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Buchtipp: Cinemas – From Babylon Berlin to La Rampa Havana von Margarete Freudenstadt

21. November 2025

Wer meinen Blog kennt, der weiß: Ich liebe das Kino. Meine Liebe zum Kino beginnt oft im Dunkeln – in dem Moment, wenn das Licht ausgeht und der Alltag leise hinter einem die Tür schließt. Auf der Leinwand öffnet sich eine andere Welt, und für zwei Stunden darf man jemand anders sein, an anderen Orten leben, andere Leben fühlen.

Viele Kinos sterben heute aus den unterschiedlichsten Gründen und wenn ich die Gelegenheit habe, dann fotografiere Kinos. Zwei schmerzhafte Erfahrungen waren die Schließungen des Gabriels und des Sendlinger Tor Filmtheaters – beides in München. Ich habe darüber gebloggt. Immer wieder schwebst es mir vor, einen Buch zum Thema Kinos zu produzieren.

Schon vor langer Zeit traf ich eine Leidensgenossin in Sachen Kino. Die Fotografin Margarete Freudenstadt. Bei einer Ausstellung in Gauting stellte sie ihrem Bildband Cinemas – From Babylon Berlin to La Rampa Havana vor, der von Christoph Wagner herausgegeben wurde. Das Buch zeigt auf eindrucksvolle Weise eine nostalgische Reise durch Lichtspielhäuser zwischen Ost­deutschland und Kuba – und erzählt damit zugleich von Zeiten, Träumen und Verfalls­erscheinungen.

Der Band beginnt im Osten Deutschlands, in den frühen 1990er Jahren. Freudenstadt lässt alte DDR-Kinos auftreten: Gebäude wie das „Filmtheater Kosmos“ oder „Fortschritt-Lichtspiele“, einst Symbol für moderne Unterhaltung im Sozialismus, erscheinen nun ruhig, teilweise leer und von der Zeit gezeichnet. Die Fotografin dokumentiert Architektur, Foyers, Fassaden und Straßenzüge, oft mit einem Blick, der Ruhe, Leere und Erinnerung zugleich einfängt – als würde jedes Foto eine Art Nachklang einer Epoche sein, die bereits durch Umbruch und Wandel erschüttert wurde.

Im zweiten großen Kapitel führt das Buch nach Kuba – nach Havanna und Umgebung –, wo die filmische Begeisterung der 1950er Jahre unter US-Einfluss in prachtvollen Kinopalästen wie „Riviera“, „Acapulco“ oder „Florida“ gipfelte. Doch auch hier hat die Zeit ihre Spuren hinterlassen: Die einst glanzvollen Säle sind heute in vielen Fällen verfallen, verwittert, überzeichnet von Patina und Geschichte. Kubanische Kinos erscheinen im Bildband als stille Mahnmale einer Träumerei von Unterhaltung und Illusion, die einst pulsierte und nun – vielfach – ihre Zuschauer verloren hat.

Was das Buch und ihre Bilder so stark macht, ist nicht nur die gegensätzliche geografische wie historische Gegenüberstellung – Ost­deutschland nach der Wende versus Kuba im Wandel –, sondern der emotionale Eindruck, den diese Räume hinterlassen. Wir Leser spüren eine Mischung aus Vergänglichkeit und Faszination: Die Magie des Kinos, die einst in diesen Sälen lebte, klingt nach. Auch im Zustand des Verfalls bewahren die Bilder eine Präsenz – das Lichtspielhaus wird zur Metapher für Zeit, Erinnerung und Wandel.

Freudenstadts Fotografien sind großformatig, hochwertig gedruckt auf mattiertem, festen Papier. Jede Aufnahme zeigt detailreich Fassaden, Interieurs, Straßenraumeindrücke – Menschen sind teilweise präsent, doch nie Haupt­motiv; das Kino als Ort steht im Vorder­grund.

Begleitet werden die Bilder von einführenden Essays verschiedener Autoren, die über die Geschichte der Kinos in Kuba sowie in der DDR reflektieren – etwa zur Architektur, zur Film- und Kinokultur oder zur Rolle der Technik- und Sozialgeschichte.

Die Wirkung des Buches liegt in seiner stillen Kraft: Es lädt ein zu verweilen, zu schauen, zu erinnern. Man könnte sagen: Die vergessenen Lichtspielhäuser sprechen – über Vergangenes, über Wandel, über das, was aus dem Glanz wurde. Für Kinoliebhaber, Architektur- und Fotografie-Begeisterte ist der Band ein visuell wie inhaltlich beeindruckendes Werk.

Mit seinen 96 Seiten, einem Format von ca. 26 × 29 cm und rund 80 farbigen Abbildungen ist der Bildband hochwertig ausgestattet und ein Kunstwerk für sich.

Ich geb es nicht auf und fotografiere selbst weiter. Unlängst konnte ich in Estland ein sozialistisches Kino fotografieren, das auf dem Grundstück des Nazis Alfred Rosenberg erbaut wurde.

Buchtipp: Das Churchill-Prinzip von Helge Hesse

1. April 2025

Eigentlich bin ich bei Ratgeberbüchern immer etwas skeptisch. Da werden Binsenweisheiten zur großen Philosophie aufgebauscht, dabei hilft oftmals der normale Menschenverstand. Aber nachdem Winston Churchill nicht irgendwer ist, zudem vergangenes Jahr der 150. Geburtstag war, war ich dann doch neugierig auf das Churchill-Prinzip. Die Ideen stammen aus dem vergangenen Jahrhundert und ich wollte prüfen, ob die Aussagen der Vergangenheit heute in einer anderen Welt noch Bestand haben.

Helge Hesses Buch Das Churchill-Prinzip beleuchtet die Lebensgeschichte von Winston Churchill und destilliert daraus Prinzipien für Erfolg und Führung. Churchill, sicherlich eine der prägendsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, wird als Vorbild dargestellt, insbesondere durch Eigenschaften wie Entschlossenheit, strategisches Denken, Durchhaltevermögen und seine Fähigkeit, Menschen zu motivieren. Das Buch zeigt, dass Churchill diese Fähigkeiten nicht angeboren hatte, sondern sie sich mühsam erarbeitete – vom Schulversager und Stotterer bis hin zum visionären Führer, der Hitler im Zweiten Weltkrieg trotzte.

Hesse kombiniert eine Biografie mit praktischen Lebensweisheiten, die Manager und Führungskräfte inspirieren können. Dabei bleibt er differenziert und beleuchtet auch Churchills Schwächen. Die chronologische Darstellung seines Lebensweges wird genutzt, um universelle Prinzipien für persönliche und berufliche Entwicklung abzuleiten

Die zentralen Thesen des Buches Das Churchill-Prinzip von Helge Hesse basieren auf den Führungs- und Lebensprinzipien von Winston Churchill, die als Inspiration für persönliches und berufliches Wachstum dienen. Für mich die wichtigsten Punkte sind:

Entschlossenheit und Durchhaltevermögen:
Churchill zeigte außergewöhnliche Resilienz und die Fähigkeit, auch in schwierigen Zeiten standhaft zu bleiben. Sein Motto „Never give up“ wird als Schlüssel zum Erfolg betont.

Vision und strategisches Denken:
Churchill war ein Meister darin, langfristige Ziele zu setzen und Strategien zu entwickeln, um diese zu erreichen. Er verstand es, Chancen zu erkennen und Risiken einzugehen. Das klingt sehr mutig, war aber manches Mal auch fast tödlich, wenn es um sein eigenes Ego ging.

Krisenmanagement:
Das Buch hebt hervor, wie Churchill Krisen analysierte und entschlossen handelte. Er bewies Führungsstärke, indem er klare Entscheidungen traf und andere motivierte.

Kommunikation und Überzeugungskraft:
Churchills rhetorische Fähigkeiten waren entscheidend, um Menschen zu inspirieren und hinter sich zu vereinen. Seine berühmten Reden sind Beispiele für effektive Kommunikation.

Also für mich steht fest. Das Buch verbindet diese Prinzipien mit praktischen Tipps für modernes Leadership und persönliche Weiterentwicklung. Es hat mir Spaß gemacht, aber jetzt ist auch wieder gut mit Ratgeberbüchern.

Buchtipp: Schritt für Schritt: Wanderungen durch die Weltgeschichte von Manuel Andrack

21. März 2025

Ich bin wirklich kein großer Wandervogel, das ist eher meine Gattin, die eine deutlich bessere Kondition hat als ich. Aber auf dieses Buch war ich neugierig, denn ich mag Manuel Andrack. Ich habe ihn nie persönlich kennen gelernt, und dennoch fühle ich mich ihm verbunden. Wir kennen ihn alle als ehemaliger SideKick von Harald Schmidt, der jeden Abend in der alten Zeit mir den Fernsehabend versüßte.

Manuel Andrack, bekannt als ehemaliger Sidekick von Harald Schmidt, hat sich in seinem Buch “Schritt für Schritt: Wanderungen durch die Weltgeschichte” auf eine besondere Reise begeben. In diesem Werk verbindet er seine Leidenschaft für das Wandern mit historischen Erkundungen und nimmt die Leser mit auf Touren zu bedeutenden Schauplätzen der Geschichte.

Das Buch ist in mehrere Kapitel unterteilt, die jeweils eine spezifische Wanderroute mit einem historischen Ereignis verknüpfen. Beispielsweise wandert Andrack auf den Spuren des Neandertalers, erkundet ägyptische Pfade und folgt den Wegen römischer Legionäre. Diese Herangehensweise ermöglicht es uns als Leser, Geschichte nicht nur als abstraktes Konzept zu verstehen, sondern sie buchstäblich Schritt für Schritt nachzuvollziehen.

Ein besonderes Merkmal des Buches ist Andracks humorvoller und selbstironischer Schreibstil. Das kennen wir aus der Harald Schmidt Show. Er schildert nicht nur die landschaftlichen Schönheiten und historischen Hintergründe der Wanderungen, sondern auch die kleinen Pannen und Herausforderungen, die ihm unterwegs begegnen. So berichtet er beispielsweise von Umwegen, die durch Verirrungen entstanden sind, oder von unerwarteten Begegnungen mit Einheimischen. Diese Anekdoten verleihen dem Buch eine persönliche Note und machen es für den Leser besonders unterhaltsam.

Zusammenfassend gelingt es Manuel Andrack in “Schritt für Schritt”, die Freude am Wandern mit einer lebendigen Darstellung historischer Ereignisse zu verbinden. Sein humorvoller Erzählstil und die authentischen Schilderungen machen das Buch zu einer empfehlenswerten Lektüre für alle, die Geschichte einmal aus einer anderen Perspektive erleben möchten.

Buchtipp: Die Bayerischen Ministerpräsidenten: 1918-2018 von Rainald Becker und Christof Botzenhart

28. Juli 2024

Der aktuelle bayerische Ministerpräsident Markus Söder ist ein Medienprofi und nutzt viele Chancen sich in der Öffentlichkeit darzustellen. Einerseits durch politischen Aussagen und Forderungen, andererseits durch weiche Storys für soziale Medien. Beides erregt die Aufmerksamkeit in den jeweiligen Zielgruppen. Söder weiß um seine Wirkung und spielt die Klaviatur sehr geschickt.

Dass Ministerpräsidenten in Bayern aber auch einmal anders agierten, lässt sich sehr gut in den Buch Die Bayerischen Ministerpräsidenten: 1918-2018 von Rainald Becker und Christof Botzenhart nachlesen. 100 Jahre MP in Bayern und das alles ohne Söder, denn 2018 hatte noch Horst Seehofer, nicht unbedingt ein Förderer des amtierenden Präsidenten, das Amt inne und ging als Bundesminister nach Berlin.

Das lesenswerte und informative Buch stellt 16 biographischen Porträts die Lebenswege aller Ministerpräsidenten vor. Ich selbst habe die Ministerpräsidenten Strauß, Streibl, Stoiber, Beckstein und Seehofer erlebt. Mit Thomas Goppel und Beamten habe ich viel über Alfons Goppel gesprochen. Wer davor regierte kenne ich nur aus Geschichtsbüchern. Da war es doch ideal, dass dieses Buch beim Verlag Friedrich Pustet auf den Markt kam, um die eine oder andere Bildungslücke zu schließen. Vor 100 Jahren war im Jahre 1918 in die bayerische Revolution. Kurt Eisner war erster Ministerpräsident und ihm folgten mehr oder weniger interessante Persönlichkeiten.

Person Gustav von Kahr
Da ich gerade ein Seminar über den Hilter-Ludendorff-Putsch vorbereite, kamen mir die Informationen über Gustav von Kahr gelegen. Von Kahr verbündete sich unter anderem mit Adolf Hitler und der NSDAP, schlug deren Putschversuch im November 1923 jedoch nieder, da dieser seine eigenen Umsturzpläne durchkreuzte. Kahr galt den Nationalsozialisten seither als Verräter und wurde nach dem sogenannten Röhm-Putsch im Juni 1934 im KZ Dachau ermordet.

In der NS-Zeit
Für mich auch interessant, war die Rolle der MP während der NS-Zeit. Während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland gab es in Bayern keine unabhängigen Ministerpräsidenten, da das politische System und die Machtstrukturen von der NSDAP und Adolf Hitler vollständig kontrolliert wurden. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu verstehen, dass Bayern, wie alle anderen deutschen Länder, seine Eigenständigkeit weitgehend verlor und die zentralistischen Strukturen des NS-Staates dominierten. Dennoch kann man einige Schlüsselpersonen und ihre Rolle während dieser Zeit beleuchten: Franz Xaver Ritter von Epp war der erste von drei Ministerpräsidenten in Bayern während der NS-Zeit. Nach dem Ersten Weltkrieg spielte Epp eine bedeutende Rolle in den Freikorps, paramilitärischen Einheiten, die in den frühen 1920er Jahren in Deutschland aktiv waren. Er führte das “Freikorps Epp”, das sich an der Niederschlagung der Münchner Räterepublik beteiligte. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde Epp zum Reichsstatthalter von Bayern ernannt und als neuer MP wurde Ludwig Siebert installiert. Ludwig Siebert war von 1933 bis 1942 der Reichsstatthalter und Ministerpräsident von Bayern. Als Mitglied der NSDAP trieb er die Gleichschaltungspolitik voran, die darauf abzielte, alle gesellschaftlichen und politischen Strukturen im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie zu reorganisieren und zu kontrollieren. Paul Giesler folgte auf Ludwig Siebert und war bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Ministerpräsident von Bayern. Giesler war ebenfalls ein überzeugter Nationalsozialist und setzte die repressive Politik seines Vorgängers fort.

Buzzword-Geber bei Empfängen
Für mich ist das Buch Die Bayerischen Ministerpräsidenten: 1918-2018 ein sehr sinnvolles und gut geschriebenes Werk. Ich habe es nicht am Stück gelesen, sondern da es sich bei dem Buch um einen Sammelband verschiedener Autoren handelt, ging die Lektüre wunderbar über mehrere Etappen. Klare Empfehlung für Geschichtsinteressierte und ein ideales Buch als Smalltalk auf Staatsempfängen, um das eine oder andere Buzzword fallen zu lassen. Wer kennt denn schon alle MPs in Bayern?

1918–1919 Kurt Eisner
1919–1920 Johannes Hoffmann
1920–1921 Gustav Ritter von Kahr
1921–1922 Hugo Graf von und zu Lerchenfeld auf Köfering und Schönberg
1922–1924 Eugen Ritter von Knilling
1924–1933 Heinrich Held
1933 Franz Xaver Ritter von Epp
1933–1942 Ludwig Siebert
1942–1945 Paul Giesler
1945 Fritz Schäffer
1946–1947 Wilhelm Hoegner
1947–1954 Hans Ehard
1954–1957 Wilhelm Hoegner
1957–1960 Hanns Seidel
1960–1962 Hans Ehard
1962–1978 Alfons Goppel
1978–1988 Franz Josef Strauß
1988–1993 Max Streibl
1993–2007 Edmund Stoiber
2007–2008 Günther Beckstein
2008–2018 Horst Seehofer

Buchtipp: Mit 3D zum Erfolg von Sebastian Dosch

5. Mai 2024

Ich kenne Sebastian Dosch schon einige Jahre. Mit Dosch Design in Marktheidenfeld ist er einer der führenden Anbieter von 3D-Dienstleistungen, Texturen, Modellen und was das Herz so begehrt. Und er ist ein netter Typ. Nun hat er im Eigenverlag ein kostenloses Buch herausgegeben Mit 3D zum Erfolg, was ich heute empfehlen will. Das Buch lässt sich hier bestellen.

Heute ist 3D ein Modewort geworden und die Allgemeinheit denkt bei 3D an die 3D-Brille, um Spiele zu zocken oder Filme im Kino oder im Fernseher zu konsumieren. Das läuft aber alles unter dem Stickwort Stereoskopie. Hinter 3D steckt viel mehr, denn ob in Konstruktion, Architektur, Industriedesign, Visualisierung, GameDesign oder Special Effects – überall kommt 3D zum Einsatz. Und hier setzt das Buch Mit 3D zum Erfolg an. Es gibt für den interessierten Laien, aber auch für den Unternehmensentscheider einen kompetenten und verständlichen überblick über den Stand und Einsatzmöglichkeiten von 3D. Es ist gut und vor allem verständlich geschrieben und gibt einen Einblick in eine faszinierende Branche voller Möglichkeiten. Natürlich ist die Lernkurve von 3D-Software höher als bei Büroapplikationen, aber zum einen wird die Software intuitiver und leichter, zum anderem öffnet sich neue Wege, wenn man sich ein wenig eingearbeitet hat. Ich bin gespannt, was passiert, wenn sich dieser Markt mehr für KI öffnet, Man munkelt, dass OpenAI schon an Produkte für diesen Markt arbeitet, um 3D in breitere Schichten der Gesellschaft vordringen zu lassen.

Aber zurück zum Buch Mit 3D zum Erfolg. Es zeigt kurz und knapp verschiedene Einsatzmöglichkeiten in verschiedenen Märkten. Entscheidet können sich einfach ein Bild von der Leistungsfähigkeit von 3D machen, ohne dass sie komplizierte Fachartikel konsumieren müssen. Für mich war dieses Buch eine tolle Zusammenfassung und ein Wiedereinstieg in dieses wichtigste Thema – und das Buch ist kostenlos. Also warum nicht mal testen?

Buchtipp: Kings of Fire von Karl-Heinz Drews und Jürgen Kernegger

27. Dezember 2023

Ich bin ein Ganzjahresgriller – nicht so perfekt wie meine Bekannten Günter Bugar oder Thomas Gerlach, aber ich geb mir Mühe mit meinen alten Weber-Gasgrill. Und ich genieße es, Speisen vom Grill zu servieren: Fleisch, Fisch, Gemüse.

In diesem Jahr habe ich einen wirklichen Meister am Grill kennengelernt. Karl-Heinz Drews war zu Gast bei meinem Liebslingswirtshaus Gasthof Heinzinger in Rottbach. Ich habe darüber gebloggt.

Denis Kleinknecht, selbst ein Meister hinter den Töpfen, hat seinen Kumpel Drews eingeladen und zusammen ein mehrgängiges Menü gezaubert. Während der Meister in der Küche gearbeitet haben, habe ich mir von Karl-Heinz Drews sein wunderbares Buch Kings of Fire zeigen lassen und auch gekauft. Co-Autor war Jürgen Kernegger. Kochbücher dienen für mich in erster Linie der Inspiration. Ich muss nicht gleich sofort alles nachkochen, sondern ich blättere in den Büchern, um auf Ideen zu kommen. Auch die Augen essen mit.

Und ich finde die Köche wie Karl-Heinz Drews originell. Er ist ein Showkoch aus Schwaben und das zelebriert er auch wunderbar. „Als Wahl-Münchner mit schwäbischer Seele, treibt mich am Herd Motörhead und nicht Mozart zu kulinarischen Höchstleistungen an. Ich bin aber nicht nur Fine-Dining Koch sondern auch Metzgermeister und Barbecue King bekannt aus DMAX. Der Grill ist meine Bühne und Feuer mein Element.“ Nun, wer Motörhead hört, kann kein schlechter Mensch sein, allerdings kenne ich seine Beiträge für den Sender DMAX nicht, weil ich kein Fernsehen schaue. Da ist mir Karl-Heinz Drews live und in Farbe lieber.

Und ich liebe seine Show, die er auch in Rottbach vorgeführt hat: „Mein Motto ist meine Passion. Als gelernter Metzgermeister „dry-age“ ich selbst, smoke oder veredle mein Fleisch beim sous-vide Garen „à la Kalle“ direkt in Hochprozentigem … Beim BBQ kenne ich keine Grenzen. Von Klein bis Groß kommt alles auf meinen Grill.“

Dabei ist das Buch Kings of Fire weit mehr als eine Rezeptesammlung. Es liefert handfeste und diskussionswürdige Informationen rund um das Grillen, wie Messer, Wildfleisch, Bezugsquellen, Grill – gerade die unterschiedlichen Grillmöglichkeiten fand ich nützlich. Ergänzt werden die Infos durch schöne Fotografien. All das macht Lust aufs Grillen. Was hält mich eigentlich noch zurück?

Buchtipp: Briefe vom Weihnachtsmann von J.R.R. Tolkien

22. Dezember 2023

Es gibt Bücher, die sind einem ans Herz gewachsen, weil sie zutiefst menschlich und voller Wärme sind. Zu diesen Büchern zähle ich die Briefe vom Weihnachtsmann des großen J.R.R. Tolkien. Gerade zur Weihnachtszeit hole ich das Buch gerne heraus und stelle mir die Situation der damaligen Ereignisse vor.

Briefe vom Weihnachtsmann“ ist eine wundervolle Sammlung von Briefen, die der legendäre Weihnachtsmann höchstpersönlich an Kinder auf der ganzen Welt geschrieben hat. Das Buch, geschrieben von J.R.R. Tolkien, dem Schöpfer von „Der Herr der Ringe“, bietet einen zauberhaften Einblick in die Welt des Weihnachtszaubers und verleiht der festlichen Jahreszeit eine zusätzliche Portion Magie.

Die Briefe waren ursprünglich nicht zur Publikation bestimmt, sie wurden aber nach Tolkiens Tod von seiner Schwiegertochter Baillie Tolkien, der Frau Christopher Tolkiens, herausgegeben und 1976 in Buchform veröffentlicht. Darüber müssen wir dankbar sein.

Briefe an seine Kinder
Die Briefe, die Tolkien in den Jahren 1920 bis 1943 für seine eigenen Kinder verfasst hat, sind ein herzerwärmendes Geschenk an die Leser. Durch diese Briefe wird der Weihnachtsmann zu einer lebendigen und liebenswürdigen Figur, die nicht nur Geschenke bringt, sondern auch eine tiefe Fürsorge für die Kinder empfindet. In jedem Brief spiegelt sich Tolkiens unverkennbarer Erzählstil wider, der die Fantasie beflügelt und eine fesselnde Atmosphäre schafft. Welch großer kreativer Geist war in Tolkien, dass er auf solch eine wundervolle Idee kam.
Und wahrscheinlich hat sich Tolkien diebisch gefreut, denn er klebte auf die Briefe selbstgestaltete Briefmarken, die von der britischen Post jedes Jahr anstandslos akzeptiert wurden. In der Luxusausgabe des Buches sind die Briefmarken auf einer Aufklappseite abgebildet.

Die Briefe des Weihnachtsmanns sind mit liebevollen Details und einer Prise Humor durchzogen, die Jung und Alt gleichermaßen ansprechen. Tolkien schafft es, den Glauben an die Magie von Weihnachten aufrechtzuerhalten und vermittelt dabei eine zeitlose Botschaft der Freude, Großzügigkeit und Liebe. Die Illustrationen, die Tolkien selbst angefertigt hat, tragen zusätzlich zur besonderen Atmosphäre des Buches bei. Für mich ist Tolkien ein wirkliches Universalgenie, ein Relikt vergangener Tage.

Wunder sind möglich
Die Geschichten in „Briefe vom Weihnachtsmann“ lassen den Leser in eine Welt eintauchen, in der Wunder noch möglich sind und das Gute triumphieren kann. Es ist nicht nur ein Buch für Kinder, sondern auch für diejenigen, die ihre kindliche Freude an Weihnachten bewahrt haben. Die Wärme und Herzlichkeit, die aus diesen Briefen strahlen, machen das Buch zu einer zeitlosen Weihnachtslektüre, die jedes Jahr aufs Neue die festliche Stimmung belebt.

Insgesamt ist „Briefe vom Weihnachtsmann“ nicht nur eine literarische Perle aus der Feder eines der größten Autoren des 20. Jahrhunderts, sondern auch ein zeitloses Geschenk, das die wahre Bedeutung von Weihnachten in Erinnerung ruft und Generationen von Lesern verzaubert. Wer das Buch nicht kennt, muss es lesen. Und wer das Buch kennt, der wird es gerade zu Weihnachten wieder lesen.

Buchtipp: Lee Miller in Fashion

19. Dezember 2023

Lee Miller, geboren am 23. April 1907, war eine vielseitige Fotografin des 20. Jahrhunderts, deren beeindruckendes Werk von Dokumentar- bis zu Modefotografie reichte. Auch in Bezug auf ihre Beiträge zur Modefotografie hinterließ Miller einen nachhaltigen Eindruck. Immer wieder greife ich zu ihrem Modebildern und vergleiche sie mit den Kriegsfotos aus dem Zweiten Weltkrieg von ihr.

Miller begann ihre Karriere in den 1920er Jahren als Model in New York City und wurde schnell eine Muse des surrealistischen Künstlers Man Ray, der sie in die Welt der Fotografie einführte. Diese einzigartige Perspektive als Model trug zu ihrer späteren Fotografie bei, insbesondere in der Mode.
In den 1930er Jahren, während ihrer Zusammenarbeit mit der Vogue, etablierte sich Miller als eine der führenden Modefotografinnen ihrer Zeit. Ihr Stil zeichnete sich durch eine Kombination aus Eleganz und einer subtilen, aber klaren Kante aus. Sie experimentierte mit Licht, Schatten und Perspektiven und schuf dadurch Bilder, die über bloße Mode hinausgingen und eine künstlerische Tiefe hatten.
Miller war bekannt dafür, Grenzen zu überschreiten und Konventionen in der Modefotografie herauszufordern. Ihre Arbeit spiegelte ihre eigene Persönlichkeit wider – kühn, avantgardistisch und oft mit einer Prise Humor. In einem von Männer dominierten Bereich stellte sie ihre kreative Vision durch kraftvolle Kompositionen und innovative Ansätze unter Beweis.

Besonders während des Zweiten Weltkriegs, als Miller als Kriegskorrespondentin tätig war, integrierte sie Elemente der Mode in ihre dokumentarische Arbeit und schuf Bilder, die die Realität des Krieges mit einem Sinn für Stil und Ästhetik verbanden. Diese unkonventionelle Herangehensweise zeugt von ihrer Fähigkeit, unterschiedliche Genres zu verschmelzen und ihre eigene künstlerische Signatur zu entwickeln. Sie war die Frau, die sich in Hitlers Badewanne in München fotografieren ließ.

Lee Millers Vermächtnis in der Modefotografie ist von ihrer Fähigkeit geprägt, nicht nur Kleidung zu fotografieren, sondern auch Charaktere und Geschichten zu schaffen. Ihre einzigartige Perspektive und ihre Bereitschaft, künstlerische Grenzen zu erkunden, haben die Modefotografie bereichert und beeinflussen weiterhin Generationen von Fotografen. Lee Miller wird nicht nur als Fotografin, sondern auch als Pionierin in einem kreativen Feld erinnert, das sie mit Leidenschaft, Innovation und Stil bereichert hat. Für mich ist Lee Miller in Fashion das beste Modebuch von ihr.

Buchkritik: Woanders ist auch Alltag von Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt

27. November 2023

Ein Traum vieler Journalistenkollegen meiner Jugend war der Beruf des Auslandskorrespondenten. In „Woanders ist auch Alltag“ präsentieren Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt den Lesern eine humorvolle und interessante Reise durch die ungewöhnlichen Orte und Kulturen der Welt. Dieses Buch, das 2014 veröffentlicht wurde, zeichnet sich durch seine Beschreibungen und Erzählungen aus.

Entstanden ist das Büchlein auf Basis einer Sendung namens „Alltag anders“ im Frühstückshörfunk von „Deutschland Radio Kultur“, die die beiden Autoren entwickelt haben. Entsprechend häppchenweise und mundgerecht ist auch das Buch dazu gestrickt, Tiefschürfendes zu anderen Kulturen sollte man nicht erwarten. Wenn Auslandskorrespondenten mal nicht über die große Politik sprechen, sondern über ihren Alltag vor Ort, erfährt man die wirklich wichtigen Dinge: Busfahren in Los Angeles sollte man unbedingt vermeiden, denn es macht einen zum Loser. Gibt es einen Blechschaden auf Buenos Aires Highways, kann man hemmungslos wüste Beschimpfungen ausstoßen, aber anhalten ist nicht nötig. Und öffentliche Toiletten sind in Japan sehr zu empfehlen, da wird selbst der Klogänger vollautomatisch gereinigt. – Überraschend, erhellend und unterhaltsam, denn das Alltagsleben rund um den Globus ist vertraut und fremd zugleich.

Die beiden Autoren, erfahrene Journalistenkollegen, haben ihre Begegnungen und Erfahrungen in den entlegensten Teilen der Welt gesammelt. Das Buch ist in sechs thematische Kapitel unterteilt, die verschiedene Aspekte des alltäglichen Lebens in ungewöhnlichen Regionen beleuchten. Die Themen reichen von Architektur und Wohnen über Essen und Trinken bis hin zu Arbeit und Freizeit.

Das herausragende Merkmal des Buches sind die Geschichten und Anekdoten, die die Autoren mit ihren Lesern teilen. Sie nehmen den Leser mit in abgelegene Bergdörfer in Nepal, auf die Straßen von Havanna in Kuba, in die schwimmenden Märkte von Bangkok und viele andere Orte. Die Autoren beschreiben die Menschen, die sie getroffen haben, und vermitteln ihre Geschichten auf eine Weise, die den Leser unmittelbar in die jeweilige Kultur eintauchen lässt.

Die sorgfältige Recherche und die Liebe zum Detail sind in diesem Buch offensichtlich. Die Autoren haben sich bemüht, die kulturellen Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den verschiedenen Regionen, die sie besucht haben, gründlich zu verstehen. Sie werfen einen Blick auf die Architektur und die Art und Weise, wie Menschen in verschiedenen Teilen der Welt wohnen, was dazu beiträgt, die Einzigartigkeit und Vielfalt der menschlichen Kreativität zu würdigen.

Ebenso faszinierend ist die Betrachtung von Essen und Trinken in verschiedenen Kulturen. Die Autoren nehmen den Leser mit auf eine kulinarische Weltreise und stellen lokale Speisen und Getränke vor. Dieser Aspekt des Buches ist nicht nur informativ, sondern regt auch den Leser an, seine eigenen kulinarischen Horizonte zu erweitern.

Ein weiterer Punkt des Buches ist die Betrachtung von Arbeit und Freizeit in verschiedenen Kulturen. Die Autoren erkunden die verschiedenen Berufe, die Menschen in den besuchten Regionen ausüben, und zeigen, wie sich Arbeit und Freizeit in verschiedenen Teilen der Welt gestalten.

Obwohl das Buch ohne Illustrationen oder Fotos auskommt, gelingt es den Autoren dennoch, die Schönheit und Faszination des Alltagslebens in entlegenen Teilen der Welt auf eindrucksvolle Weise einzufangen. „Woanders ist auch Alltag“ ist nicht nur für Reiseliebhaber interessant, sondern für jeden, der an verschiedenen Kulturen und Lebensstilen interessiert ist. Und es ist eine interessante Arbeit von Auslandsjournalisten.

Buchtipp: „Bilderkrieger“ von Michael Kamber: Eine eindrucksvolle Dokumentation des Kriegsjournalismus

13. November 2023

Als Fan der Pressefotografie sauge ich alles auf, was die Kolleginnen und Kollegen auf Film oder Chip bannen. Eine Sonderform der Pressefotografie ist die Kriegsfotografie. Diese Kunstform ist erschreckend und die Fotografen hinter dem Auslöser sind eigenartige Vertreter der menschlichen Spezies.
Und hier steigt das Buch „Bilderkrieger“ von Michael Kamber ein. Er konzentriert sich auf die Kriegsberichterstatter des 21. Jahrhunderts.

Das Buch ist eine tiefgreifende und beeindruckende Darstellung des Kriegsjournalismus im 21. Jahrhundert. Das Buch wurde 2013 veröffentlicht und ist für mich ein wichtiges Werk, das die Erfahrungen und Herausforderungen der Journalisten während bewaffneter Konflikte beleuchtet.

Kamber, selbst ein erfahrener Fotojournalist, hat über ein Jahrzehnt in Konfliktgebieten auf der ganzen Welt gearbeitet. In „Bilderkrieger“ präsentiert er nicht nur seine eigenen Erfahrungen, sondern auch die Geschichten und Bilder von zahlreichen Kollegen, die sich in gefährlichen und oft lebensbedrohlichen Situationen befanden, um die Realität des Krieges der Öffentlichkeit näherzubringen. Der Schwerpunkt des Buches sind aber weniger die grausamen und bedrückenden Fotos, sondern vielmehr Interviews und Gespräche mit dem Fotografen.
Die Struktur des Buches ist gut durchdacht, mit Kapiteln, die verschiedene Aspekte des Kriegsjournalismus behandeln. Kamber beginnt mit einer Einführung in die Geschichte des Kriegsjournalismus und erläutert, wie sich die Rolle der Kriegsberichterstatter im Laufe der Zeit verändert hat. Er geht auf die technologischen Entwicklungen ein, die es Journalisten ermöglichen, immer näher am Geschehen zu sein, aber auch ihr Leben noch stärker zu gefährden.

Ethik des Kriegsjournalismus
Ein wichtiger Aspekt des Buches ist die Ethik des Kriegsjournalismus. Kamber spricht ehrlich über die moralischen Dilemmata, vor denen Kriegsberichterstatter stehen. Sie müssen entscheiden, wann sie eingreifen und Hilfe leisten sollen und wann sie als neutrale Beobachter agieren müssen. Dies ist eine zentrale Frage, da die Berichterstattung oft in extremen Notsituationen stattfindet.

Besonders faszinierend sind die Geschichten und Bilder, die im Buch präsentiert werden. Kamber und die von ihm interviewten Journalisten haben unermüdlich daran gearbeitet, die Grausamkeit des Krieges in Bildern und Worten festzuhalten. Die visuelle Darstellung der Konflikte, sei es im Irak, in Afghanistan oder anderswo, ist oft schockierend und bewegend. Die Bilder illustrieren nicht nur die Zerstörung und das Leiden, sondern auch den Mut und die Entschlossenheit der Kriegsberichterstatter, die sich trotz der Gefahren in die Frontlinien wagen.

Traumatische Auswirkungen
Das Buch wirft auch einen Blick auf die traumatischen Auswirkungen, die dieser Beruf auf die Journalisten hat. Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) ist in dieser Branche weit verbreitet, und Kamber geht einfühlsam auf die psychischen Belastungen ein, denen Kriegsberichterstatter ausgesetzt sind. Er zeigt, wie wichtig es ist, dass die Medienunternehmen und die Gesellschaft insgesamt die Unterstützung und Behandlung für diese Journalisten bereitstellen.

Unabhängiger Journalismus
Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt des Buches ist die Betonung der Bedeutung von unabhängigem Journalismus in Zeiten des Krieges. Kamber argumentiert überzeugend, dass der Zugang zu unabhängigen Informationen in Konfliktsituationen von entscheidender Bedeutung ist, um die Öffentlichkeit und die internationale Gemeinschaft über die Ereignisse auf dem Laufenden zu halten und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Insgesamt ist „Bilderkrieger“ von Michael Kamber für mich eine bemerkenswerte und bewegende Auseinandersetzung mit dem Kriegsjournalismus im 21. Jahrhundert. Das Buch bietet einen Einblick in die Welt der Kriegsberichterstatter und in die Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind. Es erinnert uns daran, wie wichtig unabhängiger Journalismus in Zeiten des Konflikts ist und verdeutlicht die Notwendigkeit, diejenigen zu unterstützen, die bereit sind, ihr Leben zu riskieren, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. „Bilderkrieger“ ist ein fesselndes und erhellendes Werk, das sowohl für Journalisten als auch für Leser, die sich für die Realität des Krieges interessieren, von großem Interesse ist.