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Micky Maus-Magazin feiert 70. Geburtstag

20. August 2021

Hier kommt die Maus. Und ich meine die Micky Maus. Das Micky Maus-Magazin feiert heute mit der Ausgabe 18/2021 seinen 70. Geburtstag. Mit bisher über 3.300 erschienenen Ausgaben und mehr als 1,3 Milliarden verkauften Heften ist die deutschsprachige Ausgabe des Micky Maus-Magazins bis heute laut Verlagsangaben das erfolgreichste Kinder-Magazin Europas. Ebenso wie das Magazin feiert auch die Berliner Egmont Ehapa Media GmbH ihr 70-jähriges Bestehen. Die Erstausgabe des Micky Maus-Magazins im Jahr 1951 ist gleichbedeutend mit der Gründung des damaligen Ehapa-Verlags, welcher damals wie heute die Heimat aller Entenhausen-Comics ist.

Da gratuliere ich dem Senior natürlich gerne, will aber nicht mit aktuellen Material nerven. Nein, ich hab was Besonderes:
Zum Geburtstagsfest gehe ich mal 20 Jahre zurück, als das Micky Maus-Magazin seinen 50. Geburtstag groß feierte. Im Archiv hab ich die damalige Jubiluämsinformationsmappe herausgesucht. Ich hab sie damals abgelegt und sie nun wieder aus meinem persönlichen Archiv geholt.

Das Micky Maus-Magazin ist 70 – hier die Mappe zum 50. Geburtstag.

Das Highlight vor 20 Jahren: Das erste Micky Maus Magazin aus dem 1951 gab es als Nachdruck als Geburtstagsgeschenk. Die Ausgabe war eingeschweißt in goldenes Glanzpapier. Sie kostete am 29. August 2001 genau 3,40 Mark und war Ausgabe 36. Ich hab sie noch verschlossen gelassen, denn die Geschichte von damals gibt es ja immer zu lesen. Vielleicht öffnen meine Kinder die Ausgabe irgendwann nach meinen Ableben.

Zudem lagen in der Mappe zwei Druckfahnen der Cover der Ausgaben 37 und 38 vom 6. September 2001 und 13. September 2001. Und dann war die Welt nicht mehr die selbe wie zuvor: Der 11. September 2001 veränderte alles.

Aber blicken wir mit Freude zurück auf schönere Zeiten. Zum 50. Geburtstag gab es eine umfangreiche Spezialausgabe der Sprechblase mit gut recherchierten Hintergrundberichten. Die Sprechblase ist ein deutschsprachiges Comicmagazin, das zwischen 1978 und 2007 im Norbert Hethke Verlag erschien. Ich weiß gar nicht, ob es das Fachmagazine heute noch existiert.

Zum 70. Geburtstag werde ich mir die Geschichte bis zum 50. Geburtstag in Ruhe zu Gemüte führen. Schön war ein Interview mit dem damaligen MM-Marketingmann Jörg Risken über die Zukunft des MM-Magazins. Auf die Sprechblasen-Frage, was man den Magazin zum Sechzigsten wünsche, antwortete Risken: „Das wäre 2011. Ich bin Realist. Die Auflage ist nicht mehr wie heute. Der Markt zerfällt immer stärker und die demographische Entwicklung spricht auch gegen einen langfristigen Aufwärtstrend. Aber wir werden zweifelsohne noch bestehen und Marktführer sein, daran glauben wir fest.“ Der Mann hat Recht behalten und ist noch immer im MM-Verlag beschäftigt.

Schauen wir mal in die Geschichtsbücher: Das Micky Maus-Magazin wurde in den Fünfziger Jahren zum Synonym für Comic-Hefte allgemein und ab 1964 zur elftgrößten Jugendzeitschrift der Welt. Die Micky Maus hatte eine Startauflage von 300.000 Exemplaren und überschritt zeitweilig eine Auflage von über einer Million Hefte pro Woche. Diese Zeiten sind allerdings lange vorbei.

Begonnen hatte alles eher zufällig, als 1951 ein Vertreter der Walt Disney Productions nach Stuttgart kam, wo Das Beste aus Reader’s Digest produziert wurde. Er suchte vier Leute, die ein deutsches Micky-Maus-Heft machen könnten. Und er traf neben dem späteren Verlagsleiter Adolf Kabatek, der für seine Verdienste um die Comic-Kultur später mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt werden sollte, auf Dr. Erika Fuchs. Es gelang ihm, sie für diese Aufgabe zu interessieren. Dr. Fuchs war skeptisch, doch als ihr Mann sie auf die möglichen pädagogischen Aspekte des neuen Projekts aufmerksam gemacht hatte, sagte sie schließlich zu. Es wurde eine glückliche Verbindung. Und Gatte Fuchs wurde später in den Geschichten von „Daniel Düsentrieb“ verewigt mit dem Spruch: „Dem Ingeniör ist nichts zu schwör.“

Die Egmont Harald Petersen Stiftung, die in Dänemark seit 1949 Disney publizierte, gründete zu diesem Zweck in Stuttgart eine Tochtergesellschaft und gab ihr nach den Initialen EHP ihres 1920 verstorbenen Stifters den Namen Ehapa Verlag.
Nach den erforderlichen Vorarbeiten für den Start der neuen Zeitschrift, der pünktlich mit Beginn des Schuljahrs 1951 erfolgen sollte, wurde ein erster Zeitschriftenhit der noch jungen Bundesrepublik Deutschland geboren. Obendrein war „die“ Micky Maus auch die erste deutsche Zeitschrift, die vollständig in Farbe gedruckt wurde. Anders als die amerikanischen Originalausgaben, die grob gerastert im Offsetdruck entstanden, bot die neue, im Kupfertiefdruckverfahren gedruckte Zeitschrift dem Leser ein sattes Lesevergnügen.

Anfangs erschien das Micky Maus-Magazin noch monatlich, aber ab Dezember 1951 gab es Sonderhefte. Anfang 1956 wurde die Zeitschrift auf 14-tägiges Erscheinen umgestellt. Anders als im Heimatland von Micky Maus, wo man nur wenige durchgehende monatlich erscheinende Heftreihen und daneben viele Einzelpublikationen veröffentlichte, wollte man nicht zu viele verschiedene Publikationen auf den übersichtlicheren deutschen werfen, sondern lieber die Erscheinungsfrequenz intensivieren.
Seit Ende 1957 erscheint das Micky Maus-Magazin wöchentlich. Im Lauf der Zeit entwickelten sich daraus zahlreiche Ableger.

Beim Durchblättern der ersten Hefte fällt auf, dass die Redaktion mit einigen Problemen gerechnet hatte. So konnte man zum Beispiel im ersten deutschen Micky Maus-Heft vom 29. August 1951 den Hinweis finden: „Ihr braucht diese wunderschönen bunten Hefte nicht heimlich zu kaufen, sondern dürft sie Euch regelmässig jeden Monat wünschen. Ihr werdet nämlich bald merken, auch die Erwachsenen haben ihre stille Freude daran.“

In der Tat waren in den frühen 50er Jahren die Jugendschützer in Sachen Film und Zeitschriften äußerst aktiv, um die bundesdeutsche Jugend vor verderblichen Einflüssen zu schützen. Das ging soweit, dass 1955 ein Versuch gestartet wurde, Comics generell gerichtlich verbieten zu lassen. Dieser Versuch scheiterte. Es wurden allerdings einige Comics namentlich aufgeführt, die moralisch als absolut unbedenklich eingestuft wurden. Und zwar: Nick Knatterton, Prinz Eisenherz und Micky Maus.

Buchkritik: Reinhard Kleist – Cash

11. Mai 2011

Mit Comics ist es so eine Sache. Als Jugendlicher verschlang ich die Comics. Ich liebte die bunten Hefte. Dann kam eine Pause, eine lange Pause. Jetzt erarbeite ich mir mühsam wieder die Comics. Ich habe viele alte Heftchen von früher aus dem Keller geholt: Prinz Eisenherz, Tarzan, Kung Fu und natürlich Superman und Batman. Aber Comics sind heute viel mehr. Ich habe Frank Miller für mich entdeckt und taste mich langsam vor. Leider muss ich feststellen, dass Comics in der deutschen Kulturlandschaft noch nicht angekommen sind. Anders als beispielsweise in Frankreich oder gar in Japan, haben in unserem Kulturbetrieb Comics keine Lobby. Das ist schade. Auf meiner Entdeckungstour durch die Welt der Comics bin ich auf Reinhard Kleists Buch Cash: I see a darkness gestoßen, nachdem mir das Buch ausdrücklich von meinen Kollegen Bertold Brackemeier empfohlen wurde.

In S/W gehalten ist das Buch eine Biografie meines Helden Johnny Cash. Ähnlich wie der Kinofilm Walk the Line wird hier die Zeit bis zum erfolgreichen At Folsom Prison Konzert erzählt. Zum Schluss gibt es noch einen Ausblick auf das Comeback der American Recording Reihe und die Arbeitsweise mit Produzent Rick Rubin. Mal pathetisch, mal sehr intim. Die Zeichnungen sind großartig und auch die Textarbeit ist eindrucksvoll. Cash, der Mann in Schwarz, passt gut in dieses Comic. Cash ist ein Comic. Er ist schwarz oder weiß – entweder liebt man den störrischen Mann, den Trinker und Tablettensüchtigen – oder man lehnt ihn ab. Ein Comic in Farbe wäre absolut daneben gewesen. Hier hat Reinhard Kleist richtig entschieden.

Wer kein Fan von Johnny Cash ist, wird sich allerdings mit der Erzählung manchmal schwer tun.Wer die Biografie des Conutry-Barden nicht kennt, hat so eine liebe Not, die handelnden Personen zu erkennen. Da war es noch relativ einfach den Sue-Song hinter Shel Silverstein zu identifizieren. Der Auftritt Dylans kommt aber ohne Vorwarnung daher und ich musste glatt zweimal hinsehen, um das Treffen der Giganten zu erkennen. Leider hat Kleist das Aufeinandertreffen mit George Harrison nicht gezeichnet.

Also Fans des Mannes, von dem seine einstige Plattenfirma als Nachruf schrieb: „There was a man“, es ist genau das Buch für euch. Die anderen lassen besser die Finger weg und lesen besser die Cash: Die Autobiografie von 1999 (ohne Comeback).