Posts Tagged ‘Filmbuch’

Nachruf auf Michel Ciment

21. November 2023

Es gibt zwei Bücher, die mich zum Filmfan gemacht haben. Das eine war von Francois Truffaut Mr Hitchcock, wie haben Sie das gemacht und das andere war Kubrick von Michel Ciment aus dem Jahr 1980. Eben dieser großartige Michel Ciment ist am 13. November im Alter von 85 Jahren verstorben. Ich hab es jetzt erst mitbekommen. Die Filmwelt und vor allem ich haben ihn viel zu verdanken.

Ich stieß auf seine Todesmeldung durch einen Post von Kubrick Produktionsleiter Jan Harlan in Instagram. Michel Ciment war ein französischer Filmkritiker und Herausgeber des Kinomagazins Positif. 1980 schrieb er ein Buch über Stanley Kubrick und ab diesem Tage wusste ich, wer das Genie im Olymp der Kinoregisseure war. Durch Ciment wurde ich zum Kubrick Fan, was heißt Fan? Ich wurde zum Kubrick-Fanatiker, -Experten, -Liebhaber. Ich verschlang alles, was ich über Kubrick zu lesen bekam und durfte sogar Kubrick Landsitz in der Nähe von London besuchen. Ich traf mich mit Christiane Kubrick und immer wieder mit Jan Harlan.

Ciment schrieb 15 weitere Bücher über Film wie über Joseph Losey, Elia Kazan, John Boorman, Francesco Rosi, Fritz Lang und Theo Angelopoulos, wobei ich das Buch über John Boorman ausdrücklich empfehlen will.

Mein Kubrick–Buch von ihm stammt von 1980. Shining war damals der aktuelle Kubrick-Film. Es sollten nur noch zwei folgen: Full metal Jacket und Eyes Wide Shut – dann schloss der Meister für immer seine Augen. Ciment schulte meinen Blick aufs Kino. Ich erkannte durch ihn Qualität, der sich von Massenware des Kinos der 80er abhob, die heute von vielen als Kult bezeichnet wurde. Ciment schärfte mit seinen Analysen und Interpretationen, mit seinen Interviews mein Interesse für das Wesentliche im Kino und warum Kino eine Kunstform ist. Danke Michel Ciment für die Gedanken rund ums Kino. Wir haben ihm alle viel zu verdanken.

Buchtipp: James Bond’s Aston Martin DB5 von Will Lawrence

3. Mai 2022

Über den Aston Martin DB5 habe ich immer wieder geschrieben. Es ist ja mein (Traum-)Auto, obwohl es natürlich in der heutigen Zeit komplett unvernünftig ist. Und vielleicht deshalb hat mir die beste Ehefrau von allen das englischsprachige Buch James Bond’s Aston Martin DB5 geschenkt. Ein Buch zum Träumen über ein unerreichbares Stück Automobil- und Filmgeschichte.


Als Bond-Fan habe ich das Buch trotz Daniel Craig jämmerlichen Auftritt im jüngsten Bond verschlungen. Bond hat ja viele Autos gefahren, aber mein Highlight war und ist der Aston Martin DB5. Ich hab sogar zwei seltene Corgi-Spielzeuge in Gold und Silber. Inzwischen gibt es auch eine Lizenzausgabe für Lego und Playmobil, die mir aber beide nicht gefallen.

Seinen ersten Auftritt hatte der Luxuswagen in Goldfinger 1965 und tauchte dann immer wieder in den Filmen der Bond-Reihe auf bis zuletzt in Bond Nummer 25 No Time to Die, wobei das tolle Fahrzeug zu Schrott geschossen wurde (mögen die Bösen in der Hölle schmoren).

Für diesen Bildband öffneten Aston Martin und die Produktionsfirma Eon Productions die Archive und heraus kamen viele unbekannte Setaufnahmen und Making of-Shots ans Tageslicht, wenn der Quartiermeister Q den Wagen mit der einen oder anderen Geheimwaffe ausrüstete. Der Fan in mir hat gejubelt, denn einige der Aufnahmen waren mir bis dato unbekannt. Der 1963 gebaute DB5 ist eine Ikone und sicherlich eines der berühmtesten Filmautos der Geschichte. Der Wagen verfügt über einen 4,0l Reihensechszylinder mit 286 PS. Damit erreicht er eine Höchstgeschwindigkeit von 238 Km/h.

Im Film kommt der DB5 neben in No Time to Die in folgenden Bonds vor:
Goldfinger – Autoverfolgungsjagd bei Goldfingers Fabrikgelände
Feuerball – Fluchtwagen nach der Ermordung von Jacques Bouvar
GoldenEye – Spritztour durch Monaco und Autorennen mit Xenia Onatopp
Der Morgen stirbt nie – Dienstfahrt zum MI6
Die Welt ist nicht genug – Fahrt zum Begräbnis von Sir Robert King
Casino Royale – Bond gewinnt den Wagen beim Pokern und fährt damit später zum Flughafen
Skyfall – Bond fährt mit M damit zu alten Anwesen der Familie Bond, in dem er als Kind gelebt hat. Das Anwesen trägt den Namen „Skyfall“. Das Publikum bei mir im Kino klatschte als der DB5 auf der Leinwand auftauchte.

Buchautor Will Lawrence, der sonst für das britische Empire-Magazin schreibt, hat wirklich gute Fanarbeit geleistet. Er hat schön gesammelt, viele Zeichnungen, viele Hinter den Kulissen-Bilder, aber auch viele Details des Wagens. Leider ist nur ein Bild von Sir den Adam im Buch enthalten. Das ist der Set-Designer, der die Gadgets für Bond erfand. Es gibt tolles Material, was Adam mit dem DB5 zeigt, aber davon hat keines den Eingang in das Buch gefunden und das ist wirklich schade. Ich habe in meinem Arbeitszimmer ein Autogram von Adam vor dem DB5 hängen, das hätte ich gerne zur Verfügung gestellt. Denn es waren auch die Gadgets, die den DB5 berühmt machen: Nebelwerfer, Maschinenpistole, Schleudersitz, Autotelefon, Navigationsortungssystem und was es noch für fantastische Dinge gab. Es sind zwar die Zeichnungen von Ken Adam im Buch abgebildet, doch ich hätte gerne mehr von ihm selbst gesehen, aber dafür gibt es andere Bücher.

Die Einführung zum Buch schrieb u.a. Michael Wilson, der heutige Co-Produzent der Bond-Reihe, was dieses Buch adelt. Ach ja Adel: Das netteste Bild in diesem Coffee-Table Buch James Bond’s Aston Martin DB5 finde ich als die Queen und Prince Philipp den DB5 bestaunen und der kleine, damals harmlose sechsjährige Prinz Andrew in einem Spielzeug-DB5 saß. Gerne hätte ich so einen DB5 als Rutschauto gehabt.

Buchtipp für Fans: Godzilla: History of Formative Arts 1954-2016

25. November 2021
Gewaltig wie Godzilla.

Das Buch Godzilla: History of Formative Arts 1954-2016 habe ich mir aufgrund von zwei Gründen aus Japan schicken lassen: Zum einen liebe ich Godzilla und seine japanischen Monsterkollegen und freue mich, wenn ich was neues aus dem Godzilla-Universum finde. Zum anderen habe ich es (bisher) immer aus Platzgründen vermieden in die Merch-Figurensammlung von Godzilla-Figuren einzusteigen, weil mir schlichtweg der Platz zum Aufstellen fehlt. Und dennoch hätte ich gerne Godzilla um mich herum.

Und daher klopfte das Fan-Herz schneller als ich das Buch Godzilla: History of Formative Arts 1954-2016 auspackte. Da mein Japanisch nicht vorhanden ist, hatte ich Befürchtung, dass das teure Buch eine Fehlanschaffung ist, aber die wenigen Texte liegen auf Englisch vor und es handelt sich bei Godzilla: History of Formative Arts 1954-2016 im Grunde um ein Bilderbuch, ein besonders schönes Bilderbuch.

Das Witzige: Das Bilderbuch im ungewöhnlichen Querformat umfasst im Grunde nur ein durchgehendes Motiv: Godzilla und seine Auftritte in den Filmen 1954 bis 2016 – und wir reden nur von den japanischen Filmen. Godzilla ist der absolute Superstar in diesem Werk – und Godzilla ist einfach fotogen, wenn er Eisenbahnen zermalmt, Stromleitungen durchbricht, ganze Städte niedertrampelt, sich mit anderen Monsterkollegen prügelt, seinen Atomstrahl aussendet – also alles, was unser Godzilla eben so den ganzen Tag macht. Es gibt auch ein paar Fotos hinter den Kulissen, aber den Schwerpunkt machen Fotos von Godzilla in seinen zahlreichen japanischen Verfilmungen aus. Es zeigt sich, dass unser Held mal in der Größe variiert, mal dick, mal schlank ist, auch mal seine Augenfarbe wechselt – jeder Regisseur hatte seine Interpretation, die hier wunderbar dokumentiert ist.

Wer braucht das Buch Godzilla: History of Formative Arts 1954-2016? Nun, nur der Fan, der Sammler, der Fanatiker. Selbst der klassische Filmfreund mit einem gewissen Interesse an Godzilla wird sich kopfschüttelnd abwenden. Und Otto Normalverbraucher versteht bei einem solchen Buch die Welt nicht mehr. Für mich dagegen: Go Go Godzilla

Buchständer aus Acryl

1. März 2017

Große Bücher brauchen bei mir einen Buchständer, damit ich sie lesen kann.

Große Bücher brauchen bei mir einen Buchständer, damit ich sie lesen kann.

Ich liebe Bücher, aber was genau macht ein Buch aus? Wir haben bei uns zu Hause folgende Regel: Romane und Fachbücher kaufen wir als Amazon Kindle. Bücher nehmen mir zu viel Platz weg und Romane lese ich in der Regel nur einmal. Fachbücher in meinem Bereich veralten sehr schell. Also das Zeug kommt digital daher.
Foto-, Film- und vor allem Kunstbücher kommen als gedrucktes Werk ins Haus. In der Regel kaufe ich ein bis zwei dieser Wälzer pro Woche und bin begeistert. Ich liebe diese Art von Büchern, habe aber ein Problem, diese Bücher zu lesen. Grund: Sie sind zu groß und sie sind zu schwer. Ich kann nicht im Bett liegen oder auf dem Sofa herumlümmeln und so ein schweres Werk lesen. Das ist zu unhandlich und zu unbequem. Also kommen die Wälzer auf den Tisch und biegen dort auseinander. Das gefällt mir auch nicht. Also musste ein Buchständer her. Es gibt eine riesige Auswahl. In der Küche haben wir eine Buchständer aus Metall, die einen Hahn zeigt. Meine Frau sammelt Hähne und wir verwenden diese Buchstütze sehr oft beim Kochen.

Der Hahn hält das Kochbuch.

Der Hahn hält das Kochbuch.

Ich fand meine Buchständer bei meinem Lieblingsverlag Taschen. Taschen produziert einen Teil meiner hochwertigen Bücher und ist für mich ein regelrechtes Groschengrab. Die Bücher sind absolut wunderbar und – zugeben irrsinnig teuer. Taschen hat für uns Normalsterbliche einen Buchständer aus Acryl herausgebracht und seit Jahren im Angebot.

Nun habe ich endlich zugeschlagen und es nicht bereut. Zugeben, ich war zunächst zu doof den simplen Ständer aufzubauen, wie man in dem Unboxing-Video sieht. Aber nun steht das Ding auf dem Beistelltischen im Wohnzimmer und ich kann faul vom Sofa aus meine Bücher lesen und betrachten. Also klare Kaufempfehlung für den Buchständer – eben ein Firstworldproblem.

Buchtipp: Dressing a Galaxy von Trisha Biggar

20. Oktober 2015

galaxy

Als passionierter der amerikanischen und deutschen Vogue musste ich bei diesem Buch sofort zugreifen. Dressing a Galaxy: The Costumes of Star Wars zeigt die Kostüme im Star Wars Universum der Teile 1-3. Im Grunde ist das Buch eine Art Mode-Guide durch Star Wars. Und wer jetzt glaubt, dass die Kostüme der Filme oberflächlich gestaltet wurden, der irrt gewaltig.

Viele atemberaubende Details zeigt dieses Buch. Viel Interessantes, das ich in den Filmen gar nicht wahrgenommen habe, wird jetzt offensichtlich. Im Film geht es zu schnell, aber nun wird die Schönheit der Kostüme offenbart. Erst durch die aufmerksame Lektüre dieses wirklich schönen Filmbuch erschloss sich mir die Eleganz innerhalb der ersten drei Star Wars Welten. Lange Zeit war das Buch vergriffen, dann wurde es wieder aufgelegt und wie ist der Zufall wollte, fand ich in einem Antiquariat die amerikanische Originalausgabe. Es gab noch eine Luxus-Ausgabe mit Stoffproben, die ich gerne haben würde, aber verpasst habe. Dressing a Galaxy: The Costumes of Star Wars ist gestaltet wie eine klassische Vogue. Ganzseitige, detailreiche Fotografien und auf der anderen Seite das Modell bzw. Schauspieler.


Die Kostüme von Star Wars 1-3 stammen von Trisha Biggar. Sie steht für mich in der Tradition der Japanerin Eiko Ishioka, die unter anderem die Kostüme für Coppolas Brams Stoiker’s Dracula geschaffen hat. Erste Kontakte zu Lucas hatte die Schottin Trisha Biggar als sie für Die Abenteuer des jungen Indiana Jones gearbeitet hat. Scheinbar war Lucasfilm hier ein Auge auf sie und bot ihr an, die Kostüme zur dunklen Bedrohung zu entwerfen. Insgesamt schuf sie rund 6000 Kleidungsstücke für die drei Star Wars Filme. Und obwohl die Filme nicht in jeder Hinsicht überzeugten, fesselten sie vor allem durch die grandiosen Kostüme, die in aufwendiger Handarbeit gefertigt wurden. Ich habe mir das Buch mit ein paar Maßschneider angeschaut, die von dem Detailreichtum absolut fasziniert waren. Der Einsatz von verschiedenen Materialien mit Accessoires ist absolut gekonnt und macht Lust auf neue Klamotten. Ob die Bilder als Vorlage für eigene Kreationen herangezogen werden können, weiß ich nicht. Ich bin kein Schneider und auch nicht handwerklich begabt, deshalb schaue ich mir lieber das außergewöhnliche Buch an.

Buchkritik: Horror Cinema

19. März 2012

Der Taschen-Verlag gefällt mir gut, weil er immer wieder Publikationen aus dem Filmbereich auf den Markt bringt, die meinen Geschmack treffen. So auch unlängst wieder, als ich das Buch Horror Cinema für eine längere Bahnfahrt erwarb.

Eigentlich erwartete ich wieder den üblichen Sammelband mit Horror-Filmchen aus all den Jahren, die unter einem Kapitel zusammengefasst werden. Und siehe da, ich sollte recht behalten: Aber nur auf den ersten Blick.

Es ist die klassische Sammlung von Filmen aus allen Zeiten, die sich mit dem Thema auseinandersetzen. Aber was ist das denn? Die Texte gehen dann doch tiefer. Die Autoren Jonathan Penner und Steven Jay Schneider verstehen ihr Handwerk und bringen einen neuen Blick auf das umstrittene Horror-Genre. Ihre neuen Gedanken sind wirklich gut und die Recherche des Buches lässt kaum Wünsche offen. Da hat Herausgeber Paul Duncan, der schon bei Taschen mehrere Filmbücher verlegte und interessante Werke über Hitchcock und Kubrick schrieb, einen guten Griff getan. Penner ist selbst Drehbuchautor und arbeitet in der Branche, während Schneider den wissenschaftlichen Background lieferte.

Das Buch ist sehr schön lektoriert und vor allem wunderbar illustriert. Es wurde nicht nur auf die bekannten Standfotos zurückgegriffen, sondern der Leser bekommt Schätze hinter den Kulissen sowie seltene Bilder von Filmchen zu sehen. Selbst ich als alter Horror-Fan hab noch schöne, blutige Sachen entdeckt. Ich würde gerne dem Archiv von David Del Valle einen Besuch abstatten und mich durch die raren Bilder blättern.

Natürlich stellt man schnell fest, welche Filme den Autoren ans Herz gewachsen sind (beispielsweise Wicker Man) und somit ist die Bildauswahl subjektiv. Natürlich ist es kein Wissenschaftswerk in Sachen Filmtheorie. Aber das ist egal, denn die Auswahl macht Spaß und die Bildunterschriften verraten den notwendigen Humor, den wir beim Horrorfilm brauchen.

Schön ist die Mischung zwischen klassischen und modernem Horrorfilm, von Gothic-Horror und Splatter, von Spuk und Grusel, von Terror und Gänsehaut. Also, Freunde der Nacht, die zehn Euro für Horror Cinema sind gut investiert.

Linda schwebt wieder.

Linda schwebt wieder.