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Berliner Tränenpalast: Deprimierendes Gefühl und Wut in den historischen Grenzkontrollkabinen

26. August 2024

Es ist ewig her, aber die bedrückende Stimmung ist geblieben. Als ich den original deutsch-deutschen Grenzübergang Friedrichstraße im Berliner Tränenpalast besuchte, kamen alte Erinnerungen der deutschen Teilung auf. Das schreckliche Gefühl einem brutalen Überwachungsstaat ausgeliefert zu sein.

Der Tränenpalast in Berlin ist ein historisch bedeutsames Gebäude, das im Herzen der deutschen Hauptstadt, direkt an der Friedrichstraße, liegt. Hier ist auch ein original Kontrollpunkt des unmenschlichen DDR-Regimes ausgestellt, den ich als junger Mensch oftmals passieren musste. Man betrat die Kabine in der ein strenger DDR-Grenzer saß, reichte ihm den Reisepass und wurde gemustert. Manches Mal wurden Fragen über die Einreise nach Ostberlin gestellt. Die Stimmung war deprimierend. Der Grenzer war völlig humorlos und strahlte absolute Macht aus. Er entschied, ob man die Hauptstadt des Arbeiter- und Bauernstaates betreten durfte oder ob einem das Paradies verwehrt wurde. Obwohl ich reinen Herzens bin, kam bei mir bei den Kontrollen immer Wut auf diese rote Diktatur auf, die mein Vaterland teilte. Hier ein VR 360 Video.

Der Tränenpalast diente während der deutschen Teilung als Abfertigungsgebäude für den Grenzübergang zwischen Ost- und West-Berlin und wurde 1962 erbaut. Der Name „Tränenpalast“ entstand aufgrund der emotionalen Abschiede, die sich hier abspielten, da Besucher aus dem Westen oft nur kurzzeitig in den Osten reisen durften und dann am Grenzübergang schmerzvolle Abschiede von ihren Verwandten und Freunden erlebten.

Der Tränenpalast war einer der wenigen offiziellen Grenzübergänge, die Zivilisten nutzen konnten, um zwischen Ost- und West-Berlin zu reisen. Nur bestimmte Personengruppen wie Rentner, Diplomaten und westliche Besucher durften diesen Übergang nutzen. Für die Menschen war der Tränenpalast ein Ort der intensiven Emotionen, geprägt von der Trennung durch die Berliner Mauer, die das Land und viele Familien für fast drei Jahrzehnte teilte. Diese Erinnerungen kamen beim Besuch wieder hoch und zeigt mir, wie wichtig die Erinnerung an die deutsche Teilung ist.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1989 und der Öffnung der Berliner Mauer verlor der Tränenpalast seine ursprüngliche Funktion. Heute beherbergt das Gebäude eine Dauerausstellung unter dem Titel „GrenzErfahrungen. Alltag der deutschen Teilung“, die vom Deutschen Historischen Museum betrieben wird. Die Ausstellung bietet einen eindrucksvollen Einblick in die Geschichte der deutschen Teilung, das Leben im geteilten Berlin und die Herausforderungen und Tragödien, die die Menschen an der Grenze erlebten. Ich kann nur jeden empfehlen, sich diesen Erinnerungsort einmal anzusehen.

Besucher können hier nicht nur die historischen Dokumente und Fotografien betrachten, sondern auch Originalobjekte wie Grenzkontrollkabinen und Passstempel sehen, die das Alltagsleben an diesem Ort der Trennung und des Wiedersehens veranschaulichen. Der Tränenpalast ist damit ein lebendiges Zeugnis der jüngeren deutschen Geschichte und ein Mahnmal für die Überwindung von Trennung und den Wert der Freiheit. Ich habe dort viele Anregungen für Seminare gefunden und auch einen Ort der Erinnerung.

Sowjetisches Ehrenmal im Treptower Park

9. Mai 2024

In Erinnerung an den Sieg der Sowjetunion über Nazi-Deutschland findet in Russland die traditionelle Militärparade statt. Zu diesem Anlass marschieren jedes Jahr tausende Soldaten über den Roten Platz, begleitet von Panzern und Kampfjets. Wie schon in den Vorjahren steht die Parade im Zeichen des russischen Angriffs auf die Ukraine.

Der Kriegsverbrecher Putin vermischt hier zwei komplett unterschiedliche Ereignisse. Einmal den Sieg über den Faschismus 1945 und den verbrecherischen Überfall Russlands auf die Ukraine. Das gilt es strikt zu trennen.

Vor kurzem besuchte ich sowjetisches Ehrenmal im Treptower Park. Es ist eine Gedenkstätte und zugleich Soldatenfriedhof im Treptower Park in Berlin. Für mich ist es ein beeindruckendes Denkmal, das an die gefallenen Soldaten der Roten Armee während des Zweiten Weltkriegs erinnert. Es wurde am 8. Mai 1949, dem vierten Jahrestag des Endes des Krieges, eingeweiht und ist eines der größten Kriegsdenkmäler in Deutschland.

Das Ehrenmal befindet sich auf einem ausgedehnten Gelände im Treptower Park, einem der größten Parks Berlins. Es erstreckt sich über eine Fläche von 100.000 Quadratmetern und bildet eine eindrucksvolle Kulisse für das zentrale Monument. Ich habe zwei VR 360 Videos aufgenommen, um die Dimension des Ortes einzufangen.

Das Zentrum des Ehrenmals ist eine imposante Statue eines sowjetischen Soldaten, der ein kleines deutsches Mädchen vor den Fängen des Faschismus befreit und dabei ein Hakenkreuz zertritt. Die Statue ist 12 Meter hoch und aus rotem Granit gefertigt. Sie steht auf einem massiven Podest, das mit Reliefs geschmückt ist, die Szenen aus dem Krieg und dem Sieg über den Nationalsozialismus darstellen.

Umgeben ist die Hauptstatue von weiteren Skulpturen, die verschiedene Aspekte des Krieges und des Sieges symbolisieren. Ein breiter Weg führt die Besucher durch das Gelände, vorbei an einer Reihe von Steinblöcken, die die Namen von über 7.000 sowjetischen Soldaten tragen, die hier begraben sind. Diese Soldaten starben während der Schlacht um Berlin im Frühjahr 1945. Über den Tod deutscher Soldaten und der deutschen Zivilbevölkerung, die durch Hitlers Verbrechen gestorben sind, ist an diesem Ort nichts zu finden. Hier ein klassisches Video vom Ehrenmal.

Das Sowjetische Ehrenmal im Treptower Park ist nicht nur ein Ort des Gedenkens, sondern auch ein Ort der Reflexion und des Respekts. Und als ich mir diese monumentale Gelände ansah dachte ich über die aktuelle russische Invasion in der Ukraine nach. Putin bezeichnete die ukrainische Führung als Faschisten und rechtfertigt so den Einmarsch seiner Truppen als Befreiung vom Faschismus. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine ist ein Verbrechen.

The Fans Strike Back – Ausstellung von Star Wars Fans für Star Wars Fans

4. Mai 2024

Die Community feiert heute den Star Wars Tag am 4. Mai mit May the Fourth with you und als Fan der ersten Stunde will ich nicht abseits stehen. Star Wars-Fans sind treue Seelen, leidgeprüfte Seelen, denn George Lucas und der Ohren-Konzern machen es einem Fan nicht leicht, für Luke, Leia, Han, Darth und wie unsere Helden heißen, zu schwärmen.

Es gibt Freunde von mir, die widmen sich in ihrer Freizeit dem Cosplay, andere verfilmen ihre Star Wars Leidenschaft mit Lego und wiederum andere bauen Modelle. Und solche Ergebnisse dieser faszinierenden Fanleidenschaft ist bis 7. Juli im Berliner Napoleon-Komplex in der Ausstellung „The Fans Strike Back Exhibition“ gezeigt. Ich war zur Presseeröffnung eingeladen und konnte die über 700 einzigartige, nostalgische Sammelstücke, darunter lebensgroße Figuren, über 50 Skulpturen, Fotos, Poster und Kostüme bewundern. Hier Eindrücke von der Veranstaltung als Video.

Nach Stationen in internationalen Metropolen wie New York, Las Vegas, London und Wien, hat es „The Fans Strike Back“, die weltweit größte STAR WARS Ausstellung ihrer Art, nun nach Deutschland geschafft. Rouven Bönisch, Geschäftsführer der POA Events GmbH, äußerte sich zum Event: „Die Begeisterung und die positive Resonanz, die wir heute erlebt haben, bestärken uns in unserer Mission, einzigartige Erlebnisse zu schaffen, die die Herzen der Fans höher schlagen lassen.“ Hier die offizielle Eröffnungsansprache.

Es gab viel zu sehen und der Fan sollte ein paar Stunden einplanen, um wirklich alles zu sehen und zu lesen. Und man sollte Respekt vor der Leistung der Fans mitbringen, die sich mit ihren Modellen wirklich Mühe gegeben haben. Tipp: Unbedingt Kopfhörer aufsetzen und John Williams hören – ich hatte leider meine AirPods im Hotel vergessen, um das Geschrei der mitgebrachten Kinder wenigstens etwas ausblenden zu können. Für mich persönlich die Concept Art Interpretation von Ralph McQuarrie hervorragend mit der soviel im Star Wars-Universum begann. Der Visionär hatte damals Vader noch anders gezeichnet.

Hier ein paar Highlights für klassische Besucher. So gibt es einen umgebauten Ford Escort zu sehen, der nun ein lebensgroßer Podracer wurde. Extrem eindrucksvoll ist ein ein lebensgroßer Nachbau eines X-Wing-Fighter am Ende der Ausstellung. Und eine schöne Atmosphäre vermittelt die detaillierte Nachbildung einer Kommandorücke eines Sternzerstörers. Für mich auch faszinierend die Nachbildung eines Schneegleiters aus Imperium. Hier die komplette Ausstellung als VR 360 Rundgang.

Star Wars (und auch Star Trek) hat eine einzigartige Fähigkeit, Menschen zu begeistern und eine treue Fangemeinde zu schaffen. Diese Anziehungskraft beruht auf verschiedenen Faktoren. Zum einen bietet Star Wars eine umfassende Welt, die voller verschiedener Welten, Charaktere, Kreaturen und Kulturen ist. Diese Vielfalt und Tiefe ziehen viele Menschen an, die sich in diese faszinierende Galaxie vertiefen und Teil davon werden wollen. Darüber hinaus sind die Geschichten in Star Wars ergreifend. Die Saga erzählt von epischen Konflikten zwischen Gut und Böse, von Liebe, Freundschaft, Familie und persönlicher Entwicklung. Diese Themen sprechen viele Menschen auf einer emotionalen Ebene an und schaffen eine Verbindung zu den Charakteren und ihrer Reise.

Ein weiterer Grund für die Treue der Fans liegt in der innovativen Technologie und dem Design von Star Wars. Von den ikonischen Lichtschwertern bis zu den beeindruckenden Raumschiffen und den vielfältigen Kreaturen – die visuelle Ästhetik von Star Wars hat die Popkultur nachhaltig beeinflusst und eine starke visuelle Identität geschaffen. Zeitlose Botschaften sind ein weiteres Merkmal von Star Wars. Die Saga behandelt Themen wie Freiheit, Mut, Opferbereitschaft und das Gute im Kampf gegen das Böse. Diese Botschaften sind universell und sprechen Menschen jeden Alters und Hintergrunds an.
Dazu kommt der kontinuierliche Ausbau des Star Wars-Universums. Seit den ersten Filmen in den 1970er Jahren hat sich das Universum stetig weiterentwickelt und expandiert. Neue Filme, TV-Serien, Bücher, Comics und Videospiele halten die Fans engagiert und bieten kontinuierlich neuen Stoff für Diskussionen, Spekulationen und Begeisterung.

Nicht zuletzt schafft Star Wars eine Gemeinschaft und Identifikation unter den Fans. Die leidenschaftliche und engagierte Fangemeinde unterstützt sich gegenseitig, trifft sich und verbindet sich über ihre gemeinsame Liebe zum Star Wars-Universum. Ich hab die Ausstellung The Fans Strike Back genossen und kann sie jedem Fan ans Herz legen.

Ich fordere ein Verbot von privaten Silvesterfeuerwerken

30. Dezember 2023

Natürlich wollen wir das neue Jahr 2024 begrüßen, aber muss dieser ganze Feuerwerkszirkus wirklich sein? Wie jedes Jahr fordere ich ein Verbot von privaten Feuerwerk. Und wie jedes Jahr traut sich die Politik nicht an dieses Thema heran, um bloß keine Wählerstimmen zu verlieren. Meldet euch doch als Freiwilliger für die Ukraine, wenn ihr eine Bombenstimmung haben wollt.

Die Argumente gegen ein privates Feuerwerk liegen seit Jahren vor. Mit der Knallerei gehen auch Unmengen an Müll, Feinstaubbelastung und Krach einher. Das laute Spektakel stört außerdem viele Wildtiere. Besonders Vögel reagieren stark auf Feuerwerk – und das kann Folgen haben. Auch meine beiden Kater drehen vor Panik durch. Ich empfinde dieses Feuerwerk als bewusste Tierquälerei.

Kleinfeuerwerke dürfen von jedem über 18 Jahren abgefeuert werden. Das führt dazu, dass insbesondere an Silvester durch den flächendeckenden Einsatz eine zwanzigmal höhere Feinstaubbelastung entsteht als die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgelegten 50 Mikrogramm. Neben dieser und anderen gesundheitlichen Effekten, Sachschäden und enormen Müllmengen stört das laute Spektakel auch Haus- und Wildtiere. Hier ein paar Videos, was bei uns in einer kleinen Gemeinde in Oberbayern über die Jahre verschossen wurde. Einmal der Jahreswechsel 2018/19:

Einmal der Jahreswechsel 2019/20:

Einmal der Jahreswechsel 2020/21:

Und einmal als 360 Grad Video mitten am örtlichen Rathausplatz.

Deutschland spaltet sich in zwei Lager
Ich fordere darum ein Verbot der privater Silvesterknallerei und eine Beschränkung auf zentral organisierte Feuerwerke, wenn es denn unbedingt sein muss. Es wird von einer gespalteten Gesellschaft gesprochen. Jeden Winter zum Jahreswechsel spaltet sich Deutschland in zwei Lager: Die die es kaum erwarten können endlich das Neue Jahr mit einem standesgemäßen Feuerwerk zu begrüßen – und jene, die diesen Tagen nur mit Grauen entgegensehen können. Zur zweiten Gruppe gehöre ich und nein, ich bin keine Spaßbremse, sondern ein vernunftbegabtes Wesen.

Für viele Haustiere und ihre Besitzer sind die Tage um Silvester meist ein regelrechter Spießrutenlauf, denn vielerorts wird auch fleissig vor- und nachher geböllert. So werden die Tiere über einen Zeitraum von mehreren Tagen vor und nach Silvester wiederholt aufgeschreckt. Mit dem traurigen Höhepunkt in der Silvesternacht.

Das letzte Gefecht
Als ich gestern zum Einkaufen im örtlichen Aldi ging, war das Angebot an Feuerwerkskörpern deutlich dezimiert. Und das am ersten Verkaufstag. Einige Mitmenschen haben gekauft als gäbe es kein Morgen mehr. Billiges Weißbrot im Einkaufswagen und Böller für zig Euro – den Ratschlag Brot statt Böller nicht ganz verstanden. Viele munitionieren sich auf, um ob es um das letzte Gefecht geht.

Ich versteh die Welt nicht: Alle reden davon, dass durch die Inflation der Gürtel enger geschnallt werden muss, Energie und Wohnraum werden teuerer. Und beim Feuerwerkskauf gilt dies dann nicht mehr. Jedes Jahr werden von den Deutschen über 120 Millionen Euro buchstäblich in die Luft gejagt. Die Folge ist die höchste Feinstaubbelastung des Jahres, denn durch die Feuerwerke werden circa 15 % der jährlichen im Straßenverkehr abgegebenen Feinstaubmenge freigesetzt. Das sind circa 4.000 Tonnen. Mir nahestehende Menschen leiden unter COPD, eine Lungenkrankheit. Für die kann der Feinstaub im falschen Moment tödlich sein.

Hinzu kommt, dass nicht nur bei uns in der Silvesternacht jedes Jahr Menschen zu Schaden kommen. Die Ärzteschaft warnt vor Verletzte durch Raketen und Knallkörper sowie Angriffe auf Rettungs- und Ordnungskräfte mit Pyrotechnik. Wo sind wir denn, dass Rettungskräfte angegriffen werden? Durchgreifen, aber konsequent und null Toleranz von meiner Seite. „Der Bund und die Innenminister der Länder sind gefordert, wenn sich zum Jahreswechsel erneut tausende Menschen durch Silvesterfeuerwerk schwer verletzen, wenn Ärztinnen und Ärzte, Rettungs- und Ordnungskräfte mit Knallkörpern bedroht oder tätlich angegriffen werden.“ Das sagte Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt mit Blick auf die mehrheitlich ablehnende Haltung der Innenminister, den privaten Gebrauch von Pyrotechnik zu verbieten. Im Moment rüsten die Sicherheitskräfte sich für die Silvesternacht. Ich lese, dass die Polizei in Berlin und Köln in Alarmbereitschaft ist. Gut eine Woche vor dem Jahreswechsel haben Ermittler der Berliner Polizei bei der Durchsuchung zweier Wohnungen in Berlin-Britz massenhaft illegale Knallkörper entdeckt. Wie die Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten, vermuten sie, dass die Pyrotechnik womöglich für Silvesterrandale und Angriffe auf Einsatzkräfte eingesetzt werden sollte. Der Vertrieb durch Vater und Söhne sollte über Instagram laufen. Wie sie weiter mitteilten, wurde Pyrotechnik im dreistelligen Kilobereich beschlagnahmt, darunter etwa 30.000 Böller, mehr als 80 sogenannte Kugelbomben und knapp 100 Knallpatronen. Hinzu kamen rund 50.000 Euro Bargeld, Mobiltelefone und Laptops sowie – quasi als Zufallsfund, wie es hieß – gefälschte Markenkleidung. Vielleicht sind es Einzelfälle, aber diese Einzelfälle versauen den Start ins neue Jahr.

„Die politisch Verantwortlichen sollten eine Silvesternacht in einem Rettungswagen oder in einer Notfallambulanz verbringen, dann würde sich ihr Blick auf das scheinbar friedliche Silvesterfeuerwerk schnell ändern. Ärzte, Rettungskräfte und Pflegende arbeiten an Silvester am Limit. Allein zum letzten Jahreswechsel gab es einen verheerenden Höchststand von 838 Patienten mit durch Silvester-Böller bedingten Augenverletzungen. Ein Anstieg um rund 300 im Vergleich zu den Jahren vor der Corona-Pandemie. Die dokumentierten Augen-, Ohr-, Brand- und Handverletzungen gehen zusammengenommen in die Tausende. Besonders erschreckend ist, dass viele unbeteiligte Kinder und Jugendliche zu Opfern werden“, sagte der Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt. „Niemand möchte den Menschen die Möglichkeit nehmen, Silvester ausgelassen zu feiern. Aber für einen schönen Jahreswechsel braucht es kein Schwarzpulver. Es ist an der Zeit, neue Silvestertraditionen zu begründen, um friedlich und sicher ins neue Jahr zu starten.“

Meine Musik zum Tag der Deutschen Einheit

3. Oktober 2023

Am heutigen Tag der Deutschen Einheit werden sicher wieder bedeutungsschwere Reden geschwungen, ob Deutschland nun endlich zusammengewachsen ist. Meiner Meinung ist dieses Land zutiefst gespalten, wenn ich mir Wahlergebnisse und Umfragen ansehe. Aber ich kenne auch glückliche Deutsch-Deutsche Ehepaare bei denen die Vereinigung geklappt hat (hach Wortspiel).

Aber ich will nicht politisieren. Mindestens einmal im Jahr, aber immer am Tag der Deutschen Einheit hole ich eine Schallplatte der Berliner Philharmoniker hervor und spiele sie in Ruhe ab. So auch heute. Das Album heißt das Konzert November 1989.

Der 9. November 1989 wurde zu einem historischen Datum. Dieser Donnerstag und das folgende Wochenende rückten die beiden deutschen Staaten in den Mittelpunkt des Interesses der Weltöffentlichkeit und prägten sich vor allem den Berlinern tief ins Gedächtnis ein. 28 Jahre nach dem Bau der Berliner Mauer öffnete die DDR ihre Grenzen zum Westen. Als ersten Schritt eines Reformprogramms, das die innenpolitischen Ereignisse erzwungen hatten, erlaubte die Regierung des zweiten deutschen Staates ihrer Bevölkerung freies Reisen.

Vor allem West-Berlin wurde daraufhin von Hunderttausenden Berlinern aus dem anderen Teil der Stadt überschwemmt. Auch die Berliner Philharmoniker blieben nicht unberührt von der Woge freudiger Begeisterung, die die Stadt erfasst hatte. Natürlich haben viele ihrer Mitglieder freund- und verwandtschaftliche Beziehungen nach „drüben“, und noch kurz vor dem Mauerbau waren einige junge Musiker aus dem Ostteil der Stadt neu zum Orchester gestoßen. Spontan beschlossen die Philharmoniker daher, zur Feier des Ereignisses, am Sonntag, den 12. November 1989, ein Sonderkonzert für Besucher aus der DDR als ihren Beitrag zu geben: Nachdem sie ein halbes Jahr zuvor zum ersten Mal nach über dreißigjähriger Zwangspause wieder im anderen Teil der Stadt konzertiert hatten, wollten sie sich interessierten Besuchern aus Ost-Berlin und der DDR nun auch im eigenen Haus, in der Scharoun-Philharmonie am Kemperplatz vorstellen.Schon an den alten Übergangsstellen und den schnell eingerichteten neuen Mauerdurchbrüchen wurden sie von wartenden Menschengruppen mit Beifall und Blumen begrüßt. In der Gegend um Gedächtniskirche und Ku-Damm brach der Verkehr im Gedrängel der Menschenmassen völlig zusammen, es herrschte Volksteststimmung, die Nacht wurde zum Tage, immer wieder fielen sich Unbekannte aus Freude über das Ereignis, das noch ein paar Wochen zuvor unvorstellbar schien, in die Arme.

Die Gelegenheit war dem Vorhaben günstig: Das Orchester von Daniel Barenboim arbeitete an einer Schallplattenaufnahme von Mozarts Così fan tutte, und mit Barenboim, dem langjährigen Chef des Orchestre de Paris und designiertem Nachfolger Sir Georg Soltis an der Spitze des Chicago Symphony Orchestra, hatten sie erst Ende Oktober ein Programm mit Beethovens erstem Klavierkonzert und der siebenten Symphonie aufgeführt. Der damals 47jährige Dirigent, der schon 1969 zum ersten Mal am Pult des Eliteorchesters gestanden hatte, war sofort einverstanden, dieses Sonderkonzert nicht nur zu leiten, sondern auch als Solist zu gestalten. Und so zufällig war auch die Programmfolge von das Konzert November 1989.zustandegekommen.

Niemand hätte aus Anlass dieser deutsch-deutschen Wiederbegegnung eine bessere und passendere Wahl treffen können. Denn wie Beethoven sowohl in seinem Grand Concert von 1798 als auch in seiner A-Dur-Symphonie von 1812 zugunsten heiterer, ja tänzerischer Beschwingtheit auf alle heroischen und pathetischen Töne verzichtete, so fehlte es der „ersten unblutigen Revolution der Deutschen“, die sich seit dem 40, Gründungstag der DDR jenseits von Mauer und Stacheldraht abspielte, an allen Zügen von Aggressivität und Gewalt. Besonders an diese friedliche Revolution sollten wir uns erinnern und nicht in German Angst verfallen. Nutzen wir die Chancen zum heutigen Tag der Deutschen Einheit.

Neue Umhängetasche fürs iPhone 15 Pro Max von Liebeskind

2. Oktober 2023

Das neue iPhone ist da und ich brauch eine neue Umhängetasche. Bisher hatte ich eine klassische Handykette, jetzt wählte ich eine etwas noblere Variante: Das Liebeskind Mobile Pouch Neck aus Berlin.

Ja ich weiß, dass Umhängetaschen ist eigentlich für Damen, aber das ist mir egal. Ich hab das Accessorie in Rot gekauft, weil ich die Farbe gerne mag und sie so auffällig ist, dass ich die Tasche nicht vergesse. Neben der Haupttasche, die reichlich Platz für das iPhone 15 Pro Max bietet, gibt es zwei Fächer für Visitenkarten oder Plastikkarten. Ich nehm sie für Visitenkarten her, weil mir die Handystrahlung schon so oft die Karten ruiniert hat.

Das Mobile Pouch Neck ist aus natürlich genarbte, festen Glattleder. Ich hoffe, das Leder färbt nicht bei Feuchtigkeit. Um Wasserflecken zu vermeiden empfiehlt es sich, deine Ledertasche gleich nach dem Kauf zu imprägnieren. Für einen dauerhaften Schutz solltest die Imprägnierung alle sechs bis acht Wochen aufgefrischt werden.

Das Lederband für den Hals hängt an zwei Ketten, die wiederum per Karabiner an der Tasche befestigt sind. Das ist nicht perfekt gelöst, denn die Karabiner sind für die Tasche zu klein und damit biegen sich sie Aufhänger. Hier hätten die Designer von Liebeskind darauf achten sollen, schließlich sieht man sich selbst als Luxusmarke.

Ich trage das Mobile Pouch Neck um den Hals wie so eine Kindergartentasche, andere tragen die Tasche unter dem Arm über den Körper. Jeder wie er oder sie mag.

Aufgabe: Ich will/muss mehr VR 360 Videos drehen

28. Mai 2023

Ich bin ein wenig faul geworden und mich wieder auf das Thema VR 360 Grad Videos stärker fokussieren. Vielleicht liegt es daran, dass Apple wohl eine VR-Brille auf der WWDC ankündigen wird. Auch meine Spiele mit der Playstation VR2 sind extrem eindrucksvoll. Und YouTube verarbeitet seit langem schon dieses Videoformat. Der User kann selbst navigieren und dafür braucht es eigentlich neue Erzählformate.

Im Moment nutze ich für meine Aufnahmen die Ricoh 360-Grad-Kamera Theta X. Und wenn ich ehrlich bin, drehe ich fast nur touristische Filme. Das muss sich ändern. Mal sehen, welche Ideen mir so kommen. In Passau besichtige ich den Dom, der sich derzeit als Baustelle Gottes präsentiert.

Und ich schaute bei der Stadtkirche St. Paul vorbei und drehte ein Video. Die Stadtpfarrkirche St. Paul ist die älteste Pfarrkirche von Passau. Die erste Kirche wurde bereits um 1050 dem hl. Paulus geweiht. Nach der Zerstörung bei Bränden 1512 und 1662 entstand 1678 der jetzige Bau.

Sehr eindrucksvoll empfand ich die Elbphilharmonie. Hier habe ich die Rolltreppe (Tube) der Entschleunigung gefilmt. 82 Meter, mehr als 30 Höhenmeter – die Elbphilharmonie Tube ist die längste gewölbte Rolltreppe Europas. Rund zweieinhalb Minuten dauert die Fahrt auf der futuristischen Treppe Richtung Plaza. Hier die Fahrt als VR 360 Video. 7.900 Glaspailletten an Wänden und Decken sorgen für ein stimmungsvolles Licht in der Tube während der Fahrt mit der Rolltreppe.

Bei Ausstellungen teste ich die Kamera, wie unlängst in Berlin bei der Werner Herzog-Ausstellung. Werner Herzog ist Kult. Von kaum einem anderen Regisseur finden sich ähnlich viele Imitationen in den sozialen Netzwerken. Er hatte mehrere Gastauftritte bei den Simpsons und verhalf als Bösewicht der Star Wars-Serie The Mandalorian zu besonderer Aufmerksamkeit. Nicht umsonst zählte ihn das Time Magazine 2009 zu den einflussreichsten Personen der Welt. Hier Teil 1 eines Rundgangs durch die Ausstellung der Deutschen Kinemathek in Berlin als VR 360 Grad Video.

Und ich setze sie bei Kunden ein. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sprach vor der Mitgliederversammlung des Landesinnungsverband Friseure und Kosmetiker Bayerns 2023 in Nördlingen. Hier die ersten 25 Minuten als VR 360.

Schatzkammer von Nosferatu – Werner Herzog Ausstellung Berlin

13. April 2023

Wir haben einige berühmte Regisseure in unserem Land hervorgebracht – und ich meine die lebenden. Dazu zählen Wim Wenders, Volker Schlöndorff, Hans-Jürgen Syberberg, Roland Emmerich und natürlich Werner Herzog. Herzogs Filme sind extreme Filme. Für mich ist die Zusammenarbeit mit dem Oberirren Klaus Kinski maßgeblich, aber ich mag auch Herzogs störrische Schauspielkunst wie in Mandalorian. Die Diskussion über seine gecastete Dokumentationen kann ich nachvollziehen.

Daher war es für mich eine Selbstverständlichkeit, die Herzog-Ausstellung in der Deutschen Kinemathek in Berlin anzusehen. Dazu ist ein kleiner, viersprachiger Katalog erschienen, der einen netten Überblick gibt, aber den es an wirklicher Tiefe fehlt. Dennoch habe ich das Buch pflichtbewusst gekauft.

Vor allem bin ich ein Fan von Werner Herzogs Nosferatu. In Berlin wollte ich erkunden, ob ich persönlich neues zu meinem Lieblingsfilm von Werner Herzog finden konnte. Und ich wurde fündig. Zunächst gab es die bekannten Aushangfotos von Nosferatu und die filmische Interpretation der Vampir-Figur von Max Schreck und von Klaus Kinski. Das ist für das klassische Ausstellungspublikum fein, bring den Vampirfan in mir aber nicht wirklich weiter.

Es gibt ein schönes Werksfoto von Herzog als er die Sonnenaufgangsszene probte und sich zur aufgehenden Sonne umdreht. Das Foto kannte ich nicht und es war der Grund, weshalb den Ausstellungskatalog für wertvoll finde. Hier werden die Filme des Regisseurs vorgestellt. Nosferatu – Phantom der Nacht von 1979 bekommt eine Doppelseite.

ber in einem kleinen Nebenraum öffnet sich die Schatztruhe, Wunderkammer in der Ausstellung genannt. Dort verharrte ich über eineinhalb Stunden und studierte die ausgestellten Objekte so gut es ging. Es handelte sich um Requisiten aus Filmen von Werner Herzog. Leider gibt es davon keine Bilder im Ausstellungskatalog, so dass ich selbst Fotos von diesen Schätzen gemacht habe. Für Nosferatu-Fans interessant waren u.a. für mich eine von 3000 Ratten, gerochene Fingernägel als Fundstücke im Schloss in den Karpaten, herausgebrochene Beißzähne aus der Sammlung von Dr. van Helsing, Sargerde mit Medaillon von Lucy Harker, Teile der Schublade von Harpers Bett im Schloss, Sargerde, Fasanenflügel vom Festschmaus im Schloss, ein Brief von Renfield, das Nachthemd von Lucy Harker, Totenschädel vom Schreibtisch Draculas, eine Buchlektüre aus dem Wohnzimmerschrank der Harkers, eine Kutschenlaterne aus den Karpaten, Holzpfahl (blutig) sowie eine Wanduhr.

Das ist der Grund für mich diese Ausstellung zu besuchen. Ich habe hier einen Rundgang in VR 360 durch die Ausstellung gemacht, damit man einen besseren Eindruck bekommt.

Und dann noch einige Bilder, damit man einen weiteren Eindruck über das Schaffen von Herzog gewinnt.

Ich seh den Sternenhimmel in Berlin

15. März 2023

Ich seh den Sternenhimmel. An dieses Lied aus der Zeit der Neuen Deutschen Welle von Hubert Kah musste ich unwillkürlich denken, als ich die Berliner U-Bahn-Station Museumsinsel U5 betrat.


Die Berliner Haltestelle Museumsinsel ist eine interessante architektonische Struktur, die aufgrund ihrer besonderen Form auch als „Sternenhimmel“ bekannt ist. Die Haltestelle wurde im Jahr 2021 eröffnet.

Der Schweizer Architekt Max Dudler hat den Bahnhof entworfen und sich dabei vom Berliner Baumeister Karl Friedrich Schinkel inspirieren lassen. Schinkel hatte 1816 einen Nachthimmel als Bühnenbild für Aufführungen der Zauberflöte entworfen. Auch bei der Innengestaltung der Schinkel-Kirche in Neuhardenberg verwendete der preußische Baumeister einen Himmel voller Sterne. Die Idee finde ich prima und ich wollte in Berlin den Sternenhimmel live sehen, denn die Leuchten wollte Dudler mit seinem Entwurf auch in den Berliner Untergrund bringen. Und nicht nur die Sterne strahlen hier. Auch die ultramarinblaue Decke aus Gipskarton selbst scheint zu leuchten. Insgesamt 6662 Lichtpunkte zieren die Decke über dem Gleis. Während der Energiekrise war der Sternenhimmel abgeschaltet, bei meinen Besuch haben die Sterne wieder geleuchtet.

Bruno Schickel war ein Architektenstart seiner Zeit. Auf ihn gehen viele modernen und funktionalen Entwürfe zurück, die oft auch einen ästhetischen Anspruch hatten. Eines seiner bekanntesten Werke war der Bau des Frankfurter Hauptbahnhofs in den 1920er Jahren.

Schickel arbeitete viel für die öffentliche Verwaltung und Verkehrsbetriebe in Berlin. In den 1920er Jahren war Schickel der leitende Architekt der Berliner Verkehrsbetriebe und war verantwortlich für die Planung und den Bau vieler U-Bahn-Stationen und anderer öffentlicher Gebäude in Berlin. Eines seiner bekanntesten Werke war der Bau des U-Bahnhofs Gleisdreieck, der auch heute noch als architektonisches Meisterwerk gilt.

Bob Dylan live in Berlin 2022 – Rough and Rowdy Ways World Wide Tour

7. Oktober 2022

Ich bin eigens von München nach Berlin gereist, um ihn nochmal zu sehen: Bob Dylan, einer meiner Helden, geht derzeit mit seiner Rough and Rowdy Ways World Wide Tour auf Welttournee bis 2024. Es deutet sich an, dass es die letzte Tour für den 81jährigen sein wird. Er befindet sich nicht mehr auf der Never Ending Tour, wie die Gastspiele früher heißen, sondern es wird explizit von der Rough and Rowdy Ways World Wide Tour gesprochen. Das ist für mich ein Zeichen des Abschieds von der Bühne.

Ich war Besucher des ersten von drei Berliner Konzerten und es war schlichtweg grandios. Wer sich auf Dylan-Konzerte einlässt, weiß was einem im schlimmsten Falle erwarten kann. Alle Befürchtungen wurden zur Seite gewischt, als ich die Kritiken der bisherigen Auftritte in den einschlägigen Facebook-Seiten gelesen habe.

Reduzierung ist angesagt, einfach und schlicht die Show. Gab es in früheren Shows ein wenig Lightshow, der Oscar war einstmals mit dabei, dann gab es sogar mal Videowände, das Logo von Dylan wurde eingeblendet, so haben wir jetzt bei der Rough and Rowdy Ways World Wide Tour nur einen Samtvorhang und ein wenig Licht. Die Musikanten haben einen festen Platz und bewegen sich nicht von der Stelle.

Dylan selbst steht und sitzt hinter dem Klavier, sein schwarzer Wuschelkopf ist nur zu erkennen. Nur zweimal steht er auf und geht nach einem Song zum Mikrofon und hält sich fest. Der 81jährige Song-and-Dance-Man ist wackelig, gar zerbrechlich auf den Beinen, er sieht schwach aus, aber seine Stimme ist voll da. Beim Schluss-Applaus sieht man sein blaues Westernhemd, nachdem er seine Jacke ausgezogen hat. Den Arm in die Seite gestemmt nimmt er den Applaus des Publikums entgegen. Ein Hauch eines Lächelns kommt aus seinem Gesicht. Ich frage mich: Hat Dylan wirklich eine schwarze Jogging-Hose an? Ich konnte es nicht genau erkennen.

Kommunikation mit seinem Publikum ist nicht direkt vorhanden, Dylan kommuniziert über seine Musik. Die Setlist der Tour ist unverändert, das meiste Material kommt von seinem hervorragenden 39. Studioalbum, nur der 15minütige JFK-Song Murder Most Foul fehlt. Keine Greatest-Hits-Show, sondern nachdenkliches Material des vielgelobten Rough and Rowdy Ways-Albums.

Wenig altes Material war zu hören, aber es tat sehr gut. Watching the River Flow von 1973 zeigte, wohin es musikalisch geht. Blues, Country, Western, Swing, Rock – kein Showgefrickle und Gepose. Freundlich begrüßt wurde „I’ll Be Your Baby Tonight“ und prophetisch christlich ging es beim Nobelpreisträgers zu „Every Grain of Sand“ und „Gotta Serve Somebody“ von 1981.

Die Musik war glasklar ausgesteuert. Und das Publikum genoss diese Musik. Handys waren verboten und sie wurden zu Konzertbeginn in versiegelte Etuis verborgen. Ich entdeckte keine Smartphones im Saal aufleuchten, aber Audio-Aufnahmen vom Konzert kursieren bereits. Es war eine fast heilige Atmosphäre, fast schon wie ein Gottesdienst. Den meisten Zuschauern war klar, dass sie Dylan wohl nie wieder sehen werden. Es ging um die größtmögliche Aufmerksamkeit für den Meister, der das Leben so vieler Zuschauer massiv beeinflusst hat. Es war für mich ein intimes Konzert, bei dem ich die Augen schließen konnte und mich auf die fabelhafte Musik konzentrieren konnte. Dylan sprach direkt zu mir. So wie es mir ging, erging es den anderen 4000 Zuschauern in Berlin ebenso. Am Ende jedes Songs gab es Applaus und Dankesrufe. Zugaben gibt es bei dieser Tour keine. Nach einer Stunde und 52 Minuten war das Konzert zu Ende. Die hervorragende Band sind zumeist alte Bekannte: Bob Britt (Gitarre), Charley Drayton (Schlagzeug), Tony Garnier (Bass), Donnie Herron (Violine, Pedal Steel) und Doug Lancio (Gitarre).

Einstmals habe ich gelesen, dass Dylan ein Superstar wie Elvis werden wollte. Er wurde viel mehr, er hat den Superstar übersprungen und ist direkt zu Lebzeiten zur Legende geworden. Ich war dankbar den Meister nochmal zu hören, ehrfürchtig seiner Musik zu lauschen und mich bei ihm zu bedanken. Vielleicht nehme ich noch ein paar Euro in die Hand und besuche eine weitere Station der Rough and Rowdy Ways World Wide Tour irgendwo auf der Welt.

Nach dem Konzert, nach dem Verlassen der Verti Music Hall kam man auf dem Mercedes Benz-Vorplatz zusammen. Das Duo Lent Moyo spielte alte Dylan Songs. Ich hörte mir noch It Ain’t me und I Shall Be Released an. Songs, die lange zurück liegen und nur noch für Nostalgie sorgen – der aktuelle Dylan hat sich schon um Welten weiter entwickelt.

Die Setlist von Berlin:
Watching the River Flow
Most Likely You Go Your Way (and I’ll Go Mine)
I Contain Multitudes
False Prophet
When I Paint My Masterpiece
Black Rider
My Own Version of You
I’ll Be Your Baby Tonight
Crossing the Rubicon
To Be Alone with You
Key West (Philosopher Pirate)
Gotta Serve Somebody
I’ve Made Up My Mind to Give Myself to You
That Old Black Magic
Mother of Muses
Goodbye Jimmy Reed
Every Grain of Sand