Das Hochwasser trifft Bayern mit voller Wucht. Bisher habe ich mich mit Sandsäcken gegen die Fluten geschützt. Mein Keller ist hochwassergefährdet. Auf einem Seminar entdeckte ich eine eine bessere Lösung gegen das Nass, das sowohl für private Haushalte als auch für Feuerwehren, Katastrophenschutz und andere Helfer geeignet ist: Floodsax.
Alexandra Wehner und Birgit Gehr von bluESProtec GmbH aus München waren bei mir Seminarteilnehmerin und vertreiben mit ihrer Firma die Säcke. Bei dem System handelt sich um einen Hochwasserschutz mit einfacher Handhabung, geringsten Eigengewicht und Platzbedarf. Im Grunde sehen die weißen Kissen unscheinbar aus. Sie saugen sich voll Wasser und wachsen dann zur vollen Größe an. „Ein hydrophiles Polymer zusammen mit einem organischen Additiv sorgen für ein mehr als hundertfaches Wasseraufnahmevermögen des FloodSax“ erklärt Alexandra Wehner. Die Füllung von 210 Gramm kann bis zu 25 Liter Wasser aufnehmen. Das hat mich vollkommen überzeugt und ich brauche keine Sandsäcke mehr, um meinen Keller zu schützen.
Die Teile sind mindestens 5 Jahre lagerfähig, da sie in Lagen zu jeweils 5 Stück vakuumverpackt geliefert werden. So brauchen sie nur sehr wenig Platz bei mir im Keller. Im Moment greifen Feuerwehren und anderen Helfern auf die Lösung zurück. Die Lager von bluESProtec GmbH sind bei dem Hochwasser gut gefüllt und noch gibt es Nachschub. Ein Karton mit 20 FloodSax-Kissen kann ohne Probleme von mir getragen und vor Ort gebracht werden; selbst eine Palette mit 400 FloodSax passt in einen Kleintransporter und ersetzt 1000 Sandsäcke, also ideal für Feuerwehren oder andere Hefter.
Ein FloodSax enthält wasserabsorbierende Innenpads. Diese bestehen aus einer Mischung von geflocktem Zellstoff und einem selbstaktivierenden Polymer, dem sogenannten Superabsorber. Das Polymer in den Pads hält das Wasser über Wasserstoffbrückenbindungen dauerhaft, bis zu 3 Monaten, im Inneren der FloodSax gespeichert. Jedes dieser absorbierenden Innenpads hat, aus Vlies bestehende Außenhaut, mit der es vernäht ist. Zusammen in drei Reihen, nebeneinander, sowie übereinander ergeben sie die typische Form der FloodSax.
Bei mir zu Hause funktioniert das System ideal: Das FloodSax Home Pack wurde extra für den aktiven Außenschutz von Gebäude vor Hochwasser, Sturmfluten oder Wassereinbrüchen bei Starkregen konzipiert. Es besteht aus einem FloodSax-Türschlauch (90 cm x 19 cm) und 4 FloodSax (45 cm x 35 cm). Ich kann als Hausherr mit dem Home Pack selbständig und schnell meine Türen, Tore, Fensterschächte, Rückschlagklappen und Kellerinstallationen sicher vor Hochwasser schützen. FloodSax bieten auch innerhalb des Gebäudes Schutz. Größere Wasserschäden durch gebrochene oder geplatzte Leitungen, gerissene Zu- und Ablaufschläuche, bei Installation und bei Reparaturen können vermieden oder schnell eingedämmt werden. Das System gibt es hier zu kaufen.
Wenn das Hochwasser vorbei ist, kann das System unbedenklich über den Hausmüll entsorgt werden, Wenn keine Kontaminationen zu befürchten sind, wie bei einem einfachen Wasserrohrbruch, können die Säcke auch in einer Anlage für Bioabfälle verwertet werden, da alle Bestandteile der FloodSax biologisch abbaubar sind. Der „Carbon-Footprint“ – die CO2-Bilanz ist auch aus diesem Grund wesentlich geringer als jener von herkömmlichen Sandsäcken.
Im Moment sehe ich drei Einsatzmöglichkeiten bei mir zu Hause:
- Wasseraufnahme: Die Kissen nehmen in Sekundenschnelle Wasser auf, damit Wasserschäden verhindert werden. Ich kann innerhalb innerhalb von 3 Minuten 25L Wasser aufsaugen, ein einzelner FloodSax ersetzt 5 Sandsäcke.
- Wasserbarriere: Die Säckearbeiten wie eine Art Mauer oder Verschluss und machen das Durchdringen für Wasser unmöglich. Somit bleiben wichtige Geräte oder ganze Räume vor Wasser geschützt!
- Wasserumleitung: Mit FloodSax können Wasserströme umgeleitet werden (z.B. in die Kanalisation). Somit sind plötzliche Sturzfluten kein Problem mehr.
Update: Das System im Video:
Schlagwörter: Alexandra Wehner, Birgit Gehr, bluESProtec GmbH, Fensterschächte, Feuerwehr, FloodSax, Hochwasserschutz, Katastrophenschutz, Polymer, Rückschlagklappen, Sandsack, Schutz vor Hochwasser, Sturmflut, Superabsorber, Türschlauch, Tore, Wasserrohrbruch
2. Juni 2013 um 19:44 |
Ich bin nicht sicher, ob ich Zellstoff (= Holzfasern, wohl mal wieder billig aus dem Regenwald oder ebenso billig aus zweifelhaft gefällten heimischen Wäldern, siehe aktuell die Buchenwälder) und Polymeren (Kunststoffen) da so klasse finde. Ein weiteres Problem sehe ich in der geringen Dichte des Materials: Es mag Wasser gut aufsaugen, aber bei richtigen Fluten wird es wohl sicher weggespült, da es bei weitem nicht so schwer (und damit lagestabil) wie ein Sandsack ist.
Für die Feuerwehr und das THW mag das eine gute Sache sein, für spezielle Anwendungen, aber als Flutschutz für jedermann sehe ich da eher keine Anwendung. Besser wäre es, wenn die Leute ihre Häuser nicht dort bauen, wo Überflutungsgebiet sein kann. Das ist ja am ehesten das Problem.
Ich bin weiterhin für den klassischen Sandsack – und am besten eine Maschine, die die Säcke automatisch befüllt, zunäht und über ein Förderband oder so direkt am Einsatzort ablegt.
PS: Wenn die Wasserströme in die Kanalisation umgeleitet werden können, dann würden sie ja gar nicht entstehen, sondern von selbst abfließen. Doch das Problem bei Fluten ist ja, dass der Fluss bzw. die Kanalisation voll ist und nichts mehr abtransportieren kann.
2. Juni 2013 um 20:23 |
@Julian
Ursprünglich stammt der floodsax aus England und wurde dort mit dem Katastrophenschutz zusammen entwickelt. Im Jahr 2008 bekamen sie dafür den GREEN HERO Award und in Deutschland steht er unter dem Siegel des Umweltpakt Bayern. Die verwendeten Holzfasern stammen aus Recyclingprozessen und Restfraktionen der holzverarbeitenden Industrie, die für diesen Fluff keine weitere Verwendungsmöglichkeit parat haben. Auch die eingesetzten Polymere sind organisch abbaubar.
Der ganz grosse Vorteil ist aber die von Dir angesprochene Logistik. 20 Floodsax passen in einen Karton und das Stück wiegt nicht mehr als 250 gramm. Aktiviert man den einzelnen Sack mit Wasser wird dieser sogar schwerer als der normale Sandsack und hält 25 kg Gewicht. Somit kann ein Kleinbus die Menge eines Tiefladers im Vergleich zu Sandsäcken sicher zum Einsatzort transportieren.
Einer Springflut hält der Floodsax ebensowenig stand wie ein Sandsack, aber die Bevorratung (geringer Platzbedarf) und die einfache Handhabung haben schon einigen Bewohnern im Ernstfall ihr Hab und Gut gerettet.
2. Juni 2013 um 21:41 |
@Sandra: Das überzeugt mich jetzt. Danke.