Posts Tagged ‘Konzert’

Musik- und Filmtipp: Deep Purple, California Jam 1974

30. Mai 2024

Natürlich ist die Ton- und Bildqualität von Konzerten aus den sechziger und siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts nicht immer ideal und dennoch mag ich die Konzerte aus dieser Zeit. Sie haben oftmals mehr Power und Spielfreude als heutige cleane und durchgestylte Konzerte von Stars.

Vor 50 Jahren fand im April 1974 das 3 Tages-Festival California Jam auf der ehemaligen Rennstrecke Ontario Motor Speedway in Ontario, Kalifornien, USA, statt. Mit dabei zwei meiner Lieblingsbands ELP und Deep Purple. Leider existieren von Emerson, Lake & Palmer nur Videoausschnitte aus dem fulminanten Auftritt. Von Deep Purple ist das komplette Konzert mitgeschnitten worden. Es ist eine rauhe Perle und ein grandioser Auftritt der Mark III-Besetzung.

Ich hab das Konzert auf VHS und mir jetzt auf Bluray gekauft. Die Qualität ist besser, aber natürlich nicht mit heutigen Konzertaufnahmen vergleichbar. Die Originalaufnahmen sind US-Fernsehen, also NTSC (Never the Same Color)
Deep Purple war jung, voller Kraft und die Mark III-Besetzung wollte sich beweisen. Sie trat das erste Mal live vor großem Publikum auf. David Coverdale war der neue Sänger und Glenn (Graf Koks) Hughes der neue Bassist, nachdem sich die Mark II-Besetzung mit Ian Gillan und Roger Glover aufgelöst hat. Das Album Burn war vor kurzem auf dem Markt und es sollte unters Volk gebracht werden.

Das Konzert begann verspätet, weil Richtie – der schwarze Mann – Blackmore den Sonnenuntergang abwarten wollte, um sich besser in Szene zu setzen. Und dann wurde die Sau rausgelassen und mit Sau meine ich vor allem Blackmore. Die Band präsentierte unter einem künstlichen Regenbogen neue Stücke und zeigte sich improvisationsfreudig und voller Spiellaune. Große Monitore und Displays gab es nicht und wer weiter hinten stand, hat eigentlich nicht gesehen, aber wohl viel gehört. Es sollen 400000 Zuschauer dabei gewesen sein, um die beiden Headliner zu hören. Die Soundanlage galt als die lauteste dieser Zeit.

Und nachdem Herrn Blackmore die Regieanweisungen oder Bitten wohl zusehends auf den Geist gingen, riss bei ihm wohl der Faden und der Rest ist Legende. Blackmore stieß seinen Gitarrensteg in eine Fernsehkamera, zertrümmerte sein Instrument und machte den wilden Mann. Die Bühne brannte und die Show war perfekt.

Gitarrenzertrümmerer Pete Townshend von the WHO musste neidisch werden. So viel Feuer, so viel Agression auf der Bühne habe ich selten erlebt. Blackmore flippte aus, der Rest der Band spielte weiter.

Die Bluray hat einen neuen Schnitt, aber der alte Videoschnitt der VHS liegt auch als Bonus vor und als wirkliches Bonbon gibt es Super 8-Aufnahmen der Crew, verwackelt und unscharf, wie es eben so bei Super 8 möglich war. Aber der Fan bekommt einen kleinen Einblick hinter die Kulissen und sieht den wilden Mann Blackmore unscharf und von der Ferne seine Show machen.

Konzertkritik: Martin Kohlstedt live in Augsburg

1. Dezember 2023

Vielleicht ist es wirklich so, dass die Umgebung die Atmosphäre eines Konzerts beeinflusst. Diesen Eindruck hatte ich als ich dem Auftritt von Martin Kohlstedt im traditionsreichen Parktheater Göggingen besuchte. Die hypnotische, zeitweise fast meditative Klangwelt Kohlstedts wirkte hervorragend in diesem nach einem Brand von 1972 wieder aufgebauten Pachtbau.

Auf der Bühne mit Flügel und Mini Moog sowie Sequenzer veranstalte der Thüringer Musikkünstler seine fast zweistündige Show aus Musik und Licht vor ausverkauftem Hause. Martin Kohlstedt beherrscht die hohe Kunst der Improvisation von analogen und digitaler Musik. Das Ganze kann komplett in die Hose gehen oder sich zu einem einmaligen Kunstgenuss entwickeln.

Über die meiste Zeit war es ein musikalischer Genuss, unterbrochen von kleinen Ansprachen des Künstlers, Er sprach zumeist über die Chancen und Risiken der Improvisation und hatte sein Publikum absolut im Griff. Ich habe die Schlussansprache und das finale Stück hier angefügt.

Ich kannte Martin Kohlstedt meist nur von Vinyl-Aufnahmen. Kennengelernt habe ich den Musiker in der Pandemie als ich auf der Suche nach neuen musikalischen Horizonten war. Ich kam von der Berliner Schule wie Klaus Schulze, Tangerine Dream oder Edgar Froese und wollte in Wogen aus Musik ertrinken. Die ersten Aufnahmen von Kohlstedt sind Klavierimprovisationen, dann kam mehr und mehr Elektronik dazu. Ich sah mir seine Albenvorstellungen als Live-Stream-Übertragungen im Netz an und wurde ein Fan des Musikers.

Nach Corona ging er auf große Tour und schloss eine kleine Reihe von Konzerten, die so genannten B-Tour an. Hier machte er auch in Bayern Station. Ich war schnell und kaufte Karten für das wunderschöne Kurhaus in Göggingen. Die Abstimmung von Musik und Licht wirkte in diesem historischen Raum besonders gut. Ob es in einem modernen Zweckbau oder einen klassischen Konzerthalle ebenso einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt, kann ich nicht sagen. Die Wahl der Location war auf jeden Fall die richtige Wahl sowohl für Künstler und Publikum.

Nach der Show präsentierte sich Martin Kohlstedt als Künstler zum Anfassen. Er stand am Merch-Stand für kurze Gespräche mit Fans bereit. Auch ich holte mir Autogramme auf meine Vinyl-Alben und nutzte die Gelegenheit während der Abbauarbeiten zu einem kleinen improvisierten Interview. Vielen Dank dafür.

Konzertkritik: Little Quirks – das erste Deutschlandkonzert

2. August 2023

Durch Zufall bin ich in YouTube und Facebook auf eine erfrischende Indie-Folk-Band aus Australien gestoßen: Little Quirks. Bisher spielten sie nur Down Under und hatte ein paar US-und GB-Auftritte. Nun waren sie das erste Mal im alten Europa und machten auch in München Station. Ich war also dabei beim allerersten Deutschlandkonzert der Little Quirks im Lost Weekend in München Schwabing.

Little Quirks ist eine australische Indie-Folk-Band, die 2015 an der Central Coast (New South Wales) von den Schwestern Abbey Toole (Gitarre, Gesang) und Mia Toole (Schlagzeug, Gesang) sowie ihrer Cousine Jaymi Toole (Mandoline, Gesang) gegründet wurde. Die Gruppe hat Australien bereist und vier Extended Plays veröffentlicht. Im Jahr 2019 wurde die Gruppe durch Alex Toole (Jaymis älterer Bruder) am Bass und seit Ende 2021 durch Jordan Rouse an der E-Gitarre ergänzt.

Ich habe den Auftritt absolut genossen. Abbey Toole feierte an diesem Abend ihren 21. Geburtstag und die Band war gut aufgelegt und spielte ihre Setliste mit viel Charme und bekannten Temperament ab. Natürlich waren die Damen standesgemäß barfuß unterwegs, so kenne ich sie aus Facebook. Abbey trug den siebziger Jahre Klamottenlook und das Make-up erinnerte an frühe Bowie-Zeiten. Und die bekannten Gitarreninstrumente trugen auch das wunderbare Blitzlogo, wie wir sie aus Bowie-Zeiten von Aladdin Sane kennen. Ich geriet beim Auftritt ins Schwärmen, denn ich bin überzeugt, den Little Quirks steht eine erfolgreiche Karriere bevor. Ihre kraftvollen Show beherrschen die jungen Damen auf jeden Fall einwandfrei. Der Harmoniegesang wirkte, die Fans waren angetan – inklusive mir. Die Musik aus einer Mischung aus Indie-Folk und Alternative-Pop macht einfach Spaß.

Im März 2022 veröffentlichten sie die Single „The Rain“, die australische Rezensentin des NME, Ellie Robinson, beschrieb den Song als „kraftvoll“ mit einem „gefühlvollen, balladesken Lauf, angetrieben von kühl gezupften akustischen Gitarren und hellen Klavierakkorden“ Das Musikvideo wurde von Tim Swallow gedreht. Im August 2022 veröffentlichte die Gruppe ihre vierte EP, Call to Unknowns, die sechs Tracks enthält, darunter die drei vorangegangenen Singles „Someone to Hold“, „Florence’s Town“ und „The Rain“.Die EP wurde von Adam Toole in den Grove Studios und in seinem Heimstudio aufgenommen und produziert. Leider ist es mir bisher nicht gelungen einen physischen Datenträger von der Band zu bekommen und auch auf der Tour in München gab es keinerlei Merch oder Tonträger. So bleibt mir erst mal nur das Streaming über Apple Music.

Nachdem es kein großes Management oder Backstage-Bereich gab, kam ich mit den Australierinnen nach dem Konzert ein bisschen ins Plaudern und brauchte unbedingt ein Autogramm und ein Selfie mit der Band. Also hört euch die Band einmal an und genießt die frische Musik der jungen Damen.

Konzertkritik: Bruce Springsteen in München 2023

24. Juli 2023

Der Boss war in der Stadt und es war eine Selbstverständlichkeit, dass ich ihn einen Besuch im Münchner Olympiastadion abstattete. Ich hatte ihn zuletzt 2016 dort gesehen als er die Hütte rockte. Jetzt mit 73 Jahren flog bei der Hütte das Dach weg. 2:45 Stunden spielte sich Bruce Springsteen alleine und mit E-Street-Band die Seele aus dem Leib. Hier bekommt der Fan etwas geboten für die happigen Eintrittspreise im ausverkauften Konzert.

Springsteen ist ein alter Fuchs und weiß um seine exzellente Bühnenpräsens, die er sich über schweißtreibende Jahre erarbeitet hat. Der große Entertainer hat sich den Ruf bewahrt, eine mehr als solide Show abzuziehen und setzt einig und allein auf die Ausstrahlung und Musikalität von Künstler und Band. Keine große Lightshow, keine Gimmicks, kein Feuerwerk – schlichtweg kraftvoller Stadion-Rock’n Roll, der in großen Teilen in jahrelangen Touren durch die Arenen dieser Welt einstudiert war. Interessant wäre es mal die Wirkung in einen Club in New Jersey zu erfahren, wo alles mal begonnen hat.

Emotional wird es in München da, wenn Bruce direkten Kontakt mit seinen Fans aufnimmt und nahe heran kommt. Dieses Mal gab es kein Heraufbitten von Fans auf die Bühne und gemeinsame Absingen der Klassiker. Aber vor allem zu seinen jüngsten Fans hatte Springsteen direkten Kontakt, unterschrieb sogar bei laufender Show ein Autogramm und verteilte mehrmals Gitarrenplektren aus seiner „Coin Pocket, der fünften Tasche der Jeans. Alles von Kameras eingefangen und auf drei Großbildleinwände übertragen. Kann sich noch jemand an die Zeit erinnern, als es diese Übertragungen noch nicht gegeben hat und der Musiker ein kleines Männchen in weiter Ferne auf einer Bühne war?

Überraschungen bei den Songs gab es keine. Gewohnte Kost, die uns als Fan schmeckt. Ein paar neue Songs, ein paar Klassiker zum Mitsingen. Springsteen hielt sich weitgehend an sein Set dieser Tour. Einig Johnny 99 war neu im Programm, das musikalisch überarbeitet und angereichert wurde. Es stammt von meinem persönlichen Lieblingsalbum Nebraska. Für mich der Höhepunkt des Konzerts.

ch mochte natürlich den Patti Smiths Klassiker Because the Night, ich träumte bei Glory Days, erinnerte mich die Born to Run-Zeit, rief mir bei The Rising den Schrecken des 11. Septembers zurück und freute mich über den ewigen Klassiker The River. Die Videos sind hinterlegt.

Zwischendurch gab es Geschichten aus der Anfangszeit von Springsteen. Er berichtete vom Tod seines letzten Bandenmitglieds aus der Anfangszeit seiner Karriere. Überhaupt drehte sich bei dem 73jährigen viel um Abschied, Trauer und Tod. Ein Blick zurück und gleichzeitig der Appell sein Leben zu leben. Das kam natürlich bei uns Fans gut an. Auch diese Ansprachen beherrscht der Boss perfekt und sie kommen spontan herüber, obwohl sie natürlich gescripted sind. Interessant auch, dass so mancher Song auf den Großbildleinwänden mit deutschen Untertiteln lief.

Im Netz maulte zwar einer, dass der Boss nicht mal Born in the USA nicht gespielt habe, aber Springsteen ist keine Jukebox, die spielt was der Fan will, sondern ein Künstler mit einem enormen Repertoire. Auch die Überarbeitung der Songs für die Bühne und ein großes Publikum ist schlichtweg gelungen. Bruce Springsteen versteht sein Handwerk und die E-Street-Band ist ein erstklassige Band. Persönlich mag ich den Humor von Steven Van Zandt/Little Steven samt Bandana, das seine Kopfverletzung verbirgt. Saxophonist Jake Clemons hat ebenso musikalische wie auch schauspielerische Qualitäten. Leider war Patti Scialfa dieses Mal auf der Bühne nicht dabei.

Den Abschluss machte ein ruhiges, besinnliches I’ll See You in My Dreams, Springsteen solo mit der Akustikgitarre. Der 2021 erschienene Song ist dem 2021 verstorbenen Australier Michael Gudinski gewidmet. Ein schöner Abschluss, um sich dann in das Münchner Verkehrschaos zu begeben. Und ich gelobe: Kommt Springsteen nochmals in die Stadt, dann bin ich wieder dabei.

Konzertkritik: Elton John in Hamburg

16. Juni 2023

Ich wollte ihn unbedingt einmal live sehen: Elton John ist auf seiner Abschiedstour und sollte eigentlich 2020 in Hamburg gastieren. Dann kam Corona und die Tour wurde auf 2023 verschoben. Mit meiner Familie bin ich im Mai nach Hamburg den Auftakt des dreitätigen Hamburg-Gastspiels in der Barclays Arena zu erleben.

Ich hab das Konzert genossen, aber mit einer Träne in den Augen. Nie wieder werde ich diese schillernde Persönlichkeit live erleben dürfen. Es war ein wunderbarer musikalischer Abschied von einem Künstler, die meine Welt der Rock und Pop-Musik geprägt hat und ganz große Spuren hinterlassen hat. Zwar verzichtete ich am Merch-Stand mir ein Andenken zu kaufen, ich investiere mehr in seine Musik.

Gegenüber der Bühne nahm ich Platz und dachte an meine Jahre mit Elton John: Natürlich Diana, natürlich die seltsame Heirat mit der deutschen Braut Renate Blauel, dann das Bio-Pic Rocketman und vieles mehr. Einmal traf ich als Lokaljournalist den Meister Elton John auf dem Militärflugplatz Fursty in Fürstenfeldbruck. Der Musiker bekam eine Sonderstarterlaubnis mit seiner Maschine, ähnlich wie schon zuvor Frank Sinatra. Aber weder Sinatra noch John würdigen mich eines Blickes und es gab auch kein Autogramm, trotz meiner mitgebrachten Single von Crocodile Rock – schade.

Ich habe den Musiker Elton John als Jugendlicher 1983 mit seinem Hit I’m still Standing kennengelernt. John war menschlich in einer Krise und spielte sich mit zahlreichen Hits zurück an die Spitze. Der Song kam aus dem Album Too Low for Zero, was ich mir natürlich sofort zulegte. Ich wusste damals nichts von Bernie Taupin, der seit 1976 hier endlich wieder mit Elton John zusammenarbeite. Was ich auch nicht wusste, dass es das 17. Album des Künstlers war. Zug um Zug lernte ich die früheren Alben von Elton John kennen und lernte so viele fantastische Songs kennen.

Ich mag Goodbye Yellow Brick Road von 1973 und unter diesem Motto stand auch die Abschiedstour von Elton John. Das Ende des Konzerts war dann auch die gelbe Backsteinstraße, die im Musical Der Zauberer von Oz in die Smaragdstadt führt – einfach zauberhaft.

Ich hab es nicht geglaubt, dass ein Mann am Klavier so eine Show auf die Beine stellen kann. Beim Laufen bemerkt man den Hüftschaden des Künstlers und natürlich sind die Zeiten der Akrobatik auf dem Klavier vorbei. Mit 76 Jahren macht man einfach keine großen Sprünge, aber stimmlich ist Elton John grundsätzlich auf der Höhe und riss das Publikum mit. Auch dieses Publikum ist mit ihm gealtert und schwelgte wie ich in Erinnerungen an die alten Zeiten. Und wir genossen die Multimedia-Show auf der Bühne inklusive des fahrenden Flügels. Mein persönlicher Favorit war die Einblendung eines meiner Helden Alan Turing, der ebenso wie Elton John homosexuell ist, dies aber mit seinem Leben bezahlen musste.

Während der Zugabe erzählte Elton dem Publikum, dass seine allererste Show in Deutschland vor 51 Jahren in Hamburg stattfand und dass die Konzerte seine allerletzte Shows in Deutschland sein würden – wieder in Hamburg – und dass es „typisch für mich“ sei, den Kreis zu schließen, mit einem Lächeln.

Ich war mit der Setlist in Hamburg fast zufrieden – es waren alle Hits dabei, die ich hören wollte. Aber es fehlte der zweite Song der mich mit Elton John bekannt machte: Pinball Wizard aus dem Tommy-Film nach der Rockoper von The Who. Ich hatte und habe die Single aus dem Soundtrack und war von dem ungeliebten Song von Pete Townshend begeistert. Wahrscheinlich wollte Elton John bei der Welttour keine Tantiemen an Townshend abgeben, aber ich weiß es nicht. Was ich weiß, dass ich das Konzert sehr genossen habe – ebenso wie meine Familie und die zig Tausend Konzertbesucher.
Und das war die Setlist von Hamburg. Hinter den markierten Links befinden sich die Konzertaufnahmen als Video.

Bennie and the Jets
Philadelphia Freedom
I Guess That’s Why They Call It the Blues
Border Song (Aretha Franklin gewidmet)
Tiny Dancer
Have Mercy on the Criminal
Rocket Man (I Think It’s Going to Be a Long, Long Time)
Take Me to the Pilot
Someone Saved My Life Tonight
Levon
Candle in the Wind
Funeral for a Friend/Love Lies Bleeding
Burn Down the Mission
Sad Songs (Say So Much)
Sorry Seems to Be the Hardest Word
Don’t Let the Sun Go Down on Me
The Bitch Is Back
I’m Still Standing
Crocodile Rock
Saturday Night’s Alright for Fighting
Zugaben waren:
Cold Heart
Your Song
Goodbye Yellow Brick Road

Phew Konzert im Haus der Kunst München 2023

4. Mai 2023

Phew kennen in meinem persönlichen Umfeld nur wenige. Die japanische Musikerin ist ein Phänomen und ich freute mich sehr, dass sie für zwei Konzerte ins Haus der Kunst nach München kam. Da musste ich dabei sein, um ihrer experimentellen elektronischen Musik zu lauschen. Es war ein Erlebnis für die Sinne.

Im Vorfeld der beiden ausverkauften Konzerte hat Phew wieder tief in die Emotionskiste gegriffen „Wenn ich meine Stimme verwende, lege ich Wert auf körperliche Empfindungen… Es fühlt sich gut an meine Stimme rauszulassen, während ich tief einatme. Ich weiß nicht viel über Perfektion oder Unterhaltung, aber ich vertraue meinem Gefühl von Zufriedenheit, da es von meinen körperlichen Empfindungen kommt.“ Das klingt interessant und da wollte ich unbedingt bei eine ihrer einstündigen Perfomance dabei sein. Und auch die Alben sind interessant wie dieses hier.

Phew ist eine überaus produktive Protagonistin der japanischen Underground-Musik, die seit mehr als vier Jahrzehnten ihren individuellen künstlerischen Weg geht. Sie verarbeitet elektronische Sounds und ihre eigene Stimme zu einer minimalistischen, inquisitiven Musik, in der fiebrige wortlose Gesänge sowie Sprechgesänge einander überlagern. Aus der Überzeugung, dass „die Musik dem Leben, dem Körper entspringt“, wählt sie einen intuitiven Zugang für ihre stimmlichen Experimente, die in warme Schatten akustischer Sounds und atmosphärischer Synthesizerklänge eingebettet sind. Indem sie verschiedene Rhythmen und Spuren übereinanderlegt, eröffnet sie den Hörer*innen eine Vielfalt an Möglichkeiten zur Wahrnehmung von Zeit, so wurden im Vorfeld die Auftritte im Haus der Kunst beworben. Klingt interessant.

Inspiriert von den Sex Pistols gründete Phew in den späten 1970er Jahren die Avant-Punk-Psychedelic-Rockband Aunt Sally. In der Folge kollaborierte sie als Solokünstlerin mit dem vor kurzem Lieder verstorbenen Ryuichi Sakamoto, der für die Ausstellung von Dumb Type am Haus der Kunst 2022 eine Soundarbeit beisteuerte, sowie mit Conny Plank, Holger Czukay und Jaki Liebezeit von der Band Can und mit Alexander Hacke von den Einstürzenden Neubauten. In der jüngeren Vergangenheit ist sie mit Jim O‘Rourke und mit Ikue Mori Kooperationen eingegangen.

Ich war am ersten Abend ihres Konzerts dabei als sie eine Performance mit Synthesizer, Samples und Gesang gab. Hier ein paar Eindrücke von dem Auftritt auf Video.
Mit dabei war auch Nina, zurzeit Gastkünstlerin in Hamburgs Golden Pudel Club, ein Eröffnungs-DJ-Set spielen. Ninas Musik transferiert uns Hörer in die entferntesten und verstörendsten Winkel einer sonderbaren, atmosphärischen Musik. Sie kreiert Collagen aus Musik concrète, Field Recordings, Filmmusik und gesprochenem Wort. Als Fan der Musik concrète empfang ich ihren Auftritt hervorragend.

Konzert von Dominik Plangger im Wirtshaus im Schlachthof 2023

13. Februar 2023

Es tat gut, Dominik Plangger wieder mal Live und in Farbe zu sehen. Der Südtiroler Liedermacher präsentierte zusammen mit seiner Frau Claudia Fenzl im Münchner Wirtshaus im Schlachthof sein jüngstes Album ansichtshalber vor ausverkauften Plätzen. Es war nach zwei Jahren Corona ein Wiedersehen mit Freunden und es tat gut.

Ich kenne Dominik seit einigen Jahren. Auf der Wiese vor Kloster Banz war er 2011 Musiker bei den Songs an einem Sommerabend und ich durfte die Veranstaltung fotografisch dokumentieren. Der geniale Netzwerker Hans-Peter Niedermeier hatte den Kontakt hergestellt. Wir freundeten uns an und der Kontakt hat über die Jahre gehalten. Wenn es mir terminlich möglich war, dann besuche ich seine Konzerte und kann dies auch jedem anderen empfehlen, der ehrliche Musik mag: Ehrliche Musik von einem ehrlichen Typen. Ich habe später von der Hochzeit mit Claudia Fenzl gehört, habe nach der Geburt seiner bezaubernden Tochter ein langes Interview mit ihm geführt und auch während Corona ist meine Begeisterung für die Musik von Dominik Plangger nicht verloren gegangen.

In Corona-Zeiten gab er wie viele andere Musiker Wohnzimmerkonzerte. Das brachte zwar wenig Geld in die Familienkasse, dafür wuchs die Familie enger zusammen.

Aber jetzt ist Dominik Plangger wieder hungrig auf Tour zu gehen und wir als Publikum sind hungrig auf seine Lieder und seine Geschichten. Und nicht nur mir ging es so. Das Konzert im Münchner Schlachthof war restlos ausverkauft – ein Zeichen, dass trotz Pandemie die handgemachte Livemusik mit Gitarre und Geige einen enormen Stellenwert hat.

Ich mag das Wort Liedermacher nicht, weil es für mich zu sperrig klingt. Die Bezeichnungen Singer und Songwriter gefallen mir deutlich besser. Planggers Lieder handeln von Beziehungen, von Sehnsüchten, von seiner Heimat Südtirol, von Menschlichkeit und aktueller denn je: vom wertvollen Gut des Friedens.

So sitzt er auf der Bühne des Schlachthofs. Statt Mütze hat er einen Rolling Thunder Hut samt Feder auf dem Kopf. Blaue Jeans mit Hosenträger, Hemd mit Weste – er sieht den amerikanischen Folk-Sängern sehr ähnlich. Musikalisch ist er reifer geworden, vielleicht hat Corona sein Gitarrenspiel gefördert. Ich sitze in der ersten Reihe, schließe die Augen und genieße die Songs.

Zwischen den Liedern immer wieder kleine Geschichten, das Publikum hängt an seinen Lippen. Geschichten von Reisen nach Kanada wo es genauso aussieht wie in Südtirol, Geschichten von der Alm auf er drei Monate im Jahr Zeit verbringt oder eine nette Episode mit Wolfgang Ambros. Und wir können die Verliebtheit des Musikerpaares erleben. Immer wieder halten Dominik und Claudia Blickkontakt, er wirft ihr Komplimente zu und sie harmonieren auf der Schlachthof-Bühne wunderbar miteinander – menschlich und musikalisch.

Die Musiker spielen nicht nur die eigenen Songs. Die Lieder großer Vorbilder und Kollegen kommen auch zu Gehör: Georg Danzer, Warren Zevon und immer wieder Townes Van Zandt.

Und so gab es auch bei den Zugaben einen Überraschungsgast in Form von Mr Jones alias Jürgen Bichlmeier. Er ist meine persönliche Neuentdeckung des Abends. Plangger und Mr Jones trafen sich beim Townes Van Zandt International Festival in der Nähe von Mailand und harmonierten perfekt. Mal sehen, vielleicht fahre ich Pfingsten zu diesem Festival, denn die Musik von Townes Van Zandt darf nicht vergessen werden.

Bob Dylan live in Berlin 2022 – Rough and Rowdy Ways World Wide Tour

7. Oktober 2022

Ich bin eigens von München nach Berlin gereist, um ihn nochmal zu sehen: Bob Dylan, einer meiner Helden, geht derzeit mit seiner Rough and Rowdy Ways World Wide Tour auf Welttournee bis 2024. Es deutet sich an, dass es die letzte Tour für den 81jährigen sein wird. Er befindet sich nicht mehr auf der Never Ending Tour, wie die Gastspiele früher heißen, sondern es wird explizit von der Rough and Rowdy Ways World Wide Tour gesprochen. Das ist für mich ein Zeichen des Abschieds von der Bühne.

Ich war Besucher des ersten von drei Berliner Konzerten und es war schlichtweg grandios. Wer sich auf Dylan-Konzerte einlässt, weiß was einem im schlimmsten Falle erwarten kann. Alle Befürchtungen wurden zur Seite gewischt, als ich die Kritiken der bisherigen Auftritte in den einschlägigen Facebook-Seiten gelesen habe.

Reduzierung ist angesagt, einfach und schlicht die Show. Gab es in früheren Shows ein wenig Lightshow, der Oscar war einstmals mit dabei, dann gab es sogar mal Videowände, das Logo von Dylan wurde eingeblendet, so haben wir jetzt bei der Rough and Rowdy Ways World Wide Tour nur einen Samtvorhang und ein wenig Licht. Die Musikanten haben einen festen Platz und bewegen sich nicht von der Stelle.

Dylan selbst steht und sitzt hinter dem Klavier, sein schwarzer Wuschelkopf ist nur zu erkennen. Nur zweimal steht er auf und geht nach einem Song zum Mikrofon und hält sich fest. Der 81jährige Song-and-Dance-Man ist wackelig, gar zerbrechlich auf den Beinen, er sieht schwach aus, aber seine Stimme ist voll da. Beim Schluss-Applaus sieht man sein blaues Westernhemd, nachdem er seine Jacke ausgezogen hat. Den Arm in die Seite gestemmt nimmt er den Applaus des Publikums entgegen. Ein Hauch eines Lächelns kommt aus seinem Gesicht. Ich frage mich: Hat Dylan wirklich eine schwarze Jogging-Hose an? Ich konnte es nicht genau erkennen.

Kommunikation mit seinem Publikum ist nicht direkt vorhanden, Dylan kommuniziert über seine Musik. Die Setlist der Tour ist unverändert, das meiste Material kommt von seinem hervorragenden 39. Studioalbum, nur der 15minütige JFK-Song Murder Most Foul fehlt. Keine Greatest-Hits-Show, sondern nachdenkliches Material des vielgelobten Rough and Rowdy Ways-Albums.

Wenig altes Material war zu hören, aber es tat sehr gut. Watching the River Flow von 1973 zeigte, wohin es musikalisch geht. Blues, Country, Western, Swing, Rock – kein Showgefrickle und Gepose. Freundlich begrüßt wurde „I’ll Be Your Baby Tonight“ und prophetisch christlich ging es beim Nobelpreisträgers zu „Every Grain of Sand“ und „Gotta Serve Somebody“ von 1981.

Die Musik war glasklar ausgesteuert. Und das Publikum genoss diese Musik. Handys waren verboten und sie wurden zu Konzertbeginn in versiegelte Etuis verborgen. Ich entdeckte keine Smartphones im Saal aufleuchten, aber Audio-Aufnahmen vom Konzert kursieren bereits. Es war eine fast heilige Atmosphäre, fast schon wie ein Gottesdienst. Den meisten Zuschauern war klar, dass sie Dylan wohl nie wieder sehen werden. Es ging um die größtmögliche Aufmerksamkeit für den Meister, der das Leben so vieler Zuschauer massiv beeinflusst hat. Es war für mich ein intimes Konzert, bei dem ich die Augen schließen konnte und mich auf die fabelhafte Musik konzentrieren konnte. Dylan sprach direkt zu mir. So wie es mir ging, erging es den anderen 4000 Zuschauern in Berlin ebenso. Am Ende jedes Songs gab es Applaus und Dankesrufe. Zugaben gibt es bei dieser Tour keine. Nach einer Stunde und 52 Minuten war das Konzert zu Ende. Die hervorragende Band sind zumeist alte Bekannte: Bob Britt (Gitarre), Charley Drayton (Schlagzeug), Tony Garnier (Bass), Donnie Herron (Violine, Pedal Steel) und Doug Lancio (Gitarre).

Einstmals habe ich gelesen, dass Dylan ein Superstar wie Elvis werden wollte. Er wurde viel mehr, er hat den Superstar übersprungen und ist direkt zu Lebzeiten zur Legende geworden. Ich war dankbar den Meister nochmal zu hören, ehrfürchtig seiner Musik zu lauschen und mich bei ihm zu bedanken. Vielleicht nehme ich noch ein paar Euro in die Hand und besuche eine weitere Station der Rough and Rowdy Ways World Wide Tour irgendwo auf der Welt.

Nach dem Konzert, nach dem Verlassen der Verti Music Hall kam man auf dem Mercedes Benz-Vorplatz zusammen. Das Duo Lent Moyo spielte alte Dylan Songs. Ich hörte mir noch It Ain’t me und I Shall Be Released an. Songs, die lange zurück liegen und nur noch für Nostalgie sorgen – der aktuelle Dylan hat sich schon um Welten weiter entwickelt.

Die Setlist von Berlin:
Watching the River Flow
Most Likely You Go Your Way (and I’ll Go Mine)
I Contain Multitudes
False Prophet
When I Paint My Masterpiece
Black Rider
My Own Version of You
I’ll Be Your Baby Tonight
Crossing the Rubicon
To Be Alone with You
Key West (Philosopher Pirate)
Gotta Serve Somebody
I’ve Made Up My Mind to Give Myself to You
That Old Black Magic
Mother of Muses
Goodbye Jimmy Reed
Every Grain of Sand

Wolf Biermann spielt Heinrich Heine in München

16. September 2022

Ich dachte immer, im Alter kommt die Milde. Ich habe mich getäuscht: Bei Wolf Biermann ist das absolut nicht der Fall. Mit seinen 85 Jahren ist Biermann ein starkes Denkmal und Mahnmal der deutsch-deutschen Geschichte, der sich trotz oder vielleicht auch wegen des hohen Alters immer wieder zu Wort meldet. Und Diplomatie war nie sein zweiter Vorname.

Im ausverkauften jüdischen Gemeindezentrum in München spielte er vor ausverkauftem Saal. Drei Tage zuvor trat er in der Elbphilharmonie seiner Geburtsstadt Hamburg auf. Kern des Programms waren aber nicht nur die klassischen nachdenklichen und provokanten Lieder und Gedichte, sondern Wolf Biermann war im Zwiegespräch mit dem deutsch-jüdischen Dichter Heinrich Heine. Geschickt führte uns Biermann in die Welt Heines ein, führte Dialoge mit dem Dichter und da durften Wintermärchen und Loreley nicht fehlen – zudem gab es zu diesen Werken die musikalischen Interpretationen aus Sicht Biermanns.

Sehr bewegt war für mich persönlich Auseinandersetzung Biermanns mit Heine mit dem Gedicht „Sie saßen und tranken am Teetisch“ und seiner Mutter – hier das Video dazu.

Spott und klare Worte fand Biermann immer wieder zum Kommunismus, mit dem er gebrochen hat. Dieses Mal bekam die Partei der Linken als Nachfolger der SED- und Stasi-Dikaturpartei nicht direkt seinen Zorn und Häme zu spüren. Dafür bekam Brecht und seiner Verehrung des Kommunismus in seinen Werken das Fett ab.

Und Biermann bezog Stellung zum Ukraine-Krieg und dem deutschen Pazifismus. Er präsentierte ein neues Lied in München. Ein Vers lautet:

„Und jetzt wedelt mit seinem russischen Hund
Manch deutschnational-pazifistischer Schwanz
Mein Herz spielt verrückt im Ukrainekrieg
verrückt Toleranz mit der Intoleranz.“


Mit klaren Worten bezieht der 85jährige Stellung. Er muss nicht mehr gefallen und er hat sich nie angebiedert, was ja auch 1976 zu seiner Ausbürgerung aus der DDR führte. Es hat gut, einen solchen Mahner mal live zu erleben. Der Mann hat seine Verdienste. Ich wollte mich in der anschließenden Autogrammstunde persönlich bei ihm mit einem Händedruck bedanken, was er aber auch Corona-Hygienevorschriften ausschlug.

Dennoch: Danke Wolf Biermann für Ihr Werk. Und es tat gut, den Song Ermutigung aus seinem Mund live zu hören.
Du, lass dich nicht verhärten
In dieser harten Zeit
Die allzu hart sind, brechen
Die allzu spitz sind, stechen
Und brechen ab sogleich
Und brechen ab sogleich

Sixty 2022 – Rolling Stones in München

6. Juni 2022

„Servus Minga“ – zwei Worte genügten, damit war alles gesagt. Die Rolling Stones rockten München und ich war dabei. Dabei sah es am Abend nicht so aus: Gewitter und Wolkenbrüche über dem Olympiastadion, so dass das Konzert um eine Stunde verschoben werden musste.
Aber als Mick Jagger, Keith Richards und Ronnie Wood samt Band die Bühne betraten, kam die Sonne heraus und es wurde zu einem kraftvollen Konzertabend. Die Briten feierten das 70. Thronjubiläum der Queen, die Münchner feierten das 60. Bandjubiläum der Rolling Stones.

Jagger gilt als München Fan. Er postete in Instagram tags zuvor Fotos vom Chinesischen Turm, vom Englischen Garten und aus Schwabing und Friedensengel. 116 Mal waren die Stones in Deutschland, ein paar Mal war ich mit dabei und es immer noch eine Freude, die Herren auf der Bühne zu sehen. Vorfreude kam auf, als schwarze Vans mit dunklen Scheiben ins Stadion einfuhren. Die Helden des Abends entstiegen den Fahrzeugen und machten sich bereit für einen Abend voller Rock‘n Roll.

Natürlich ist Jagger mit seinen fast 79 Jahren etwas ruhiger geworden, etwas, aber nicht viel. Seine Bühnenpräsenz ist nach wie vor einzigartig. Richards mit blauer Wollmütze spielte Riff um Riff, während Wood für konstante Gitarrenklänge sorgte. Alles wie gehabt. Alles? – Nein natürlich nicht. Charlie Watts fehlte – ich habe die Stones noch nie ohne Charlie Watts gesehen, aber der Schlagzeuger verstarb im August 2021. Die Stones beschlossen dennoch weiterzumachen. Aber die Erinnerung an den ruhigen Mann hinter den Drums war zu spüren. Vor dem Startschuss des Konzerts erinnerte ein Film an Charlie Watts.

Mick Jagger würdigte seinen verstorbenen Bandkollegen. Watts Nachfolger Steve Jordan machte seine Sache hervorragend, blieb aber im Hintergrund.
Die Europa-Tour startete in Madrid und der zweite Termin war nun München. Die Songs der beiden Europakonzerte variierten ein wenig. München bekam Ruby Thuesday statt Beast of Bruden. Genügend Material haben die Steine ja im Laufe der sechs Jahrzehnte angehäuft. Richards dufte auch zwei Songs anbringen: Happy Connection und Slipping Away – Zeit für Mick ein wenig durchzuschnaufen.

Der Konzertstart war der klassische Street Fighting Man und es folgten die klassischen Hits, ein bisschen Best of ohne Überraschungen. Zum ersten Mal live hörte ich Living in a Ghost Town von 2020, die zweite Nummer 1 der Stones in Deutschland nach Jumpin’ Jack Flash, der auch in München gespielt wurde. Jagger sagte auch etwas, dass der Song nach Madrid zum zweiten Mal gespielt werde.

Persönlich empfand ich meine beiden Klassiker Sympathy for the Devil, You Can’t always … sowie Start me up als Höhepunkte. Die Zugaben waren Gimme Shelter und natürlich (I Can’t Get No) Satisfaction zum Abschluss. Während die Stones spielten leuchtete der Olympiaturm in den Farben der Ukraine – eben gibt uns Schutz – ein großes Symbol.

Das meist ältere Publikum war zufrieden, sehr sogar und ich auch. Das Olympiastadion war ausverkauft, die Kasse für die Stones stimmte. Und auch das Wetter spielte mit, also alles prima. Nachdem ich bereits zahlreiche Abschiedstouren der Stones gesehen habe, war Sixty im Hinblick auf das hohe Alter der Herrschaften vielleicht wirklich die letzte. Ich hab sie genossen.