Archive for the ‘Corona’ Category

Büro Büro – Raus aus dem Homeoffice

14. November 2023

Im Moment sehe ich zwei Trends, die sich gegebenenfalls widersprechen. Zum einen heißt es, raus vom HomeOffice zurück Büro des Arbeitgebers. Zum anderen heißt es, dass Arbeitgeber teure Büroflächen verkleinern, um Kosten zu sparen.
Nun als Selbstständiger blicke ich von außen auf die Situation, bin aber ein sehr überzeugter Dienstleister im Homeoffice. Lockere Kleidung, besseres Essen, konzentriertere Atmosphäre. Corona hat dazu viel beigetragen, bei mir eine neue Kultur des Arbeitens geschaffen. Das soll in der Wirtschaft wieder zurückgeschraubt zu werden – ggf die Zeit zurückdrehen. Mensch, heirate doch dein Büro, war bei meinen Eltern ein populäres Lied.

Es gibt wie immer Argumente dafür und dagegen. Es ist wichtig zu beachten, dass die Erfahrungen je nach individuellen Präferenzen, Berufsfeldern und Umständen variieren können.
Rund 60 % der deutschen Firmen glauben, dass die Produk­tivität ihrer Angestellten bei einer dauer­haften Rückkehr vom Home-Office ins Büro gleich­bleibt, sagt eine Ifo-Studie. Nur 8,3 % rechnen damit, dass die Beschäftigten unpro­duktiver werden, 31,6 % ver­sprechen sich bessere Leistungen. Dagegen spricht eine Neuigkeit von VW. Volkswagen verringert die Homeoffice-Möglichkeiten für Führungskräfte, um die Effizienz zu steigern. Ab sofort müssen Manager wieder vier Tage die Woche im Büro erscheinen. Die neuen Regeln seien Teil eines breiteren Effizienzprogramms, mit dem VW Kosten sparen wolle, heißt es in dem Bericht.

Auf der anderen Seite: In der SZ lese ich, dass Unternehmen sich bemühen, den Arbeitsplatz in der Firma attraktiver zu machen: Mehr Teeküchen, sogar über einen Zapfhahn wird nachgedacht. Vielleicht wäre es sinnvoller die Großraumbüros aufzulösen, denn meiner Erfahrung nach, leidet die Konzentration bei einigen Mitarbeitern dort erheblich. Manche Mitarbeiter sitzen im Tunnel mit ihren Kopfhörern. Durch die Arbeit in hektiktischen Zeitungsredaktionen hatte ich in der Vergangenheit keine Probleme damit. Aber ich bin froh, dass ich nun in meinem Arbeitszimmer bin.

Vorteile des Homeoffice:
Flexibilität: Homeoffice bietet die Möglichkeit, Arbeitszeiten flexibler zu gestalten. Mitarbeiter können ihre Arbeit oft besser an ihre persönlichen Bedürfnisse und Lebensumstände anpassen.
Zeitersparnis: Wegfall des Arbeitswegs spart Zeit und Kosten für Pendler. Diese Zeit kann produktiver genutzt oder für persönliche Aktivitäten eingesetzt werden.
Arbeitsumgebung: Mitarbeiter können ihre Arbeitsumgebung nach ihren eigenen Bedürfnissen gestalten, was das Wohlbefinden und die Produktivität fördern kann.
Kosteneinsparungen: Unternehmen können Kosten für Büroflächen, Versorgung und andere betriebliche Ausgaben reduzieren.
Zugang zu einem breiteren Talentpool: Unternehmen können Mitarbeiter aus verschiedenen geografischen Regionen rekrutieren, was den Zugang zu Fachkräften verbessert.

Nachteile des Homeoffice:
Soziale Isolation: Mitarbeiter im Homeoffice können sich isoliert fühlen, da der persönliche Kontakt zu Kollegen fehlt. Dies kann die Teamdynamik und die Zusammenarbeit beeinträchtigen.
Ablenkungen und mangelnde Disziplin: Die häusliche Umgebung kann Ablenkungen wie Haushaltsaufgaben oder Familienangelegenheiten mit sich bringen, was die Arbeitsdisziplin beeinträchtigen kann.
Kommunikationsherausforderungen: Die Informationsübertragung kann schwieriger sein, wenn persönliche Treffen fehlen. Virtuelle Kommunikationstools können nicht immer die Effektivität von Face-to-Face-Gesprächen ersetzen.
Technologische Herausforderungen: Homeoffice erfordert eine zuverlässige Internetverbindung und technische Ausstattung. Nicht jeder verfügt über die notwendige Infrastruktur.
Schwierigkeiten bei der Arbeitstrennung: Es kann schwierig sein, Arbeit und Freizeit voneinander zu trennen, da der Arbeitsplatz im gleichen Raum wie der persönliche Lebensraum ist.

Es ist wichtig zu beachten, dass viele dieser Punkte durch eine effektive Unternehmensführung und klare Richtlinien für die Telearbeit gemildert werden können. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Homeoffice und Büroarbeit kann ebenfalls dazu beitragen, die Vorteile zu maximieren und die Nachteile zu minimieren. Mir fällt auf, dass es bei vielen Unternehmen darum geht zu überwachen. Nur wer im Büro ist, der arbeitet auch. Es fehlt an Zielen, weil wir keine Zielkultur ab.

Bayerns Gastwirte fordern weiterhin 7 % Mehrwertsteuer auf Speisen

14. September 2023

In Bayern ist am 8. Oktober Landtagswahl. Verbände und Lobbyisten klappern jetzt die Parteien ab und stellen ihre Forderungen auf. Ich hab mir den Wahl-Talk des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga im Münchner Gloria Palast angesehen und ein bisschen zu netzwerken.

Hauptthema der Gastronomen war die Beibehaltung der 7 Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen. Die Regelung gilt bis Jahresende und dann soll die Mehrwertsteuer wieder auf 19 Prozent steigen. Das war von der Vorgängerregieung in Berlin als Corona-Stütze so beschlossen und nun läuft es aus. Mit Unterschriftenaktionen, T-Shirts, Argumenten zieht Dehoga in den Kampf und mobilisiert die Anhänger. Wenn die 19 Prozent wieder kommen, dann werden Gasthäuser sterben, dann geht die bayerische Kultur zu Grunde, dann gehen Arbeitsplätze verloren. Irgendwie droht der Untergang des Abendlandes, so mein Eindruck. Die Veranstaltung in München war gut besucht und Interessierte auch via Zoom daran teilnehmen. Für mich übrigens eine wunderbare Aktion, wie Kino als Community auch genutzt werden kann.

Zumindest im Gloria-Palast hatten die Gastronomen die Politiker hinter sich. Unter der Moderation von Jetzt red I-Moderator Tilmann Schöberl stellten sich alle anwesenden politischen Diskutanten hinter die 7 Prozent-Forderung.

Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, MdL (CSU), Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, MdL (Freie Wähler), FDP-Landesvorsitzender Martin Hagen, MdL, Gisela Sengl, MdL (BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN), SPD-Stadtratsmitglied Lars Mentrup und Franz Bergmüller, MdL (AfD). Für die Ampel-Vertreter war die Argumentation: Wenn Lindner zustimmt, dann bleibt es bei den 7 Prozent. Die mögliche Zustimmung des Finanzministers hat Lindner nach der Veröffentlichung der Steuerschätzung festgemacht, die allerdings nach dem bayerischen Wahltermin liegt und somit einen gewissen Druck auf die Ampel-Vertrteter aufbaut.

Mit allerlei Infomaterial untermauert der Gaststättenverband seine Forderungen. Es wurde eine schön gemachte Broschüre mit dem Titel Sieben Wahrheiten aufgelegt und zusammen mit einem Positionspapier zu Wahl im Kino ausgelegt. „Unsere neue Publikation „Sieben Wahrheiten zu 7% Mehrwertsteuer auf Speisen“ stellt dar, warum die Beibehaltung der 7% Mehrwertsteuer auf Speisen für alle die beste Lösung ist. Eine Steuererhöhung zum 1. Januar 2024 wäre eine Katastrophe für die Betriebe und würde zu einem Preisschock für die Gäste führen – mit fatalen Folgen für die Gesellschaft, den Staat und die Gastgeber. Die 7% und damit die steuerliche Gleichbehandlung von Essen müssen bleiben“, so die Präsidentin der Dehoga . Es gibt eine spezielle Landing-Page, bei der die Mitstreiter Argumente und Kommunikationsmittel für ihre Sache finden – alles sehr gut aufgemacht und durchdacht.

Tilmann Schöberl hatte als Profi die Diskussion gut im Griff. Für mich war interessant, dass das Thema Klimawandel und entsprechende Maßnahmen für einen kleinen Teil der Gastronomen keine Rolle zu spielen schien. Schneekanonen müssen bleiben, Windkraft verschandelt die Landschaft und Touristen würden dann das Bayernland meiden, während die sechsspurige Autobahn wohl weniger ein Problem darstellt, weil damit kommt der Tourist ja nach Bayern.

Interessant waren für mich auch die deutlichen Beifallskundgebungen für FW-Aiwanger und AfD-Mann Franz Bergmüller, den die dehoga-Präsidentin Angela Inselkammer als Freund bezeichnete. Schließlich war Bergmüller als Sprössling einer Gastwirt- und Metzgerdynastie in der neunten Generation mal bei der CSU, dann Freie Wähler und nun AfD und er war Gründer des Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur und Gegner des Rauchverbots in Wirtshäusern. Die Flugblatt-Affäre in Sachen Aiwanger kam nicht zur Sprache.

Für mich war der Abend auch nützlich zum Netzwerken. Ich wechselte mit Tilmann Schöberl ein paar Worte, den ich von Seminaren noch kenne. Auch Michaela Kaniber und dehoga-Geschäftsführer Thomas Geppert richtete ich Grüße von einem Kunden aus.

Vielen Dank Corona-App – du hast Leben gerettet

1. Mai 2023

Mit dem 1. Mai verliert die Corona-App ihre Warnfunktion. Ab heute können Nutzer nach einem positiven Testergebnis keine Warnungen mehr an andere Anwender verschicken und bekommen auch keine mehr. Weitere Funktionen sollen dann ab Juni in einen Schlafmodus gehen. Danke für die Leistung. Ich empfang diese App auf meinem Smartphone wichtig und richtig. Sie gab mir ein Gefühl der Orientierung und auch der Sicherheit, auch wenn Schwurbler, Verschwörungsmystiker und geistige Irrläufer etwas anderes behaupten. Die Schaffung der Corona-Warn-App war richtig und wichtig.

Die im Juni 2020 eingeführte App hat bisher 220 Millionen Euro gekostet und ist 48 Millionen mal heruntergeladen worden. Die Corona-Warn-App soll noch bis einschließlich 31. Mai 2023 in den Appstores von Apple und Google verfügbar sein. Bis zu 35 Millionen Menschen hätten die Anwendung aktiv genutzt.

Meine ganze Familie hat sie genutzt. Ich habe mehrere Seminare über die Funktionsweise und Leistung der App gehalten, die kein Werkzeug der Überwachung war, die es einige behaupteten. Meine Frau und die Kinder hatten Corona, meine Mutter und ich blieben von dem Virus verschont. Insgesamt gab es gut neun Millionen Menschen, die nach einem positiven Test mithilfe der App mehr als 270 Millionen Warnungen ermöglichten. Ich hatte das Wechseln von Rot auf Grün und Grün auf Rot immer im Auge. Die lokale 7-Tage-Inzidenz war immer im Blick. Ich werde die App natürlich auf dem iPhone belassen, denn für mich ist Corona nicht vorbei, auch wenn viele so tun, als ob alles wieder in Ordnung sei. Das ist es nicht. Corona hat so viel Leid gebracht und mein Leben verändert. Ich hatte in meinem Blog eine Kategorie eingerichtet und über das Corona-Leben in meiner kleinen Gemeinde geschrieben. Bis zu dem Tage als mein Vater verstorben ist – nicht an Corona, aber Tod und Beerdigung unter Corona-Bedingungen waren einfach schrecklich. Vielleicht werden ich irgendwann mal darüber schreiben.

Die App bleibt, ebenso der CovPass. Meine letzte Impfung, die fünfte, liegt vier Monate zurück. Wenn eine neue Variante kommt, möchte ich zumindest digital gerüstet sein. Luca habe ich noch am Smartphone, werde sie aber löschen, nachdem ich meine Daten beim Anbieter gelöscht habe.

Ich habe mein Verhalten durch Corona angepasst. In öffentlichen Verkehrsmitteln und engen Räumen oder beim Einkaufen trage ich weiterhin Maske. Und ich bin nicht alleine, wenn ich mir die Fahrt in der S-Bahn-München ansehe.

Ich bin dankbar, dass Apple und Google die Schnittstelle bereit gestellt hatten und die Bundesregierung das Geld für die App in die Hand genommen haben. Die Corona Warn App hat Leben gerettet.

Kleine Welten in Streichholzschachteln

1. März 2023

Kleine Welten in Streichholzschachteln

Bei meinem jüngsten Besuch in Hersbruck traf ich auf allerlei Kunst. Beim Spaziergang durch die pittoreske fränkische Stadt entdeckte ich in einem ehemaligen Schaufenster eines Fotogeschäfts kleine Welten in Streichholzschachtel.

diese entzückenden Welten gebastelt hat, weiß ich nicht. Sie standen in der Auslage und sprachen mich sofort an. Kleine Welten mit kleinen Details, die mir ein Lächeln ins Gesicht zauberten. Es war eine Tafel zur Erklärung aufgestellt. Darauf stand: „Die Welt ist klein in diesen Tagen … klein und überschaubar. Doch mit ein bisschen Fantasie werden selbst deine vier Wände zu deinem eigenen kleinen Wunderland.“ Wahrscheinlich entstammten die kleinen Kunstwerke noch aus der Corona-Zeit als man beim Lockdown zu Hause bleiben musste. Es waren die entsprechenden Hashtags dahammbleim stayhome angefügt.

Ich möchte dem Künstler oder Künstlerin danke sagen. Mir haben Dino, Hello Kitty, Love und viele Welten mehr sehr , gefallen. Es ist halt manches Mal die kleine Dinge, die einen Freude machen können. Danke.

Konzert von Dominik Plangger im Wirtshaus im Schlachthof 2023

13. Februar 2023

Es tat gut, Dominik Plangger wieder mal Live und in Farbe zu sehen. Der Südtiroler Liedermacher präsentierte zusammen mit seiner Frau Claudia Fenzl im Münchner Wirtshaus im Schlachthof sein jüngstes Album ansichtshalber vor ausverkauften Plätzen. Es war nach zwei Jahren Corona ein Wiedersehen mit Freunden und es tat gut.

Ich kenne Dominik seit einigen Jahren. Auf der Wiese vor Kloster Banz war er 2011 Musiker bei den Songs an einem Sommerabend und ich durfte die Veranstaltung fotografisch dokumentieren. Der geniale Netzwerker Hans-Peter Niedermeier hatte den Kontakt hergestellt. Wir freundeten uns an und der Kontakt hat über die Jahre gehalten. Wenn es mir terminlich möglich war, dann besuche ich seine Konzerte und kann dies auch jedem anderen empfehlen, der ehrliche Musik mag: Ehrliche Musik von einem ehrlichen Typen. Ich habe später von der Hochzeit mit Claudia Fenzl gehört, habe nach der Geburt seiner bezaubernden Tochter ein langes Interview mit ihm geführt und auch während Corona ist meine Begeisterung für die Musik von Dominik Plangger nicht verloren gegangen.

In Corona-Zeiten gab er wie viele andere Musiker Wohnzimmerkonzerte. Das brachte zwar wenig Geld in die Familienkasse, dafür wuchs die Familie enger zusammen.

Aber jetzt ist Dominik Plangger wieder hungrig auf Tour zu gehen und wir als Publikum sind hungrig auf seine Lieder und seine Geschichten. Und nicht nur mir ging es so. Das Konzert im Münchner Schlachthof war restlos ausverkauft – ein Zeichen, dass trotz Pandemie die handgemachte Livemusik mit Gitarre und Geige einen enormen Stellenwert hat.

Ich mag das Wort Liedermacher nicht, weil es für mich zu sperrig klingt. Die Bezeichnungen Singer und Songwriter gefallen mir deutlich besser. Planggers Lieder handeln von Beziehungen, von Sehnsüchten, von seiner Heimat Südtirol, von Menschlichkeit und aktueller denn je: vom wertvollen Gut des Friedens.

So sitzt er auf der Bühne des Schlachthofs. Statt Mütze hat er einen Rolling Thunder Hut samt Feder auf dem Kopf. Blaue Jeans mit Hosenträger, Hemd mit Weste – er sieht den amerikanischen Folk-Sängern sehr ähnlich. Musikalisch ist er reifer geworden, vielleicht hat Corona sein Gitarrenspiel gefördert. Ich sitze in der ersten Reihe, schließe die Augen und genieße die Songs.

Zwischen den Liedern immer wieder kleine Geschichten, das Publikum hängt an seinen Lippen. Geschichten von Reisen nach Kanada wo es genauso aussieht wie in Südtirol, Geschichten von der Alm auf er drei Monate im Jahr Zeit verbringt oder eine nette Episode mit Wolfgang Ambros. Und wir können die Verliebtheit des Musikerpaares erleben. Immer wieder halten Dominik und Claudia Blickkontakt, er wirft ihr Komplimente zu und sie harmonieren auf der Schlachthof-Bühne wunderbar miteinander – menschlich und musikalisch.

Die Musiker spielen nicht nur die eigenen Songs. Die Lieder großer Vorbilder und Kollegen kommen auch zu Gehör: Georg Danzer, Warren Zevon und immer wieder Townes Van Zandt.

Und so gab es auch bei den Zugaben einen Überraschungsgast in Form von Mr Jones alias Jürgen Bichlmeier. Er ist meine persönliche Neuentdeckung des Abends. Plangger und Mr Jones trafen sich beim Townes Van Zandt International Festival in der Nähe von Mailand und harmonierten perfekt. Mal sehen, vielleicht fahre ich Pfingsten zu diesem Festival, denn die Musik von Townes Van Zandt darf nicht vergessen werden.

Geschenke werden online gekauft – der Baum noch analog

14. Dezember 2022

Ich bin dieses Mal wirklich spät dran. Normalerweise habe ich im Oktober die Weihnachtsgeschenke zusammen und es wird dann nur noch nachjustiert. Aber dieses Jahr ist alles anders. Es werden kleinere Brötchen gebacken und langsam sollte ich mich um die Geschenke kümmern, denn auch dieses Jahr ist der Heilige Abend am 24. Dezember.

Ich werde meine Geschenke online kaufen. Corona hat gezeigt, dass Online-Shopping wunderbar funktioniert. Und so wie ich es mache, machen es auch drei Viertel der Deutschen, so eine Umfrage der Bitkom. 76 Prozent geben in einer aktuellen repräsentativen Befragung unter 1.005 Menschen in Deutschland ab 16 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom an, ihre Präsente in diesem Jahr online zu bestellen. Damit hält der Corona-Effekt des vergangenen Jahres, als es ebenfalls 76 Prozent waren, an. Zum Vergleich: Im Dezember 2020 hatten 70 Prozent angegeben, online Geschenke zu kaufen. Im Jahr 2019 waren es noch 61 Prozent. „Online einzukaufen ist für viele Menschen selbstverständlich geworden, insbesondere während der Pandemie. Das macht sich nun auch im Weihnachtsgeschäft bemerkbar“, sagt Bianka Kokott, Expertin für digitalen Handel beim Bitkom. Bei mir ist es schlichtweg die Bequemlichkeit und das Unwohlsein vor großen Menschenmassen. Corona ist nicht vorbei und die Menschen unvernünftig.

Die Sorge vor dem Corona-Virus, die während der vergangenen zwei Jahre für viele Menschen entscheidend für den Verzicht auf den Geschenkekauf im Geschäft war, spielt mittlerweile allerdings nur noch eine untergeordnete Rolle (außer bei mir): Lediglich 23 Prozent derjenigen, die ihre Weihnachtsgeschenke im Internet kaufen, geben dies als Grund an. Vor einem Jahr gaben haben noch 71 Prozent aus dieser Gruppe ihre Weihnachtsgeschenke online gekauft, um die Gefahr einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu minimieren. Dagegen sagen 22 Prozent, sich erst im Zuge der Corona-Pandemie ans Online-Shopping gewöhnt zu haben und daher jetzt auch die Weihnachtsgeschenke online zu kaufen. Der meist genannte Grund ist allerdings, dass sich die Menschen das Gedränge in den Läden ersparen wollen (62 Prozent), dass sie so besser Preise vergleichen können (62 Prozent) oder weil viele Produkte nicht im stationären Handel in der Nähe erhältlich seien (34 Prozent). 31 Prozent meinen auch: Die Preise im Netz sind oft günstiger. Einem Fünftel (20 Prozent) fällt es online leichter, sich Geschenkeideen zu holen.

Und da es dieses Jahr, wie die Jahre zuvor, bei uns auch kein Weihnachtsbaum aufgestellt wird, scheidet auch das analoge Baumkaufen aus. Früher, lange ist es her, habe ich mit meiner Familie unseren Baum selbst geschlagen. Das waren tolle Events, aber sie sind für mich vorbei. Trotz Online-Shopping gehört für die Deutschen der analoge Kauf eines Christbaum dazu. So planen lediglich 3 Prozent Verbraucher, ihren Weihnachtsbaum 2022 im Netz zu bestellen. Demnach bevorzugen die Menschen aktuell ganz besonders wieder den traditionellen Einkaufsweg: 57 Prozent wollen ihren Christbaum im stationären Handel erwerben, etwa bei einem temporären Verkaufsstand, im Baumarkt oder Gartencenter. Einige nehmen die Sache auch selbst in die Hand: 16 Prozent geben an, ihren Baum selbst schlagen zu wollen – bei den Männern sind es sogar 21 Prozent und 10 Prozent bei den Frauen. 4 Prozent nutzen einen Weihnachtsbaum aus Plastik – und ein knappes Fünftel (19 Prozent) will gar keinen Baum aufstellen – dazu gehört unsere Familie.
Was ich allerdings nicht verstehe: Warum die Leute einen Baum kaufen und JETZT schmücken. Der Christbaum gehört am Heiligen Abend geschmückt und nicht vorher. Der Sinn dieses Ritus scheint in Vergessenheit geraten zu sein. Es ist alles nur Show.

Die zwölf wichtigsten Wörter des Jahres 2022

7. Dezember 2022

Es geht Richtung Jahresende und es folgen die üblichen Jahresüberblicke en masse. Ich habe eine Meldung von Babbel, der Online-Sprachlernplattform, aufgegriffen, die mir gefällt. Hier wurden die wichtigsten Wörter der vergangenen zwölf Monate aufgelistet und analysiert. Natürlich sind die klassischen Aufreger dabei, damit wir alle etwas davon haben.

Januar: Pushback. Das Unwort des Jahres 2021 steht für die Zurückweisung von Geflüchteten an den europäischen Grenzen. Mit diesem Euphemismus soll diese menschenverachtende Praxis verharmlost werden.

Februar: Thronjubiläum. Queen Elizabeth feierte im Februar ihr 70. Thronjubiläum und auch hierzulande wurde dieses historische Ereignis mit gesteigertem Interesse medial verfolgt. Dieses ganz normale Kompositum beschreibt einen bis dato nie da gewesenen Jahrestag – und einen solchen wird es auch so nicht mehr geben, denn die Queen verstirbt im September 2022.

März: Oscar-Ohrfeige. Will Smith ohrfeigt Komiker Chris Rock auf der Bühne während der Oscar-Verleihung, nachdem dieser einen Witz über Smiths Frau gemacht hatte. Alliterationen werden gern in Überschriften verwendet, da sie den Lesenden schneller ins Auge fallen.

April: Angriffskrieg. Insbesondere in der ersten Zeit nach Ausbruch des Krieges rangen Politiker und Reporter um Formulierungen in der Öffentlichkeit, wie man die Kampfhandlungen in der Ukraine nennen soll, bis schließlich klar definiert wurde, dass Russland die Ukraine angegriffen und einen Krieg begonnen hat. Diese Wortwahl ist ganz klar negativ konnotiert und auch beschuldigend, denn „Krieg“ alleine bezeichnet schon, was passiert. Mit „Angriffskrieg“ wird jedoch ein deutlicher politischer Standpunkt eingenommen.

Mai: Teuerungswelle. Hohe Heizkosten, teurere Lebensmittel – die Deutschen mussten dieses Jahr tiefer in die Tasche greifen. Das deutschsprachige Synonym für Inflation verdeutlicht die steigenden Preise und stellt eine analoge Wortbildung zum Begriff Coronawelle dar und hat damit eine verbindende Wirkung auf die Menschen.

Juni: 9-Euro-Ticket. Drei Monate lang ist die Nutzung des ÖPNV deutschlandweit für neun Euro pro Monat möglich, 52 Mio. Tickets wurden zusätzlich in dem Aktionszeitraum gebucht. Ich war dabei und fand die ganze Aktion großartig.

Juli: Gletschersturz. Im Juli ereignete sich der Gletschersturz an der Marmolata, dem höchsten Berg der Dolomiten. Ein riesiger Eisblock löste sich vom Gletscher und stürzte ins Tal. Elf Menschen kamen ums Leben. Experten sind sich einig, dass die Katastrophe eine Folge des Klimawandels war.

August: Rekord-Niedrigwasser. Extreme Wetterphänomene haben in diesem Jahr sichtbar zugenommen. Ausbleibende Niederschläge, starke Hitze und Trockenheit führten in diesem Sommer in Deutschland zu niedrigen Flusspegeln. So sank z.B. der Flusspegel im Rhein so tief wie noch nie zuvor.

September: Energiekrise. Die Energieversorgung wird knapp, die Menschen werden von der Politik zum Sparen angehalten, die Gaspreisbremse soll die Verbraucher schützen. Dieses eine Wort beschreibt eine komplexe politische und wirtschaftliche Problematik. Es ist eine Vereinfachung und Konzentrierung des Sachverhaltes.

Oktober: Doppelwumms. Der von Bundeskanzler Olaf Scholz ausgesprochene „Doppelwumms“ soll die Folgen der Energiekrise abmildern. Ein bildhaftes Wort, hinter dem jedoch ein Mehr von 200 Milliarden Euro Schulden stecken. Es ist eine Onomatopoetika bzw. ein lautmalerischer Ausdruck, der den Eindruck davon erzeugt, wie ein nichtmenschlicher Laut klingt. Der Doppelwumms erntete aber Kritik: Der Ausdruck sei infantil und populistisch.

November: Twitterübernahme. Tech-Tycoon Elon Musk ist ein Dauergarant für Schlagzeilen. Auch als er der neue CEO von Twitter wurde, entwickelte sich dies zu einem sehr heißen Thema in der deutschen Presse und mündete in Diskussionen über Größenwahn und die Redefreiheit an sich.

Dezember: Klimakleber. Die Aktivisten oder Öko-Terroristen, wie manche sagen, der „Letzten Generation“ kleben sich mit einem speziellen Klebstoff fest, um Abläufe im Alltag zu stören und das Bewusstsein auf den Klimawandel zu lenken. Diese Alliteration zieht sehr viel Aufmerksamkeit auf sich und drückt gleichzeitig genau aus, was passiert. Obwohl die Aktionen umstritten sind, haben die Aktivisten es geschafft, die Menschen zum Diskutieren zu bringen.

Eindrücke von der Maisacher Festwoche 2022

28. August 2022

Ich lebe auf einem bayerischen Dorf und es wird mal wieder Zeit meinen Blog auf eine sublokale Ebene zu bewegen. Es erinnert mich an meine Zeit als Lokaljournalist, ein rasender Reporter, der die Ochsentour im Lokalen genossen und viel gelernt hat.

Bei uns im Dorf ist die Maisacher Festwoche. Nachdem das Volksfest aufgrund von Corona zwei Jahre lang ausfallen musste, entschlossen sich die Verantwortlichen im Maisacher Gemeinderat dieses Jahr wieder eine Festwoche durchzuführen. Es ist das zeitlich letzte Volksfest im Landkreis Fürstenfeldbruck in Oberbayern. Hier ein kleines Video.

So sehr ich gegen die Durchführung der Wiesn in München im September aufgrund von Corona bin, so sehr begrüße ich die kleinen, lokalen Feste in der Region. Dabei geht es nicht um den Kommerz, sondern es geht um den Zusammenhalt in Krisenzeiten. Zusammenstehen und Zusammenhalt sind in Zeiten des Krieges, der Energie- und Klimakrise wichtiger denn je. Und dafür sind lokale Feste meiner Meinung nach wichtig.


Durch die Corona-Wirren hat die Gemeinde den langjährigen Festwirt verloren und durch eine gemeinschaftliche Kraftanstrengung gelang es, einen neuen Festwirt zu gewinnen.
Da gab es sicherlich Anlaufschwierigkeiten am ersten Tag der Festwoche. Das lag vielleicht an der fehlender Erfahrung, aber es lang vor allem an ausgebliebenes Service- und Küchenpersonal. Trotz Zusage der Mitarbeiter blieben die Beschäftigten dem Arbeitsplatz auf dem Festplatz fern. Ob es an Corona oder an Bequemlichkeit lag, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall musste die Resttruppe um den neuen Festwirt improvisieren und die Festwochenbesucher hatten im großen und ganzen Verständnis, wenn man länger auf das süffige Festbier der Brauerei Maisach warten musste. Ein Unwetter am ersten Tag sorgte zudem noch, dass die Küche unter Wasser stand. Aber das Dorf stand zusammen und feierte gemeinsam.

„Nach 27 Jahren begrüßen wir heuer den neuen Festwirt Rene Kaiser – Vergelts Gott für die kurzfristige Übernahme! Trotz schwieriger Ausgangslage und kurzer Vorlaufzeit können wir Ihnen, wie wir meinen, ein attraktives und abwechslungsreiches Programm anbieten. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass unser langjähriger, äußerst erfahrener, allseits bekannter und geschätzter Volksfestreferent Roland Müller nach der Kommunalwahl 2020 seinen Stab weitergegeben hat. Wir danken ihm auch auf diesem Weg für die Organisation vieler schöner Festwochen“, so Bürgermeister Hans Seidl.

Wie eindrucksvoll der Zusammenhalt ist, zeigte sich beim Festumzug durch die Gemeinde. Ich traf viele alte Bekannte, sie ich lange nicht mehr gesehen habe. Viele kannte ich noch aus meiner Zeit als Lokaljournalist. Bei uns im Dorf kennt man sich eben.

Die Vereine sammelten sich vor dem Rathaus und zogen nach einer kurzen Ansprache durch das Dorf auf den Festplatz. Meine Frau durfte im Dirndl mitlaufen, weil sie sich ehrenamtlich stark engagiert. Ich stand am Rand und winkte – zudem besitze ich gar keine Tracht. Zahlreiche Schaulustige standen an den Straßen und winkten dem Festzug zu. Das war keine touristische folkloristische Attraktion, sondern gelebtes Dorfleben – und das ist gut so. Hier ist der komplette Festzug auf Video.

Der Bieranstich durch Bürgermeister Hans Seidl gelang mit zwei Schlägen. Das kostbare Festbier spritze, wobei Brauereichef Michael Schweinberger zur Ehrenrettung des Bürgermeisters kommentiere: „Es liegt am Hahn nicht am Hans.“ Ich habe den Bieranstich einmal im klassischen Video und einmal als 360 Grad Video festgehalten.

Die Maisacher Festwoche läuft noch bis 4. September 2022. Ich werde bei gutem Wetter sicherlich noch ein paar Mal vorbeischauen.

Herausforderungen beim HomeOffice

25. August 2022

Gerade in Zeiten der Energiewende und Klimakrise liegen die Vorteil von HomeOffice auf der Hand. Und: Wer in den eigenen vier Wänden arbeitet, hat meines Erachtens eine bessere Life-Work-Balance. Allerdings gibt es auch Punkte, die Mitarbeiter an ihren hybriden Arbeitsplatz nerven. Hier sollten Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam nach Lösungen suchen, denn Vorteile haben beide Seiten.

Apogee, nach eigenen Angaben Europas größer Multi-Brand-Anbieter von Managed-Workplace-Services, hat die drei größten Herausforderungen ermittelt.

Bereitstellung funktionaler Hardware
Viele Unternehmen haben die Anschaffung von Laptops und mobilen Geräten wie Tablets lange Zeit abgelehnt und aus Kostengründen auf günstigere Desktop-Rechner gesetzt. Und selbst wenn Laptops vorhanden sind, fehlt ihnen oft die notwendige Einrichtung für die Arbeit außerhalb des Büros – von Sicherheitseinstellungen und Verbindung ins Unternehmensnetzwerk bis hin zu passenden Treibern für Peripheriegeräte. An Letzteren, zum Beispiel Druckern oder Monitoren, mangelt es im Homeoffice ebenfalls häufig. Kein Wunder also, dass Mitarbeiter unzufrieden mit den Arbeitsbedingungen zuhause oder unterwegs sind – wenn sie denn überhaupt remote arbeiten können. Es ist daher die wichtigste Aufgabe für Unternehmen, ihre Mitarbeiter mit funktionaler Hardware auszustatten. Ich kenne genügend Kolleginnen und Kollegen, die keine Webcam haben oder der RAM der Maschinen zu wenig ist – und dies im zweiten Corona-Jahr.

Umweltschutz und „grüne“ Lösungen
Ein weiterer Punkt, der mit Hardware zusammenhängt, ist der Umweltschutz. Mitarbeiter kritisieren immer wieder die mangelnden Nachhaltigkeitsinitiativen ihrer Arbeitgeber. Da viele Unternehmen durch die Umstellung auf Homeoffice und Remote Work neue Geräte anschaffen beziehungsweise alte ersetzen müssen, sollten sie aus der Not eine Tugend machen und Geräte mit guter Energieeffizienzklasse erwerben. Zudem ist es ratsam, dass sie sich um die umweltschonende Entsorgung der Altgeräte kümmern beziehungsweise Profis dafür einsetzen. Auch eine nachhaltige Druckstrategie sollten Unternehmen implementieren: Dazu gehört die Organisation des Recyclings von Druckerpatronen und einer umweltschonenden Entsorgung von nicht wiederverwendbaren Verbrauchsmaterialien.

Technischer Support
Eine aktuelle Umfrage von Apogee unter 2.000 Berufstätigen ergab, dass rund 19 Prozent nicht wissen, an wen sie sich bei technischen Problemen wenden sollen. Das ist eine alarmierend hohe Anzahl und zeigt deutlich den dringenden Bedarf an Fachpersonal oder externen Dienstleistern. Gerade unterwegs und im Homeoffice müssen sich Mitarbeiter darauf verlassen können, dass jederzeit ein versierter Ansprechpartner für technischen Support verfügbar ist. Egal ob externer Dienstleister oder hauseigene IT-Abteilung: Wichtig ist auch die Wartung der Endgeräte durch Updates der darauf laufenden Software.
„Mit den Herausforderungen der neuen Arbeitswelt kommen viele Unternehmen nicht klar“, erklärt Karin Daher, General Manager bei Apogee Deutschland. „Sie sollten ihren Mitarbeitern zuhören und ihre Kritikpunkte ernst nehmen. Sind die Probleme nicht intern zu lösen, empfiehlt sich das Outsourcing von bestimmten Aufgaben an externe Dienstleister. Durch die Auslagerung der Hardware-Bereitstellung, der Planung einer nachhaltigen Druckstrategie und des technischen Supports erhöht sich die betriebliche Effizienz.“

Golfreise mit dem 9 Euro Ticket

2. August 2022

Als begeisterter Bahnfahrer und begeisterter Golfamateur will ich beide Passionen miteinander verbinden. Kann ich mit dem Golfbag und Caddy das 9 Euro Ticket nutzen?

Eine kleine Einschränkung: Ich will nicht direkt zum Golfplatz mit öffentlichen Verkehrsmittel fahren – das würde bei meinem Heimatclub zwar ohne Probleme funktionieren – ich werde am Bahnhof Nürnberg von einem Kumpel abgeholt und mit dem Auto zum Golfclub Abenberg gebracht.

Zunächst stelle ich fest: Ich habe kein Reisebag. Das bedeutet: Im Grunde muss die gesamte Ausrüstung mit. Aussortieren war mir zu mühsam, nur der Schirm blieb zu Hause in der Box. Es war kein Regen angesagt, doch so richtig leicht ist das Bag dadurch nicht.

Fahrt mit der S-Bahn nach München

Ich wohne außerhalb von München. Die Route sieht vor: S-Bahn München, Umstieg in München Hauptbahnhof und dann Regionalexpress nach Nürnberg – und alles zu Beginn der bayerischen Sommerferien. Es beginnt schon mal damit, dass die S-Bahn-München Verspätung haben sollte. 25 Minuten sagt die Stimme im Lautsprecher, die MVV-App meldet nichts, der Zug rollt ein wie er kommen sollte. Dennoch schon Puls, ob ich überhaupt den Anschluss bekomme, obwohl ich schon eine Bahn früher genommen habe. Ich rolle mit meinen Caddy in den noch leeren Zug – in den Familienbereich. Ich muss gleich den richtigen Einstieg erwischen. Der Radstand des Caddys ist so breit, dass ich im Zug nicht von Tür zu Tür wandern kann. Also aufpassen beim Einsteigen und die richtige Tür nicht verpassen.


Ich sitze, wir fahren Richtung Hauptbahnhof München. Von Station zu Station füllt sich die Bahn mit Menschen, die zur Arbeit müssen. Skeptische Blicke, musternde Blicke der Mitreisenden. Wir kennen Reisende mit Kinderwägen, Reisende mit Surfbrett für den Eisbach am englischen Garten, Reisende mit Gepäck, aber ein Reisender mit Golfbag ist doch eher exotisch in einer oberbayerischen S-Bahn. Warum eigentlich?
Vielleicht erregt mein Aussehen auch für eine gewisse Aufmerksamkeit. Halblange Harris Tweed Hose, Kniestrümpfe von Burlington, Golfhemd (wichtig, mit Kragen) und großer Hut gegen die Sonne Frankens.

München Hauptbahnhof

Nach einer halben Stunde Fahrt kommt der Ausstieg. Mit mir wollen doch einige Menschen aussteigen. Auch zwei Damen mit Kinderwägen sind dabei. Einfädeln zum Aussteigen. Das erste Stück der Reise hat geklappt. Nun die Rolltreppe hoch in das Untergeschoss des Hauptbahnhofs, um zu den Gleisen zu gelangen. Ich blockiere mit meinem Caddy die gesamte Rolltreppe, es kommt keiner an mir vorbei. Eigentlich hätte ich Gemaule erwartet, aber der Münchner ist heute geduldig. Kein Grantler ist unterwegs und Fön haben wir auch nicht, alles gut.
Die Abfahrtshalle des Hauptbahnhofs München war voll. Berufspendler und Reisende zum Ferienstart. Und viele Menschen, die ihr 9 Euro Ticket ausnutzen wollen und das Auto stehen lassen. Die Verkehrswende funktioniert, wenn die Politik jetzt noch nachzieht und das 9 Euro Ticket standardmäßig einführt und nicht alles zerredet.

Ich muss zum Gleis 20 und es ist gar nicht so einfach. Ich komme mir vor, wie ein schwerfälliger Wal. Ohne Caddy hätte ich mich wie ein schlanker Fisch im Wasser verhalten und wäre schnell vorangekommen. Jetzt heißt es: Lücke abwarten, langsam Richtung Gleis entlang tasten und Zeit mitbringen. Und ich muss aufpassen, dass ich keinen Mitmenschen über die Füße fahre.
Der Regionalexpress nach Nürnberg steht schon am Gleis. Jetzt heißt es schnell sein. Leider ist der Wagon mit den Fahrradabstellplätzen schon besetzt. Also rein in einen normalen Wagen und Candy abstellen. Und ganz schnell einen Sitzlatz besetzen, wo ich den Candy im Auge habe. Mit dem 9 Euro Ticket gehört der Sitzplatz im RE zum raren, begehrten Gut. Und als Bahnprofi weiß ich: Der erste Platz ist der richtige Platz.

Fahrt nach Nürnberg im RE

Ich sitze, der Zug ist gut gefüllt. Nicht so stark, wie zu Beginn des 9 Euro Tickets als alle nach Sylt wollten. Alle Sitzplätze sind belegt und auch die Einstiegsbereiche füllen sich von Station zu Station. Ein Geschäftsmann im Anzug neben mir, mustert mich und meinen Caddy. Er fragt nach meinen Handicap. Wir unterhalten uns ein wenig und er lacht über meine Aktion mit den Worten „das ist ja mal was neues“. Er wünscht mir ein gutes Spiel und widmet sich seinen Unterlagen. Ich höre ein Hörbuch. Als zwei Mütter mit einer Schar von kleinen Kindern und einem Kinderwagen den Wagon entern, wird es laut und eng. Die Kinder sind sehr an meinem Caddy interessiert, schieben ihn hin und her und lassen trotz Ermahnung einer der Mütter die Finger nicht von meinem Bag. Gut, dass sie die Bälle nicht sehen. Ich will nicht sagen, dass die zwei Stunden Fahrt wie im Fluge vergehen, aber das Hörbuch half mir dabei, eine Kontrolle gab es keine, Bahn-Sicherheit schaute auch nicht vorbei – und leider gab es zahlreiche Trottel, die ohne Maske unterwegs sind. Ärgerlich solche Egoisten.

Ankunft Nürnberg Hauptbahnhof auf Gleis 9, Endstation – alles aussteigen. Aussteigen, na klar, aber zuvor muss ich zu meinem Caddy kommen. Der Mensch wird zum Tier, wenn er aus einem Zug oder einen Flugzeug aussteigen will. Ich, ich, ich – lautet oftmals die Devise. Wenn der Kinderwagen und mein überbreiter Caddy draußen sind, dann haben wir mehr Luft, doch es drängeln schon die Neueinsteiger in den Zug, der wieder nach München aufbrechen wird.

Interessant ist auch die Spezies Mensch, die den Wagon verlässt, aber dann sofort am Bahnsteig ruckartig und plötzlich stehen bleibt, um zu rauchen oder einfach so alles aufzuhalten. Einmal mit Profis reisen. Ich bewege mich mit dem Strom ins Untergeschoss und trage meine Caddy und Bag die Treppen herunter. Den Aufzug überlasse ich den Kinderwägen.
Mein Golfkollege ist pünktlich, wir verstauen die Golfausrüstung, steigen in sein Auto und ab geht es zum Golfclub Abenberg. Teil eins der Mission erfüllt.

Golfen in Abenberg

Einst im Jahr 1988 wurde der Golfclub Franken Abenberg e.V. durch eine kleine, golfbesessene Gruppe gegründet und mit dem Bau der ursprünglichen 18-Loch Golfanlage begonnen. Später wurde auf 27-Loch und einen 6-Loch-Akademieplatz erweitert. Heute zählt der Golfclub Abenberg e.V. zu den bekannten und geschätzten Golfadressen in der Metropolregion Nürnberg. Wir spielten den Kurs C. Leider hat die Sonne Frankens das Gras ziemlich verbrannt und der Sand der Bunker sind ziemlich hart. Franken braucht Regen. Aber der Platz macht Spaß und ich komme gerne wieder.

Rückfahrt nach Hause

Um 15:30 Uhr stand die Rückfahrt an. Ich wählte die längere Reisezeit von drei Stunden, weil der schnellere Regionalexpress mit zwei Stunden schon mehr als voll war und keiner Platz machen wollte für einen erschöpften Golfer, der einfach nur sitzen und dösen wollte. In meinem Zug bekam ich im Fahrradabteil einen guten Platz für Caddy und Golfer. Radler grinsen über mich, ich grinse zurück. Sie in ihren bunten Klamotten, ich in meinen Harris Tweed – eben Sportler unterwegs. Dann stellt noch ein altes Männlein seinen Rollator ab und setzt sich. Alles gut. Die drei Stunden Rückfahrt döse ich, leere drei Wasserflaschen und denke darüber nach, wie ich mein Handicap verbessern könnte. Golf ist eine Sucht.


München Hauptbahnhof – wieder das Gedränge und die Massen, aber ich habe schon Übung mit meinen Caddy und ich bringe Gelassenheit mit. Natürlich fällt meine S-Bahn aufs Land mal wieder aus. Signalstörung, Reparatur am Zug, Atomkrieg – irgendwas ist mit dieser S-Bahn immer. Der Zug ist voll, richtig voll und ich mitten drin, aber mit Sitzplatz. Der Tag ist mein Freund.

Zu Hause angekommen, das Bag erst mal in die Garage, raus aus den Klamotten und den Kerl frisch gemacht. Fazit: Mein Experiment hat geklappt. Golfen und 9 Euro Ticket funktionieren, wenn man die entsprechende Gelassenheit mitbringt. Und ich habe mir gleich ein Reisebag für 8 Schläger online bestellt, weil nochmal will ich mir eine solche Reise mit meinem Caddy und Bag nicht antun.