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Oktoberfest 2025: Der Einzug der Wiesnwirte

21. September 2025

Mit der feierlichen Eröffnung des Oktoberfestes beginnt in München jedes Jahr ein Schauspiel, das mehr ist als bloße Folklore – es ist ein lebendiges Ritual, eine Mischung aus Prachtzug, Volkskultur und einem Schuss ausgelassener Vorfreude. Der Wiesn-Einzug der Festwirte markiert dabei den großen Auftakt. Meine Frau war eingeladen beim Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (kda), die ein Büro im Hochparterre direkt an der Ecke Schwanthaler Straße/Hermann-Lingg-Straße haben. An den Fenster zog der gesamte Festzug vorbei und für uns gab es Weißwurst, Brezn und Bier.

Wenn die Brauereiwagen, schwer beladen mit kunstvoll gezirkelten Holzfässern, von kräftigen Rössern durch die Straßen gezogen werden, wenn die Kapellen die typischen Märsche anstimmen und sich die Fahnen der einzelnen Wirtshäuser heben, dann liegt eine feierliche Spannung in der Luft. Die erste Kapelle des Festzuges stammt aus meinem Wohnortdorf: Der Fanfarenzug Gernlinden


Die Bierkutschen wirken wie rollende Kathedralen des Hopfens, strahlend verziert und doch bodenständig im Ausdruck. Familien säumen die Straßen, Kinder recken die Hälse, und vor allem Touristen reiben sich verwundert die Augen, wie viel Hingabe und stolze Gelassenheit in diesem Auftakt steckt. Hier der (fast) komplette Einzug als Film:

Und wem es zu lange dauert, hier eine Zeitrafferaufnahme:

Es ist das große „O’zapft is“ zum Zuschauen – noch ohne Bierkrüge, aber voller Geist. Die Gespanne haben in der Regel sechs Pferde, dahinter in der offenen Kutsche die Promis. Ich habe den Oberbürgermeister Dieter Reiter und Landtagspräsidentin Ilse Aigner gesehen. Reiter brauchte später trotz Schulterverletzung zwei Schläge beim Bieranstich, den ich via iPhone verfolgt habe. Die erste Maß bekam traditionell der bayerische Ministerpräsident. Der Franke Söder hatte im zweiten Jahr eine Lederhose an. Ist das kulturelle Aneignung?

Und genau in dieser Stunde, in der die Tradition in ihrer reinsten Form glänzt, geschieht zugleich das skurrile Schauspiel der Nebenschauplätze: das große Defilee der Fantasie-Dirndel. Da blitzt Neonpink im Sonnenlicht, begleitet von blinkenden Pailletten, tief ausgeschnittenen „Kleidchen“, die eher an einen Diskoabend in Ibiza erinnern als an bayerische Festkultur. Man meint fast, die Trägerinnen müssten gleich in die Manege, um Jonglierbälle oder Leuchtschwerter hervorzuholen.

Da werden knielange Polyester-Schürzchen getragen, die mit heißer Nadel gestrickt scheinen und eher den Eindruck erwecken, man sei auf dem Weg zur Apres-Ski-Party, nicht zum festlichen Bieranstich. Und nicht selten huscht einem ein amüsiertes Schmunzeln über die Lippen, wenn ausländische Besucher selbstbewusst in Fantasie-Dirndeln erscheinen, die aussähen, als wären sie vom Faschingsstand Restposten: Trachten-Couture auf Speed.

Auf dem Weg zur Wiesn gibt es allerhand Pop Up-Läden, die den Wiesnbesucher noch mit Billig-Outfit versorgen. 50 Euro für eine Lederhosen (Stretch) oder Dirndl wahlweise. Dazu Federn auf dem Hut.

Doch wer die echte Eleganz kennt, weiß den Unterschied sofort. Ein authentisches bayerisches Dirndl strahlt Würde und zugleich Schlichtheit aus. Es lebt von Stoffen, die schmeicheln, von Farbkombinationen, die Tradition und Stil verbinden. Ein Dirndl betont Figur und Haltung, ohne seine Trägerin zu verkleiden – es verleiht einen Hofstaat an Haltung und Heimatgefühl, ob es nun schlicht für den Alltag oder festlich zur Wiesn gefertigt ist. Die Schürze, sorgfältig gebunden, spricht ihre ganz eigene Sprache, die Farben tragen symbolische Tiefe, und die feinen Verzierungen oder Stickereien sind Ausdruck von Handwerkskunst, nicht von Karnevalsstimmung. Ein solches Kleid ist gelebte Kultur: generationsübergreifend, zeitlos, voller Würde, und doch lebendig, weil es immer wieder neu interpretiert werden darf – aber eingepasst in ein Rahmenwerk, das Respekt trägt. Meine Frau besitzt zahlreiche Dirndl, mal als Alltags- mal als Festgewand, aber niemals als Verkleidung. Ich habe keine Tracht, das ist nicht so mein Ding. Ich bin in Tweed gekleidet, da fühle ich mich wohler. Aber es gilt die Liberalitas Bavariae – leben und leben lassen.

Das Oktoberfest lebt genau von diesem Spannungsfeld: dem ehrwürdigen Einzug der Wirte auf prachtvollen Wagen, der Blasmusik, den Fahnen, dem kollektiven Jubel – und zugleich dem bunten, manchmal bizarren Treiben auf den Seitenwegen. Der Spott über Plastik-Dirndel im Barbie-Look gehört fast schon zum Fest dazu, wie eine satirische Randnotiz im Oktoberfest-Kontrastprogramm. Aber gerade dieser Gegensatz führt einem die Schönheit des Echten noch deutlicher vor Augen. Denn am Ende, wenn das erste Fass angestochen wird, die Kapellen den „Prosit der Gemütlichkeit“ anstimmen und das große Volksfest offiziell beginnt, bleibt ein Gefühl zurück, das jedes Jahr aufs Neue Herzen bewegt: dass diese Mischung aus Tradition, Stolz und feinsinnigem Humor das eigentliche Geheimnis der Wiesn ist. Ein Fest, das die Welt einlädt – und das zugleich immer wieder zeigt, dass Heimat und Eleganz ihren festen Platz haben, mitten zwischen Lachen, Maßkrug und Musik.

Die Preise sind so eine Sache
Auf der Wiesn 2025 müssen Besucher erneut tiefer in die Tasche greifen: Der Preis für eine Maß Bier liegt heuer zwischen rund 14,70 und 15,90 Euro, je nach Festzelt. Auch bei den Speisen sind die Kosten weiter gestiegen – ein halbes Hendl kostet im Schnitt über 15 Euro, weitere typische Schmankerl wie Brezn, Radi oder Schweinshaxn schlagen ebenfalls spürbar teurer zu Buche. Damit setzt sich der seit Jahren anhaltende Preistrend auf dem Oktoberfest fort. Die Zelte sind voll, rappelvoll.

Woher kommt es?
Die Wiesn, das heute weltberühmte Oktoberfest, hat ihren Ursprung im Jahr 1810. Anlass war die Hochzeit des bayerischen Kronprinzen Ludwig, des späteren Königs Ludwig I., mit Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen. Zur Feier ließ man vor den Toren Münchens, auf der später nach der Braut benannten Theresienwiese, ein großes Volksfest veranstalten – mit Pferderennen, Musik und ausgelassener Stimmung. Die Begeisterung der Bevölkerung war so groß, dass man dieses Fest Jahr für Jahr wiederholte und es allmählich zu einer festen Tradition wurde. Aus dem einstigen Hochzeitsfest entwickelte sich ein Volksfest von internationalem Rang, das heute Millionen Menschen anzieht – immer noch auf derselben Wiese, die damals den Grundstein legte.

Dank für die Einladung
Meine Frau wurde von der kda eingeladen. Der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (kda) Bayern ist eine Einrichtung der evangelischen Kirche, die seit Jahrzehnten Brücken zwischen Glaube und Arbeitswelt schlägt. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie christliche Werte in Berufsleben, Wirtschaft und Gesellschaft erfahrbar werden können. Der kda begleitet Arbeitnehmer ebenso wie Betriebe durch Beratung, Bildungsangebote und ethische Orientierung. Dabei geht es nicht nur um Fragen von Arbeitsrecht oder Mitbestimmung, sondern auch um Sinn, Fairness und Verantwortung im Umgang miteinander. Mit Tagungen, Gottesdiensten am Arbeitsplatz und Projekten zur sozialen Gerechtigkeit setzt der kda Bayern wichtige Impulse, die zeigen: Kirche ist nicht nur im Gotteshaus präsent, sondern mitten in den Werkhallen, Büros und Betrieben des Alltags. Peter Lysy, Pfarrer und Leiter kda Bayern, hielt eine kurze Begrüßung.

Dank an die Polizei
Mein herzlicher Dank gilt der Münchner Polizei und Feuerwehr und die ganze Blaulichtfamilie, die mit großem Einsatz und hoher Professionalität den Wiesn-Einzug der Festwirte begleitet und abgesichert hat. Durch sorgfältige Vorbereitung, sichtbare Präsenz und das besonnene Eingreifen, wo es nötig war, haben die Beamten dafür gesorgt, dass dieser festliche Auftakt nicht nur reibungslos, sondern auch in entspannter und fröhlicher Atmosphäre stattfinden konnte. Ihr Engagement schafft Vertrauen und vermittelt das Gefühl von Sicherheit, damit Besucher aus aller Welt unbeschwert die Tradition und Gastfreundschaft Münchens genießen können.

Teuflisch: Fußabdruck des Teufels in der Frauenkirche München

18. Februar 2025

Ich liebe mystische Geschichten und freue mich immer, wenn interessierte Gesprächspartner dazu finde. So unlängst geschehen in der Münchner Frauenkirche, als ich Touristen den Teufelsabdruck zeigen konnte. Es regnete an diesem Tag und so suche ich Schutz in dem Gotteshaus und stieß auf Tourist, denen ich ein Ohr abkauen konnte.

Der Münchner kennt freilich die Geschichte des Teufelsabdruck als ein faszinierendes und mysteriöses Detail, das seit Jahrhunderten die Fantasie der Menschen beflügelt. Die Frauenkirche, auch bekannt als Dom zu Unserer Lieben Frau, ist ein bedeutendes Wahrzeichen meiner Geburtsstadt München und ein Meisterwerk der spätgotischen Architektur. Der Teufelsabdruck, der sich im Eingangsbereich der Kirche befindet, ist ein besonderes Merkmal, das zahlreiche Legenden und Geschichten hervorgebracht hat.

Die Geschichte der Frauenkirche
Die Frauenkirche wurde im 15. Jahrhundert erbaut und ist die Kathedrale des Erzbistums München und Freising. Der Bau der Kirche begann 1468 unter der Leitung des Architekten Jörg von Halsbach und wurde 1488 vollendet. Die Kirche ist bekannt für ihre beeindruckenden Türme, die die Skyline von München prägen, und ihre prächtige Innenausstattung. Die Frauenkirche ist nicht nur ein religiöses Zentrum, sondern auch ein bedeutendes kulturelles und historisches Denkmal.

Der Teufelsabdruck: Legende und Mythos
Der Teufelsabdruck ist ein Abdruck, der sich im Boden des Eingangsbereichs der Frauenkirche befindet. Es handelt sich um eine Vertiefung im Stein, die die Form eines Fußabdrucks hat. Dieser Abdruck ist von zahlreichen Legenden umgeben, die sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt haben.

Eine der bekanntesten Legenden besagt, dass der Teufel höchstpersönlich die Kirche besucht habe, um sich über die Pracht und Schönheit des Bauwerks zu ärgern. Der Teufel soll versucht haben, die Kirche zu zerstören, aber er scheiterte. In seiner Wut stampfte er mit dem Fuß auf den Boden und hinterließ dabei seinen Abdruck. Eine andere Version der Legende erzählt, dass der Teufel versuchte, die Kirche zu betreten, aber von einem Engel daran gehindert wurde. In seinem Zorn hinterließ er seinen Fußabdruck im Eingangsbereich.

Die beste Geschichte
Der Mythos besagt, dass der Baumeister der Frauenkirche, Jörg von Halspach, einen Pakt mit dem Teufel geschlossen habe. Der Teufel versprach, beim Bau nicht zu stören, wenn das Gebäude fensterlos bliebe – wohl in der Annahme, dass es dann ein dunkler, gottloser Ort werden würde. Als die Kirche schließlich fertiggestellt war, trat der Teufel neugierig in das Gotteshaus und stellte sich genau an den Punkt, an dem sich heute der Abdruck befindet. Von dort aus konnte er tatsächlich keine Fenster sehen, da sie von den Säulen verdeckt wurden. Doch als er einen Schritt weiter ging, entdeckte er, dass der Baumeister ihn getäuscht hatte und die Kirche sehr wohl über viele Fenster verfügte.

Vor Wut stampfte der Teufel so heftig auf den Boden, dass sein Fußabdruck im Stein hinterblieb. Danach versuchte er, das Gebäude mit einem Sturm zum Einsturz zu bringen, doch die massiven Mauern hielten stand. Der Wind, der oft um die Türme der Frauenkirche weht, soll laut Legende ein Überbleibsel seines zornigen Versuchs sein.

Historische und kulturelle Bedeutung
Unabhängig von den Legenden hat der Teufelsabdruck eine bedeutende historische und kulturelle Bedeutung. Er ist ein Symbol für die mittelalterliche Vorstellung von Gut und Böse und die ständige Präsenz des Teufels in der Welt. Der Abdruck erinnert die Besucher der Kirche daran, dass das Böse immer gegenwärtig ist, aber auch, dass der Glaube und die göttliche Macht stärker sind.

Der Teufelsabdruck ist auch ein Beispiel für die reiche Folklore und die mündlichen Überlieferungen, die in Europa weit verbreitet sind. Solche Geschichten und Legenden tragen dazu bei, die kulturelle Identität und das Erbe einer Region zu bewahren.

Wahrscheinlich ist der Abdruck das Werk eines Künstlers oder Baumeisters, das über die Jahrhunderte mit einer Legende verwoben wurde, um das Bauwerk mystischer wirken zu lassen. Die besondere architektonische Anordnung der Säulen, die die Sicht auf die Fenster verdeckt, ist ein beeindruckendes Detail der Frauenkirche und könnte die Grundlage für die Sage geliefert haben.

Touristische Attraktion
Der Teufelsabdruck ist nicht nur ein historisches und kulturelles Artefakt, sondern auch eine beliebte touristische Attraktion. Jährlich besuchen Tausende von Touristen die Frauenkirche, um den berühmten Abdruck zu sehen und die Legenden zu hören, die sich darum ranken. Der Teufelsabdruck ist ein fester Bestandteil der Führungen durch die Kirche und wird oft in Reiseführern und touristischen Broschüren erwähnt.

Wissenschaftliche Erklärungen
Neben den Legenden gibt es auch wissenschaftliche Erklärungen für den Teufelsabdruck. Einige Historiker und Archäologen vermuten, dass der Abdruck möglicherweise während des Baus der Kirche entstanden ist. Es könnte sich um eine natürliche Vertiefung im Stein handeln, die durch Abnutzung oder andere natürliche Prozesse entstanden ist. Andere Theorien besagen, dass der Abdruck absichtlich von den Baumeistern der Kirche geschaffen wurde, um die Legenden und Geschichten zu fördern und die Kirche noch mystischer und anziehender zu machen.

Buchtipp: Die Linie 7: Eine Reise durch das Herz von New York

6. Dezember 2024

Es gibt Ideen, die so gut sind, dass sie schon von jemanden umgesetzt wurden, bevor ich dazu komme. Wenn ich mal wieder nach New York City reise, dann wollte ich eine Blogserie über die U-Bahn-Linie 7 machen. Aber wie ich sehe, hat National Geographic die Idee bereits als Foto- und Lesebuch umgesetzt und es ist ein tolles Buch geworden. Es ist wunderschönes Storytelling von Julius Schrank und Bruce Northam, vielleicht ein bisschen werblich, aber weil es meine Traumstadt New York ist, bin ich hier großzügig.

Die U-Bahn-Linie 7 ist eine der bekanntesten und meistgenutzten Strecken des New Yorker U-Bahn-Systems. Sie verbindet den Stadtteil Queens mit Manhattan und spielt eine zentrale Rolle im täglichen Pendelverkehr. Die Linie 7 wird von der Metropolitan Transportation Authority (MTA) betrieben und bietet sowohl lokale als auch Expressdienste an. Aufgrund ihrer Route und der Vielzahl an wichtigen Haltestellen wird die Linie oft als Lebensader für Pendler und Touristen bezeichnet.

Streckenverlauf und Haltestellen
Die Linie 7 erstreckt sich von 34th Street-Hudson Yards in Manhattan bis nach Flushing-Main Street in Queens. Sie umfasst insgesamt 22 Stationen, von denen einige sowohl lokale als auch Expresszüge bedienen. Die Strecke ist etwa 15 Kilometer lang und verbindet zentrale Geschäftsviertel mit Wohngebieten, Kulturstätten und touristischen Attraktionen.

Wichtige Haltestellen für mich
34th Street-Hudson Yards: Diese Station ist der westliche Endpunkt der Linie und wurde 2015 eröffnet. Sie befindet sich im aufstrebenden Hudson Yards-Viertel, einem der größten Immobilienentwicklungsprojekte in New York City.
Times Square-42nd Street: Diese Station ist ein wichtiger Knotenpunkt und bietet Anschluss an zahlreiche andere U-Bahn-Linien sowie an den Port Authority Bus Terminal.
Grand Central-42nd Street: Ein weiteres zentrales Drehkreuz, das Verbindungen zu Metro-North-Zügen und mehreren U-Bahn-Linien bietet.
Vernon Boulevard-Jackson Avenue: Diese Haltestelle in Long Island City bietet Zugang zu einem der kulturell und wirtschaftlich am schnellsten wachsenden Viertel von Queens.
Citi Field/Willets Point: Diese Station ist besonders an Spieltagen der New York Mets im Citi Field oder während der US Open im nahegelegenen Billie Jean King National Tennis Center stark frequentiert.
Flushing-Main Street: Der östliche Endpunkt der Linie und ein pulsierendes Zentrum für die asiatisch-amerikanische Gemeinschaft in Queens.

Geschichte der Linie 7
Die Linie 7 wurde erstmals 1915 in Betrieb genommen, damals als Teil des Interborough Rapid Transit (IRT)-Netzes. Ihre ursprüngliche Aufgabe bestand darin, die schnell wachsenden Wohngebiete in Queens mit den Geschäftsvierteln in Manhattan zu verbinden. Der Ausbau der Linie erfolgte in mehreren Phasen, und 1928 wurde die Endstation Flushing-Main Street eröffnet. Mit der Zeit entwickelte sich die Linie 7 zu einer der wichtigsten Verkehrsachsen für die Bewohner von Queens.
Im Jahr 2015 wurde die Linie im Westen um die Station 34th Street-Hudson Yards erweitert, was als Meilenstein für den Nahverkehr in Manhattan gilt. Diese Verlängerung war das erste große Neubauprojekt des U-Bahn-Systems seit Jahrzehnten und wurde mit dem Ziel realisiert, die Entwicklung des Hudson Yards-Viertels zu unterstützen.

Technische Besonderheiten
Die Linie 7 ist für ihre Panorama-Ausblicke bekannt, insbesondere entlang der erhöhten Abschnitte in Queens. Reisende genießen einen einzigartigen Blick auf die Skyline von Manhattan, den East River und die belebten Straßen von Queens. Ein weiterer technischer Aspekt ist das moderne Signalsystem, das für die Verlängerung zur Hudson Yards installiert wurde. Es ermöglicht einen effizienteren Zugbetrieb und soll künftig auf die gesamte Linie ausgeweitet werden.

U-Bahn in New York ist eine ganz eigene Welt.
U-Bahn in New York ist eine ganz eigene Welt.

Bedeutung für die Stadt
Die Linie 7 wird täglich von Hunderttausenden Menschen genutzt und ist damit eine der meistbefahrenen Linien im MTA-System. Sie verbindet nicht nur Wohngebiete mit Geschäfts- und Kulturzentren, sondern trägt auch zur wirtschaftlichen Entwicklung der von ihr bedienten Stadtteile bei. Besonders während Großereignissen wie Mets-Spielen oder der US Open ist die Linie ein unverzichtbares Verkehrsmittel für Besucher aus der ganzen Stadt und darüber hinaus.
In der Zukunft plant die MTA, die Kapazität der Linie weiter zu erhöhen und möglicherweise neue Technologien einzuführen, um den Betrieb noch effizienter zu gestalten. Die Linie 7 bleibt eine zentrale Komponente des öffentlichen Nahverkehrs in New York City und wird auch in den kommenden Jahren eine Schlüsselrolle spielen, um die wachsende Bevölkerung der Stadt zu bedienen. Lust auf New York bekommen? Wenn nicht in den Flieger steigen, dann zumindest dieses Buch lesen: Die Linie 7: Eine Reise durch das Herz von New York

Und hier hab ich über meine Lieblingsfotoreiseführer von New York gebloggt. Viel Spaß.

Was macht der Ottifant bei den Fugger in Augsburg?

15. Mai 2021

Jakob Fugger könnte man als den Bill Gates des Mittelalters bezeichnen, zumindest was sein Vermögen betraf. In Augsburg lassen sich die Fuggergebäude noch immer bestaunen. In der Maximilianstraße, der kunsthistorischen Prachtstraße der Stadt Augsburg, gibt es an der Fugggerbank einen Ottifanten zu sehen. Diese Comicfigur von Otto Waalkes ist im ersten Stock an der Fassade zu finden.

Was macht der Ottifant an der Augsburger Fuggerbank?

Es war aber nicht der ostfriesische Komiker meiner Jugend, der sein Wahrzeichen dort an die Bank gepinselt hat. Vielmehr war es Anastasia Fugger von Babenhausen, eine Nachfahrin des Jakob Fugger (1459-1525). Wann genau der Ottifant an die Fassade kam, das konnte ich nicht ermitteln – vielleicht sollte ich bei Anastasia Jasmin Katharina Maria Gräfin Fugger von Babenhausen mal um ein Interview nachfragen.

Ich habe nur die Achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts als Entstehungszeit gefunden, wobei die Gräfin erst am 2. Juli 1986 in Palm Beach geboren wurde. Der Original-Ottifant ist ein paar Jahre älter. Bereits 1972 zierte das Rüsseltier das Cover von Ottos erster Schallplatte seines eigenen Labels „Rüssl Räckords“

Fest steht aber, dass bei den Renovierungs- und Fassadenarbeiten im Jahre 1993 der Ottifant nicht übermalt, sondern vielmehr erhalten blieb. Er wurde zudem um den Schriftzug „renoviert 1993“ ergänzt.
So viel Humor hätte ich den Nachfahren der Fugger nicht zugetraut. Mir gefällt es und zaubert auch den Augsburger Touristen ein Lächeln ins Gesicht.

Frauenkirche Nürnberg – QR Code im Gotteshaus

2. Oktober 2015

Die Frauenkirche in Nürnberg.

Die Frauenkirche in Nürnberg.

Da sage noch einer, die Kirche geht nicht mit der Zeit. Bei einem Besuch der Frauenkirche in Nürnberg fand ich einen sinnvollen Einsatz von QR-Codes. Die Kirche am Hauptmarkt in Nürnberg wird von vielen Touristen aus aller Herren Länder besucht und die katholische Kirche im protestantischen Franken direkt am Hauptmarkt ist wirklich einen Besuch wert. Interessiert schauen sich die Touristen das gotische Gotteshaus an. Es gibt viel zu entdecken. Einen Kirchenführer hat natürlich kaum keiner dabei.
Hier hat die Kirchenverwaltung aber hervorragend vorgesorgt. An Eingang der Kirche gibt es zahlreiche Informationen über die Frauenkirche in verschiedenen Sprachen. Die Kirchenbesucher können sich ein Informationsblatt in ihrer Sprache ausleihen und auf Tour gehen. Nach ihrer Besichtigung sollten sie das Blatt wieder abgeben.

Kirchenführer zum Ausleihen.

Kirchenführer zum Ausleihen.

Aber die Kirchenverwaltung geht noch einen Schritt weiter. Die Infos gibt es auch im Netzt und können via QR Code geladen werden. Ein Hinweisschild besagt, dass es die Informationen in Deutsch, Englisch und Französisch gibt.

Das Schild ist falsch. Es gibt noch viel mehr Sprachen.

Das Schild ist falsch. Es gibt noch viel mehr Sprachen.

Hab ich gleich gemacht und andere Touristen taten es mir gleich. QR-Code-Reader aktiviert und so kam ich auf die Website der Frauenkirche zu den PDFs. Zu meiner Überraschung gab es die Kirchenführer nicht nur in den drei Sprachen Deutsch, Englisch und Französisch, sondern in insgesamt elf Sprachen. Super Service, aber wenn davon keiner etwas mitbekommt, dann besteht hier noch Verbesserungsbedarf. Unbedingt sollte das Hinweisschild um auf die ingesamt elf Sprachen ergänzt werden, sonst geht die ganze PR-Wirkung komplett verloren. Gut gemeint, aber leider in der Umsetzung verhungert.

In elf Sprachen wird der Kirchenführer als PDF angeboten.

In elf Sprachen wird der Kirchenführer als PDF angeboten.

Einen Witz am Rande gibt es natürlich auch. Die Kirchenverwaltung hat den Kirchenführer, der in der Kirche ausliegt, einfach 1:1 ins Netz gestellt. So habe ich jetzt auf meinem geladenen PDF am Smartphone folgenden Satz: „Um Sie auf ihrem Weg durch diese Kirche zu begleiten, haben wir dieses Blatt entworfen. Damit auch die nachfolgenden Gäste eine Hilfe haben, bitten wir Sie herzlich, dieses Blatt am Ende Ihres Besuchs wieder zurückzulegen!“ Vielleicht sollte ich es einmal probieren.

360 Grad Aufnahme der Frauenkirche Nürnberg. Wer es in 360 Grad sehen will, bitte den nachfolgenden Link klicken.

360 Grad Aufnahme der Frauenkirche Nürnberg. Wer es in 360 Grad sehen will, bitte den nachfolgenden Link klicken.

Und hier gibt es den Innenraum der Kirche als 360 Grad Aufnahme.

Schottischer Nationalstolz – meine Erfahrungen

18. September 2014

Am Tag des Referendums werde ich meine Schottland-Fahne hissen.

Am Tag des Referendums werde ich meine Schottland-Fahne hissen.

Einige Male durfte ich Schottland besuchen und ich habe mich in das Land und seine Leute verliebt. Sogar meine Hochzeitsreise habe ich in diese raue, aber herzliche Schottland gemacht. Jetzt ist die Unabhängigkeit der stolzen Schotten möglich. Wie sich die Schotten entscheiden, sollen sie unter sich ausmachen, dazu brauchen sie keine Ratschläge von mir oder anderen.
Ich erinnere mich nur an verschiedene Erlebnisse, die ich in diesem Land hatte. Sie drehen sich um den Nationalstolz dieses stolzen Volkes.
Das erste Ereignis trug sich bei einer Pressereise nach Schottland zu, um die schottische Spieleentwickler-Szene kennenzulernen. Ich hatte vergessen, Geld zu tauschen. Der Euro ist ja in Schottland nicht Zahlungsmittel. In Edinburgh gelandet, steuerte ein Kollege, der das gleiche Schicksal hatte, und ich zu einer Umtauschbude am Flughafen. Es war nichts los und die junge Dame hinter dem Counter war sichtlich gelangweilt von ihrem Job, von ihren Kunden und von der Welt an sich. Wir gaben unsere Euro und bekamen britische Pfund dafür. Die Queen blickte uns von den Geldscheinen streng an: Queen Elisabeth II, Königin der Briten. Mein Kollege, der in Schottland studiert hatte und die Gebräuche des Landes kannte, schüttelte den Kopf. Er schob die britischen Pfund wieder zurück über die Tresen und bestand höflich auf schottische Pfund. „Wir sind in Schottland und wollen schottische Pfund“ so oder ähnlich war seine Aussage.
Was dann geschah, konnte ich zunächst nicht glauben. Die gelangweilte junge Frau in der Wechselstube schien wie ausgewechselt. Sie blühte auf. Sie lachte, sie scherzte, sie freute sich und sie überreichte uns wortreich die schottische Pfund. Und dann kam sie hinter ihren Tresen hervor und umarmte uns. „Willkommen in Schottland“ sagte sie nicht ohne schwerem Akzent. Wow, soviel Nationalstolz hatte ich nicht erwartet und war begeistert. Mein allererster Eindruck von Schottland.
Mein zweites Erlebnis in Sachen Nationalstolz hatte ich auf unserer Hochzeitsreise. Wir waren irgendwo in den Highlands bei BB bei einer alten schottischen Lady. Nach dem Frühstück mit Tee packte meine Frau die Koffer in den Mietwagen, während ich mich ans Bezahlen machte. Ich zog die geforderten 30 Pfund aus meiner Börse und wollte sie der Wirtin überreichen. Als ich bemerkte, dass ich britische Pfund erwischt hatte, nahm ich die Geldnoten wieder und gab der Dame schottische Pfund. Sie beäugte mich und fragte mich dann, warum ich das gemacht habe. Ich antwortete sinngemäß: „Sie sind Britin, aber Ihre Heimat ist Schottland. Ich bin Deutscher, fühle mich aber als Bayer.“ Die Frau strahlte, klopfte mir auf die Schulter. Sie gab mir 10 Pfund augenzwinkernd zurück und lud mich ein, einen Whisky zu trinken. Alkohol so kurz nach dem Frühstück? Aber ich wollte die Dame nicht enttäuschen und so setzten wir uns aufs Sofa und tranken ein, zwei Gläser des hochprozentigen Single Malts. Die Frau erzählte mir etwas in schweren schottischen Akzent und ich habe eigentlich nichts verstanden. Irgendwann kam meine Frau ins Zimmer, um zu schauen, warum ich denn so lange brauchte. Sie entdeckte mich auf dem Sofa sitzend mit der alten Dame, den Whisky in der Hand. Ich will nicht sagen, dass wir den ersten Ehekrach hatten, aber es war nahe dran. „Ich belade das Auto und du betrinkst dich schon in aller Frühe.“
Um Whisky dreht sich auf meine dritte Erinnerung. Wer in Schottland ist, der muss eine oder mehrere Destillerien besuchen. Der Whisky-Trail ist eine Sehenswürdigkeit. Wir machten dies natürlich auch mit und genossen den Whisky. Bei einer Besichtigung waren wir eine kleinere Gruppe, darunter auch zwei US-amerikanische Touristen. Wir lernten die Lagerung der Fässer, den Zauber der Destillerie und die Geheimnisse des Single Malte kennen. Am Ende der geführten Tour gab es natürlich den Whisky zum Probieren (und zu kaufen). Wir griffen interessiert nach unseren Nosinggläser. Die amerikanischen Touristen machten hier eine folgenschwere Bemerkung, die sie bereuten. Sie baten unseren schottischen Guide um ein wenig Eis für ihren Whisky.
Sofort kippte die Stimmung. Aus dem geselligen, redseligen Schotten wurde ein einsilbiger Sturschädel. Er nahm den beiden Amerikanern ihre Nosinggläser ab und sagte: „Ihr seid hier fertig, ihr könnt jetzt gehen.“ Single Malt mit Eis sei eine Todsünde. Die beiden Amerikaner spürten, dass es in dieser Frage keine Diskussion gab und zogen wortlos ab. Für den Bayern geht auch keine Weißwurst mit Ketchup – recht haben die Schotten.