
Wer ist der beste Dracula Darsteller? Ich denke, die Frage müsste besser lauten: Wer ist der beste Dracula-Darsteller für welche Generation? Nach Max Schreck in Murnaus Nosferatu kam bei Universal Belga Lugosi als Dracula zum Zuge und dufte unter der Regie von Tod Browning ins Kostüm des Grafen schlüpfen. Carl Laemmle jun. bekam von Papa und Universal Gründer grünes Licht und produzierte die Universal Monster-Klassiker: Dracula, Frankenstein, Wolfsmensch und die Mumie.

Ich liebe Lugosi als Dracula – allerdings nur, wenn man den Film im englischen Original ansieht. Der ungarische Emigrant Lugosi mit seinem Akzent spielt den Dracula einfach wunderbar, ganz ohne spitze Zähne, aber mit viel Erotik (was die Zeit damals so zuließ).
Allerdings war Lugosi nicht die erste Wahl, weil er zu sehr Theaterdarsteller in Dracula war. Der große Ausnahmedarsteller Lon Chaney senior sollte ursprünglich den Vampir spielen. Er war der Star der Stummfilmzeit – angemerkt sei nur sein Phantom der Oper und der leider verschollene London After Midnight. Damals spielte er unter der Regie von Tod Browning – leider ist er Film bis auf ein 200 Standbildern verschollen. Aber aus Dracula wurde nichts, weil Lon Chaney senior 1930 verstarb.
Kameramann Karl Freund schuf ikonenhafte Bilder des Gothic Horror. Vor allem im ersten Teil des Films waren die Kulissen des Schlosses eindrucksvoll und schauderhaft. Das Hereinschweben von Draculas Bräuten gehört für mich zu den besten Szenen der Filmgeschichte. Der zweite Teil des Films ist eher konventionell und abgefülltes Theater, aber die Szenen in Transsilvanien sind einfach großartig. Es kam eine 4K-Version des Films heraus, die optisch überarbeitet wird.






Dracula war übrigens die erste offizielle Verfilmung des Romans von Bram Stoker, die Filme davor waren im Grunde Urheberrechtsverletzungen. Der Film hatte einen unglaublichen Erfolg, dass es ein wenig später zu Draculas Tochter kam. Übrigens, die ersten Worte im Film sprach Carla Laemmle, die Nichte von Carl Laemmle.
Es gibt von Dracula auch eine spanische Fassung, die nachts in den Kulissen gedreht wurde. Es gab damals noch keine Synchronisationstechnik. Zudem ist sie 30 Minuten länger. Beide Versionen sind auf den Datenträgern zu sehen, wobei die spanische Version in einigen Teilen experimenteller in der Kameraführung ist. Zudem ist er etwas gewalttätiger. Es galt für die spanische Version nicht der strenge US-Sittenkodex. Der Graf wird von Carlos Villarías gespielt, Regie führte George Melford. Der Film war lange verschollen und wurde erst 1990 in Kuba wiederentdeckt.
