Archive for August 2023

Das Cabinet des Dr. Caligari – Rückblick auf meine Matinee

14. August 2023

Es gibt Filme, die haben aus dem Stand heraus Filmgeschichte geschrieben und die Zeit überdauert. Dazu gehört der das Meisterwerk Das Cabinet des Dr. Caligari. Ich durfte im Scala Kino Fürstenfeldbruck meine monatliche Matinee zu diesem Klassiker durchführen.

Der Film „Das Cabinet des Dr. Caligari“ aus dem Jahr 1920 gilt als ein Meilenstein der Filmgeschichte und des deutschen Expressionismus. Der Film zählt zu den wichtigsten Filmen der Kinogeschichte. Seine ungewöhnliche expressionistische Ausstattung war ein Novum weltweit – und legte den Grundstein für den international erfolgreichen deutschen Film des Weimarer Kinos.

egisseur Robert Wiene und das Drehbuch von Hans Janowitz und Carl Mayer präsentierten dem Publikum eine bahnbrechende visuelle und erzählerische Ästhetik, die den Film nachhaltig prägte. Am nächsten Sonntag, 20. August zeige ich in der Matinee den 1974 gedrehten Terrorfilm The Texas Chainsaw Massacre in der angeschnittenen Fassung. Karten gibt es hier.
Im Video hier meinen Vortrag zu Das Cabinet des Dr. Caligari. Die Bedeutung von Das Cabinet des Dr. Caligaril iegt in mehreren Aspekten:

Expressionistische Ästhetik
„Das Cabinet des Dr. Caligari“ war einer der ersten Filme, der den Expressionismus im Film etablierte. Die expressionistische Bewegung, die in der Kunst und Literatur der Zeit aufkam, betonte verzerrte Formen, starke Kontraste und surreale Darstellungen, um die psychologischen Zustände der Charaktere zu verdeutlichen. Der Film nutzte expressionistische Sets mit schiefen Linien, schattigen Ecken und abstrakten Designs, um eine unheimliche und verstörende Atmosphäre zu schaffen.

Handlung und Erzählstruktur
„Das Cabinet des Dr. Caligari“ beeinflusste die Entwicklung des filmischen Erzählens. Der Film wird aus der Perspektive eines Ich-Erzählers erzählt, der die Geschichte rückblickend präsentiert. Zudem enthält der Film eine Rahmenhandlung, die die Interpretation der Ereignisse in Frage stellt und das Publikum dazu anregt, über die Natur der Realität nachzudenken. Diese nicht-lineare Erzählstruktur und die Manipulation der Wahrnehmung des Zuschauers hatten einen nachhaltigen Einfluss auf spätere Filme.

Psychologischer Horror
„Das Cabinet des Dr. Caligari“ gilt als einer der ersten bedeutenden Horrorfilme der Geschichte. Die Geschichte dreht sich um einen unheimlichen Jahrmarktsdirektor, der einen schlafenden Somnambulen dazu bringt, Morde zu begehen. Der Film erkundet Themen wie Wahnsinn, Manipulation und die Verbindung zwischen Traum und Realität. Er legte den Grundstein für das Genre des psychologischen Horrors und inspirierte zahlreiche Regisseure, darunter Alfred Hitchcock.

Einfluss auf die internationale Filmindustrie
„Das Cabinet des Dr. Caligari“ wurde zu einem großen Erfolg im In- und Ausland. Durch seine einzigartige Ästhetik und Erzählweise erregte er Aufmerksamkeit und wurde zum Vorbild für viele Regisseure weltweit. Der Film hatte einen besonders starken Einfluss auf den deutschen Expressionismus und prägte die Entstehung einer eigenständigen deutschen Filmtradition. Darüber hinaus beeinflusste er die Entwicklung des Horrorfilms und des filmischen Erzählens insgesamt.

Dracula im Film (35): Die letzte Fahrt der Demeter

11. August 2023

Endlich, endlich wieder ein Dracula, den wir als Fan ernst nehmen können: atmosphärisch dicht, schonungslos brutal – ein Film, der den Fürst der Finsternis viel Ehre macht. Die letzte Fahrt der Demeter ist ein gelungenes Kammerspiel, ein Spiel mit Beklemmung und Angst. Vielleicht eine Art Alien auf einem Segelschiff, nur dass das Alien Dracula ist und das Schiff Demeter statt Nostromo heißt.

Und ab jetzt kommen Spoiler.
Der Film von André Øvredal hält sich im großen und ganzen an die literarische Vorlage von Bram Stoker. Er beschreibt die Reise Draculas von Transsilvanien nach London. 24 Kisten mit Erde werden im Bauch der Demeter verladen, darunter auch eine Kiste mit dem Drachen-Symbol des Grafen. Das Schiff nimmt die Reise auf und die Besatzung wird Zug um Zug dezimiert. Das Logbuch des Captains zeugt vom verzweifelten Kampf gegen das blutrünstige Monster, gegen die Vorurteile der Seemänner und deren Ängste. Es ist auch ein Kampf der Wissenschaft in Person des Arztes mit dem religiösen Glauben und Aberglaube – wunderbar eingefangen, ohne dass eine Partei bloßgestellt oder gar lächerlich gemacht wird.

Es ist ein ernsthafter Film ohne den üblichen überflüssigen Comic-Relief-Jokes. Vielleicht ein wenig zuviel Jump Scares zu Beginn, aber erträglich um die Atmosphäre nicht zu zerstören. Bei Erfolg des Films wird eine Fortsetzung in der Carfax Abbey angedeutet- zu wünschen wäre es der Produktion. Der Graf mit Wolfstock und Fledermaus-Ohren.

Dracula selbst ist kein Gentleman wie Bela Lugosi, Christopher Lee oder gar Frank Lagalla. Dracula ist eine erschreckende Hommage an die Nosferatu-Darstellungen von Friedrich Wilhelm Murnau oder Werner Herzog – Max Schreck und Klaus Kinski sind gegenwärtig, aber ohne deren romantischen Leidenschaft.

Vielleicht zeigt sich hier mehr der erbarmungslose Vampir aus Brennen muss Salem gemischt mit einer Fledermaus. Der Spanier Javier Botet spielt Dracula. Auch die Opfer des Grafen werden zu Dienern gemacht. Ihre Vernichtung durch die Sonne tut dem Zuschauer richtig weh und ist eindrucksvoll gemacht.

Interessant ist, dass der Film die Regel bringt, dass sympathische Kinder und treue Tiere in einem Film immer davonkommen. Da hilft ihnen auch ein Kreuz als christliches Symbol gegen Vampire nichts. Sehr schön ist die Szene als ein Diener des Grafen die Tür zur Kabine des Kapitäns mit dem Kopf einschlägt und den Kopf hereinsteckt. Hier habe ich nur noch den Ausruf „Here’s Johnny“ erwartet, dann wäre die Hommage an Shining perfekt gewesen. Solche Anspielungen finden sich im ganzen Film, der meines Erachtens zu sehr mit der geringen Tiefenschärfe spielt, so dass der Hintergrund unscharf wird und Dracula dort herumwandern kann. Toll ist aber die expressionistische Atmosphäre, der Einsatz von Schatten und Wolken. Hier kommt ganz der alte Murnau durch und ich hab es genossen. 1922 noch in schwarzweiß, heute in blassen Farben, als ob Herzog daran beteiligt war.

Aus der literarischen Vorlage, Diener ein paar Seiten umfasst, wurde ein ganzer Spielfilm. Ich hab mir die Geschichte vor dem Filmbesuch noch einmal in der Coppenrath-Schmuckausgabe nachgelesen. Hier das Video zu dieser Dracula-Ausgabe.

Da haben Drehbuchautor Bragi F. Schut und Regisseur André Øvredal noch einiges an Stoff gebraucht, um die Geschichte aufzublasen. Neu hinzu kommen beispielsweise der Held des Films, der Schiffsarzt Clemens (Corey Hawkins) sowie die Frau Anna (Aisling Franciosi) an seiner Seite. Sie ist eine Art Reiseproviant für Dracula, der gleich mal in die Kisten von Dracula dazu gepackt wurde.

Der Score wurde von Bear McCreary beigesteuert. Er ersetzte Thomas Newman, aus welchem Grund auch immer. Ich bin kein so richtiger Fan von McCreary, der sich einen Namen durch TV-Produktionen gemacht hat. Aber vielleicht muss ich mich noch reinhören. Den Score habe ich bisher nur als Stream entdeckt ud hoffe auf eine Vinyl-Veröffentlichung.

Für mich ist der Film ein absoluter Muss für Fans des Grafens. Endlich mal ein Horrorfilm, der ernsthaft daherkommt.

Erinnerungen an Robbie Robertson

10. August 2023

Und wieder ist einer meiner musikalischen Helden verstorben. Mit 80. Jahren verschied der Sänger, Komponist und Gitarrist Robbie Robertson. Der Name wird nur Insidern bekannt sein, für mich war er einer der Großen im Musikzirkus.

Richtig bekannt wurde er als Mitglied von The Band, die einst die Begleitband von Bob Dylan war, aber sich auch für die US-amerikanische Musikgeschichte einen großen Namen gemacht haben. Das Abschiedskonzert The Last Walz ist bis heute legendär und ich habe bereits darüber gebloggt.

Aber auch als Solo-Künstler habe ich Robbie Robertson zu schätzen gelernt. 1987 kam sein ersten Solo-Album Robbie Robertson auf den Markt, darunter der Song Fallen Angel. Dieser Song ist eine Erinnerung an Richard Manuel, der zusammen mit Robbie Robertson zu den Gründungsmitgliedern von The Band gehörte. Manuel, der Pianist und manchmal auch Sänger der Band war, wurde am 4. März 1986 erhängt im Badezimmer eines Motelzimmers in Winter Park, Florida, gefunden. Immer wenn ich den Song höre, komme ich ins Grübeln.

Sein zweites Solo-Album Storyville aus dem Jahr 1991 hat mich während einer Dienstreise nach New Orleans begleitet. Ich hatte 2002 meinen ersten iPod erworben und durfte später nach New Orleans auf die Siggraph. Auf der Festplatte des MP3-Players waren zwei Künstler, die ich in dieser interessanten Stadt ausschließlich gehört habe: Voodoo-Meister Dr. John und das Album Storyville von Robbie Robertson. Es dreht sich teilweise um den Rotlichtbezirk der Stadt. Die weiteren Alben von Robertson habe ich mir zwar gekauft, aber immer weniger gehört. Er hat noch einige Soundtracks komponiert.

Zur Erinnerung an den Tod von Robbie Robertson höre ich das legendäre Album Musik from Big Pink von 1968, ein Klassiker der Rockmusik. Es wurde im Keller eines rosagestrichenen Hauses in Woodstock aufgenommen in dem die Band mit Bob Dylan musizierte. Und ich höre die legendären Basement Tapes von 1967, die revolutionären Kelleraufnahmen von Dylan und Band aus Big Pink, die eigentlich nie veröffentlicht werden sollten und als Bootleg auf den Markt kamen. 1975 kam die erste offizielle Veröffentlichung und 2014 kamen The Basement Tapes Complete und dann The Basement Tapes RAW endlich auf den Markt.

Das große Buh bei Sinéad O’Connor

9. August 2023

Die Sängerin Sinéad Marie Bernadette O’Connor ist tot und begraben. Ich komme jetzt erst dazu mir Gedanken über diese Frau zu machen. Die irische Sängerin starb im Alter von 56 Jahren in London. Wie ich lese, hat die Frau viel Leid in ihrem Leben erlebt. Ihr größter Hit war sicherlich die Prince-Komposition Nothing Compares 2 U aus dem Jahre 1990. Wenn ich ehrlich bin, habe ich sie aus den Augen verloren bis die Todesmeldung und jetzt das Begräbnis mir ins Mailpostfach flatterte.

Ich hatte ihre Karriere nicht auf den Schirm. Nur an einen Auftritt von Sinéad O’Connor erinnere ich mich genau. Es war das Jahr 1992 und Bob Dylan feierte am 16. Oktober 1992 sein 30jähriges Jubiläum bei seiner Plattenfirma Columbia mit vielen Stars. Ein Stelldichein der Superstars der Szene. Auch Sinéad O’Connor war dabei und sollte den Dylan-Song „I Believe In You“ singen.

Aber dazu kam es nicht. Ein paar Tage zuvor zerriss sie in der US-Satiresendung Saturday Night Live ein Bild vom Papst Johannes Paul II vor laufenden Kameras. Wie ich später gelesen habe: Als Protest gegen die schleppende Aufklärung in Sachen Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche. Hier das Video und die Berichterstattung.

Dann sollte sie bei Dylan singen. Live und fassungslos verfolgte ich damals den Auftritt der Sängerin am Fernsehschirm. Das Konzert wurde live im Fernsehen übertragen. Ich war auf einem Seminar und machte es mir vor der Glotze bequem. Die Sängerin wurde von Kris Kristofferson vollmundig angekündigt: „Ich bin sehr stolz darauf, die nächsten Künstlerin vorzustellen, deren Name zum Synonym für Mut und Integrität wurde.“ Die junge Frau mit kahlgeschorenen Kopf trat vor das Mikrofon und wollte zu singen beginnen. Doch die US-Zuschauer im Madison Square Garden buhten, sie pfiffen sie gnadenlos aus. Sie hatten keinerlei Verständnis für die Aktion mit dem Papstfoto.

Das Buh und Geschrei war riesig. Sinéad O’Connor wartete ab, dann gab sie auf und riss sich die Kopfhörer aus den Ohren. Kris Kristofferson kam und tröstete sie mit den Worten „Lass dich von den Bastarden nicht unterkriegen“. Aber ein Singen war nicht möglich.

Nun, die streitbare Sinéad O’Connor sang nicht, sondern sie zitierte den Bob Marley Song „War“ voller Wut und Traurigkeit. Trotzig und voller Zorn schleuderte sie die Worte dem pfeifenden Publikum entgegen und ging stolz mit erhobenen Hauptes ab. Dann brach sie in Tränen aus und Kris Kristofferson nahm sie in den Arm. Das Video ist erschütternd.

In den ersten offiziellen Aufnahmen des Konzerts war Sinéad O’Connor nicht zu sehen und zu hören. Columbia veröffentlichte ein Doppelalbum ohne sie. Auch beim Bootleg des Konzerts war sie nicht dabei, aber dafür eine seltene Dylan-Aufnahme von Song to Woody, die Columbia aus technischen Gründen nicht veröffentlich hatte.

Auch bei der Doppel-VHS-Cassetten gibt es nichts von Sinéad O’Connor zu sehen. Die Gründe weiß ich nicht. Vielleicht wollte sich Columbia nicht mit den Fans anlegen.

Erst Jahre später wurde das Konzert auf CD und Bluray wiederveröffentlicht. Technisch deutlich optimiert und siehe da: Jetzt sind auf CD und Bluray die Probeaufnahmen von Sinéad O’Connor enthalten. Und wie wunderbar diese Frau singt. Es ist eine Schande, dass sie bei der Live-Übetrtagung nicht singen durfte aufgrund der Engstirnigkeit des Publikums.

Und damit sind wir bei einem sensiblen Punkt. Das ach so aufgeschlossene und progressive Publikum von Bob Dylan. Auch ich bin ein Fan, ein ziemlich großer Fan und ich muss mich natürlich auch an meine eigene Nase fassen.

Beim Nachdenken reflektierte ich als Dylan-Fan die Ereignisse von damals nochmals. Nicht nur Sinéad O’Connor bekam den Zorn der doch so aufgeklärten Dylan-Fans zu spüren. Wir erinnern uns: Der Meister selbst wurde von seinen eigenen Fans ausgebuht. Ich nenne nur Newport 1965 als Dylan elektrisch auf einem Folk-Festival spielte und dann nach einem riesigen Buh nochmals akustisch auf die Bühne zurückkam. Er will, brüllt er heraus, nicht mehr auf dieser Farm arbeiten. Klare Ansage des Künstlers an die Welt

Und dann kam die 1966-Tour mit Teilen der Band. Jeden Dylan Fan ist der Auftritt von 1966 in Gedächtnis. „Judas!“ war der berühmteste Zwischenruf der Musikgeschichte. Am 17. Mai 1966 in der Manchester Free Trade Hall kam es zum Vorfall, doch Dylan wies seine Begleitband an: „Fucking Loud“ zu spielen.
Dylan kennt sich also aus mit seinem Publikum. Es heißt, beim Auftritt von Sinéad O’Connor war er in der Garderobe und hat von dem Skandal nichts mitbekommen. Ich weiß es nicht. Dylan war in dieser Zeit eher abwesend als anwesend.

Ich nehm mir auf jeden Fall vor, ein paar Alben von Sinéad O’Connor mal anzuhören, denn eigentlich kenne ich nichts von dieser irischen Sängerin.

Erinnerungen an William Friedkin

8. August 2023

Mit 87 Jahren verstarb Regisseur William Friedkin. Die Medien und viele Filmfans haben über diesen Verlust geschrieben und auch ich war ein Fan dieses Ausnahmeregisseurs.

Vor kurzem habe ich zwei Präsenzseminare über William Friedkins Meisterwerk Der Exorzist durchgeführt. Dieser Film von 1973, der mittlerweile 50 Jahre auf dem Rücken hat, fasziniert mich noch immer durch seine Religiosität. Wenn die Wissenschaft versagt, dann hilft nur noch der Glaube. Diese Aussage war in den aufgeklärten Siebzigern und auch noch heute so revolutionär, so radikal, so einschneidend, so dass damals und heute ein wahrer Kulturkampf um diesen Film entbrannte. Der Horror in dem Film Exorzist war nur eine Seite, tiefer sitzt der unheilvolle Konflikt zwischen Glaube und Naturwissenschaft. Ich habe den Film als Wiederaufführung im Kino und auf Laserdisc das erste Mal gesehen und hatte Angst.

Mein Kollege Stefan Preis empfahl mir das Buch Besessen – In den Klausen des Bösen, dass sich um die drei Teile des Exorzisten und Friedkin selbst dreht.

Hier der Vortrag den ich auf der Matinee im Scala-Kino Fürstenfeldbruck über den Film der Exorzist gehalten habe als Aufzeichnung.

William Friedkin drehte auch andere Meisterwerke. Immer wieder muss ich auf French Connection zurückkommen. Ein Film, der Polizei in den USA anders zeigte, als ich sie bisher aus Filmen kannte. Seine Helden waren nicht der freundliche Helfer mit Herz in Uniform. Sie leiteten das zerrissene Amerika ein, das die Filmen der siebziger Jahre beherrschend würde. Nach French Connection war alles anders. Die ermittelnden Beamten waren heruntergekommene menschliche Wracks ohne Illusionen, die den Kriminellen es mit gleicher Härte heimzahlen. Und der Film wies eine enorme dokumentarische Dichte auf, kein Wunder, denn William Friedkin war gelernter Dokumentarfilmer. Und Friedkin wird für viele weitere Filme in der Erinnerung bleiben: Atemlos vor Angst (Sorcerer mit genialem Soundtrack von Tangerine Dream), Cruising oder auch Leben und Sterben in L.A. Lieber William Friedkin, vielen Dank für Ihr Werk. Wir Filmfreunde werden dieses Werk immer in Ehren halten.

Filmriss online – August 2023 – Infos und Meinung aus der Welt des Scala-Kinos

7. August 2023

Hier die neueste Folge meines Herzensprojekts Filmriss online. Jeden Monat spreche ich mit meinem Kumpel Markus Schmölz über neue Kinofilme und werfen einen Blick hinter die Kulissen des Kinos.

Dieses Mal ist der dritte Teil von The Equalizer, Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem und natürlich der neue Eberhofer Rehragout-Rendezvous im Mittelpunkt unseres Interesses. Ich darf ein wenig über den Soundtrack zu Firestarter von Tangerime Dream erzählen und wir freuen schon sehr auf die August-Matinee am 20. August im Scala Kino. Ich bespreche und zeige den Klassiker des modernen Terror-Films Blutgericht in Texas (Originaltitel: The Texas Chain Saw Massacre. Karten gibt es hier.

Eine Unsitte: Anmelden und reservieren und dann nicht erscheinen

6. August 2023

Natürlich kann es mal vorkommen, dass wegen Krankheit oder Schicksalsschlag jemand nicht zu einer Veranstaltung erscheint zu der er angemeldet ist. Aber ich habe das Gefühl, dass das Fernbleiben von einem Termin trotz verbindlicher Anmeldung und Zusage mehr und mehr einreißt.

Ich bemerke diese Unart immer mehr in meinem Umfeld und auch bei meinen eigenen Veranstaltungen. Die Plätze bei Präsenz-Veranstaltungen sind begrenzt und begehrt. Oft habe ich eine hohe Nachfrage und mehr Anmeldungen als Plätze. Und am Tage der Veranstaltung muss ich feststellen, dass einige der angemeldeten Personen nicht zu dem Termin erscheinen. Sie nehmen anderen Interessierten die Plätze weg und auch als Veranstalter sehe ich gegenüber Kooperationspartner nicht gerade vorbildlich aus. Das ärgert mich, denn es ist unkollegial und unsozial. Das sind so genannte No-shows.

No-show bezeichnet vor allem im Tourismus das Nichterscheinen Reisender trotz getätigter Buchung und ohne Ankündigung gegenüber dem Reiseveranstalter, der Fluggesellschaft, dem Beherbergungsbetrieb oder ähnlichen Unternehmungen.

Ich habe mal bei meinen Unternehmerfreunden herumgefragt. Sie bestätigen mir diesen Trend. Vor allem habe ich dieses Feedback aus der Gastronomie und dem Friseurhandwerk erhalten, bei letzteren zum Beispiel wenn es um hochwertige Brautfrisuren geht. Bei Gastronomen höhenwertiger Gastronomie ist es mir schon vorgekommen, dass bei der Reservierung meine Kreditkarten angeben musste und bei Nichterscheinen eine Summe eingezogen wird. Das ist vielleicht nicht kundenfreundlich, aber nur konsequent. Und: Es ist rechtlich nicht ganz einfach, wenn man es dann vor Gericht durchsetzen will. Besser vorher kassieren also später klagen. Durch eine Tischreservierung kommt kein Vertrag zustande. Bei dehoga-Bayern habe ich eine sehr gute Anleitung gefunden, die ich hier mal hinterlegt habe.

Und was mich überrascht: Auch bei Arztpraxen reißt die Unsitte ein. 70 Prozent der Arztpraxen in Deutschland haben Probleme mit Terminen, die nicht abgesagt werden. Das geht aus einer Online-Umfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung hervor. Es sei mehr als ärgerlich, wenn Patienten Termine in Praxen buchen und diese einfach verstreichen lassen, beklagte KBV-Chef Gassen. Die Termine seien dann geblockt und stünden für andere Patienten nicht zur Verfügung. Um den Schaden für die Praxen zu begrenzen, forderte Gassen eine von den Kassen zu entrichtende Ausfallgebühr, wenn deren Versicherte Termine vereinbaren und dann nicht wahrnehmen.

Feueralarm in Maisach

4. August 2023

Bei uns im Dorf hat es gebrannt, richtig gebrannt. Die Rauchsäule war weit über die Ortschaft Maisach im Landkreis Fürstenfeldbruck zu sehen.

Die Scheune eines leerstehenden Bauernhofes im Zentrum der Gemeinde gegenüber des gut besuchten Edeka-Supermaktes ist aus noch unbekannten Gründen in Brand geraten. Das Gebäude stand schon einige Jahre leer. Ob Personen zu schaden kamen, ist bislang unbekannt. Die Freiwillige Feuerwehr Maisach und umliegende Feuerwehren bekämpfen den umfangreichen Brand. Die Ortsdurchfahrt musste gesperrt werden. Die Feuerwehr rief die Bevölkerung auf, aufgrund der starken Rauchentwicklung die Fenster zu schließen. Der Brandgeruch war auch bei einem Kilometer Entfernung zu bemerken.

Zwei Drehleitern wurden zur Brandbekämpfung eingesetzt. Die Feuerwehr Maisach hatte erst im vergangenen Jahr eine neue Drehleiter angeschafft, die sich jetzt bewehrt hat. Die Leiter ist seit November 2022 im Einsatz. Es rückte ein Großaufgebot an Blaulichtkräften ins Ortzentrum an, um den Brand in den Griff zu bekommen und ein Übergreifen der Flammen zu verhindern. Es kamen zum Einsatz die Freiwilligen Feuerwehren aus Maisach und den umliegenden Gemeinden/Städten Gernlinden, Überacker, Germerswang, Rottbach, Esting, Germering, Gröbenzell und Fürstenfeldbruck und die Kreisbrandinspektion sowie der Rettungsdienst und die Polizeikräften.

Einen Tag später sah es so aus:

Edward Snowden: Verräter oder Held? Held oder Verräter?

3. August 2023

Verräter oder Held? Gerade habe ich die Autobiografie Permanent Record von Edward Snowden beendet. Das Buch hatte ich mir beim Erscheinen gekauft und es lag bis bis heute ungelesen herum. In zwei Tagen hab ich diese Autobiografie gelesen, um die Gründe Snowdens für Snowden Verrat besser verstehen zu können. Vor zehn Jahren machte Edward Snowden Spionagepraktiken des US-Geheimdienstes NSA öffentlich. Dann musste er abtauchen – ausgerechnet in Russland.

Edward Snowden ist bis heute eine polarisierende Figur, die international für ihre Enthüllungen im Jahr 2013 bekannt wurde, als sie vertrauliche Informationen über die Massenüberwachungspraktiken der US-amerikanischen National Security Agency (NSA) öffentlich machte. Seine Handlungen haben zu intensiven Debatten über Datenschutz, Bürgerrechte, Regierungstransparenz und staatliche Überwachung geführt. Aber ich frage ich: Ist etwas dann geschehen? Hat sich unser Verhalten geändert? Nein, ich glaube nicht. Das Opfer von Snowden war für die meisten Menschen umsonst, so wird Snowden für mich eine tragische Figur. Der Mann zerstörte sein bisheriges Leben, um Die Welt zu informieren, doch Die Welt interessiert sich zum großen Teil nicht dafür. Brot und Spiele sind wohl wichtiger.

Verteidiger der Privatsphäre
Die Befürworter von Snowden sehen ihn als mutigen Whistleblower und Verteidiger der Privatsphäre und Freiheitsrechte. Sie schätzen, dass er das Ausmaß der globalen Überwachungsprogramme, die von Geheimdiensten betrieben wurden, ans Licht brachte und dadurch die breite Öffentlichkeit und die politischen Entscheidungsträger auf die Notwendigkeit von Schutzmechanismen gegen übermäßige staatliche Überwachung aufmerksam machte. Snowden wird oft für seine Opferbereitschaft gelobt, da er seine persönliche Freiheit riskierte, um die Informationen öffentlich zu machen.

Verräter
Gegner von Snowden argumentieren hingegen, dass seine Enthüllungen die nationale Sicherheit gefährdet haben könnten, indem sie potenzielle Feinde über die Fähigkeiten der Geheimdienste informierten. Einige betrachten seine Flucht nach Russland als Verrat an den USA und werfen ihm vor, sensibles Material ohne angemessene Filterung oder Prüfung veröffentlicht zu haben, was die Arbeit der Geheimdienste beeinträchtigen könnte.

Unabhängig von den unterschiedlichen Meinungen über Edward Snowden ist unbestreitbar, dass seine Enthüllungen eine tiefgreifende und anhaltende Debatte über den angemessenen Umfang staatlicher Überwachung und die Grenzen der individuellen Privatsphäre ausgelöst haben. Seine Handlungen haben dazu beigetragen, das Bewusstsein für die Herausforderungen im digitalen Zeitalter zu schärfen und den Weg für Reformen im Bereich der Überwachung und des Datenschutzes zu ebnen. Ob man ihn als Held oder als Verräter betrachtet, steht im Zusammenhang mit den eigenen Ansichten über staatliche Macht, Bürgerrechte und die Verantwortung von Individuen im Spannungsfeld zwischen Sicherheit und Freiheit. Interessant ist, dass kaum ein Land der Erde Snowden Asyl gebeten wollte. Die Allmacht der USA ist spürbar.
Heute ist Snowden russischer Staatsbürger, aber von einem Geheimnisverrat an Putin ist mir nicht bekannt und konnte ich bei meinen Recherchen nicht finden.

Zum Jahrestag hab ich mir mal wieder den Film von Oliver Stone Snowden angeschaut. Der Streifen ist ein bisschen zäh, aber erzählt die Geschichte ganz gut. Er das Buch nicht lesen will, der schaut eben den Film und sollte ein wenig darüber nachdenken.

Konzertkritik: Little Quirks – das erste Deutschlandkonzert

2. August 2023

Durch Zufall bin ich in YouTube und Facebook auf eine erfrischende Indie-Folk-Band aus Australien gestoßen: Little Quirks. Bisher spielten sie nur Down Under und hatte ein paar US-und GB-Auftritte. Nun waren sie das erste Mal im alten Europa und machten auch in München Station. Ich war also dabei beim allerersten Deutschlandkonzert der Little Quirks im Lost Weekend in München Schwabing.

Little Quirks ist eine australische Indie-Folk-Band, die 2015 an der Central Coast (New South Wales) von den Schwestern Abbey Toole (Gitarre, Gesang) und Mia Toole (Schlagzeug, Gesang) sowie ihrer Cousine Jaymi Toole (Mandoline, Gesang) gegründet wurde. Die Gruppe hat Australien bereist und vier Extended Plays veröffentlicht. Im Jahr 2019 wurde die Gruppe durch Alex Toole (Jaymis älterer Bruder) am Bass und seit Ende 2021 durch Jordan Rouse an der E-Gitarre ergänzt.

Ich habe den Auftritt absolut genossen. Abbey Toole feierte an diesem Abend ihren 21. Geburtstag und die Band war gut aufgelegt und spielte ihre Setliste mit viel Charme und bekannten Temperament ab. Natürlich waren die Damen standesgemäß barfuß unterwegs, so kenne ich sie aus Facebook. Abbey trug den siebziger Jahre Klamottenlook und das Make-up erinnerte an frühe Bowie-Zeiten. Und die bekannten Gitarreninstrumente trugen auch das wunderbare Blitzlogo, wie wir sie aus Bowie-Zeiten von Aladdin Sane kennen. Ich geriet beim Auftritt ins Schwärmen, denn ich bin überzeugt, den Little Quirks steht eine erfolgreiche Karriere bevor. Ihre kraftvollen Show beherrschen die jungen Damen auf jeden Fall einwandfrei. Der Harmoniegesang wirkte, die Fans waren angetan – inklusive mir. Die Musik aus einer Mischung aus Indie-Folk und Alternative-Pop macht einfach Spaß.

Im März 2022 veröffentlichten sie die Single „The Rain“, die australische Rezensentin des NME, Ellie Robinson, beschrieb den Song als „kraftvoll“ mit einem „gefühlvollen, balladesken Lauf, angetrieben von kühl gezupften akustischen Gitarren und hellen Klavierakkorden“ Das Musikvideo wurde von Tim Swallow gedreht. Im August 2022 veröffentlichte die Gruppe ihre vierte EP, Call to Unknowns, die sechs Tracks enthält, darunter die drei vorangegangenen Singles „Someone to Hold“, „Florence’s Town“ und „The Rain“.Die EP wurde von Adam Toole in den Grove Studios und in seinem Heimstudio aufgenommen und produziert. Leider ist es mir bisher nicht gelungen einen physischen Datenträger von der Band zu bekommen und auch auf der Tour in München gab es keinerlei Merch oder Tonträger. So bleibt mir erst mal nur das Streaming über Apple Music.

Nachdem es kein großes Management oder Backstage-Bereich gab, kam ich mit den Australierinnen nach dem Konzert ein bisschen ins Plaudern und brauchte unbedingt ein Autogramm und ein Selfie mit der Band. Also hört euch die Band einmal an und genießt die frische Musik der jungen Damen.