Wer ein wenig Zeit hat, kann einen wunderbaren Tech-Krimi auf YouTube verfolgen. Seit kurzem gibt es die Doku Theft, Death, and Steve Jobs kostenlos im Netz zu sehen. Die 45minütige Doku im US-Stil berichtet über das verlorene iPhone 4, eine der bekanntesten Geschichten in der Tech-Welt.

Sie spielte sich im Jahr 2010 ab, als ein Apple-Mitarbeiter versehentlich einen Prototyp des damals unveröffentlichten iPhone 4 in einer Bar in Redwood City, Kalifornien, liegen ließ. PR-Gag oder wirklich zuviel Bier? So wie es scheint, wirklich ein Versehen eines unglücklichen Apple-Mitarbeiters.
Bis heute rätseln wir über den Vorfall und dieser Film gießt Wasser auf die Mühlen, wie so news passieren konnte und was die dramatischen Folgen sind.
Gerne erinnere ich mich an die Vorfälle. Ein Tech-Blog schafft es in die Berichterstattung von Massenmedien. Der Apple-Mitarbeiter Gray Powell, ein Software-Ingenieur, testete das iPhone 4, das äußerlich als iPhone 3GS getarnt war, in einer realen Umgebung. Während er in der Bar Gourmet Haus Staudt, einem deutschen Biergarten, feierte, ließ er das Gerät versehentlich zurück.
Ein anderer Gast fand das Gerät und erkannte, dass es kein gewöhnliches iPhone war. Der Finder versuchte zunächst, es an Apple zurückzugeben, erhielt aber keine direkte Antwort. Daraufhin kontaktierte er verschiedene Tech-Blogs. Die IT machte ein Ticket auf und nichts passierte.

Das Tech-Blog Gizmodo erwarb den Prototypen für 5.000 US-Dollar. Die Redaktion zerlegte das Gerät und veröffentlichte Fotos sowie eine detaillierte Analyse. Sie deckte dabei Designänderungen auf, darunter ein flacheres Gehäuse, eine Frontkamera (damals neu für iPhones) und einen verbesserten Bildschirm. Das iPhone 4 war wirklich eine Revolution und ein Schritt nach vorne in der mobilen Kommunikation.
Aber dann wurde es wilder. Das ereigne sich zwei Monate vor der offiziellen Präsentation des iPhones – also ein Mega-Fail in der Kommunikation für ein Unternehmen, dass auf Geheimhaltung setzt. Das iPhone 4 wurde schließlich am 7. Juni 2010 auf der Eröffnungsveranstaltung zur Apple-Entwicklerkonferenz WWDC von Steve Jobs vorgestellt.
Apple reagierte prompt und forderte den Prototypen zurück. Der damalige Apple-CEO Steve Jobs schrieb sogar einen persönlichen Brief an Gizmodo. Apple schaltete die Polizei ein, die das Haus des Gizmodo-Redakteurs Jason Chen durchsuchte, um weitere Beweise zu sichern. Der Vorfall sorgte für enormes Medieninteresse. Einerseits war es ein großer Scoop für Gizmodo, andererseits kritisierten einige die ethischen Aspekte des Kaufs eines gestohlenen Geräts. Und auch ein Problem war, dass der Name des Apple-Mitarbeiters veröffentlicht wurde. Es war das erste Mal, dass Details eines neuen iPhones vor der offiziellen Ankündigung bekannt wurden.
Apple verstärkte danach seine Sicherheitsmaßnahmen bei Prototypen. Gizmodo sah sich rechtlichen Konsequenzen und massiver Kritik ausgesetzt. Das verlorene iPhone 4 ging als einer der berühmtesten Tech-Leaks in die Geschichte ein. All dies ist nun wunderbar bei Theft, Death, and Steve Jobs anzuschauen.
Sehr besorgniserregend: Die Dokumentation greift auch die Selbstmorde von Foxconn-Mitarbeitern auf, die unter enormen Druck stehen, den Apple auf seine Zulieferer ausübt.


































