Posts Tagged ‘KiKa’

Medienaktion für ukrainische Kinder

16. Juni 2022

Ich bin sehr angetan, was die deutsche Gesellschaft tut, um den geflüchteten ukrainischen Kindern vorübergehend eine Heimat zu geben. Nach der Fluchtbewegung 2015 ist Deutschland anders vorbereitet auf die Flüchtlinge aus der Ukraine. Jetzt sind es zumeist Frauen und Kinder, die Schutz suchen, während die Mehrzahl der Männer mit der Waffe in der Hand sich gegen die Invasion Putins stemmt.

Wenn ich ins Netz schaue, gibt es zahlreiche Initiativen, um ukrainischen Kinder den Einstieg in den Schulunterricht zu erleichtern. Zusammen mit einer Kollegin unterstützte ich Bildungsträger bei interkulturellen Herausforderungen in Schulen, Kirchen oder Vereinen.

Bild: NDR/Sesame Workshop

Aber auch Information und Unterhaltung darf nicht zu kurz kommen. Die Tagesschau und Springer Medien haben u.a. ihr Angebot in die ukrainische und russische Sprache übersetzt. Und auch die Sendung mit der Maus gibt es auf Ukrainisch. Aber es gibt noch mehr. Zwei Beispiele hab ich heute ausgewählt.
Die Sesamstraße bietet Kindern aus der Ukraine ein Programm in ihrer Muttersprache. Spots mit Elmo, Ernie und Bert und anderen beliebten Sesamstraßen Figuren sind jetzt neu in der ARD Mediathek und auf KiKA.de abrufbar. Auf beiden Kanälen ergänzen die kurzen Filme mit Elmo, Ernie, Bert und weiteren bekannten Puppen das Angebot der öffentlich-rechtlichen Sender, das speziell für vor dem Krieg geflüchtete Kinder aus der Ukraine geschaffen wurde.

Jetzt gibt es das Micky Maus-Magazin gibt es erstmals in ukrainischer Sprache. Egmont Ehapa Media hat die kostenlose Sonderausgabe mit Unterstützung von Mohn Media Mohndruck eigens für geflüchtete Kinder aus der Ukraine entwickelt und gedruckt. Mit dieser Aktion leistet Egmont Ehapa einen Beitrag, um ukrainischen Kindern ein Stück Vertrautheit, Freude und Leichtigkeit in ihrem neuen und noch ungewohnten Alltag in Deutschland zu bringen. Die ukrainische Sonderausgabe umfasst 36 Seiten und enthält beliebte Comics aus Entenhausen sowie lustige Witze, Tipps und Tricks aus der Redaktion.
Die Druckauflage des Sonderhefts umfasst 5.000 Exemplare. Schulen und soziale Einrichtungen können bei entsprechendem Institutionsnachweis anfordern. Der Versand der Sonderauflage erfolgt, solange der Vorrat reicht. Die Magazine und deren Versand sind kostenfrei.

Buchtipp: Gestatten, dass ich sitzen bleibe von Udo Reiter

13. Juli 2015

Die Autobiografie des Journalisten Udo Reiter Gestatten, dass ich sitzen bleibe: Mein Leben hat mich nachdenklich gemacht. Eigentlich stieß ich auf das Buch Gestatten, dass ich sitzen bleibe: Mein Leben als ich die Autobiografie von Thomas Gottschlak Herbstblond las. Reiter war seit 1986 Hörfunkdirektor beim Bayerischen Rundfunk und hat die Karriere von Thomas Gottschlak am Rundfunkplatz 1 massiv vorangetrieben und unterstützt. Gottschlak kommt super weg in den Buch und genau, das wollte ich auch lesen. Ich erinnerte mich wieder, wie gerne ich die B3 Radioshow als Schüler bei meinen Hausaufgaben gehört habe. Wie mich Gottschalk und Jauch gefesselt haben, die Wortgefechte waren göttlich und warum ich keine Münchner Privatsender hören wollte. Aber es ist deutlich mehr zu finden in dem lesenswerten Buch.

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Dem Lindauer Udo Reiter begenete ich mehrmals in meinem Leben, hatte aber nicht groß Kontakt zu ihm. Ich war freier Mitarbeiter, Volontär und Redakteur beim Münchner Merkur, vor allem in der Lokalredaktion Fürstenfeldbruck. Udo Reiter wohnte in dem Dorf Rottbach und seine Frau war Lehrerin in Maisach, meinem heutigen Wohnort. Als Tageszeitungsmann wusste ich um seine Prominenz, zumal ich die Gemeinde Maisach redaktionell als Lokaljournalist zu betreuen hatte. Reiter war in meinem Hood. Aber Udo Reiter war privat dort und nicht als BR-Mann und damit kam er in meiner Berichterstattung nicht vor. Zwar sah ich ihn in seinem Rollstuhl bei dem einen oder anderen Dorffest, aber über ihn geschrieben habe ich nicht. Bei offiziellen Anlässen wie Medientage war er die große Nummer und ich ein kleines Licht.
Später habe ich ihn nochmals gesehen als er Professor in Mittweida war. Dort durfte ich zusammen mit meinem Kollegen Thomas Gerlach mehrere Lehraufträge absolvieren. Udo Reiter hielt Vorlesungen über Hörfunkjournalismus und war inzwischen Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks. Aber Hörfunk war als Printmann nie mein Bereich und so gab es an der Hochschule Mittweida kaum Berühungspunkte. Ich lauschte bei einem Medienforum in Mittweida einmal seinen Worten. Im nachhinein und vor allem als ich seine Autobiografie an zwei Tagen gelesen hatte, ärgere ich mich, denn Reiter hatte etwas zu sagen.
Hatte – ja hatte, denn Udo Reiter nahm sich am 9. Oktober 2014 in seinem Haus in Gottscheina bei Leipzig das Leben. Udo Reiter hatte sich erschossen. Wer sein Buch aufmerksam gelesen hat, dem wird es mit dem Wissen um seinen Selbstmord klar, was Reiter vorhatte. Er schreibt: „Aber wenn es nicht mehr geht, möchte ich nicht in einer Weise abtreten, die ich quälend ginde und die meiner bisherigen Lebensweise unwürdig ist.“ Das gab mir zu denken. Reiter weiter: „Dieses Recht auf eineb selbstbestimmten Tod ist das Gegenstück zum Recht auf ein sebstbestimmtes Leben. Ich finde es unerträglich, dass eine Allianz aus Politik, Kirche und Ärzteschaft uns dieses Recht immer noch vorenthalten will.“ Ich war bei der Lektüre über den angekündigten Selbstmord hin und her gerissen und auch zu keinem Schluss gekommen. Aber die Worte von Udo Reiter haben in meinem Kopf etwas bewegt.
Günther Jauch, den Reiter damals vom BR feuerte und später bereute, verlas später einen Abschiedsbrief und bringt mich zum Nachdenken über Sterbehilfe. Reiter schrieb in seinem Abschiedbrief: „Nach fast 50 Jahren im Rollstuhl haben meine körperlichen Kräfte in den letzten Monaten so rapide abgenommen, dass ich demnächst mit dem völligen Verlust meiner bisherigen Selbstständigkeit rechnen muss. Vor allem die Fähigkeit, aus eigener Kraft die Toilette zu benutzen und das Bett zu erreichen, und wieder zu verlassen, schwindet zunehmend. Parallel dazu beobachte ich auch ein Nachlassen meiner geistigen Fähigkeiten, das wohl kürzer oder später in einer Demenz enden wird. Ich habe mehrfach erklärt, dass ein solcher Zustand nicht meinem Bild von mir selbst entspricht und dass ich nach einem trotz Rollstuhl selbstbestimmten Leben nicht als ein von Anderen abhängiger Pflegefall enden möchte. Aus diesem Grund werde ich meinem Leben jetzt selbst ein Ende setzen. Ich haben vielen zu danken, die meinen Weg begleitet und meinem Leben Freude und Sinn gegeben haben.“
Aber zurück zu seiner wirklich lesenswerten Autobiografie. Wir erfahren viel vom Aufwachsen des Arbeiterkindes Udo Reiter in Lindau und seinem Weg zum BR und später zum MDR. Mich interessierte die Strömungen beim Bayerischen Rundfunk. Ich habe miterlebt, wie Reiter die Service-Welle B5 aktuell ins Leben rief. Im Grunde kupferte er diese Idee des Nachrichtenradios in Frankreich bei France Info ab. Noch heute höre ich B5 aktuell morgens beim Rasieren und informiere mich über die Nachrichtenlage.
Die Skandale um den MDR und vor allem KiKa interessierten mich weniger als vielmehr die Herausforderung der Digitalisierung. Wie kam ein alter Haudegen wie Reiter mit dem Medienwandel klar? Reiter setzte auf Trimedialität, was heute ein Zauberwort im BR ist und leider nicht von allen BR-Mitarbeitern gelebt wird. Reiter selbst habe ich über Twitter kennengelernt. Ich war sein Follower, er folgte mir nicht. Streitbar war er in Twitter, teilte aus und bekam einmal einen fetten Shitstorm ab, als er zur Deutschen Einheit twitterte: „einheitstag 2030: bundespräsident mohammed mustafa ruft die muslime auf, die rechte der deutschen Minderheit zu wahren.“ Das war es dann mit Udo Reiter bei Twitter. Er legte seinen Account still.

Mit diesem Tweet erntete Reiter einen Shitstorm und verschwand aus Twitter.

Mit diesem Tweet erntete Reiter einen Shitstorm und verschwand aus Twitter.

Mir hat das Buch Gestatten, dass ich sitzen bleibe: Mein Leben auf der einen Seite sehr viel Spaß beim Lesen bereitet, auf der anderen Seite hat es mich sehr nachdenklich zum Thema Sterbehilfe und Freitod gemacht. Entscheidet selbst!

Zielgruppe gesucht

14. Oktober 2008

Am Sonntag habe ich mit meinen Kindern KiKa geschaut. Vor dem Sandmännchen kam „Jasper, der Pinguin“, eine Zeichentrickserie. Dieses Mal verkaufte der Pinguin Limonade in Flaschen: Makrelen-Limo, Tintenfisch-Limo, Herings-Limo – doch keines der Kinder wollte eine Flasche kaufen. Erst als es eine Katze zu retten galt, die auf einen Baum geklettert war, fanden sich Abnehmer der fischigen Limo. Und der Pinguin erklärte: „Ich hatte kein schlechtes Produkt, ich hatte nur nicht die richtige Zielgruppe.“ Cool dieses Lehrstück in Sachen Marketing. Meine Kinder haben es gleich verstanden. Vielleicht sollte ich dieses Beispiel in meinen Marketingseminaren einsetzen, die ich immer wieder halte. Viele Teilnehmer machen sich keine Gedanken um ihre Zielgruppe, sondern es steht bei ihnen nur das Produkt im Vordergrund. Also meine Kinder haben es verstanden.