„Daten sind das Gold des 21. Jahrhunderts“. Diesen Spruch habe ich neulich auf einer Veranstaltung von Adobe gehört. Und er ist richtig. Wer über die richtigen Daten seiner Kunden verfügt, kann ihnen die richtigen Angebote machen. Wenn das Angebot auf den Kunden zugeschnitten ist, fühlt er sich nicht belästigt. Alles andere ist Spam.
Leider schaffen es Unternehmen nur bedingt, ihr Online- und Offline-Geschäft miteinander zu verknüpfen. Eine neue US-Studie von ExactTarget bestätigt mich in meiner Ansicht.
Die Studie „Retail Touchpoints Exposed“ von ExactTarget untersuchte Einkäufe im Internet und im Ladengeschäft derjenigen Einzelhändler, die von der Einzelhandelsorganisation National Retail Federation in ihrem Bericht „STORES 2011 Hot 100 Retail“ gelistet wurden. Danach nutzen lediglich 44 Prozent die Möglichkeit zum Nachkontakt via E-Mail mit Kunden aus den Ladengeschäften. Nur fünf Prozent von diesen personalisieren die E-Mails auf Basis der getätigten Einkäufe.
Zu den wichtigsten Ergebnissen gehören:
Ladengeschäfte (95 der 100 „Hot 100“-Einzelhändler):
– 44 Prozent fragen an der Kasse nach der E-Mail-Adresse des Kunden
– 8 Prozent weisen im Geschäft auf ihre Twitter und Facebook-Aktivitäten hin
– 2 Prozent weisen im Geschäft auf Kontaktmöglichkeiten via E-Mail- oder SMS hin
– 2 Prozent bieten digitale Rechnungen per E-Mail an
Online (72 der „Hot 100“ mit Online-Shops):
– 51 Prozent haben bereits erlebt, dass Kundenfragen auf Facebook schneller von Fans als vom Unternehmen selbst beantwortet wurden
– 22 Prozent versenden E-Mails zu Warenkorbabbrüchen
– 21 Prozent personalisieren E-Mails auf Basis von getätigten Einkäufen
Ich bin mir sicher, dass sich diese Aussagen grundsätzlich auch auf deutsche Unternehmen übertragen lassen. ExactTarget hat hier eine gute Arbeit geleistet und Schwachstellen in den USA ermittelt. Jetzt gilt es diese Schwachstellen in deutschen Unternehmen zu analysieren und entsprechend zu handeln. Ich werde den Test mal in einen meiner nächsten Seminare für KMU machen.
Je älter ich werde, desto weniger schlafe ich in einem Zelt. Heute ziehe ich in der Regel das Hotelzimmer mit Bett dem Zelt mit Luftmatratze vor. Aber ich könnte wieder eine Ausnahme machen, als ich ein neues Zelt für mich entdeckte. Es ist das Zelt in Form eines VW Bulli . Das Ding hat einfach Stil. Anders als Bekannte von mir, brach ich nie auf, um mit dem Bulli und Brett Surfpoints zu entdecken, aber der frühe Kastenwagen gehört zu meiner Jugend einfach dazu. In der Straße meiner Eltern parkte ein grauer Bulli jeden Morgen und ich ging auf dem Schulweg immer an der Automobillegende vorbei.
Das Zelt ist eine Lizenzprodukt von VW und daher stimmen auch die Details. Das Bulli T1-Zelt bietet Platz für 4 Leute und ist eine 1:1-Kopie des Wagens von 1965. Außen: ca. 398 x 155 x 187 cm (L x B x H) – Innen: ca. 388 x 145 x 182,5 cm (L x B x H) – Packmaß: ca. 85 x 35 x 35 cm (L x B x H). Ein Kollege hat sich das Zelt gleich gekauft und einen Familienausflug gemacht. Er konnte sogar in dem Zelt stehen. Sein Kommentar: Ein wahrer Hingucker auf dem Campingplatz. Das VW-Zelt lässt sich in zwei Räume aufteilen. In der englischen Beschreibung wird angemerkt, dass der Mann jetzt einen ungestörten Platz zum Schlafen hat, während die Ehefrau nebenan werkeln kann – britischer Humor eben.
Die Türen beim VW Bulli öffnen wie beim Original an der Seite, das sollte man beim Aufstellen berücksichtigen. Die technischen Daten des VW überzeugen mich: 300cm x 100cm wasserdichter Zeltboden an der Innenseite des Zeltes angenäht. Das Gewicht beträgt rund 15.0 kg. Zum Lieferumfang gehören Zelt, Zeltstangen, Leinen und Heringe,Gebrauchsanweisung in Englisch und Deutsch.
Den VW Bulli gibt es in Blau, Gelb und Rot – leider nicht in Grau, wie in meiner Schulzeit. Also falls ich doch mal wieder Camping machen sollte, dann ganz gewiss darin.
Als Kind wurde meine Begeisterung für Fotografie geweckt, als ich mit meinen Onkel einmal den Star-Fotografen der deutschen Bravo Didi Zill besuchte. Mein Onkel musste Zill, der in einer Villa in München Grünwald residierte, etwas bringen und ich kleiner Knirps war dabei. Es war Winter und ich hatte einen roten Schal um. Zill, der gerade in einer Fotosession mit der englischen Band The Sweet war, wollte wohl freundlich sein und lud mich ein, die Session zu beobachten. Irgendwann nahm Sweet-Sänger Brian Connolly meinen Schal und setzte sich in Szene. So kam mein roter Schal auf ein Titelbild der Bravo.
Didi Zill machte auch Musik, nahm ein paar Single und LPs auf und irgendwo hab sie ich wohl auch noch. Viel wichtiger waren mir seine Fotos. Und neulich entdeckte ich einen schönen Fotoband aus dem Verlag Schwarz & Schwarzkopf: Didi Zill Boy George Photos 1982-83
Er zeigte Didi Zill-Fotos von Boy George aus den Jahren 1982/83. Damals schlug die Band Culture Club mit Frontmann Boy George in England und später in Deutschland ein. Die ersten Songs waren ‚Do you really want to hurt me‘, ‚Time‘ oder ‚Karma Chameleon‘. Didi Zill öffnete in seinem Buch sein Archiv und zeigte wunderbare Fotos dieser Zeit. Viele davon wurden im Zentralorgan der Jugend, der deutschen Bravo veröffentlicht.
Boy George ist heute Geschichte, Culture Club hatte ein paar erfolgreiche Songs. Später driftete Boy George in Techno und Drogen ab. Aber 1982 war der schillernde Musiker noch voller Elan. Er entwickelte seinen weiblichen Stil und ich erinnere mich noch an einen Auftritt von Culture Club im deutschen Fernsehen. Die TV-Nation stritt anschließend darüber, ob der Sänger vielleicht doch eine Frau sei und was man gerade gesehen hatte. Boy George war schillernd und er liebte es, sich zu inszenieren. Die Fans, vor allem die weiblichen Fans, liebten Boy George, der sich auf Fotos wunderbar in Szene setzte. Bund, Farbenfroh, ein wenig verrückt und viel, viel Schminke.
Und Didi Zill war ein Meister seines Fachs. Er zeigte uns die Band Culture Club mit Auftritten in der Londoner Diskothek Blitz und vor allem privat. Heute muss ich feststellen, dass die meisten der Musiker der Band keinen Geschmack hatten. Ihre Wohnungen waren grausam eingerichtet, was man auf den Bildern aus den 80ern sehen kann. Stil war nicht gerade das Markenzeichen dieser Zeit. Aber wir sehen in den Bildern von Zill junge Leute, die hungrig sind, die etwas erreichen wollen. Und wir sehen einen Boy George, der die Chance wahrnahm und wusste, was Didi Zill konnte. Vor allem die wunderbaren Ägyptenfotos zeigen einen entspannten Boy George, geschminkt, inszeniert und wunderbar anzusehen. Was Zill fotografierte, sahen später Millionen deutscher Jugendlicher und kauften die Schallplatten und Singles der Band.
Mir hat der Bildband Didi Zill Boy George Photos 1982-83 sehr viel Spaß gemacht und wer sich an die Jahre 1982/82 erinnern will, sollte einen Blick riskieren.
Als Beatles-Fan muss ich jetzt Farbe bekennen. Das Hamburger Beatles Museum soll Ende Juni 2012 geschlossen werden, weil die Besucherzahlen nicht ausreichen. Statt der erwarteten 200.000 Fans kamen jährlich nur 50.000 nach Hamburg. Damit beträgt nach Museumsangaben der jährliche Verlust bei 500.000 Euro. Somit soll Ende Juni Schluss mit dem Museum sein. Das ist schade, sehr schade. Für mich geht damit ein Teil unserer Populärkultur verloren.
Jetzt haben die Mitarbeiter einen Aufruf via YouTube gestartet. Gerichtet ist er an uns alle, aber vor allem an Sir Paul. Mit den Worten „Dear Paul“ appellieren die Mitarbeiter des Museums an Paul McCartney und bitten um Hilfe. Ganz nach dem Motto der Beatles-Songs „With a Little Help from My Friends“ und „Help“.
Das Museum Beatlemania liegt auf Reeperbahn und erinnert an auf fünf Etagen an die Fab Four und ihre Hamburger Zeit. In Liverpool lebt eine ganze Industrie von den Beatles, in Hamburg schafft es nicht einmal ein Museum mit rund 1000 Exponaten. Das ist für mich eine Schande. Dabei war Hamburg mit dem Star Club doch eigentlich die Wiege der Beatles.
Da ich nicht glaube, dass Paul meinen Blog auf dem Schirm hat, gilt es doch für mich als Beatles-Fan diese Videopetition zu verbreiten. Am Ende des Videos heißt es: „Bitte, wenn Du irgendeine Möglichkeit siehst, uns zu unterstützen, lass es uns wissen“ Vielleicht schafft es Social Media ja, das Museum Beatlemania zu retten oder eine Lösung zu finden. Also Retweeten und teilen. All together now!
Friseurmeisterin Sonja Fischer, einem eingefleischten Deutschland-Fan in klassischem SCHWARZ-ROT-GOLD. Fotograf: Maurice
Friseure schaffen es immer wieder Emotionen aufzugreifen. Hier stieß ich auf eine hervorragende Aktion der Friseurmeisterin Sonja Fischer aus dem fränkischen Diepersdorf. Sie verbindet Frisur und Fußball und schafft wunderbare Emotionen.
Die Fan-Fahnen und Außenspiegelflaggen an den Autos sind schon länger wieder zu sehen – und pünktlich zu Beginn der Europameisterschaft lassen sich auch einige Fußball-Fans wieder ihre Haare in den Farben ihrer Nationalität colorieren oder Hairtattoos einarbeiten. Jetzt müssen nur noch die deutschen Spieler entsprechende Ergebnisse auf dem Fußballfeld bei der EM abliefern.
Die Friseur-Weltmeisterin Sonja Fischer aus Diepersdorf hat sich in den vergangenen Jahren in puncto Fußball-EM- und WM-Frisuren einen Namen gemacht, als sie 2006 die Idee ihres Kunden Stefan Weniger ausführte. Sie zauberte den Original-WM-Fußball Teamgeist auf Wenigers Kopf. Beim Public Viewing kam dieser Look sehr gut an und war in den Medien damals ebenfalls vertreten. 2008 folgte die Fußball-Kopfkreation Europass und 2010 rief das Fernsehen bei der Friseur-Weltmeisterin an, ob sie wieder den aktuellen Fußballkopf an Weniger kreiere. Als Sonja Fischer bejahte, wurde im Diepersdorfer Friseursalon vom BR gefilmt. In der Abendschau zauberte Fischer live an einem zweiten Kopf den damaligen Jobulani, welcher sogar vor und zwischen den WM-Spielen als Kurzfilm von der ARD gezeigt wurde. Sämtliche Radiosender berichteten und die Künstlerin und ihr Erfinder wollten es als krönenden Abschluss sehen.
Nachdem nun jedoch so viele Fußballbegeisterte wieder bei den beiden nachfragen, wollen es sich Fischer und Weniger noch überlegen, ob sie es – ein letztes Mal und diesmal wirklich nur der Gaudi halber – machen wollen. Sonja Fischer: „Schau ma mal, wie Deutschland so spielt. Wenn sie weit kommen, fangen wir ja doch wieder zu Schneiden und Blondieren an“, so die Diepersdorferin.
Auf jeden Fall ein wunderbares Beispiel für Marketing im Friseurhandwerk.
Im Netz wird es ganz schön eng. So glaubt es zumindest Cisco in ihrer neuen Netzwerkstudie. Das Internet wächst innerhalb der nächsten vier Jahre um das Vierfache. Die Netzwerker sagen voraus, dass in Deutschland fünf internetfähige Endgeräte pro Kopf erwartet werden. Bis 2016 bedeutet dies eine Verdopplung der weltweit an das Internet angebundenen Geräte auf insgesamt fast 19 Milliarden
Für den Zeitraum von 2011 bis 2016 wird laut Cisco Visual Networking Index ein gigantischer Anstieg des IP-Datenverkehrs in allen öffentlichen und privaten Netzwerken erwartet – einschließlich Internet, verwalteter IP-Netzwerke und mobiler Datenverbindungen.
Der globale IP-Datenverkehr wird 2016 mit einem Volumen von 1,3 Zettabyte pro Jahr bzw. 110 Exabyte pro Monat den Wert von 31 Exabyte pro Monat im Jahr 2011 um das fast das Vierfache übersteigen. Ein Zettabyte entspricht einer Trilliarde Byte bzw. einer Billion Gigabyte. Für den globalen IP-Datenverkehr wird allein für den Zeitraum von 2015 bis 2016 ein Anstieg von mehr als 330 Exabyte erwartet. Dies entspricht bereits fast dem Gesamtvolumen des globalen IP-Datenverkehrs im Jahr 2011 (369 Exabyte).
Im Jahr 2016 wird in Deutschland der Datenverkehr 68 Exabyte (EB) betragen, im Vergleich zu 19 EB im vergangenen Jahr. Der mobile Datenverkehr wird hierzulande von 2011 bis 2016 um das 21-fache von monatlich 18 auf 394 Petabyte (PB) steigen. Damit wächst er dreimal so schnell wie der Traffic über feste Leitungen. Der Anteil der Video-Übertragungen erhöht sich von 44 auf 63 Prozent. Während in Deutschland 2011 jeder Einwohner über drei internetfähige Geräte verfügte, werden es 2016 bereits fünf sein. Dann wird er monatlich 73 GB über IP-Netze übertragen. Die durchschnittliche High-Speed-Anbindung in Deutschland erhöht sich von 13 auf 49 Mbit/s.
Der durchschnittliche globale IP-Datenverkehr wird im Jahr 2016 voraussichtlich 150 Petabyte pro Stunde erreichen. Dies ist gleichzusetzen mit dem Kapazitätsbedarf von 278 Millionen Internetnutzern, die gleichzeitig einen HD-Film bei einer mittleren Geschwindigkeit von 1,2 Mbit/s streamen.
Cisco führt diese beachtliche Zunahme des Datenverkehrs und der Nutzung von IT-Services auf eine Reihe von Faktoren zurück. Dazu gehören:
Immer mehr internetfähige Geräte im Einsatz: Die zunehmende Nutzung von Tablets, Mobiltelefonen und anderen intelligenten Geräten sowie Machine-to-Machine (M2M)-Verbindungen erhöhen den Bedarf an Netzwerkbandbreite. Bis 2016 werden fast 18,9 Milliarden Geräte mit dem Internet verbunden sein – im Vergleich zu 10,3 Milliarden Netzwerkverbindungen im Jahr 2011. Internetfähige Fernsehgeräte werden mehr als 6 Prozent des weltweiten privaten Internetdatenverkehrs (nach 4 Prozent im Jahr 2011) sowie 18 Prozent des Videodatenverkehrs (nach 7 Prozent im Jahr 2011) ausmachen. Dies zeigt auch, dass der Internetzugriff über TV-Geräte in Zukunft deutlich an Bedeutung gewinnen wird.
Größere Zahl von Internetnutzern: Für das Jahr 2016 geht die Studie von 3,4 Milliarden Internetnutzern aus. Dies entspricht etwa 45 Prozent der nach Schätzungen der Vereinten Nationen zu erwartenden Weltbevölkerung.
Schnellere Breitbandverbindungen: Die durchschnittliche Übertragungsgeschwindigkeit von kabelgebundenen Breitbandverbindungen wird sich von 9 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) im Jahr 2011 auf 34 Mbit/s im Jahr 2016 erhöhen. Dies entspricht einer Erhöhung um das Vierfache.
Videonutzung durch Privatnutzer größter Wachstumstreiber: Bis 2016 wird die Anzahl der weltweiten Benutzer von Internet-Videoservices von 792 Millionen im Jahr 2011 auf 1,5 Milliarden ansteigen.
Zunahme bei der Nutzung von Videoservices: Bis 2016 werden jede Sekunde 1,2 Millionen Minuten an Videoinhalten – dies entspricht einer Abspielzeit von 833 Tagen bzw. mehr als zwei Jahren – die globalen Datenautobahnen durchlaufen.
Erweiterung der WiFi-Infrastruktur: Bis zum Jahr 2016 entfällt mehr als die Hälfte des weltweiten Internetdatenverkehrs auf Wi-Fi-Verbindungen.
Diese Frau ist ein Phänomen. Mit ihren 71 Jahren füllt die US-amerikanische Folksängerin Joan Baez immer noch große Konzertsäle und dies obwohl sie sich seit Jahrzehnten nicht weiterentwickelt. Mit einem Repertoire eines gewöhnlichen Lagerfeuer-Entertainers schafft sie es ihr Publikum zu verzaubern. Ihr Publikum sind für mich Leute, die noch am Tropf der sechziger Jahre hängen. Nach dem Motto „Weißt du noch, wie wir damals dagegen waren …“ versammeln sich die Jünger um die Hohepriesterin des Folks, obwohl ihr Einfluss kaum noch vorhanden ist und ihre Bewegung längst verstummt ist. Wie in der Münchner Philharmonie gilt es zusammenzurücken und gegen die Ungerechtigkeit in der Welt anzusingen und dann in den Mercedes SLK einzusteigen und nach Hause zu fahren. Ok, ich übertreibe.
Stimmlich ist Joan Baez ihrem Alter noch sehr gut auf der Höhe. Natürlich klappen die hohem Tremolos nicht mehr so ganz wie früher, und auch eine Erkältung in München sorgte nicht immer für astreine Töne, aber was soll es. Die Frau ist 71 Jahre alt und macht ihren Job, so gut sie ihn kann. Und das ist das Dilemma von Joan Baez. Sie hatte immer etwas zu sagen, aber sie musste meist die Werke anderer bemühen, um ihrer Meinung Ausdruck zu verleihen. Joan Baez war eine begnadete Sängerin, aber sie war leider nie eine begnadete Songwriterin. Ihre selbst geschriebenen guten Songs lassen sich an zwei Händen abzählen.
Und sie ist es wohl leid, dass sie immer wieder auf ihre Beziehung zu Bob Dylan angesprochen wird. Sie hat den jungen Mann entdeckt, holte ihn auf die Bühne, verliebte sich in ihn und er ließ sie fallen und machte Karriere. Aber noch immer singt sie seine Songs, voller Inbrunst. Und sie äfft ihn nach bei „Love ist just a four letter Word“. Es muss nach all den Jahren noch weh tun. Aber sie wehrt sich. In ihrem eigenen Song „Diamond & Rust“ änderte sie in München eine Textzeile: Aus „Er schoss direkt in mein Herz“ machte sie einfach „er schoss mir direkt in die Augen“. Auf ihren anderen berühmten Lover Steve Jobs geht sie nicht ein, obwohl zeitgleich während ihres Konzertabends in München die WWDC von Apple in San Francisco läuft, aber ohne Jobs, der im Oktober verstarb.
Naja, aber Joan Baez ist eine Überlebende. Sie war zwar Teil der Gegenkultur, aber immer auf der braven Seite zu finden. Sie wagte viel, aber bleib immer noch im Rahmen. Keine Revolution wie Hendrix, Morrison oder Joplin, dafür lebt sie noch und sieht hervorragend aus. Sie sang immer Lieder, die sich um den Tod drehen. Sie erinnerte an den Ehemann ihrer 2001 verstorbenen Schwester Mimi: Der Schriftsteller und Sänger/Songwriter Richard Fariña kam 1966 bei einem Motorradunfall ums Leben.
Ihre Karriere begann mit Folk-Standards, die sie auch in München wieder darbot. Und der Tod zog sich durch den Abend: Robbie Robertson und auch John Lennon und das Publikum sang brav mit. Und genau das ist das Langweilige, Vorhersehbare. Sie singt Jahr ein, Jahr aus die gleichen Lieder. Ob ich 1984 Joan Baez gesehen habe, oder 2012 – es ist von der Interpretation und der Auswahl der meisten Songs egal. Und das ist eigentlich das Tragische. Immer wieder holt sie Nachwuchsleute wie einstmals Dylan auf die Bühne und gibt ihnen ein Forum. In München war es die französische Sängerin Marianne Aya Omac. Freilich muss die Dame barfuß die Bühne betreten – wir erinnern uns: Joan Baez gab früher auch ihre Konzerte ohne Schuhe und fuhr dann in ihren Rolls Royce davon. Marianne Aya Omac brachte auch Stimmung in den Kulturtempel Gasteig. Gypsi-Klänge, lateinamerikanische Musik, ja das mag das Münchner Publikum, das brav mitklatschte und sich auf seine Art richtig gehen ließ. Immer brav die Gegenkultur vorantreiben.
Die Setliste zeigt Standards: Setlist God Is God | Be Not Too Hard | Lily Of The West | Railroad Boy | Scarlet Tide | Hard Times | Jerusalem | Catch The Wind | Swing Low, Sweet Chariot | [3 spanische Songs mit Marianne Aya Omac] | The House Of The Rising Sun | Long Black Veil | Suzanne | Gracias A La Vida | Diamonds & Rust | The Night They Drove Old Dixie Down | Imagine | Sag mir wo die Blumen sind | Donna Donna
Zu Beginn und am Ende des Konzerts bedankte sich Joan Baez mit den Worten: „Sie machen es mir leicht.“ Das ist richtig. München liegt der Grand Dame des Folkssongs zu Füßen, obwohl es eigentlich nichts neues gab.
Als Kind verschlang ich Science Fiction Romane. Ich liebte die Sachen von Richard Matheson, Robert Silverberg und später dann von Stanislaw Lem. Und ich liebte die Klassiker, allen voran die Triffids von John Wyndham von 1951. Das Buch handelt vom Kampf von giftigen Pflanzen gegen eine erblindete Menschheit – als Jugendlicher verschlang ich das Buch. Als ich dann in den achtziger Jahren die Rocky Horror Picture Show im Kino sah, wurden die Triffids wieder im Titelsong erwähnt. „And I really got hot when I saw Janette Scott fight a Triffid that spits poison and kills“. Ich besorgte mir die VHS-Fassung des Films „The Day of the Triffids“ von 1962. Der Film war ein schrulliger B-Movie. Einmal angesehen und damit hatte es sich.
Bis ich vor kurzem einen Besuch aus London hatte. Er brachte eine BBC-Neuverfilmung auf DVD mit. Im März wurde die Serie auch bei Pro7 ausgestrahlt. Und was soll ich sagen? Sie brachte das alte Science Fiction-Feeling wieder zurück. In mir erwachte das Feuer der alten Zeiten.
Ich schob den Zweiteiler in den DVD-Player. Die Story wurde modernisiert, aber es bleibt wunderbares Trash-Kino. Die Serie heißt: Die Triffids – Pflanzen des Schreckens. Leider sind zahlreiche Ungereimtheiten zu finden. Warum nutzt man gegen die bösen Pflanzen keine Flammenwerfer, sondern Kugel? Warum erblinden alle Leute auf der Erde, wenn auf einen Teil unseres Planeten Nacht ist? Warum ist der Böse eigentlich böse und noch dazu doof wie Bohnenstroh?
Das Buch war 1951 vor der Entdeckung der DNA geschrieben, aber die Geschichte hatten die Drehbuchautoren nicht den Realitäten angepasst. Trivial, trivial, aber schönes Trash-Kino mit Wissenschafts- und Religionskritik. Natürlich sind die CGI-Effekte in Die Triffids – Pflanzen des Schreckens besser als 1962. Aber das war es dann auch schon. Die Darsteller wirken hölzern – das ist seit 1962 nicht besser geworden. Bitte nicht zuviel erwarten, obwohl es sich für eine BBC-Produktion handelt. Ich habe gehört, 2013 soll es eine weitere Neuverfilmung geben. Ich stehe gerne als Berater zur Seite, denn wenn ihr nochmal meinen Jugendklassiker von John Wyndham versaut, dann werde ich echt sauer.
Dieser Dracula ist anders. Nach den Hammer-Produkten in Primärfarben war lange Zeit Ruhe um den Beißer aus Transsilvanien bis sich Star-Regisseur John Badham an den Stoff erinnerte und neu interpretiert in Szene setzte. Badham orientierte sich dabei mehr am Theaterstück von Hamilton Deane und John L. Balderston als an den Schauerroman von Bram Stoker. Das Wichtigste: Er interpretierte die Rolle des Grafen anders. Nicht die Bestie wie in den Hammer-Filmen stand im Mittelpunkt, sondern der verführerische, gnadenlose Graf.
Die Schauspieler waren perfekt: Der junge Frank Langella spielt den Grafen, schön, zielstrebig und ohne Gnade. Vor allem sein Spiel mit den Händen ist verführerisch. Zur Schauspielleistung von Sir Laurence Oliver braucht man nichts zu verlieren außer WUNDERBAR. Und dass obwohl die Zeit von Sir Laurence abgelaufen war und er sterbenskrank war. Auch dem Spiel des ewigen Dr. Loomis aus Halloween Donald Pleasence ist es ein Genuss anzusehen. Große Schauspielkunst der Truppe.
Trotz preiswerter Produktion ist die Ausstattung wunderbar. Hauptsächlich in Cornwall gedreht hat Dracula eindrucksvolle Locations: Die Irrenanstalt ist das Camelot Castle Hotel in Tintagel, Draculas Schloss ist St. Michael Berg, eine halbe Meile vor der Küste – es ist durch einen Damm verbunden – von Marazion an der Südwestspitze von Cornwall. Ungewöhnlich ist in einem Dracula-Film der Einsatz von Strom und sogar eines schnittigen Automobils. Hier bricht der Film wohltuend aus der Tradition der klassischen Filme aus, zeigt aber auch, dass Technik einen Grafen nicht zur Strecke bringen kann.
Die Innenausstattung orientiert sich derweil am Gothic Horror der alten Lugosi-Filme. Und auch wie bei Lugosi sieht der Zuschauer bei Langella keine Vampirzähne. Dennoch ist der Film keineswegs unblutig. Immer wieder schockieren den Zuschauer der Liebesgeschichte brutale Szenen, wie das Durchtrennen von Hälsen oder ein Genickbruch. Richtig angsteinflößend ist die lebende Tote Lucy. Hier hat später Francis Ford Coppola genau hingeschaut als er seine Dracula-Version drehte. Badhams Tote war nicht anmutig oder gar schön, sondern ihr zerfetztes Totenhemd mit zerfetzten bleichem Gesicht ist wahrlich erschreckend. Hier wurde die Maske von Linda Blair aus Exorzist von 1973 wieder aufgenommen. Der lebende Tote wird nicht romantisiert oder verkitscht, sondern es ist ein kalter, bleicher, muffiger Tod in nassen Gräbern. Der wahrhaftige Teufel ist in den Leib von Lucy gefahren – übrigens werden bei Badham die Rollen von Lucy und Mina vertauscht und auch die Familienverhältnisse geändert.
Ich hatte den Dracula-Film einstmals im Fernsehen gesehen und war damals enttäuscht. Es war mir als Jugendlicher zuviel Gefühl, zuviel Tragik im Film. Ich wollte Action, wie ich sie aus den Hammer-Filmen kannte. Vor allem Frauen erliegen der Faszination des dunklen Fürsten. Der bissige Gentleman als Herzensbrecher, der aber nur seine Interessen durchsetzen will. Der alte gierige Mann sucht sich junge Frauen aus, die er verführen und beherrschen kann. Und sie verfallen dem Manipulator willenlos. Der Liebesakt in Rot bedient gängige Klischees. Heute kann ich die vermittelte Tragik mit dem Leid besser verstehen und die 2009 veröffentlichte DVD-Fassung unterstützt die traurige Stimmung des Films noch mehr. Durch geschicktes Color-Grading wurde die Farbe im Film reduziert, so dass Dracula dunkel, leblos wirkt. Der Blutverlust des Films wirkt sich auf das Bild aus. Aus dem Film entweicht die Farbe, das Leben, die Freude. Die Stimmung der Szenerien überträgt sich auf den Zuschauer durch eine eindrucksvolle Kameraleistung von Gilbert Taylor, der schon mit Regiegenie Stanley Kubrick Dr. Seltsam, mit Polanski Macbeth und mit Hitchcock Familiengrab gedreht hat.
Aber den absoluten Kick des Films bringt der Score von John Williams. Der Soundtrack Dracula wird zu Höchstpreisen unter Sammlern gehandelt und wer ihn gehört hat, der weiß warum. Williams liefert einen Höhepunkt seines Schaffens ab. Star Wars, Indiana Jones, Superman und Jaws sind großartig – Dracula reiht sich in dieses Werk ein.
Für mich ist Dracula ein reifer Film für gereifte Zuschauer. Wer Trashkino braucht, der greift zu Wes Craven. Wer aber schaudern will, der greift zu John Badhams Dracula.
Tron war für mich die Offenbarung. Als der Disney-Film herauskam, hielt ich meine Grafik am C64 für CG. Tron öffnete mir optisch und erzählerisch neue Wege. Für mich war der Film die Grundlage für Filme in virtuellen Welten. Jahre später erschien die Fortsetzung von Tron, Tron Legacy.
Leider war der Film nur optisch ein Leckerbissen. Inhaltlich versagte der Film auf ganzer Linie. Doch immer wieder greife ich zur Blu ray von Tron Legacy, um mich an den Farben und Formen und Ideen zu erfreuen. Um diesen Genuss zu erhöhen, legte ich mir das Buch The Art of Tron: Legacy von Justin Springer zu. Wer die Reihe The Art of kennt, wird dieses Buch zu schätzen wissen. CGI-Bilder sind ein paar enthalten, auch ein paar Stills aus dem Film, doch die wahren Schätze sind Konzeptzeichnungen und erste Entwürfe. Lichträder, Panzer, Ausrüstungen, Kleidung und mehr. Sehr beeindruckt haben mich die Ideen zum Stadium, in denen die Kämpfe ausgetragen werden. In Kombination mit Lichtrad und Diskus zeigen sie schön, die optische Dimension des Films. Leider war es dies dann auch. Denn nur Optik und eine zugegeben schöne künstliche Lichtsprache reichen nicht aus, um einen guten Film zu machen.
So bleibt ein fader Nachgeschmack beim Lesen des Buches. Was hätte man mit so einem Budget drehen können? Was hätte es für ein Film werden können, in denen solche optischen Fantastereien Wirklichkeit geworden sind. Schade, Chance leider vergeben. Einen dritten Teil von Tron wird es wohl nicht geben. Das Buch The Art of Tron: Legacy allerdings ist gut geworden, was ich vom Film leider nicht behaupten kann.