Archive for Februar 2009

Schockwerbung in der Musik: Sigue Sigue Sputnik

13. Februar 2009

In der Werbung geht es darum, möglichst groß aufzufallen, um Öffentlichkeit für ein Produkt herzustellen. Bestes und sicherlich auch negativstes Beispiel war die Benetton-Werbung mit Aids-Kranken, sterbenden Tieren und ähnlichen Grausamkeiten. Schock als Mittel der Aufmerksamkeit, um in die Medien zu geraten. In der Musik ist es ähnlich. Wer schockt, dem ist eine gewissen Aufmerksamkeit garantiert. Das lange Haar der Rolling Stones, der Lennon-Ausspruch, die Beatles seien berühmter als Jesus, die Kostümshow von Kiss oder die Folterfantasien von Alice Cooper – Show, alles nur Show. In YouTube habe ich eine Schockerinnerung meiner Jugend wieder getroffen: Sigue Sigue Sputnik Diese schrille Kapelle aus der Mitte der 80er Jahren waren eine Fortsetzung des Punks mit Rock´n Roll-Elementen und viel Techno. Klingt jetzt sehr hochtrabend. In Wahrheit war es eine untalentierte Band, die vor allem eines erzeugte: Aufmerksamkeit. Schrille Frisuren, böse-Buben-Auftreten und sicherlich viele Chancen verpasst. Andrew Eldritch (Sisters of Mercy) und auch Annie Lennox (Eurythmics) waren im Gespräch waren im Gespräch bei Sigue Sigue Sputnik einzusteigen, was der Musik gut getan hätte. Aber egal. Die erste Single „Love Missile F1-11“ war ein Hit, schließlich wurde er von Giorgio Moroder produziert wurde. Ich erinnere mich, dass die LP total fett war und kaum in den Plattenschrank passte. Konsequent: Die Pausen zwischen den Songs wurden an Werbekunden versteigert. Passend bei dem Outfit von Sigue Sigue Sputnik war, dass Studio line-Hersteller L`Oreal als Werbekunde vertreten war. Schließlich verbrauchte die Band Unmengen an Haarspray. Nach Werbegesichtspunkten wurde auch der Bandname am Reißbrett ausgewählt: Sigue Sigue Sputnik wurde nach einer Streetgang aus Moskau benannt, von der die Herald Tribune in einem Artikel Anfang 1980 berichtete. In den Videos kommen auch immer wieder Anlehnungen an Uhrwerk Orange von Kubrick vor. Gangs und Gewalt haben ihre Faszination. Ich habe neulich gelesen, dass die seriösen Kritiker der Musikpresse die Bands übrigens als „Sick Sick Sputnik“ bezeichnet haben. Das Werbekonzept ging auf, die Band hatte Erfolg und ich hab mich über einen Beitrag in YouTube gefreut.

Die bessere Präsentation

12. Februar 2009

zen2

Ich möchte  eine Lanze für richtige Präsentationen brechen. Ich kann sie nicht mehr sehen, diese schrecklichen PowerPoint-Slides. Vollgepackt mit Bullet-Points und Text draufgequetscht. Bei vielen Meetings werde ich damit gequält.

Der Vortragende liest die Folien ab und klickt weiter und fängt wieder an zu lesen. Nein Freunde, das ist keine Präsentation, dies ist eine Folter. Da kann ich besser die Vorlagen austeilen und wenn einer Fragen hat, kann man ihm das Problem erläutern. Das spart Zeit und Nerven.

Präsentation hat etwas mit Performance zu tun. Bei vielen meiner Präsentationen wurde ich durch ein Buch von Garr Reynolds inspiriert: Zen. Das Buch ist für jeden Visualisierer eine Offenbarung. Die Kunst der Präsentation ist leider wenigen gegeben, viele scheitern täglich daran. Hier gibt es die richtigen Tipps für eine gelungene Präsentation mit PowerPoint und Konsorten. Jeder Artist sollte die Ratschläge des Profis Reynolds berücksichtigen, um möglichst nachhaltig bei seinem Publikum im Gedächtnis zu bleiben. Die Ideen des Präsentations-Zen sind einfach, aber schlichtweg genial und führen in zahlreichen Praxistests zum Erfolg. Nach der Lektüre wird keine PowerPoint-Präsentation mehr langweilig daherkommen. Die deutsche Fassung ist bei Addison-Wesley erschienen und kostet rund 30 Euro.

Garr Reynolds: Zen

Addison-Wesley

ISBN: 978-3827327086

240 Seiten, EUR 29,95

Walter Spahrbier – ein wahrer Held

11. Februar 2009

 

Walter Spahrbier, Held der Jugend

Walter Spahrbier, Held der Jugend

 

 

Kennen Sie noch Walter Spahrbier? Es der berühmteste Postbote den Deutschland je hatte. Er ist 1982 verstorben und so kennen nur die TV-Oldies diese Ikone der deutschen Fernsehunterhaltung.

Eigentlich war er nur ein Nebendarsteller, der die Post in die verschiedenen TV-Sendungen brachte. „Mensch Walter, als was kommen Sie denn heute?“ tönte es von Wim Thoelke dem wackeren Postler im „großen Preis“ entgegen. Spahrbier kam nämlich jedes Mal in einer historischen Postuniform in die Sendung, jedes Mal eine andere versteht sich. „Ich bin heute als königlicher Postillion aus den Zeiten Turn und Taxis unterwegs“ – so oder so ähnlich lauteten die Antworten. Dann kamen stotternde Erklärungen über die Uniform. Die TV-Nation lauschte gebannt den Ausführungen von Walter Spahrbier. Dafür klebte er sich übrigens auch einen zeitgenössischen Bart an, der die hölzerne Darstellung unterstrich.

Kurz vor der 100. Sendung vom „großen Preis“ dann der Schock. Walter bringt keine Briefe mehr in die Sendung, er verstarb in Hamburg. Reich geworden ist der Postler nicht, so wurde berichtet. Er bezog sein Beamtengehalt. Als ob ein Pocher für seine Nebenrolle beim Harald Schmidt nur ein bescheidendes Salär bekommt. Spahrbier sammelte dagegen Spenden für die „Aktion Sorgenkind“ und bekam dafür das Bundesverdienstkreuz.

Walter, du bist ein Held für mich und ich freue mich immer wieder, wenn ich durch Zufall deinen Namen in die Runde werfe und jemand darauf reagiert. Vielleicht war er nicht so populär in der Bevölkerung wie Walter Scheel, der „hoch auf dem gelben Wagen“ saß, doch Walter Spahrbier ist ein ganz Großer. Eine komische Punk-Band aus Hannover nahm noch ein Lied auf, doch das vergessen wir besser. 

Die besten Showmaster

10. Februar 2009

Wir Deutschen lieben Top Ten und Bestenlisten. Der Fokus hat große Erfolge mit Themen wie: Deutschlands beste Ärzte, die besten Unis, die besten Rechtsanwälte, die besten Dampfplauderer. Nun, ich will meine ultimative Bestenliste für Showmaster ins Renen werfen. Mal sehen, ob jemand anderer Meinung ist.

Platz 1: Thomas Gottschalk

Für mich einfach der Showmaster schlechthin. Er ist ein Profi durch und durch und jeder in der Branche kann von ihm was lernen. Gottschalk versüßte mir in meiner Jugend die Hausaufgaben. Nach der Schule moderierte er mit Günther Jauch und Hannelore Fischer die B3-Radioshow. „Na so was“ war cool, weil Gottschalk mit Jugendklamotten auftrat und so eine Identifikation schuf. Der Beginn einer wunderbaren Karriere. Im Kino spielte er in Piratensender Powerplay und anderen Schrott.

Platz 2: Rudi Carrell

Für mich war „das laufende Band“ der Höhepunkt meiner Samstagabend-Familienzusammenkünfte. Was verbarg sich bloß immer hinter dem Fragezeichen? Carrell war ein absoluter, hart arbeitender Profi. Der Holländer gehörte einfach zum deutschen Fernsehen dazu und entwickelte zahlreiche Formate. Ich erinnere mich an Rudis Tagesshow, als er einmal den Ayatollah Khomeini zeigte, der im Gegenschnitt in Damenunterwäsche wühlte. Mein Vater sagte damals: „Mensch, das gibt Ärger“.  Er sollte recht behalten. Der Clip führte zu einer diplomatischen Krise. Humor ist eben nicht jedermanns Sache.

Platz 3: Hans-Joachim Kuhlenkampff

„Einer wird gewinnen“ war die Europäische Gemeinschaft pur. EWG, damals noch europäische Währungsgemeinschaft und der Moderator war ein Schowi, der den Damen der Sendung den Hof machte. Der Charmeur hatte Stil und riskierte eine dicke Lippe. Der Geißler-Goebbels-Vergleich machte TV-Geschichte. Ich erinnere mich, als er in einer EWG-Sendung ein Schwein über einen roten Teppich laufen ließ und meinte: „Das gibt wieder Protest, aber es ist für noch größere Schweine ein roter Teppich ausgerollt worden.“

Platz 4: Harald Schmidt

Platz 6: Harald Juhnke

Platz 6: Hans Rosenthal

Platz 7: Dieter Thomas Heck

Platz 8: Joachim Fuchsberger

Platz 9: Wim Thoekle

Platz 10: Ilja Richter

Urheberrecht und Unrechtsbewusstsein

9. Februar 2009

Seit vergangener Woche wurde das deutsche Urheberecht wieder gestärkt. Das Oberlandesgericht Brandenburg verbietet Originalproduktfotos bei Ebay. Urteil (Az: 6 U 58/08). Ein Fotograf hatte geklagt, dass seine Fotos von einem Navi-Gerät von einem Ebay-Verkäufer widerrechtlich in dessen Auktion genutzt wurde. Strafe: Der Ebay-Verkäufer musste eine Unterlassungserklärung abgeben, 40 Euro Schadensersatz zahlen und 100 Euro Abmahngebühr berappen. Das sind keine großen Summen, aber dennoch eindeutig. Schaue ich in die Ebay-Auktionen, dann sehe ich sehr viel urhebergeschütztes Bildmaterial. Es ist so schön einfach, auf die Seite eines Herstellers zu geben und das Produktfoto zu verwenden. Copy & Paste. Dabei ist es doch so einfach mit dem Handy ein Produktfoto zu machen, aber aus Faulheit habe ich es auch nicht so oft gemacht (diplomatisch umschrieben). Aber Indianerehrenwort: Bei den nächsten Aktionen fotografiere ich meine Waren mit dem iPhone und lege die Aktion in iSale fürs iPhone an. Die equinux-Software wollte ich sowieso ausprobieren und ich denke, jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür.

Märklin, mach es gut

6. Februar 2009

Märklin hat Insolvenz angemeldet und das ist schade. Aber wahrscheinlich ist die große Zeit der Modelleisenbahnen einfach vorbei. Mich hat dieser Virus nicht infiziert, obwohl ich eine Märklin als Kind hatte. Ich glaube, es war in Wahrheit mein Vater, der mit diesem Geschenk an mich seinen Kindheitstraum verwirklichen wollte.

Schließlich wollte mein Vater einmal Lokomotivführer werden, wie viele in seiner Generation. Ich wollte übrigens einmal Astronaut werden (zur Info: Hat nicht geklappt). Seinen kleineren Bruder hat mein Vater mit Signalkelle und Trillerpfeife traktiert. Der Bruder musste auf allen vieren im Kreis robben, während mein Vater die Kommandos gab. „Zug stoppen, Zug abfahren“ Um das Kommando zu unterstützen, gab es mit der Kelle noch einen Klaps auf den Po des Bruders. Aus dem Beruf des Lokführers ist bei meinem Vater übrigens nichts geworden, aber ich bekam zu Weihnachten in den späten siebziger Jahren eine Modelleisenbahn der Marke Märklin.

Die zusammengesteckten Schienen waren ein simples Oval. Der Zug war eine Dampflok, dann gab es einen Kipper, einen weißen Kühlwagen und einen flachen Wagon zum Holztransport. Ich spielte natürlich, aber total begeistert war ich nicht. Ich erinnere mich, dass ich Vogelfutter auf den flachen Wagon streute und mein Wellensittich Hansi auf den Wagen sprang und die Vitakraft-Körner pickte. Wenn ich langsam fuhr, drehte der Sittich seine Kreise in meinem Kinderzimmer.

Ein Freund von mir hatte eine Fleischmann-Anlage. So eine richtig große Platte, die hinter seiner Tür im Kinderzimmer hin. Stundenlang baute er Häuser, legte Schienen und ließ die Züge im Kreis fahren. Ich fand das öde, nahm aber den sportlichen Wettkampf auf: Was ist besser? Märklin oder Fleischmann?

Mein Sohn dagegen ist ein Eisenbahnfan. Er kommt eher nach seinem Großvater. Daher hat er von Playmobil die Eisenbahn. Sohnemann kannte als ganz kleiner Bub die Unterschiede zwischen den drei ICE-Generationen. Und auch die Leberwurst heißt seit frühen Tagen ICE-Wurst. Grund: Wir hatten kleine Leberwursttuben, aus denen man die Wurst herausdrücken konnte, so dass sie als eine Art Wurm oder Schlange aufs Brot kam. Für meinen Sohn war das ein ICE, den er sogleich aufaß und damit war der Name der Leberwurst künftig familienintern ICE-Wurst. Kinder eben. Beim Einkaufen muss ich mich immer an den Namen „Leberwurst“ erinnern und darf nicht herausplatzen „Ein Stück ICE-Wurst.“

Hauptsache billig

5. Februar 2009

Sparen, sparen, sparen, ich kann es bald nicht mehr hören. Alle Welt will Qualität, aber wenn es ans Bezahlen geht, dann nur Billigheimer. König Sparwut regiert. Huh, muss das so teuer sein? Am coolsten sind die Sparfüchse bei den Billigfriseuren. Haarschnitt für 10 Euro. Das kann nichts sein. Und vor allem, die Mitarbeiter werden total ausgebeutet. Da hilft das ganze blöde Geschreie nach einem Mindestlohn nichts. Schließlich gibt es ja allgemeinverbindliche Tarifverträge, die es einzuhalten gilt. Tarifverträge sind wie Gesetze, doch viele halten sich nicht daran und die Einhaltung wird nur zum Teil überwacht. Ich habe bei YouTube einen guten Beitrag dazu entdeckt. Hier geht der Zoll in Salons und deckt einige Fälle auf.

Also darauf achten, bei wem ihr zum Friseur geht und nicht einem schwarzen Schaf auf dem Leim geht. Die Zeche zahlen wir alle. 

Düsenjäger auf dem Klo

4. Februar 2009

klo

„Nach dem Klo und vor dem Essen, Händewaschen nicht vergessen.“ Diesen Spruch habe ich als Kind gehört und gebe ihn an meine Kinder weiter. Vor allem im Zeiten des Noro-Virus ist er ganz, ganz wichtig. Wichtig ist aber auch das anschließende Händetrocknen, wenn man unterwegs ist. Da gab es in der Vergangenheit unterschiedliche Lösungen:

Variante 1: Wenn kein Handtuch in der Nähe ist, dann Hände trocknen an der Hose. Sieht blöd aus, wenn man aus der Toilette mit feuchten Klamotten kommt.

Variante 2:Man nehme die Papiertücher, in der Regel sind sie umweltweiß oder türkisgrün. Da nimmt man nicht nur eins, sondern gleich eine ganze Ladung, die sich sofort vollsaugen. In der Regel fällt gleich der Stapel um, denn sie liegen auf einem Spender wackelig aufgestapelt. Allerdings ist meist der Spender leer. Anschließend beginnt die Suche nach dem Mülleimer, der ein Gittergestell mit blauem Plastiksack ist.

Variante 3: Man geht zu einem altersschwachen Trockner und drückt den roten Power-Knopf. Ein Ventilator rattert los und unter einen warmen Luftstrom voller Bakterien trocknet man seine Hände mehr schlecht als recht. Komisch ist eigentlich nur, dass diese Trockner alle Aufkleber von Servicefirmen haben, die mit einer 4-stelligen Postleitzahl ausgestattet sind. Wir erinnern uns: Die Umstellung auf die 5-stellige Postleitzahl war am 1. Juli 1993. Wie alt sind denn diese Trockner?

Variante 4: Ich habe neulich einen High-Tech-Trockner entdeckt. Er sieht irgendwie aus, wie eine zugeklappte Wickelstation für Babys. Man steckt seine feuchten Hände hinein und ein heißer Luftstrahl bläst einen hinweg. Kein Knopfdrücken mehr, alles geht automatisch. Außerdem gibt es einen Höllenlärm, wenn die Düsen anfangen zu arbeiten. Brummmmm Aber das System funktioniert. In knapp zehn Sekunden sind die Hände trocken. Cool. Für die anderen Besucher ist es vielleicht so, als ob ein Düsenjäger durchs Klo saust, aber das Ziel ist klar erfüllt: Hände sind trocken. 

Sturm im Wohnzimmer

3. Februar 2009

burg

Ein Sturm ist durch die Burg gefegt. Mauerteile sind abgebrochen, Türme sind eingestürzt und liegen zerborsten im Burghof. Edle Ritter und Bogenschützen wurden in Massen dahingerafft. Waffen, Ausrüstung, Fässer sind verstreut. Ein Angriffsturm hängt schief an einem Fachwerkhaus. – Unser Wohnzimmer sieht aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hat. Dabei sind doch nur die roten Drachen der Drachenritter über die gegnerische Burg gekommen und haben alles kurz und klein geschlagen.

Eine Ausnahme? Nein, nicht wirklich. Mein Sohn hat mit seinen Playmobil-Figuren gespielt und alles in die Schlacht geworfen, was er so hatte. Da macht es auch nichts, wenn in der Ritterburg auch die Feenwelt seiner Schwester auftaucht oder ein Sheriff aus dem wilden Westen neben einem Baukran der Moderne steht. Es ist die Ansicht des Spielers, was passt und was nicht. Sohnemann ist auf jeden Fall in seine Playmo-Welt versunken und spielt begeistert mit dem Plastik aus Franken.  Unterstützt wird es durch gerippte CDs, die über iTunes laufen: Das Hörspiel: Die Playmos: Dinos greifen an, ist derzeit ein Renner. Selbst ich kann schon einige Dialoge fehlerfrei mitsprechen. Also Sohn liebt Playmobil.

Genauso wie sein Vater übrigens. Ich war und bin auch ein Playmo-Fan. Bei mir begann es um 1974/75 als meine Eltern mit eine Ritterausstattung kauften. Ich wollte zu Beginn keine Figuren, was sich kurz darauf als blöde Entscheidung entpuppte. Ich wollte Ritterzubehör: Bänke, Tische, Waffenständer, Hellebarden, Schwerter und ich glaube, Schilder waren auch dabei. Teile von dem Zeug haben wir noch heute und es kommt in der aktuellen Ritterwelt des Sohns zum Einsatz. Spielzeug, das Generationen einsetzen.

Bei mir begann es mit Ritter, dann kamen Bauarbeiter hinzu – später natürlich die klassische Berufe wie Feuerwehr und Polizei. Ich machte einen Abstecher in den wilden Westen, zum Camping und landete irgendwann auch bei britischen Garden des 18. Jahrhunderts. Mit Wachhäuschen und Gewehr mit Bajonett waren sie eine Zeitlang meine Lieblingsfiguren. Ganz hohes Ansehen hatte bei mir übrigens ein Kamerateam. Es hatte eine weiße Fernsehkamera, die auf einen blauen Ständer befestigt war. Leider wurde die Kamera in jugendlichen Leichtsinn etwas schief beklebt. Ich denke, dieses TV-Team war der Auslöser meiner späterer Journalistenkarriere.

Heute müssen die Playmos aber ruhen. Gestern habe ich im Twitter der Bild gelesen, dass der Playmobil-Erfinder Hans Beck im Alter von 79 Jahren verstorben ist. Trauer ist bei den Figuren angesagt, wenn der Papa  von ihnen gegangen ist. 2,2 Milliarden Figuren wurden gefertigt und ich habe das Gefühl, ein Großteil davon steht in unserem Wohnzimmer. Firmeninhaber Horst Brandstätter hatte den gelernten Möbeltischler und passionierten Modellbauer 1958 aus über 20 Bewerbern ausgewählt und es war die richtige Entscheidung. Die Playmo-Welten haben mich begleitet und auch meinen Sohn. Und wenn meine Kinder mal Kinder haben sollten, werde ich ihnen als Opa auch Playmo schenken. Vielleicht auch Ritter, damit dann das Wohnzimmer meiner Kinder genauso wie ein Saustall aussieht, wie das meinige jetzt. 

Bußgelder für Verkehrsverstöße überwachen

2. Februar 2009

Erinnern sei an die denkwürdige Aussage des ehemaligen Ministerpräsidenten Günther Beckstein zum Thema Autofahren und Biertrinken: „Wenn man die zwei Maß in sechs, sieben Stunden auf dem Oktoberfest trinkt, ist es noch möglich. Natürlich nicht, wenn man die zwei Maß in zwei Stunden trinkt.“ Naja Günther, das war wohl nix. Hauptsache Luft wackelt, wann der Mund aufgeht.

Seit Sonntag würde der Law-and-Ordner-Mann kräftig zahlen. Es gilt ein neuer Bußgeld-Katalog. Drogen oder Alkohol am Steuer kosten jetzt beim ersten Vergehen 500 statt bisher 250 Euro.

Die genauen Änderungen hat das Bundesverkehrsministerium hier aufgelistet. Fast alle Strafen wurden verdoppelt und es wird teuer, wenn man erwischt wird. Und genau das ist das Problem. Was nutzen diese Strafen, wenn sie nicht überwacht werden. Bei uns vor der Haustüre ist eine Tempo 30-Zone, doch nur die wenigsten richten sich danach. Dabei sind es nicht irgendwelche Ortsfremden, die in der Regel nach einer Straße suchen und deshalb langsam fahren. Nein, es sind Einheimische, die mal schnell zur S-Bahn müssen, zur Arbeit fahren oder eine Abkürzung nehmen. Jede Sekunde zählt.

Wenn ich morgens meine Kindern zu Fuß zur Schule gehe, dann gibt es mindestens ein, zwei Irre aus dem Hinterland, die die Straße entlang rasen. Sie fahren mindestens 50 Stundenkilometer und haben kein Unrechtsbewusstsein. Ich habe wirklich Angst, dass etwas passiert. Wenn ein Kind angefahren wird, dann nutzen auch höhere Strafen nichts, sondern ein Bewussteinseinswandel muss einsetzen.

Es heißt immer: Die Leute bekommt man über den Geldbeutel und vielleicht nutzen ja die höheren Bußgelder etwas. Nur überwacht müssen sie eben werden.