Archive for Mai 2011

Adieu MACup

20. Mai 2011
Diskussion mit jungem Leser im Jahr 2006.

Diskussion mit jungem Leser im Jahr 2006.

Irgendwie habe ich es geahnt, aber jetzt ist es Wirklichkeit geworden. Die MACup wird eingestellt. Im Juni erscheint das letzte Heft des traditionsreichen Magazins, das über 30 Jahre die Mac-Szene begleitet hat. Die MACup war meine zweite Chefredaktion und die alte Tante MACup war eine gute Zeitschrift. Aber jetzt ist es vorbei. Die Neue Mediengesellschaft Ulm (NMG) hat das Aus verkündet, da es für ein Pro-Magazin im Apple-Umfeld keinen Platz mehr gebe. Egal, der Markt hat entschieden.

Ich erinnere mich gut, als wir uns redaktionsintern den neuen Anforderungen des Marktes gestellt haben und ich bin überzeugt, damals die richtigen Weichen gestellt zu haben. Jedes Jahr bin ich nach San Francisco gepilgert und habe mir Steve Jobs Keynote reingezogen. Und ich war jedes Mal begeistert. Nur einmal traf mich eine Ankündigung von Jobs ins Mark. Als er seine Firma Apple Computer Inc. in Apple Inc. umwandelte. Der Weg zu einer Consumer Eletronic-Company nach dem Vorbild von Sony war vorgezeichnet. Meine Bedenken wurden damals von der Geschäftsführung des Verlages nicht geteilt. Für mich war es aber konsequent, nach neuen Ufern Ausschau zu halten. Ich bin zwar ein Apple Fan, aber es ist für mich deutlich wichtiger über einen XServe zu schreiben als über einen iPod. Egal, der Markt hat entschieden.

Als Konsequenz dieser Entwicklung, mehr und mehr Consumergeräte von Apple in einer Pro-Zeitung zu veröffentlichen, schufen wir ein neues Ressort, quasi ein Heft im Heft: Die iMACup. Innerhalb der MACup sollte es ein cooles Magazin geben, dass sich um Consumerprodukte der Firma Apple kümmert. Dieser Teil sollte wachsen und wachsen und schließlich irgendwann als eigenständiges Magazin ausgegliedert werden. Ich beauftragte meinen Redakteurskollegen Michael Krimmer dafür, weil er sich in der Welt der iGeräte wohlfühlt. Das war die richtige Entscheidung, schließlich ist Michael Krimmer heute der erfolgreichste Autor von iPhone- und iPad-Büchern. Wir haben sogar mal zusammen ein Buch veröffentlicht zum Thema Nike+ iPod, von dem ich noch ein paar Exemplare im Keller hab. Das Konzept ging auf. Aus der iMACup wurden später die beiden Zeitschriften „iPhone & Co“ und „iPad & Co“, die beide von der NMG jetzt weitergeführt wurden. Egal, der Markt hat entschieden.

Zudem versuchte ich, der konservativen Leserschaft der MACup neuen Lesestoff anzubieten. Das traditionell im Print-Publishing beheimate Klientel wollte ich mit Bewegtbild und 3D vertraut machen. Aber es ist schwer, ein kreatives Papierpublikum für neue Medien zu begeistern. Ähnlich geht es Firmen wie Adobe, die eine Konvergenz der Produkte anstreben, aber die Kundschaft folgt nur störrisch den Weg. Ich erinnere mich gut an Gesprächen mit Lesern auf einer Convention: Sie waren sauer, dass in Photoshop es jetzt einfacher war, Sachen freizustellen und dies per Knopfdruck. Wie solle man den Kunden dann die hohen Stundensätze der Druckvorstufe erklären? Der Leser war stinkig, dass wir die neuen Features abdrucken. Egal, der Markt hat entschieden.

Der konsequente Aufbau und Ausbau von Online wurde nicht begangen. Man wollte lieber analoge Dollars statt digitalen Pennys, wie es so schön heißt. Die Mannschaft wollte damals Richtung online, um zu überleben. Egal, der Verlag hat entschieden.

Happy birthday Apple-Retail Stores

19. Mai 2011

Die Apple-Retail Stores werden zehn Jahre alt und wie es aussieht, liegen Neuerungen in der Luft, wenn man den einschlägigen Apple-Newsdiensten glauben will: Urlaubssperre, passwortgeschützte Trainings-PDF, Meetings für 7 Uhr usw. Vielleicht hat sich Steve Jobs was Neues für den 10. Geburtstag der Stores einfallen lassen.

Egal: Die Apple Retail Stores sind auf jeden Fall ein glänzendes Geschäftsmodell. Mein erster Besuch eines Stores war 2002 in Palo Alto. Ich besuchte auf Einladung von Apple die Keynote mit Lampen-iMac und wir schauten dann den Store an, der in einem für die USA historischem Gebäude untergebracht war. Das Konzept war und ist hervorragend: Große Präsentationstische mit coolen Geräten, bemühte mobile Verkäufer, eine Genius Bar für knifflige (Consumer-)Fragen, eine Kinderecke um auch Zwerge für den Mac zu gewinnen. Sehr schön finde ich persönlich den Schulungsbereich. Ich habe in den USA immer wieder Workshops von Industriegrößen besucht, wie mehr erzählten wie ich mein iLife bediene. Immer wieder wurde das Konzept des Stores ausgezeichnet, zuletzt im Dezember 2010 von der Industrial Designers Society of America (IDSA). Begründung: Das Konzept habe ein konsistentes Marken-, Produkt- und Service-Erlebnis geschaffen. Und ich sag danke für ein kostenloses schnelles WLAN. In den Stores konnte ich super meine Arbeit machen. Als kleines Geburtstagsgeschenk habe ich mal ein paar meiner Filme von Apple Retail Stores hier eingebaut. Und ich möchte an einen Begegnung mit den Verkäufern erinnern, die ich in Santa Monica hatte und auch darüber geschrieben habe.

So gut die Idee der Stores aber auch ist, sie waren der Todesstoß für die Macworld Expo. Jeden Januar pilgerte die Apple-Gemeinde nach San Francisco, um sich die Keynote von Steve und dann die Messe anzuschauen. Aufgrund der Retail Stores braucht Apple keine Messe mehr und hat sich von ihrer Messe, der Macworld zurückgezogen. Dann und wann schaut Apple noch auf Messen vorbei, wie der NAB oder jetzt der BookExpo America. Bei letzterer soll wahrscheinlich das iPad und der iBook-Store promotet werden.

Apple bekommt mehr Kunden (und Käufer) durch die Stores als durch eine lokale Messe. 2002 gab es pro Store im Schnitt noch 56.000 Besucher. 2010 lag die Zahl bei 553.310. Das ist der Todesstoß für eine Messe und damit das Aus für mich und den USA-Reisen.

Ich habe viele Retail Stores besucht: Eindrucksvoll waren natürlich der Store in San Francisco mit einer imposanten Glastreppe, der Flagship Store in London, die vielen kleinen Stores in US-Einkaufszentren wie LA, San Diego, Las Vegas. Ich war bei der Eröffnung des Münchner Stores im Dezember 2008 dabei (und bekam kein T-Shirt mehr ab). Jetzt steht bald der Besuch des eindrucksvollen New Yorker Stores auf dem Programm. Kaufen muss ich nichts, aber schauen. Den größten Eindruck hat auf mich der Pariser Apple Store gemacht. Er ist unter dem Louvre, direkt vor den Spitze der Stein- und Glaspyramide. Hier stimmt die Umgebung und auch sonst einfach alles.

Computerspiele und Medienkompetenz

18. Mai 2011

Vor kurzem war ich Teilnehmer einer Podiumsdiskussion bei der Hanns-Seidel-Stiftung zum Thema Computerspiele und Medienkompetenz. Dies ist der Seminarbericht des Moderators Karl Heinz Keil, der unlängst auf der HSS-Website veröffentlicht wurde. Ich habe von dem Event Videos gedreht und bei YouTube eingestellt, damit sich alle von der Qualität der Veranstaltung einen Eindruck machen können.

Sind Computerspiele ein neues Kulturgut, ein purer Spaßfaktor oder womöglich nur ein digitales Suchtmittel? Dieser Frage gingen Experten bei der Podiumsdiskussion „Computerspiele und Medienkompetenz“ am 5. Mai 2011 im Konferenzzentrum München nach. Am Rande der Veranstaltung bestand die Möglichkeit – an Konsole, Laptop oder iPad – Spiele auszuprobieren. Verschiedene Aussteller präsentierten im Foyer Computerspiele, darunter auch kleinere Unternehmen, die ihren Sitz in Bayern haben.

Ob mit Maus und Tastatur vor dem heimischen PC, per Spielekonsole oder auf dem Handy: Durch die Möglichkeiten der digitalen Technologien wird das Angebot immer vielfältiger. So vielfältig das Ange bot ist, so vielfältig sind die Meinungen. Oft stehen die nega tiven Wirkungen im Fokus der Öffentlichkeit. So sind die Auswirkungen von Gewalt in Computerspielen Gegenstand kontroverser Diskussionen. Manchmal werden Computer spiele auch als süchtig machendes elektronisches Spielzeug mit bloßem Unterhaltungswert ohne Inhaltsvermittlung betrachtet. Andere Studien verweisen auf positive Effekte. Demnach wirkte sich das Erlernen neuer Computerspiele positiv auf die Fähigkeiten von Schülern beim Lösen von Problemen sowie auf deren Fingerfertigkeit aus. Oder sind Computerspiele gar als neue Kunstform neben Film, Musik, bildender Kunst zu akzeptieren? Es gibt bereits Staaten wie Südkorea in denen sich eine bedeutende Kultur rund um Spiel und Spieler gebildet hat. Diese kontroversen gesellschaftlichen Beobachtungen waren Anlass zu einer Abendveranstaltung, die ein möglichst objektives Bild der Thematik „Computerspiele“ zeichnen wollte. Dazu war es hilfreich, dass auch vor und nach der Veranstaltung verschiedene Unternehmen ihre Produkte präsentierten und die Möglichkeit bestand einmal selbst zu spielen.

In seinem Eingangsstatement plädierte der ehemalige Leiter der Bayerischen Staatskanzlei und jetzige medienpolitische Sprecher der CSU, Eberhard Sinner, für ein normales Verhältnis zum Thema Computerspiele. Sinner warb gleichzeitig dafür, nicht nach jedem Amoklauf sofort nach neuen Gesetzen zu rufen. Medienkompetenz sei gefragt! Ein Begriff, den alle Diskutanten immer wieder zitierten. Computerspiele seien inzwischen auch ein Kulturgut, so wie das Medium Film. Sinner verwies in diesem Zusammenhang auf den Deutschen Computerspielpreis, der am 30. März 2011 bereits zum dritten Mal von den Branchenverbänden BIU e.V. und G.A.M.E. e.V. gemeinsam mit dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsminister Bernd Neumann, verliehen wurde.

Die mit diesem Preis verbundene wirtschaftliche Bedeutung und die umfangreichen Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten – vom Programmierer bis zum Designer – verdeutlichte neben Sinner auch die Managerin des Clusters audiovisuelle Medien, Barbara Schardt, die mit vielen Aktivitäten in Bayern versucht, die Bedeutung der Branche in der Öffentlichkeit zu verankern.

Verena Weigand, Referentin für Jugendschutz und Medienpädagogik der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), bejahte zwar Problempotenziale von Computerspielen: Gewalt, auch politischer Extremismus und Pornographie seien in Ihrer täglichen Arbeit ein Thema. Bei strafrechtlich relevanten Kriterien, hänge es aber eher am Vollzug der Gesetze als an den Gesetzen selbst. Bei Jugendgefährdung gäbe es das Mittel der Indizierung mit Vertriebs- und Werbebeschränkungen. Bei vermuteten Entwicklungsbeeinträchtigungen, seien die Altersstufen ein probates Mittel. Aber auch Weigand plädierte für Augenmaß: „Ein unmittelbarer kausaler Zusammenhang von Spiel und Amoklauf“ sei aus ihrer Sicht nicht wissenschaftlich zu belegen. Sie spreche nur von Wirkungsrisiko und nie von Wirkungszusammenhang. So wird auch nicht im medizinischen Sinne von Sucht gesprochen, sondern von möglichem Abhängigkeitspotenzial.

Michael Krimmer, Betreiber des Blogs „Whats up@PS3“, und Matthias J. Lange, IT-Journalist und Social-Media-Experte, votierten beide für ein „gesundes Verhältnis“ zu Computerspielen. Schwarzweißmalerei, sei, so Lange, nicht der richtige Weg, das Thema medienkompetent anzugehen. Hier widersprach die Vorsitzende des Landeselternverbandes der Bayerischen Realschulen, Ingrid Ritt, nicht. Auch wenn Sie selbst Computerspielen reserviert gegenüber steht, kennt Sie den Alltag der Jugendlichen. Die Eltern sind gefordert: „Eltern müssen sich gründlich informieren, interessiert und wachsam sein!“ und ihrem Erziehungsauftrag nachkommen, so Ritt.

Es bestand Einigkeit, dass neben den Eltern auch die Schulen gefordert sind. Und so konnten mehr oder weniger alle Podiumsteilnehmer zustimmen: Computerspiele sind inzwischen ein Kulturgut, das Spaß machen kann, aber auch Abhängigkeitspotenzial hat, insbesondere wenn die Erziehung versagt. Das Fazit von Eberhard Sinner: „Wir müssen die Medien beherrschen und nicht die Medien uns!“

Buchkritik: Bücher gratis für iPhone, Kindle & Co

17. Mai 2011

Ich bin ausgestattet mit allen Arten von eBook-Reader und jetzt brauche ich nur noch Bücher. Zwar kann ich durch Netz surfen und hier und da PDF, oder ePubs einsammeln oder dank völlig überholter Buchpreisbindung den Verlagen Geld in den Rachen schmeißen. Aber so richtigen Spaß macht es nicht. Da kam mir ein Buch mit dem Titel Bücher gratis für iPhone, Kindle & Co.- So erhalten Sie kostenlos die interessantesten E-Bookss in die Hände. Autor ist ein gewisser Maximilian Buckstern, was auf ein Pseudonym hindeutet. Hinter ihm verbirgt sich ein Insider der Verlagsbranche, der sich wirklich auskennt. Nach Recherchearbeit hab ich den wahren Namen aufgedeckt, doch er bat mich, das Geheimnis nicht zu lüften. Den Gefallen kann ich der Person tun, denn auf den Inhalt kommt es an.

Und der Inhalt des Buches hält genau, was er verspricht. Ich finde Bücher, Unmengen an Büchern für mein digitales Lesegerät, sei es Sony Reader, iPad oder Kindle. Zunächst lichtet Autor das Gewirr der unterschiedlichen Formate und stellt die jeweiligen Vor- und Nachteile da. Zudem gibt es einen kurzen Überblick an Hardware mit allen relevanten Fakten. Das Beste sind aber die Downloadquellen für Bücher, Zeitungen und Zeitschriften. Diese Quellen gibt es auch in einer alleinigen, preiswerten ePub-Ausgabe für die Sparfüchse unter uns. Ich bevorzuge aber die 2 Euro teure Ausgabe mit mehr Hintergrundinfos.

Das Buch ist zu recht erfolgreich. In der Amazon-Bestellerliste ist es ziemlich weit vorne. Als ich diese Kritik schreibe, liegt das Buch auf Platz 31 im Kindle-Shop. Da zeigt sich, dass sich guter Content durchsetzt und auch nicht teuer sein muss.

Was mich massiv interessiert hat, ist übrigens das Kapitel „eBooks ohne Verlag selbst veröffentlichen“. Ich werde das Projekt angehen und einen Selbstversuch starten. Warum soll sich denn jemand an meinen Content eine goldene Nase verdienen? Für diesen letzten Anstoß bin ich dem Autoren Maximilian Buckstern persönlich dankbar.

 

Update: Jetzt ist das Geheimnis offiziell gelüftet: Maximilian Buckstern ist Hans-Joachim Jauch: Er hat ein wunderbares Interview dem Buchreport gegeben.

eBooks online ausleihen und lesen

16. Mai 2011

Seit ich mein iPad 2 hab, lese ich verstärkt wieder Bücher in digitaler Form. Ich habe sie bereits am ersten iPad und am Sony Reader gelesen, doch das iPad 2 ist schön leicht und angenehmen. Zum Kauf eines Kindle hab ich mich noch nicht hinreißen können. Ich habe von einem Ausleihsystem von Bücher auf Kindle-Basis gelesen, aber das System gibt es meines Wissens nur in den USA. Aber gerade im Land der Dichter und Denker sollten wir öffentliche Stadtbibliotheken in eine digitale Zukunft herüberretten. Meine Kinder lieben die örtliche Bücherei, aber es wäre schön, wenn diese mit der Zeit geht, sonst geht sie mit der Zeit.

Da ist mir das System Onleihe positiv aufgefallen und ich hab mir es näher angeschaut. Die Onleihe ist ein Angebot verschiedener Stadtbibliotheken in Deutschland und darüber hinaus. Dieser Service ermöglicht es mir als Nutzer einer Stadtbibliothek, über die jeweilige Homepage digitale Medien mit meinem Bibliotheksausweis auszuleihen. Inzwischen haben sich über 200 Büchereien diesem System angeschlossen. Es ist noch nicht der Hammer, aber zumindest ein Anfang. Im Bestand sind eBooks, ePaper, eMagazine sowie Audio und Musik.

Ich kann mir die Bücher mit einem iPad, iPhone oder Mac holen und brauch nur die entsprechende App Onleihe aus dem iTunes-Store – und ich muss zumindest einmal in meiner Bibliothek vor Ort sein, um einen Ausweis zu bekommen. Die Bücher liegen im ePub-Format vor. Diese kann ich dann mit dem kostenlosen Bluefire Reader lesen, der das Adobe DRM unterstützt.

Was mich am meisten freut, ich muss die Bücher nicht mehr zurückgeben. Ist meine Ausleihdauer überschritten, wird das Buch automatisch zurückgegeben und ich kann es nicht mehr öffnen. Das DRM macht es möglich. Jetzt muss nur noch meine Dorfbücherei Mitglied werden.

Buchkritik: iPad2 – das Internet in Ihren Händen

15. Mai 2011

Nach Wochen des Wartens ist mein iPad2 endlich bei mir eingetroffen. Eigentlich bin ich über die neuen Features schon vorab aus dem Netz informiert, aber live am Gerät die Sachen auszuprobieren ist doch etwas anderes. Ich fühle mich gut informiert, dennoch habe ich auch auf ein BuchiPad 2 – Das Internet in Ihren Händen meiner langjährigen Kollegen Michael Krimmer und Anton Ochsenkühn zurückgegriffen. Und was soll ich sagen? Selbst für mich als Pro hatte das Buch noch einige Überraschungen zu bieten, obwohl ich nicht unbedingt Zielgruppe bin. Natürlich sind die mobilen Produkte von Apple dafür gedacht, sofort loszulegen, dennoch ist kompetente Hilfe gerade für den Einsteiger wichtig. Wie bekomm ich meine Daten aufs iPad? Wie richte ich die Mailkonten ein? Wie ist die Zusammenarbeit mit MobileMe? Zudem geben die beiden Autoren noch Tipps für Apps und Erweiterungen.

Für den Einsteiger ist dieses Buch eine regelrechte Bibel. Für die ersten Schritte mit dem neuen iPad ist das Buch ein sehr guter Helfer. Ich habe den Dummy-Test gemacht und zwei Bekannten das 446seitige Buch zum Lesen zu gegeben. Das Feedback war hervorragend: Einfache und kompetente Hilfe, die schnell zum Ziel führt. Was will man mehr?

Natürlich kann ein Buch trotz seiner über 400 Seiten nicht alles behandeln. Mir gehen im App-Bereich zwei wesentliche Apps ab, aber darüber lässt sich trefflich streiten: Garage Band und iMovie. Beide Apps haben mein Leben deutlich erleichtert. Hier hätte ich gerne mehr erfahren – aber dieser Eindruck ist subjektiv. Übrigens, ein paar Auszüge aus dem Buch gibt es hier.

Aber als Fazit: Rundum ein lesenswertes Buch für alle Einsteiger und auch Profis finden diesen oder jenen Tipp noch ganz nützlich. Und für rund 20 Euro als Papierbuch ist es keine große Investition. Wer ein Sparfuchs ist, bekommt das Buch als ePaper übrigens im iBook-Store und für den Kindle für rund 8 Euro.

Buchkritik: „The Art of Star Wars The Clone Wars“ von Frank Parisl und Gary Scheppke

14. Mai 2011
Hier die deutsche Ausgabe des Buches.

Hier die deutsche Ausgabe des Buches.

Nein, Star Wars Clone Wars gehört nicht zu meinen favorisierten Animationsfilmen. Ich steh einfach auf die alten Star Wars-Filme, die jetzt zumindest in überarbeiteter Version auf Blu ray herauskommen. Und dennoch kann ich mich der Faszination des Clones Kinofilms und der Serie nicht entziehen. Aus diesem Grund hab ich mir Art of Star Wars The Clone Wars (Star Wars Clone Wars) von Frank Parisl und Gary Scheppke zugelegt. Sehr skeptisch blätterte ich das Buch durch – immer mit der Gewissheit, es darf mir eigentlich nicht gefallen. Und es ist um mich geschehen. Das Buch zieht mich in seinen Bann. Die 192 Seiten hatte ich schnell durch, doch ich bin voll in das Universum von George Lucas eingetaucht. Das Buch behandelt die Zeichnungen und Sketches des Kinofilms Star Wars – The Clone Wars und der ersten TV- Staffel 1, die nach Episoden geordnet sind. Die zweite Staffel 2 wird nur kurz angerissen.

Vorsicht: An alle 3D-Artists: Es sind keine 3D-Modelle der Filme abgebildet. Es handelt sich um reines Concept-Art und die Previsualisierungen und die sind in der Regel gezeichnet – natürlich auch digital. Dies hat einen Reiz und ich empfehle jedem Artists, sich mit dieser Kunstform zu beschäftigen. Nur wer sich ganzheitlich mit seinem Objekt identifiziert, wird eine exzellente Arbeit abliefern. Exakte Beobachtung schult das Auge und schärft den Blick. Für mich sind die Zeichnungen, die die Gefühlsausdrücke von Personen zeigen, am eindrucksvollsten. Dies gilt auch, wenn sie harte Militärs wie Commander Cody sind, die sich hinter einer Maske verbergen. Die Charaktereigenschaften von einem eleganten Count Dooku und einem ordinären Jabba sind grandios dargestellt. Hier waren Meister am Werk. Leider fehlen mir hier die Emotionen des Bösewichtes  General Grievous, der mir in diesem Buch zu kurz kommt. Kritik muss ich auch an den Texten üben. Zwar gibt es ein paar einführende Worte von George Lucas, aber mir sind die Texte zu oberflächlich und gehen teilweise zu wenig in die Tiefe. Aber hier wacht wahrscheinlich das Auge der Rechtsabteilung, damit keine Produktionsgeheimnisse verraten werden. Egal,Art of Star Wars The Clone Wars (Star Wars Clone Wars) ist ein Bilderbuch und sollte auch so gesehen werden. Mir wäre eine Mega-Version des Buches lieber gewesen, ich hätte gerne mehr Storyboards gesehen, mehr über Beleuchtung und Landschaften und vor allem mehr über Raumfahrzeuge erfahren, denn das Star Wars Universum besteht nicht nur aus Personen. Also kauft das Buch und möge die Macht mit euch sein.

Social Media: QR-Code für mobile Konsumenten (auch in Kunstausstellungen)

13. Mai 2011
QR-Code auf einem T-Shirt.

QR-Code auf einem T-Shirt.

Aufmerksame Beobachter werden in jüngster Zeit verschiedene schwarzweiße Quadrate mit Strichmustern in der Öffentlichkeit bemerken, die ihnen auf Postern oder auf Postkarten begegnen. Das ist ein QR-Code. Das Teil ist ziemlich alt, bekommt aber durch Social Media ein neues Revival. Der QR-Code (engl. Quick Response, „schnelle Antwort“, als Markenbegriff „QR Code“) ist ein zweidimensionaler Strichcode (2D-Code), der von der japanischen Firma Denso Wave im Jahr 1994 entwickelt wurde, sagt uns Wikipedia.

Hinter dem Code verbirgt sich in der Regel eine Webadresse. Der User braucht nur noch ein entsprechendes Lesegerät und kann den Code einscannen und wird sofort weitergeleitet. Das ist simple, genial und einfach. Mein iPhone verfügt über eine Kamera und die App i-nigma, die ich verwende, erkennt den Code sofort und zack bin ich auf einer Website. Das ist bequemer als ein stumpfsinniges Abtippen von WWW-Adressen.

In der Regel werden diese QR-Codes benutzt, um Usern ein Angebot auf einer Website zu machen. Böse Leute könnten natürlich darüber mein Smartphone angreifen.

QR-Code in einer Ausstellung.

QR-Code in einer Ausstellung.

Neulich habe ich aber einen noch besseren Einsatz gesehen. QR-Codes in einer Ausstellung. Sie kennen das? Sie laufen durch eine Ausstellung und finden ein Exponat interessant. Auf einer viel zu kleinen Tafel steht dann in Deutsch und Englisch, was der Künstler uns sagen wollte. Aber in der Regel sind die Texte zu kurz und dadurch nur oberflächlich. Eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Objekt geschieht mangels Informationen nicht. Ich müsste im Katalog nachlesen, was ich aber in der Regel nicht mache, weil ich zu faul oder schon wieder abgelenkt bin.

Da kommt der QR-Code ins Spiel. In einer Kunstausstellung von Jin-Ho Jeton auf der FMX in Stuttgart habe ich unter den Bildern den QR-Code gesehen. Ich wurde auf die Website des Künstlers weitergeleitet und konnte so mehr über die Beweggründe erfahren. Das war eine Kunstausstellung, die ich wirklich genossen habe. Sie hat mir die Augen geöffnet. Kunst bleibt nicht nur an der Oberfläche, sondern geht in die Tiefe, fordert Emotion und Intellekt gleichermaßen.

An der FH habe ich zudem ein Plakat gesehen, auf dem der Prof seine Skripte und das Vorlesungsverzeichnung über einen QR anpreist. Die Idee finde ich großartig. Kritiker werden sagen, dass QR wieder Leute ausgrenzt, die eben kein internetfähiges Mobiltelefon haben. OK, Einspruch akzeptiert, aber ich mach trotzdem weiter.

Ich werde das QR-Thema gleich umsetzen. Im Oktober darf ich eine große Frisurenshow, die HAARE 2011, mitorganisieren. An einem Stand hängen dort zahlreiche aktuelle Frisurenbilder. Friseure aus ganz Deutschland besuchen die Veranstaltung und den Stand. Dort diskutieren sie in der Regel, wie die Frisur geschnitten wird. Bisher konnte ich aus optischen Gründen keine Erklärungen unter die Bilder hängen. Aber dank dem QR-Code kann ich die Ausstellung virtuell weiterführen und Schnitttechniken erläutern. QR-Software gibt es kostenlos im Web. Im Moment verwende ich diesen kostenlosen QR-Generator goqr und bin gut gefahren.

Selbst die Bahn setzt auf QR.

Selbst die Bahn setzt auf QR.

Buchkritik The Art of Toy Story 3 von Charles Solomon

12. Mai 2011

Ich mag keine Fortsetzungsgeschichten – eigentlich. Wenn ich mir auf Blu ray den jüngsten Pixar-Streich Toy Story 3 [Blu-ray] ansehe, setze ich mal meine Bedenken aus. Der Film war schön, hatte wunderbare Animationen und eine hervorragende Story. Um über die Hintergründe des Films mehr zu erfahren, habe ich mir ein Buch aus der Reihe „The Art of …“ zugelegt. Art of Toy Story 3 ist um 16 Seiten dicker als die bisherigen Bände dieser Reihe.

Während andere Bücher sich fast nur in Zeichnungen und Sketches ergehen, bekommt der Leser hier Hintergrundinfos über den Plot. Wir erfahren, wie die Pixar-Kreativen mit der Story gerungen haben, wie sich die Figuren entwickelt haben. Wir sehen den Prozess der Charaktere und wie Emotionen durch Zeichnungen ausgedrückt werden. Und das ist die Genialität von Pixar. Die Verbindung von Story und Technik. Meines Erachtens gab es keinen technischen Durchbruch bei Toy Story 3: Während bei früheren Filmen der technische Erfolg auf die Darstellung von Haaren (Die Unglaublichen [Blu-ray]), von Raytracing (Cars [Blu-ray]) oder von Wasser (Findet Nemo) lag, wurde in Toy Story 3 die vorhandene Technik zwar optimiert, aber im Vordergrund stand die Weiterentwicklung der Story. Was passiert, wenn der Spielzeuginhaber auf eine weiterführende Schule geht und sein Spielzeug hinter sich lässt? Genial diese Idee und wunderbar die Umsetzung als Film. Im Buch sehen wir Bilder aus den Schuljahrbüchern von Pixar-Oberguru John Lasseter. Wie hat sich der kleine John im Laufe der Jahre verändert und wie verändert sich die Hauptperson Andy in Toy Story 3. Schöne Parallelen und eine schöne Darstellung, woher Pixar seine Kreativität schöpft. Die einzelnen Locations werden ebenso detailreich dargestellt, wie die Veränderung der Beleuchtung über den Tag hinweg – das ist großes Kino. Die Beleuchtung und damit die Farben verändern sich und schaffen Atmosphäre.

Genial für mich war der Western-Vorspann von Toy Story 3, ganz im Stile des Cliffhanger-Erzählstils von Indiana Jones oder James Bond. Die Situation für die handelnden Personen wird immer auswegloser und dennoch gibt es eine Lösung, bis es zum Ebenenbruch kommt. In anderen Filmen erwachen die Personen aus deinem Traum, hier ist es das Ende des Spiels – vielleicht auch eine Art Traum. Großartig Pixar und großartig in diesem Buch illustriert!

Besonderes Augenmerk in dem Buch wird auf die Persönlichkeit des erdbeerfarbenen Teddys Lotso gelegt. Hier wird mit Emotionen gespielt: Die nette Figur des netten Onkels verwandelt sich in einen verbissenen rachesüchtigen Tyrannen. Nach außen bleibt er der freundliche Bär, doch der wahre fiese Charakter bricht hervor. Diese Entwicklung zeigt das Buch wunderbar.

Dennoch ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Leider wird der Terror des Affens optisch nicht erläutert. Hier hätte ich mir gerne noch zwei, drei Seiten gewünscht, denn der Affenwärter ist ein Schock für die (kleinen) Zuschauer.

Es ist eine Anregung und ein Lehrbuch für jeden Animator zugleich. Dieses Buch zeigt wieder einmal, dass es sinnlos ist, sich sofort auf sein Maya oder Max oder C4D oder oder zu stürzen, sondern dass die Entwicklung der Story und der Personen fundamental ist. Obwohl Pixar eine digitale Company ist, steht das Ringen um die Geschichte im Vordergrund. Das macht die Stärke von Toy Story 3 und den anderen Pixar-Filmen aus.

Buchkritik: Reinhard Kleist – Cash

11. Mai 2011

Mit Comics ist es so eine Sache. Als Jugendlicher verschlang ich die Comics. Ich liebte die bunten Hefte. Dann kam eine Pause, eine lange Pause. Jetzt erarbeite ich mir mühsam wieder die Comics. Ich habe viele alte Heftchen von früher aus dem Keller geholt: Prinz Eisenherz, Tarzan, Kung Fu und natürlich Superman und Batman. Aber Comics sind heute viel mehr. Ich habe Frank Miller für mich entdeckt und taste mich langsam vor. Leider muss ich feststellen, dass Comics in der deutschen Kulturlandschaft noch nicht angekommen sind. Anders als beispielsweise in Frankreich oder gar in Japan, haben in unserem Kulturbetrieb Comics keine Lobby. Das ist schade. Auf meiner Entdeckungstour durch die Welt der Comics bin ich auf Reinhard Kleists Buch Cash: I see a darkness gestoßen, nachdem mir das Buch ausdrücklich von meinen Kollegen Bertold Brackemeier empfohlen wurde.

In S/W gehalten ist das Buch eine Biografie meines Helden Johnny Cash. Ähnlich wie der Kinofilm Walk the Line wird hier die Zeit bis zum erfolgreichen At Folsom Prison Konzert erzählt. Zum Schluss gibt es noch einen Ausblick auf das Comeback der American Recording Reihe und die Arbeitsweise mit Produzent Rick Rubin. Mal pathetisch, mal sehr intim. Die Zeichnungen sind großartig und auch die Textarbeit ist eindrucksvoll. Cash, der Mann in Schwarz, passt gut in dieses Comic. Cash ist ein Comic. Er ist schwarz oder weiß – entweder liebt man den störrischen Mann, den Trinker und Tablettensüchtigen – oder man lehnt ihn ab. Ein Comic in Farbe wäre absolut daneben gewesen. Hier hat Reinhard Kleist richtig entschieden.

Wer kein Fan von Johnny Cash ist, wird sich allerdings mit der Erzählung manchmal schwer tun.Wer die Biografie des Conutry-Barden nicht kennt, hat so eine liebe Not, die handelnden Personen zu erkennen. Da war es noch relativ einfach den Sue-Song hinter Shel Silverstein zu identifizieren. Der Auftritt Dylans kommt aber ohne Vorwarnung daher und ich musste glatt zweimal hinsehen, um das Treffen der Giganten zu erkennen. Leider hat Kleist das Aufeinandertreffen mit George Harrison nicht gezeichnet.

Also Fans des Mannes, von dem seine einstige Plattenfirma als Nachruf schrieb: „There was a man“, es ist genau das Buch für euch. Die anderen lassen besser die Finger weg und lesen besser die Cash: Die Autobiografie von 1999 (ohne Comeback).