Lange habe ich auf diesen Film in HD gewartet und war dann doch enttäuscht, als ich mir wieder Draculas Tochter ansah. In die Fortsetzung von Tod Brownings Klassiker Dracula von 1931 hatte ich große Erwartungen, obwohl ich den Film eigentlich auf DVD kannte.

Ich wollte eine ähnliche Atmosphäre wie bei Bela Lugosi, aber das Schauererlebnis stellte sich nicht bei mir ein. Zwar ist das Spiel von Gloria Holden als die Tochter des Grafen sehr schön anzusehen, aber die Regie von Lambert Hillyer ist eher gemäßigt. Hillyer ist kein Browning, der als Stummfilmregisseur die Theatralik in den Tonfilm rette. Kameramann George Robinson ist kein Karl Freund, der bei Lang Metropolis drehte. Dabei hätte George Robinson den Film retten können, war er doch der Kameramann von 1931, der die hervorragende spanische Version von Dracula auf Zelluloid bannte. Rund herum ist Draculas Tochter eher blutarm, trotz so mancher gelungener Szene.



Der Universal-Film von 1936 begann mit gotischer Atmosphäre. Leider zerstörten ein paar humorvolle Elemente den Film als man den Sarg des toten Draculas zeigte in dem (leider) nicht Lugosi liegt. Die Tochter des Grafen hat den seltsamen Namen Marya Zaleska, der jetzt nicht gerade was mit Dracula zu tun hat. Und war Dracula nicht ein rumänischer Fürst, während die Tochter aus Ungarn stammt – irgendwie verstehe ich die Familienverhältnisse der Vampire nicht. Vielleicht liegt es daran, dass Lugosi 1931 mit einem wunderbaren ungarischen Dialekt sprach, der der britischen Gloria Holden völlig abgeht.
Ich mag die mysteriös-exotische Art und Weise, wie die Holden die Tochter spielt. Sie ist wirklich kalt und böse – ein tolles Schauspiel. Während des Films blinzelt sie übrigens nur einmal – ich bin gespannt, wer den Fehler entdeckt. Sie ist wirklich der absolute Höhepunkt des Films – und trotz des strengen Hayes-Kondex in dieser Phase Hollywoods schaffte Holden Andeutungen eines lesbischen Vampirs auf der Leinwand darzustellen. Das ist wirklich bemerkenswert und macht den Film daher filmhistorische sehr interessant. Ihr Ende kommt überraschend, nicht Van Helsing erlöst die Vampirin, sondern – nein, ich möchte nicht spoilern.
Aus Van Helsing wurde im Film Von Helsing, aber auf dem Cover der Bluray steht weiterhin Van Helsing, der von Edward Van Sloan gespielt wird, also was jetzt Von oder Van. Edward Van Sloan spielte den Professor schon 1931 und zuvor am Broadway in Dracula und kam von seiner Wissenschaftsrolle nicht so schnell los, so dass er in Frankenstein und Mumie wieder auf die Rolle des Wissenschaftlers festgelegt war.
Die anderen Darsteller verfangen sich im Drehbuch. Ich will keine Screwball-Komödie sehen, ich will Horror, zumindest Schauer. Das Set-Design passt nicht und es wird zuviel unnötiges Zeug gequatscht, was nicht in eine Dracula-Produktion passt.
Draculas Tochter war Universals letzte Produktion unter der Leitung des legendären Carl Laemmle. Kurz nach Ende der Produktion wurde er aus seinem eigenen Studio geworfen. Ich hatte den Film schon als DVD in der „The Monster Legacy DVD Collection“, jetzt kam er als HD auf Bluray heraus, wobei das Bild bei einem Film von 1936 nur geringfügig besser, aber dafür teuerer geworden ist. Als Zusatz gibt es das Hörbuch Morella, das Hörspiel Draculas Rückkehr und ein 16seitiges Booklet, das einige schöne Filmplakate und einen informativen Hintergrundtext hat.
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