

Die Generation meiner Eltern wusste auf die Frage: „Was hat du gemacht, als Kennedy erschossen wurde?“ immer eine Antwort. Meine Generation kann auf zwei Fragen antworten: „Was hast du am 11. September gemacht?“ und „Wie hast du vom Fall der Mauer erfahren?“
Nun, es ist am 9. November 20 Jahre her. Meine Familie hat seit den siebziger Jahren immer die Familie im Osten, in der Ostzone oder „DDR“ (in Anführungszeichen) besucht. Das Lied „Einigkeit in Recht und Freiheit“ hatte für uns eine Bedeutung, natürlich mehr für die Generation meiner Eltern als für mich. Dennoch war die Zweiteilung Deutschlands immer Gesprächsthema am Abendessenstisch. Nach meinen Abi war ich mit meinen Kumpels in Ungarn und erlebte die Flucht der Deutschen über Ungarn mit. Am Nebenhaus am Plattensee longierte ein DDR-Funktionär, der sich aufregte, dass wir junge Menschen uns solche Autos und Bikes leisten konnten. Später verfolgten wir die Ereignisse in der Prager Botschaft. Bei dem entscheidenden Satz von Genscher läuft es mir heute noch kalt über den Rücken. Da bin ich nicht allein. Einer Kollegin aus Leipzig, die heute in Nürnberg bei einer Zeitung arbeit, ging es nach eigenen Aussagen ebenso.
Am 9. November 1989 hatte ich keine Politik im Kopf. Ich hatte Karten für ein Konzert von Albie Donnelly‘s „Supercharge“. Die Bläserband gastierte in der TU Mensa München. Soulpower und Rhythm & Blues waren an diesem Abend aber nicht mein Ding und ich verließ das Konzert noch bei den Zugaben. Zu Hause schaltete ich zum Runterkommen die Glotze an und fiel fast vom Stuhl. Die Mauer ist offen. Ostberliner strömten nach Westen. Live wurde im Fernsehen von der Maueröffnung berichtet. Plastikbomber, wie die Trabbis bei uns in der Familie hießen, knatterten durch Westberlin. WOW. Ich war sprachlos. Sofort weckte ich meine Eltern und die Familie versammelte sich vor dem Fernseher. Außerdem versuchte mein Vater bei den Verwandten in der DDR (ohne Anführungszeichen) telefonisch durchzukommen.
Meine persönliche deutsch-deutsche Begegnung hatte ich ein paar Tage später. Ich fuhr mit dem Auto durch meine Heimatstadt und mir kam ein Trabbi entgegen. Ich blendete auf, der Fahrer betätigte die Lichthupe – wir verstehen uns. Die deutsche Einheit konnte kommen.


Wie in einem Schneewittchensarg kommt die neue Apple Magic Mouse daher. Keine große Umverpackung wie früher, sondern in einer schlichten durchsichtigen Plastikverpackung ist die Maus aufgebahrt. Hier wird das Auspacken eines Produkts wie bei Apple immer zur Zeremonie erhoben. Und: Apple macht auf grün.
Formschön und ergonomisch kommt das Bluetooth-Device daher. Sie ist deutlich flacher als ihre Vorgängerin Mighty Mouse mit dem schicken Nippel. Die neue Maus ist deutlich eleganter und basiert auf der Multi-Touch-Technologie. Das Umgewöhnen dauert. Die Navigation findet jetzt ausschließlich mit den Fingern statt. Anstelle mechanischer Tasten, Scrollräder oder Scrollbälle besteht die gesamte Oberseite der rund 70 Euro teuren Magic Mouse aus einer Multi-Touch Oberfläche. Und die Arbeit mit der Apple Magic Mouse Laser Maus schnurlos bluetooth (nur für Mac OS X 10.5.8 oder neuer) ist cool, sehr cool sogar.
Die Installation ist ein wenig gewöhnungsbedürftig. Zunächst konfiguriert man die Maus als klassisches Blauzahn-Gerät. Ist dies geschehen, bitte unbedingt die Softwareaktualisierung starten. Und siehe da: Es findet sich ein 67 MByte (!) großer Maustreiber in the Cloud zum Laden. Nach einem Neustart (bin ich jetzt bei Windows?) lässt sich die Magic Maus in der Systemsteuerung Maus konfigurieren.
Die Arbeit kann beginnen: Die Magic Mouse besitzt ein nahtloses, berührungsempfindliches Gehäuse, das sie zu einer Einzel- oder Mehrtasten-Maus mit hochentwickelter Unterstützung von Gesten macht. Durch intuitive Fingerbewegungen können die Nutzer sehr einfach durch lange Dokumente scrollen, über große Bilder schwenken oder sich rückwärts und vorwärts durch eine Sammlung von Fotos oder Webseiten bewegen. Gerade das Wischen ist anfangs gewöhnungsbedürftig. Hier braucht man als User ein wenig mehr Einarbeitungszeit.
Wer zwei Finger auf der Multitouch-Oberfläche zugleich nutzt, können Sie etwa zwischen Bildern wechseln, die Größe verändern. Spitze für mich: Es lässt sich in der Videobearbeitung der Clip ein Stück vorspulen. Bewege ich die Fingerchen schnelle, wird auch der Clip schneller. Damit werde ich mein Contour Shuttle langsam in Rente schicken.
Die Magic Mouse ist gleichermaßen für Links- und Rechtshänder geeignet und die Befehle zur Mehrtasten- und Fingerbewegungs-Steuerung können sehr einfach in den Systemeinstellungen konfiguriert werden. Das Abtasten der Oberfläche durch den Lasersensor der Magic Mouse bietet, im Vergleich zu herkömmlichen optischen Sensoren, ein deutlich geschmeidigeres und gleichmäßiges Arbeiten auf mehr Oberflächen. Wer große Hände hat, der wird mit der Magic Maus ein Problem bekommen. Das zierliche Device wird schwer zu bedienen. Während die Mighty Maus vier belegbare Funktionstaste hatte, sind bei der Magic Maus nur noch zwei übrig geblieben. Mir persönlich reicht das, weil ich die vier Tasten nie belegt hatte.
Wer mit Windows arbeitet, hat zunächst Probleme: Ebenfalls interessant: Laut Apple Knowledge Base sagt die Apfelfirma, dass die Maus unter Windows entzaubert wird, Unter Windows mit Boot Camp geht das Ding nur als 1-Tasten-Maus. Herunterscrollen und das Tippen mit zwei Fingern geht nicht. Aber wer braucht schon Windows?
Update: Inzwischen ist die Maus auch unter Windows voll kompatibel. Apple hat die entsprechenden Treiber vorgelegt. Doch weiterhin gilt: Wer braucht schon Windows?

Jetzt wurde bekannt, dass Nokia seinen N-Gage-Dienst einstellt. Voraussichtliches Ende ist September 2010. Die Spieleplattform war ihrer Zeit voraus. Sonst ist es eigentlich immer Apple, das der Zeit voraus ist und an seiner Vision scheitert. Der Newton ist das beste Beispiel. Dieses Mal hat es Nokia erwischt und Apple zieht mit der Spieleplattform iPhone und iPod touch als Sieger vom Platz.
Ich weiß noch, als ich auf einer Games Convention in Leipzig das N-Gage als Gerät näher anschaute. Es war die Entwicklerkonferenz und die Idee überzeugte mich. Mobile Spiele – genial. Wir hatten uns damals an den GameBoy und das Atari Lynx für unterwegs gewöhnt, aber mit dem N-Gage konnte man sogar noch telefonieren. Wir überlegen uns damals im Verlag, ob mobile Gaming nicht ein Marktzweig für Zeitschriften werden wird. Wir haben es dann doch nicht gemacht, obwohl ich extra nach Marseille gereist bin und Jury-Mitglied eines Handywettbewerbs von Autodesk war, der sich vor allem um N-Gage drehte. Nun, Marseille war schön.
Als eigenständiges Gaming-Mobilgerät war das N-Gage ein kompletter Flop. Als Rettungsanker wagten die Finnen einen neuen Versuch im April 2009: N-Gage war als Download-Spieleservice für gängige Nokia-Smartphones verfügbar. Und Nokia-Handys gibt es ja viele. Doch damit ist nun auch Schluss. Nokia ist gescheitert auf der ganzen Linie. An die Stelle von N-Gage tritt der Ovi Store. Da gibt es heute schon rund 100 Spiele und es sollen die N-Gage-Spiele hinzu kommen.
Als mobile Spielekonsole mit Telefon hat sich bei mir das iPhone durchgesetzt. Hier sind innovative Games zu finden. Schade Nokia.

Die Münchner Medientage sind vergangene Woche zu Ende gegangen. Leider konnte ich dieses Mal nicht dabei sein, denn ich hatte mit der animago AWARD & CONFERENCE eine eigene Veranstaltung zur gleichen Zeit in Babelsberg. Ich wäre gerne mit von der Partie gewesen, als Jeff Jarvis seine Keynote gehalten hat und den anwesenden Printvertretern den verbalen Stinkefinger gezeigt hat. Jarvis ist Medienberater, Blogger und Autor des Buches „Was würde Google tun?“ In seiner Rede ging er auf die Auswirkungen von Google und Co auf die Medienbranche ein und sagte den Verlegern und Journalisten voraus, dass sich ihr Denken ändern müsse.
Blogger Daniel Fienes hat die Rede von Jeff Jarvis mitgefilmt und auf seinen Blog gestellt. Dafür herzlichen Dank. Wenn man sich die 24 Minuten angeschaut und das mp3 angehört hat, stellt man fest: Print hat in dieser Form keine Zukunft. Alte Männer bewahren ein altes Medium und wollen sich nicht auf Neues einlassen. Ich glaube nicht, dass Paid Content, die alte und neue Wunderwaffe der Printverlage, funktionieren wird. Print und seine Vertreter sind noch in alten Denkstrukturen verhaftet. Ich weiß nicht, ob sie sich ändern können. Die Zeit wird über sie hinweg gehen.
Mein Kollege Thomas Gerlach erzählt immer eine schöne Geschichte: Alle alte Eislieferanten bekämpften das Aufkommen der Kühlschränke. Keine dieser Eislieferanten konnte sich auf die neue Zeit einstellen und selbst moderne Kühlschränke produzieren. Sie waren in ihrem Denken verhaftet. Alle dieser alten Eislieferanten sind vom Markt verschwunden. Irgendwie muss ich immer wieder daran denken, wenn ich auf den Medientage Vertreter der Zukunft begegne – und ich bin ja schließlich auch einer von ihnen. Auch ich muss mich ändern.
Einen Grundlagenkurs in Kommunikation müssen unsere Bundeskanzlerin und einen Benimmkurs die Herren Seehofer und Westerwelle belegen. Das ist das Resultat, wenn man sich einen Ausschnitt aus der Bundespressekonferenz auf YouTube ansieht. Dort fragt der holländische Journalist Rob Savelberg die Kanzlerin, ob denn der neue Finanzminister Wolfgang Schäuble überhaupt geeignet sei. Schließlich habe Schäuble in der CDU-Spendenaffäre „vergessen, dass 100.000 Mark in seiner Schublade liegen.“ Angela Merkel antwortet: Schäuble habe ihr Vertrauen. Die Herren Seehofer und Westerwelle grinsen über die Frage und sind wohl glücklich, dass sie nicht gefragt wurden. Im Saal ist deutlich Gelächter zu vernehmen.
Auf diese Frage muss die Regierung vorbereitet sein und zeigt, wie schlecht es um Kommunikation in diesem Lande bestellt. Chapeau vor „De Telegraaf“-Mann Rob Savelberg, der die Frage stellte. Seine deutschen Kollegen hatten scheinbar die Spendenaffäre nicht mehr auf dem Schirm oder trauten sich nicht zu fragen. Auch das ist eine Krise des deutschen Journalismus. Mund aufmachen und nachfragen, so wie ihr es in euren Volo-Kursen gelernt habt. Schließlich geht es um das Geld von 82 Millionen Bundesbürgern.
Das Ganze wäre wohl nicht weiter bekannt geworden, wenn der mitgeschnittene Phoenix-Clip nicht auf YouTube aufgetaucht wäre. Innerhalb von ein paar Tagen hatte Minutenausschnitt über 800.000 Klicks. Die virale Kampagne war gestartet. Verantwortliche unterschätzen die digitalen Möglichkeiten. Neue Kommunikation ist gefragt. Schon mal etwas von Krisen-PR gehört. Gerne mache ich da ein Angebot.
Der Server von Quelle.de ist komplett überlastet. Seit 1. November beginnt die Leichenfledderei und User besuchen, sich von den Quelle-Schnäppchen etwas zu sichern. Aber keine Chance. Seit 6 Uhr war die Seite komplett überlastet. Für einige ist es eine Genugtuung Quelle beim Sterben zu zusehen. Nachdem die Versandhändler den Einzelhandel platt gemacht haben, ist eben jetzt Quelle an der Reihe. Nix geht mehr.
