Archive for August 2015

Kuscheltiere gegen Kriegstrauma

21. August 2015
Kuscheltiere sollen das Leid von traumatisierten Kindern lindern.

Kuscheltiere sollen das Leid von traumatisierten Kindern lindern.

Auch kleine Gesten können helfen, davon bin ich überzeugt. Wir sind in unserem Land mit Flüchtlingen konfrontiert und es ist unsere Pflicht als Mensch zu helfen. Dies haben sich auch meine Kinder K1 und K2 gedacht. Nachdem wir in unserer Familie über Flüchtlinge und den Krieg in Syrien gesprochen haben, erklärten sich K1/2 spontan bereit, einen Teil ihrer Kuscheltiere an Kinder zu spenden. Viele Kinder sind durch den Krieg traumatisiert, haben schreckliche Erlebnisse hinter sich und viele haben alles verloren. Da kann vielleicht ein Kuscheltier etwas helfen.
Wir waren dann doch überrascht, wie viele Kuscheltiere sich im Laufe der Zeit bei uns angesammelt haben. Bei einem Zoobesuch hier, bei einem Volksfest dort, bei einem Vergnügungspark, von Großeltern und Freunden – wir haben einen Haufen Kuscheltiere. Hasen, Hunde, Katze, Löwe, Schafe, Affen, sogar Fische und exotisches Viehzeug wie Fledermäuse, Schlangen. Noah wäre begeistert über unsere Artenvielfalt und hätte Platz auf seiner Arche gehabt.

Ab zum Karussellfahren.

Ab zum Karussellfahren.

Nachdem die Entscheidung gefallen ist, dass wir Kuscheltiere spenden, ging es ans Aussortieren. K1/2 entschieden, welcher ihrer Tiere auf die Reise gehen dürfen und welche hier bleiben. Steiff-Tiere oder Kuscheltiere, zu denen meine Kinder oder meine Frau und ich einen besonderen persönlichen Bezug haben, wurden aussortiert. Die Spendertiere wanderten in große Waschkörbe.

Kuscheltiere3
Im nächsten Schritt durften die Tiere Karussell fahren. Das bedeutet, sie wanderten in die Waschmaschine. Runde um Runde drehten sie in der Maschine. Anschließend wurden die Tiere getrocknet. Bei den heißen Temperaturen sah unserer Garten für einen Betrachter schon etwas seltsam aus. Im Garten und in den Kinderzimmern wurden Wäscheständer aufgebaut und Tiere zum Trocknen ausgelegt. Friedlich lag Löwe neben Tiger neben Lamm neben Fisch nebeneinander.


Anschließend wurden die Kuscheltiere nach Größe sortiert und in Plastiktüten verpackt. Als Empfänger unserer Kuscheltier-Spende wählten wir den Verein des Kabarettisten Christian „Fonsi“ Springer Orienthelfer. Orienthelfer e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der 2012 in München gegründet wurde. Ziel ist unter anderem die humanitäre Unterstützung der Opfer des Syrienkonfliktes. Die Orienthelfer haben in der Kreisstadt Fürstenfeldbruck in einem Architekturbüro eine Sammelstelle. Dorthin brachten wir unsere Säcke mit Kuscheltiere. Wir hoffen, dass das eine oder andere Tier einem Kind eine Freude macht und wir mit dieser kleinen Aktion etwas helfen konnten.

Gemüse selbst ernten – tolles Angebot der Gärtnerei Gruber aus Nesselwang

20. August 2015
Tolle Idee der Gärtnerei Gruber aus Nesselwang.

Tolle Idee der Gärtnerei Gruber aus Nesselwang.

Es gibt Felder, auf denen wir Blumen pflücken können. Ich gehe auf Plantagen zum Blaubeeren sammeln – und habe sogar darüber geschrieben. Der Trend, etwas selbst zu pflücken oder zu ernten, ist vorhanden. Jetzt traf ich bei der Gärtnerei Gruber in Nesselwang im Allgäu auf einen neuen Trend. Gemüse selbst ernten. Ich hab es gemacht und bin begeistert.


Durch den Tipp von Susanne Wannags bin ich auf die Gärtnerei gestoßen. Sie liegt an der Maria-Rainer-Str. 25 in Nesselwang. Frisch, gesund und regional – unter diesem Motto gibt es dort von Juli bis September Gemüse zum selbst Ernten. Als ich dort Halt machte, gab es gerade verschiedene Tomaten- und Salatsorten, Gurken, Zwiebel, Zucchini, Paprika, Rucola, Auberginen, Sellerie, Kohlrabi, Mangold im Topf. Die Bohnenernte war gerade am Ende. Auf der Website der Gärtnerei werden die aktuellen Ernteprodukte, die reif sind, vorgestellt. Verteilt war das Gemüse um Selbsternten über drei große Gewächshäuser.

Vor allem die Gurken sind der Hammer. Vergessen Sie alles, was Sie jemals gegessen haben. Die Gruber-Gurke hat ein top Aroma. Wer nur die holländische Wassergurke als Stadtmensch gewohnt ist, wird nach dem Genuss der Gruber-Gurke nie wieder zu so einem aufgeblasene Wassermonster greifen.


„Die Idee zum Selbsternten hatten unsere Kinder“, berichtete mir die Chefin des Hauses. Sie selbst ist über den Erfolg der Aktion sehr überrascht und freut sich, dass die Aktion so gut angenommen wird. Neue Website und ein Facebook-Auftritt sorgen auch für digitale Kunden, die ganz analog nach Nesselwang kommen. Ganz wichtig für eine Gärtnerei: Die Kunden gehen sorgsam mit den Pflanzen um und ernten das Gemüse vorsichtig und umsichtig. Am Eingang des erstes Gewächshauses liegen Körbchen und Papiertaschen für die Ernte bereit.

Am Eingang des erstes Gewächshauses liegen Körbchen und Papiertaschen für die Ernte bereit. Gartenscheren gibt es zum Ausleihen.

Am Eingang des erstes Gewächshauses liegen Körbchen und Papiertaschen für die Ernte bereit. Gartenscheren gibt es zum Ausleihen.

Gartenscheren gibt es zum Ausleihen, damit die Pflanzen beim Ernten nicht beschädigt werden. Also nicht wild reißen, sondern vorsichtig abschneiden.


Dieses Jahr hat die Aktion des Selbsterntens Premiere gehabt. Ich muss zugeben, es ist eine absolute Bereicherung und zeigt die Innovationskraft des Mittelstandes. Ich wundere mich, warum ich bisher bei Gärtnereien im Umland von München so einen Service noch nicht bemerkt habe. Gerade die Stadtmenschen würden sich über ein solches Angebot freuen. Aber vielleicht kennt ihr ja Gärtnereien wie die Gärtnerei Gruber, die so einen Service anbieten. Und wenn ich wieder in Nesselwang bin, dann schau ich gerne wieder vorbei.

Und wenn ich wieder in Nesselwang bin, dann schau ich gerne wieder vorbei.

Und wenn ich wieder in Nesselwang bin, dann schau ich gerne wieder vorbei.

Ausflugtipp: Gradieranlage in Bad Wörishofen

19. August 2015
Gradieranlage im Kurpark von Bad Wörishofen.

Gradieranlage im Kurpark von Bad Wörishofen.

Wen es einmal in den sympathischen Kurort Bad Wörishofen ins Allgäu verschlägt, sollte bei den hohen Temperaturen die Gradieranlage im Kurpark ausprobieren. Eine Gradieranlage ist ein Freiluftinhalatorium, die die Atemwege wieder frei pustet. Mir hat es geholfen und ich kann es jedem empfehlen.

Die 26,7 prozentige Natursole aus Bad Windsheim (jodfrei) wird mit sauberen Wasser aus Bad Wörishofen vermischt und läuft in einer Konzentration von rund 20 Prozent über Reisigbündel aus Schlehdorn. Dabei wird die Luft mit Salztröpfchen und den ätherischen Ölen aus dem Schlehdornholz angereichert. Das Einatmen dieser salzhaltigen Luft wirkt nicht nur schleimlösend und reizmildernd, sondern nach medizinischen Erkenntnissen auch entzündungshemmend sowie vorbeugend und heilend bei chronischer Bronchitis und Nebenhöhlenentzündungen. Auch eine Vitalisierung bei Ermüdungserscheinungen oder Erleichterungen bei Herz-, Kreislauf- und Gefäßerkrankungen werden dieser Gradieranlage zugeschrieben. Ich habe einige Zeit in der Anlage verbracht – vor allem bei Jahrhundertsommer. Zum einem bin ich bei dem Geplätscher zu mir gekommen, zum anderen konnte ich Kraft tanken.


Ab und zu bin ich aufgestanden und habe die Gradieranlage umrundet. Sehr schön war dabei ein kleiner Zen-Garten. Leider haben die depperten Radfahrtouristen die Kiesfläche des Zen-Garten als Fahrradabstellplatz benutzt.

IMG_3733
Der Meditationsgarten erinnert an die Teezeremonie. Der Gast soll rein an Leib und Seele den Teeraum betreten. Der Teemeister bietet daher Wasser aus dem Becken zum Händewaschen an. Das Becken ist dabei sehr tief, damit der Gast eine demütige Haltung einnimmt. Ich habe zwar keinen Tee in Bad Wörishofen getrunken, aber den Meditationsgarten um die Gradieranlage genossen.

IMG_3722
Über den Eingang der Gradieranlage hängt ein Farbkreis. Nicht der legendäre Farbkreis von Itten empfängt die Besucher, sondern der des deutschen Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe. Goethe hat mit seiner Farbenlehre ein Grundlagenwerk geschaffen, was allerdings der Masse nicht so bekannt ist.

Blaubeeren selbst gepflückt

18. August 2015

IMG_3564

Wir sind auf dem Marmeladen-Tripp. Jetzt ist die Zeit dafür und wir brauchen Nachschub an frischen Beeren, die wir dann zu Marmelade verarbeiten können. Kirschen und Beeren aus dem Supermarkt sind nicht so unser Ding, da macht selbst pflücken mehr Spaß.


Bei uns im Gemeindegebiet Maisach (Landkreis Fürstenfeldbruck) gibt es zwei wunderbare Plantagen für Kirschen und Blaubeeren in der Gemeindeteil Rottach, gleich hinter dem Golfplatz. Wir entschieden uns für Blaubeeren, weil die Kirschenernte bereits abgeschlossen. Die Plantagen haben auch eine Website, um sich über den Stand des Obstes zu informieren.
Die Argumente fürs Selbstpflücken liegen auf der Hand, werden von dem Plantagenbetreiber aber gleich mitgegeben.

  • Selber geerntet ist einfach wertvoller.
  • Frischer wie selber pflücken geht nicht
  • Pflanzen wachsen in natürlichem Boden (= Mineralstoffgehalt, Spurenelemente etc.), keine Kunststoffkübel
  • Sie pflücken in einer ruhigen Umgebung (Wiesen und Wälder, bei uns zwitschern die Vögel)
  • Persönliche, familiäre Atmosphäre

All die Argumente kann ich voll unterstreichen. Mit Schüsseln und Strohhut bewaffnet ging es raus aufs Feld. Ein wenig kam ich mir wie ein Baumwollpflücker in Kentucky vor – was aber vor allem an den Blues-Songs von Robert Johnson lag, denen ich via iPhone-Kopfhörer lauschte. Meine Gattin pfiff einfach vor sich hin und hatte eine andere Erntetechnik als ich. Sie pflückte jede einzelne Beere und legte sie in die Schüssel. Ich nahm einen Bund von Beeren am Strauch und bewegte meine Finger darüber. Die reifen Blaubeeren fielen in die drunterliegende Schlüssel.
In einer knappen Stunde waren die Schlüsseln voll und dann gibt es zum Bezahlen. Vor dem Erntegang wurde das Gewicht unserer Schlüsseln gewogen. Das Gewicht wird nach der Ernte wieder abgezogen.
Und natürlich gibt es auch Stauden zum Kaufen. Wir entschieden uns für eine kleine Pflanze. Eine ausgewachsene Staude kostet rund 50 Euro. Aber wir wollen ja erst mal klein beginnen, damit wir nächstes Jahr im heimischen Garten mit der Blaubeerenernte beginnen können.
Übrigens, bei unserer Plantage gibt es einen prima Service auf der Internetseite. Per E-Mail werden die Interessierten über den Reifegrad der Beeren und Kirschen versorgt. Prima Idee und klasse Kundenbindung eines Mittelständlers.

Marmeladenzeit – die Zeit des Dampfentsafters

17. August 2015
Der Entsafter kommt wieder zum Einsatz

Der Entsafter kommt wieder zum Einsatz

Es ist die Zeit für Kirschen, Zwetschgen, Blaubeeren, Johannisbeeren und damit ist Zeit für Einkochen. Vor Jahren haben wir die ganzen Einmachgläser entsorgt und nun brach es wieder bei meiner Frau durch: Wir müssen doch wieder eigene Marmelade machen.
Sie tigerte in den Supermärkten um die Paletten mit Gläser, Flaschen, Schraubverschlüsse herum, sie fasste an und legte hin. Und irgendwann konnte sie nicht mehr. Wir haben uns wieder komplett eingedeckt. Der Sechserpack Sturzgläser mit den 435 ml Gläser hier, vielleicht doch auch welche mit 230 ml für kleine Portionen dort oder sollten es doch lieber die 750 ml Gläser werden? Einig waren wir uns, dass es Gläser mit Schraubverschluss werden sollen. Das ist sinnvoller, wenn wir die Gläser mehrmals verwenden wollen. Bügelverschluss sieht zwar cooler aus, eignet sich aber nur zum Verschenken.

Eine Ladung Gläser kauften wir im Supermarkt, die andere bei Amazon.

Eine Ladung Gläser kauften wir im Supermarkt, die andere bei Amazon.

Einen Dampfentsafter von Weck hatten wir noch im Keller, der auch sogleich reaktiviert wurde. Das erste Obst stammte von einem Kurztrip nach Lindau. Am Bodensee gibt es wunderbares Obst. Aber auch bei uns am Dorf sind schöne Plantagen zum Selbstpflücken vorhanden, die werden wir uns als nächstes vornehmen. Und einiges an Beeren wächst auch im heimischen Garten.

Natürlich muss auch das richtige Handwerkszeug her. Die Gattin schwört auf die Haushaltswaren von Leifheit. Und der Hand-Pflaumenentsteiner Pro Line hat mich überzeugt, der Kirschentkerner ist ok, der Kirschentkerner Cherrymat ist so la la. Aber der ging bei einem Amazon Angebot billig her und hat sich rentiert.

IMG_3338
Restlos begeistert bin ich von unserem Dampfentsafter von Weck. Das Teil stand noch im Keller und wir hatten bisher nur die Äpfel der Apfelbäume unseres Gartens entsaftet. Nun kam der Kamerad fürs Entsaften Kirschen und Zwetschgen ran. Und das Teil macht seine Sache gut. Der Entsafter ist modular aufgebaut. Ganz unten ist der Tauchsieder. Hier kommt das Wasser rein, das verdampft. Ganz oben kommen die Kirschen und Zwetschgen rein. Der heiße Dampf greift die Zellen des Obsts an und bindet den Saft, der in einen mittleren Auffangbehälter tropft. Das Ganze hat rund 50 Minuten gedauert. Dann muss das System abkühlen, sonst verbrüht man sich die Pfoten. Durch einen Schlauch wird der Saft abgelassen. Eine Klemme verschließt den Ablaufschlauch. Mir hat das Ganze Spaß gemacht. Ich habe meine Frau unterstützt und es hat Spaß gemacht. Die Produktion von Marmelade kann beginnen.

IMG_3336 IMG_3340

Claus Böbels neuer Wurstkatalog 2016 ist da

16. August 2015
Da ist er, der Wurstkatalog 2016

Da ist er, der Wurstkatalog 2016

Lange haben die Wurstfans in ganz Deutschland darauf gewartet. Endlich ist er da, der neue Wurstkatalog von Claus Böbel. Claus Böbel ist Internet-Metzger und führt von der kleinen fränkischen Gemeinde Ritterbach bei Roth seinen Internet-Wurst-Store umdiewurst.de
Muss man Wurst und Fleisch im Internet kaufen? Nun, man muss nicht, aber man kann und bei Claus Böbel kann man es ausgezeichnet. Sein Webshop ist übersichtlich und gut strukturiert. Als ich in Franken war, schaute ich in seiner Metzgerei in Ritterbach vorbei – verfuhr mich allerdings mal wieder und habe daher dieses Hyperlapse-Video von der Fahrt von Georgensgmünd nach Rittersbach zum Metzger Claus Böbel gedreht.

Stolz präsentierte mir Claus Böbel seinen Wurstkatalog 2016. In einer Auflage von 4000 Exemplaren wurde der 136seitige Katalog im quadratischen Format gedruckt. Online gibt es das teil auch. Das Cover ziert ein Bild von Claus und Monika Böbel und gibt so ein klares Statement ab. Hier handelt es sich um keine Wurstfabrik, sondern um eine mittelständische Metzgerei in Familienhand. Der grüne Katalog – grün ist die CI-Farbe von Böbel – ist jetzt in der neunten Auflage erschienen. Er enthält rund 500 Artikel aus Fleisch und Wurst, sogar völlig abgedrehte Sachen: Auf Seite 23 gibt es Bullenhorden, Eutherschnitzel, Ochsenziemer, Achillesferse – „Wir wollen das komplette Tier verwerten“, so Böbel. Wer in dem Wurstkatalog etwas vermisst, sollte sich unbedingt an Böbel wenden. Er setzt Himmel und Hölle in Bewegung, den Wunsch zu erfüllen.

Neben Wurst und Fleisch gibt es im Wurstkatalog auch ein paar Zubereitungstipps, eine Firmengeschichte, die Reichweite des Wursttaxis und die Online-Bezahlmöglichkeiten Pay Pal, Kreditkarte und Überweisung sowie Versandoptionen UPS und DHL und noch einiges mehr.
Für mich ist Claus Böbel ein ideales Beispiel dafür, wie ein mittelständischer Unternehmer im globalen Handel via Internet mitspielen und erfolgreich sein kann, ohne seine fränkische Identität und sein Selbstverständnis als Metzger aufzugeben.


Bezeichnend für seine Innovationskraft ist die Auszeichnung IHK-Zukunftshändler 2015, die der Handwerksbetrieb von der Industrie- und Handelskammer Mittelfranken verliehen bekommen hat. Die Begründung: „Multimedial arbeitet Inhaber und Metzgermeister Claus Böbel: Informations- und Vertriebskanäle sind u.a. die attraktive Webseite www.umdiewurst.de mit einem ausgefeilten Web-Shop, über den bereits rund die Hälfte des Umsatzes erzielt wird, sowie Facebook und ein YouTube-Kanal mit Imagefilmen. Über diese Medien werden den Kunden und Interessenten die Services des Ladens (z.B. 24-Stunden-Selbstbedienung) nahegebracht. Außerdem informiert Claus Böbel, der in Workshops auch die Herstellung von Bratwürsten demonstriert, ausführlich über artgerechte Haltung von Tieren, Herkunft des Fleischs und Herstellungsverfahren. Zahlreiche Online-Kunden reisen an, um den fränkischen Metzger und seinen Laden einmal selbst kennenzulernen. Sein Erfolgsrezept der direkten Online-Kundenansprache: „Small-Talk statt Big Data“.“ Dass eine Industrie- und Handelskammer einen Handwerksbetrieb auszeichnet, muss besonders hervorgehoben werden. Chapeau Claus Böbel.

Reportagefotogratie: One Night in Rio – Paul Ripkes Fotos im Deutschen Museum München

15. August 2015
Wunderbare Ausstellung von Paul Ripke im Deutschen Museum München.

Wunderbare Ausstellung von Paul Ripke im Deutschen Museum München.

Gleich vorweg: Ich verstehe nichts von Fußball, aber ich verstehe etwas von Fotografie und Emotionen. Und ich bin davon überzeugt, dass Paul Ripke Emotionen und Fußball und Fotografie näher zusammengerückt hat. Als ich mir die Ausstellung „One Night in Rio“ in der Bibliothek des Deutschen Museums München angeschaut habe, war ich restlos begeistert über sowie Kraft, die in diesen Bilder liegt. Noch bis Ende August lässt sich die Ausstellung kostenlos ansehen und jeder, der mit Emotionen oder Fußball oder Fotografie oder mit allen drei etwas zu tun hat, sollte, nein muss diese Bilder sehen.

Paul Ripke ist Hamburger Fotograf und meine Hamburger Freunde empfohlen mir den Bildband Zwei Minuten Zufall. Ich kaufte das Buch blind und es war mein erster Kontakt mit der Bildsprache von Ripke. Bei gleichem Licht hat Ripke zwei Minuten Zeit gehabt, Prominente zu fotografieren, die zu Gast bei Beckmann waren. Das hat mich fasziniert und die Bilder sind enorm eindringlich. So muss Portraitfotografie sein.


Das Projekt „One Night in Rio“ ist aber klassische Reportagenfotografie, die mir persönlich näher liegt. Nach viel Betteln und Flehen durfte Paul Ripke die Fußballnationalmannschaft zur WM 2014 begleiten und hinter den Kulissen das Team in Szene setzen. Die Bettel-E-Mail samt Antwort ist in München ausgestellt und zeigt, welch großen Humor der Fußballfan Paul Ripke hat.

Bettel-E-Mail von Ripke.

Bettel-E-Mail von Ripke.

Wie gesagt, ich bin kein Fußballfan, aber die positiven Emotionen bei den Spielen 2014 habe selbst ich mitbekommen. Da saß ich vor der Glotze und mich hat der Rausch der Bilder gepackt. Paul Ripke hat diese Emotionen eingefangen, nicht als neutraler, distanzierter Bildberichterstatter, sondern als fotografierender Fußballfan. Ich betrachtete die großformatigen Bilder im Deutschen Museum München und jedes Bild erzählt eine Geschichte. Meinen Kindern hat spontan das Pokalfoto am Flugplatz gefallen, als der Koffer mit dem WM-Pokal durchleuchtet und der Pokal im Rentengerät sichtbar wurde. So ein Humor gefiel uns.

Hier mussten wir sehr lachen. Perfekter Humor.

Hier mussten wir sehr lachen. Perfekter Humor.

Da ich ja Ripke von der Portraitfotografie kannte, interessierten mich die Kopfaufnahmen. Wie eine gemalte Heldengalerie präsentieren sich die Fußballhelden vor der Ausstellung. Meine Tochter konnte es erst nicht glauben, dass dies Fotos waren. Sie dachte zunächst an Gemälde. Bei wunderbarem Licht wurden die Spieler eingefangen, eine Fortsetzung der Serie Zwei Minuten Zeit.

Wunderbar von Paul Ripke in Szene gesetzt, das deutschen Team.

Wunderbar von Paul Ripke in Szene gesetzt, das deutschen Team.

Die Portraitfotografie innerhalb der Reportagefotogratie gelingt Ripke einmalig. Die Szenen der Spieler, des Trainers zeigen die intimen Momente und die freudigen Momente.
Ja, so muss Reportagefotogratie sein. Die ausgestellten Bilder wecken eigene Erinnerungen, eigene Emotionen – da werde selbst ich zum Fußballfan. Die Bilder haben mich so umgehauen, dass ich noch im Ausstellungsraum mir die Goldene Edition auf der Ripke-Website samt Widmung bestellte. Es gibt auch die preiswertere One Night in Rio Fan-Edition. Und wenn ich mal in Hamburg bin, versuche ich Paul Ripke mal zum Interview zu treffen – vielleicht nimmt er sich zwei Minuten Zeit.
Bis Ende August ist diese Ausstellung noch in München zu sehen. Und es ist ein Pflichttermin.

 

Buchtipp: Der Lange Schatten von Tschernobyl von Gerd Ludwig

14. August 2015

tscherno

Die Diskussion um die Energiewende will ich mit dieser Buchkritik nicht befeuern, aber beim Lesen dieses Buches kam die Angst wieder hoch. Der Lange Schatten von Tschernobyl von Gerd Ludwig entsetzte mich. Es entsetzte mich nicht aufgrund der Texte, sondern vor allem aufgrund der grauenhaften, eindringlichen Fotos. Dieses Buch beschreibt mit Fotografien das Reaktor-Unglück von Tschernobyl und die Folgen. Ach was, warum schreibe ich Unglück? Es war eine Katastrophe ungeheueren Ausmaßes.

Als Jugendlicher war ich mit Kumpels damals draußen beim Spielen als der große Regen fiel. Abends im Fernsehen erfuhr ich dann, dass dieser Regen nicht gesund war, der nukleare Fallout kam mit dem Regen auf die bundesdeutsche Erde und traf mich voll. Hier verlor ich den Glauben an so manche Institution. Stimmt denn alles, was die da oben immer sagen „es bestand zu keiner Zeit …“


Diese Gefühle kamen mir wieder hoch, als ich das Buch des National Geographic-Fotografen Gerd Ludwig las. Ludwig hatte in den vergangenen 20 Jahren den Ort Tschernobyl neun Mal besucht und eindringliches Fotomaterial geschossen. In seinem Buch hat er es zusammengestellt und aufbereitet.
Es sind Fotos des Erinnern, es sind Fotos der großen Gefühle. Die Szenen, die Ludwig vor die Linse bekommt, sind großer Fotojournalismus. Hier beherrscht einer sein Handwerk und hier ist einer am richtigen Ort. Er geht für seine Fotos über die Grenze hinaus und setzt seine eigene Gesundheit aufs Spiel. Er zeigt uns Bilder vom Inneren des Reaktor #4, solche Bilder habe ich noch nie zuvor gesehen.
Es ist für mich das Buch, das mein Auslöser für Lost Places-Bücher war. Verlassene Orte – schnell wurde die Umgebung von Tschernobyl von den sowjetischen Behörden geräumt. Die Leute sollten nur ein paar Tage von ihrer Heimat wegbleiben, doch es wurden Jahre. Die Kommunisten haben wieder einmal gelogen. Gerd Ludwig fotografiere die verlassenen Wohnungen, Arbeitsplätze und Schulen. Die Menschen flohen eilig und ließen ihr Leben zurück. Unter Staub und der Natur ausgesetzt blieb die Vergangenheit der Menschen in Tschernobyl zurück. Mein Interesse für diese Form der Fotografie wurde durch dieses Buch geweckt.


Aber im Grunde handelt das Buch von Menschen, den Menschen von Tschernobyl. Gerd Ludwig zeigt uns schonungslos die Opfer, die verstrahlten Menschen, die Missbildungen des Atomzeitalters. Und er zeigt vor allem die Kinder, deren Mütter in Tschernobyl verstrahlt wurden. Das ist schrecklich, wenn man die Opfer betrachtet.
Interessant und lesenswert ist das Vorwort von Michail Gorbatschow. Er erinnert sich an das Unglück und sieht darin den Anfang vom Ende der UdSSR. Also klarer Buchtipp für Der Lange Schatten von Tschernoby.
Eine Notiz am Rande: Tausende Autos, Fahrzeuge, Hubschrauber und Panzer wurden bei der Atomkatastrophe verseucht. Sie wurden gesammelt und warten seitdem auf ihre fachgerechte Entsorgung. Inzwischen hatte die Mafia aber die Autos ausgeschlachtet und die radioaktiv verseuchten Ersatzteile verkauft. So wurde der Tod von Tschernobyl in andere Gegenden weiterverkauft.

Am Mythos Franz Josef Strauß wird weiter gearbeitet

13. August 2015

Lange Zeit hing dieses Bild in Wildbad Kreuth bei der Hanns Seidel Stiftung.

Lange Zeit hing dieses Bild in Wildbad Kreuth bei der Hanns Seidel Stiftung.

Die CSU feiert ihren Übervater Franz Josef Strauß. Ich bin gespannt auf eine Podiumsdiskussion mit dem Weggefährten von FJS Wilfried Scharnagl, die nächste Woche bei der Hanns Seidel Stiftung in München stattfinden wird. Scharnagel war dicke mit Strauß: „Er schreibt, was ich denke, und ich denke, was Scharnagl schreibt“, soll Strauß gesagt haben. Kritisches wird bei der Veranstaltung zum 100. Geburtstag sicher nicht herauskommen. Wahrscheinlich aber viele kleine und große Geschichten, die den Ruhm des bayerischen Politikers mehren sollen.
Um mich den Phänomen FJS zu nähern, kramte ich in meiner Erinnerung. Ich war zu den Zeiten des Politikers noch ein Jugendlicher. In der Schule hatten ein paar Mitschüler die legendären Stopt Strauß Buttons auf ihren Bundeswehrparkas, die damals in Mode waren. Von Bayerns Finanzminister Markus Söder kursierte vor kurzem ein Jugendbild in Facebook. Söder hatte in seinem Jugendzimmer übers Bett ein FJS-Poster aufgehängt – Heldenverehrung der besonderen Art. Er bekam über 1400 Likes in Facebook und von mir ein Kopfschütteln für diese Glorifizierung.

Ich kann nur den Kopfschütteln bei dieser Heldenverehrung. Medial aber wieder ein Coup von Söder.

Ich kann nur den Kopfschütteln bei dieser Heldenverehrung. Medial aber wieder ein Coup von Söder.

Zwei Geschichten zu FJS, die mir eingefallen sind:
Bei uns in Fürstenfeldbruck, westlich von München, stand nach dem Volksfest das Festzelt leer und wurde von den Parteien zu politischen Veranstaltungen genutzt. Auch FJS hielt dort Hof. Es warben Plakate mit der Aufsschrift „Strauß spricht“ für den Event. Darunter das Datum, Zeit und Ort – mehr nicht. Keine Themen wurden proklamiert, sondern die Ankündigung allein reichte aus, das Festzelt zu füllen. Das war wahrlich eine starke Marke.
Zweite Geschichte: Bei einem Abendessen mit einem Freund meiner Eltern erinnerte er sich an seine Soldatenzeit, die in die Zeit der Wiederbewaffnung der Bundeswehr fiel. Dort lief er bei einem Manöver als einfacher Soldat auch FJS über den Weg. Minister Strauß setzte sich zu den einfachen Soldaten und speiste mit ihnen Erbsensuppe. Drei Wochen später traf bei einer anderen Veranstaltung der Soldat den Minister zufällig wieder. Strauß löste sich aus seiner Entourage und ging auf den Soldat zu, begrüßte ihn mit Namen. Für den Freund meiner Eltern war dieses Erlebnis prägend und zeigte das Namensgedächtnis von Strauß – Strauß ein Netzwerker.
Aber genug der Verklärung. Ich wollte mich mit der Person näher beschäftigen und besuchte die Ausstellung im Münchner Stadtmuseum Fanz Josef Strauß Die Macht der Bilder. Selten habe ich so ein Aufschaukeln von Gefühlen wahrnehmen können: Von seinen Freunden vergöttert, von seinen Gegnern verdammt, polarisierte er die öffentliche Debatte wie kein Zweiter. Wer sich durch YouTube klickt, wird diese Emotionen spüren.

Ein Besuch im Stadtmuseum brachte mich dem medialen Phänomen FJS näher.

Ein Besuch im Stadtmuseum brachte mich dem medialen Phänomen FJS näher.

Anhand von Fotografien, Plakaten, Zeitschriften und Filmdokumenten wurden Strategien der medialen Darstellung wie auch der visuellen Demontage aufgezeigt. Eine zentrale Bedeutung kam dabei den gestalterischen Mitteln zu, mit denen die inhaltlichen Aussagen transportiert werden. An ihnen ließen sich exemplarisch Fragen der Wirkungsästhetik und politischen Ikonografie behandeln, die weit über die Person Strauß hinausreichen. Ich platze bei Dreharbeiten von Erich Lejeune für tv München im Stadtmuseum herein, der Interview anlässlich FJS aufnahm. Auch hier zeigt sich, wie medial das Thema Strauß noch heute ist.

FJS_Ausstellung
Am politischen Lebensweg von Franz Josef Strauß lässt sich eindrücklich nachvollziehen, wie bereits seit den 1950er Jahren ein Trend zur Personalisierung einsetzte und sich dieser zunehmend verstärkte. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, wie wichtig die Imagebildung von Politikern für den Machterwerb und Machterhalt ist. Spätestens seit 1953, als Strauß in der Funktion eines Ministers für besondere Aufgaben dem Bundeskabinett angehörte, wurde das Interesse auch überregionaler und internationaler Medien an seiner Person geweckt. Es entstand eine Beziehung, die ihn zu einer öffentlichen Person machte und die sein gesamtes politisches Leben hindurch bis weit über seinen Tod hinaus andauern sollte. Viele der heute etablierten Bildstrategien der Repräsentation eines Politikers finden sich in den Darstellungen von Franz Josef Strauß wieder. Darunter klassische Rollen, wie die des Landesvaters, des „Mannes von nebenan“, die ihn in einer vorgeblich authentischen Privatsphäre bei einer Home Story zeigen, aber auch die des Visionärs und einflussreichen Staatsmanns.

IMG_2382
Nachdem die Vorwürfe gegen Netzpolitik.org wegen Landesverrat aufkamen, kommt natürlich die Spiegel-Affäre wieder auf den Tisch. „Bedingt abwehrbereit“ lautete der Titel eines Spiegel-Artikels, der den Zustand der Bundeswehr zeigte. Auf Initiative von Strauß und Adenauer wurden die Spiegel-Redakteure festgenommen und die Bundesrepublik gegen für die Pressefreiheit auf die Straße. Vor dem Bundestag log Strauß und musste zurücktreten. Strauß war ein Lügner, da gibt es nichts zu rütteln. Ja, die Sache mit der Wahrheit, damit hatte Strauß zeitlebens wohl seine Probleme.

Die Lektüre dieses Buches hat mich erschreckt,

Die Lektüre dieses Buches hat mich erschreckt,

Da ich viel für die bayerische Verwaltung arbeite, wählte ich aus den Unmengen von Strauß Biografien eine kritische Bestandsaufnahme aus: Macht und Missbrauch: Franz Josef Strauß und seine Nachfolger. Aufzeichnungen eines Ministerialbeamten von Wilhelm Schlötterer. Es ist die Autobiografie eines Finanzbeamten, der das Machtsystem Strauß darstellte. Die Lektüre hat mich erschreckt, denn wir alle sind vor dem Gesetz alle gleich, manche aber gleicher. Rechtsbeugung wirft das CSU-Mitglied Schlötterer dem ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten vor. Mit viel Zivilcourage warnt Schlötterer vor dem System Strauß: Filz und Korruption. Detailreich und mit viel Hintergrundwissen legt der Staatsbeamte Schlötterer seine Argumente dar und zeichnet ein anderes Bild als des treusorgenen Landesvaters. Ich rate unbedingt zur Lektüre des Buches, wenn man das politische System des damaligen Bayerns verstehen will. und viele, der damals handelnden Personen sind heute noch politisch aktiv.

IMG_2383
Letzte Geschichte zum Schluss: Ich erinnere mich an den Todestag und die Beerdigung in München. Ich hatte noch nie der Beerdigung eines Monarchen beigewohnt, aber eindruchsvoller hätte es nicht sein können. Sechs Pferde zogen die Lafette mit dem von einer bayerischen Fahne bedeckten Sarg von der Residenz über den Odeonsplatz und die Ludwigstraße zum Siegestor. Leider finde ich meine Fotos von damals nicht mehr. Am Mythos wird weiter gearbeitet – auch nach dem 100. Geburtstag von Franz Josef Strauß.

Siegfried – der Ruf in den Konzertsaal

12. August 2015
Warten auf die Bläser.

Warten auf die Bläser.

Ich durfte dieses Jahr Siegfried bei den Bayreuther Festspielen genießen und die Musik war wieder einmal ein Hochgenuss. Die Inszenierung von Frank Castorf fand ich wie das Jahr zuvor seine Inszenierung von Götterdämmerung grausam. Ich hoffe, dass bald ein neuer Ring nach Bayreuth kommt.

Die Inszenierung vom Siegfried hat mir nicht gefallen.

Die Inszenierung vom Siegfried hat mir nicht gefallen.

Die Aufführung dauerte von 16 bis 22 Uhr und wurde von zwei Pausen unterbrochen. Am Ende jeder Pause kommen Musiker des Orchesters auf den Balkon des Grünen Hügels und rufen mit einem Pausenspiel zur nächsten Aufführung zurück. Hier das Pausenspiel zum dritten Aufzug.