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Filmkritik: Guillermo del Toros Frankenstein

10. November 2025

Ja, ich habe auf diesen Film hingefiebert, weil ich die Thematik absolut faszinierend finde. Endlich Frankenstein von Guillermo del Toro, den ich gerne im Kino gesehen hätte, aber dann eben auf Netflix zu sehen bekam.

Guillermo del Toros Frankenstein (Netflix, 2025) ist eine leidenschaftliche Neuinterpretation von Mary Shelleys klassischem Roman – überraschend werkstreu und doch unverkennbar geprägt von del Toros Handschrift. Die Rahmenhandlung beginnt – wie in der Vorlage – im hohen Norden im Jahr 1857: Ein dänischer Polarkapitän (Lars Mikkelsen) stößt in der arktischen Eiswüste auf den geschwächten Wissenschaftler Viktor Frankenstein (Oscar Isaac) und eine gewaltige Kreatur (Jacob Elordi), die ihren Schöpfer unerbittlich jagt. Nachdem die Mannschaft das Wesen vorübergehend überwältigen kann, warnt Viktor eindringlich, das „Monster“ werde zurückkehren und nicht ruhen, bis es ihn vernichtet hat. Der erste Teil hatte mich schon gefesselt.

In Rückblenden entfaltet der Film Viktors Vorgeschichte und Obsession: Angetrieben vom traumatischen Verlust seiner Mutter Claire (die im Kindbett starb) verfällt Viktor dem Größenwahn, den Tod zu besiegen. Gegen die moralischen Bedenken seiner Zeitgenossen experimentiert er besessen mit der Erschaffung von Leben aus toter Materie. Ein wohlhabender Gönner, Henrich Harlander (großartig wieder Christoph Waltz), fördert Viktors unmenschliche Experimente aus eigenen Motiven und verschafft ihm die nötigen Ressourcen, um in einem gewaltigen, gotischen Turmlabor sein unheiliges Werk zu vollenden. In einer unvergesslichen Szene durchsucht Viktor ein schlachtfeldgleiches Leichenhaus nach „geeigneten“ Körperteilen und setzt in grotesker Präzision einen neuen Menschen aus Leichenteilen zusammen – begleitet von Alexandre Desplats bizarr märchenhaftem Score, der in ironischem Kontrast zu den schauderhaften Bildern steht. Leider gibt es den Score bisher noch nicht auf Vinyl.

Schließlich haucht Viktor einem namenlosen Geschöpf Leben ein. Doch was als Triumph über den Tod gedacht war, entpuppt sich rasch als tragische Schöpfung: Die Kreatur – ein empfindsames, aber von Beginn an gequältes Wesen – sucht verzweifelt nach Identität, Liebe und Zugehörigkeit in einer Welt, die es als abstoßendes Monstrum behandelt. Del Toros Film richtet den Fokus dabei stets auf die großen Fragen, die schon Mary Shelleys Roman durchzogen: Was bedeutet es, Mensch zu sein? Was heißt es, Schöpfer oder Geschöpf – Vater oder Sohn – zu sein, Liebe zu suchen und verstanden zu werden? Entsprechend durchzieht Frankenstein ein existenzielles Grundthema: die Ambivalenz von Leben und Tod, Schöpfung und Verantwortung. Wie die Romanvorlage verhandelt der Film den Zwiespalt zwischen wissenschaftlicher Hybris und moralischer Verantwortung, zwischen der Sehnsucht, Grenzen zu überwinden, und den Konsequenzen, ein „neues Leben in die Welt zu bringen“ . Del Toro bleibt dabei der literarischen Vorlage bemerkenswert treu und beleuchtet dennoch neue Facetten: Frankenstein wird zu einer „düsteren Meditation darüber, was Menschsein bedeutet“, der der Film jedoch einen unerwartet hoffnungsvollen Unterton abgewinnt. So zeigt das Drama eindringlich, dass das Leben zwar Leid und Schmerz mit sich bringt, aber zugleich Schönheit in Akzeptanz und Vergebung liegen kann. Diese Haltung – typisch für del Toros von Empathie für Monster geprägtes Erzählen – macht seine Frankenstein-Adaption zu einem zutiefst humanistischen Werk, das über bloßen Horror hinausgeht.

Der Vater-Sohn-Konflikt zwischen Schöpfer und Geschöpf
Im Zentrum von del Toros Interpretation steht explizit der Vater-Sohn-Konflikt zwischen Viktor und seiner Kreatur – sowohl auf der Handlungsebene als auch im übertragenen, metaphorischen Sinn. Del Toro selbst betont, dass er die Geschichte primär „als Erzählung von Vätern und Söhnen“ gelesen hat. Viktor Frankenstein ist hier mehr noch als in früheren Versionen ein “Vater”, der ein künstliches Kind in die Welt setzt – jedoch ohne Liebe, Verantwortung oder Mitgefühl. Die Kreatur wiederum erlebt sich als verlassenes Kind, das von seinem „Vater“ verstoßen und misshandelt wird. Diese dynamische spiegelt einen klassischen Generationenkonflikt wider: Viktor verlangt von seiner Schöpfung blinden Gehorsam wie ein tyrannischer Vatergott, der keine Widerrede duldet. Tatsächlich behandelt er sein erschaffenes Wesen anfangs bloß als seelenloses „Es“, das er in Ketten legt und isoliert, aus Angst vor dem Urteil der Außenwelt und um seine eigene Hybris zu schützen. Doch je mehr die Kreatur Bewusstsein, Sprache und sogar Bildung erlangt, desto stärker wächst in ihr das Empfinden, ein eigenständiges Wesen – sein Sohn – zu sein, das ein Recht auf Leben und Achtung hat. Die Konflikte eskalieren, als der „Vater“ Viktor letztlich sogar versucht, sein Geschöpf zu töten – die extremste Form der Zurückweisung. An diesem kritischen Wendepunkt dreht del Toro die Perspektive des Films: Nun darf der “Sohn” – die Kreatur – seine Seite der Geschichte erzählen. Dieser erzählerische Kniff, der an Mary Shelleys wechselnde Erzählerstimmen anknüpft, verleiht dem zweiten Filmteil eine zutiefst tragische, aber auch humanisierende Note.

Die Kreatur begehrt gegen ihren Schöpfer auf wie ein enttäuschter Sohn, der gegen einen allmächtigen, grausamen Vater rebelliert . Der vormals gefügige “Adam” lehnt sich gegen seinen “Gott” auf – ein zentraler Konflikt, der in del Toros Version ins Herz der Erzählung rückt. Diese Vater-Sohn-Thematik wird im Film auch jenseits der direkten Beziehung Viktor–Monster vielschichtig reflektiert. So findet die Kreatur in der Welt der Menschen kurzzeitig Ersatzväter: Etwa nimmt sie Zuflucht bei einem blinden alten Mann (David Bradley), der sie ohne Vorurteile aufnimmt und wie ein gütiger Vater in die Menschlichkeit einführt. In der Abgeschiedenheit von dessen Heim erlebt das Geschöpf erstmals Fürsorge, lernt sprechen, liest über Adam und Eva und schöpft Hoffnung auf Akzeptanz. Diese Episode – eine Reminiszenz an die berühmte Blindenhütte-Szene aus Bride of Frankenstein (1935) – zeigt, wie bedürftig nach Liebe und Anleitung das geschundene “Kind” ist, das Viktor nie anerkennen wollte. Doch auch diese Idylle zerbricht: Als die Kreatur die ganze grausame Wahrheit ihrer Entstehung erfährt, schlägt kindliche Verzweiflung in rasende Wut um. Voll Zorn verflucht das Geschöpf den „Vater“, der ihm ohne zu fragen Leben gegeben und damit ein ewiges Dasein voller Einsamkeit auferlegt hat. Indem Viktor ihn erschuf, hat er ihm unwissentlich Sterblichkeit und Frieden verwehrt – ein Leben ohne die Gnade des Todes, das die Kreatur als unerträgliche Qual empfindet. In diesem Sinne thematisiert der Film den Vater-Sohn-Konflikt auch philosophisch: Der “Vater” Viktor schenkt Leben, aber kein sinnerfülltes Dasein; der “Sohn” leidet an dieser ungewollten Existenz und macht dem Vater bittere Vorwürfe dafür.

Bemerkenswert ist, wohin del Toro diesen Konflikt letztlich führt. Anstatt – wie viele frühere Versionen – in auswegloser Tragödie zu enden, sucht der Film nach Erlösung durch Verständnis und Vergebung. Im finalen Aufeinandertreffen in der Arktis, wenn Schöpfer und Geschöpf einander ihre Erlebnisse und Gefühle schildern, durchbricht del Toro den Teufelskreis aus Vorwürfen und Vergeltung. Die Kreatur bringt das außergewöhnliche Mitgefühl auf, Viktor auf dem Sterbebett tatsächlich zu verzeihen. Dies ist der emotionale Höhepunkt des Films: Der „Sohn“ vergibt dem fehlbaren „Vater“ – ein Moment, der in Shelleys Roman so nicht vorkommt und der den Kern von del Toros eigener Aussage ausmacht. Der Regisseur hat betont, er wollte die „Kette des Schmerzes“, die von Vätern an Söhne weitergegeben wird, sichtbar machen und am Ende durch Vergebung durchbrechen. In Interviews beschreibt del Toro diese Deutung als zutiefst persönlich: Hätte er den Film in jüngeren Jahren gemacht, so sagt er, wäre es wohl nur das Klagelied eines Sohnes über seinen Vater gewesen – doch nun, selbst im Alter eines Vaters, erzähle er von der Sehnsucht nach Vergebung eines Vaters, „der ursprünglich selbst ein Sohn war und merkt, dass er seiner Rolle nicht gerecht wird“. Diese introspektive Sicht fließt direkt in den Film ein: Viktors Hybris und Scheitern wirken auch wie ein tragisches Erbe – ein unbewältigter Schmerz, den er an sein „Kind“ weitergibt. Erst indem das Geschöpf diesen Kreislauf mit einem Akt der Vergebung beendet, wird ein Ausweg aus der generationsübergreifenden Schuld sichtbar.

Im übertragenen Sinne steht der Vater-Sohn-Konflikt hier also für generelle Muster von Versagen und Vergebung zwischen Generationen. Frankenstein erzählt davon, wie schwer es ist, als Vater die eigenen „Schatten“ nicht an die Kinder weiterzugeben, und wie befreiend es sein kann, diesen Teufelskreis von Vorwürfen und Wut zu durchbrechen. So findet del Toro in der finsteren Mythosvorlage eine zutiefst menschliche Botschaft: dass am Ende Verständnis und Vergebung möglich sind, selbst zwischen Schöpfer und Geschöpf, Vater und Sohn. Dieser versöhnliche Unterton – „einer meiner hoffnungsvollsten Schlusspunkte überhaupt“, wie del Toro ihn nennt – hebt den Film deutlich von früheren, oft nihilistischeren Frankenstein-Adaptionen ab.

Filmhistorische Bezüge
Del Toros Frankenstein ist nicht nur ein Einzelwerk, sondern steht bewusst im Dialog mit der reichen filmhistorischen Tradition der Frankenstein-Thematik und des klassischen Horrorfilms. Der Regisseur, selbst bekennender Monsterliebhaber, hat Mary Shelleys Schöpfung als „sein persönliches heiliges Buch“ bezeichnet – schon als Kind war er besessen von Boris Karloffs ikonischer Verkörperung des Monsters aus den Universal-Studios der 1930er. Es verwundert daher nicht, dass sein Film zahlreiche Anspielungen und Hommagen an frühere Adaptionen enthält, zugleich aber traditionelle Motive weiterentwickelt.

Besonders deutlich erkennbar sind die Einflüsse der Universal-Horror-Klassiker unter Regisseur James Whale. Del Toro orientiert sich in Stimmung und Figurenzeichnung an Whales Frankenstein (1931) und Bride of Frankenstein (1935), die erstmals das Monster als fühlendes Wesen mit tragischer Seele darstellten. Glenn Kenny hebt hervor, dass del Toro Whales Ansatz der Humanisierung des Geschöpfs noch erweitert und vertieft hat. Visuelle Zitate an Whales Filme finden sich zuhauf: Vom gewaltigen Turm-Laboratorium mit prasselnden Elektrizitätsapparaturen bis hin zur berühmten Blindenhütte-Sequenz (im Original freundet sich das Monster mit einem blinden Einsiedler an) beschwört del Toro die Atmosphäre der 30er-Jahre-Universalfilme . Kenner „werden visuelle Anleihen bei Whale erkennen“, so Kenny . Doch wichtig ist: Frankenstein (2025) verlässt sich nicht auf bloße Nostalgie oder augenzwinkernde Zitate. Del Toro „lehnt sich nicht zu sehr in seine Bewunderung der Filmtradition“, sondern erzählt die Geschichte ernsthaft und leidenschaftlich, ohne ironisches Augenzwinkern. So ehrt er Whale, indem er dessen Geist – den empfindsamen, poetischen Horror – weiterführt, statt nur oberflächliche Referenzen einzustreuen. Ein Beispiel ist das sprechende Monster: Anders als Karloffs stummes, grunzendes Geschöpf darf Elordis Kreatur in del Toros Fassung ausdrucksstark sprechen und lesen. Damit kehrt der Film zu Shelleys Romanfigur zurück – einem eloquenten, philosophierenden Wesen – und korrigiert das gängige Popkultur-Bild des stummen Monsters. Dies zeigt del Toros Anspruch, die klassischen Vorbilder liebevoll zu zitieren, aber zugleich zu übertreffen, indem er Aspekte beleuchtet, die früher vernachlässigt wurden.

Neben Whale spürt man auch den Einfluss der farbintensiven Hammer-Horror-Adaptationen der 1950er und 60er Jahre. Filme wie The Curse of Frankenstein (1957) mit Peter Cushing brachten erstmals blutige Details und schillernde Gothic-Bilder in die Frankenstein-Filmwelt – Elemente, die del Toro ebenfalls aufgreift. Sein Frankenstein verbindet die düstere Gotik der Universal-Ära mit der „reißerischen Farbpalette und Melodramatik“ der Hammer-Filme. So scheut del Toro nicht vor expliziterem Grauen zurück: Der Anblick der „zusammengeflickten Leichenteile“ und die ganze Schöpfungssequenz sind in ihrer makabren Detailfülle deutlich näher am Hammer-typischen Schauer als an Whales eher zurückhaltender Darstellung. Auch in der Charakterzeichnung Viktors als zunehmend skrupelloser Wissenschaftler, der über Leichen geht, schwingt etwas von Cushings schonungsloser Frankenstein-Interpretation mit. Dennoch meidet del Toro plakative Effekthascherei: Gewalt und Schrecken dienen stets der Tragik der Geschichte und der Figurenzeichnung, nie Selbstzweck. Gerade dadurch entwickelt er die klassischen Vorbilder weiter – er fügt dem bekannten Frankenstein-Mythos neue seelische Tiefe hinzu, anstatt bloß Altbekanntes zu reproduzieren.

Darüber hinaus zollt die Inszenierung auch dem deutschen Expressionismus und weiteren frühen Horrorklassikern Tribut. Visuell beschwört del Toro immer wieder expressionistische Stimmungen herauf: verzerrte Licht- und Schatteneffekte, die die innere Zerrissenheit der Figuren spiegeln. Insbesondere Viktors Labor wird mit dramatischen Schattenspielen und scharfem Hell-Dunkel kontrastiert in Szene gesetzt – ein bewusster Verweis auf Meilensteine wie Das Cabinet des Dr. Caligari (1920), wo extremer Schattenwurf Wahnsinn und Alptraum symbolisierte . Wenn die riesenhafte Silhouette der Kreatur in einem flackernden Kellergewölbe auftaucht, fühlen wir uns an die unheimlichen, verzerrten Bilder der Stummfilm-Ära erinnert. Ebenso arbeitet del Toro mit klassischen Gothic-Versatzstücken: Verwunschene Friedhöfe bei Sturm, kerzenbeleuchtete Schlossgemächer und hochaufragende, turmbewehrte Gebäude entstammen direkt der Schauerromantik, die schon Shelleys Roman prägte. Indem der Film „Turm-Burgen, Kerzenschein und sturmgepeitschte Friedhöfe“ zeigt, beschwört er das gotische Erbe auf der Leinwand herauf, das seit 200 Jahren immer neue Filmemacher inspiriert. Hier knüpft del Toro auch bewusst an die Ikonografie von Whales 1931-Verfilmung an, die Shelleys neblige Berglandschaften in „gewaltige Labor-Sets“ verwandelte.

Zahlreiche weitere filmische Anklänge lassen sich ausmachen: So erinnert die teilweise verhüllte, narbige Physiognomie der Kreatur an den maskierten Phantom der Oper (1925) – ein Gesicht, das Schrecken und Tragik zugleich in sich trägt. Auch moderne filmische Einflüsse blitzen auf: Del Toros Erzählstruktur mit Rückblenden und wechselnden Perspektiven evoziert eine Art psychologischen Horror, der an neuere Thriller erinnert (beispielsweise wurde Martin Scorseses Shutter Island als Vergleich angeführt). Doch im Kern ist Frankenstein (2025) vor allem eine Liebeserklärung an die Monsterfilme vergangener Zeiten. Del Toro verwebt „jahrzehntelange visuelle Traditionen des Horrorkinos: expressionistische Schatten, gothic-Grandeur, das Wissenschaftsblasphemie-Motiv der 1930er und die tragischen maskierten Monster“ zu etwas Eigenem. Damit positioniert sich der Film filmhistorisch sowohl als Hommage wie auch als innovativer Beitrag: Ein Werk, das die Vergangenheit reflektiert und mit neuen Ideen belebt. In seinem Frankenstein stecken überdeutlich die Inspirationen der filmischen Vorväter – doch del Toro „mischt beide Ansätze und fügt seine eigene Betonung auf tragische Schönheit hinzu“. Dadurch gelingt ihm ein bemerkenswertes Kunststück: Seine Version wirkt vertraut und doch neuartig, zutiefst respektvoll gegenüber den Vorbildern und trotzdem unverkennbar von persönlicher Vision getragen.

Visuelles und stilistisches Konzept
Visuell reiht sich Frankenstein nahtlos in Guillermo del Toros Œuvre ein, das für opulente Bildgestaltung, liebevolles Produktionsdesign und eine märchenhaft-düstere Atmosphäre bekannt ist. Gleichzeitig setzt der Film einige eigene Akzente und variiert bekannte Stilmittel, gerade im Vergleich zu Werken wie Crimson Peak (2015), Pans Labyrinth (2006) oder The Shape of Water (2017).

Kameraarbeit und Inszenierung
Del Toros Stamm-Kameramann Dan Laustsen, der bereits Crimson Peak, The Shape of Water und Nightmare Alley fotografierte, sorgt auch in Frankenstein für atemberaubende Bildkompositionen. Die Kamera ist ständig in Bewegung – sie gleitet und schwebt förmlich durch die prächtigen Settings, was dem Zuschauer ein Gefühl verleiht, durch del Toros weitläufige Welt zu treiben. Dieses dynamische „Mitschwimmen“ erinnert an die fluiden Kamerabewegungen in The Shape of Water, wo oft ein schwereloser, wasserähnlicher Effekt erzeugt wurde. In Frankenstein nutzt Laustsen die Bewegung, um die Schauplätze – vom eisigen Schiffdeck über das prächtige Anwesen der Frankensteins bis zum unheimlichen Labor – in voller Pracht zu enthüllen . Jeder Kameraschwenk offenbart dabei Details und Tiefe der Szenerie, ähnlich wie Crimson Peak mit schwelgerischen Fahrten durch das viktorianische Spukhaus Allerdale Hall die opulente Ausstattung zelebrierte. Ergänzt wird dies durch einen bewussten Einsatz von Licht und Schatten: Chiaroscuro-Effekte verleihen vielen Szenen einen malerischen, kontrastreichen Look. Etwa tauchen Schlüsselmomente – wie die Kreatur, die Viktors Braut Elizabeth in ihrem blutbefleckten Hochzeitskleid hält – in ein Spiel aus hellen und dunklen Flächen, das sofort ins Auge sticht. Ein anderes Beispiel ist das Bild von Viktors toten Mutter Claire, deren bleicher Leichnam in einem offenen Sarg voller roter Rosen aufgebahrt ist, während leise Schneeflocken herabfallen. Dieses makabre, aber ästhetisch durchkomponierte Tableau kontrastiert Viktors idealisierte Vorstellung von Reinheit mit der morbiden Realität – ein typisches Gothic-Motiv, das an viktorianische Gemälde oder an del Toros eigene Inszenierung in Crimson Peak (wo Blut und Schnee in ähnlicher Weise kontrastiert wurden) erinnert. Insgesamt demonstrieren solche „malerischen Motive“ del Toros und Laustsens Gespür für die Traditionen der Gothic-Ästhetik, wie sie auch früheren Filmen des Regisseurs zugrunde liegt.

Ausstattung, Setdesign und Farbdramaturgie
Frankenstein besticht durch ein ausgefeiltes Produktionsdesign, das historische Authentizität mit del Toros Sinn für das Fantastische verbindet. Jedes Set ist bis ins Detail ausgestattet – von den verwitterten Steinmauern in Viktors geheimem Turmlabor bis zu den reichen Textilien der Salons und Ballkleider im 19. Jahrhundert. Gleichzeitig sind die Bühnenbilder so gestaltet, dass sie ikonische, fast archetypische Bilder erzeugen. Del Toro erwähnte in einem Interview, dass er das Labor „fast wie eine Bühne“ entworfen hat, mit klaren, eindringlichen Formen (beispielsweise einem riesigen Kreuz, an dem ein Kadaver wie an einem Altar hochgezogen wird) – im Gegensatz zu Crimson Peak, wo er jedes Eckchen mit detailverliebter Ausstattung gefüllt hatte (dort „Detail auf Detail auf Detail“). In Frankenstein dominieren stattdessen große, symbolträchtige Strukturen: Viktors finsterer Turm etwa wirkt wie eine gotische Kathedrale des Wahnsinns, ein zerfallendes Monument voll dunkler Geheimnisse. Diese Architektur und die umgebende wilde Landschaft rufen unweigerlich Erinnerungen an das Anwesen aus Crimson Peak oder an die unterirdischen Gemäuer in Pans Labyrinth wach. In all diesen Filmen erschafft del Toro räumliche Spiegelbilder der Figurenseelen: Hier wie dort wird an den Gemäuern der Verfall und die Verderbnis sichtbar, die den Protagonisten innerlich droht. Doch während Crimson Peak als Kammerspiel fast vollständig in einem einzigen, labyrinthartigen Spukhaus spielte, weitet Frankenstein den Horizont: Der Film wechselt zwischen opulenten viktorianischen Interieurs, schneebedeckten Naturkulissen und dem klaustrophobischen Laboratorium. Dadurch entsteht ein episches Gefühl von Weite, das man so in del Toros früheren Gothic-Werken selten hatte.

Ein herausragendes Merkmal ist die Farbdramaturgie. Del Toro entschied bewusst, Frankenstein nicht in verwaschenen Sepiatönen eines typischen Kostümdramas zu halten. Stattdessen strotzt der Film vor kräftigen, symbolischen Farben. Die Palette wird von eigenwilligen Kombinationen dominiert: „türkisgrüne und glühende Orangetöne“ bestimmen viele Szenen und verleihen der Geschichte eine fast andereweltliche Stimmung. Diese ungewöhnliche Farbwahl unterscheidet Frankenstein von den eher gedämpften Erdtönen in Pans Labyrinth oder den schwarz-rot-goldenen Tönen in Crimson Peak. Tatsächlich erinnern die Türkis- und Orangenuancen ein wenig an The Shape of Water, wo del Toro ebenfalls mit Grün-/Blau-Tönen (für das Alltägliche und Fremde) und warmem Gelb/Orange (für das Menschliche und die Liebe) arbeitete. In Frankenstein scheinen die leuchtenden Orange-Töne häufig mit Feuer, Kerzenlicht und Sonnenaufgängen assoziiert – ein Hoffnungsschimmer in der Dunkelheit – während kaltes Grünblau die unnatürliche Existenz der Kreatur und die nächtliche Welt des Labors untermalt. Zusätzlich setzt del Toro seine bekannten Signalfarben ein: „Überall finden sich seine geliebten Rottöne und pechschwarzen Schatten“. So erstrahlen z.B. Viktors Visionen von engelsgleichen Wesen in einem unheilvollen Karmesinrot, und Blut kontrastiert immer wieder auffällig mit Schnee oder blassem Licht . Wie schon in Crimson Peak (wo rote Tonerde und Gespenster die Szenerie durchzogen) nutzt del Toro Rot und Schwarz hier für eine traumwandlerische Gothic-Atmosphäre – „ein visueller Alptraum, in dem man dahinschwelgen kann“. Bemerkenswert sind auch die Kostüme: Anstatt historisch steif und gedeckt zu sein, sind Viktors Kleidung und die Garderobe der anderen Figuren „prächtig, voller Farbe und sogar mit modernem Flair“ gestaltet. Del Toro wollte ausdrücklich keine blass-pastellige Kostümfilm-Ästhetik, sondern „pompöse Mode mit viel Swagger“ – ein Ansatz, der bereits in Crimson Peak (opulente viktorianische Kleider) oder The Shape of Water (knallgrüne Bonbon-Pie und knallrote Accessoires) zu sehen war. Hier in Frankenstein betont die farbenfrohe Pracht vor allem Viktors exzentrisches Genie und die Lebenskraft, die er verzweifelt zu meistern sucht.

Kreaturendesign und Effekte
Wie in all seinen Filmen legt del Toro großen Wert auf das Creature Design – und hier konnte er endlich sein Traummonster erschaffen. Die Kreatur in Frankenstein ist ein Meisterwerk praktischer Effekte und Maskenbildnerei. Mit Hilfe aufwendiger Prosthetics wird Jacob Elordi in ein großgewachsenes, narbenübersätes Wesen verwandelt, das gleichermaßen Furcht einflößt wie Mitleid erregt. Das Design ist näher an Mary Shelleys Beschreibung als die klassischen flachköpfigen Karloff-Darstellungen: Del Toros Monster wirkt wie ein zusammengeflicktes Puzzle menschlicher Körper – „sein Torso sieht aus wie zusammenstoßende tektonische Platten“, schrieb ein Kritiker bewundernd. Diese krude körperliche Konstruktion spiegelt sich sogar subtil im Kostümbild: Ein grünes Kleid von Mia Goths Figur Elizabeth etwa weist ein Muster aus aneinandergedrückten Inseln auf, was optisch an die Narbenplatten der Kreatur erinnert. Ich sah sogar Ridleys Scotts Prometheus im Film wieder.

Solche visuelle Spiegelungen zeigen die Sorgfalt, mit der del Toros Team (u.a. Szenenbildnerin Tamara Deverell und Kostümbildnerin Kate Hawley) gearbeitet hat. Ganz wie bei del Toros früheren ikonischen Kreaturen – ob der leichenbleiche Pale Man und der Faun in Pans Labyrinth oder der Amphibienmensch in The Shape of Water – setzt auch Frankenstein auf greifbare, handgemachte Effekte. Die physische Präsenz der Kreatur ist in jeder Szene spürbar und konsistent beeindruckend, was die emotionale Verbindung zum Publikum verstärkt. Del Toro inszeniert das Monster mit einer Mischung aus Schauder und Empathie: In manchen Momenten ist es ein furchterregender Verfolger im Stil klassischer Horror-Ungeheuer, doch schon im nächsten zeigt eine zarte Geste – etwa wenn das Wesen behutsam eine kleine Maus in den Händen hält – die angeborene Sanftheit und Verletzlichkeit im Inneren. Diese Ambivalenz im Monstercharakter kennt man auch aus The Shape of Water, wo das fischähnliche Geschöpf zugleich unheimlich und liebenswert war. Tatsächlich bemerken Beobachter, dass del Toros Frankenstein-Kreatur „dem Amphibienmann aus Shape of Water näher ist als den früheren schlurfenden Monsterdarstellungen“ – beide sind furchterregend und doch wunderbar menschlich in Geist und Auge.

Vergleich mit früheren Werken
Betrachtet man Frankenstein im Kontext von del Toros Filmografie, erkennt man einerseits viele wiederkehrende Handschriften, andererseits aber auch Weiterentwicklungen. Themensetzungen wie das Aufbegehren gegen Autorität und der unschuldige Blick auf Monstrosität sind schon in Pans Labyrinth zentral – dort rebelliert die junge Ofelia gegen ihren sadistischen Stiefvater (eine Art monströser Vaterfigur), hier stellt sich die Kreatur gegen ihren Schöpfer. In beiden Fällen plädiert del Toro für Ungehorsam gegenüber tyrannischer Autorität, ein Motiv, das er selber als wiederkehrend in seinen Filmen erkannt hat. Visuell-teatralische Elemente wie die kreisförmige Bildsprache tauchen ebenfalls erneut auf: Wie schon in Crimson Peak oder Nightmare Alley (wo runde Fenster und Spiralen Schicksalskreise andeuteten) arbeitet del Toro auch hier mit Kreis-Motiven. Tatsächlich beginnt Frankenstein mit einem Sonnenaufgang und endet mit einem Sonnenaufgang – ein bewusster Kreis, der geschlossen wird . Diese Symbolik unterstreicht den Zyklus von Schöpfung und Vergebung, der durchlaufen wurde, und findet Entsprechungen in den von del Toro geliebten Wiederholungsmotiven früherer Filme (z.B. die zyklische Erzählstruktur in The Shape of Water, wo Anfang und Ende im Wasser sich spiegeln).

Gleichzeitig wagt del Toro in Frankenstein stilistisch Neues. Insbesondere der Tonfall des Finales – bittersüß, aber hoffnungsvoll – sticht hervor. Wo Pans Labyrinth in tragischer Erlösung endete und Crimson Peak die Heldin traumatisiert, aber lebend zurückließ, wo sogar The Shape of Water die finale Vereinigung der Liebenden ins Fantastisch-Ungesicherte verlagerte, da gönnt Frankenstein seinem Monster eine ungewohnt optimistische Perspektive. Nach all dem Leid glaubt die Kreatur am Ende, „dass das Leben – wie die Sonne – erneut aufgehen wird und vielleicht ein Platz für sie in dieser neuen Welt existiert“. Dieser Hoffnungsschimmer fügt sich durchaus in del Toros romantische Ader (schon Shape of Water feierte die Liebe zwischen Außenseitern), doch hier wirkt er noch bewusster als Aussage über Vergebung und menschliche Imperfektion. Del Toro lässt seine Figuren am Ende Frieden schließen mit der Unvollkommenheit des Daseins: „Das Leben ist unperfekt, und der Film schließt damit Frieden – Menschsein heißt, den Anderen sehen zu können“, so umschrieb er seine Intention. Damit setzt Frankenstein einen lichten Schlusspunkt in del Toros Œuvre der „schönen Monster“ – ein Schlussakkord, der sich trotz aller Tragik fast versöhnlicher anfühlt als die Melancholie früherer Werke.

Die Godzilla-Filme und Godzilla II: King of the Monsters

17. November 2019

Ich liebe Monsterfilme. Ich liebe King Kong, ich liebe die Kaijūs aus Pacific Rim und ich liebe Godzilla. Den jüngsten Godzilla hab ich mir gleich zweimal im Kino angesehen und freue mich auf die Veröffentlichung der 4K-Version für zuhause. Godzilla II: King of the Monsters hat mir ausgesprochen gut gefallen. Es gibt Godzilla II: King of the Monsters auch auf Bluray.

Die Monster haben auf der Leinwand Tradition. Nach den Erfolgen „Godzilla“ und „Kong: Skull Island“ präsentierten Warner Bros. Pictures und Legendary Pictures vor kurzem das jüngste Kapitel in ihrem filmischen Monster-Universum: In „Godzilla II: King of the Monsters“ tritt Godzilla gegen einige der beliebtesten Monster der japanischen Filmgeschichte an und es war ein richtiges Bombast-Kino.
Als Monster-Fan musste ich grinsen, denn der Filmtitel ist eine Homage an einen frühen Godzilla-Film von 1956. Beim 1956 erschienenen Film Godzilla – König der Monster (Original: Godzilla, King of the Monsters!) handelt es sich um die US-amerikanische Version des ersten Godzilla-Films von 1954 Godzilla. Aber natürlich bringt Hollywood nicht den alten Streifen wieder auf die Leinwand, sondern hat tief in die Monsterkiste gegriffen. Beim neuen Film handelt sich um eine Fortsetzung von Gareth Edwards’ Godzilla aus dem Jahr 2014 und basiert auf dem gleichnamigen japanischen Filmmonster der Toho-Studios.
Zum Inhalt: Die Mitglieder der Regierungsorganisation Monarch (kennen wir bereits aus „Kong: Skull Island“) müssen sich einer Horde von Monstern, den Titanen, stellen, darunter der mächtige Godzilla, die legendäre Mothra, das fliegende Ungeheuer Rodan und deren ultimativer Erzfeind King Ghidorah. Sie alle wetteifern um ihre Vorherrschaft und bedrohen dabei die Menschheit in ihrer Existenz. Und das geht nicht ohne richtig Action.
Wer an Godzilla denkt, dem kommt als Erstes das Brüllen des Monsters in den Sinn. Der Schrei von Godzilla geht dem Zuschauer durch Mark und Bein. Und eben dieses Brüllen gibt es im neuen Film auch wieder zu hören. Bei Godzilla aus dem Jahre 1954 wurde vom Filmkomponisten Akira Ifukube zunächst mit Tierstimmen experimentiert. Die Ergebnisse waren aber nicht überzeugend. Es wurde schließlich ein Kontrabass gewählt, über dessen Saiten ein mit Kiefernharz bestrichener Lederhandschuh der Länge nach gestrichen wurde. Und schon war der typische Klang von Godzilla geboren. Was mich sehr freut, dass im neuen Score zu „Godzilla II: King of the Monsters“ der Score von Akira Ifukube wieder Eingang gefunden hat.

Die Musik von Godzilla
Das Thema von Godzilla hat in Japan einen ähnlichen Stellenwert wie das Star Wars-Thema von John Williams bei uns.
Den Soundtrack zu Godzilla :King of the Monsters hat jetzt Bear McCreary komponiert. Den ersten Teil komponierte noch der Franzose Alexandre Desplat zu Godzilla. Viele werden Bear McCreary noch von seinen Filmmusiken zu den TV-Serien Battlestar Galactica und The Walking Dead kennen.
Ich hab mir den Score gekauft und finde ihn prima. Im April kam Old Rivals von McCreary und was mich als Fan der Siebziger Jahre freute, das Blue Öyster Cult Cover Godzilla, interpretiert von Serj Tankian. Die Doppel-CD läuft bei mir rauf und runter und nervt die ganze Familie.


Die Soundtracks der alten Godzilla-Filme haben eine große Tradition und erfreuen sich großer Nachfrage. Die japanischen Pressungen erzielen bei den Börsen Höchstpreise. Nach zahlreichen japanischen Künstlern komponierte auch Keith Emerson die Musik zu Godzilla: Final Wars. Emerson war einstmals Mitglied der britischen Supergroup Emerson, Lake & Palmer. Ich habe mir einige zusammengekauft und mach immer wieder den Godzilla-Soundtrack-Tag.

Godzilla am Samstag nachmittag
Als Kind waren die Godzilla-Filme aus Japan meine Samstag-Nachmittagsunterhaltung. In den Fürstenfeldbrucker Kinos lief oft die Jugendvorstellung von japanischen Monsterfilmen. Die Filme waren bei uns Jugendlichen Kult. Ein Darsteller schlüpfte in ein G.-Suit, ein anderer in einen anderen Monsteranzug aus Gummi und in einer Pappwelt kam es zur großen Schlägerei. Die Titel der Monsterfilme hatten es in sich – die deutsche Synchro ließ richtig die Sau raus. Frankenstein – Der Schrecken mit dem Affengesicht (1965), Frankenstein – Zweikampf der Giganten (1966), Frankenstein und die Ungeheuer aus dem Meer (1966), Frankensteins Monster jagen Godzillas Sohn (1967), Frankenstein und die Monster aus dem All (1968), Frankensteins Kampf gegen die Teufelsmonster (1971) oder Frankensteins Höllenbrut (1972).
Interessant, dass in Deutschland Godzilla einfach mal mit Frankenstein übersetzt wurde. Das Schema der Filme war immer gleich. Die Menschheit wurde von einem übernatürlichen oder außerirdischen Wesen bedroht und ist verzweifelt. Und dann taucht Godzilla (manches Mal mit Godzillas Baby) aus den Fluten des Ozeans auf und macht die Bösen platt. Die Menschen ballern ihr Waffenarsenal auf die Monster und Godzilla ab, was natürlich vergeblich ist. Godzilla macht klar Schiff, zerlegt in der Regel Tokyo und versinkt dann wieder im Meer. Ein alter Japaner sagt noch einen weisen Spruch und Ende bis zur nächsten Fortsetzung. Wie gesagt, ich habe die Godzilla-Filme genossen und war auch vom Revival Mitte der Achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts sehr angetan. Nach dem Besuch von Godzilla II: King of the Monsters kaufte ich mir auf Blu-ray eine Sammlung von neueren Godzilla-Filmen. Im Archiv hatte ich noch eine Sammlung von DVD der alten Filme gefunden.

Und dann kam Roland Emmerich
Als ich 1998 hörte, dass sich der deutsche Bombast-Regisseur Roland Emmerich des Godzilla-Themas annahm, wurde ich neugierig. Ich war gespannt, wie der Schwabe mit Hollywood-Geldern sich des japanischen Mythos in Godzilla annehmen würde. Heraus kam nicht Godzilla, sondern eine Echse, die sich durch Manhattan bewegte und ihre Eier im Madison Square Garden ablegte. Das Ende war natürlich offen für eine Fortsetzung, die aber gottlob nie eintrat. Der Film lief international erfolgreich in den Kinos. Er spielte weltweit über 370 Millionen Dollar ein. Dem standen Produktionskosten von ca. 125 Millionen Dollar gegenüber. Und dennoch mochte ich den Film nicht. Es lag wahrscheinlich daran, dass es der erste Godzilla-Film war, der außerhalb Japans produziert wurde und nicht die japanische Seele traf. Godzilla heißt im Film Godzilla übrigens nicht Godzilla, sondern wird nur GINO genannt.
Wer Lust hat, sollte sich den Film Godzilla: Final Wars anschauen. Dort taucht die Echse von Emmerich unter dem Namen Zilla auf, zerstört Sydney und bekommt von dem richtigen japanischen Godzilla richtig eins auf die Mütze. Balsam für meine Seele. Das wirklich einzig Gute an Emmerichs Version ist der Score von David Arnold, den es in einer limitierten Auflage als Doppel-CD gibt.
Wer die alten Monster-Filme mit den Gummi-Anzügen nicht so mag, dem sei der Streifen Shin Godzilla aus dem Jahr 2016 empfohlen. Es war der erste japanische Godzilla-Film seit 2004 und ein wahrer Hochgenuss für Fans.

Der US-Neuanfang
Regisseurs Gareth Edwards schaffte mit Godzilla aus dem Jahr 2014 eine hervorragende US-Version des Themas. Edwards hatte mit seinem preisgünstigen Spielfilmdebüt „Monsters“ bewiesen, dass er mit wenig Geld viel Atmosphäre schaffen kann. Das Reboot ging vorsichtig mit dem japanischen Original um und Godzilla-Fans auf der ganzen Welt dankten es dem Regisseur. Das Monster blieb aber meist im Dunkel. Die Tricks kamen von den Spezialisten von Weta, die ihr Handwerk verstehen. Teile des Special Effect-Teams von Herr der Ringe schufen unter der Leitung von Jim Rygiel eine hervorragende Arbeit. Und auch das Münchner Unternehmen Scanline durfte seine Arbeit zeigen. Drehbuch, Stimmung, Sound, Effekte – bei diesem Film passte alles zusammen. Godzilla war wieder im Herzen der Fans.


In Abspann von „Kong: Skull Island“ wurde bereits der Nachfolger von Godzilla angedeutet. Endlich ist es mit „Godzilla II: King of the Monsters“ wieder soweit. Die japanischen Monster geben sich ein Stelldichein und es verspricht ganz großes Monsterkino jetzt auf Bluray zu werden.
Übrigens: Der Nachfolger von „Godzilla II: King of the Monsters“ steht auch schon fest. Er heißt Godzilla vs. Kong und ist für den 13. März 2020 geplant.

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Godzilla und Merchandising gehören einfach zusammen. Es gibt in diesem Bereich nichts, was es nicht gibt. Als Godzilla-Fan habe ich selbstverständlich die einschlägige Literatur und die Scores zu den Filmen. Ich habe das Art of-Buch The Art of Godzilla: King of the Monsterszum neuen Godzilla gekauft. Wirklich eindrucksvoll. Wer sich für Sketches und Zeichnungen interessiert, findet hier eine wahre Fundgrube an Information.


Aber es gibt mehr: Godzilla Suits, Lutscher, Action-Figuren. Ich habe sogar eine limitierte Steiff-Ausgabe, die nur in Japan erschienen ist. Der schwäbische Kuscheltierhersteller hatte 2014 eine Sonderedition des Filmmonsters auf den Markt gebracht in einer Auflage von 1954 Exemplaren. Warum 1954 Exemplare? Ganz einfach: Der berühmte Monsterfilm startete am 3. November 1954 in den Kinos und zog seinen Siegeszug über die Welt an.
Ans Herz gewachsen ist mir allerdings eine Spardose im Godzilla-Design. Die rechteckige Büchse zeigt eine Wasserszene. Ein aufgewühltes Meer, ein Schiff und eine Art Gebirge oder Insel. Wird nun eine Geldmünze auf das Wasser gelegt und ein wenig angedrückt, kommt Godzilla zum Vorschein. Das Meer teilt sich und der Deckel hebt sich an. Godzilla schaut mit bösen Augen hervor und eine Pranke des Monsters zieht die Münze zu sich in die Tiefe. Dazu gibt es unterschiedliche Sounds, wie das Brüllen von Godzilla oder sogar Auszüge aus dem Score von Akira Ifukube von 1954.

Oscar-Musiktipp: The Shape of Water von Alexandre Desplat

5. März 2018

Dieser wunderbare Soundtrack von Alexandre Desplat gewann einen Oscar: The Shape of Water

Dieser wunderbare Soundtrack von Alexandre Desplat gewann einen Oscar: The Shape of Water

Die Musik fließt einfach so dahin und umschlingt den Zuhörer, hüllt ihn ein und trägt ihn davon – dies kam mir als erstes in den Sinn als ich den Soundtrack The Shape of Water von Alexandre Desplat hörte. Gestern nacht wurde der Score The Shape Of Water mit dem Oscar für beste Filmmusik ausgezeichnet und wer den Score hört, der weiß warum. Er ist wirklich wunderschön und eine Bereicherung.
Ich hatte mir das Album bei Erscheinen gekauft, weil ich die Karriere des Franzosen Alexandre Desplat seit Jahren verfolge. Ich hatte trotz des großen Umfangs seines Werks immer das Gefühl, dass Alexandre Desplat ein Geheimtipp war. Er hat viele, viele wirklich gute Soundtracks komponiert. Ich habe über Godzilla, Harry Potter und sein Ausscheiden bei Star Wars Rogue One bereits gebloggt. Nicht gefallen hat mir The Grand Budapest Hotel und dennoch hat seine Musik zu diesem Film gepasst.
Nun trifft also der der Filmverrückte Guillermo del Toro auf Alexandre Desplat – der frischgekürte Oscargewinner trifft auf den frischgekürten Oscargewinner und es passt einfach zusammen. Ich habe bisher nur die Trailer von The Shape of Water gesehen, aber bereits bei diesen kurzen Filmschnipsel war die Musik von Desplat eindrucksvoll und nachhaltig. Sie hat mich umschlungen und versetzt mich in den märchenhaften Zauber, den der Film wohl vermitteln will. Es ist die Liebe einer Putzfrau zu einem Fischwesen und Desplat vermittelt die Romantik und die daraus resultierenden Konflikte sehr gut mit seiner Musik. Auch die Einspielungen von Songs, ein Stilmittel das ich sonst nicht so mag, passen gut. Renée Fleming, Glenn Miller und die faszinierende Caterina Valente. Für mich ist der Soundtrack ein schönes Gesamtkunstwerk und einzelne Titel hervorzuheben, geht hier in dieser Kritik nicht. Die Musik hat den Oscar 2018 verdient und das sage ich mit allen Respekt gegenüber dem großen John Williams. Gebt der Musik eine Chance und auch wer den Film als moderne Version von Amélie nicht gesehen hat, wird an dem Soundtrack seine Freude haben.

Harry Potter wird 20 Jahre – und ich hab ihn bis dato nicht gelesen

26. Juni 2017

Heute vor 20 Jahren erschien in Großbritannien der erste Band von Harry Potter. 20 Jahre ist das nun her und Harry Potter löste eine Begeisterung fürs Lesen und Fantasy aus – und lässt mich auch nach 20 Jahren völlig kalt.

Mit Zauberstab und der Karte des Herumtreibers ausgestattet.

Mit Zauberstab und der Karte des Herumtreibers ausgestattet.

Ja, ich bin kein Fan von Harry Potter. Ich hab die Faszination um den Zauberlehrling einfach verpasst. Mich hat der Virus von Joanne K. Rowling nicht erfasst. Meine Familie ist dagegen voller Potter-Fans, ich bin irgendwie gegen diesen Zauber immun. Das soll nicht heißen, dass ich die Begeisterung um das Phänomen Harry Potter nicht teilen kann. Ich habe einfach nicht von der Droge Harry Potter gekostet, freue mich aber über den Erfolg der Figur. 500 Exemplare druckte der britischen Bloomsbury-Verlag vom Erstlingswerk Harry Potter und der Stein der Weisen. Und dann wirkt der Zauber. Harry Potter entwickelte sich zum Renner in den Buchläden und brachte Kinder (und Erwachsene) scharenweise zum Lesen. Es ist stark, dass so ein Buch so eine Faszination auslösen konnte.
Meine Frau und später meine Kinder waren, sind und bleiben Potter-Fans. Wir haben die Bücher, eBooks und ganz beliebt die animierten iBooks von Apple und Filme. Wir haben Umhänge, verschiedene Zauberstäbe, Bücher mit Zaubersprüchen, mehrere Quiz-Varianten und ich glaube sogar, dass meine Gattin einen Besen Feuerblitz Nimbus 2000 besitzt – zumindest blitzen ihre Augen, wenn sie einen bestimmten Besen aus der Garage in ihren Hand hält.
Wir besuchten Harry Potter-Lesepartys in Büchereien und Buchhandlungen. Ich genoss eine Ausstellung, ich fieberte mit der Familie der Auslieferung eines neuen Potter-Buches entgegen. Einmal organisierte Amazon eine Nachauslieferung und der Paketbote kam gegen 2 Uhr morgens und brachte das ersehnte Harry Potter-Buch. So etwas gefällt mir – fetter Hype und richtig Rock’n Roll. Die Ideen von Joanne K. Rowling sind wirklich wunderschön. Nachdem ich viele Verwaltungsschulungen durchführe mag ich natürlich das Zauberministerium, als Bahnfahrer liebe ich den Hogwarts-Express samt Gleis Neundreiviertel und als Journalist verehre ich den Tagespropheten als Vorbild für ePaper.
Ab und zu lese ich Sekundärliteratur über Harry Potter, um bei meinen Kindern zu punkten. Dabei ist es toll, wie die Autorin mit den verschiedenen literarischen Genren spielt: Krimi, Jugend, Fantasy, Internatsliteratur – das Wechseln der Erzählformen. So eine Besserwisserei von mir macht bei meinen Kindern Eindruck.

Harry Potter im Kino und Blu ray
Weil ich zu faul war, die Bücher zu lesen, habe ich mir die Filme angesehen. Die meisten davon im Kino, alle immer wieder auf Blu ray. Ich überlege, ob ich das Potter-Schloss als Blu ray-Box kaufen soll. Meine Kinder K1/2 entwickelten sich zu Potter-Experten und schauen sich die Filme immer wieder gerne an. Sie sprechen die Dialoge mit, fachsimpeln, klatschen und freuen sich. Ich erkenne mich in meinen Kindern. Was Harry Potter für sie ist, ist die klassische Trilogie von Star Wars für mich: Einfach nur Kult. Nicht verraten: Die Potter-Filme fand ich ganz okay, aber auch nicht mehr. Aber das geht vielen Leuten mit Star Wars und Star Trek ebenso – also will ich nicht darüber urteilen.

Harry Potter Soundtracks
Allerdings mag ich den Score der Harry Potter-Filme. Ich besitze alle Soundtracks, einige davon in Extendet Version. Die Preise für diese Teile sind explodiert, ich hatte sie damals als Komplettierung meiner Soundtrack-Sammlung gekauft.
Die ersten drei Teile Harry Potter und der Stein der Weisen, Harry Potter und die Kammer des Schreckens und Harry Potter und der Gefangene von Askaban wurden komponiert von Altmeister John Williams und sind über jeden Zweifel erhaben. Teil 4 Harry Potter und der Feuerkelch wurde von Patrick Doyle beigesteuert und dann folgten zwei Soundtracks von Nicholas Hooper Harry Potter und der Orden des Phönix und Harry Potter And The Half-Blood Prince. Den Score für die letzten beiden Potter-Filme steuerte der Franzose Alexandre Desplat bei. Diese Musik ist wirklich großartig.

Harry Potter als Videospiel
Ab und zu spielen wir Videospiele rund um Harry Potter. Die beiden Lego-Spiele finde ich – wie die meisten Lego-Spiele – großartig umgesetzt. Interessant ist, dass meine beiden jugendlichen Potter-Fans K1/2 diese Spieleumsetzung Lego Harry Potter Collection eher langweilig finden. Sie greifen dann doch lieber zu Star Wars, Batman und Indiana Jones. Und auch das Lego-Spielzeug von Harry Potter kommt nicht so gut an, wie ich gedacht habe. Die Figur des Rubeus Hagrid habe ich mal geschenkt bekommen als ich über ein Lego-Fußballstadium berichtete. Rubeus Hagrid war damals Brasilienfan – zumindest hatte die Figur Rubeus Hagrid eine brasilianische Fahne in der Hand. Die Figur steht heute auf meinem Schreibtisch, aber die restlichen Harry Potter-Bausätze lockten meine Kinder nicht. Wir bleiben in der Lego Star Wars-Welt – ohne Harry Potter.
Ich plane als nächstes mit K1/2 den Besuch der Harry Potter-Filmstudios in London. Das geht sicherlich ins Geld, aber den Spaß gönne ich mir. Mal sehen, ob die Gattin uns begleitet. Und wenn es wirklich klappt, dann verspreche ich nach 20 Jahren des Erscheinens des ersten Harry Potter-Buches die Buchreihe durchzulesen. Es gehört doch irgendwie zur Populärkultur dazu.

Filmkritik Star Wars Rogue One

14. Dezember 2016

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„Als das Lucas-Logo auftauchte, da kribbelte es so schön im Bauch und mein Herz pochte“ – So nett drückte es mein Filmkritiker Kollege Julian Reischl aus. Und recht hatte er. Rogue One versetzte mich seit Wochen in einen Erregungszustand, den ich als Kind hatte, wenn ich einen großen Film im Kino ansehen durfte. Heute bin ich eher abgebrüht, aber dieses Gefühl habe ich mir bei Star Wars- und Star Trek-Filmen bewahrt. So auch bei der Premiere von Rogue One. Ich trat aus dem Kino und fühlte mich wie ein Held auf seinem Klassentreffen. Rogue One war ein Treffen der alten Bekannten. Ich sah meine Lieblinge wieder: C3PO, R2D2, Darth Vader, Prinzessin Leia und einfach wunderbar Gouverneur Großmoff Tarkin. Sie waren die Konstante, die den Film erträglich machten, was nicht heißen soll, dass Rogue One ein schlechter Film ist. Nur das Feuer sprang bei mir erst im Laufe des Films über.
Der Film ist ein Spin Off aus dem Star Wars-Universum und eine separate Geschichte, die sehr gut vor Episode IV eingebettet ist. Von der Handlung will ich nicht viel verraten: Es geht um die Pläne des Todessterns, die von den guten Rebellen von dem bösen Imperium gemopst werden. Fans wissen Bescheid.
Der Beginn des Films schleppte sich hin, die neuen Charaktere wurden eingeführt, doch emotional rissen sie mich nicht mit. Einzig der umgedrehte imperiale Droide K-2S0 zeigt die notwendigen Emotionen und sorgte für ein gewisses Maß an Unterhaltung. Was ist passiert? Bin ich etwa zu alt für Star Wars? Nein, ich bin nicht zu alt für gute Unterhaltung, aber der Anfang kam schon sehr klischeebehaftet daher.
Regisseur Gareth Edwards, der mit Godzilla ein emotionales Meisterwerk ablieferte, versteht eigentlich sein Handwerk. Er weiß eigentlich, was mir als Fan der ersten Stunde gefällt. Er zitierte die alten Filme und das freut mich. Beispiele gefällig?

Da wäre der Held, der zuerst schießt. Wie der alte Han Solo einstmals. Und ich bleibe dabei: Han hat zuerst geschossen, auch wenn Lucas später eine Geschichtsfälschung betrieb.

Dann wären da die Wachmänner auf den Rebellentürmen, die in den Sonne blicken, während die X-Wings in den Krieg ziehen. Warum braucht man eigentlich in der Zukunft noch einen Ausguck?

Und da ist auch der Mausroboter, der den Sturmtruppen hinterher rollt. Wie sehr habe ich damals im Kino gelacht und wollte unbedingt so einen Maus-Droiden haben.

Schöne Erinnerung waren auch die hohen Schächte in denen unsere Helden herumturnen und gegen die Sturmtruppen kämpfen. Der alte Luke hing auch in solchen Schächten, die damals noch Matte-Zeichnungen waren, und musste den Traktorstrahl ausschalten. Leia retten.

Sehr schön auch der Crash der Sternenzerstörer – wie einst bei Rückkehr der Jedi, als es Rums auf Endor machte und die Jedi wieder die Macht übernahmen.

Aber es kamen in Rogue One beim ersten Mal Ansehen keine neuen markanten Augenblicke vor, die sich in mein Filmbewusstsein einbrennen werden. Schade. Vielleicht passiert dies beim zweiten und dritten Mal, denn ich werde mir den Film mehrmals ansehen (müssen).
Technisch ist Rogue One allererste Sahne und die Weltraumkämpfe machen Spaß. Da gibt es nix zu meckern, wenn Gold eins und Rot eins zum Angriff über gehen. Es macht Freude, wenn die Jäger gegen das Imperium antreten, wenn die Tie-Fighter daher sausen und sich im Kampf stellen. Ich liebe die ATAT, die Rebellen auslöschen. Das ist das Star Wars Universum, wie ich es mag. Warum allerdings die Daten vom Todesstern allerdings auf Festplatten gelagert werden, erschließt sich mir nicht. Cloud Computing hat sich in der Zukunft wohl doch nicht durchgesetzt. Es muss ja nicht gerade die Drop Box sein.
Klar ist auch: Der Rogue One ist härter geworden als die bisherigen Filme der Reihe. Der Hinterhalt, in dem die Sturmtruppen mit ihrem Panzer geraten, zeigt keine glorreichen Kämpfe mit Helden und Siegern. Das ist Krieg und mir kam Ridley Scotts Black Hawk Down in Erinnerung. Und ich täuschte mich nicht. Für das lebensnahe, realistische Feeling von Rogue One verpflichtete Edwards Greig Fraser (Zero Dark Thirty, Foxcatcher) als Chefkameramann und Neil Corbould (Black Hawk Down, Gladiator, Der Soldat James Ryan) als Special Effects Supervisor. Einzig, die Heldin zeigt Herz und rettet ein weinendes Kind. Bilder vom Krieg in Syrien kamen auf. Familienunterhaltung ist das nur bedingt. Der Film selbst ist eher in dunklen Bilder gehalten, was der ganze Atmosphäre sehr gut tut.
Die grundsätzliche Frage stellte sich mir im Film immer wieder: Warum tragen die Sturmtruppen eigentlich eine Panzerung. Laserstrahlen fegen sie hinweg. Und sogar jeder Stockhieb erledigt sie. Schutz stelle ich mir anders vor. Richtig nervig war für mich Kung Fu Panda Chirrut Îmwe (Donnie Yen) und sein Rambo-Verschnitt mit der großen Karre. Hier wurde versucht ein dynamisches Duo aufzubauen, das meines Erachtens misslang. Die Charaktere nerven nur. Ich bin auch keine 8 Jahre mehr. Was bei Lucas noch eine Verbeugung vor dem großen Akira Kurosawa war, ging mir jetzt gehörig auf den Geist. Es war eher Kung Fu David Carradine mit John Rambo Stallone.
Gefallen hat mir dagegen das Böse im weißen Mantel. Der imperiale Militärdirektor Krennic (schön gespielt von Ben Mendelsohn) will den Todesstern unterdessen so schnell es geht einsatzbereit bekommen. Er bekommt aber von seinen Vorgesetzten, buchstäblich die Luft abgeschnürt und wird zurückgepfiffen. Insider wissen, wer der Chef mit schwarzen Mantel und Maske ist. Das macht Spaß und bei dieser Szene klatschte ich innerlich. Gut gemacht.
Ein Wort noch zur Musik. Den Score werde ich noch extra besprechen, wenn ich das Album durchgehört habe. Jeder Komponist muss verlieren, wenn er das Erbe von John Williams antritt. An den Olymp kommt keiner heran. Regisseur Gareth Edwards beauftragte Komponist Alexandre Desplat mit dem er schon bei Godzilla arbeitete. Weil aber Disney umfangreiche Nachdrehs anordnete, stieg Alexandre Desplat aus dem Projekt aus – mich würde jetzt um so mehr seine Interpretation interessieren. Ausputzen musste es Michael Giacchino, der in vier Wochen den Score komponierte und aufnahm. Eigentlich viel zu wenig Zeit für so einen wichtigen Film. Michael Giacchino machte seine Sache gut, aber das endgültige Urteil folgt in einer separaten Kritik.
Lohnt sich Rogue One? So lautet die Frage. Ja ist meine Antwort. Ist er besser als Erwachen der Macht? Nein, ich habe mich damals eher heimisch gefühlt. Werde ich mir Rogue One nochmals ansehen: Ja, auf jeden Fall, denn es gibt viel zu entdecken und außerdem ist es noch ein Jahr hin, bis Star Wars VIII am 15. Dezember 2017 ins Kino kommt.

Filmtipp Zero Dark Thirty zum 15. Jahrestag vom 11. September 2001

11. September 2016

Zero Dark Thirty zeigt die Jagd auf Bin Laden, der für den 11. September verantwortlich ist.

Zero Dark Thirtyzeigt die Jagd auf Bin Laden, der für den 11. September verantwortlich ist.

Heute jährt sich der 11. September 2001 zum 15. Mal. Es war ein schreckliches Erlebnis – ein Erlebnis, das meine Generation nicht vergessen wird. Ich habe öfters an diesem Jahrestag zu dem Themenkomplex gebloggt und so auch heute wieder.
Als Erinnerung an diesem tragischen Tag habe ich mir den US-Spielfilm Zero Dark Thirty angesehen. Es ist ein Spielfilm über die Jagd auf den Al-Qaida-Chef Bin Laden. Ich muss zugeben, dass ich über die Soundtrack von Alexandre Desplat zu diesem Film gekommen bin. Beim ersten Ansehen war ich über die Kühle dieses Films fasziniert. Es wird die Geschichte der jungen CIA-Agentin Maya und ihrer Jagd auf Al-Qaida-Führer Osama bin Laden erzählt. Der Film zeigt die Rückschläge und die Ausdauer der Agentin, die schließlich zum Aufspüren des Kopfes hinter dem 11. September steckte. Mich hat der Film fasziniert und abgeschreckt. Abgeschreckt, weil er die Foltermethoden der USA drastisch darstellt. Der Einsatz von Waterboarding, um Informationen aus den Gefangenen herauszupressen – wie wird das gesehen?. Und wie Reaktion der US-Folterer nachdem US-Präsident Obama die Folter einstellen ließ. Der Film spricht das Dilemma der CIA an. Darf der Mensch foltern, um wichtige Informationen aus Terroristen oder Verdächtigen herauszupressen?
Was mir an Zero Dark Thirty auch gefallen hat, dass diese US-Produktion ohne den üblichen Pathos daherkommt. Der Showdown ist spannend, aber nüchtern. Natürlich ist es eine Hollywood-Unterhaltungsproduktion, aber Regisseurin Kathryn Bigelow geht vorsichtig mit dem Thema in den 151 minütigen Film Zero Dark Thirty um. Die Themen 11. September und die Folgen werden aus meiner Sichtweise hervorragend umgesetzt. Die Darsteller, allen voran Jessica Chastain als Agentin Maya, passen und agieren umsichtig. Der Film fällt kein Urteil und überlässt dies den Zuschauer. Und das ist ungewöhnlich. Normalerweise wird bei diesem Thema der Zuseher gelenkt und bekommt eine Meinung aufgedrückt. Das ist bei Zero Dark Thirty kaum der Fall, von Kleinigkeiten abgesehen.

Bin Laden wird nur angedeutet.

Bin Laden wird nur angedeutet.

Der Film ist dramaturgisch hervorragend inszeniert, baut leise Spannung auf und obwohl man das Ende des Films eigentlich kennt, habe ich als Zuschauer mitgefiebert. Sehr gut fand ich auch die Tatsache, dass der Körper von Bin Laden nur angedeutet wird. Die Kamera hält nicht drauf, sondern spielt mit Licht und Schatten. Und immer wieder muss ich an den Schrecken des 11. Septembers 2001 denken. Unsere Welt hat sich geändert.

Queen Elisabeth II. wird 90. Jahre alt

21. April 2016

Die Dame auf den Geldscheinen wird heute 90. Jahre alt.

Die Dame auf den Geldscheinen wird heute 90. Jahre alt.

Die Queen wird 90. Jahre alt und ich will ganz artig gratulieren. Ich habe neulich meine britischen Pfund in einen Reisegeldbeutel verstaut und mir das Konterfei von Queen Elisabeth II. auf den Geldnoten angeschaut. Obwohl ich kein Brite bin und weder dem Commonwealth noch der anglikanischen Church of England angehöre, mag ich die alte Dame (und vor allem auch Prinz Philip).
Ich hatte mal eine Freundin, die mir damals als Helmut Kohl Bundeskanzler war, einmal überraschend sagte: Ich kenne keinen anderen Kanzler als Kohl. Nun, das ist bei mir nicht der Fall, aber ich kenne keine andere Königin als Queen Elisabeth II. Seitdem ich lebe, übt Elizabeth Alexandra Mary als Queen Elisabeth II. ihr Amt aus. Sie war immer da, lange vor meiner Geburt. Und ich finde, sie macht es ausgezeichnet. Von ihr kann man viel, sehr viel lernen.
Als am 2. Juni 1953 ihre Krönung in der Westminster Abbey stattfand, kam es einer TV-Live-Übertragung der BBC. Die Zahl der Geräte in Großbritannien sprang von wenigen Hunderttausend auf vier Millionen in die Höhe, insgesamt verfolgten etwa 300 Millionen Zuschauer die Zeremonie – so sagt es Wikipedia. Unter diesen TV-Zuschauern war auch meine Großmutter dabei, die mir zu ihren Lebzeiten davon berichtete. Sie erinnerte sich, dass sie vor der Krönung zum Friseur ging, denn mit zerzaustem Haar wollte meine Oma der neuen Queen vor dem Fernseher nicht unter die Augen treten. Naja, die Zeiten ändern sich. Ich habe mir die Feierlichkeiten zum Thronjubiläum in der Jogginghose und T-Shirt angeschaut.

Queen Elisabeth II. bewahrt Haltung
Queen Elisabeth II. hat vor allem Haltung bewiesen, Stärke über all die Jahre – und das finde ich bewundernswert. Sicher, die alte Dame hat einen sturren Kopf, aber sie macht ihre Sache ausgezeichnet. Sie hat so viel erlebt und schwere Zeiten hinter sich gebracht. Sie hat ihre eigenen Bedürfnisse zurückgestellt und für die Monarchie und die Pflichterfüllung gelebt. Ich hätte das nie gekonnt. Respekt. Aber beim Geburtstag will ich nicht auf die schlimmen Zeiten zurückblicken, sondern erinnere mich lieber daran, dass sie zu den Olympischen Spielen 2012 das „unvergesslichstes Bond-Girl aller Zeiten“ war und im Kurzfilm Happy and Glorious eine humorvolle Leistung abgab. So was gefällt mir.

Mein Lieblings-Queen Moderator Rolf Seelmann-Eggebert
Es laufen so viele Dokumentationen über die Queen und natürlich ist mein Lieblingskorrespondent Rolf Seelmann-Eggebert auch von der Partie. Wenn es um den Adel geht, dann ist Rolf Seelmann-Eggebert mein Favorit. Er war Chefkorrespondent des Norddeutschen Rundfunks (NDR/ARD) und hat dort eine lange Karriere als Reporter, Auslandskorrespondent und Programmdirektor Fernsehen hinter sich. Für mich ist er der Kenner, wenn es um das Thema Queen geht. Gerne würde ich mal ein Interview mit ihm über die Produktionsweise seiner zahlreiche Filme machen. Vielleicht klappt es einmal.

Wie kann ich der Queen zum Geburtstag gratulieren? Vielleicht so: Ich schaue mir wieder das Buch Her Majesty an, das im Taschen Verlag erschienen ist. Ich habe ausführlich darüber gebloggt. Und zum 90. Geburtstag der Queen werde ich es mir wieder ansehen. Und ich höre mir den Soundtrack zum Film The Queen an. Alexandre Desplat hat die Musik komponiert und ich entdeckte Alexandre Desplat immer mehr für mich. Er ist über die Jahre sehr gereift. Der Soundtrack ist ein harmonischer Score und ich werde ihn zum Geburtstag der Queen abspielen. Und ich höre mir den wunderbaren The King’s Speech von ihm an, der thematisch ja auch zur Queen passt.

Musiktipp: Soundtrack zu Star Wars The Force Awakens von Williams

20. Dezember 2015

John Williams hat wieder den Soundtrack zum neuen Star Wars VII komponiert.

John Williams hat wieder den Soundtrack zum neuen Star Wars VII komponiert.

Nur ein Takt von ihm und Hans Zimmer und Konsorten können einpacken. Der Meister des Soundtracks hat wieder zugeschlagen und dies mit 83 Jahren. Gemeint ist der legendäre John Williams und sein neuer Wurf ist der Soundtrack zu Star Wars The Force Awakens.
Meine Erwartungshaltung war gigantisch und natürlich muss auch ein John Williams daran scheitern. Der Soundtrack zu Star Wars: The Force Awakens – Das Erwachen der Macht ist hervorragend, reicht aber nicht an frühere Werke heran, die aus der Feder von Williams stammen. Das bedeutet nicht, dass der Score zu Star Wars The Force Awakens irgendwie schlecht ist. Er ist nur nicht so perfekt wie andere Kompositionen von ihm und bei weitem besser als was sonst so auf dem Markt ist.
John Williams ist sich in vielen Sachen treu geblieben. Er setzt wie bisher auf die bekannten Leitmotive, die er sich vom genialen Richard Wagner abgeschaut hat. Studiokopfhörer aufgesetzt, Augen geschlossen und schon erzeugt das orchestrale Werk Bilder in meinem Kopf. Ich erkenne die alten Leitmotive, die Fanfaren, die Klänge, die mich durch die vergangenen Jahre immer begleitet haben. Motive, die zum Kulturgut der Menschheit geworden sind. Sie sind so unheimlich schön.
Und die neuen Motive? Rey’s Theme ist sehr gut geworden, aber es ist kein Imperial March. Es ist leicht, beschwingt und geht schön ins Ohr. Generell habe ich mehr Leitmotive erwartet, die ich den handelnden Personen zuordnen kann. Das war ein absoluter Pluspunkt bei den Star Wars-Soundtracks von John Williams. Hier hat sich der Meister dieses Mal zurückgehalten und einen soliden Soundtrack abgeliefert. Als Pedant stört es mich übrigens, dass John Williams die Musik nicht wie sonst mit dem London Symphony Orchestra eingespielt hat, sondern die Musik wurde in LA von Musikern aus Williams Umfeld aufgenommen. Auf dem Cover der CD wird kein Orchester vermerkt, nur über die Star Wars Website wurde darüber berichtet.
Williams stand beim Komponieren vor einem Dilemma. Im YouTube-Channel von Star Wars sagte er sinngemäß: „Ich kann mir das ohne Bezüge zu den Filmen, die wir schon kennen, gar nicht vorstellen, und da ist es angemessen, ja notwendig, einige der früheren Themen zu verarbeiten. Und das war ja das, was mir immer so Spaß gemacht an der Arbeit, an jedem einzelnen dieser Filme, denn jedes Mal konnte ich auf altes Material zurückgreifen und neues entwickeln, so dass beide Seite an Seite funktionieren und sich dann anfühlen wie ein Teil des ganzen Film-Gefüges.“ Und so erfreue ich mich an verschiedenen Anklängen aus der Vergangenheit. So wie Jeffrey Jacob Abrams mich mit Star Wars VII in meine Jugend zurückversetzt hat, so hat mich auch John Williams an die Hand genommen und mich mit der Zeitmaschine gesetzt. Ich weiß noch, wie ich die Doppel-LP zu Krieg der Sterne in meinem Kinderzimmer wieder und wieder abgespielt habe.
So viel symphonische Soundtracks mit Klasse gibt es nicht mehr. Im Olymp sind Williams, gefolgt von Jerry Goldsmith. Dann gibt es viele gute Leute – die Maschinerie von Hans Zimmer gehört nicht dazu. Leider habe ich es nicht geschafft, John Williams zu treffen, bzw ihn live zu hören. Der Mann ist 83 Jahre, ich muss mich also beeilen.
Es wird wohl der letzte Star Wars Soundtrack von John Williams sein. Den Teil VIII Rogue One komponiert Alexandre Desplat. Ihm traue ich sehr viel zu, spätestens mit Godzilla hat er einen starken Score geliefert.
Zur Veröffentlichung selbst: Ich erwarte übrigens, dass es in den nächsten Monaten noch eine Fassung mit dem kompletten Score gibt. Die Musik aus dem ersten Trailer ist bisher nicht erschienen. Universal hat zum Start des Films zwei Fassungen des Werks herausgebracht – eine Standard-Version und eine Deluxe-Version. Als Sammler habe ich freilich beide gekauft. Der Unterschied liegt ausschließlich in der Verpackung. Bei der Deluxe-Version Star Wars: The Force Awakens – Das Erwachen der Macht gibt es ein Cover aus Pappe mit Bildchen, während die Standard-Version von Star Wars: The Force Awakens – Das Erwachen der Macht in der Plastikhülle daher kommt. Mehr Musik ist auf der Deluxe-Version nicht enthalten. Also klassische Geldmacherei des Disney-Konzerns.

Bedingter Soundtracktipp: Harry Potter Soundtrack

4. März 2015

Völlig unnötig.

Völlig unnötig.

Nachdem meine Kinder derzeit auf dem Harry Potter-Filmtripp sind, schaue ich die Filme wieder mit an. Ich bin kein großer Fan der Filmserie und so döste ich in meinem Sessel vor mich hin. Dabei achtete ich vor allem auf den Soundtrack der Filme und da gibt es gewaltige Unterschiede.


Die ersten drei Teile Harry Potter und der Stein der Weisen, Harry Potter und die Kammer des Schreckens und Harry Potter und der Gefangene von Askaban wurden komponiert von Altmeister John Williams und sind über jeden Zweifel erhaben. Teil 4 Harry Potter und der Feuerkelch wurde von Patrick Doyle beigesteuert und dann folgten zwei Soundtracks von Nicholas Hooper Harry Potter und der Orden des Phönix und Harry Potter And The Half-Blood Prince , die ich allesamt nicht berauschend finde.
Richtig wach wurde ich, als ich den beiden letzten Potter-Filme lauschte und die Musik des Franzosen Alexandre Desplat genoss. Die fand ich prima. Daher erwarb ich ein Exemplar einer auf 10.000 Exemplaren limitierten Sonderausgabe des Soundtracks von Harry Potter And The Deathly Hallows I.

Harry_Potter2Alexandre Despat lernte ich das erste Mal 2006 musikalisch kennen, als er die Musik zum wunderbaren Film The Queen komponierte. Musik und Film hatten mir damals im Kino und bei einem spätere USA-Flug gefallen. Nach einem interessanten Soundtrack (aber schrecklichem Film) Goldenen Kompass folgte der wieder hörenswerte seltsame Fall des Benjamin Button und auch Kings Speech. Mit Harry Potter und die Heiligtümer des Todes I und II gelang Alexandre Desplat der internationale und kommerzielle Durchbruch. Vor kurzem habe ich über seinen Soundtrack zu Godzilla gebloggt.
Jetzt entschied ich mich für die exklusive Potter Box und bin sehr gespalten über das Ergebnis. Die Box enthält vier Datenträger, den Originalsoundtrack, eine zweite CD mit weiteren Stücken. Dann gibt es eine DVD mit einer kleinen (nichtssagenden) Doku über Desplat samt Originalsoundtrack in 5.1 (großartig). Auch die 7 Zoll Picture-Disc-Single ist nett anzusehen. Völlig unnötig ist dagegen ein gefaltetes Mini-Filmplakat und ein 5 mm Dia aus dem Film. Eine Frechheit ist ein billiger Druck einer Partitur von Desplat samt aufgedruckten Autogramm des Komponisten – das ist wirklich lächerlich bei dem Preis der Box. Also die Box ist kein wirkliches Must-have. Die Potter-Fans werden dies natürlich anders sehen. Die Musik ist prima, aber den reinen Soundtrack bekomme ich anders auch billiger. Die Box Harry Potter And The Deathly Hallows I. hat es nicht gebraucht.

Soundtracktipp: Godzilla von David Arnold

24. Oktober 2014

die ultimative Soundtracksammlung

die ultimative Soundtracksammlung

Roland Emmerichs Blockbuster Godzilla muss man nicht mögen, aber ich irgendwie schaue ich den Monsterfilm des deutschen Filmemachers immer wieder gerne an. Es ist zwar nicht Godzilla, wie ich ihn kennengelernt habe, aber es macht nichts. Es ist viel Monster und viel Rums in dem Film.

Nach vielen TV-Wiederholungen und Blu ray-Abenden mit Godzilla beschäftigte ich mich ein wenig mehr mit dem Soundtrack und entdeckte eine wahre Perle. Und dass wir uns richtig verstehen: Ich spreche nicht von der schrecklichen Hit-Compilation, die uns als Soundtrack verkauft wurde. Ich spreche von dem Original-Score von David Arnold.

Und damit begann die Suche. Es gibt von dem Score eine Doppel-CD Godzilla(gut) und eine so genannte Ultimate Edition von Godzillamit drei CDs (sehr gut). Letztere Ultimate Edition ist auf 3000 Exemplaren limiert und wer Glück hat, sollte sie sofort erwerben. Es lohnt sich.

Die Liebe zu David Arnolds Musik war eine schwere Geburt. Mit der Musik von David Arnold hatte ich über die Jahre so meine Probleme. Er ist im Grunde der Haus- und Hofkomponist von Roland Emmerich. Seine Soundtracks zu Stargate oder Independence Day fand ich eher durchschnittlich. Sie haben mich nicht vom Hocker gehauen. Und wenn ich seine Musik zu den James Bond-Filmen höre, sehne ich mich an die Zeit zurück, als John Barry die Musik für James Bond schrieb. Das waren noch Scores. Aber als David Arnold die Musik zur BBC-Verfilmung Sherlock ablieferte, hörte ich etwas genauer hin. Die bisher drei Sherlock-Soundtracks haben mir trotz ihrer Kürze gefallen. Ich beschloss, den Komponisten wieder mehr Aufmerksamkeit zu widmen.

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Zu den Soundhäppchen von Sherlock ist der Score von Godzilla nahezu episch. Die drei CDs sind 56:14 Minuten, 64:17 Minuten und 49:10 Minuten lang. Die Musik der dritten CD ist bisher unveröffentlicht. Und das ist absolut nicht zu verstehen, warum man solche Schätze nicht geborgen hatte.

Der Brite Arnold begann 1997 in Los Angeles mit seiner Arbeit an Godzilla. Weil die Special Effects noch nicht fertig waren, musste Arnold quasi ohne Monster ins Blaue hinein komponieren. Also verlegte sich der Komponist eher auf das menschliche Moment des Films, was kein Schaden war. Er machte aus der Not eine Tugend und es ist ihm gelungen. Aber natürlich brechen immer wieder bei dem Blockbuster die lauten Töne durch.

Leider, leider nahm Arnold das berühmte Godzilla-Thema von Akira Ifukube nicht auf. Wirklich schade. Selbst die musikalische Version von Alexandre Desplat aus dem Jahr 2014 greift darauf zurück. Ich finde dieses Ignorieren einen Fehler, denn zu Godzilla gehört für mich einfach das Ifukube-Thema. Naja, dafür gibt es die Marseillaise mit dem Stampfen von Godzilla, weil Jean Reno den französischen Agenten Philippe Roche spielt.