Posts Tagged ‘David Cronenberg’

Der Herr der denkenden Horrorfilme: Val Lewton

30. April 2025

Als Fan des klassischen Horrorfilms habe ich wieder Val Lewton für mich entdeckt. Der breiten Masse wird der Name wohl nicht so bekannt sein, aber die Insider werden nun bestätigend nicken.

Val Lewton war Produzent in den vierziger Jahren und schuf wegweisende Filme, die als denkende Horrorfilme bezeichnet wurden. Ich selbst mag die drei Klassiker Katzenmenschen (Cat People) von 1942, Ich folgte einem Zombie (I walked with a zombie) von 1943 und Der Leichendieb (The Body Snatcher) von 1945. Val Lewton hat noch mehr Filme produziert, aber diese drei sind meine Highlights von ihm.

In der Reihe Filmjuwelen sind diese Streifen restauriert vor längerer Zeit auf Bluray erschienen und ich habe mir diese Filme angeschafft, die ich bisher nur als schlechte englische DVD hatte.

Anders als sein Kollege Carl Lämmle jun, der bei Universal den Horrorfilm mit Dracula und Frankenstein einführte, setzte Val Lewton bei RKO auf leisen Horror. Seine Filme waren preiswert produziert und blieben unter 80 Minuten Spielfilmlänge, um eine bessere Kinoauswertung zu bekommen, damit die Filmtheater sie öfters spielen konnten. Das Grauen kam nicht durch Schocks wie bei Frankenstein, sondern der Schrecken entwickelte sich eher in der Vorstellung des Zuschauers.

Ich folgte einem Zombie sah ich als Jugendlicher zum ersten Mal im Deutschen Fernsehen und erwischte mich komplett auf den falschen Fuß. Ich erwarte brutale Zombie-Filme in der Tradition von Romero und Fulchi, bekam aber einen düsteren Schwarzweiß-Film vorgesetzt ohne Gore und Blut. So kann man sich irren. Die italienischen Zombies hatte ich längst vergessen, der Lewton-Zombie auf Haiti blieb mir im Gedächtnis. Meine Liebe zum klassischen Horrorfilm wuchs je älter ich wurde.

Katzenmenschen hatte ein tolles Thema und die Umsetzung Lewtons war grandios. Das war Body Horror der frühen Zeit und David Cronenberg muss Val Lewton geliebt und ihn geprägt haben. Das Verhältnis von Zärtlichkeit und Sex und das Tier im Menschen kennen wir auch aus der Werwolf-Thematik. In Katzenmenschen kommt der Horror auf leisen Pfoten daher. Viele meiner Freunde finden diese Filme langatmig. Ich mag sie und auch die Neuverfilmung 1982 von Regisseur Paul Schrader mit Nastassja Kinski finde ich gelungen.

Der Leichendieb als dritter Film im Bunde zeigt für mich die Verantwortung des Arztes und die Experimente von Medizinern. Die literarische Vorlage stammt von Robert Louis Stevenson und der Film hat mich gefesselt, sicherlich auch, weil es das letzte Zusammentreffen von Boris Karloff und Bela Lugosi war. Karloff spielte den Leichenräuber Gray absolut meisterlich, Lugosi war dagegen schon ein gebrochener, drogenabhängiger Darsteller in einer Nebenrolle, die er gut gemeistert hat, aber zu mehr in seinem Zustand wohl auch nicht fähig war. Regisseur Robert Wise (Der Tag, an dem die Erde stillstand) war ein Spezialist für fantastische Themen und inszenierte mit viel Gefühl. Ich mag Robert Wise, der die Klassiker des Sci-Fi-Films Andromeda und den Spuk-Klassiker Bis das Blut gefriert schuf.

Filmkritik: The Substance von Coralie Fargeat – Body-Horror auf den Spuren von Cronenberg

19. September 2024

Wenn Sie den drastischen Body Horror von David Cronenberg, ein wenig Kubrick, etwas Lynch, eine Prise Carpenter mögen, dann werden Sie The Substance feiern. Wenn Sie keine Satire verstehen oder sogar etwa einen empfindlichen Magen haben, dann sollten Sie um The Substance einen Bogen machen, einen ganz großen Bogen. Der Streamingdienst Mubi sicherte sich die Vertriebsrechte noch bevor der Film in Hauptwettbewerb des 77. Filmfestivals von Cannes lief. Bei uns läuft der Film ab 19. September 2024 in den Kinos.

Der Streifen ist ein Film über Frauenkörper, wie die Regisseurin Coralie Fargeat verlautbaren ließ. Es ist ein Statement darüber, wie der Körper einer Frau im öffentlichen Raum unter die Lupe genommen wird, zum Fantasiebild gemacht und bewertet wird.

Das Genre ist mir nach dem Film nicht ganz so klar, Vielleicht so: The Substance ist ein satirischer, feministischen Body-Horrorfilm mit harten Gore-Effekten, einer nachdenklichen und wichtigen Botschaft, die mit faszinierenden Kamerabildern in Szene gesetzt, zum Nachdenken und Kotzen anregt, etwa vorhersehbar ist und von großartigen Schauspielern wie Demi Moore, Margaret Qualley und Dennis Quaid, der dich 2 Std. 20 Min fesselt, unterhält, anwidert, fasziniert und anekelt.

Der Inhalt ist schnell erzählt: Der Ruhm des einstmals großen TV-Stars Elisabeth Sparkle (Demi Moore) bröckelt, weil das Fernsehpublikum neue, jungen Nachwuchs sehen will. Daher wird sie von ihrem schmierigen Network-Produzenten Harvey Dennis Quaid an die Luft gesetzt. Durch einen Zufall gehört sie an das Wundermittel The Substance. Das Produkt The Substance verspricht, eine jüngere, schönere und vollkommenere Version ihrer selbst zu erzeugen. Bedingung ist, dass man mit diesem zweiten „Ich“ die verfügbare Zeit teilt – eine Woche für sich selbst, eine Woche für die neue Version. Hält man diese 7-Tage-Regel nicht ein, droht ein Verlust der „perfekten Balance“. Das jüngere, attraktive Ich Sue, gespielt von Margaret Qualley, hält sich natürlich nicht an diese Regel und der Verfall der Körper beginnt bis zum Ende in schönster Braindead-Manier von Peter Jackson oder de Palmas Carrie.

Und der Film liebt es zu zitieren. Der Filmfreund wird sein Gefallen an diesem Kabinettstück haben. In zahlreichen Einstellungen erweist Coralie Fargeat Kameramann Benjamin Kracun erweist das Team dem Regiegott Stanley Kubrick die Ehre, sei es in Mustern, Badezimmer, Blut aus Türen oder fauligen Damen. Eindeutig wird es dann mit dem Zarathustra-Thema und dem großen Auftritt. Wir sehen immer wieder Alfred Hitchcocks Psycho mit 1:1 Einstellungen der Duschsezenen, wir genießen Effekte wie einstmals von Rob Bottin bei Carpenters The Thing, wir reisen in die Zeit zurück zu den schrecklichen Achtziger als wir uns MTV und Werbeclips von Tony Scott ansahen und überlegten, ob Jane Fondas Fitness-Welle eine Eintagsfliege bleiben wird, Meine Kinder sehen in Sue (Margaret Qualley) vielleicht eher das Fitness-Talent Pamela Reiff und ich sehe in der Geschichte eine Interpretation von Dr. Jekyll und Mr. Hyde.

Leider ist manches in diesem Film vorhersehbar, trotz hervorragender Inszenierung. Eine halbe Stunde weniger hätten aus meiner Sicht dem Film gut getan. Bis es zur Steigerung in die Unkenntlichkeit und die Eruption von Innereien, Blut und Haut kommt, ist es ein langer Weg. Immer wieder wird Freak gerufen und Erinnerungen an den 1932 traurigen Film Freaks – Missgestaltete) kommen hoch. Tod Browning schuf hier ein Werk an dem sich Coralie Fargeat orientiert. Und die Moral von der Geschichte: Schöne Mädchen sollten immer lächeln. Nochmals Coralie Fargeat zum Schluss: „Ich kenne keine einzige Frau, die kein gestörtes Verhältnis zu ihrem Körper hat, die nicht irgendwann in ihrem Leben eine Essstörung hatte und ihren Körper und sich selbst nicht abgrundtief gehasst hat, weil sie nicht so aussah, wie die Gesellschaft es ihr vorschrieb.“

David Cronenberg Videodrome – Rückblick auf meine Matinee

31. Mai 2023

Für mich ist David Cronenberg jemand, der sich selbst über die Jahrzehnte seines Schaffens treu geblieben ist. Jeder der Filme des heute 70jährigen Kanadiers spiegelt die Kreativität und den Erzähldrang des Regisseurs wider, der sich nicht einem Massengeschmack anbiedert. Im Mittelpunkt von vielen seiner Filme war ein Subgenre des fantastischen Films, der Body Horror.

Es war schwer aus dem Werk einen Film von Cronenberg für meine monatliche Matinee im Scala Kino Fürstenfeldbruck einen Film zu wählen. Ich entschied mich für Videodroome aus dem Jahre 1983.

Ich entschied mich für Videodroome aus dem Jahre 1983. Der Film war nach dem Publikumserfolg von Scanners die konsequente Weiterentwicklung des Body Horrors im aufkommenden VHS-Zeitalter. Videodrome gilt zudem als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Filme der Cyberpunk-Bewegung. Der Film stellt die Frage, ob Technologie und Medien uns wirklich befreien oder ob sie uns in eine Art mentale Sklaverei führen.

Hier der Vortrag meiner Matinee im Scala Fürstenfeldbruck. Die nächste Matinee ist am Sonntag, 18. Juni um 10:45 Uhr. Ich bespreche und zeige den Kultfilm „The Rocky Horror Picture Show.“ Karten gibt es hier.

Videodrome von David Cronenberg – Matinee am Sontag, 21. Mai im Scala

17. Mai 2023

Zum 80. Geburtstag des kanadischen Regisseurs David Cronenberg zeige ich in der Matinee des Scala Kinos Fürstenfeldbruck am Sonntag, 21. Mai den Film Videodrome. Karten gibt es hier.


Der fanatische Film aus dem Jahr 1983 ist noch ein Vertreter des Body Horrors von Cronenberg und beschreibt den zunehmenden Realitätsverlust von Max Renn, Betreiber eines privaten TV-Kanals, nachdem er wiederholt den gewaltpornografischen Ausstrahlungen eines Piratensenders ausgesetzt war.

„Videodrome“ ist ein Kultfilm des kanadischen Regisseurs David Cronenberg, der 1983 veröffentlicht wurde. Der Film wurde von der Kritik hoch gelobt und gilt als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Filme der Cyberpunk-Bewegung. „Videodrome“ ist ein kühner und düsterer Film, der auf beunruhigende Weise den Zusammenhang zwischen Technologie, Medien, Macht und Körper thematisiert.

Die Handlung des Films dreht sich um den Besitzer eines TV-Senders namens Max Renn (dargestellt von James Woods), der verzweifelt nach neuen Inhalten sucht, um sein Programm zu verbessern. Eines Tages stößt er auf eine illegale Satellitenübertragung namens „Videodrome“, die Gewalt und Pornographie zeigt. Renn wird immer mehr von dieser Übertragung besessen, bis er selbst Teil des Programms wird und schließlich in eine surreale Welt voller Schmerz und Halluzinationen gerät.

Body-Horror
Cronenberg thematisiert in „Videodrome“ die Auswirkungen von Technologie und Medien auf die menschliche Psyche und Körper. Er zeigt, wie Fernsehen und andere Medien uns beeinflussen und verändern können. Der Film stellt die Frage, ob Technologie und Medien uns wirklich befreien oder ob sie uns in eine Art mentale Sklaverei führen.

Cronenberg verbindet diese Themen geschickt mit dem Körperhorror-Genre, das er in Filmen wie 1981 „Scanners“ und später mit „The Fly“ 1986 aufgegriffen hat. In „Videodrome“ zeigt er uns verstörende Bilder von menschlichem Fleisch und Technologie, die miteinander verschmelzen und eine neue Form der Existenz schaffen. Der Körper des Protagonisten Max Renn wird zum Schauplatz für diese Verschmelzung und er selbst wird zu einem Werkzeug in den Händen einer mysteriösen Gruppe, die versucht, ihn für ihre Zwecke zu missbrauchen.

Die visuelle Ästhetik des Films ist ebenfalls bemerkenswert. Cronenberg arbeitet mit dunklen Farben und surrealen Bildern, um eine düstere Atmosphäre zu erzeugen. Die Special Effects sind für die damalige Zeit beeindruckend und tragen dazu bei, dass die verstörenden Bilder noch lange nach dem Ende des Films im Gedächtnis bleiben.

Ich freue mich, wenn Sie am Sonntag, 21. Mai im Scala Fürstenfeldbruck bei meiner Matinee dabei sind. Karten gibt es hier.

Rückblick zur Matinee: Wenn die Gondeln Trauer tragen

15. Mai 2023

Einmal im Monat darf ich eine Matinee im Scala-Kino in Fürstenfeldbruck halten. Im April stand einer meiner Lieblingsfilme auf dem Programm: „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ von Nicolas Roeg, der anschließend der SF-Film Der Mann, der vom Himmel fiel mit Bowie drehte,

„Wenn die Gondeln Trauer tragen“ ist ein beeindruckender Film, der die Grenzen des klassischen Horrorfilms sprengt und den Zuschauer in eine verstörende, surreale Welt entführt.

Regisseur Nicolas Roeg schafft es, mit seiner außergewöhnlichen Kameraführung und Montage eine düstere Atmosphäre zu erzeugen und die Verwirrung und Desorientierung der Protagonisten auf den Zuschauer zu übertragen. Hier meine Einführung zum Film.

Die nächste Matinee steht schon in den Startlöchern. Am Sonntag, 21. Mai zeige ich anlässlich des 80. Geburtstages von David Cronenberg den Body-Horror Videodrome. Karten für die Veranstaltung gibt es hier.

Mai-Folge von Filmriss online ist online

13. Mai 2023

Jeden Monat widme ich mich meinem Herzensprojekt: Filmriss online – ein Videoblog rund um das lokale Kino. Anfang Mai ging die neueste Ausgabe von Filmriss online wieder online und ich komme erst jetzt dazu, über die Folge zu bloggen.

Zusammen mit Markus Schmölz, Geschäftsführer des Scala Kino Fürstenfeldbruck, bespreche ich in lockerer Atmosphäre die aktuellen Filme des Monats. Besprochen werden folgende Filme Fast & Furious 10, Asterix & Obelix im Reich der Mitte, Guardians of the Galaxy Vol. 3.

Etwas ausführlicher besprechen wir Arielle, die Meerjungfrau, die in Kürze startet. Es gab bei dem Film eine Diskussion um die Hautfarbe der Meerjungfrau, die von Halle Berry dargestellt wird. Für die Rassisten unter euch: Eine Meerjungfrau ist ein Fantasiewesen und kann von jedem dargestellt werden. Die literarische Vorlage ist die kleine Meerjungfrau von Hans Christian Anderson. Die Hautfarbe der Arielle ist mir egal, nicht egal ist mir allerdings, dass Hollywood keine neuen Ideen hat und nun Zeichentrickfilme in Realfilme umwandelt. Anschauen werde ich mir den Film aber auf jeden Fall, vor allem, weil ich Disney und Halle Berry mag.

Ich darf auch ein wenig Werbung für meine Matinee am 26. Mai machen. Dann bespreche ich anlässlich des 80. Geburtstag von David Cronenberg den Body Horror-Film Videodrome. Karten gibt es hier und ich freue mich, diese Filmperle aus Cronenbergs kanadischer Zeit präsentieren zu dürfen. Würde mich freuen, wenn sich Zuschauer dafür interessieren. Dazu habe ich extra einen Trailer geschnitten.

Dann sprechen Markus Schmölz über Müll im Kino (nicht Trash-Filme, sondern Abfall, der aufwendig getrennt und entsorgt werden muss). Und auch Jugendschutz wird von uns thematisiert.
Also viel Spaß bei meinem Herzensprojekt Filmriss online – und natürlich suchen wir immer Sponsoren, die uns unterstützen. Dieses Mal war es die Bäckerei Konditorei Martin Reicherzer in Fürstenfeldbruck und Aubing – Danke dafür.

Stranger Things – zwei Staffeln an zwei Tagen und nun?

7. Januar 2019

Stranger Things hat der Familie Spaß bereitet. Jetzt warten auf die dritte Staffel.

Stranger Things hat der Familie Spaß bereitet. Jetzt warten auf die dritte Staffel.

Zwei Staffel, zwei Tage – und jetzt sind wir durch. Die Netflix-Serie Stranger Things hat die Familie vor die Sendegeräte gelockt und wir haben uns die Mystery-Serie angeschaut. Für meine Frau und mich war es eine Zeitreise in die 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. 

Ich empfand diese Zeit damals als gräßliche Zeit, was mir durch Stranger Things wieder bewusst wurde, schließlich spielt die Netflix-Serie in der ersten Hälfte der achtziger Jahre. Meine Frau und ich sind in dieser Zeit sozialisiert worden, gingen zur Schule, machten unser Abi – wir sind quasi lebende Experten für diese Zeit. Und so sahen wir uns auch Stranger Things an: Wir suchten nach Anspielungen, Andeutungen, Andenken an diese Zeit unserer Jugend – und bei Stranger Things gibt es da sehr viel zu entdecken. Für meine Kinder war es einfach nur eine Unterhaltungsserie.

Staffel 1 top, Staffel 2 ok und bald Staffel 3

Inhaltlich werde ich nichts verraten. Für Juli 2009 wird die dritte Staffel angekündigt, die 1984/85 spielen soll. Wir sind gespannt. Staffel 1 fand ich prima, die zweite war durch verschiedene Handlungsstränge etwas verfahren und hier machten die Duffer Brüder, die als Regisseure fungierten, den gleichen Fehler wie bei Alien und seinem Nachfolger Aliens. Gab es in Teil 1 von Alien nur ein Xenomorph, so waren es in Teil 2 bei Aliens ganz viele Monster. So auch bei Stranger Things. Für Teil 1 reichte ein laufender vierbeiniger Sandwurm als Monster über acht Folgen, für Teil 2 mussten viele Monster über neun Folgen herhalten – da verliert das Böse seine Wirkung. 

Details der Achtziger Jahre 

Kommen wir nochmals zurück auf die Anspielungen in der Serie. Während die Gattin ein Auge auf die Frisuren, die Klamotte, das Make-up sowie die Musik der Serie legte, schaute ich mir die Zitate aus Kinofilmen an und achtete auf Videogames und andere Details, wie den damaligen Wahlkampf Reagan/Bush gegen Mondale/Ferraro. Geraldine Ferraro Kennt heute bei uns keiner mehr. Und in den Details haben sich die Macher wirklich Mühe gegeben. Sogar das Periodensystem im Chemie-Unterricht der Highschool zeigt die chemischen Elemente, die in der der damaligen Zeit entdeckt wurden. Es macht also richtig Spaß sich auch unter diesem Aspekt Stranger Things anzusehen. Es gibt genügend Blogs, die zeigen, welche Filme in der Serie zitiert werden, die muss ich nicht erst aufzählen.

Erinnerungen an PSI-Filme

Mich erinnerte Stranger Things an einen Zweig des Horrorfilms, von dem ich eigentlich immer mehr sehen wollte. Es handelt sich um den Bereich von PSI, Telekinese und Telepathie. Ich fand diese Ideen, eine Mischung aus Wissenschaft und Paranormalen, immer reizvoll. Viele meiner Lieblingsfilme stammen aus diesem Genre und Elf als Stranger Things nimmt diese Ideen wieder auf: Experimente, Labor, PSI und dann das Freisetzen der Kräfte.

Es gibt zahlreiche Filme um die Fähigkeiten, mit dem Geist Materie zu verändern. Der schlimmste Beitrag in der Filmgeschichte war wohl der Streifen „Der Typ mit dem irren Blick“ von 1982, „Zapped“ hieß das filmische Verbrechen im Original. Es ist eine typische Highschool-Komödie, bei denen Mädchen per Telekinse ausgezogen, Basketballspiele und Glücksspiele in Las Vegas gewonnen werden. Vergessen wir lieber diesen Film. 

Klassiker des Genres

Für mich als Horrorfan war dagegen der Film „Der Schrecken der Medusa“ einschneidend. Im leisen Film von 1978 spielen Richard Burton und Lino Ventura göttlich nebeneinander. Nach einem Mordanschlag liegt der Schriftsteller Jack Morlar im Koma, doch die Ärzte entdecken, dass sein Gehirn immer noch auf Hochtouren arbeitet und Katastrophen ausführt. der Schrecken der Medusa Ist absolut sehenswert.

Wenn es um Telekinese geht, dann darf der Horrorautor Stephen King natürlich nicht fehlen. Er schuf mit Carrie, Feuerkind und Dead Zone Klassiker der Horrorliteratur. Bei deren Verfilmungen gibt es Licht und Schatten. Carrie, 1976 von Brian de Palma, ist ein echter Schocker, die Neuverfilmung von 2013 ist weniger gut. Sissy Spacek, Piper Laurie, Amy Irving und John Travolta in Carrie – Des Satans jüngste Tochter spielen famos und die übernatürlichen Kräfte von Carrie White können heute immer noch faszinieren. 

Feuerteufel – Wenn Gedanken zündeln

Kings Roman Feuerkind wurde als Feuerteufel von Mark L. Lester 1984 verfilmt – eine Produktion von Dino De Laurentiis und das sagt schon alles. Lester drehte einst „die Klasse von 1984“ und hatte damit seinen Ruf weg. Tolles Thema, aber langweilig als B-Ware umgesetzt. Die Darsteller David Keith, die ganz junge Drew Barrymore, mein Serienschwarm Heather Locklear,Martin Sheen, George C. Scott und die schlimmste Krankenpflegerin der Filmgeschichte Louise Fletcher können mehr. Die Bluray-Fassung Der Feuerteufel ist übrigens umgeschnitten, während die DVD schlecht abgetastet und verstümmelt ist. Es geht um ein Mädchen, dass mit Gedanken Feuer entzünden kann. 

Dead Zone mit dem zweiten Gesicht 

Ein absolut leiser Horrorfilm, der gewaltig nachhängt, ist für mich Dead Zone aus dem Jahre 1983. Regie führte der göttliche David Cronenberg mit einem noch göttlicherem Christopher Walken als Hauptdarsteller. Johnny hat das zweite Gesicht und sieht den Atomkrieg bei einem Präsidentschaftsbewerber voraus. Er beschließt ihn zu töten. Das Zusammenspiel von Christopher Walken, Brooke Adams, Tom Skerritt, Herbert Lom und Martin Sheen ist wunderbar. Es gibt von dem Film eine neuere Bluray-Fassung The Dead Zone . Ich werde später über Dead Zone noch ausführlicher bloggen, denn der Film ist wirklich bemerkenswert. 

Teufelskreis Alpha und Scanners 

Da wir vorhin bei Brian de Palma waren, muss ich natürlich seinen PSI-Klassiker Teufelskreis Alpha von 1978 erinnern. Hier wird, bei einer göttlichen Musik von John Williams, das erste Mal mit der Idee gespielt mit Gedanken zu töten. Teufelskreis Alpha beeindruckt mit seiner leisen Erzählart. Diese Idee wird dann in dem Telekinse-Klassiker Scanners von David Cronenberg von 1981 wieder aufgegriffen und perfektioniert. Scanners ist ein absoluter Klassiker der Filmgeschichte – die folgenden Teile sind natürlich wieder Schrott. Es war der kommerzielle Durchbruch von Cronenberg und das Zerbresten von Köpfen gleich in den ersten Minuten des Films hat eindeutig Filmgeschichte geschrieben. All diese Filme und Ideen haben Eingang in Stranger Things genommen. Und jetzt gilt es die Zeit bis Juli 2019 zu überbrücken, wenn die dritte Staffel von Stranger Things läuft. Habt ihr Ideen, was ich ansehen soll?

Finger weg von Carrie und The Texas Chain Saw Massacre

18. September 2012

Nein, ich will davon nichts wissen. Nein, nein, nein – es soll zwei Neuverfilmungen geben, die ich absolut nicht brauche: Carrie und The Texas Chain Saw Massacre, letzterer noch dazu in 3D. Warum muss Hollywood alte Geschichten ausgraben, um sie in neuem Gewand einer jungen Zielgruppe zu präsentieren? Ja, es geht nur ums Geld verdienen. Warum investieren die Verantwortlichen nicht in neue Ideen, sondern müssen Klassiker kaputtmachen.

Beginnen wir mit Carrie. Die Originalverfilmung stammt aus dem Jahre 1976 und ist eine meiner liebsten Stephen King-Verfilmungen, wie ich es hier schon im Blog beschrieben hatte. Im März 2013 soll die Neuverfilmung des Klassikers Carrie – Des Satans jüngste Tochter von 1976 in die US-Kinos kommen. Viel ist noch nicht zu hören. Das Drehbuch stammt von Roberto Aguirre-Sacasa, Julianne Moore wird die verrückte Carries Mutter Margret White spielen und Chloë Moretz spielt die Carrie. Sie hat zwar bereits den Scream-Award 2010 bekommen, aber ich sage jetzt voraus: Gegen Sissy Spacek wird sie komplett verblassen.

Carrie - wunderbar dargestellt von Sissy Spacek.

Carrie – wunderbar dargestellt von Sissy Spacek.

Natürlich läuft die PR-Maschinerie schon auf Hochtouren. Moretz will ihr Image ändern und sich einen anderen Look verpassen. Außerdem soll der Film näher am Buch von Meister King sein und Blair Witch-Elemente enthalten. Blablabla. Schön, wenn es so ist, doch ich sage voraus, dass die Verfilmung kein Erfolg wird. Da kann sich Regisseurin Kimberly Peirce noch so anstrengen. Sie konkurriert mit Brian de Palma und sie konkurriert mit einer anderen Zeit. Das Buch und der Film mit Telekinese waren in den siebziger Jahren erfolgreich, gefolgt von Telekinse-Filmen wie Cronenberg Scanners oder de Palms Teufelskreis Alpha. Der Feuerteufel in den achtziger Jahren tat sich schon schwerer an der Kinokasse. Heute sind Vampire in, aber keine Teenager mit Geisteskräften.

Mein The Texas Chain Saw Massacre-Poster aus dem Keller.

Mein The Texas Chain Saw Massacre-Poster aus dem Keller.

Bleiben wir bei Teenagern und ihren Problemen. Warum in aller Welt braucht es eine Neuverfilmung von dem Terror-Film schlechthin? The Texas Chainsaw Massacre oder Blutgericht in Texas oder Kettensägenmassaker, wie die seltsamen deutschen Titel waren, hinterließ mich verstört im Kino. Tope Hooper brachte den Terror schlechthin auf die Leinwand (und ins Museum of Modern Art). Dabei zeigte der Film kaum blutige Szenen, deute viel an und vieles spielte sich im Kopf ab. Diese Art von Kopfkino war allerdings hammerhart. In vielen Ländern wurde der Film zensiert, geschnitten und wurde nur unter dem Ladentisch gehandelt. Auch in Deutschland war der Film lange Zeit verboten. Die Darstellung an Gewalt hatte sich bis dato keiner getraut zu zeigen. Seine Wirkung entfaltete der Film aber erst mit der wirren Musik von Hooper. Hier der schockierende Trailer von 1974, immer noch grausam.

Nach einigen Fortsetzungen (langweilig), kam es bereits 2003 zu einer Neuverfilmung, produziert von Michael Bay. Ich schaute ihn mir an, weil der Deutsche Marcus Nispel die Regie führte. Die Neuverfilmung spielte fett Kohle ein (107 Millionen US-Dollar), versetzte den Terror in die Neuzeit (mit zahlreichen Fehlern). Natürlich kam die Neuverfilmung nicht an die Atmosphäre des Werkes von1974 heran. Und nun? Jetzt wird die Motorsäge in 3D ausgepackt. Der Trailer lässt schlimmes vermuten. Leatherface muss ab Januar 2013 wieder ran, lacht irre und verhacktstückt nun Teenager in 3D. Nein danke, dass muss ich nicht haben.

Regie führte ein gewisser John Luessenhop (Taken) und die Darsteller sind Schauspielern Alexandra Daddario, Dan Yeager, Tremaine “Trey Songz” Neverson, Scott Eastwood, Tania Raymonde, Shaun Sipos, Keram Malicki-Sanchez, James MacDonald, Thom Barry, Paul Rae, Richard Riehle, Bill Moseley und Gunnar Hansen. Das Drehbuch hat Adam Marcus geschrieben. Story: Eine (junge) Frau kommt zu ihren Wurzeln zurück und siehe da – Leatherface wartet mit der Motorsäge. Die Story wird als Fortsetzung von 1974 verkauft – gähn. Hier der Trailer der 3D-Verfilmung.

Ich brauche diesen Film wirklich nicht. Für mich waren die Terrorfilme von Rob Zombie die einzig würdigen Nachfolger von Tope Hoopers Werk. Haus der 1000 Leichen (2003) fand ich irre und den Nachfolger The Devil’s Rejects (2005) grausam. Auch die Halloween-Varianten fand ich durchaus gelungen. Was wäre herausgekommen, wenn ein Irrer wie Rob Zombie sich des Stoffes von The Texas Chain Saw Massacre angenommen hätte? Aber er hat wohlweislich die Finger davon gelassen und seine eigenen Filme geschaffen.

Update (15.10-2012): Auf der Comic.com im Oktober 2012 hab es ein ausführliches Interview zu Carrie, dass ich nicht vorenthalten will:

Blu ray Tipp: Scanners – Ihre Gedanken können töten

27. Juni 2011

Scanners: Gleich platzt der Schädel.

Scanners: Gleich platzt der Schädel.

Vor kurzem gönnte ich mir den Spaß und kaufte mir einen alten Cronenberg-Heuler auf Blu ray: Scanners – Ihre Gedanken können töten. Ich hatte Jahre zuvor eine 3fach-DVD-Box von Scannerserworben, wobei hier nur der Cronenberg-Film Anspruch auf einen Platz in der Filmgeschichte hatte. Die beiden Fortsetzungen sind Dreck.

Mich begeistern die frühen David Cronenberg Filme durch ihre Kälte und depressiver Stimmung. Das ist bei dem in Blu ray aufgepeppelten Scanners nicht anders, die Kälte kommt sogar noch besser aufs Bild. Schließlich ist das Bild besser als auf der DVD-Fassung und oh Wunder: Der Film ist wirklich mal uncut. Noch vor Jahren wurde eine erbitterte Diskussion geführt, ob der Film verboten gehört – dann wurde er mit 18 Jahren freigegeben – und einige DVD-Fassungen sind nur für Erwachsene zu haben. Und nun kommt der ungeschnittene Scanners mit einer FSK 16 Jahren auf Blu ray daher. Was soll jetzt das?  Für mich gehören zerberstende Köpfe, platzende Augen und brennende Leiber nicht ab 16 Jahren freigegeben. Aber wahrscheinlich ist der 16jährige sowieso eingeschlafen bei dem lahmen Schnitttempo, das der Film an den Tag legt und für heutige Zuschauer einfach langweilig ist.

Mir hat der Film aber gefallen – und dies obwohl Scanners massive Schwächen im Drehbuch hat und manchmal etwas verworren daherkommt – allein der Schnitt dauerte neun Monate. Herausgekommen ist aber ein Klassiker des Telekinse-Films, der richtig schön polarisiert. Die Kritik zerriss den Film beim Erscheinen 1981, doch es war bis dato Cronenbergs kommerziell erfolgreichster Film.  Das Publikum liebte wohl die raren Gore-Szenen, die heute noch immer schockieren. Tricktechnisch gut gemacht mit alten Handwerksmitteln und ohne CGI – schließlich war es ja 1981. Und wirkt der explodierende Kopf in Slow Motion immer noch hammerhart. Aber es wäre falsch, den Film nur auf die paar Schockelemente zu reduzieren. Der Film wirkt vor allem durch seine Hoffnungslosigkeit und Agonie der Darsteller, eingebettet in die kalte Stadtarchitektur Kanadas. Das Licht ist fad, kahl und unterstützt fabelhaft die Stimmung des Films. Interessant: Als es brutal auf der Leinwand wird, werden die Farben wärmer und schaffen eine kuschelige Stimmung. Sonst bleibt der Film abweisend kalt – und hier liegt die Stärke von David Cronenberg. Also unbedingt Scannersansehen und bitte erst ab 18 Jahren.

Meine Liebings-Verfilmungen von Stephen King

15. Mai 2010
Große Wegwerfen ist gerade im Keller angesagt. Es fielen Hunderte von VHS-Videotapes auf den Müll. So entdecke ich beim Ausmisten ein paar Schätze, die ich lange nicht mehr gesehen habe. Und ich habe mir auch die Frage gestellt: Was ist eigentlich die beste Stephen King Verfilmung? Einstmals war ich ein großer King-Romane-Fan. Aber bei den Verfilmungen herrschte meist große Enttäuschung. Die Filme waren meist durchschnitt und brauchten nicht den Horror der Bücher in meinen Kopf. Wenn ich ehrlich bin, gab es für mich persönlich nur drei gute King-Verfilmungen. Und diese sind:
Shining (1980)
Dead Zone (1983)
Carrie (1976)

Shining ist meine Lieblings-King-Verfilmung.

Natürlich ist Shining von Meister Kubrick mein Liebings-King. Hier stimmt einfach alles, wenngleich in der Europa-Fassung eine halbe Stunde fehlt. Beim nächsten USA-Besuch werde ich mir die Komplettfassung auf Blu ray kaufen. Die Regiearbeit von Kubrick ist der Hammer: Schauspieler, Musik, Kamera, Licht, Set, Drehbuch – alles passt zusammen und dieser Film erzeugte bei mir wirklich Angst, auch wenn Autor Stephen King mit dieser Verfilmung nicht einverstanden war. Ich bin es. Shelley Duvall wurde von Kubrick in den Wahnsinn getrieben und dieser Film zeigt diese Pein schlechthin. Ab und zu ertappe ich mich dabei, dass ich auch „Here’s Johnny“ rufe.

Dead Zone ist Cronenbergs Beitrag in Sachen King-Verfilmungen.

Das Plakat von „Dead Zone“ hing bei mir als Jugendlicher eine Zeitlang im Zimmer. Es zeigte Christopher Walken mit dem Gewehr. Buch und Film langen nahe beieinander und die Regie von Terrorpapst David Cronenberg ist im Stil seiner kalten kanadischen Filme: Reduziert, kalt, ruhig und voller Emotionen. Eine Gabe ist ein Flucht – das kam in dieser unaufgeregten Verfilmung genial herüber. Leider habe ich bis heute nur drittklassige Veröffentlichungen auf DVD und werde daher meine Original-VHS-Cassette nicht wegwerfen. Christopher Walken spielt sich mit diesem Film in die Liga meiner Lieblingsschauspieler.

Ekel und Mitleid herrschen in Carrie vor.

Carrie von Brian de Palma war ein tolles Beispiel der siebziger Jahre. De Palma, der eigentlich ein Hitchcock für Arme war, zitierte immer wieder sein Idol. Anspielungen auf die „Bates High School“, die am Ende in Trümmer aufgeht, sind absichtlich. Schauspieler wie John Travolta und Sissy Spacek spielten in diesem ersten King-Roman aus dem Jahr 1974. Es gab schöne Filmeffekte wie die geteilte Leinwand und eine bezaubernde Piper Laurie spielte alle an die Wand. Schaurig schön war auch der Schockeffekt am Ende des Films, der später wieder bei American Werwolf aufgenommen wurde.
Ich bin mal gespannt, ob es andere King Fans mit anderer Meinung gibt.