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Persönliche Eindrücke vom Landesparteitag der Grünen in Landshut

26. September 2022

Für mich war es nach langer Zeit wieder mein erster Parteitag, den ich für einen Kunden als Pressebeauftragter zu betreuen hatte. Mein Kunde, der Landesinnungsverband des bayerischen Friseurhandwerks, mietete sich über die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft einen Stand auf dem Landesparteitag der bayerischen Grünen in Landshut.

Das bedeutete einen Tag Stress pur. Im Vorfeld arbeiten wir ein zweiseitiges Positionspapier der bayerischen Friseure aus. Ich hab es hier zum Download. Unser wichtiges Anliegen war es auf dem Parteitag, mit den Politikern ins Gespräch zu kommen, zum Teil den Erstkontakt herzustellen, ihnen ein Gesprächsangebot zu machen und unsere Forderungen des Mittelstandes zu vermitteln. Dieses Vorhaben ist uns voll und ganz gelungen. Von den einigen Gesprächspartnern war es auch wichtig ein Foto für die Kommunikation des Friseurverbandes zu bekommen.

Bei den Bundespolitikern war es ein ziemliches Gerangel unter den Fotografen, um die besten Fotoplätze. Aber gelernt ist gelernt und kein Shot ging in die Hose. Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) hatte 21 Partner an Bord und wir waren in einer Reihe mit unseren Ständen aufgereiht. Die Friseure standen neben dem Stand der bayerischen Metzger und ihrem engagierten Geschäftsführer Lars Bubnick. Wir spielten uns großartig die Bälle (und die Politiker) zu – das Handwerk hält eben zusammen. Die Metzger haben als wichtigste Thema die Energiepreise.

Die erste Schwierigkeit war es, den Mandatsträger in der Masse zu erkennen und ihn dann an den Stand der Friseure zu bringen. Natürlich kenne ich viele der Prominenten Landes- und Bundespolitiker der Grünen, aber mit jeden einzelnen Landtags- und Bundestagabgesordneten der Grünen bin ich nicht vertraut. Hilfe boten Kopien aus dem Landtags- und Bundestagshandbuch. Also Gesprächspartner identifizieren und dann an den Stand losten, um sie mit den Positionen des Friseurhandwerks vertraut zu machen. Gleichzeitig galt es Gespräche mit den Delegierten und Gästen zu führen, sie sich über die Position der Friseure informieren wollten. Beispielsweise mit Jürgen Böhm, Vorsitzender des Realschullehrerverbandes.

Jürgen Böhm vom Realschullehrerverband.

Ich hatte als kleinen Eyecatcher neben unseren Banner auch ein Divoom Pixoo dabei, ein digitaler Bilderrahmen auf dem eine Friseurin in 8-Bit-Kunst zu sehen war. Das kam gut an.
Sobald ein Foto im Kasten war, postete ich die Aufnahmen mit kleinem Text in Instagram und Facebook und moderierte gleichzeitig die Reaktionen, um Gespräche in Gang zu bringen und den Algorithmus zu unseren Gunsten zu beeinflussen. So mancher Kommentartor verstand das Anliegen unserer Aktion nicht und wurde emotional. Uns ging es darum, die Position des Friseurhandwerks zu vermitteln. Wir führten u.a. Gespräche mit Spitzenkandidaten-Duo Katharina Schulze und Ludwig Hartmann, Landesschatzmeister Ulrich Lindner, Staatsministerin Claudia Roth, Stv Fraktionsvorsitzender Jürgen Mistol, MdB Dieter Janecek, MdL Johannes Becher, MdL Anne Franke, MdB Anton Hofreiter sowie dem bayerischen Vorsitzender der Grünen Thomas von Sarnowski.

In der Regel ging jede Stunde ein Post aus der Sparkassen-Arena von Landshut online. Das war aber zweitweise auch ein Problem, denn die rund 350 Delegierten waren alle mit Smartphone, einige auch mit Tablet und Laptop zum Parteitag angerückt. Das WLAN war schnell erschöpft und auch der einzige Funkmast kam schnell an seine Grenzen. Willkommen im digitalen Deutschland.
Dann schaute ich dann und wann in den großen Saal, um etwas von der politischen Atmosphäre mitzubekommen. Es ist ja im großen und ganzen eine Art Mitgliederversammlung nur ein größeren Dimensionen. Ich war dabei als der Landesparteitag der bayerischen Grünen Katharina Schulze und Ludwig Hartmann erwartungsgemäß zum Spitzenkandidaten-Duo für die kommende Landtagswahl gekürten. Mein persönlicher Eindruck war, dass die ganze Versammlung ohne größeren Streit ablief, aber ich war nur zeitweise anwesend. Ein wenig bekam ich die politischen Diskussionen mit. „Wir brauchen eine Regierung, die zusammenführt, nicht spaltet. Bayern ist das Land der Trachtenvereine und queeren Jugendtreffs,“ schwor Ludwig Hartmann die Landshuter Arena ein. Und Katharina Schulze rief: „Unterstützt uns! Wir wollen den Wahlkampf unseres Lebens führen.“

Als nächstes stehen die Parteitage der SPD und der CSU an, wobei ich die CSU wohl aufgrund eines eigenen Seminars nicht betreuen kann. Für mich war es wieder spannend zu sehen, wie Parteiendemokratie funktioniert und ich habe wieder viel gelernt. Und durch Zufall machte ich auch ein Selfie mit Katharina Schulze.

Spontanes Selfie mit Katharina Schulze.

„Für Matthias“ – ein Autogramm von Bundeskanzlerin Angela Merkel

6. Dezember 2021

Meine Kinder kannten nie eine andere Bundeskanzlerin als Angela Merkel. Die Kindergeneration davor nie einen anderen als Helmut Kohl bis Basta-Schröder kam. Nun, ich bin schon älter, dass ich mich noch an andere Bundeskanzler erinnern kann. Nun ist es klar: Nach roten Rosen und vergessenen Farbfilm nimmt die Geschichte ihren Lauf. Der Abschnitt Angela Merkel geht jetzt zu Ende.

In meinem Blog äußere ich mich kaum zu den Themen Religion und Politik (bis auf Netzpolitik), obwohl ich zu beiden eine klare Meinung habe. Rückblickend bin ich dankbar, dass wir eine Naturwissenschaftlerin als Bundeskanzlerin hatten. Jemand, der Fakten einschätzen und bewerten kann – und seine politischen Schlüsse daraus gezogen hat. Klar, es lässt sich Angela Merkel viel vorwerfen, aber für mich noch klarer: Wir haben dieser Frau viel zu verdanken.

Für mich ist die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel ein guter Mensch. Das ist eigentlich das höchste Lob, was ich über jemanden sagen kann. Und ich will nicht die politischen Leistungen aufzählen, derer es sicher genug gibt. Ich kenne Merkel nicht privat, ich kenne sie nur aus den Medien. Ich habe sie bei Besuchen im Bundestag von der Besuchertribüne live gesehen – näher kam ich ihr nicht. Ihren Podcast habe ich gehört, auch Steffen Seibert, dem scheidenden hoch professionellen Regierungssprecher, habe ich in Twitter gelauscht, was er über seine Chefin zu berichten weiß. Ich denke, sie ist als Mensch in Ordnung, aber ich weiß es nicht. Als Politikerin sind wir gut mit ihr gefahren.

Ich habe daher eine Politikerin, die ich privat und beruflich etwas besser kenne, gebeten, mir ein Autogramm von Merkel zu besorgen. Ich sprach die Bundestagsabgeordnete und Staatsministerin im Bundeskanzleramt Doro Bär von der CSU an. Sie koordinierte mit ganz kleinem Team in der Regierung Merkel die Digitalpolitik, mein Steckenpferd. Ich bat Doro Bär um ein Autogramm mit Widmung von der Kanzlerin. Doro Bär sagte zu und sie hat Wort gehalten.

Die (Noch)-Kanzlerin hat mir ein Autogramm gegeneben – vielen Dank.

Heute kam mit der Post eine signierte Autogrammkarte der noch Bundeskanzlerin Angela Merkel – eine der letzten, die sie wohl als Kanzlerin unterschrieben hat. „Für Matthias“ steht darauf zu lesen. Nun, Frau Merkel kennt mich nicht (glaube ich zumindest) und ich weiß nicht, wie eine solche Autogrammvergabe erfolgt. Ich stell es mir romantisch vor, dass Doro Bär einfach mal zu ihrer Chefin hingegangen ist und gesagt hat „ich kenne da so einen Typen, der hätte gerne ein Autogramm“ und die Kanzlerin hat den Kugelschreiber genommen und unterschrieben. Aber vielleicht lief es auch ganz bürokratisch als Verwaltungsakt ab, wenn Merkel in den Pausen die Autogrammwünsche abarbeitet und die Karten in ministeriale Umlaufmappen packt.

Wenn ich die Gelegenheit habe, dann werde ich Doro Bär einfach fragen. Mal hören, welche Geschichte sie mir zu MEINEM Autogramm erzählen kann.
Ich danke Doro Bär: Du hast versprochen, du hast geliefert – dafür ganz herzlichen Dank und ganz herzlichen Dank an Angela Merkel für das Autogramm und vor allem für 16 Jahre Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland.

Kein iPad im Deutschen Bundestag

22. Juni 2010

Andreas Scheuer mit seinen Mitarbeiterinnen Doris und Teresa in Berlin - noch ohne iPad.

Andreas Scheuer mit seinen Mitarbeiterinnen Doris und Teresa in Berlin - noch ohne iPad.

Ihr solltet mit der Zeit gehen oder eben mit der Zeit gehen. So mein Kommentar zum jüngsten Streit im Bundestag. Da hat es doch ein Jungspund von der FDP (41 Jahre), der Herr Volksvertreter Jimmy Schulz, gewagt, eine Rede vor dem hohen Haus zu halten. Sein Redemanuskript hatte er auf dem iPad. Aber nix da. Das Bundespräsidium wies den Apple-Jünger an, auf das iPad zu verzichten. So was gibt es hier nicht. Entweder Papier oder nix. Jetzt wird der Vorfall im Geschäftsordnungsausschuss des Deutschen Bundestags behandelt.

Euch geht es noch ganz gut in Berlin? Jimmy Schulz meinte zumindest: „Die Zeiten von Telefax und Telex sind vorbei: Auch der Bundestag sollte sich für neue Medien öffnen.“ Recht hat er. Ich weiß zwar nicht, was Schulz im Bundestag sagen wollte, aber er sollte es mithilfe seines iPads sagen dürfen. Zudem habe ich gerade einen unserer bayerischen Volksvertreter kennengelernt, den Volksvertreter Andreas Scheuer von der CSU. Der aufrechte Niederbayer ist scharf auf das iPad und möchte es gerne haben. Doch lieber Herr Staatssekretär, seien Sie gewarnt: Ob dem sympathischen Abgeordneten dann das gleiche Schicksal wie sein Koaltionskollege von der FDP blüht, gilt als sicher. So modernes Zeug wie das iPad wollen wir nicht im Bundestag.

Politiker sind keine Volksvertreter

20. November 2009

Wie weit sich die Politiker vom Volk oder anders herum entfernt haben, deute ich aus folgender kleinen Episode am Rande eines Schülerzeitungsseminars. Schüler auf diesem Seminar machten den üblichen Verfassungsvergleich: 1848 und 1871. Auf einmal zog ein Schüler einen Kasten neben der Institutionen wie Bundestag/Reichstag auf und schrieb das Wort „Volksversammlung“ hinein.

Auf meine Intervention, das Volk sei doch bereits durch die Abgeordneten in der entsprechenden Kammer vertreten, kam nur als Antwort: „Das ist nicht das Volk, das sind nur Politiker und die sind doch wohl nicht das Volk!“ Für den Schüler war klar: Die Politiker vertreten das Volk nicht, sondern nur ihre Interessen. Soweit ist es schon gekommen.

Bundestagswahl 2009

25. September 2009

Ohne Worte – Politikerdrossenheit vor der Bundestagswahl 2009