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Näher dran am Leben – warum Lokaljournalismus mehr ist als nur Nachrichten

21. Mai 2025

Meine journalistische Laufbahn bei einer Tageszeitung begann beim Fürstenfeldbrucker Tagblatt/Münchner Merkur mit Stationen in Fürstenfeldbruck, München und Bonn. Und als unlängst mein alter Arbeitgeber den Tag des Lokaljournalismus zusammen mit der hauseigenen Boulevardzeitung tz ausrief, wollte ich dabei sein. Also auf nach München .

Im ehrwürdigen Pressehaus an der Bayerstraße in München gab es für die Leserinnen und Leser einen Blick hinter die Kulissen. Neben einer kurzen Führung gab es in der Eventarena, der ehemaligen Rotation, drei Podiumsdiskussionen.

Lokaljournalismus und Meinungsvielfalt – Ein Blick hinter die Kulissen beim Münchner Merkur
Dirk Ippen, Verleger und Herausgeber, zeigte sich stolz und dankbar gegenüber der Redaktion, die diesen Tag der offenen Tür organisiert hatte – mit dem Ziel, Leser, Werbekunden und Mitarbeitende miteinander in den Austausch zu bringen. „Sie sind unsere wichtigsten Menschen“, sagte Ippen, „und ich finde es großartig, dass Sie heute erleben können, wie eine Zeitung wirklich funktioniert.“

Im Zentrum seiner Ausführungen stand der Lokaljournalismus – die Herzkammer des Münchner Merkur und seiner angeschlossenen Heimatzeitungen. Viele dieser Titel wie das Tölzer Kurier, das Freisinger Tagblatt oder die Schongauer Nachrichten existieren seit dem 19. Jahrhundert. Ihr Fortbestehen sei einzig und allein der Arbeit engagierter Lokaljournalistinnen und -journalisten zu verdanken. „Guter Lokaljournalismus lebt von Neugier“, so Ippen. Die Fähigkeit, auf Menschen zuzugehen und ihre Geschichten sichtbar zu machen, sei dabei wichtiger als jeder Zugang zu Bundespolitikern. „Jeder Mensch hat etwas Interessantes zu erzählen – und unsere Aufgabe ist es, das herauszufinden.“

Chefredakteur Georg Anastasiadis, ebenso wie seine Stellvertreter, blickte ebenfalls auf seine Anfänge im Lokalen zurück. Er erinnerte sich an das Jahr 1995, als durch eine vermeintliche Meteoritenexplosion in Andechs plötzlich Redaktionen weltweit – vom Wall Street Journal bis zur New York Times – anriefen. Später stellte sich heraus, dass es sich um eine illegale Sprengung handelte. Ein Beispiel dafür, wie Lokaljournalismus manchmal unverhofft ins Zentrum des Weltgeschehens rückt.

Auch Sebastian Arbinger, tz-Chefredakteur, berichtete von seinen Anfängen in der Lokalredaktion der Passauer Neuen Presse. Dort lernte er das journalistische Handwerk von Grund auf – etwa, wie man aus zwei handgeschriebenen A4-Seiten eines Vogelzuchtvereins einen spannenden Artikel macht.

Ein weiteres Thema des Gesprächs war der Unterschied zwischen Münchner Merkur und tz. Während der Merkur als überregionale Zeitung stärker auf Politik und umfassende Hintergrundberichterstattung setzt, versteht sich die tz als schnelle Stadtzeitung mit starkem Bezug zur Münchner Lebensrealität. Über 2.000 Zeitungskästen im Stadtgebiet unterstreichen diese Präsenz. Titelzeilen müssen pointiert und aktuell sein – manchmal auch provokant –, um im Alltag der Leser sichtbar zu bleiben.

Eine kritische Leserfrage griff die Rolle von Verleger Dirk Ippen als Kommentator auf. Ob es angemessen sei, dass sich ein Verleger so regelmäßig mit Meinungsbeiträgen zu Wort melde, wo dies bei anderen Häusern wie der Süddeutschen Zeitung unüblich sei? Ippen begegnete der Frage mit Offenheit: „Ich schreibe als Privatperson. Es ist meine Meinung – nicht die der Redaktion.“ Weder gebe es Druck noch Einflussnahme auf die Chefredaktion. Im Gegenteil: Die Redaktion verfüge über völlige Unabhängigkeit. Auch Georg Anastasiadis bestätigte: „Wir diskutieren durchaus leidenschaftlich. Unsere Zeitung ist nicht gleichgeschaltet.“

Anastasiadis ging auch auf die Kritik ein, die Kommentierung der Ampelregierung sei zu harsch. Rückblickend habe er die Koalition zum Start wohlwollend begleitet, doch zentrale politische Entscheidungen – etwa der Atomausstieg nach dem Ukraine-Krieg – hätten bei ihm Zweifel geweckt. „Da fehlte mir die ideologiefreie, pragmatische Herangehensweise“, so der Chefredakteur. Er betonte jedoch: „Wir wollen nicht belehren, sondern informieren. Unsere Leser sollen sich eine eigene Meinung bilden.“

Rolle der Leserbriefe
Der Diskurs zeigte, wie stark Lesermeinungen geschätzt und eingebunden werden. Leserbriefe und Hinweise spielen eine wichtige Rolle in der redaktionellen Arbeit. So wurde etwa die Enthüllung über mutmaßlich korrupte Vorgänge in der Münchner KVR der Ausländerbehörde durch einen anonymen Leserhinweis ausgelöst – innerhalb weniger Stunden konnte die Redaktion mit offiziellen Stellen sprechen und am nächsten Tag berichten.

Auch die Digitalisierung war Thema: Die gedruckten Ausgaben bleiben vorerst erhalten, werden aber technisch angepasst (kleineres Format), während parallel das ePaper und Online-Angebot weiter ausgebaut werden. So können Leser Inhalte auch unterwegs oder auf Reisen aktuell verfolgen – ein Service, den auch Ippen persönlich regelmäßig nutzt.

Zwischen Gemeinderat und Kanzleramt – Einblicke in den Politikjournalismus
Zwei erfahrene stellvertretende Chefredakteure Christian Deutschländer und Mike Schier erzählten offen über ihren Werdegang, den Alltag im politischen Journalismus und die Herausforderungen, die sich in Zeiten von Social Media und Künstlicher Intelligenz stellen.

Beide Journalisten starteten ihre Laufbahn über den Lokaljournalismus. Der eine begann mit 16 als Schülerpraktikant in der Lokalredaktion Wolfratshausen, der andere berichtete zunächst aus Gemeinderäten in kleinen oberbayerischen Gemeinden wie Kirchseeon und Glonn. Beide betonten, dass sie „Kinder des Merkur“ seien – geprägt von einer Redaktion, in der die Nähe zur Leserschaft und der direkte Kontakt zu kommunalen Akteuren von Anfang an eine große Rolle spielen. Diese Anfänge hätten ihnen ein tiefes Verständnis für politische Prozesse vermittelt – ein Wissen, das bis heute ihre Arbeit auf Landes- und Bundesebene prägt.

Interessant war die Reflexion darüber, wie ähnlich sich politische Berichterstattung auf kommunaler und nationaler Ebene tatsächlich gestaltet. Während sich große Politiker oft hinter Pressestäben und Protokoll verstecken, begegnet man auf kommunaler Ebene der unmittelbaren Reaktion: Ein Bürgermeister steht schon mal persönlich in der Redaktion – nicht selten mit scharfer Kritik an einem Artikel. Genau das macht Lokaljournalismus so herausfordernd und wertvoll: Er ist nah dran, spürbar, und oft emotional aufgeladen.

Beziehungsarbeit
Wie aber kommt man an die großen Namen der Politik heran? Hier zählt vor allem eins: langfristige Beziehungsarbeit. Wer früh Kontakte knüpft – etwa zu jungen Abgeordneten nach einer Landtagswahl –, hat später bessere Chancen, wenn diese Karrieren machen. Wer mit einem Ministerpräsidenten seit Jahren spricht, hat dessen Handynummer und kann auf einem Vertrauensverhältnis aufbauen. Diese Nähe ist entscheidend – nicht, um parteilich zu berichten, sondern um besser einordnen zu können, was hinter Entscheidungen steckt.

Braucht es noch Politikjournalismus?
Gerade in Zeiten von Social Media sehen sich viele Menschen täglich mit Informationen, Meinungen und Kommentaren überflutet. Wozu braucht es da noch den klassischen Politikjournalismus? Die Antwort der Merkur-Redakteure: mehr denn je. Ihre Aufgabe sei nicht nur, zu berichten, was gesagt wurde, sondern vor allem zu erklären, warum. Warum äußert sich ein Politiker auf eine bestimmte Weise? Welche Strategie steckt dahinter? Was bedeutet das für die politische Entwicklung? Diese Einordnung wird immer zentraler, während reine Nachrichtenschilderung an Bedeutung verliert.

Natürlich wurden auch strukturelle Fragen besprochen – etwa zur Größe der Redaktion: Die Politikredaktion zählt etwa 14 Personen, der Sportbereich ist ähnlich stark besetzt. Dabei sei die inhaltliche Gewichtung bei TZ und Merkur unterschiedlich – während bei der TZ der Sport eine größere Rolle spielt, ist es beim Merkur eher die Politik.

Ein Hoch auf die Pressefreiheit
Ein weiteres Thema: Pressefreiheit. Die Redakteure betonten, dass in Deutschland niemand vorgibt, was geschrieben wird. Es gebe keine Zensur, keine Vorabgenehmigungen – wohl aber die Pflicht zur Sorgfalt und gegebenenfalls zur juristischen Auseinandersetzung, falls Berichte falsch oder beleidigend seien. Interviews würden aus Transparenzgründen autorisiert, was manchmal zu Konflikten führe, wenn Politiker Aussagen nachträglich ändern wollten. In Extremfällen – wie einst beim SPD-Politiker Olaf Scholz – habe die taz Interviews sogar mit geschwärzten Antworten gedruckt, um den Zensurversuch offenzulegen.

Unabhängigkeit auf Reisen
Einen unterhaltsamen Einblick boten auch die Berichte über Reisen mit Politikern. Wenn Ministerpräsidenten oder Kanzler ins Ausland reisen, wird ein Pool an Journalisten eingeladen – allerdings auf eigene Kosten, was wiederum Unabhängigkeit garantiere. Die Plätze im Regierungsflieger sind hart umkämpft, der Zugang zu Hintergrundgesprächen wichtig. Dabei gebe es – je nach Politiker – sehr unterschiedliche Erfahrungen: Markus Söder etwa sei sehr kommunikativ, komme mit klaren Botschaften und wisse genau, was er in einem Gespräch vermitteln wolle.

Auch über das Verhältnis von Print- und Onlinejournalismus wurde gesprochen. Die Redaktionen arbeiten unabhängig, aber kooperativ. Print sei regional fokussiert, während online Reichweite über Themen mit bundesweitem Interesse erzeugt werde. Beide Seiten profitieren voneinander, agieren jedoch mit unterschiedlichen Zielsetzungen.

KI in der Redaktion
Künstliche Intelligenz spielt bislang nur eine untergeordnete Rolle im Politikjournalismus der Redaktion. Zwar werde sie vereinzelt zur Recherche genutzt, echte Texte schreibe aber niemand mit Hilfe von KI. Viel zu groß sei das Risiko von Fehlern und ungenauen Informationen.

Die Diskussion offenbarte auch die oft unterschätzte emotionale Komponente des Berufs: die Herausforderung, professionell zu bleiben, auch wenn man selbst eine politische Meinung hat. Viele Journalisten, so ein Redakteur, hätten im Laufe ihrer Karriere gemerkt, dass in allen Parteien kluge Köpfe wie auch Karrieristen zu finden seien – was die politische Einordnung oft komplexer, aber auch interessanter mache. Politikjournalismus ist kein Selbstzweck. Er lebt von Nähe, Vertrauen, Sorgfalt und der Bereitschaft, sich immer wieder auf neue Situationen und Menschen einzulassen. Die Podiumsdiskussion zeigte, wie engagiert, reflektiert und verantwortungsvoll Journalistinnen und Journalisten beim Münchner Merkur diesem Anspruch gerecht werden.

Sportjournalismus hautnah
Für mich völlig unwichtig, aber für die Leser enorm wichtig ist der Sportjournalismus. Die Diskussionsrunde war hochkarätig besetzt: Mit dabei waren FC-Bayern-Reporterin Hannah Reif, Bayern-Reporter Manuel Bonke sowie 1860-München-Experte Marco Blanco-Ucles.

Ein zentrales Thema: Wie arbeitet eigentlich eine Sportreporterin? Hannah Reif schilderte anschaulich den Redaktionsalltag – vom morgendlichen Austausch im Team über spontane Themenänderungen durch aktuelle Ereignisse bis hin zur Arbeit am Spielfeldrand. Die Herausforderungen bei Champions-League-Spielen kamen ebenso zur Sprache. Bei Abpfiff muss der Text stehen, auch wenn man frierend im Stadion sitzt – „manchmal im Schneesturm mit der Kapuze über dem Kopf“. Fehler sollten trotzdem nicht passieren, doch das Umfeld ist oft alles andere als einfach.

Bei knappen Spielen müssen zwei Textversionen vorbereitet werden: Plan A bei Sieg, Plan B bei Niederlage – eine zusätzliche Stressquelle, wenn sich Spielverläufe in den letzten Sekunden dramatisch ändern.

Auch das Verhältnis der Reporter untereinander wurde thematisiert. Trotz aller Vereinsrivalität – zwischen Bayern und 1860 – herrscht in der Redaktion ein kollegialer Umgang. Blanco-Ucles berichtete mit einem Augenzwinkern von seiner Rolle als “Löwen-Reporter” in einem Team von Bayern-Journalisten.

Die Frage, ob man als Sportreporter Fan sein dürfe, wurde differenziert beantwortet. Natürlich gäbe es Sympathien – aber auf der Pressetribüne ist professionelle Distanz gefragt. Einblicke gab es auch in die Logistik: Bei Champions-League-Reisen reisen die Reporter gemeinsam mit dem Team – „ganz hinten, kurz vor der Bordtoilette“. Es wird überall gearbeitet: im Flugzeug, am Gate, in der S-Bahn. „Die Texte entstehen unterwegs – aber sie entstehen!“

Besonders interessant war der Blick hinter die Kulissen der sogenannten „Mixed Zone“ nach den Spielen. Dort, wo keine Kameras laufen, seien die Aussagen der Spieler oft offener und gehaltvoller. Thomas Müller, so wurde bedauert, werde der Redaktion mit seinen originellen Zitaten fehlen.

Sag Nein zu Metas KI – bevor deine Daten zur Trainingsmasse werden

6. Mai 2025

Ja, ich bin ein Fan von KI, aber was Meta vorhat, empfinde ich persönlich als Sauerei und ich fordere euch auf, jetzt zu handeln. Bis zum 27. Mai kann man den Meta-Plänen widersprechen. Unter Trump hat sich das politische Klima gedreht. Verbraucher bleiben auf der Strecke, die Gewinner sind die Tech-Firmen um Trump.

Für mich ist KI eine Revolution und wird unser aller Leben verändern, privat und beruflich. Wir dürfen das Thema nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ich bin seit Jahren in Sachen Medienkompetenz unterwegs und es ist wieder an der Zeit auf die Pauke zu hauen.

Was ist los?
Meta, also Facebook, Instagram, WhatsApp, plant unsere Nutzerdaten wie Texte, Kommentare, Bilder zum Training der eigenen Künstlichen Intelligenz zu verwenden. Es sei denn, wir widersprechen aktiv. Also keine Wurst fotografieren, sondern aktiv handeln und nicht jammern.

Die Politik hat hier für mich versagt, jetzt muss jeder Einzelne ran, wenn er Metas KI-Weg nicht mitgehen will. Wer nach dem 27. Mai widerspricht, der hat Pech gehabt. Da hat die KI bereits die Daten gesaugt und verarbeitet.

Was ist zu tun?
Jeder, der mit den Plänen von Mark Zuckerberg nicht einverstanden ist, muss aktiv Wiedersprechen. Es reicht den Widerspruch bei einer der Plattformen einzureichen. Der Widerspruch gilt dann im kompletten Zuckerberg-Universum.

Ich zeige den Weg mal in Facebook in der Smartphone-App auf. Unter Einstellungen • Privatsphäre-Center aufrufen. Dort steht etwa in der Mitte: „Du kannst der Verwendung deiner Informationen zu diesen Zwecken widersprechen.“ Das Wörtchen widersprechen anklicken.

Dann kommt die Bestätigung von Facebook. Es dauert ein paar Minuten, dann wird der Widerspruch auch per Mail bestätigt.
Also: Widersprich! Denn Schweigen heißt Zustimmung zu Metas KI-Agenda. Natürlich darf dieser Beitrag geteilt werden.

Alles verboten – es geht wieder los: Handy-Verbot in Schulen

22. März 2025

Ich bin sehr zwiespältig über aktuelle Diskussionen über ein Handy-Verbot in Schulen. Wenn man einfach verbietet, dann muss man sich der Herausforderung nicht stellen. Die Forderungen nach einem Handyverbot kommen immer wieder, doch nun scheint es in einigen Bundesländern ernst zu werden.

Bayern und Hessen
Der Bayerische Elternverband fordert strengere Regeln bei der Nutzung von Smartphones an Schulen: Vorgeschlagen wird eine Verwahrung der Geräte während des gesamten Schultages. So würden sie aus dem Unterricht verbannt, wären aber beispielsweise für Notfall-Gespräche mit Eltern greifbar. Der Elternverband wünscht sich dafür eine gesetzliche Regelung, um die Verantwortung nicht den Schulen zu überlassen. In Hessen soll ab dem kommenden Schuljahr die private Nutzung von Handys grundsätzlich verboten. Die Verbotsregelung soll vom nächsten Schuljahr an in allen Jahrgangsstufen gelten und betrifft die private Nutzung der Geräte – zu denen auch Smartwatches und Tablets zählen. Landesbildungsminister Schwarz sagte, man wolle nicht tatenlos zusehen, wie sich eine ausufernde Smartphone-Nutzung zunehmend negativ auf die psychische Gesundheit und die Lernfähigkeit junger Menschen auswirke.

Medienkompetenz, wo ist sie?
Ich kann die Argumente nachvollziehen und verstehen, teilen kann ich sie aber nicht. Haben vielleicht wir Eltern in unserem Erziehungsauftrag versagt? Ein generelles Handyverbot an Schulen ist für mich aus mehreren sachlichen Gründen nicht sinnvoll. Zunächst sind Smartphones ein fester Bestandteil des Alltags junger Menschen und gehören zur heutigen Lebensrealität. Anstatt sie komplett zu verbannen, sollte der sinnvolle und verantwortungsvolle Umgang mit digitalen Medien Teil des schulischen Bildungsauftrags sein. Durch ein pauschales Verbot wird diese wichtige Medienkompetenz nicht gefördert, sondern eher verhindert.

Zudem bieten Smartphones zahlreiche Möglichkeiten, den Unterricht sinnvoll zu ergänzen. Sie können als Werkzeuge für Recherche, interaktive Lern-Apps oder zur Organisation von Schulaufgaben genutzt werden. Gerade in höheren Jahrgangsstufen kann die kontrollierte Nutzung im Unterricht die Motivation steigern und digitale Kompetenzen fördern, die für das spätere Berufsleben unerlässlich sind.

Ein weiterer Punkt ist die praktische Umsetzbarkeit: Ein vollständiges Verbot lässt sich in der Realität schwer kontrollieren und durchsetzen. Das führt zu ständigen Konflikten zwischen Lehrkräften und Schülern, was das Schulklima belasten kann. Stattdessen wäre eine klare und differenzierte Regelung sinnvoller, bei der die Nutzung in Pausen oder für bestimmte Lernzwecke erlaubt ist, aber Missbrauch konsequent sanktioniert wird.

Schließlich sollten Schulen Orte sein, an denen Schüler auf das Leben in einer digital geprägten Welt vorbereitet werden – und nicht davon abgeschirmt. Ein durchdachter Umgang mit Smartphones im Schulalltag kann somit zur digitalen Bildung beitragen, anstatt sie zu behindern.

Safer Internet Day bitte auch für Erwachsene

3. Februar 2025

Jahrelang wurde ich am 11. Februar von Schulen oder Bildungseinrichtungen für den Safer Internet Day gebucht. Das ist dieses Jahr (im Moment noch) nicht der Fall, aber dennoch ist das Thema enorm wichtig. Für mich steht fest: Nie war der Safer Internet Day wichtiger als jetzt – und nicht nur für Kinder und Jugendliche.

Manipulative Deepfakes und extreme Hassbotschaften fluten die sozialen Netzwerke, in denen Kinder und Jugendliche täglich viele Stunden verbringen. Immer mehr falsche und gefälschte, populistische und extremistische Inhalte finden sich auf allen Internet-Kanälen, vor allem in Social Media Feeds. Das stellt besonders Kinder und Jugendliche vor große Herausforderungen, Informationen und News souverän zu bewerten und kritisch einzuordnen. Junge Menschen sind rund dreieinhalb Stunden täglich online und informieren sich in sozialen Medien über das aktuelle Weltgeschehen, das bestätigt die JIM-Studie (Jugend, Information, Medien) 2024. 61 Prozent der befragten Jugendlichen wurden online bereits mit Fake News, 54 Prozent mit extremen politischen Ansichten und 43 Prozent mit Verschwörungserzählungen konfrontiert (JIM-Studie 2024).

Der Safer Internet Day lebt von seinen vielfältigen Veranstaltungen und Aktionen. Spontan stehe ich für eine Buchung bereit. Dabei ist das Thema nicht nur ein Thema für Kinder und Jugendliche, sondern auch für Erwachsene. Corona hat gezeigt, wie Verschwörungslügen auf fruchtbaren Boden fallen kann, wie anfällig Mitbürger für russische hybride Kriegsführung sind, im Moment läuft eine Desinformationskampagne zur laufenden Bundestagswahl, KI bringt das Thema Lügen in sozialen Medien auf ein neues Niveau. Ich habe in den vergangenen Wochen mehrere Vorträge zu KI und Fakes gemacht und festgestellt: Die Menschen wissen nicht, wie weit die Technik ist.
Ziel der Hater ist es diese Demokratie zu zerstören und Hass und Spaltung in die bundesdeutsche Gesellschaft zu tragen. Und dagegen hilf Bewusstseinswerdung und Aufklärung, auch in Zeiten knapper Kassen. Also wieder bin ich bei meinen Thema Medienkompetenz.

Auslöser für Kommunikationskrisen

30. November 2024

Zur Medienkompetenz gehört die Analyse von möglichen Falschmeldungen dazu. Falschmeldungen sind gefährlich, weil sie gezielt Desinformationen verbreiten, die Verunsicherung und Misstrauen in der Gesellschaft schüren können. Sie beeinflussen Meinungen und Entscheidungen, oft ohne dass die Betroffenen die Manipulation bemerken. Besonders in Krisenzeiten können sie Panik auslösen, falsches Handeln fördern und den sozialen Zusammenhalt schwächen. Zudem können sie das Vertrauen in seriöse Informationen untergraben und die öffentliche Debatte verzerren, was langfristig demokratische Prozesse und die Meinungsfreiheit gefährdet.

Falschmeldungen und irreführende Informationen sind laut dpa die größten Krisentreiber in der Kommunikation. Auch das Vertuschen von Fehlern sowie persönliches Fehlverhalten des Managements führen häufig zu einer Unternehmenskrise. Zu diesen Ergebnissen kommt der PR-Trendmonitor von news aktuell und PER. An der Umfrage haben 327 PR-Fach- und Führungskräfte aus Deutschland und der Schweiz teilgenommen.

Desinformation
Gefragt nach den gefährlichsten Auslösern für Kommunikationskrisen nennt jeder dritte Befragte Desinformation als den höchsten Risikofaktor (33 Prozent). Fast ebenso viele PR-Fachleute sind der Meinung, dass das Verschleiern von Fehlern der größte Krisenbeschleuniger ist (32 Prozent). An dritter Stelle der genannten Ursachen steht für die Befragten persönliches Fehlverhalten der obersten Führungsebene (28 Prozent).

Shitstorms
Shitstorms in den sozialen Medien sind für jeden Vierten der gefährlichste Krisenauslöser (25 Prozent), kriminelle Delikte gegen das Unternehmen wie beispielsweise ein Cyberangriff erhöhen für gut jeden fünften Befragten das Krisenpotenzial erheblich (23 Prozent).

Etwa jeder Zehnte sieht ein erhöhtes Krisenrisiko, wenn es im Unternehmen zu staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen kommt (13 Prozent), die Produkte fehlerhaft sind (12 Prozent), die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter persönliches Fehlverhalten an den Tag legen (12 Prozent) oder der Datenschutz verletzt wird (10 Prozent).

Naturereignisse
Naturereignisse werden dagegen von den meisten Befragten als weniger gefährlich eingestuft: Nur magere 6 Prozent fürchten Erdbeben oder Sturmfluten als gefährlichste Auslöser von Kommunikationskrisen. Die geringste Sorge haben die Befragten vor einer möglichen Verleumdung durch Wettbewerber (3 Prozent).

Die Frage lautete: Was sind Ihrer Meinung nach die drei gefährlichsten Auslöser für Kommunikationskrisen?
Falschmeldungen & irreführende Informationen 33%
Vertuschen von Fehlern 32%
Persönliches Fehlverhalten des Managements 28%
Social-Media-Shitstorm 25%
Kriminalität (z.B. Cyberattacken) 23%
Mangelnde Transparenz 22%
Versagen des Topmanagements 22%
Compliance-Probleme 20%
Staatsanwaltschaftliche Ermittlungen 13%
Fehlerhafte Produkte 12%
Persönliches Fehlverhalten von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern 12%
Datenschutzverletzungen 10%
Wirtschaftliche Probleme 9%
Schlechte Arbeitsbedingungen 8%
Schlechter Service 8%
Naturereignisse (z.B. Sturmflut, Erdbeben) 6%
Verleumdung durch Wettbewerber 3%

Was bedeutet der Inkognito-Modus? Irrtum aufgedeckt

5. August 2024

In meinem Medienkompetenz-Seminaren räume ich immer wieder mit dem Irrtum über den Inkognito-Modus beim Browser auf. Viele Seminarteilnehmer nehmen fälschlicherweise an, dass der Inkognito-Modus (Chrome) oder privates Modus (Firefox) oder privates Surfen (Safari) bedeutet, dass sie unerkannt oder anonym durchs Netz navigieren können. Das ist ein gefährlicher Irrtum.

Mir ist die Sache wieder in den Sinn gekommen, als ich auf eine Apple-Werbung am Münchner Karlsplatz/Stachus stieß. Hier das kleines Video dazu.

Ich versuche es mal mit einer Erklärung: Ist der Inkognito-Modus beim Browser aktiviert bedeutet es, dass nach dem Schließen des Browsers der Browserverlauf gelöscht wird. Zudem werden die Cookies gelöscht und auch die Daten, die bei man bei Website-Formularen eingegeben hat. Aber der User ist nicht anonym im Netz unterwegs.

Auch der russische Antivirenspezialist Kaspersky bestätigt meine Erfahrungen von meinen Seminaren. So sind 34 Prozent der Befragten einer Kaspersky-Umfrage vom Juni 2024 in der Bundesrepublik davon überzeugt, dass sie mit dem Inkognito-Modus ihres Browsers vollständig anonym blieben. Falsch, falsch, falsch!

Welche Daten liefert der Webbrowser, wenn der Inkognito-Modus aktiviert ist? Der ISP Internetserviceprovider, also das Unternehmen, dass den Zugang zum Internet ermöglicht, kann natürlich nachvollziehen, welche Seiten besucht werden und was dort gemacht wurde. Das sind beispielsweise t-online, 1&1, M-Net oder alle anderen ISP auch. Wenn der Staatsanwalt beim ISP anklopft, müssen diese die Daten zur Verfügung stellen.

Zudem speichern die Website-Betreiber die IP-Adresse (Internet Protokoll). Das ist eine Zahlenreihe, die ihr Gerät und ihren Zugang identifiziert. Bei der IP-Adresse kann eine Region und sogar auf eine Stadt auslesen. Das Verbergen der IP-Adresse ist beispielsweise durch ein VPN – ein virtuelles privates Netzwerk möglich.

Auch wichtig: Wenn Sie im Inkognito-Modus bei Ihrem Arbeitgeber oder über ein Bildungsnetzwerk surfen, kann der System-Admin den Browserverlauf sehen.
Sobald Sie sich irgendwo anmelden, wie bei einem sozialen Netzwerk oder Messenger wie WA, ist der Inkognito-Modus passé. Hier kann dann das Nutzerverhalten ausgelesen werden.

Noch nie verbrachten Deutsche so viel Zeit am Smartphone

17. Juli 2024

Es kommen wieder die Mahner vor der Smartphone-Nutzung. Noch nie verbrachten Deutsche so viel Zeit am Smartphone. Das ist mit Sicherheit richtig, denn das Smartphone ist kein Telefon, sondern ein Werkzeug im Alltag im Privaten und für die Arbeit.

Ihre intensive Smartphone-Nutzung sehen immer mehr Deutsche kritisch – dennoch nimmt der Konsum weiter zu. Das zeigt eine von Deloitte durchgeführte repräsentative Befragung von 2.000 Konsumenten aus dem Mai 2024.

Quelle: Deloitte / Weiterer Text über ots und http://www.presseportal.de/nr/60247 / Die Verwendung dieses Bildes für redaktionelle Zwecke ist unter Beachtung aller mitgeteilten Nutzungsbedingungen zulässig und dann auch honorarfrei. Veröffentlichung ausschließlich mit Bildrechte-Hinweis.

Fast die Hälfte der Befragten (48%) schätzt, dass der eigene Smartphone-Konsum in den vergangenen zwölf Monaten weiter gestiegen ist. Gleichzeitig hinterfragen immer mehr Menschen ihr Verhalten: Ebenfalls knapp jeder Zweite (49%) verbringt nach eigener Einschätzung zu viel Zeit am Smartphone-Bildschirm (im Vergleich 2019: 38%). Sogar acht von zehn Befragten (84%) unter 35 Jahren finden, dass sie zu viel Zeit am Handy verbringen.

„Die Verbraucherinnen und Verbraucher senden ambivalente Signale. Zwar ist das Smartphone populär wie noch nie, doch immer mehr Menschen sehen ihre lange Bildschirmzeit kritisch. Das wirkt sich zwar aktuell noch nicht auf die Umsätze aus, Netzbetreiber, Hardwarehersteller und Content-Provider sollten diese Stimmungslage aber ernst nehmen“, ordnet Dr. Andreas Gentner, Partner und Leiter des Branchensektors Technology, Media & Telecommunications bei Deloitte, die Ergebnisse ein

Quelle: Deloitte / Weiterer Text über ots und http://www.presseportal.de/nr/60247 / Die Verwendung dieses Bildes für redaktionelle Zwecke ist unter Beachtung aller mitgeteilten Nutzungsbedingungen zulässig und dann auch honorarfrei. Veröffentlichung ausschließlich mit Bildrechte-Hinweis.

Der erste Blick am Morgen
Im Jahr 2024 besitzen nicht nur 92 Prozent der Deutschen ein Smartphone, viele können gar nicht mehr ohne. Das zeigt ein Blick auf die Nutzungsfrequenz der beliebtesten Messaging- und Social-Media-Anwendungen: WhatsApp wird altersübergreifend von mehr als einem Viertel der Befragten (26%) mindestens einmal pro Stunde aufgerufen. Heavy User gibt es auch bei Instagram und YouTube: zehn bzw. acht Prozent loggen sich dort stündlich ein. Zudem sehen 46 Prozent der Deutschen sofort nach dem Aufwachen auf ihr Smartphone. Nicht mitgezählt sind hierbei diejenigen, die lediglich den Handywecker ausschalten. Da fällt mir ein, ich habe gar keinen regulären Wecker mehr. Auch beim Essen nutzen drei von zehn Befragten (30%) den digitalen Alleskönner. Jüngere sogar noch häufiger – unter den 18- bis 25-Jährigen sind es über 60 Prozent.

Fast jeder Fünfte unter 25 führt Schmerzen auf Handynutzung zurück
Exzessives Verhalten kann die physische und psychische Gesundheit, aber auch soziale Fähigkeiten beeinträchtigen. Über alle Altersgruppen hinweg haben 56 Prozent der Befragten bei sich schon solche Nebenwirkungen infolge ihres Smartphone-Konsums beobachtet. Besonders verbreitet sind Einschlafprobleme (48%), Ablenkung von anderen Aufgaben (40%) oder der Zwang, regelmäßig das Smartphone zu checken (36%). Da junge Menschen das Handy am intensivsten nutzen, sind sie auch von den Begleiterscheinungen besonders betroffen: In der Altersgruppe unter 25 nehmen 93 Prozent negative Auswirkungen ihres Konsums bei sich wahr. Fast jeder Fünfte zwischen 18 und 24 Jahren führt physische Beschwerden wie etwa Kopfschmerzen auf das Smartphone zurück (19%).

„Diese Zahlen belegen die gravierenden Folgen eines extremen Nutzungsverhaltens. Im Sinne ihrer unternehmerischen Verantwortung sollten Anbieter den Fokus auf die Qualität der Dienste legen, anstatt die reine Bildschirmzeit weiter in die Höhe zu treiben. So ergeben sich sogar zusätzliche Möglichkeiten der Monetarisierung“, so Dr. Andreas Gentner.

Bislang haben sieben von zehn Befragten (70%) Maßnahmen ergriffen, um die eigene Nutzung einzuschränken. Häufig ist das Ausschalten von Tönen und Benachrichtigungen (32%; 20%). Ein radikales „Digital Detox“ legen jedoch nur 15 Prozent der Befragten ein. Vollständig auf das Smartphone zu verzichten könnten sich nur gut drei Prozent der Deutschen vorstellen.

Alarm: Vertrauen in Demokratie bei Jugendlichen sinkt

9. Februar 2024

Als Medien-Fuzzi bin ich frustriert und motiviert zugleich. 60 % der 18- bis 30-jährigen Deutschen miss­trauen den Medien, sagt eine Studie der Bertelsmann Stiftung. Über diese Zahl bin ich entsetzt und gleichzeitig stelle ich fest, wie wichtig meine Seminare zur Medienkompetenz sind.

Die Ergebnisse der Studie sind heftig. Ermutigend ist das Vertrauen in Bildung und Wissen­schaft, das je drei Viertel der Befragten zum Ausdruck bringen. Und nun wieder heftig: Der EU vertrauen 62 %, der Demokratie sogar nur 59 %. Ich fühle mich als Europäer und Demokrat und ich fühle mich aufgefordert, gegen diese Werte anzukämpfen. Die untersuchte Generation in der Bundesrepublik bringt der Demokratie und der Europäischen Union allerdings mehr Vertrauen entgegen als im Durchschnitt anderer europäischer Länder. Das ist schön, aber noch immer schlecht. Bundesregierung und Bundestag stehen sie jedoch kritischer gegenüber.

Was ist denn in unserem Land los? Natürlich ist Europa und Demokratie anstrengend, aber wenn ich nicht für diese Werte einstehe, dann gehen diese Werte flöten. Veränderung ist wichtig, aber nicht zerstören.

Manipulation der Medien
Ich hielt vor kurzem einen Vortrag über KI und FakeNews und versuchte den Besucherinnen und Besuchern die Veränderung der Welt zu erläutern. Einige von den älteren Gästen wollten davon nichts wissen, sondern lenkten die Diskussion auf die vermeintliche Manipulation der Medien sprechen. Sie haben den Begriff Systemmedien nicht in den Mund genommen, vielleicht gedacht. Es war zu spüren, dass sie mit der Berichterstattung in klassischen Massenmedien, vor allem Radio und Fernsehen nicht einverstanden sind. „Die wollen uns manipulieren, die berichten nicht die Wahrheit“, war zu hören. Zeitung wurde nicht genannt, liegt wahrscheinlich daran, dass eine Zeitung sowieso kaum einer mehr abonniert hat.

Weiter mit der Bertelsmann-Umfrage und den Themen der Jugend. Laut Umfrage machen sie sich die meisten Sorgen um Verletzungen von Menschenrechten, den Klimawandel sowie sexuelle Belästigung. Insbesondere in Bezug auf den Klimawandel sind ihre Befürchtungen allerdings nicht höher als die der älteren Generation. Tatsächlich geben aus der Gruppe der ebenfalls befragten 31- bis 70-Jährigen mehr Menschen an, einer umweltbewussten Lebensweise zu folgen, als es die jüngeren Befragten tun. „Die jungen Erwachsenen sorgen sich weiterhin um den Klimawandel, aber sie besetzen das Thema längst nicht mehr allein. Daher wäre es grundlegend falsch, ihre Sorgen und Ängste darauf zu reduzieren. Wir als Gesellschaft müssen genauer hinsehen, was sie belastet“, betont Anja Langness, Jugendexpertin der Bertelsmann-Stiftung.

Eine große Rolle für junge Menschen spielt zum Beispiel die mentale Gesundheit: 41 Prozent von ihnen geben an, darüber besorgt zu sein – deutlich mehr als ältere Befragte (26 Prozent). Zudem fühlen sich viel mehr junge Erwachsene allein, als es bei den 31- bis 70-Jährigen der Fall ist. Und: Ebenso wie die älteren Befragten gehen sie davon aus, dass sich ihre mentale Gesundheit in den kommenden Jahren verschlechtern wird.

Podcasts und Stop Motion für Kinder mit Migrationshintergrund

6. November 2023

Immer wieder engagiere ich mich für Flüchtlingskinder, weil ich das Recht auf Asyl für ein wirkliches Grundrecht in unserem Staat halte. Im Moment schule ich Flüchtlingskinder in der Asylunterkunft in Oberbayern zur Medienkompetenz und in den Ferien hatte ich ein mehrtätiges Seminar zu den Themen Podcast und Stop-Motion-Film für den engagierten Verein Hilfe von Mensch zu Mensch e.V..

Ziel des mehrtätigen Seminars war es Kindern mit Migrationshintergrund aus der Ukraine und Türkei in die abstrakten Themenkomplexe Medien und Demokratie einzuführen. Dabei behandelten ich die Bereiche Audio und Video in Form von Audio- und Videopodcasts sowie Stop Motion-Filme, um die sperrigen Medien und Demokratie den Kindern näher zu bringen und sie unterschiedliche Sichtweisen auf diese Themen zu beleuchten.

In didaktisch sinnvollen Abständen wechselte ich von Theorie zur Praxis, um den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die verschiedene Medienarten näher zu bringen. Immer wieder wurde nach dem Praxisteil über die Erfahrungen diskutiert. Es waren unterschiedliche Kinder unterschiedlicher Staaten im Kurs und damit auch unterschiedlicher Kulturen. Durch ein spielerisches Herangehen an die abstrakten Themen Medien und Demokratie gelang es mir, ein Wissen zu vermitteln.

Im zweiten Teil des Seminars widmete ich mit den Kindern dem Thema Stop Motion-Filme. Die Kinder wurden spielerisch in die Technik eingewiesen und absolvierten zahlreiche Übungen. Im späteren Teil entwickelten sie eigene Skripte und kleine Drehbücher zu aktverschiedenen Themen. Ein Film drehte sich beispielsweise um das Thema Klimakleber und wurde mit Plüschtieren interpretiert. So wurde das Recht auf Demonstrationsfreiheit thematisiert und wo die Grenzen von solchen Aktionen sind und warum die hinterfragt werden müssen.

Stop-Motion-Filme im Unterricht sind eine bereichernde Möglichkeit, Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu helfen, komplexe Konzepte zu verstehen, kreatives Denken zu fördern und Teamarbeit zu stärken. Die Technik ermöglicht es, das Lernen auf spielerische und unterhaltsame Weise zu gestalten und gleichzeitig wertvolle Fähigkeiten zu vermitteln. Mit der zunehmenden Verfügbarkeit von digitalen Tools und Ressourcen wird die Integration von Stop-Motion-Filmen in den Seminaralltag immer einfacher und lohnender. Den Kindern hat es Spaß gemacht und mir auch.

Technik, die verbindet, damit sich Kundin und Verkäufer verstehen – ein Beispiel

4. November 2023

Kommunikation unter Menschen ist enorm wichtig, um Missverständnisse auszuräumen und sich über Gemeinsamkeiten klar zu werden. Wenn die Menschen mehr miteinander statt übereinander reden, dann klappt es mit der Menschheit auch. Ich nutze beispielsweise Übersetzungssoftware bei meinen Medienkompetenzschulungen für Kinder mit Migrationshintergrund. Meine bevorzugte Software ist dabei deepl.

Bei meinem jüngsten Einkauf bei meinen Lieblingsfischhändler in Fürstenfeldbruck, dem Brucker Hafen, konnte ich eine wunderbare Situation beobachten und genießen. Eingekauft hatte eine Dame aus der Ukraine, die kein Deutsch sprach – zumindest nicht, wenn es um Fische geht. Sie zückte ihr Smartphone und sprach auf Russisch in ihre Übersetzungssoftware.

Mein Fischhändler Koray Menekseoglu ist Türke, der ein perfektes Deutsch spricht. Der Brucker Hafen hat 2011 den Gründerpreis der örtlichen Sparkasse Fürstenfeldbruck verliehen bekommen in der Kategorie StartUp. Also Koray Menekseoglu schaut auf die deutsche Übersetzung der Ukrainerin, spricht seine Antworten auf Deutsch und das Software übersetzt sie auf Russisch zurück. So geht es eine ganze Weile und beide Beteiligten haben sichtlich ihren Spaß. Ich frage mich, warum die Ukrainerin den Text nicht auf Türkisch ausgibt, aber egal. Irgendwann fängt Koray Menekseoglu dann zu scherzen an und das Gespräch endet in einem großen Gelächter. Vielleicht hat die Software Humor nicht richtig verstanden, aber auf jeden Fall haben sich Kundin und Verkäufer gut verstanden und gelacht.

Ich saß auf einen Stuhl und genoss die Szene und die Kommunikation. Technik im Alltag, die verbindet und das ist großartig. Ich versuchte dann meinen Fisch auf Russisch zu bestellen, was allerdings scheiterte. Ich blieb beim Deutsch.