Posts Tagged ‘Kaffee’

Espresso – ein Reiseführer des guten Geschmacks von Walter Vogel

13. Juni 2022

Morgens das Erste nach dem Aufwachen ist der Kuss an die beste Ehefrau und dann kommt der Ruf „Alexa, Steckdose Kaffee an“. Ich freue auf die erste Tasse frischen Bohnenkaffee am frühen Morgen. Bis ich soweit aufgestanden und fertig bin, ist die Siebträgermaschine aufgeheizt und ich bereite mir den ersten Espresso des Tages zu, ein tägliches, leibgewonnenes Ritual.

Schon lange plante ich eine Fotoserie zum Thema Espressobars, die heiligen Orte an denen das köstliche Getränk ausgeschenkt wird. Im Leica-Store München stieß ich dabei auf das Buch Espresso Cafe-Bars in Italien vom legendären deutschen Fotografen Walter Vogel, der vor Jahren diese Idee bereits in ein grandioses Buch umgesetzt hat. Es ist 1993 in der Edition Christian Brandstätter erschienen und widmet sich in großartigen Bildern der italienischen Kaffeekultur, die so dann und wann auch bei uns aufblitzt. Ich habe die erste Auflage des Buches besorgt.

Vogler hat eine Kaffeebar-Karte von Norden nach Süden Italiens in seinem Buch abgedruckt, quasi als Reiseführer des guten Geschmacks. Und er liefert die eindrucksvollen Bilder – alle in Schwarzweiß. Nur zur Klarstellung: Wir reden jetzt nicht von Starbucks oder San Francisco Coffee Bar, die sicherlich auch ihre Reize haben, sondern wir sprechen von den kleinen und großen Palästen des Genusses. Und wir reden auch nicht von den Hipstern, die als Barista verkleidet sind, sondern von den Helden der Bohne, die ihre Profession von Vater oder Mutter gelernt und verinnerlicht haben. Barista ist im Grunde die italienische Form des Barkeepers.

Der Düsseldorfer Walter Vogl, Jahrgang 1932, ist ein Meister seines Fachs. Er erhielt 1963 den World Press Photo Award und 2019 den Leica Hall of Fame Award. Sein Buch Espresso ist eine Reise in die Vergangenheit. Er erzählt von Zeiten als Kaffee etwas Besonderes war, die kleine Peitsche, die Belebung der Sinne, die zelebriert wird. In Vogels Buch werden Geschichten dieser Zeiten erzählt neben den historischen Fakten. Diese kann heute Wikipedia liefern, die Geschichten der italienischen Familien und ihrer Kunden aber nicht. Als ich das Buch genoss, erinnerte ich mich an die großen italienischen Geschichtenerzähler Visconti, Fellini, Pasolini oder Antonioni.

Sehr schön der Satz: „Die Maschine ist der produktionstechnische Mittelpunkt der Bar, der Barista der kommunikative.“ Sie sind Magier der Konzentration, die den ganzen Tag gleichbleibende Kaffeequalität produzieren. Beim Mahlen explodiert das Aroma und der Kaffee muss so schnell als möglich in die Maschine. Dann kommt das Aroma zur Geltung. Während ich diese Zeilen schreibe, genieße ich übrigens einen heißen Kaffee und genieße das Leben.

Meine kleine Kaffee-Weihnachtsgeschichte

28. Dezember 2016

Kurz vor Weihnachten war Krisenstimmung in unserem Hause. Die neue Siebträgermaschine gab keinen Kaffee mehr aus. Das Ding ist noch relativ neu und nun das. Ihr könnt euch vorstellen, wie sehr es mich als Twitterer trifft, ohne Kaffee durch die Feiertag zu kommen. Ich holte als Ersatz meinen Jura-Vollautomaten aus dem Dachbüro, aber ihr Kaffee im Vergleich zum Kaffee der Siebträgermaschine Rocket ist wie Tag und Nacht.
Das Wasser meiner Rocket wurde nicht heiß und auch der Druck ließ zu Wünschen übrig. Ich mailte meinen Händler an, beschrieb ihm das Problem anhand von gedrehten YouTube-Videos, aber die Hilfestellung blieb aus. Ich bekam den Garantieschein für eine Reparatur, hatte aber keine Lust, das schwere Ding zu verpacken und zur Post zu bringen. Schließlich stand Weihnachten und die Feiertage vor der Tür. Das Video zeigt mein Problem.


Ich erinnerte mich an einen alten Kollegen aus Zeiten der PC Professionell. Der Kollege René arbeitet einst als Servicemitarbeiter für Profi-Kaffeemaschinen. Er kam zu meiner großen Freude vorbei, schraubte das Teil auf und tippte auf Verkalkung. Das Wasser hier im Dorf ist sehr kalkhaltig. Er grenzte Zug um Zug den Fehler ein und gab mir den Rat, mich an einen professionellen Dienstleister zu wenden.

Bei den Profi-Maschinen bei Karl Schapperer von Münchner Kaffeemensch kam ich mir gut aufgehoben vor.

Bei den Profi-Maschinen bei Karl Schapperer von Münchner Kaffeemensch kam ich mir gut aufgehoben vor.

Über zwei Ecken kam ich zu Karl Schapperer und seiner Firma Münchner Kaffeemensch. Obwohl der Profi vor Weihnachten gut ausgebucht war, nahm er sich die Zeit und schaute sich meine Rocket in Ruhe an. Wir wurden gebeten, einen Spaziergang oder Einkaufsbummel von einer Stunde zu machen und dann wieder bei ihm vorbeizuschauen. Entweder funktionierte die Maschine dann wieder oder wir haben ein fettes Problem.
Nach einer Stunde dann aufatmen. Die Maschine lief wieder. Karl Schapperer brachte unsere Maschine wieder zum Laufen. Er mahnte uns, besser auf die Verkalkung zu achten und ich kaufte sofort ein Brita-Filtersystem. Sicherlich für Profis die zweitbeste Lösung, aber die Brita mit ihren Aktivkohleset tut ihren Dienst. Vielen Dank an Karl Schapperer und klare Empfehlung für so eine hervorragende Dienstleistung.

Karl Schapperer von Münchner Kaffeemensch hat es geschafft. Meine Rocket läuft wieder.

Karl Schapperer von Münchner Kaffeemensch hat es geschafft. Meine Rocket läuft wieder.

Weihnachten konnte kommen. Die Jura wanderte wieder ins Dachgeschoss ins hauseigene Büro und die Siebträgermaschine machte feinen Kaffee mit Crema – ganz wie es sein soll. Auch das ist eben eine Weihnachtsgeschichte.

Nespresso Kapseln kaufen am Automat in den Riem Arcaden

16. Februar 2016

Ein Kaffeeautomat für Nespresso-Kapseln.

Ein Kaffeeautomat für Nespresso-Kapseln.

Ich werde in diesem Blogpost die Umweltdiskussion nicht führen, denn die verliert der Kaffeeröster in jedem Fall. Ich bin nur interessiert an dem neuen Konzept, wie die Nespresso-Kapseln unters Volk gebracht werden. Vor kurzem entdeckte ich in den Riem Arcaden in München meinen ersten Nespresso-Automaten.
Jetzt reden wir nicht von einem Automaten in der Größe eines Zigaretten- oder Kondomautomaten, sondern von der Größe einer Garage. Mitten in den Riem Arcaden steht das riesige Ding und eine lange Schlange von Kaffeefans davor. Ob das alles Twitterer sind? Es könnte der Himmel für Kaffeesüchtige Twitterer sein.


Der Automat hat zwei Terminals, obwohl einer bei meinem Besuch außer Betrieb war. Ein freundlicher Nespresso-Mitarbeiter unterstützt die Kunden beim Kauf ihrer Kaffeekapseln. Er erinnert mich an die Mitarbeiter bei Lufthansa, die beim Self-Check-in bereit stehen, um einzugreifen, wenn der Passagier mit dem Automat überfordert ist.


Das Verfahren den Nespresso-Kaffee vom Automat zu kaufen, ist aber einfach. Der Kunde hat entweder eine Kundenkarte oder keine und kann dann aus den zahlreichen Kapseln per Touchscreen auswählen. Er kann sich sein individuelles Paket zusammenstellen, je nach Geschmack. Beratung gibt es keine, nur kurze Beschreibungen am Display. Einfach eine Kaspel ausprobieren und dann weiß man, ob es schmeckt und beim nächsten Mal mehr kaufen. Bezahlt wird mit Plastikgeld, das geht schnell und ist sofort auf dem Konto des Unternehmens. Kein Geldzählen, das Personal kostet.
Dann stellt ein Roboterarm im hinteren Bereich das gewünschte Kaffeepaket zusammen. Das geht rasent schnell. Zuerst kommt eine mit Nespresso gebrandete Tüte aus dem Automaten und etwas später dann das Kaffeepaket. Einpacken muss man selbst und dann ist der nächste Kunde an der Reihe.
Menschliche Arbeitskraft im Verkauf wird eingespart – bis auf den freundlichen Servicemitarbeiter. Wenn das System eingeführt ist, dann kann er auch gehen. Ob sich das Automatensystem finanziell rechnet, weiß ich natürlich nicht. Gute Mitarbeiter im Einzelhandel zu bekommen, ist heute schwer – vielleicht setzt Nespresso dann doch lieber auf George Clooney und den Automaten.
Mich hat das System auf jeden Fall fasziniert. Ich habe meinen Kaffee to go vor dem Automaten getrunken und zugeschaut.

Der nördlichste Kiosk Deutschlands liegt auf Helgoland

16. Juli 2015

Mit Helgoland verbinde ich viele Eindrücke. Wer um die Insel spaziert, wird auf viele bekannte Attraktionen und Sehenswürdigkeiten stoßen. Die Inselgruppe Helgoland und Düne gehört seit 1890 zum deutschen Staatsgebiet. Ich denke, das bekannteste Wahrzeichen der Insel ist die Lange Anna. Die Lange Anna ist eine 47 Meter hohe freistehende Felsnadel im äußersten Nordwesten der deutschen Nordseeinsel.

Der letzte deutsche Kiosk vor England liegt in Helgoland.

Der letzte deutsche Kiosk vor England liegt in Helgoland.

Was es aber auch gibt, ist der nördlichste Kiosk Deutschlands. An der Hoffmann-von-Fallersleben-Straße 520 findet sich die Parfümerie Ellen, gegenüber der Schule und Friedhof. Kein besonderes Schild weist auf die Besonderheit des Ortes hin.
„Es ist der letzte Kiosk Deutschlands, dann können Sie nur noch in England einkaufen“, wird der Besucher von Ellen Fähland freundlich begrüßt. Ellen Fähland betreibt nicht nur die Parfümerie Ellen, sondern auch die Ferienwohnung Ingeborg. In ihrem Kiosk gibt Waren, wie überall auf der Insel.

Adresse: Hoffmann-von-Fallersleben-Straße 520 auf Helgoland

Adresse: Hoffmann-von-Fallersleben-Straße 520 auf Helgoland

Das Besondere ist eben nur die einzigartige Lage: Eis, Andenken, Mützen, Nippes, Zigaretten, Alkohol – und natürlich Duty Free. Für das vierzig Kilometer vom Festland entfernte Helgoland gelten Sonderregelungen: Die Gemeinde ist zwar Teil des deutschen Wirtschaftsgebiets, zählt aber weder zum Zollgebiet der Europäischen Union, noch werden deutsche Verbrauchssteuern erhoben. Gerade das Thema Alkohol-Verkauf wird in dem Laden groß geschrieben, der Schwerpunkt liegt auf Single Malt.

Na denn Prost.

Na denn Prost.

Wer auf den Fußmarsch zur Langen Anna ist, der kann sich im Kiosk mit Proviant noch eindecken – und erst auf dem Rückweg den Alkohol erwerben. Aber unbedingt auf die Zollbestimmungen achten. Der deutsche Zoll kontrolliert auf dem Festland sehr streng. Also entweder den Single Malt auf Helgoland vernichten, oder die erlaubten Waren einführen.

  • 200 Zigaretten oder 100 Zigarillos oder 50 Zigarren oder 250 Gramm Rauchtabak
  • 1 Liter alkoholische Getränke mit mehr als 22 Vol% oder 2 Liter alkoholischer Getränke mit bis zu 22 Vol%
  • 500 Gramm Kaffee oder 200 Gramm Kaffeeauszüge
  • 50 ml Parfüm oder 250ml Eau d´Toilette

Wenn die Scheune The Barn zum Kaffee-Mekka wird

13. Januar 2015

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Hier wird Kaffee zur Wissenschaft, hier wird Kaffee zum absoluten Genuss. Im Berliner Kaffeeshop The Barn werden einige der hochwertigsten Kaffeebohnen des Planeten geröstet und serviert. Und die Zubereitung ist eine eigene Wissenschaft, die der Kunde live betrachten kann.

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The Barn in der Schönhauser Allee 8 in Berlin gehört nach eigenen Angaben zu einer der führenden Mikro Röstereien Deutschlands. Und Kaffeetrinken wird hier zu einem Erlebnis, geschmacklich und optisch. Der Kunde kann unter zahlreichen Kaffeesorten wählen und die Zubereitung beobachten. Kaffee wurde jahrzehntelang kommerzialisiert aufgrund von Bequemlichkeit und Preisdruck. Die Folge waren Kaffeeketten mit manches Mal zweifelhafter Kaffeequalität, oftmals nicht mehr als eine braune Brühe. Das ist bei The Barn wohl nicht der Fall. „Wir behandeln die Kaffeeplantagen wie Winzer und lassen die Farmer das tun, was sie am besten können: Das Allerbeste aus ihren Kaffeees herauszuholen“, heißt es in einer Selbstdarstellung von The Barn. „Farmer gut zu bezahlen ist ein wichhtiger Schritt – für beste Qualität Höchstpreise zu bezahlen und eine enge Verbindung zur Farm herzustellen ist jedoch die Grundlage für echte Nachhaltigkeit.“ Daher hat The Barn seinen Farmern versprochen, ihre Kaffeebohnen nicht mit anderen zu vermengen – sie verbleiben sortenrein und ihre Namen stehen auf den Kaffeetüten von The Barn. Allerdings hat der Kaffee auch seinen Preis, was ich für vollkommen richtig finde. Aber einen Kaffee to go für einen Euro wird es hier nicht geben – gut so.

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Ich habe als Beispiel mal zwei Kaffeesorten herausgenommen, die ich probiert habe:
Githiga kommt aus Muranga, Kenia von der Farm Githiga. Seine Eigenschaften: Schwarze Johannisbeere, Vamille, satter Geschmack. Muranga befindet sich in der Zentralprovinz, genauer in dem Hochland, das zum Mount Kenia führt. Reichhaltige vulkanische Erde trägt zu der Geschmacksvielfalt kenianischen Kaffees bei. Etwa 2000 Mitglieder hat Githiga, die in einer Saison etwa 523000 Kilogramm Kaffeekirschen erntet. Rund 60 Prozent ist Premiumkaffee, der von The Barns abgenommen wird. Alle Kaffeekirschen sind hangepflückt. Die Fermentierungsdauer hängt vom Wetter ab und dauert bis zu 28 Stunden. Die Trocknung auf afrikanischen Hochbetten dauert bis zu 14 Tagen, um die saftige Zellstruktur zu erhalten.


Bokasso kommt aus Sidama in Äthiopien und schmeckt nach Pfirsich, Rose, kandierter Zitrone. Die Region Sidama ist für einen Kaffee mit zitrusartigen und beerigen Geschmacksrichtungen bekannt. Oft sind die Farmen von Natur aus Bioplantagen. Bokasso verarbeitet besonders sorgsam und trennt alle Kaffees nach Parzellen und nach Produktionstagen. Die Kaffeekirschen werden von Hand gepflückt, gewaschen und langsam auf afrikanischen Hochbetten getrocknet. Der Anbau wird auf etwa 2000 m vorgenommen. Die vulkanische Erde ist reich an Mineralien. Die Filtervariante des Kaffees ist sehr geschmackvoll und saftig, der Espresso überrascht durch Klarheit und Struktur – sowohl als purer Expresso wie mit Milch sehr gut.

Reportage: VIP-Shopping im Lego Store Pasing

24. November 2013

Im Moment bombardieren mich viele Händler mit Vorweihnachtsangeboten. Rabatt hier, Ermäßigung da, Schnäppchen dort. Sicherlich die größte Aktion liefert sich Amazon mit dem Cyber Monday – eigentlich ein Montag, der eine ganze Woche läuft. Dann kommt am 29. November der Black Friday zu uns und es lohnt sich ein Blick zu Apple, Arktis oder Cyberport. Ich wollte es aber persönlich haben, bin auch langsam in Weihnachtsstimmung und habe als Lego-Fan eine Einladung zum VIP-Shopping im Lego Store Pasing angenommen.

Einladung zum Lego VIP-Shopping.

Einladung zum Lego VIP-Shopping.

Dazu musste man sich persönlich anmelden, den Ausweis und die VIP-Karte sowie die Einladung mitnehmen. Eine Person darf mich begleiten. Dann macht Lego bereits für VIP-Kunden um 8:30 Uhr in den Pasing Arkaden auf. Das normale Kundenvolk darf erst ab 9:30 Uhr eintreten. Also so richtig VIP-Feeling beim Geldausgeben.

Doch irgendwie sieht es zu Tagesbeginn nicht danach aus. Die Münchner S-Bahn hat mal wieder eine ihrer beliebten Pannen, von wegen Weltstadt. Um 6 Uhr twittert der Münchner Verkehrsverbund: „Wegen einer technischen Störung an einem Stellwerk in München-Pasing sind derzeit keine Zugfahrten von und nach München-Pasing möglich.“ 6:32 Uhr dann der nicht ermutigende Tweet „Wir bitten Sie bis zur Behebung der Störung von Reisen abzusehen.“ Irgendwann läuft es dann wieder, dennoch dürfen K1 und ich über 20 Minuten in der morgendlichen Kälte warten. Mit dabei etliche Reisende, die den MVV verfluchen – mich eingeschlossen. Anschlusszüge und Flieger werden von den Wartenden verpasst. Und wir verpassen vielleicht unseren VIP-Shopping-Tag bei Lego, hatten uns aber extra Samstag morgen aus dem warmen Bett gequält. Die Stimmung bei uns droht zu kippen.

Ankunft im Lego Store.

Ankunft im Lego Store.

8:40 Uhr kommen wir dann endlich im Store in den Pasing Arkaden an. Während die Shoppingmall noch im Dunkeln liegt, ist der Lego Store im ersten Stock hell erleuchtet. Die Rolltreppe zum Obergeschoss ist noch nicht in Betrieb, also zu Fuß hoch ins Shopping-Paradies der bunten Steine. Im Schaufenster sind einige Modelle mit weihnachtlichem Brimborium ausgestellt. Die Oper aus Sydney sieht stark aus, der dunkle Turm aus Mordor ist ein echter Hingucker und der Weihnachtsmarkt aus Lego City passt zur Weihnachtszeit. Am Eingang werden wir freundlich empfangen. Wir nennen einem jungem Mann im T-Shirt unsere Namen, der sie mit der VIP-Liste vergleicht. Wir bekommen ein VIP-Armband überreicht, das ich zu Hause gleich ins Lego-Archiv lege (wie die Gattin richtig vermutet). Ganz so streng geht es mit der Kontrolle bei Lego dann doch nicht zu.

Shopping für VIP-Gäste.

Shopping für VIP-Gäste.

Im Store habe ich ein wenig mehr VIP-Feeling erwartet, vielleicht zumindest einen Kaffee für die Frühaufsteher oder frische Muffins. Aber zu viel erwartet, vielleicht ist es in Dänemark nicht üblich morgens Kaffee zu trinken. Es gibt aber Lego und zwar zuhauf. Die neuen Weihnachtssets sind aufgereiht und warten auf Käufer. Wer über 125 Euro einkauft, bekommt 10 Prozent Rabatt – schließlich geht es ja um eine Rabattaktion. Das gleiche Rabattangebot gibt es für VIP-Kunden im Online-Store auch. Dann gibt es in Pasing noch ein kleines Auto und vor allem eine Brick-Box als Geschenk. K1 ist von dieser Brick-Box begeistert. Im Grunde ist es eine simple gefaltete Pappschachtel. Sie sieht aus wie die Fressbox beim Chinesen, wenn man gebratene Nudeln mit Hühnerfleisch zum Mitnehmen wählt. Der Clou: Ab 27. Dezember kann ich als Kunde meine Lego Brick-Box mit Lego-Steinen auffüllen, die ich dann kostenlos mitnehmen darf. Kundenbindung nennt man das im Marketing, geile Sache nennen wir es.

Beim Shopping schielen wir immer aufs iPhone, denn zeitgleich startet Amazon seine Cyber Monday Aktion. Und dort reduziert Amazon auch Lego-Produkte – in unserem Fall den Lego Star Wars 75012 – Barc Speeder, den K1 (und ich) wollen. Also den Speeder zurück ins Regal gestellt und gleich bei Amazon bestellt. Ja, das ist Preiskapitalismus. Dafür sucht sich K1 dann was anderes aus, schließlich hat Papa ja gespart, so die Argumentation von K1. Von wem hat K1 das Verhandlungsgeschick? Also alle haben gewonnen: Lego, Amazon, K1 – nur ich muss bezahlen.

Nach einer Stunde ist alles vorbei. Tüten sind gefüllt, VIP-Punkte sind gesammelt, Kreditkarte ist belastet. Und Kaffee gibt es dann auch noch – allerdings bei einem Kaffeehaus gegenüber. Fazit von K1: „Nächstes Mal kaufen wir wieder online ein, dann muss ich nicht so früh aufstehen.“ Ja, ja, diese Jugend.

DVD als Beigabe für Kaffee

25. August 2013

kaffee

Irgendwie verfällt die Kunstform Film langsam mehr und mehr. Scheinbar haben wir uns daran gewöhnt, dass irgendwelchen Zeitschriften DVDs mit Filmen beiliegen. Wenn den Redaktionen schon nichts einfällt. weshalb ich ihr Printprodukt kaufen soll, dann kaufe ich es eben wegen der beiglegten Film-DVD.

Eigentlich habe ich gedacht, dass dieser Trend am Ende ist. DVD-Zugaben haben in den neunziger Jahren noch funktioniert, aber heute im Streaming-Zeitalter? Aber jetzt habe ich beim Einkaufen eine neue Variante entdeckt. Eine DVD als Beigabe, wenn ich einen Kaffee kaufe. Die Jura brauchte neues Futter und ich entdeckte die Melitta-Bohne Bella Crema. Und da hängt doch glatt eine DVD von Slumdog Millionär dran. Guter Film und sehr guter Soundtrack, der sich wirklich lohnt. Das Medium Film verliert durch solche Aktionen seine Status als Leitmedium.

Warum muss der Film eigentlich immer eine Beigabe sein? Sind Filme heute nichts mehr wert, so dass ich sie im Grunde verschenke? Wie wäre es denn mit einer DVD/Blu ray und als Beigabe hängt der Roman dabei? Ich sage voran, dass in Kürze Musik-CDs als Beigabe kommen. Die Copyrights von Musik laufen ab und ich könnte mir Blues-Musik als Kaffee-Beigabe vorstellen. Oder italienische Opern bei einem Reiseführer durch die Mailänder Scala.

 

Genussreise pur ins Restaurant Seehotel Überfahrt

9. Januar 2012

Wer sich einmal auf eine intensive kulinarische Reise begeben möchte, dem empfehle ich einen Besuch im Restaurant Seehotel Überfahrt am Tegernsee. Küchenchef Christian Jürgens und sein 18-köpfiges Team sind wahre Magier des guten Geschmacks und verstehen ihr Handwerk. Nicht umsonst hat Jürgens zwei Sterne. Nach seiner Karriere als Spitzenkoch in den Gourmettempeln Tantris, Aubergine und Kastell ist Christian Jürgens als einer der 10 besten Köche Deutschlands nun seit Juli 2008 in der Überfahrt am Tegernsee angekommen. Das Team um Christian Jürgens sammelt Auszeichnungen wie andere Leute Briefmarken. Im Oktober 2011 wurde beispielsweise Nicole Riechert von der Redaktion des Schlemmer Atlas zur „Pâtissière des Jahres 2012“ ernannt. Besonders möchte ich den Sommelier Frank Glüer herausstellen, der mit viel Witz und Gespür die Weine auswählte.

Zusammen mit einem Kollegen besuchte ich das Gourmetrestaurant und wählte damals das Menü 1. Heute gibt es freilich andere Kreationen. Rundum gesagt: Es schmeckte wunderbar, der Service war vorzüglich, die Atmosphäre war erstklassig. Wir kommen gerne wieder und ich kann das Restaurant absolut empfehlen.

Hier unsere Gänge im Einzelnen:

Amuse Bouche 

Aufmerksamkeiten aus der Küche, serviert am Ast.

Aufmerksamkeiten aus der Küche, serviert am Ast.

Steine aus dem Tegernsee :-)

Steine aus dem Tegernsee 🙂

„Schäferstündchen“

Entenleber, Ziegenquark, Passionsfrucht

Ein Genuss zu Beginn.

Ein Genuss zu Beginn.

Dies war meine erste Zigarre.

Dies war meine erste Zigarre.

Eine Explosion im Gaumen.

Eine Explosion im Gaumen.

„Des Anglers fette Beute“

Lieu Jaune, Kräuterfond, Schneckenragout

„Postkarte aus Thailand“

Hummer, Aubergine, rotes Curry

„Milchner“

Kalbsbries, Lauch-Créme, Champagnersauce

„BBQ“

Lammrücken & Spare Ribs, 4 Tomaten, Pommes Frites, Aioli

Man beachte die vier unterschiedlichen Tomaten.

Man beachte die vier unterschiedlichen Tomaten.

„Golden Eye“

Fourme d´Ámbert-Schaum, Apfel-Geleé

„Tegernseer braune Butter“

Milchreisschaum, braunes Butter-Eis, Quitten

„Steingarten“

Schokolade, Kaffee, Mascarpone

Der Abschluss und nichts geht mehr.

Der Abschluss und nichts geht mehr.

Fehlanzeige: Kostenloses Internet im Hotel

23. März 2011

Mein Vorgehen, ein Hotel für eine Reise zu buchen, hat sich komplett verändert, nur das haben viele deutsche Hotels scheinbar nicht mitbekommen. Im vergangenen Jahrtausend war es wichtig, einen Telefonanschluss am Zimmer zu haben. Heute ist es wichtig, ob das Hotel über einen kostenlosen WLAN-Hotspot verfügt. Und da sieht es bei vielen deutschen Hotels schlecht aus.

„Ja, ja Internet ist bei uns vorhanden“, heißt es oftmals an der Rezeption und dann bekomm ich ein Ethernet-Kabel überreicht. Was soll ich damit? Und dann lese ich: Eine Stunde Internet-Zugang zwölf Euro – 24 Stunden 48 Euro. Sag mal, habt ihr sie noch alle? Warum schafft die Hoteliers es nicht, das Internet kostenlos zu Verfügung zu stellen? Warum verlangt ihr für die Benutzung der Toilette nicht auch gleich 5 Euro oder für die Bereitstellung des Fahrstuhls pro Knopfdrücken 4 Euro? Da kommen die Jungs und Mädels immer mit hohen Investitionskosten. Blödsinn. Flatrates kosten nicht die Welt und vielleicht kennt die Herrschaften das Wort Service noch nicht. Service heißt nicht, den Hotelgast zu melken und abzuzocken.

Ich bin daher ein häufiger Gast bei Starbucks. Nicht, weil der Kaffee so gut ist. Nein – sondern weil es dort kostenloses WLAN gibt. Dort treffe ich alle Arten von digitalen Nomaden, so wie ich es einer bin.

Liebe Hotelbetreiber! Erinnert euch an die Bibel-Worte: „Wer gibt, dem wird gegeben!“ Gibst du mir kostenloses WLAN, dann trinke ich auch deinen (überteuerten) Kaffee. Bei Starbucks funktioniert dieses Marketing. Auch die McDoof-Kette hat dies erkannt un die erste Stunde surfen in meiner Fastfoodkette am Ort ist frei. Aber in deutschen Hotels geht das ja wohl nicht.

Internet ist ein Grundbedürfnis der digitalen Gesellschaft, doch scheinbar ist auch hier unser Land weiterhin hinterher. Der Markt wird es entscheiden.

 

Mein Paris: Besuch im Kaffee

9. November 2010

Das Straßencafe - ich liebe es.

Das Straßencafe - ich liebe es.

Zugegeben: Paris hat nicht die Kaffeehauskultur wie Wien oder Italien, aber Pariser Cafes sind ein Hort der Einkehr mit weniger Auswahl an Kaffee aber einer Menge von Geistesfreiheit. Bei meinem Kollegen Thomas Gerlach habe ich neulich etwas über den dritten Ort gelesen und das geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Das Cafe ist der Ort zum Nachdenken, zum Lesen, zum Zur-Ruhe-Kommen. Zu Hause ist Hektik, Waschmaschine oder Kochen, in der Arbeit ist der Chef ein Berserker, da bleibt für das Ich nur der dritte Ort. Bei uns erfüllen Starbucks und Co diese Funktion, in Paris sind es die kleinen Cafes.

Dort angekommen, genieße ich meinen café au lait (Michkaffee) und un grand café noir (Schwarz wie die Nacht),un express, une Noisette (nicht die Milka-Schoko, sondern ein schwarzer Kaffee mit einem Schuss Milch). Zum Essen gibt es in den klassischen Cafes auch etwas einfaches: In der Regel Baguette, Sandwich oder Croissants.In den Cafe-Restaurants oder Bistros gibt es auch warmes Essen und vollwertige Mahlzeiten.

Regel Nummer eins und mit Abstand die wichtigste Regel für die Paris Gastronomie: Setzt dich zu niemanden an den Tisch.

Stundenlang kann ich in einem Straßencafe oder Bistro die Zeit totschlagen und einfach nur Leute anschauen. Leute, die vorbeieilen oder Leute, die auch im Cafe sitzen.Jeder hat seine Geschichte. Und oft zeigt er seine Geschichte durch sein Auftreten. Der Tourist mit Reiseführer in der Hand, die jüngeren mit einer iPhone App von Paris. Die einen elegant – und Paris hat wahrlich elegante Einwohner, die anderen eher casual. Die Businessfraktion mit Anzug und Hemd ohne Krawatte, die lässigen in T-Shirt und Jeans – alle gehen ein und aus.

Damit es trotz November nicht zu kalt wird im Straßencafe gibt es die Heizpilze, die Nürnberg war verboten hat, die Pariser in ihrer Stadt aufstellen: Umwelt hin oder her. Trotz Regen oder Wind lässt sich im Straßencafe Ruhe finden und den dritten Ort genießen. Wenn es doch zu ungemütlich wird, dann geht man eben ins Cafe hinein. An der Theke blättert man in Zeitungen. WLAN ist in der Regel Fehlanzeige, also nimmt man wieder Papier zur Hand. Le Monde ist da beliebt, die Zeitung, die gerade erst von der Pleite gerettet wurde. Gezahlt wird übrigens an der Theke. Die Bedienung kommt zwar den Tisch für die Bestellung, zum Abkassieren bleibt sie hinter ihrer Kasse. Das Trinkgeld bleibt am Tisch liegen oder kommt auf ein extra Tellerchen. Die deutsche Manier, das Trinkgeld direkt zu überreichen, kennen die Franzosen nicht, nehmen aber das Geld trotzdem.

Zeitungslesen gehört dazu.

Zeitungslesen gehört dazu.

Und das Cafe ist ein Ort des Träumens. Schön meine Beobachtung einer jungen Frau. Sie kam mit einem Stapel Hefte in das Cafe und blätterte immer wieder in Zettel. Dann schrieb sie in ein Büchlein fein säuberlich einen Text. Sie versank in ihren Text und nahm das Treiben im Cafe gar nicht mehr wahr. Vielleicht habe ich eine künftige Bestsellerautorin bei der Arbeit beobachtet, vielleicht aber nur eine Studentin beim Ordnen ihrer Mitschriften. Die Idee mit der Bestsellerautorin gefällt mir aber weitaus besser. Solche Gedanken hab ich nur am dritten Ort.

Eine Bestsellerautorin oder doch nur eine Studentin?

Eine Bestsellerautorin oder doch nur eine Studentin?