Archive for November 2017

Erinnerung an die Pogromnacht 1938

9. November 2017

Vergessen wir unsere Vergangenheit? Nein, ein klares Nein, ich zumindest nicht. Für mich ist es wichtig, meinen Kindern Geschichte weiterzugeben, denn aus der Geschichte lernen wir. Daher war es für mich heute wichtig, an die Pogromnacht 1938 in Deutschland zu erinnern. Niemals wieder darf so etwas passieren und dennoch begegne ich heute einen Hass auf der Straße und im Netz, den ich nicht für möglich gehalten hätte. Immer wieder stoße ich auf eine Neiddiskussion, auf eine Unzufriedenheit, auf ein Geschwätz von oben und unten.
Heute wurde es mir wieder bewusst, wie wichtig an die Erinnerung an die Pogromnacht von 1938 ist. Und ich habe an verschiedene persönliche Ereignisse gedacht: Mir sind spontan zwei Ereignisse eingefallen: Zum einen der Besuch in der neuen Synagoge in München, zum anderen das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin.

Synagoge in München
Mit meiner Frau besuchte ich im Frühjahr diesen Jahres die Synagoge in München. Das Jüdische Zentrum München ist das Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern in der Altstadt Münchens. Zu ihm zählen die im November 2006 geweihte Hauptsynagoge Ohel Jakob, ein Kultur- und Gemeindehaus mit Versammlungsräumen, Schule, Kindergarten, Jugendzentrum und Restaurant sowie das Jüdische Museum. Ich hatte das Haus zu seiner Eröffnung besucht und mir war es wichtig, das Gemeindezentrum zusammen mit meiner Frau zu besuchen und den Erklärungen zu lauschen. Die Münchner Bauwerke befinden sich am Sankt-Jakobs-Platz zwischen der Schrannenhalle, dem katholischen Kloster der Armen Schulschwestern mit angegliederter Kirche St. Jakob und dem Oberanger.


Wikipedia beschreibt das Innere der Synagoge wie folgt: „Der Sockel der 28 Meter hohen Synagoge, die 585 Sitzplätze aufweist, erinnert an die Klagemauer, den einzig erhaltenen Teil des Jerusalemer Tempels. Darüber thronen – in einem quaderförmigen Oberlicht – ineinander verschachtelte Davidsterne aus Stahl. Sie sind verglast und mit einem bronzefarbenen Metallnetz verhängt. Das Oberlicht soll tagsüber Licht einlassen und nachts Licht in die Umgebung abgeben. Die einfallenden Sonnenstrahlen werden mehrfach gebrochen und tauchen das Innere der Synagoge, das mit Zedernholz aus dem Libanon und hellem Jerusalem-Stein verkleidet ist, in warmes Licht.

Der Glasaufbau deutet ein Zelt an, das die 40-jährige Wanderung der Juden durch die Wüste Sinai symbolisiert. Das sechs Meter hohe Portal wurde in Budapest gefertigt. Darauf stehen (von oben nach unten, von links nach rechts) die ersten zehn Buchstaben des hebräischen Alphabets, das auf hebräisch auch zum Zählen benutzt wird; sie erinnern damit an die Zehn Gebote.


Für mich haben die Räume eine würdevolle Atmosphäre. Ich verstehe die umfangreichen sichtbaren und unsichtbaren Sicherheitsmaßnahmen vor der Synagoge und zugleich widert es mich an, dass ich so ein Haus vor hirnlosen Deppen beschützen muss. Mir war es wichtig für mein Verständnis des Judentums, dieses Haus einmal zu besuchen. Und – nur so nebenbei – das Essen im Restaurant ist wirklich gut. Bei der Besichtigung war es mir wichtig, dass meine Frau und ich Hand in Hand durch den Gang der Erinnerung gehen. In einem 32 Meter langen, unterirdischen Gang der Erinnerung zwischen dem Gemeindezentrum und der Synagoge sind rund 4500 Namen von Münchner Juden verewigt, die während der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden. 4500 Namen, 4500 Schicksale – es hat mich schwer erschüttert.

Holocaust-Mahnmal
Wenn ich in Berlin bin und es meine Zeit erlaubt, besuche ich das Mahnmal in Berlin für die unter der Herrschaft der Nationalsozialisten im Holocaust ermordeten Juden. Das Mahnmal hat nicht direkt mit der Pogromnacht zu tun, aber ist für mich ein wichtiges Denkmal. Das Mahnmal, das von Peter Eisenman entworfen wurde und aus 2711 Beton-Stelen besteht, wurde zwischen 2003 und Frühjahr 2005 auf einer rund 19.000 Quadratmeter großen Fläche in der Nähe des Brandenburger Tors errichtet. Ich sehe immer wieder Jugendliche, die mit Selfies in dem Steinmeer posieren und es ist natürlich geschmacklos.


Anfang 2017 kam es zu einer von den Medien stark beachteten Aktion von Shahak Shapira. Er zeigte in seinem Projekt Yolo­caust den leichtfertigen Umgang mit dem Denkmahl. Er kombinerte Selfies, die am Mahnmal geschossen wurden, mit historischen Fotos von Konzentrationslagern und Massengräbern. Die Reaktion war enorm.

 

Filmtipp: The Secret Man

7. November 2017

Kennen Sie Howard Hughes? Oder vielleicht Charles Colson oder die Herren Gordon Liddy und E. Howard Hunt? Oder wie wäre es mit John Dean, John N. Mitchell, Bob Haldeman und John Ehrlichman? Wahrscheinlich kennen die wenigsten Leser meines Blogs heute diese Namen. Wären wir in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, dann würden wir diesen Personen unsere volle Aufmerksamkeit widmen. Diese Personen gehören zum Watergate-Komplex. Der Skandal um US-Präsident Richard Nixon, der ihm das Amt kostete. Nixon wurde durch zwei Reporter der Washington Post (die heute zu Amazon gehört) publizistisch massiv angeschossen und dankte 1974 ab. Die Infos über Richard Nixon an die beiden jungen Reporter lieferte eine geheimnisvolle Quelle namens Deep Throat (ja, nach dem gleichnamigen Porno-Klassiker benannt). Und dahinter verbarg sich niemand anderes als der stellvertretende FBI-Direktor Mark Felt.
Und da wären wir endlich bei dem aktuellen Film „The Secret Man“. Ich habe diesen Film in einem extra für mich eingerichteten Pressescreening sehen können und bin schwer beeindruckt. Es ist ein lohenswerter Politthriller nach meinem Geschmack geworden. Das Thema Watergate fasziniert mich seit meinen frühen Tagen als Reporter. Heute würde man sagen, Mark Felt sei ein Whistleblower gewesen, andere würden ihn als Verräter bezeichnen, wiederum andere, wie seine Familie, als American Hero.

Der Film zeigt eindringlich die Zerrissenheit des stets loyalen und patriotischen Mark Felt. War es Rache, weil er nicht Nachfolger von FBI-Chef Edgar G. Hoover geworden ist, war er vom Politikstil Nixons schockiert? Immer wieder schwenkt das Pendel und der Zuschauer erlebt die Hexenjagd der Nixon-Ära mit. Nixon selbst taucht in dem Film nur in Original-TV-Aufnahmen auf und bleibt auf Distanz. Aber er ist ganz nah, seine Männer stellen die US-Verwaltung auf den Kopf, um die undichte Quelle, den Verräter, zu finden.

Starkes Set bei The Secret Man.

Starkes Set bei The Secret Man.

Das ist kein Film, in dem die Watergate-Reporter als Helden gezeigt werden. Ich muss aber zu geben, dass ich den Moment herbeigesehnt habe, als Mark Felt endlich den jungen Bob Woodward in der Tiefgarage trifft. Endlich sehen wir die andere Seite der Medaille und natürlich schießt mir sofort der Alan Pakula-Film „Die Unbestechlichen“ (All the Presidents Men) von 1978 in den Kopf. Diesen Film habe ich gefühlte 1000 Mal gesehen. „The Secret Man“ werde ich mir ebenso oft ansehen, wenn er auf Bluray nächstes Jahr veröffentlicht wird.
Medial läuft bei mir während der Betrachtung des spannenden Films viel im Kopf ab. Mir fallen die zahlreichen Bücher über Watergate ein, ich habe das Buch Der Informant: Deep Throat – Die geheime Quelle der Watergate-Enthüller aus dem Archiv geholt und wieder gelesen und vor allem „all the President’s men“, der Klassiker des modernen investigativen Journalismus. Mir fallen die wichtigen Filme zum Thema ein, wie eben Die Unbestechlichen oder den auch geniale Frost vs Nixon. Und in diese Reihe gesellt sich jetzt „The Secret Man“ dazu, um das Trio komplett zu machen. Vielleicht mache ich mal ein Filmseminar zu diesem Film-Trio, die Watergate aus ihrer eigenen Sichtweise zeigen: Reporter – Präsident – und nun der Whistleblower.
Aber wenn ich über „The Secret Man“ als spannenden Politthriller schreibe, dann meine ich keinen schnöden Actionstreifen, sondern einen sorgsam durchkomponierten Film nach wahren Begebenheiten. Es geht um nichts mehr als die Unabhängigkeit des FBI von der Regierung. Im Grunde ist dieser Film eine  Allegorie auf moderne Zeiten von Donald Trump. Zumindest war Nixon nicht dumm, aber er war geprägt durch seine Zeit und seinen Machthunger. Oliver Stone hat es in seinem Nixon von 1995 sehr schön dargestellt. Und da taucht Mark Felt als Antiheld auf; Korrekt, loyal (nun nicht immer), ein Familienmensch auf der Suche nach seiner Tochter. Der Demokrat Felt ist anders als der Republikaner Nixon und anders als das Duo Woodward/Bernstein und genau das macht den Reiz dieses Films aus. Felt ist Teamplayer und berechnend.
Mark Felt wird genial dargestellt von Liam Neeson. Zunächst dachte ich in den ersten Minuten des Film, was für ein Technokrat, was für ein Langweiler. Findet man in das Tempo des Films, dann wird die Person immer faszinierender. Regisseur Peter Landesman kann inszenieren und er inszeniert Mark Felt wohl so, wie er wirklich war. Felt ist in kein Langweiler, er hat Macht – absolute Macht. Wenn er leise spricht, wird er gehört. Seine Reaktionen werden wahrgenommen und was er sagt, das gilt. Die Darstellung von Liam Neeson ist hervorragend.

Der entscheidende Anruf.

Der entscheidende Anruf.

Vielleicht gelingt es Peter Landesman es so gut die Geschichte zu erzählen, weil Landsman nicht nur ein visueller sondern auch ein Geschichtenerzähler ist. Landsman arbeitet auch Journalist des New York Magazines und des Harper’s Magazines. Ich mag Landsman seit seinem Politikfilm Parkland von 2013. Der Film zeigt Geschichten um das Attentat auf John F. Kennedy.
Aber zurück zu „The Secret Man“. Der Soundtrack stammt von Daniel Pemberton. Ich stieß das erste Mal bewusst auf diesen Namen als Pemberton den Score für den The Awakening (2011) komponierte und dann wieder 2015 als er die Musik für den Film Steve Jobs schrieb. Bei The Secret Man hat Daniel Pemberton wiederum ganze Arbeit geleistet und sein Score trägt den ganzen Film. Leider hab ich den Soundtrack bisher noch nicht auf CD gefunden, sondern nur als Stream.
Eigentlich weiß ich, warum mir die Machart von The Secret Man so gefällt: Ja, es ist das Thema – ja, es sind die Darsteller und die Musik, aber eigentlich ist es der Produzent Ridley Scott. Er ist für mich der Altmeister und sein Werk steht außer Frage. Seit Jahren ist Scott auch als Produzent tätig und hier erfolgreich.
Also mein Fazit: Nimmt euch zwei Stunden Zeit und schaut euch The Secret Man in Ruhe an. Lasst euch nicht verwirren, auch wenn ihr die Namen Howard Hughes, Charles Colson, Gordon Liddy, E. Howard Hunt, John Dean, John N. Mitchell, Bob Haldeman und John Ehrlichman nicht kennt. Lasst euch darauf ein und zieht Parallelen zu heute. Mal sehen, wann der nächste Whistleblower von Format auftaucht.

Kein Filmtipp: Zettl von Helmut Dietl

6. November 2017

 

Nein, Zettl ist kein guter Film und das ist schade.

Nein, Zettl ist kein guter Film und das ist schade.

Zeitweise habe ich mich geschämt, als ich mir Zettl angesehen habe. Der letzte Film von Helmut Dietl ist – Verzeihung – der letzte Mist. Entsetzt und voller Kopfschütteln habe ich mir endlich Zettl auf Blu ray angeschaut, weil ich den Dietl und seine Geschichten wirklich liebe. Bei Zettl kamen mir meine Zweifel, denn obwohl der Film zahlreiche sehr gute Ideen hat, sehr gute Einstellungen, sehr gute Darsteller, so war er doch ohne Liebe, ohne Herz.
Helmut Dietl ist für mich einer der ganz, ganz Großen des deutschen Films . Ich verehre den Monaco und Kir Royal, ich verehre seine Beobachtungsgabe und sein Interesse an Menschen, doch bei Zettl wirke alles leblos. Es kommt mir vor, dass Dietl seine Enttäuschung über Berlin filmisch verarbeiten musste.
Im Grunde ist Zettl eine Fortsetzung von Kir Royal in der Neuzeit. Aber lieber Herr Dietl: Ihre Zeit waren die 80er Jahre des vergangenes Jahrhunderts, die Zeit von Druckerpresse und Papierauflagen. Das Online-Zeitalter hat Dietl nicht verstanden und einen Film vor diesem Hintergrund zu drehen, ist einfach schwierig.
Bevor ich den Film gesehen habe, habe ich mir über Nacht das Drehbuch Zettl – unschlagbar charakterlos von Benjamin von Stuckrad-Barre reingezogen und immer wieder über die guten Einfälle gelacht. Von Stuckrad-Barre habe ich zuvor seine Autobiografie Panikherz gelesen und griff dann zu Zettl. So gut die Ideen in dem Drehbuch waren, so schlecht wurden sie filmisch umgesetzt. Und das tut mir weh dies zu schreiben, denn ich mag den Helmut Dietl. Seinen Tod habe ich betrauert und mir alles bis dahin angesehen, was er gedreht hatte. Bis auf Zettl – der hatte damals schlechte Kritiken bekommen. Immer wieder habe ich mir das Ansehen des Films erspart, vor mich hin geschoben, es gibt schließlich so viele Filme noch zu sehen. Tja und nun konnte ich nicht anders. Ich erwarb die Blu ray von Zettl und sah mir den Film an.
Michael „Bully“ Herbig spielt die Titelrolle eines bayerischen Chauffeurs Max Zettl, der um jeden Preis in Berlin Karriere als Chefredakteur eines Berliner New Yorkers „The New Berliner“ machen will. Die Berliner Gesellschaft aus TV- und Politik wird dabei gehörig durcheinander gewirbelt. Was den Charme bei Kir Royal ausmachte, ist in Berlin einfach nur noch langweilig. München passt nicht nach Berlin. Münchner Grant trifft Berliner Schnauze – das ging gehörig daneben. Und das tut mir wirklich leid. Gerne hätte ich Helmut Dietls letzten Film gelobt und empfohlen. Ich kann es beim besten Willen nicht. Es ist in Teilen ein toller Film geworden, als filmische Gesamtheit eine Katastrophe. Selten habe ich einen so leblosen Films eines Filmgenies gesehen. Schade, wirklich schade.

Helmut Dietl gab mir ein Autogramm auf mein iPad.

Helmut Dietl gab mir ein Autogramm auf mein iPad.

Was machen chinesische Vasen im Allgäu?

5. November 2017

Das Allgäu ist berühmt für seine Handwerkskunst und bei meinem jüngsten Aufenthalt im Hotel Prinz Luitpold Bad in Bad Hindelang entdeckte ich in einem zurückversetzten Teil des Salons eine Reihe von chinesischen Vasen. Große, kostbare Vasen mit feinen Verzierungen. Und sogleich stellt sich mir die Frage: Was machen chinesische Vasen im Allgäu?

Die Antwort gibt mir Hotelier Armin Gross. Seine Großmutter Maria Gross (geborene Zöttler) kaufte mit ihrem Mann Andreas Gross das Hotel Prinz Luitpold Bad im Jahre 1923. Sie liebte Antiquitäten und ersteigerte viele Gegenstände bei Auktionen in München. Ich muss sagen, die Dame hatte Geschmack. Unter den ersteigerten Exponaten waren auch zahlreiche chinesische Vasen.


Dann kam das Maleur. Der Großteil der Vasen sollte 1951 zu Lampen umfunktioniert werden und wurden dazu mit Gips ausgegossen. Das war ein Fehler. Die meisten Vasen zerbrachen beim Trocknen des Gipses.
Heute stehen die verbliebenen Vasen in einem Teil des Salon, der aus dem schottischen Lanrick Castle stammt und bilden eine wunderschöne Symbiose.

Ardbeg Twenty Something Committee Release liegt vor

3. November 2017

Soll ich oder soll nicht? Mein Lieblingswhisky-Hersteller hat ein neues Getränk aufgelegt und ich bin mit mir im Ringen. Es kommt ein 23jähriger Single Malt aus dunkler Zeit daher und eigentlich muss ich ihn haben: Der Ardbeg Twenty Something Committee Release.
Das Getränk, das seit gestern auf dem Markt ist, reizt mich absolut, zudem es zu Ehren des Ardbeg Committees abgefüllt wurde, bei dem ich mit dabei bin. Ich kämpfe also mit mir.

Der Ardbeg Twenty Something Committee Release.

Der Ardbeg Twenty Something Committee Release.

Die Farbe des Ardbeg Twenty Something ist Altbronze. Der Geruch – süßer Holzrauch vermischt sich mit Vanillecreme, Sherrynoten, Aromen von brennenden Tannenzapfen und Schokolade. Am Gaumen setzt sich die reichhaltige Schokolade mit Vanilleschoten, getrocknete Früchte und etwas Fenchel fort. Der Nachhall ist lang und endet mit einem Hauch von Schärfe. Lecker und ich bin sehr neugierig.
Die Geschichte des Ardbeg Twenty Something ist einfach wunderbares Storytelling. Destilliert in der Brennblase, die heute Besucher im Hof der Ardbeg Destillerie begrüßt, in einer Zeit, als Ardbeg für immer verloren schien. Eine Phase mit fast komplett versiegter Produktion und ungewisser Zukunft. Trotz kalter Brennblasen und großer Stille in der Destillerie reifte der Single Malt im Warehouse und überdauerte diese dunkle Zeit. Der Beharrlichkeit einer kleinen Gruppe einheimischer Whisky-Enthusiasten damals ist es zu verdanken, dass Ardbeg gerettet wurde und bis heute besteht. Unter ihnen war auch ein junger Mann namens Mickey Heads, heute Ardbegs Destillerie-Manager. Ich habe im Frühjahr Mickey Heads gesprochen. Ich muss sagen, ein faszinierender Mann mit Geschmack.
Mickey Heads, Destillerie-Manager und Vorsitzender meines Ardbeg Committees sagt: „Der Ardbeg Twenty Something ist ein Blick zurück auf Ardbegs turbulente Vergangenheit und bestätigt eindrucksvoll, dass diese Destillerie niemals verschwinden darf.“ Ehemalige amerikanische Bourbon-Fässer und spanische Oloroso-Sherryfässer, ausgewählt von Bill Lumsden, Director of Distilling, Whisky Creation & Whisky Stocks bei Ardbeg, liefern reiche und tiefe Geschmacksnoten mit einem unglaublich rauchig-seidigen Aroma.
Wisst ihr, weshalb ich dieses Mal nicht zuschlagen werde? Es ist der Preis. Die Flasche hat mit 480 Euro ihren Preis und so sehr es mich juckt. Dieses Mal bestelle ich nicht. Ich bleibe hart – oder vielleicht doch nicht …

Der Roboterhund Aibo kommt wieder und die Digitalisierung schreitet voran

2. November 2017
Ich mag meine beiden Roboterhunde Aibo von Sony.

Ich mag meine beiden Roboterhunde Aibo von Sony.

Ich habe ein sehr seltsames Hobby. Ich sammle Roboterspielzeug und einem ausgewählten Kreis von Besuchern zeige ich meine Schätze gerne. Ich gebe sogar ein- bis zweimal im Jahr Vorträge zum Thema Roboterspielzeug. Und als Sammler bekam ich gestern feuchte Augen: Sony will die Aibos wieder aufleben lassen. Hurra, die Aibos kommen wieder.
Aibos sind intelligente Roboterhunde, die Sony von 1999 bis 2006 im Programm hatte. Dann geriet Sony in die finanzielle Schieflage und stellte die Produktion der Aibos ein. Zurück blieb eine treue Fangemeinde mit ihren Roboterhunden. Darunter befinde ich mich auch. Ich besitze zwei voll funktionstüchtige Aibos der Generation Aibo ERS-210 in Silber und Gold. Alle Gelenke funktionieren einwandfrei, nur die Akkus meiner Hunde machen relativ schnell schlapp. Die Originalverpackungen und das Spielzeug sowie Software sind vorhanden.

Wuff Wuff - die Aibos zu Hause in Gold und Silber.

Wuff Wuff – die Aibos zu Hause in Gold und Silber.

Aibos kommen ab 2018
Warum jetzt meine Aufregung? Sony hat gestern mitgeteilt, dass man die Produktion der Aibos wieder aufnehmen will. Die Hunde sollen ab Januar 2018 verkauft werden. Das freut das Sammlerherz. Es ziehen aber auch dunkle Wolken auf. Sony will die Aibos nur in Japan verkaufen und verknüpft sie mit einem relativ kostspieligen Abo-Dienst. Der neue Aibo soll umgerechnet 1500 Euro kosten – nun ein Schnäppchen, wenn ich mir die Preise für alten Aibos ansehe. Die gehen locker bis 4000 Euro und mehr. Ärgerlich ist für mich der geplante Abo-Dienst, damit das Hündchen lernen kann. Dafür werden noch einmal umgerechnet 22 Euro im Monat fällig. Ein Servicevertrag kostet nochmals gut 150 Euro pro Jahr, um ggf. die Gelenke auszutauschen. Das Spielzeug bei meinen Aibos war ein rosa Plastikball. Nun soll es ein Plastikknochen für 22 Euro sein.

Sony will 2018 den neuen Aibo verkaufen. Foto: Sony

Sony will 2018 den neuen Aibo verkaufen. Foto: Sony

Der Akku meiner Aibos halten rund 30 Minuten durch, dann machen meine Hunde schlapp. Die neuen Aibos sollen zwei Stunden durchhalten und müssen dann wieder drei Stunden Strom tanken.
Während frühere Aibos dank Steckkarten lernen konnten, sitzt jetzt die Künstliche Intelligenz im Hundehirn. Die Entwicklung bei KI ist enorm und bin ich gespannt, was der Aibo leisten kann.
Das Design des Hundes ist knuffiger geworden. Der 2,2 Kilogramm schwere Hund entspricht vom Aussehen jetzt eher einem echten Hund anstatt einem Robo-Hund wie damals. Das Kindchenschema wirkt sofort bei mir, als ich die ersten Bilder aus Japan sah. Die OLED-Augen sind nun rund und auch die Schnauze sieht putzig aus. Hinter den Augen sind zwei Kamera, die auf Wunsch Bilder schießen. Der ganze Körper, Schwanz, Ohren und Pfoten, sieht heute eher nach Hund aus. Und natürlich reagiert der neue Aibo auf Audiokommandos, denn die KI ist lernfähig, schließlich hat der Aibo auch LTE an Bord. Nochmal: Der Aibo lernt.

Roboter sorgen für Digitalisierung
Ob der neue Aibo nach Europa kommt, steht noch nicht fest. Aber ich sehe in der Aktion einen Test für Roboter im Haushalt. Ich bin davon überzeugt, dass Roboter und KI stärker durch die Digitalisierung in unsere Wohnungen kommen. Der Aibo ist dabei selbstverständlich ein Spielzeug und nur der Anfang. Japan scheint mir bei seiner Technikbegeisterung das richtige Land dafür zu sein. Ich höre jetzt schon wieder die Kritiker: Früher haben wir mit echten Hunden gespielt. Blabla, Blubblub.
In meinen Vorträgen diskutiere ich die Frage nach Pflegerobotern immer wieder. Ich habe mal gesehen, dass Robo-Robben in der Pflege von Demenzkranken eingesetzt werden. Selbstfahrernde Systeme unterstützen Altenpfeger bei der Versorgung von Senioren mit Trinkwasser. Die Post lässt einen Roboterboten hinter dem Postboten hinterher spazieren. Das Militär experimentiert mit der ehemaligen Google-Firma Boston Dynamics schon lange mit Roboters als Kriegs- und Unterstützungsgerät. Leute, es passiert etwas und die Zukunft wird spannend.

Retro-Gamer: Spiel und Spaß beim SNES

1. November 2017
Das SNES im heimischen Betrieb - nebenan andere Nintendo-Konsolen.

Das SNES im heimischen Betrieb – nebenan andere Nintendo-Konsolen.

Irgendwann in seinem Leben hat man Glück. Bei mir war es neulich der Fall, als ich am Erstveröffentlichungstag das SNES Mini Classic in den Händen hielt. Es geschehen noch Wunder.
Ich hatte die Retro-Konsole von Nintendo am ersten Tag bei Amazon gelistet gesehen und auf den Button Vorbestellen geklickt. Hurra, hurra und es hat geklappt. Ich war dabei und hielt im September mein SNES nun in den Händen. Inzwischen ist über einen Monat vergangen und das System macht noch immer Spaß.
Das Nintendo Classic Mini: Super Nintendo Entertainment System ist eine Replika der Nintendo Konsole von 1991/92. Und Nintendo machte den gleichen Fehler wie bei der Veröffentlichung des NES, sie produzierten einfach viel zu wenige Geräte. Hallo Nintendo, ihr seid nicht Apple, die durch Verknappung zum Kult wurden. Ihr seid ein Spielkonsolenhersteller, der einfach einen Markt verpennt. Aber was soll’s – ich hab ja mein SNES, was rege ich mich auf?

Also ausgepackt und über den HDMI-Port an die große Glotze angeschlossen. Dieses Mal hat Nintendo etwas längere Kabel für die beiden Controller mitgeliefert. Siehe da, das Unternehmen ist lernfähig. Weggelassen hat man das USB-Ladegerät, was mir nichts ausmacht, denn die Konsole hängt an einem USB-Hub bei dem auch das NES angeschlossen ist. Das hatte Nintendo auch schon so beim Vorgänger praktiziert.
Es sind dieses Mal 20 Spieleklassiker vorinstalliert. Und – das war einer der Gründe, weshalb ich das SNES haben musste: Es gibt eine bis dato unveröffentlichte Version von StarFox 2.

Die Spiele sind Contra III: The Alien Wars (wir kennen es noch als Super Probotector: Alien Rebels), Donkey Kong Country, EarthBound, Final Fantasy III, F-Zero, Kirby Super Star, Kirby’s Dream Course, The Legend of Zelda: A Link to the Past, Mega Man X, Secret of Mana, Star Fox, Street Fighter II′ Turbo: Hyper Fighting, Super Castlevania IV, Super Ghouls ’n Ghosts, Super Mario Kart, Super Mario RPG: Legend of the Seven Stars, Super Mario World, Super Mario World 2 Yoshi’s Island, Super Metroid und Super Punch-Out!!.

K1 und ich mussten als erstes natürlich Star Fox 2 spielen. Um das bisher unveröffentlichte Spiel zocken zu können, mussten wir die ersten Level von Star Fox 1 über uns ergehen lassen. Pixelwelle um Pixelwelle wurde niedergekämpft, um dann endlich Star Fox 2 spielen zu können. Nintendo war gut beraten, das Spiel damals nicht zu veröffentlichen. Gegen die Mitbewerber hätte es keine Chance gehabt. Heute macht es dagegen Spaß und sorgte bei unserer Familie für kurzweilige Unterhaltung. Nur bei so manchen Spielen war die Bildschirmauflösung eine regelrechte Zumutung am HD-Fernseher – am Schlimmsten war Donkey Kong Country, eine reine Pixelwüste.

 

Ich will spielen und nicht basteln 
Wer damals die Spiele mochte, wird sie auch heute mögen. Als Retrogamer erfreue ich mich und höre gleich schon wieder Kritik von wegen überteuertes Teil, das man über andere Emulatoren viel billiger mit ein bisschen basteln selbst machen kann. Wisst ich was? Es interessiert mich nicht, ob ihr mit Lötkolben und Schraubenzieher eure Konsole selbst klöppelt. Ich habe daran kein Interesse. Ich will spielen und nicht basteln. Wenn ich basteln will, nehme ich die Mindstorms von Lego und bin glücklich.
Ich habe auch gelesen, dass Atari auch wieder in den Markt einsteigt. Allerdings setzt man wohl nicht auf Retro. Im kommenden Jahr soll eine neue Atari-Konsole erscheinen mit Ausrichtung auf neuen Indie-Games. Mal sehen, was daran der Wahrheit entspricht. Und dann soll noch ein C64 veröffentlicht werden, als wirkliche Retro-Konsole. Nun, das Original steht bei mir noch im Keller. Mal sehen, ob ich bei der Neuauflage zuschlagen werde – langsam werden die HDMI-Ports knapp.
Aber heute widme ich mich wieder dem SNES und hab meinen Spaß daran.