Bei meinen Medienkompetenz-Vorträgen verschlägt es mich in viele Gegenden Deutschland, zuletzt nach bayerisch Schwaben. Bei der Rückfahrt machte ich in einem meiner Lieblingswirtshäuser Station. Im Grünen Baum in Premach.
Dort gibt es keine abwechslungsreiche Sterneküche, die ich auch gerne genieße, hier gibt es ganz bodenständige Hausmannskost. Es gibt Hähnchen, eigentlich gibt es Gockel/Gockl/Goggl – irgendwie wie Google ohne e. Ihr seht, ich tu mich schwer mit dem schwäbischen Dialekt. Vielleicht gibt es beim Grünen Baum auch noch was anders als Hähnchen bzw. Hendl (ich bleib bei der oberbayerischen Variante). Das kann schon sein, aber mein Lieblings- und Standardgericht ist dort Hendl mit Pommes.
Seit 57 Jahren gibt es den Grünen Baum. Wirt Thomas Mayer treibt die Wirtschaft samt schönen Biergarten um. Als meine Frau und ich kurz vor Schluss noch hereinkam, war der Gastraum fast leer, die Küche bereits am Schließen. Thomas Mayer erbarmte sich und servierte uns noch zwei halbe geliebte Geflügeltiere. Lecker. Der Grüne Baum ist in der Gegend bekannt, wobei die Hochzeiten der Wirtschaft in den Neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts waren. Der Umsatz an Hendl ist heute zurückgegangen, die Konkurrenz ist größer geworden. Aber auf treue Stammkunden kann der Grüne Baum weiterhin zurückgreifen. Der ehemalige Bundesfinanzminister Theo Waigel wohnte in der Gegend und schaut dann und wann vorbei. Und auch Besucher des Klosterkomplexes Ursberg sind immer wieder zu sehen. Der Einzugsbereich reicht rund 50 Kilometer um Premach herum, also von Memmingen, Dillingen und aus dem wunderschönen schwäbischen Naherholungsgebiet Stauden.
Der Gastraum der Wirtschaft ist einfach gehalten. Gebrandet wird mit ein paar Hahnfiguren, sonst ist alles einfach reduziert. Hier war kein Innenarchitekt am Werke, sondern die Wirtschaft ist gewachsen. Im Herrgottswinkel hängt der Jesus, ein Collage über die Entwicklung der Mark hängt auf der anderen Seite des Gastraums. Die einfachen Holztische haben keinen großen Schmuck. Einfach ein Deckchen, die Salz- und Pfefferstreuer – das wars.
Bevor die Hendl kommen, gibt es zwei Scheiben frisches Brot samt Besteck, Ketchup und Zitrusreinigungstücher zum Entfetten der Hände im Anschluss an das köstliche Mahl.
Die Hendl kommen ebenso wie die Pommes aus der Fritteuse. Ketchup ist standardmäßig dabei. Als Besteck gibt es eine Gabel und fertig. Mit den Fingern wird gegessen, so schmecken Hendl am besten. Für mich ist das ein wunderbares Erlebnis. Ich konzentrierte mich aufs Essen, während meine Frau im schönsten Schwäbisch die Gespräche führt. Den Inhalt hab ich allerdings nicht verstanden.
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