Archive for April 2017

Deutschland höchster Weinberg steht in Bad Hindelang

20. April 2017
Armin Gross ist stolzer Hobbywinzer.

Armin Gross ist stolzer Hobbywinzer.

Bei einer Fahrt ins sonnige Südtirol dachte sich der Allgäuer Hotelier Armin Gross einstmals: Warum keltern wir eigentlich nicht unseren eigenen Wein? Der Allgäuer Boden ist perfekt für einen Weinanbau, am Klima muss gegebenenfalls noch gearbeitet werden. Also packte der findige Hotelier vom Hotel Prinz Luitpold Bad aus Bad Hindelang einen mutigen Entschluss: Ein Wein aus dem Allgäu sollte angebaut werden.
Im Jahre 2007 wurden elf Rebstöcke der Sorte Solaris gepflanzt, denn mehr als erfrieren kann der Wein ja nicht. Solaris ist für harte Klima ideal, er reift früh und passt ideal ins Allgäu. Pro Rebstock kommt ein halber Liter Weißwein am Ende bei der Ernte heraus. 2010 kam es zur ersten Ernte, 860 Meter über dem Meeresspiegel. Hobbywinzer Armin Gross war begeistert vom der Süße seiner Trauben.
„Deutschland höchster Weinberg steht in Bad Hindelang“ hatte Armin Gross damals der Presse erzählt. Der Freistaat Bayern hat sofort reagiert und 9. Januar 2011 gab es ein Einschreiben aus Veitshöchheim von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau. Es wurde mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren gedroht, wenn er einen Wein aus einem nichtgenehmigten Anbau in den Umlauf bringt. Daraus machte PR-Mann Armin Gross eine riesige PR-Aktion und spielte die Meldung mit Erfolg im ganzen Bundesgebiet. Die Massenmedien und Blogs berichteten über den Hotelier aus dem Allgäu.

So sieht sein Wein aus - Deutschland höchster Weinberg steht in Bad Hindelang

So sieht sein Wein aus – Deutschland höchster Weinberg steht in Bad Hindelang

Dann machte Armin Gross alles nach Vorschrift. Mit der Gründung der Winzergemeinschaft Oberallgäu 2011 legte Armin Gross den Grundstein für das langfristige Ziel: eine eigene Regionbezeichnung und die Neugründung des Weinanbaugebiets Allgäu. Die insgesamt 200 Quadratmeter des jüngsten und kleinsten Anbaugebietes in Deutschland tragen die Titel höchster und zweihöchster Weinberg. Der Wein wurde angemeldet. Und für den Hobbygebrauch darf der Wein produziert und an gute Freunde ausgeschenkt werden. Da ich ein Gläschen bekam, danke ich für diesen Freundschaftsbeweis.

Der Luitpolder Ochsenberg.

Der Luitpolder Ochsenberg.

Mit der Krönung der ersten Allgäuer Weinkönigin im September 2011 begann die Erfolgsgeschichte für den Allgäuer Wein. Die bayerische Staatsregierung konnte bisher keine gewerbliche Anbaugenehmigung erteilen. Allerdings soll der Anbauschutz fallen – und damit gibt es vielleicht noch eine Chance für einen Allgäuer Wein.

Ich trank also den Solaris 2015, als der bisher beste Wein. 60 Kilogramm wurden gelesen und verarbeitet. Zunächst wurde der Wein in einer mickrigen Tischpresse verarbeitet, dann aber schon mit einer professionellen Presse aus Italien. Dann stellte sich heraus, dass auch damit die harten Trauben aus dem Allgäu nicht zu pressen waren und es wurde auf Handarbeit gesetzt. Jede Traube wurde mit der Hand ausgedrückt – zwei Tage Handarbeit für die ganze Familie. Es wurden zwei Kunststofffässer mit 36 Litern angesetzt. Heraus kam der Luitpolder Ochsenberg. Die Qualität des Weins ist nicht zu unterschätzen. Im Jahr 2015 brachten es die Trauben dank Ertragsreduzierung bei der Lese über 90 Grad Oechsle. Daraus entstand ein durchaus angenehmer spitziger Weißwein mit rund 12 Prozent Alkohol. Ausgeschenkt werden darf der Wein an Gäste nicht, aber „zugegeben, bei 36 Litern Ertrag schaffen wir das auch selbst“, so Armin Gross.

Gut behütet in der Münchner Fußgängerzone – Zunftzeichen bei Hut Breiter

19. April 2017
Irgendwas ist neu beim Breiter in München.

Irgendwas ist neu beim Breiter in München.

Auch wenn es heute nicht mehr so angesagt ist außer in Hipster Kreisen, trage ich gerne Hüte. Ich finde der Hut ist ein wunderbares Kleidungsstück. Er hält den Kopf warm und kleidet mich. Ich kaufe meine Hüte u.a. beim Hutkönig am Dom in Regensburg, in Hamburg bei Falkenhagen und in meiner Geburtsstadt München bei Breiter am Dom.
Bei meinem jüngsten Einkauf bei Breiter in der Münchner Fußgängerzone bemerkte ich einen Unterschied. Etwas an der Ladenfassade an der Kaufinger Straße ist anders. Neues Logo? Nein! Neue Farbe? Nein! Es ist das Zunftzeichen des Zylinderhuts. Der ist neu. Da musste ich bei Geschäftsinhaber Alexander Breiter nachfragen.

Das historische Zunftzeichen ist wieder da.

Das historische Zunftzeichen ist wieder da.

„Schön ist ein Zylinderhut, wenn man ihn besitzen tut, doch von ganz besonderer Güte sind die Breiter Hüte …“ so dichtete Adalbert Breiter kurz nach dem ersten Weltkrieg einen seiner Werbereime. Reim dich oder ich fress dich. Einen klassischen Zylinder besitze ich zwar nicht, dafür einen Klappzylinder oder Chapeau Claque, den ich bei Breiter erworben habe.
Frisch aus dem Ersten Weltkrieg heimgekehrt übernahm Adalbert Breiter den 1863 gegründeten Familienbetrieb und eröffnete 1918 das Huthaus in der Kaufinger Straße in München. Statt der heute üblichen Neonwerbung wurden damals kunstvolle Zunftzeichen an den Läden und Werkstätten angebracht. Als ehemaliger Pressereferent der Handwerkskammer für München und Oberbayern mag ich das sehr. Je prunkvoller um so besser, im Falle von Hut-Breiter ein riesiger Metergroßer vergoldeter Zylinderhut.

Schön ist der Zylinder geworden.

Schön ist der Zylinder geworden.

Der Zylinder wurde zusammen mit dem Laden bei einem Luftangriff im Zweiten Weltkrieg im Jahr 1944 zerstört. Hitler du bist ein Arschloch. Nach dem Krieg fehlte das Geld zum Wiederaufbau. Als Ende der 80er Jahre ein erneuter Anlauf gemacht wurde, das Zunftzeichen wieder anzubringen, machten die städtischen Behörden von München einen Strich durch die Rechnung. München sei eine Weltstadt und kein Museum, hieß es damals als Begründung.
Jetzt nach über 70 Jahren wurde das Zunftzeichen wieder genehmigt. Eine absolut richtige Entscheidung, wie ich finde. Nach alten schwarzweiß Bildern wurde der Zylinderhut vom Münchner Kunstschmied Nüssel in Handarbeit originalgetreu nachgebildet und anschließend mit Blattgold überzogen. Das Bayerische Fernsehen begleitete die Schmiedearbeit im Rahmen der Sendung „Zwischen Spessart und Karwendel“. Lineares Fernsehen schaue ich schon lange nicht mehr, doch war der Film in YouTube vorhanden.

https://youtu.be/x5WJph2C8os
Ich finde das Zunftzeichen prima. Eines der letzten Familienbetriebe in der Münchner Fußgängerzone zeigt mit diesem vergoldeten Zylinder Flagge. Das ist gut so und meine Gratulation an die Familie Breiter.

Restauranttipp: Burger- und Steak-Restaurant Beers in Bad Hindelang

18. April 2017
Im Zentrum von Bad Hindelang gibt es das Beers.

Im Zentrum von Bad Hindelang gibt es das Beers.

Die Burger- und Steak-Welle schwappt durch die Gastroszene des Landes und ist auch in Bad Hindelang im Allgäu angelangt. Bei meinen Ferien im Hotel Prinz Luitpold Bad traf ich auf den Metzgermeister und Fleischsommelier Matthias Endraß, der mir das örtliche Steaklokal Beers Restaurant empfahl. Nachdem ich vom Fleisch der Metzgerei Endraß sehr angetan bin, folgte ich mit meiner Familie der Empfehlung.


Das Beers liegt im Herzen der Gemeinde Bad Hindelang gegenüber dem Rathaus in der Marktstraße 4-6. Dienstag und Mittwoch sind die Ruhetage und es empfiehlt sich eine Platzreservierung, denn es ein Anziehungspunkt für Burger- und Steakliebhaber der Region ist. Nachdem Roman Beer seine Erfahrungen in internationalen Häusern gesammelt hat, verwirklichte der noch junge Küchenchef in seinem Restaurant Beer nun seine eigenen gastronomischen Ideen. „Das Beers verbindet alpines Ambiente mit modernem Flair“, so das Ziel. Mit einer Mischung aus regionalen Zutaten und Spezialitäten aus Übersee bietet Roman Beer Steaks und Burger mit saisonalen Genüssen. Den ausgewählten regionalen und internationalen Fleischsorten konnten wir als Gäste im Reifeschrank beim Reifen zusehen.


Wir wählten in Beers folgende Speisen:
Tatar vom Rind asiatisch mit Mangochutney, Sojasauce, Chilli, Ingwer und Zitronengras sowie Wasabi-Mayonnaise und Krabbenchips.

Tatar vom Rind asiatisch

Tatar vom Rind asiatisch

Einen Klassikburger mit Rindfleisch Patty, Tomate, Gurke, Salat, rote Zwiebel und Burgersauce.

Klassikburger mit Rindfleisch Patty

Klassikburger mit Rindfleisch Patty

Ein Chateaubriand oder Doppellendensteak aus der Mitte des Rinderfilets. Es wird vier Zentimeter dick geschnitten und bringt 400 Gramm auf die Waage.

Chateaubriand oder Doppellendensteak aus der Mitte des Rinderfilets

Chateaubriand oder Doppellendensteak aus der Mitte des Rinderfilets

Ein Filet weist den geringsten Fettanteil aller Fleischteile des Rindes auf. Da der Muskel üblicherweise kaum betätigt wird, ist das Fleisch besonders zart, mager und saftig. Es ist das wertvollste Teilstück vom Rind.

Das Filet weist den geringsten Fettanteil aller Fleischteile des Rindes auf.

Das Filet weist den geringsten Fettanteil aller Fleischteile des Rindes auf.

Und es gab ein Roastbeef oder auch Zwischenrippenstück. Es liegt zwischen dem Rib Eye und der Hüfte und ist der begehrteste Teil des Rindes. Es birgt durch seinen geringen Fettanteil gegenüber des Rib Eye-Steaks einen aromatischen, saftigen und zarten Fleischgenuss.
Mein Fazit: Schönes Ambiente und ausgezeichnetes Fleisch. Leider wurden die Garstufen nicht eingehalten. Ich bestellte rosa, englisch, (englisch: medium rare, französisch: à point, anglais): Das Fleisch ist innen durchgehend rosa. Es hat eine braune, knusprige Kruste. Bei mir hatte es gepasst.
Meine Familie bestellte halb durchgebraten, (englisch: medium, französisch: demi-anglais): Das Fleisch hat nur noch einen leichten rosa Kern. Das hat leider nicht geklappt. Beim Roastbeef und vor allem beim Burger ist es komplett schief gegangen. Das Fleisch war ziemlich blutig und sehr rare. Schade, aber wäre die Grillkunst.

Das Burgerfleisch war ziemlich rot.

Das Burgerfleisch war ziemlich rot.

Absolut unverständlich war mir allerdings, warum in den Restaurant keinerlei Kartenzahlung möglich ist, so weder Maestro- noch Kreditkartenzahlung. Der Ober aus Berlin erklärte etwas mit Probleme mit der Bank, was mir als Gast eigentlich egal ist. Wenn ein Steak an die 60 Euro kostet, dann hab ich nicht immer eine entsprechende Summe an Bargeld in der Tasche – vor allem wenn wir als Familie in solch ein Lokal gehen. Die Qualität der Speisen ist sehr gut und es freut mich, dass Bad Hindelang so einen gastromischen Treffpunkt hat. In Details gibt es wie beschrieben Verbesserungsbedarf.

Wie das Playmobil-Reporterset 3468 meinen Berufswunsch beeinflusste

17. April 2017

So viele Produkte in meinem Umfeld sind weißblau oder blauweiß und ich habe eine Reizüberflutung, wenn ich an die Produkte in diesen Farben denke. Daher hatte ich Schwierigkeiten bei der Blogparade der IronBlogger München zu diesen Farben. Es war einfach zu viel. Beim Nachdenken überlegte ich mir, welche Geschichten ich zu diesem Thema bloggen könnte.

Ich muss mir das Set mal wieder kaufen.

Ich muss mir das Set mal wieder kaufen.

Als Kind war ich von einer Fernsehserie fasziniert, die sich um die Reporter der fiktiven Tageszeitung Los Angeles Tribune drehte: Lou Grant – diese Serie prägte mich und meinen späteren Berufswunsch Journalist. Ich liebte die Personen und die Geschichten. Und ich spielte als Kind meine Reportergeschichten mit Playmobil nach. Meine Eltern kauften mir im Jahre 1984 das Playmobil Set 3468. Ich spielte gerne Lego und ich spielte gerne Playmobil. Und das Set 3468 war ein Kamerateam mit Übertragungswagen. Ich habe es geliebt und habe meine Art Lou Grant mit den Playmofiguren aus dem fränkischen Zirndorf nachgespielt. Die Farben waren freilich weißblau oder blauweiß. Das Team tvi Television international bestand aus einem Kameramann für eine Studiokamera, eine Ton-Dame, einen Redakteur mit Bart und einen mobilen Reporter. Vielleicht eine Art Bayerischer Rundfunk, denn die Farben waren ähnlich und die Bartträger unter den Redakteuren habe ich damals beim PresseClub München auch getroffen. Es gab einen Übertragungswagen in weiß mit einem blauen Streifen an der Seite, es gab Scheinwerfer und eine schwenkbare Studiokamera und einen Tonarm.

Am liebsten war mit allerdings der Reporter. Er hatte eine Filmkamera (wahrscheinlich 16 mm) in der Hand und einen Rucksack auf dem Rücken. Wahrscheinlich war damals der Akku-Pack untergebracht. Diesen Typen schickte ich auf meine journalistischen Reisen. Im Grunde war er so eine Art Gerd Ruge, Peter Scholl-Latour, Peter von Zahn oder Dieter Kronzucker, wie meine Helden damals in der realen Welt hießen. Den Namen meines Reporters habe ich vergessen. Ich glaube, er hieß immer wieder anders und musste ja auch in unterschiedliche Rollen schlüpfen. Mein Reporter besuchte Cowboys und Indianer, war Kriegsberichterstatter, reiste zu Piraten und er filmte auch eine königliche Playmobil-Hochzeit – Charles und Diana hinterließen auch bei mir als Jugendlicher ihre Spuren.
Irgendwann spielte ich nicht mehr mit Playmobil. Ich war zu alt. Meine Reporter verkaufte ich auf dem Flohmarkt und habe heute nur noch das Drehgestell der Studiokamera. Geblieben ist eine nette Erinnerung und ein weiterer Mosaikstein meines Berufswunsches, den ich später auch umgesetzt habe. Das Spiel mit meinem Playmobil-Reportern hat mich geprägt. Was kann es Schöneres geben?

blauweiß weißblau – egal, Hauptsache Twitter

16. April 2017

Nachdem ich meinen jüngsten Beitrag für die IronBlogger-Parade zum Thema blauweiß/weißblau über unsere Wellensittiche Lilly und Sinatra geschrieben habe, liegt es nahe, dass ich beim Gezwitscher bleibe: Welches Vögelchen passt am besten in eine solche Parade? Klar, der Twitter-Vogel.


Ich bin ein überzeugter Twitterer und zwitschere unter @redaktion42 den lieben langen Tag. Mit meiner Frau @spinosa1967 sind wir wie andere auch als als twitterndes Ehepaar bekannt. Aber Twitter ist für mich mehr als ein bisschen Zeitvertreib. Es ist für mich eine Art Stammtisch, der 24 Stunden 365 Tage lang geöffnet hat. Ich finde hier Weisheiten, dumme Sprüche, aktuelle News, schlüpfrige Anmache, Kampagnen, Provokationen, Hilferufe und vieles mehr unter einem Dach. Ich nutze Twitter zur Unterhaltung, als Inspiration, als Newsquelle, als Recherchetool und und und.
In meinem Seminaren über Medienkompetenz an Schulen kommt Twitter leider nur am Rande vor. Twitter ist vielen Leuten einfach zu blöd. Die formale Begrenzung auf 140 Zeichen sorgt dafür, dass Jugendliche in meinem Umfeld nicht so stark vertreten sind. In 140 Zeichen muss man mit der deutschen Sprache umgehen können und bei Donaudampfschifffahrtsgesellschaft wird es in Twitter recht eng. Auch der Humor mutet für viele Seminarteilnehmer etwas seltsam an. #hach, #flausch, #ausgruenden geht ja gerade so – bei #mimi blicke in in meinem Seminaren in fragende Gesichter. Wer will denn schon mit Beaker vom Muppet Labor von Professor Bunsenbrenner identifiziert werden, dessen einziger Wortschatz eben das mimi ist?

Ich sag nur mimi

Ich sag nur mimi

Aber egal: Twitter ist für mich eine wunderbare Bereicherung. Leute glauben manches Mal, dass man Twitter komplett auslesen muss. Viel Spaß dabei. Ich habe durch Twitter den Satz eines US-Studenten begriffen: „Wenn die Nachricht wichtig für dich ist, wird sie einen Weg zu dir finden.“ Für mich ist Twitter ein wichtiger Bestandteil meiner Social Media-Kultur. Auch für meine politische Kundschaft gehört Twitter dazu: @RegSprecher habt es in Deutschland vorgemacht, der US-Präsident hat die absolute Macht von Twitter verstanden und publiziert an den Medien vorbei direkt zu seinen Anhängern und zu den Medien. Twitter ist ein geniales Massenmedium mit Rückkanal – einfach der Hammer. Ich muss nicht via in Facebook befreundet sein, sondern kann folgen wem ich will, ohne dass ich mit ihm befreundet sein muss. Und wenn einer glaubt, dass er nur senden will im Sinne von traditionellen Massenmedien, dann wird er auch bald wieder entfreundet – so einfach ist das. Liebe Politiker – nur senden ist so 20. Jahrhundert.

Ich bin seit 24. Oktober 2008 dabei.

Ich bin seit 24. Oktober 2008 dabei.

In Twitter habe ich neue Bekanntschaften, ja sogar Freundschaften geschlossen. Einige sind auch wieder zerbrochen. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. Ich habe durch Twitter Personen kennengelernt, die ich im realen Leben nie getroffen hätte. Ich wurde mit Meinungen konfrontiert, die niemals meine eigenen wären. Ich lernte durch Twitter mehr Toleranz, den anderen Blick auf eine Sache. Nicht so eine Filter Bubble wie in Facebook, in der ich nur in meiner eigenen Meinung bestätigt werde. Für mich bedeutet Twitter eine neue von Freiheit und Verantwortung zugleich. Der weiße Vogel auf blauem Hintergrund ist für mich ein Symbol der neuen Zeit geworden. Die Welt wäre ohne Twitter ärmer und es wäre schade, wenn dieses Tool verschwinden würde.
Twitter bedeutet Senisbilität. Ich habe Leute kennengelernt, die ohne dieses Tool noch einsamer wären als sie es ohnehin sind. Ich habe Selbstmordankündigungen erlebt und wie eine ganze Gemeinschaft zur Rettung eilte. Ich habe kollektive Trauer und Freude erlebt. Ich habe Trolle und Social Bots erlebt, die herumholzen. Und ich habe Aktionen wie Twittagessen oder Weihnachtstwicheln erlebt und ich bin im Mai 2014 zu den IronBlogger über Twitter gestoßen. Jeder hat seine Geschichte in Twitter und ich bin gespannt auf eure. Was bedeutet Twitter für dich?

Was für ein Genuss! Bockbier gereift im Sherryfass

15. April 2017

Der  St. Stephansbock ist neun Monate im Sherryfass gereift.

Der St. Stephansbock ist neun Monate im Sherryfass gereift.

Ich hatte die Ehre an einer exklusiven Vorabverkostung am Rande einer privaten Party beizuwohnen. Obwohl das Getränk erst in rund zwei Wochen offiziell in den Handel kommt, durfte ich die neue Kreation der Privatbrauerei Zötler aus Rettenberg/Allgäu kosten und bin restlich begeistert. Es handelt sich um die Braukunst des St. Stephansbocks.
Bockbiere gibt es in Bayern viele, aber der Geschmack des St. Stephansbocks ist einmalig. Das Bier mit 7,2 Prozent Alkohol ist im Sherryfass gereift. Insgesamt neun Monaten reift das Bier in diesen Fässern und nimmt das Aroma an. Das Bier wird in brauen 0,33 Liter Flaschen vertrieben. Die Flaschen werden dann in Papier eingeschlagen mit einer humorvollen Schwarzweiß-Zeichnung darauf. Das Bild zeigt die Brauerei mit Braumeister auf einem Fass. Ein Kollege verpackt rechts die Flaschen, links experimentiert ein Wissenschaftler an der optimalen Bierrezeptur. Wunderbar ist die herausspritzende Zunge als Zeichen der höchsten Konzentration. Ein Alphornbläser im Vordergrund beschallt die Flaschen. Auf dem Bild gibt es so viele Details zu entdecken, dass man das Papier gar nicht entsorgen mag.
Geplant ist den St. Stephansbock auch über den Online-Shop zu vertreiben. Auf jeden Fall wird es ihn bei den Partnern im Allgäu zu trinken geben. Der St. Stephansbock kommt als Limited Edition auf dem Markt, also muss ich mich beeilen, ein paar Flaschen Bock aus dem Sherryfass zu sichern.

So viele nette Details gibt zu entdecken.

So viele nette Details gibt zu entdecken.

Chinesische Gobelins im Allgäu

14. April 2017
Im Hotel Prinz Luitpold Bad in Hindelang gibt es viel zu entdecken.

Im Hotel Prinz Luitpold Bad in Hindelang gibt es viel zu entdecken.

In meinem Lieblingsferienhotel Prinz Luitpold Bad in Bad Hindelang im Allgäu gibt es immer wieder erstaunliche Details zu entdecken. In jedem meiner Urlaube im Hotel Prinz Luitpold Bad gehe ich in diesem geschichtsträchtigem Haus auf Entdeckungsreise und werde fündig. Dieses Mal habe ich zwei interessante chinesische Gobelins entdeckt, von denen einer mir ans Herz gewachsen ist.

In einem Treppenaufgang des Hotels Prinz Luitpold Bads hängen Kostenberechnung Gobelins aus China.

In einem Treppenaufgang des Hotels Prinz Luitpold Bads hängen Kostenberechnung Gobelins aus China.

Im einem der zahlreichen Treppenaufgänge hängen zwischen zweiten und dritten Stock zwei kostbare Gobelins mit chinesischen Motiven, die einen Mann und eine Frau darstellen. Mir selbst gefällt das Frauenmotiv deutlich besser. Wahrscheinlich erinnert mich das schütternde Haar des Mannes zu sehr an mich selbst.


Wie kommen chinesische Gobelins nun in ein Hotel ins Allgäu? Armin Gross, Hotelier des Hotels Prinz Luitpold Bad, erzählte mir die wechselvolle Geschichte: Elisabeth Gross war zusammen mit ihrem Ehemann Alois Gross die zweite Generation der Gross-Familie im Hotel Prinz Luitpold Bad. Sie kam gebürtig aus Pforzheim und ihr Vater war Edelsteinhändler und Goldschmied. Elisabeths Mutter Friedl Schneider besuchte im Jahr 1928 einen wohlhabenden Juwelier in Barcelona. Begeistert bewunderte sie die beiden edlen Teppiche. Der Juwelier hatte sie von englischen Seefahrern erworben, die aus China in den Mittelmeerraum reisten. In Spanien war es damals Sitte, dem Gast, wenn ihm etwas besonders gut gefiel, es ihm zum Geschenk zu machen. So kamen diese Teppiche von China über Barcelona und Pforzheim nach Bad Hindelang und sind nun im Familienbesitz der Familie Gross.

Möbel und Kunstwerke aus aller Welt sind im Hotel vereint. Die Lobby stammt u.a. Aus Schottland.

Möbel und Kunstwerke aus aller Welt sind im Hotel vereint. Die Lobby stammt u.a. Aus Schottland.

Persönlicher Nachruf auf Michael Ballhaus

13. April 2017

Deutschland hat einen großen Künstler und Handwerker verloren. Michael Ballhaus ist im Alter von 81. Jahren verstorben. Nachrufe und Würdigungen gibt es über diesen Lichtbildner zahlreiche im Netz. Ich selbst hatte eine recht ungewöhnliche Begegnung mit Michael Ballhaus.

Michael Ballhaus - ein wirklich großer Künstler. Foto: Lange

Michael Ballhaus – ein wirklich großer Künstler. Foto: Lange

Im Juli 2007 fand in Hannover die Veranstaltung Hands on HD statt bei der Kreative die damals neuen HD-Kameras ausprobieren konnten. Ich war als Chefredakteur der Digital Production vor Ort und berichtete über das Technikschnickschnack. Keynote-Speaker des Tages war der legendäre Michael Ballhaus. Wenn einer etwas von Kameras versteht, dann dieser Meister der Linse. Ein Interview wurde mir vom Veranstalter aus irgendwelchen Gründen verweigert, schade.
Irgendwann musste ich während des Tages auf die Toilette. Der getrunkene Kaffee war schließlich nur geliehen. Während ich also im Örtchen so herumstand, gesellte sich zu meiner Überraschung Michael Ballhaus neben mir. Er hatte das gleiche Bedürfnis wie ich. Professionell nickten wir uns zu.
Beim anschließenden Händewaschen stellte ich mich vor und fragte Ballhaus um ein kurzes Interview. Er willigte ein und wir führten ein kleines Gespräch über seine ungewöhnliche Kameraarbeit bei Coppolas Dracula und seine Lehrtätigkeit bei der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Unser Gespräch auf der Toilette wurde nicht gestört. Der Veranstalter, der mir das Interview verweigert hatte, wartete anständig vor der Türe. Nach 10 Minuten war alles im Kasten. Wir gingen unserer Wege. Ich hielt Michael Ballhaus die Türe auf, er huschte hinaus und ich folgte. Der Veranstalter warf mir einen kritischen Blick zu, ich grinste und Michael Ballhaus ging Richtung VIP-Bereich. Zuvor machten wir noch ein offizielles Foto vor dem Banner der Veranstaltung.
Vielen Dank lieber Michael Ballhaus für diese kleine und die vielen großen Geschichten. Sie drehen jetzt im Himmel mit den großen Meistern der Branche. Sie und ihr Werk bleiben unvergessen. Der Ballhaus-Kreis gehört heute zur Ausbildung eines Kameramannes dazu. Die Art Licht und Bewegung zu verbinden war wahrlich meisterhaft.

Musiktipp: infinite von Deep Purple

12. April 2017
Ich hab mal in die neue Deep Purple reingehört und bin recht angetan.

Ich hab mal in die neue Deep Purple reingehört und bin recht angetan.

Ob inFinite wirklich das letzte Studioalbum gewesen ist, sei dahin gestellt. Auf jeden Fall ist infinite eines der besten Studioalben der vergangenen Jahre. Deep Purple haben nochmals all ihre Kraft und Kreativität zusammengenommen und ein hervorragendes Hardrock-Album abgeliefert. Wenn es wirklich das letzte Studioalbum sein sollte, dann ist es ein krönender Abschluss einer jahrzehntelangen Erfolgsgeschichte. Die Herren um die 70 Jahre haben noch den Bogen raus und agieren als Band gleichberechtigter Mitglieder. Vergessen ist Ritchie Blackmore, der sich selbst ins Aus katapultierte und mit Mittelaltergezupfe und durch Rainbow-Revial seine Brötchen verdient. Auch Jon Lord spielt im Himmel die Orgel und schaut sicherlich wohlwollend auf die jüngste Besetzung seiner Deep Purple-Crew.
Ich habe mir die CD/DVD inFinite gekauft und freute mich schon beim Aufklappen. Das Innencover mit den Musikern aus Eis erinnert an In Rock von 19710 (danke Jörg). Natürlich ist kein Child in Time oder Smoke on the Water mehr dabei aber auf infinite gibt es solide Rockmusik, die einfach Spaß macht und vor Spielfreude nur so strotzt, wenn auch die Songqualität besser sein könnte. Wenn eine junge Band so ein Album heute abliefern würde, dann wären Kritiker aus dem Häuschen. Wenn Deep Purple so ein Album abliefert, sind nur noch die Fans aus dem Häuschen. Ihre Musik findet außerhalb des Mainstreams statt: Es ist schlichtweg sehr gut von Bob Ezrin produzierter Hardrock, aber er tut sich schwer als Ohrwurm. Deep Purple sind absolut begabte Instrumentalisten und auch Ian Gillan singt hervorragend, doch das Songschreiben ist nicht immer die Sache der Band. Sie werden nie ein Team wie Jagger/Richards oder gar Lennon/McCartney, aber im Grunde macht das auch nicht. Jeder Musiker Gillan, Glover, Paice, Morse und Airey bekommen ihren Raum und der alte Ian Paice ist mir eigentlich ans Herz gewachsen mit seiner Trommelei. Der alte Mann hat es immer noch drauf und gibt im Duett mit Roger Glover die notwendige Stabilität. Keyboards und Gitarren dürfen dann machen, was sie wollen.
Etwas verdutzt war ich dann doch als ich den letzten Song lauschte. Sind das nicht die Doors? Es ist schön, wenn sich Deep Purple mit Roadhouse Blues an ihre Wurzeln erinnern, aber warum nun?
Einen Hinweis gibt es, dass es vielleicht doch das letzte Studioalbum sein könnte. Steve Morse leidet unter Arthrose. In der beiliegenden DVD mit dem legendären Yes-Keyboarder Rick Wakeman als Sprecher spricht Morse offen über seine Krankheit. Ein Gitarrist mit fortschreitender Arthrose ist ein Widerspruch in sich. Morse wächst trotz sichtlicher Schmerzen bei den Aufnahmen über sich hinaus. Ein angeschlagener Morse ist besser als das Herr der Guitarheros da draußen. Ich werde mir das 2017 Konzert von Deep Purple ansehen und auf ihrer Goodbye-Tour dann auf Wiedersehen sagen.

Buchtipp: Panama Papers von Bastian Obermayer und Frederik Obermaier

11. April 2017

Ehre wem Ehre gebührt. Ich gratuliere dem Enthüllungsteam der Süddeutschen Zeitung um Bastian Obermayer und Frederik Obermaier zum Pulitzer-Preis für ihre Arbeit um die Panama Papers. Das ist Journalismus, wie er sein muss. Der Pulitzer-Preis ist quasi der Oscar der Journalistenbranche und wird 101. Mal verliehen. Dieses Mal wurden Medienschaffende in 21 Sparten ausgezeichnet, darunter auch das in Washington ansässige Internationale Netzwerk Investigativer Journalisten (ICIJ). Dieses Netzwerk trug zur Veröffentlichung der Panama Papers bei. Das Enthüllungsteam der SZ gehört diesem Netzwerk an und hat hier ganze Arbeit geleistet. Der Pulitzer-Preise zeichnet allerdings nur US-amerikanischen Journalismus aus und dennoch können sich die Münchner freuen. „Es ist keine Frage, dass dies ein viel größeres Projekt war“, so der Vorsitzende des Pulitzer-Preis-Gremiums, Mike Pride. Also: SZ, gut gemacht!

Das Buch zur Story: Panama Papers: Die Geschichte einer weltweiten Enthüllung

Das Buch zur Story: Panama Papers: Die Geschichte einer weltweiten Enthüllung

In der Krise liegt die Chance, so heißt es immer so schön. Der Journalismus befindet sich in einer tiefen Krise, denn alte Rezepte von Presse, Funk und Fernsehen funktionieren nicht mehr so, wie es Medienverantwortliche der alten Zeit gerne hätten. Die Digitalisierung entlässt ihre Kinder, um bei Wolfgang Leonhard zu klauen. Dennoch: Präsident Trump lässt die Branche zu neuen Ruhm in den USA kommen. Und solider recherchierter Journalismus ist wichtiger denn je. Die Veröffentlichung um die Panama Papers haben dies gezeigt und die haben auch gezeigt, dass Journalismus mit der Zeit gehen muss.
In ihrem Buch Panama Papers zeigen die beiden SZ-Journalisten Bastian Obermayer und Frederik Obermaier wie die Verbindung zwischen alten und neuem Journalismus gelingen kann. Der Umgang mit digitalen Quellen, die Recherche an Terabyte großen Datenmengen musste gelernt sein. Vor rund einem Jahr kam dann die SZ in Deutschland mit der Bombe heraus. Rund 200.000 Briefkastenfirmen betrieb die Kanzlei Mossack Fonseca in denen Prominente, Sportler und auch Politiker ihr Geld geparkt hatten. Die Themen Steueroasen und Geldwäsche wurden weltweit diskutiert und führte zu Ermittlungen auf der ganzen Welt. Eine Leistung, die eine einzelne Zeitung nicht leisten kann, dafür das Internationale Netzwerk Investigativer Journalisten (ICIJ). Die Digitalisierung muss endlich von einer konservativen Branche wie Zeitungsverlagen akzeptiert werden.
Schöne Worte gab es aus den USA: “Wir sind nicht in einer Phase des Niedergangs des Journalismus, sondern mitten in einer Revolution“, sagte der Vorsitzende des Pulitzer-Preis-Gremiums Mike Pride. Journalisten stünden heute unter anderem dank des Internet völlig neue Mittel zur Verfügung und sie nutzten sie gewinnbringend. Klingt alles sehr gut, dennoch sind Veröffentlichungen wie die Panama Papers für mich erst mal eine Ausnahme in der Welt des Journalismus. Aber an dem heutigen Tag will ich nicht jammern und kritisieren, sondern gratulieren.
Als die Meldung mich gestern Abend via Twitter von Frederik Obermaier  erreichte, holte ich noch nachts das Buch Panama Papers: Die Geschichte einer weltweiten Enthüllung hervor, das bei Kiepenheuer & Witsch erschienen ist. Der Verlag hatte es mir zur Rezension überlassen. Es zeigt den mühsamen Weg der Recherche dieser brisanten Materie. Anfangs war ich vom Stil des Buches nicht angetan, es waren mir zu viele private Schnupfengeschichten enthalten. Als ich dann zum journalistischen Recherchepart kam, wollte ich die Lektüre nicht unterbrechen. Es war ein bisschen wie meine erste Lektüre von Bernstein und Woodward mit ihrem All the president’s men. Es war spannend, unterhaltend, was 400 Reporter aus 80 Ländern um Schwarzgeld-Machenschaften aufdeckten. Ich empfehle ausdrücklich das Buch Panama Papers: Die Geschichte einer weltweiten Enthüllung von Bastian Obermayer und Frederik Obermaier jeden, der sich über guten Journalisten interessiert, jeden, der über die Lügenpresse skandaliert und jedem Medienunternehmer, der im Zeitalter der Digitalisierung bestehen will – und das gilt auch für schwäbische Unternehmer.