht.

Bei mir hat das Buch OutofOffice einiges in Bewegung gebracht.

Nachdem ich auf der republica 15 #rp15 immer wieder mit dem Thema #OutofOffice konfrontiert wurde, freut es mich als digitaler Nomade, dass das Thema langsam gesellschaftsfähig wird. Ausgehend von dem lesenswerten Buch von Out of Office der beiden deutschen Microsoft-Manager Elke Frank und Thorsten Hübschen stelle ich fest: Die Arbeitswelt bewegt sich. Kernthese des Buches ist, eine Neuerfindung der Arbeit. Das Zusammenspiel von Arbeit und Leben wird durch die Digitalisierung verändert. Das Buch Out of Office selbst werde ich später einmal besprechen.
Immer wieder führe ich Gespräche zum Thema Arbeiten außerhalb des Büros, diskutiere Thesen in meinen Seminaren und frage mich selbst: Wie sieht die Zukunft der Arbeit aus?
Während ich diese Zeilen der Siri ins MacBook diktiere, sitze ich im Garten. Als Freiberufler habe ich es mir im Garten unter Apfelbäumen bequem gemacht – das WLAN reicht bis zu den Apfelbäumen, die notwendigen Schatten spenden.
Auf der #rp15 habe ich das Thema #OutofOffice auf Einladung von Mircosoft ausprobiert. Einige Journalisten, Blogger und Freunde des Hauses wurden zu einer Tour durch Berlin eingeladen. Ich wurde auf der #rp15 abgeholt und zum Veranstaltungsort gebracht.

Sehr freundlich wurde ich von einer MS-Mitarbeiterin empfangen.

Sehr freundlich wurde ich von einer MS-Mitarbeiterin empfangen.

Start war ein künstlicher Strand und weiter ging es mit einer Velo-Tour durch Berlin. Das hat mir als digitaler Nomade natürlich gefallen und ich hab die Tour gleich mal gefilmt – also unterwegs gearbeitet.

GoPro bei der Velo-Tour

GoPro bei der Velo-Tour

 

Was sich bei mir im Kleinen bewegt, passiert auch in der bundesdeutschen Gesellschaft. Interessiert lese ich Aussagen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Die deutsche Industrie und die Gewerkschaft IG Metall haben sich für flexiblere Arbeitszeitmodelle ausgesprochen. Der Präsident des Bundesverbandes der Industrie, Ulrich Grillo, sagte, künftig werde Arbeit verstärkt auch von Zuhause geleistet. Er betonte, die Chancen der Digitalisierung dürften nicht durch staatliche Überregulierung wieder kaputt gemacht werden. Die Unternehmen müssten flexibel sein, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen.

Auch unterwegs konnte ich arbeiten - hier bei einer Einladung  von MS.

Auch unterwegs konnte ich arbeiten – hier bei einer Einladung von MS.

Der Vorsitzende der IG-Metall, Detlef Wetzel, forderte einen Zukunftspakt zwischen Beschäftigten und Arbeitgebern mit neuen Regeln. Wenn die Firmen immer mehr Flexibilität erwarteten, müssten die Beschäftigten das Recht haben, souverän mit ihrer Arbeitszeit umzugehen, so Wetzel. Die künftige Arbeitswelt dürfe nicht dazu führen, dass nur noch wenige Menschen die neuen Anforderungen bewältigen könnten. Interessant ist, dass ich bei einem Seminar mit Betriebsräten vor kurzem auf eine absolute Offenheit für das Thema Zukunft der Arbeit stieß.
Vor etwas längerer Zeit hat das Thema Digitalisierung und Mittelstand auch Wirtschaftsminister Gabriel auf der Eröffnung der Internationalen Handwerksmesse IHM angesprochen. Er erwähnte den Mittelstand, den Anschluss nicht zu verlieren. Ich sehe hier eine Spaltung des Mittelstandes: Wir haben Unternehmer, die die Digitalisierung voll begriffen haben und welche, die sie ablehnen. Schlagworte wie Industrie 4.0 höre ich immer wieder und in meinen Seminaren nähere ich mich dem Thema. Aber es gibt noch viel zu tun.

Deutschlands digitale Wirtschaft bleibt laut Monitoring-Report Digitale Wirtschaft auch in 2014 im 15-Länder-Vergleich auf einem guten fünften Platz. Der Report, den TNS Infratest und das ZEW im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) fortlaufend erstellen, beleuchtet die Leistungsfähigkeit der IKT-Branche und der Internetwirtschaft durch die Analyse der Märkte, der infrastrukturellen Voraussetzungen und der Nutzung neuer Technologien und Dienste. Der Standort Deutschland erreicht bei der global vergleichenden Bewertung seiner Leistungsfähigkeit 47 von 100 möglichen Punkten.
Unangefochtener Spitzenreiter im 15-Länder-Vergleich sind die USA mit 81 Punkten, gefolgt von Südkorea mit 54 Punkten. Großbritannien kann sich in einigen zentralen Bereichen verbessern und belegt, gemeinsam mit Japan, Platz drei (jeweils 53 Indexpunkte). Ab dem fünften Rang stellt sich das Feld dicht gedrängt dar. Zwischen Deutschland, als erstem der Verfolgergruppe, auf Platz fünf und Frankreich auf Rang elf liegen nur drei Indexpunkte.

Markt: Deutschland nach IKT-Umsätzen auf Platz vier
Deutschland ist zusammen mit Großbritannien die viertgrößte IKT-Nation weltweit. In der Bundesrepublik werden 4,3 Prozent der weltweiten IKT-Umsätze erwirtschaftet. Allerdings gehen die Umsätze mit Telekommunikation im Gegensatz zum globalen Trend weiter zurück. So sanken die Ausgaben für diesen Bereich im Jahr 2013 um ein Prozent. Für 2014 und 2015 ist mit einem weiteren Rückgang von voraussichtlich jeweils 0,4 Prozent zu rechnen.

Infrastruktur: Netzgeschwindigkeiten ausbauen
Der Standort Deutschland verfügt über eine gut entwickelte technische Infrastruktur und erreicht einen soliden sechsten Platz im internationalen Vergleich. Der Standort stabilisiert sich bei der Breitbandpenetration in der Bevölkerung mit 34,6 Prozent. Allerdings bleibt die Geschwindigkeit der Netze weiter das zentrale Thema, denn gemessen an der Verbreitung von superschnellen Glasfaseranschlüssen hinkt Deutschland deutlich hinterher. Mit einer Glasfaser-Quote von lediglich einem Prozent liegt Deutschland weit abgeschlagen auf dem letzten Platz der europäischen Länder.

Nutzung: Verbesserte Akzeptanz von neuen Technologien und Anwendungen
Bei der Analyse der Nutzung, also des Einsatzes neuer Technologien und Anwendungen durch die Bürger, Unternehmen und Verwaltungen, kann sich Deutschland um einen Rang verbessern und ist nun fünftstärkste Nation im Ranking. Vor allem bei der Nutzung von E-Commerce und beim Musik-Download konnte sich Deutschland im internationalen Vergleich gut positionieren. So kaufen in Deutschland 32 Prozent der Internetnutzer mindestens einmal wöchentlich online ein (Rang 5) und jeder Deutsche lädt durchschnittlich zwei Musiktitel im Jahr aus dem Netz (Rang 3).

Handlungsfelder Digitalisierung und Innovation
Für Experten der Digitalen Wirtschaft sind die wichtigsten Themen für den Standort Deutschland die Digitalisierung der klassischen Wirtschaftszweige sowie Innovationen durch Informations- und Kommunikationstechnologien. Die Digitalisierung in den volkswirtschaftlich bedeutsamen deutschen Traditionsbranchen schreitet immer weiter voran. Die wichtigsten Themen hierbei sind aus Expertensicht die Digitalisierung der Produktion (Industrie 4.0) sowie die systematischen Digitalisierung und Vernetzung in den Sektoren Energie, Gesundheit, Bildung, Verkehr und Verwaltung. Deutschland sollte dabei Wert auf seine digitale und technologische Souveränität legen, um stets in der Lage zu sein, eigene moderne Systeme entwickeln zu können. Mit Blick auf eine breite Akzeptanz der digitalen Transformation bei Bürgern und Anwendern ist nach Expertenauffassung die Gewährleistung eines hohen IT-Sicherheitsniveaus elementar.
Wertschöpfende Innovationen entstehen heute längst nicht mehr nur durch reine technologische Entwicklungen. Vielmehr geht es um Prozessinnovationen und um die Kombination von neuen Technologien mit bekannten Komponenten. Hierbei bieten sich aus Expertensicht besondere Chancen für den deutschen Mittelstand. Auch die Unterstützung junger Unternehmen und von Gründerinnen und Gründern ist zentral für die Innovationsfähigkeit der Digitalen Wirtschaft in Deutschland.

Audi hilft beim Mondauto mit

17. Juli 2015
So könnte der Audi-Flitzer auf dem Mond aussehen. Foto: Audi

So könnte der Audi-Flitzer auf dem Mond aussehen. Foto: Audi

Der Weltraum fasziniert mich. Im Moment verfolge ich gebannt die NASA-Aufnahmen vom Pluto, lese das tolle Buch Der Marsianer von Andy Weir und Chris Hadfield und Alexander Gerst sind sowieso meine Helden. Und ich finde das Projekt Google Lunar X faszinierend. Google will auf den Mond. Immer wieder gibt es von dort Fortschritte (und Rückschläge).
Schon 2012 unterstützte der Grafikprozessoren-(GPU)-Entwickler NVIDIA die deutsche Wissenschaftlergruppe „Part-Time Scientists“ (PTS) mit Tesla-GPUs für die Teilnahme am „Google Lunar X PRIZE“ (GLXP). Dabei handelt es sich um einen von der X PRIZE Foundation ins Leben gerufenen Wettbewerb, dessen Ziel eine zu 90 Prozent privat finanzierte Mondmission ist. Nun ist auch Audi mit von der Partie. Auch Audi will auf den Mond. Das sind mal Ziele für einen Autobauer.
Audi bricht zum Mond auf – zusammen mit dem genannten Team der „Part-Time Scientists“. 45 Jahre nach der letzten bemannten NASA-Mondmission haben sich die Kooperationspartner erneut das damalige Landegebiet der Apollo 17 als Zielmarke gesetzt. Die deutsche Ingenieurs-Gruppe der Part-Time Scientists arbeitet im Rahmen des Wettbewerbs Google Lunar XPRIZE daran, einen unbemannten Rover auf den Erdtrabanten zu bringen. Was wäre das für ein Werbeeffekt? Die Audi-Ringe tuckern auf dem Mond – Wahnsinn.

Audi lunar quattro mit den Ringen. Foto: Audi

Audi lunar quattro mit den Ringen. Foto: Audi

Audi unterstützt Part-Time Scientists mit seinem Know-how auf vielen Technikfeldern – vom quattro-Allradantrieb über Leichtbau und Elektromobilität bis zum Pilotierten Fahren. „Der Gedanke einer privat finanzierten Mission zum Mond ist faszinierend“, sagt Luca de Meo, Audi-Vorstand Vertrieb und Marketing. „Und innovative Ideen brauchen Unterstützer, die sie voranbringen. Mit unserem Engagement bei den Part-Time Scientists wollen wir ein Signal setzen und auch andere Partner animieren, ihr Knowhow einzubringen.“ Luca de Meo stellte die Kooperation auf dem internationalen Innovationsforum der Cannes Innovation Days vor. Ich finde das super.
Prof. Dr. Ulrich Hackenberg, Audi-Vorstand Technische Entwicklung: „Gerne unterstützen wir dieses Projekt mit unserem Know-how, von Leichtbau über Elektronik bis hin zur Robotik.“
Der mit mehr als 30 Millionen US-Dollar dotierte Google Lunar XPRIZE ist ein Raumfahrt-Wettbewerb, der sich an Ingenieure und Unternehmer aus der ganzen Welt wendet. Um zu gewinnen, muss ein privates Team einen Rover auf den Mond bringen, der dort mindestens 500 Meter zurücklegt und hochaufgelöste Bilder und Videos zur Erde übermittelt.
Die AUDI AG unterstützt mit Technologie-Know-how bei der Optimierung des Roversder Part-Time Scientists, dem einzigen deutschen Team bei Google Lunar XPRIZE. Im bisherigen Verlauf des Wettbewerbs ist das Mondfahrzeug der Forschergruppe bereits von einer Jury aus Raumfahrtexperten mit zwei so genannten Milestone Prizes ausgezeichnet worden.
Als Kooperationspartner unterstützt Audi das Team vor allem in seinen Kompetenzfeldern Leichtbau und E-Mobilität, beim permanenten Allradantrieb quattround beim Pilotierten Fahren. Auch beim Testen, Erproben und Absichern der Qualität bietet Audi breit gelagerte Zusammenarbeit an. Zudem überarbeitet das Audi Konzept Design München den Rover, um idealem Leichtbau-Bedingungen sicherzustellen. Künftig heißt das Mondauto übrigens „Audi lunar quattro“ – ein wenig Audi-Marketing muss dann schon sein.

Vor dem Einstieg von Audi sah das Mondauto so aus.

Vor dem Einstieg von Audi sah das Mondauto so aus.

Die Landefähre mit dem Audi lunar quattro soll bis 2017 an Bord einer Trägerrakete ins All starten und mehr als 380.000 Kilometer bis zum Mond zurücklegen. Etwa fünf Tage wird die Reise dauern. Das Ziel-Landegebiet liegt nördlich des Mond-Äquators in derNähe der Landestelle der letzten bemannten NASA-Mondmission Apollo 17 im Jahr 1972. Hier gibt es extreme Temperaturschwankungen von bis zu 300 Grad Celsius.
In verschiedenen Test-Schleifen, die unter anderem in den österreichischen Alpen und auf Teneriffa stattfanden, haben die Part-Time Scientists ihr Mondfahrzeug entwickelt, das in weiten Teilen aus Aluminum besteht. Ein verstellbares Solarpanel fängt das Sonnenlicht auf und leitet es in eine Lithium-Ionen-Batterie. Sie speist vier Radnabenmotoren. Ein Kopf an der Front des Fahrzeugs trägt zwei stereoskopische Kameras sowie eine wissenschaftliche Kamera zur Materialuntersuchung. Die theoretische Höchstgeschwindigkeit beträgt 3,6 km/h – ein Laser wird das Ding auf der Mondoberfläche dann doch nicht. Viel wichtiger auf der holprigen Mond-Oberfläche sind jedoch die Offroad-Eigenschaften und die Fähigkeit zur sicheren Orientierung.
„Mit Audi haben wir einen starken Partner gewonnen, der uns mit seiner Technologie und Mobilitäts-Kompetenz einen großen Schritt nach vorne bringen wird“, sagt Robert Böhme, der Gründer und Kopf von Part-Time Scientists.
Part-Time Scientists entstand Ende 2008 auf Initiative von Robert Böhme, der als IT-Berater in Berlin arbeitet. Die Mehrzahl der momentan etwa 35 Ingenieure kommt ausDeutschland und Österreich. Experten aus drei Kontinenten, darunter der ehemals leitende NASA-Mitarbeiter Jack Crenshaw aus Florida, verstärken das Team. Zu den Unterstützern der Gruppe gehören neben Audi zahlreiche Forschungseinrichtungen undHightech-Unternehmen, so etwa NVIDIA, die Technische Universität Berlin, das Austrian Space Forum (OeWF) und das Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt(DLR).

Google Lunar XPRIZE
Der mit mehr als 30 Millionen US-Dollar dotierte Google Lunar XPRIZE ist ein Wettbewerb, der sich an Ingenieure und Unternehmer aus der ganzen Welt wendet. Um zu gewinnen, muss ein privates Team einen Rover auf den Mond bringen, der mindestens 500 Meter auf der Mondoberfläche zurücklegt und dabei hochaufgelöste Bilder und Videos zur Erde übermittelt.
Der Google Lunar XPRIZE will innovativen, unkonventionellen und kostengünstigen Ideen zum Durchbruch verhelfen. Deshalb sollen die Teilnehmer zu 90 Prozent ohne finanzielle Hilfe durch staatliche Institutionen auskommen. Der Launch der Rakete, die den Rover über mehr als 380.000 Kilometer Entfernung auf den Mond bringen soll, kostet in der Kalkulation der Part-Time Scientists inklusive der notwendigen Versicherungen etwa 24 Millionen Euro.
Die Mission, die spätestens am 31. Dezember 2017 abgeschlossen sein muss, wird nach Berechnungen der Part-Time Scientists etwa fünf Tage dauern. Ihr Ziel-Landegebiet liegt nördlich des Mond-Äquators unweit der Landestelle der letzten bemannten NASA-Mondmission Apollo 17 im Jahr 1972. Eine wirtliche Gegend ist das nicht – die Temperaturschwankungen betragen bis zu 300 Grad Celsius.
Beim Google Lunar XPRIZE läuft derzeit die Finalrunde mit 16 Teams. Neben den Part-Time Scientists, die im Juni 2009 offiziell im Wettbewerb registriert wurden, haben vier weitere Wettbewerber in den vergangenen Monaten so genannte Milestone Prizes gewonnen, die mit insgesamt 5,25 Millionen US-Dollar dotiert sind. Darunter zwei Gruppen aus den USA (Astrobotics und Moon Express) und jeweils ein Team aus Indien (Indus) und Japan (Hakuto).

Die Part-Time Scientists

Die Part-Time Scientists

Die Part-Time Scientists, das einzige deutsche Team beim Google Lunar XPRIZE, bekamen nach erfolgreichen Testvorführungen Milestone Prizes für die Entwicklung ihres Rovers („Mobility Prize“) sowie für seine optischen Systeme und Sensoren („Imaging Prize“) zugesprochen. Das Preisgeld dafür betrug insgesamt 750.000 US-Dollar.

Der nördlichste Kiosk Deutschlands liegt auf Helgoland

16. Juli 2015

Mit Helgoland verbinde ich viele Eindrücke. Wer um die Insel spaziert, wird auf viele bekannte Attraktionen und Sehenswürdigkeiten stoßen. Die Inselgruppe Helgoland und Düne gehört seit 1890 zum deutschen Staatsgebiet. Ich denke, das bekannteste Wahrzeichen der Insel ist die Lange Anna. Die Lange Anna ist eine 47 Meter hohe freistehende Felsnadel im äußersten Nordwesten der deutschen Nordseeinsel.

Der letzte deutsche Kiosk vor England liegt in Helgoland.

Der letzte deutsche Kiosk vor England liegt in Helgoland.

Was es aber auch gibt, ist der nördlichste Kiosk Deutschlands. An der Hoffmann-von-Fallersleben-Straße 520 findet sich die Parfümerie Ellen, gegenüber der Schule und Friedhof. Kein besonderes Schild weist auf die Besonderheit des Ortes hin.

—- Update August 2023: der Kiosk ist inzwischen geschlossen —-

„Es ist der letzte Kiosk Deutschlands, dann können Sie nur noch in England einkaufen“, wird der Besucher von Ellen Fähland freundlich begrüßt. Ellen Fähland betreibt nicht nur die Parfümerie Ellen, sondern auch die Ferienwohnung Ingeborg. In ihrem Kiosk gibt Waren, wie überall auf der Insel.

Adresse: Hoffmann-von-Fallersleben-Straße 520 auf Helgoland

Adresse: Hoffmann-von-Fallersleben-Straße 520 auf Helgoland

Das Besondere ist eben nur die einzigartige Lage: Eis, Andenken, Mützen, Nippes, Zigaretten, Alkohol – und natürlich Duty Free. Für das vierzig Kilometer vom Festland entfernte Helgoland gelten Sonderregelungen: Die Gemeinde ist zwar Teil des deutschen Wirtschaftsgebiets, zählt aber weder zum Zollgebiet der Europäischen Union, noch werden deutsche Verbrauchssteuern erhoben. Gerade das Thema Alkohol-Verkauf wird in dem Laden groß geschrieben, der Schwerpunkt liegt auf Single Malt.

Na denn Prost.

Na denn Prost.

Wer auf den Fußmarsch zur Langen Anna ist, der kann sich im Kiosk mit Proviant noch eindecken – und erst auf dem Rückweg den Alkohol erwerben. Aber unbedingt auf die Zollbestimmungen achten. Der deutsche Zoll kontrolliert auf dem Festland sehr streng. Also entweder den Single Malt auf Helgoland vernichten, oder die erlaubten Waren einführen.

  • 200 Zigaretten oder 100 Zigarillos oder 50 Zigarren oder 250 Gramm Rauchtabak
  • 1 Liter alkoholische Getränke mit mehr als 22 Vol% oder 2 Liter alkoholischer Getränke mit bis zu 22 Vol%
  • 500 Gramm Kaffee oder 200 Gramm Kaffeeauszüge
  • 50 ml Parfüm oder 250ml Eau d´Toilette

Buchkritik: Herbstblond von Thomas Gottschalk

15. Juli 2015

herbstblond

Ich sag es gleich vorweg: Ich mag den Gottschalk, ich mochte ihn früher und ich mag ihn heute auch noch. Ich bin also befangen. Als Jugendlicher hörte ich die B3 Radioshow mit Gottschalk und Jauch. Ach was schreib ich? Ich liebte sie. Als Schüler lief bei mir das Radio, wenn die beiden Moderatoren auf Sendung waren und sich gezankt haben. Der witzige Thomas und der ernste Günther. Sonst mochte ich Radio nicht so, aber Gottschalk brachte frischen Wind in den Bayerischen Rundfunk und rockte die Hütte. Er versüßte mir die Hausaufgaben.
Aus diesem Grunde las ich auch die Autobiografie Herbstblond von Thomas Gottschalk. Vor allem interessierte mich, wie ein Kerl aus der fränkischen Provinz mit einer großen Klappe und Schlagfertigkeit zum wichtigsten deutschsprachigen Entertainer aufsteigen konnte. Seine Geschichten über den Bayerischen Rundfunk und seinen Strukturen habe ich in diesem Buch verschlungen, wahrscheinlich weil ich den einen oder anderen Protagonisten kannte. Ich las auch viel über den Hörfunkdirektor Udo Reiter, dessen Autobiografie ich mir auch gleich reinzog und darüber bloggte. Reiter förderte Gottschalk nach Kräften, so dass er im System BR überleben konnte. Mal sehen, ob ich die Autobiografie von Gottschalk-Freund Gunter Sachs auch noch bekomme. Auch mit ihm war Gottschalk befreundet – und sowohl Reiter als auch Sachs haben sich im Alter erschossen. Thomas Gottschalk hat Rundfunkgeschichte geschrieben, nicht mehr, nicht weniger.
Auch interessant für mich, wie selbstkritisch sich Gottschalk mit den neuen Medien auseinander setzt. Er beschreibt seine eigene Hilflosigkeit im Hinblick auf die Digitalisierung – YouTube und Twitter sind nicht sein Leben. Wichtig ist, dass er dies erkennt und danach handelt und sich nicht zum Affen macht. Gottschalk kann heute sich zurückziehen und kann seinen Erfolg genießen. Diese Autobiografie, die übrigens sehr flott geschrieben und gut lektoriert wurde, ist das Werk eines schlagfertigen Profis. Es gibt nachdenkliche Seiten, wenn sich Gottschalk beispielweise über Religion und Bildungssystem auslässt, und es gibt witzige Seiten, wenn es seine Filmprojekte beispielsweise geht. Piratensender Powerplay war Kult. Gut gespielt hatte er nur in dem Helmut Dietl-Film Late Night.

Werbung im Hugendubel in Erfurt.

Werbung im Hugendubel in Erfurt.

Kritisch geht Gottschalk mit Wetten dass um. Er war der Meister des Samstagabends, aber diese Zeiten sind vorbei. Und sie kommen nicht wieder. Da sollte sich auch ein Thomas Gottschalk bei all seiner Popularität erinnern. Gottschalk hatte die großen Stars dieser Welt auf seinem Sofa. Ich erinnere mich noch an Michael Jackson, bei dessen Auftritt die Fans ausrasteten. Für mich die wichtigsten Auftritte waren Sir Paul McCartney, Bill Gates und Sir Peter Ustinov. Gerade die US-Stars konnte er einladen, was sicherlich auch an seinem amerikanischen Wohnsitz lag. Meine deutschen Helden waren Peter Alexander, Karlheinz Böhm und Loriot. Gottschalk übernahm Wetten dass ja von Frank Elstner und der hatte zumindest schon 1983 Johnny Cash in der Show – ein Auftritt, den ich noch immer fasziniert ansehe. 2011 kam es dann zum Umfall von Samuel Koch und ab da hatte Wetten dass für mich seine Leichtigkeit verloren. Michelle Hunziker wurde zuvor eingebaut, die ich aber überflüssig fand. Wetten dass war für mich nicht mehr die Sendung, die ich mochte und mit meiner Familie schaute. Wir hatten uns auseinander gelebt. Smartphone und Laptop und damit YouTube und soziale Netzwerke waren wichtiger im Haushalt, der Fernseher bliebt die meiste Zeit aus. Das verbindende Element Fernsehen ging verloren. Die Wetten der Sendung konkurrierten mit YouTube und zogen den Kürzeren. Zeit aufzuhören, obwohl die heilige Quote im Vergleich immer noch passte.
Die Late Night-Experimente waren okay, die meisten leichtbekleideten Tussis dort allerdings waren überflüssig. Eine schlüpfrige Bemerkung hier, ein zweideutiges Kompliment da – das brauche ich nicht ansehen. Für mich war Harald Schmidt der deutsche König der Late Night-Unterhaltung. Das war nicht die Welt von Plaudertasche Gottschalk und das erkannte er auch.

Sehr nett ist auch das Kokettieren mit Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki. Der oberflächliche Gottschalk und der tiefsinnige Reich-Ranicki – zwei begnadete Entertainer, die immer wieder aufeinandertreffen. 2008 lehnte Reich-Ranicki den Fernsehpreis ab, bot Gottschalk das Du an und Gottschalk ergriff geistesgegenwärtig die Chance und forderte die Intendanten von ARD, ZDF und RTL zu einer gemeinsamen Sendung mit Tiefgang auf. Das muss man sich erst mal trauen. Schön und treffend fand ich die Bemerkung vom damaligen FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher an Gottschalk: Er solle sich in Zukunft nicht dümmer stellen als nötig. Das passt als Credo über die gesamte Biografie: Thomas Gottschalk hat eine emotionale Intelligenz und weiß sie einzusetzen. Daher klarer Lesebefehl für Herbstblond.

Kritik: Patti Smith auf dem Tollwood München

14. Juli 2015

IMG_3084

Bereits mit der ersten Zeile hatte sie ihre Fans auf dem Münchner Tollwood im Griff. „Jesus died for somebody’s sins but not mine …“ und der Punk ging bei Patti Smith ab. Diese Frau ist fit und gewaltig bei Stimme und das mit 68 Jahren.


Sie ist Power pur, soviel war klar, als sie die Songs zu ihrem Album Horses vortrug. Horses von 1975 (!) Mein Gott, soll Horses schon wirklich 40 Jahre her sein? Ein Großteil der Fans im Tollwood-Zelt hatte Horses damals auf Vinyl gehört und huldigt nun der Sängerin samt exzellenter Band. Das merkte auch Patti Smith, wer hier vor ihr stand und machte auch gleich Witze über Vinyl-Scheiben. „Die eine Seite ist nun zu ende und wir müssen die Schallplatte umdrehen und die Nadel neu auflegen“ – ihre Fans quotierten es mit donnerndem Applaus. So etwas verstehen nur die Älteren, die die analoge Zeit erlebt haben.
Die Idee, nach 40 Jahren eine Tour zu einem Erfolgsalbum zu machen, ist genial. Die meisten der anwesenden Fans konnten die Texte von Horses mitsingen und so kam von der ersten Minute richtig Stimmung auf. Die einstige Punk-Lady hatte jederzeit ihr Publikum im Griff und konnte es sich auch erlauben, während eines Songs mal hinter die Bühne auf die Toilette zu verschwinden. Ihr Verschwinden quittierte sie später mit den Worten, dass sie normalerweise vor einem Auftritt die Toilette besuchte, aber sie dieses Mal nicht konnte. So genau wollten wir es eigentlich nicht wissen. Aber da ist sie wieder, die gute alte Provokation von Patti Smith. Auch das Spucken auf der Bühne hat sie beibehalten, daran nimmt aber wohl kaum noch einer Anstoß. Unsere Fußballer spucken auch und das ist nicht Punk.


Sie galt einst als  Vertreterin des New Yorker Punkstils, nicht den modischen Quatsch mit Iro, sondern ihre innere Haltung zählte. Bands wie Velvet Underground und immer wieder die Ramones lebten den Punk und Patti Smith ebnete den Weg und sie überlebte.
Lenny Kaye (Gitarre) und Jay Dee Daugherty (Drums) sind von damals mit dabei, werden heute unterstützt von Tony Shanahan (Keyboards) und Jacl Petruzzeli (Bass). Die Jungs sind so gut, dass sie auch alleine ein Velvet Underground Medley spielen dürfen inklusive Rock’n Roll, Wating for the Man, White Light/White Heat. Und weil Horses nach einer knappen Stunde vorbei ist, legt Patti Smith noch ein paar Kohlen nach inklusive ihres Hits People have the Power.
Am Ende zeigte sich noch einmal, warum man sie einst die Godmother of Punk nannte. Sie zerlegte systematisch den The Who-Song My Generation und rupfte ihre die E-Gitarre. „Es ist das Haar von Engeln“ nannte sie die gerissenen Saiten, grinste und ging von der Bühne, während die Gitarre noch wimmerte. Und es passte, dass aus der Konsole Hendrix Crossroad Traffic kam, während sich die Besucher auf die Münchner Straßen nach Hause machten.
Anmerkung: Irgendwie hatte manche gehofft, dass es zu einer Begegnung Joan Baez und Patti Smith kommen würde. Baez spielte am 11. Juli, Smith am 13. Juli am Tollwood und es überreichte die 68jährige Smith der 74jährigen Baez den Preis von Amnesty International in Berlin. Wäre in München eine schöne musikalische Begegnung gewesen.

 

Buchtipp: Gestatten, dass ich sitzen bleibe von Udo Reiter

13. Juli 2015

Die Autobiografie des Journalisten Udo Reiter Gestatten, dass ich sitzen bleibe: Mein Leben hat mich nachdenklich gemacht. Eigentlich stieß ich auf das Buch Gestatten, dass ich sitzen bleibe: Mein Leben als ich die Autobiografie von Thomas Gottschlak Herbstblond las. Reiter war seit 1986 Hörfunkdirektor beim Bayerischen Rundfunk und hat die Karriere von Thomas Gottschlak am Rundfunkplatz 1 massiv vorangetrieben und unterstützt. Gottschlak kommt super weg in den Buch und genau, das wollte ich auch lesen. Ich erinnerte mich wieder, wie gerne ich die B3 Radioshow als Schüler bei meinen Hausaufgaben gehört habe. Wie mich Gottschalk und Jauch gefesselt haben, die Wortgefechte waren göttlich und warum ich keine Münchner Privatsender hören wollte. Aber es ist deutlich mehr zu finden in dem lesenswerten Buch.

av_reiter_gestatten.indd
Dem Lindauer Udo Reiter begenete ich mehrmals in meinem Leben, hatte aber nicht groß Kontakt zu ihm. Ich war freier Mitarbeiter, Volontär und Redakteur beim Münchner Merkur, vor allem in der Lokalredaktion Fürstenfeldbruck. Udo Reiter wohnte in dem Dorf Rottbach und seine Frau war Lehrerin in Maisach, meinem heutigen Wohnort. Als Tageszeitungsmann wusste ich um seine Prominenz, zumal ich die Gemeinde Maisach redaktionell als Lokaljournalist zu betreuen hatte. Reiter war in meinem Hood. Aber Udo Reiter war privat dort und nicht als BR-Mann und damit kam er in meiner Berichterstattung nicht vor. Zwar sah ich ihn in seinem Rollstuhl bei dem einen oder anderen Dorffest, aber über ihn geschrieben habe ich nicht. Bei offiziellen Anlässen wie Medientage war er die große Nummer und ich ein kleines Licht.
Später habe ich ihn nochmals gesehen als er Professor in Mittweida war. Dort durfte ich zusammen mit meinem Kollegen Thomas Gerlach mehrere Lehraufträge absolvieren. Udo Reiter hielt Vorlesungen über Hörfunkjournalismus und war inzwischen Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks. Aber Hörfunk war als Printmann nie mein Bereich und so gab es an der Hochschule Mittweida kaum Berühungspunkte. Ich lauschte bei einem Medienforum in Mittweida einmal seinen Worten. Im nachhinein und vor allem als ich seine Autobiografie an zwei Tagen gelesen hatte, ärgere ich mich, denn Reiter hatte etwas zu sagen.
Hatte – ja hatte, denn Udo Reiter nahm sich am 9. Oktober 2014 in seinem Haus in Gottscheina bei Leipzig das Leben. Udo Reiter hatte sich erschossen. Wer sein Buch aufmerksam gelesen hat, dem wird es mit dem Wissen um seinen Selbstmord klar, was Reiter vorhatte. Er schreibt: „Aber wenn es nicht mehr geht, möchte ich nicht in einer Weise abtreten, die ich quälend ginde und die meiner bisherigen Lebensweise unwürdig ist.“ Das gab mir zu denken. Reiter weiter: „Dieses Recht auf eineb selbstbestimmten Tod ist das Gegenstück zum Recht auf ein sebstbestimmtes Leben. Ich finde es unerträglich, dass eine Allianz aus Politik, Kirche und Ärzteschaft uns dieses Recht immer noch vorenthalten will.“ Ich war bei der Lektüre über den angekündigten Selbstmord hin und her gerissen und auch zu keinem Schluss gekommen. Aber die Worte von Udo Reiter haben in meinem Kopf etwas bewegt.
Günther Jauch, den Reiter damals vom BR feuerte und später bereute, verlas später einen Abschiedsbrief und bringt mich zum Nachdenken über Sterbehilfe. Reiter schrieb in seinem Abschiedbrief: „Nach fast 50 Jahren im Rollstuhl haben meine körperlichen Kräfte in den letzten Monaten so rapide abgenommen, dass ich demnächst mit dem völligen Verlust meiner bisherigen Selbstständigkeit rechnen muss. Vor allem die Fähigkeit, aus eigener Kraft die Toilette zu benutzen und das Bett zu erreichen, und wieder zu verlassen, schwindet zunehmend. Parallel dazu beobachte ich auch ein Nachlassen meiner geistigen Fähigkeiten, das wohl kürzer oder später in einer Demenz enden wird. Ich habe mehrfach erklärt, dass ein solcher Zustand nicht meinem Bild von mir selbst entspricht und dass ich nach einem trotz Rollstuhl selbstbestimmten Leben nicht als ein von Anderen abhängiger Pflegefall enden möchte. Aus diesem Grund werde ich meinem Leben jetzt selbst ein Ende setzen. Ich haben vielen zu danken, die meinen Weg begleitet und meinem Leben Freude und Sinn gegeben haben.“
Aber zurück zu seiner wirklich lesenswerten Autobiografie. Wir erfahren viel vom Aufwachsen des Arbeiterkindes Udo Reiter in Lindau und seinem Weg zum BR und später zum MDR. Mich interessierte die Strömungen beim Bayerischen Rundfunk. Ich habe miterlebt, wie Reiter die Service-Welle B5 aktuell ins Leben rief. Im Grunde kupferte er diese Idee des Nachrichtenradios in Frankreich bei France Info ab. Noch heute höre ich B5 aktuell morgens beim Rasieren und informiere mich über die Nachrichtenlage.
Die Skandale um den MDR und vor allem KiKa interessierten mich weniger als vielmehr die Herausforderung der Digitalisierung. Wie kam ein alter Haudegen wie Reiter mit dem Medienwandel klar? Reiter setzte auf Trimedialität, was heute ein Zauberwort im BR ist und leider nicht von allen BR-Mitarbeitern gelebt wird. Reiter selbst habe ich über Twitter kennengelernt. Ich war sein Follower, er folgte mir nicht. Streitbar war er in Twitter, teilte aus und bekam einmal einen fetten Shitstorm ab, als er zur Deutschen Einheit twitterte: „einheitstag 2030: bundespräsident mohammed mustafa ruft die muslime auf, die rechte der deutschen Minderheit zu wahren.“ Das war es dann mit Udo Reiter bei Twitter. Er legte seinen Account still.

Mit diesem Tweet erntete Reiter einen Shitstorm und verschwand aus Twitter.

Mit diesem Tweet erntete Reiter einen Shitstorm und verschwand aus Twitter.

Mir hat das Buch Gestatten, dass ich sitzen bleibe: Mein Leben auf der einen Seite sehr viel Spaß beim Lesen bereitet, auf der anderen Seite hat es mich sehr nachdenklich zum Thema Sterbehilfe und Freitod gemacht. Entscheidet selbst!

Indoor-Kräutergarten durch WMF-Bewässerungssystem

11. Juli 2015
Kräutergarten - Made by WMF,

Kräutergarten – Made by WMF,

Ich bin es leid, dass ich mir ewig neue Küchenkräuter kaufen muss, weil meine Pflanzen vertrocknen. Nun ich liebe es, mit frischen Kräutern zu kochen und meine Speisen zu verfeinern. Ein Teil meiner Pflanzen wächst im heimischen Garten, ein anderer Teil in kleinen Kräutertöpfen, die in der Küche und im Esszimmer verteilt stehen.
Beruflich bin ich oft mehrere Tage auf Reisen und damit werden die Kräuter nicht regelmäßig gegossen. Sie machen schlapp, sie vertrocknen. Ich kann die vertrockneten Kräutergewächse dann entsorgen, ärgere mich und besorge mir beim nächsten Einkauf wieder Kräuter. Diesen ewigen Kreislauf habe ich jetzt durchbrochen. Ich investierte in einen WMF-Kräutergarten mit Bewässerungssystem. Witzig ist, dass WMF ihn als Indoor-Kräutergarten beschreibt. Ich hätte mir selbst so was bauen können, aber meine handwerklichen Fähigkeiten sind überschaubar. Ich wählte einen Kräutergarten Gourmet mit drei Töpfen und Schere.

Die Edelstahltöpfe mit Loch und Docht.

Die Edelstahltöpfe mit Loch und Docht.

Die Töpfe sind aus spülmaschinenfesten Edelstahl und haben an der Unterseite ein Loch. Hier kommt ein mitgelieferter Glasfaserdocht durch. Die Pflanze mit ihrem Wurzelballen kommt dann in den Edelstahltopf und ich muss darauf achten, dass der Docht die Erde berührt. Anschließend kommt der Topf in den Plastikbewässerungstank, der zu zwei Drittel mit Wasser gefüllt wurde. Der Glasfaserdocht saugt das Wasser aus dem Tank an und versorgt die Kräuter. Der untere Teil des Dochtes muss freilich im Wasser liegen, nur dann ist die Funktionsweise des Bewässerungssystems gewährleistet. Das Ganze verhindert eine Über- oder Unterdosierung und ich kann beruhigt auf Reisen gehen.

Im Moment steht das Bewässerungssystem auf dem Esstisch und funktioniert einwandfrei. Ein Langzeittest muss noch zeigen, wie leistungsfähig das System ist.
Das Ganze wurde übrigens von Jan Christian Delfs geschaffen. Jan Christian Delfs (1977) schloss sein Industriedesign-Studium an der Muthesius Kunsthochschule Kiel 2006 ab. Seit 2001 war er u.a. als freier Mitarbeiter für Ostwalddesign und ON Industriedesign in Hamburg tätig. 2005 nahm er eine Dozententätigkeit an der Muthesius Kunsthochschule Kiel auf und gründete sein eigenes Design-Studio jcddesign. Jan Christian Delfs gewann mehrere Designwettbewerbe wie etwa den „Toshiba Contest“, den „WMF Designwettbewerb“ und den „Braun Preis“ und sein Topfuntersetzer Mister X wird bereits von Auerhahn produziert. Seit 2005 gestaltet er Produkte als freier Designer in seinem Designstudio in Kiel.

Tank mit Wasser auffüllen und Docht rein.

Tank mit Wasser auffüllen und Docht rein.

Allerdings habe ich im Nachhinein das Gefühl, dass mein Kräutergarten von WMF baugleich mit dem Kräutergarten Herbs@Home Kräutergarten von Auerhahn ist. Er geht ein paar Euro günstiger her.
Eine Kritik muss ich an beiden System dennoch loswerden. Der Bewässerungstank ist aus Plastik. Ich denke, er wird sich im Sonnenlicht auf der Fensterband verfärben. Bei einem Verkaufspreis zwischen 50 und 60 Euro hätte ich ein System aus Keramik oder Porzellan erwartet, was etwas mehr hermacht.

Unter 1, unter 2 und unter 3 – Umgang mit Quellen

8. Juli 2015
Umgang mit den Quellen war Teil der Ausbildung der Tageszeitung.

Umgang mit den Quellen war Teil der Ausbildung der Tageszeitung.

„Herr Lehrer, ich weiß was!“ – diese Attitüde bemerke ich derzeit verstärkt im Journalismus. Kaum hat man eine Information, wird sie herausgeplärrt ohne Rücksicht auf die Quelle. Ziel ist es, der erste zu sein. Die Berufsbezeichnung Journalist ist ja nicht gesetzlich geschützt und damit kann sich jeder als Journalist bezeichnen. Redakteur dagegen ist eine geschützte Berufsbezeichnung. Der Redakteur hat zuvor eine Ausbildung, ein Volontariat, durchlaufen.

Die alten Zeiten im Journalismus sind vorbei.

Die alten Zeiten im Journalismus sind vorbei.

Durch den Verfall der klassischen Massenmedien drängen immer mehr Journalisten auf den Markt. Das Netz brachte uns Blogger und auch ich bezeichne mich als solcher. Jeder kann veröffentlichen und das ist gut so. Leider geht mit dem Ansteigen der Kollegenanzahl nicht immer ein Anstieg der Qualität einher. Dies merkte ich unlängst wieder bei meinen Seminaren im Bereich Journalisten/Pressesprecher. Bei den Teilnehmern fehlt manches Mal das Händchen mit dem richtigen Umgang mit einer Quelle – oder es fehlt das Wissen darüber. Und das ist gefährlich. Als ich neulich die Begriffe „unter 1“, „unter 2“ und „unter 3“ erwähnte, schaute ich in fragende Gesichter. Nicht alles, was ich als Journalist erfahre, darf oder sollte ich herausplärren. Ich weiß, die Konkurrenzsituation hat sich in den Medien dramatisch verschärft, nur wer als erster die News hat, der hat gewonnen. Das gilt vor allem im Onlinegeschäft. Dennoch sägen wir Journalisten uns den Ast ab, auf den wir sitzen, wenn wir den richtigen Umgang mit der Quelle nicht gelernt haben. Veröffentlichen wir alles sofort, haben wir vielleicht eine heiße Geschichte, einen Coup, aber die Quelle wird uns nichts mehr verraten. Und der Ruf des Journalisten ist beschädigt, was gerade im Lokaljournalismus einem Todesurteil gleicht. Die Quellen müssen sich auf uns Journalisten verlassen können.

Hintergrundgespräch oder Interview - hier mit Christiane Kubrick.

Hintergrundgespräch oder Interview – hier mit Christiane Kubrick.

Mein Volontärsvater beim Münchner Merkur, eine Art Ausbilder – in meinem Fall ein Sportredakteur – nahm mich in meinem Volontariat auf die Seite und erklärte mir in deutlicher Sprache die Sprachcodes „unter 1“, „unter 2“ und „unter 3“. Er weihte mich in das Gentlemen’s Agreement der Sprachcodes ein und achtete streng auf deren Einhaltung.

Was darf ich aus meinem Gespräch von Jan Harlan veröffentlichen?

Was darf ich aus meinem Gespräch von Jan Harlan veröffentlichen?

Unter 1: die Information darf bei direkter Nennung der Quelle wörtlich wiedergegeben werden. Also: Bürgermeister Erwin Lindemann erklärte: „Wir haben kein Geld für den Bau einer neuen Umgehungsstraße!“
Unter 2: die Information und das Umfeld der Quelle dürfen zwar wiedergegeben, aber nicht direkt zitiert werden. Also: Wie aus gut unterrichteten Kreisen des Rathauses zu erfahren war, fehle das Geld für den Bau einer neuen Umgehungsstraße.
Unter 3: die Information darf nicht öffentlich verwertet werden. Sie dient ausschließlich für den eigenen Hintergrund des Journalisten. Das Hintergrundgespräch war in meiner Ausbildung heilig. Ich wurde in Bonn zu Hintergrundgesprächen geladen, um die Regierungspolitik besser verstehen zu können. Die gewonnenen Informationen waren dann Anlass für weitere Recherchen. Bestes Beispiel in der Geschichte des Journalismus war natürlich Deep Throat in der Watergate-Affäre. Nur durch die geheime Quelle Deep Throat wurde die Regierung Nixon gestürzt.
Leider kennen viele Journalisten diese Sprachcodes nicht mehr – oder viel schlimmer: Sie halten sich wider besseren Wissens nicht daran. Es besteht seitens der Quelle keine rechtliche Möglichkeit, auf die Einhaltung der Sprachcodes zu pochen. Die Zusammenarbeit zwischen Quelle und Journalisten basiert auf Vertrauen. Der Pressekodex sagt zwar: „Die vereinbarte Vertraulichkeit ist grundsätzlich zu wahren.“ Allerdings ist der Pressekodex auch nur eine Selbstverpflichtungserklärung der klassischen Massenmedien, also ein zahnloser Tiger.
Mich würde unter 1 interessieren, wie haltet ihr es mit dem Umgang mit Quellen?

Jörg Sadrozinski von der DJS schult seine Schüler noch im Quellenumgang.

Jörg Sadrozinski von der DJS schult seine Schüler noch im Quellenumgang.

Hacker haben die Sicherheitsarmutsgrenze im Visier

7. Juli 2015

Für ein Seminar über organisierte Kriminalität im Netz kam ich auf eine lesenswerte Broschüre des BKA über Hacker und Hacktivismus. Hacktivismus ist ein neues Phänomen, hervorgebracht durch die globale informations- und kommunikationstechnische Vernetzung. Ohne IuK-Technologien, ohne soziale Medien und ohne das Internet gäbe es keinen Hacktivismus, der als eines von vielen Cybercrime-Phänomenen letztlich nichts anderes als die digitalisierte Form von Aktivismus ist.
Es ist interessant, was das BKA herausgefunden hat: Hacktivismus zeichnet sich durch eine nicht-profitorientiere und ideologisch motivierte Ausübung von Taten zum Zwecke des Protests und der Propaganda aus und wird überwiegend von Gruppierungen ausgeübt. Diese Gruppierungen haben keine feste Mitgliederzahl, weisen (bis auf wenige Ausnahmen wie z. B. Lulzsec) keine Hierarchie und keine Kontrolle auf und üben häufig auch Aktivitäten ohne hacktivistische Ausrichtung aus, wie z. B. bloßes Hacking oder Spaßaktionen wie bei Anonymous. Einzeltäter sind eher selten, da sich politisches und soziales Engagement in Gruppen ausdrückt.

Logo der Hockervereinigung Lulzec

Logo der Hockervereinigung Lulzec

Über die Demographie gibt es auch einiges zu lesen: Die Mehrheit (ca. 90 %) der hacktivistisch agierenden Personen sind männlich und zwischen 16 und 30 Jahre alt. Belastbare Erkenntnisse zu sozioökonomischen Merkmalen liegen derzeit nicht vor. Aus der Fallanalyse des BKA ergibt sich der Hinweis auf eine Mehrheit an Schülern, Studenten und Auszubildenden, was auch der vorherrschenden Altersgruppe der Hacktivisten entsprechen würde. Bevorzugte Vorgehensweisen der Hacktivisten sind Web-Defacement, DDoS-Angriffe sowie das Ausspähen und Manipulieren von Daten. Geschädigte von Hacktivismus sind in erster Linie Regierungen (und Angehörige), Polizei und Unternehmen.
Immer wieder stieß ich bei meinen Recherchen auf den Begriff der Sicherheitsarmutsgrenze.
Der Begriff „Sicherheitsarmutsgrenze“ zieht eine Grenze zwischen Unternehmen, die über das zur Abwehr „opportunistischer Angreifer“ erforderliche akzeptable Minimum an Sicherheit verfügen beziehungsweise nicht verfügen. Unter „opportunistischen Angreifern“ werden dabei Hacker verstanden, die sich die grundlegenden Schwächen der IT-Sicherheit eines Unternehmens zu Nutze machen.

Veraltete Hard- und Software sind Angriffsziele.

Veraltete Hard- und Software sind Angriffsziele.

Die Sicherheitsarmutsgrenze bemisst sich daran, ob ein Unternehmen imstande ist, opportunistische Angriffe abzuwehren oder nicht. Daher ist es wichtig die Sicherheitslücken zu kennen, die üblicherweise ausgenutzt werden. Zu diesem Zweck hat Kaseya, ein Anbieter von Software für cloudbasiertes IT-Management, fünf Herangehensweisen zusammengestellt, mit denen sich aus Sicht des Unternehmens die Sicherheits-Armutsgrenze am besten überwinden lässt:

  1. Beschäftigen Sie einen für die IT-Sicherheit verantwortlichen Mitarbeiter. Jedes Unternehmen benötigt intern einen Ansprechpartner, der sich federführend für die IT-Sicherheit einsetzt und hierfür verantwortlich ist
  2. Nutzen Sie für die Zugriffskontrolle ein bewährtes System. Nutzt ein Unternehmen ein bewährtes System für die Durchführung von Zugriffskontrollen, ist dies ein weiteres, gutes Zeichen dafür, dass sein Sicherheitsniveau über der Armutsgrenze liegt.
  3. Überwachen und schützen Sie Endgeräte. Die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Endgeräte überwachen und absichern, kann Aufschluss über deren Methoden zur IT-Sicherheit geben.
  4. Sorgen Sie dafür, dass die Netzwerkgrenzen klar abgesteckt und gesichert sind. Der Blick auf die Netzwerkgrenzen und deren Absicherung ist eine ausgezeichnete Möglichkeit um zu erkennen, ob die IT-Sicherheit eines Unternehmens auf bewährten Methoden beruht.
  5. Reduzieren Sie veraltete Hard- und Software auf das absolute Minimum. Eine der besten Möglichkeiten, das Sicherheitsniveau eines Unternehmens einzuschätzen besteht darin, festzustellen, ob die IT-Sicherheits-Infrastruktur technische veraltet ist und ob sich dies zum Positiven oder Negativen ändert.

Fahrt von Cuxhaven nach Helgoland und zurück

5. Juli 2015
Ausbooten von der Atlantis.

Ausbooten von der Atlantis.

Schiff ahoi – wenn ein Bayern nach Helgoland fährt, dann ist es für mich als Bayer schon ein Erlebnis – auch wenn es sich nur eine Überfahrt von Cuxhaven auf die Insel Helgoland handelt.
Zunächst erstaunt mich, dass die Verkehr nicht im Stundentakt abläuft. Als Großstädter bin ich es gewohnt, dass die U-Bahn alle paar Minuten fährt. Beim Schiffsverkehr ist das anders, ganz anders. Das Schiff fährt pünktlich und das war es dann. Wer nicht pünktlich ist, der fährt halt eben nicht. Wir entscheiden uns für die Reederei Cassen Eils. Die Reederei Cassen Eils wurde 1952 von dem Norderneyer Reeder und Kapitän Cassen Eils gegründet. Gute zweieinhalb Stunden fährt das Seebäderschiff ab Cuxhaven bis zur Hochseeinsel Helgoland. Pünktlich um 10:15 Uhr legt das Schiff MS „Atlantis“ am Fährhafen ab. Zuvor gilt es ein Ticket für den Parkplatz zu lösen. Für die Fahrgäste der Atlantis steht ein Großraumparkplatz direkt am Anleger zur Verfügung. Die Parkgebühr beträgt 5,00 Euro pro Tag. Das Parkticket war gelb, das Mehrtagesticket für längere Inselaufenthalte hat wohl eine andere Farbe.
Dann geht es in ein Gebäude zum Ticketkauf. Einzeltickets lassen sich online kaufen, ein Familienticket gibt es nur vor Ort. Es kann auch mit Kreditkarte bezahlt werden, sehr gut. Neben dem Ticket gibt es auch einen Meldeschein zum Ausfüllen: Name, Geschlecht und Datum. Diesen Schein muss der Passagier beim Hafenmeister abgeben. Er dient als Passagierliste. Wenn das Schiff untergeht, können so die Passagiere identifiziert werden. Deutsche Ordnung muss sein, gut so.
Wir schiffen auf der MS Atlantis ein. Das Schiff ist schon ein älteres Semester. Ab Sommer 2015 kommt bei der Reederei Cassen Eils das neue umweltfreundliche Helgolandschiff. Hintergrund für diese erforderliche Umstellung sind neue Anforderungen im Sinne eines barrierefreien Reisens sowie die Beförderung von Frachtgütern.
Aber ich darf noch auf der alten Atlantis einschiffen. Die MS Atlantis wurde für den Helgolandverkehr gebaut und ist nach wie vor das größte im Einsatz befindliche Schiff. 1000 Passagiere finden während der Fahrt in sechs Salons Platz. Seine Mannschaft besteht aus acht Mitgliedern. Geplant und gebaut wurde MS Atlantis 1972 für die Reederei HADAG. Getauft wurde das Schiff allerdings zunächst auf „Helgoland“. Ein erster Namenswechsel erfolgte im Jahr 1983 in „First Lady“ bis zur Rückbenennung in „Helgoland“ 1997. Seit 1999 verkehrt das Seebäderschiff unter dem aktuellen Namen „Atlantis“.

Platz nehmen im Bordrestaurant.

Platz nehmen im Bordrestaurant.

Die Familie nimmt im Restaurant Platz, bestellt ein Frühstück und spendet einen Betrag für die Seenotretter. Während die Familie schlemmt, erkundige ich das Schiff und bin etwas über die Größe des Schiffsbazars enttäuscht. Ich dachte ursprünglich, dass an Bord Dutyfree-Einkauf möglich ist. Stattdessen gibt es Kuscheltiere und Reiseführer. Ich Landratte irrte mich, weil ich übersah, dass Dutyfree-Einkauf auf Helgoland kein Problem ist. Ja, da war es wieder, das Schnäppchen-Machen-Gen. Übrigens, die Zollbestimmungen sind klar und eindeutig:

  • 200 Zigaretten oder 100 Zigarillos oder 50 Zigarren oder 250 Gramm Rauchtabak
  • 1 Liter alkoholische Getränke mit mehr als 22 Vol% oder 2 Liter alkoholischer Getränke mit bis zu 22 Vol%
  • 500 Gramm Kaffee oder 200 Gramm Kaffeeauszüge
  • 50 ml Parfüm oder 250ml Eau d´Toilette

Schmuggel lohnt sich nicht. Der deutsche Zoll ist streng und bei der Rückreise aufs Festland werden viele Passagiere gefilzt. Das finde ich richtig und gut.

Blick von Helgoland auf die wartenden Schiffe.

Blick von Helgoland auf die wartenden Schiffe.

Ich verbringe die meiste Zeit an Deck, lasse mich vom Nordseewind durchblasen und beobachte die vorbeifahrenden Schiffe wie Küstenwache oder Frachter. Was ich erst Tags darauf mitbekommen hatte, geriet ein Frachter mit Düngemittel vor Helgoland in Brand. Das hätte ins Auge gehen können, doch die Seenotretter und Hilfsorganisationen hatten die Sache im Griff.
Während der Überfahrt herrscht Windstärke 5. Es schaukelt ganz schön, zumindest für mich als Bayer. Windstärke 5 bedeutet, dass so manches Frühstück wieder zu Tage kommt. Nicht bei mir – mir macht das nichts aus. Die Mannschaft holt die Nasssauger zum Reinigen hervor, teilt blaue Spucktüten aus, reinigt das Schiff. Beim Klabautermann, es ergeht einigen Passagieren richtig schlecht und manche haben auch gelernt: Sich gegen den Wind zu übergeben ist keine gute Idee.
Nach zweieinhalb Stunden läuft die MS Atlantis im Hafen von Helgoland ein. Wir können mit der Atlantis nicht in den Hafen einfahren. Das geht erst mit dem Nachfolgeschiff ab Sommer. Das bedeutet, wir müssen Ausbooten. In der Schifffahrt bezeichnet man als Ausbooten die Beförderung von Passagieren von einem auf Reede liegenden Schiff zum Land. In Deutschland gibt es diese Transportform nur noch auf der Insel Helgoland. Dort werden zum Ausbooten so genannte Helgoländer Börteboote eingesetzt. Diese kleine Boote kommen vom Hafen und nehmen die Passagiere auf. Das Helgoländer-Hafenteam hat die Sache super im Griff, solange die Passagiere den Anweisungen folgen.

cuxhafen1