Posts Tagged ‘Kultusministerium’

Bildungsmesse didacta 2025: KI überall spürbar

16. Februar 2025

Ich arbeite viel an Schulen mit Lehrern, aber so viele Lehrer auf einen Haufen war dann schon etwas gewöhnungsbedürftig. Es gibt solche und solche, aber ganz viele auf einen Haufen, können in Gesprächen anstrengend sein. In Stuttgart besuchte ich die Bildungsmesse didacta, denn ich hatte bei einem Preisausschreiben der Initiative D21 eine Eintrittskarte gewonnen und nahm die Fahrt von München nach Stuttgart auf mich.

Wichtig für mich an diesem Besuchstag war zum einen neue Kunden für meine Vorträge zur Medienkompetenz zu generieren, zum anderen mich auf den Stand von KI in Sachen Schule zu informieren.

Hoch emotional
Das Thema Bildung war oft emotional und hoch politisch, wenn nicht gar ideologisch. Die Messe stand unter dem Motto: „Demokratie braucht Bildung – Bildung bracht Demokratie“. Da gab es zum einen verschiedene Demos gegen die Teilnahme der AfD an der Bildungsmesse. Die Publizistin und Grünen-Politikerin Marina Weisband hat sogar den Didacta-Preis für ihr Schuldemokratieprojekt „Aula“ abgelehnt. Es formierte sich Protest und Kritik an der Messegesellschaft.

Dann gab es auch Protest von einigen gegen eine Entscheidung des Bayerischen Kultusministeriums, dass die linke Aktivistin Lisa Poettinger vorerst kein Referendariat an einer bayerischen Schule beginnen darf. Lisa Poettinger bezeichnete sich selbst als Marxistin. Das KM schrieb: „Die Zulassung zum Vorbereitungsdienst für das Lehramt an Gymnasien zum Termin Februar 2025 wird Ihnen versagt.“ Ich habe die Dame selbst bei einer Demo gegen Rechts im Januar 2024 erlebt und mich über ihren klassenkämpferischen Ton gewundert. Schon damals haben einige Mitdemonstraten den Kopf geschüttelt. Mein Gefühl war, dass einige Messebesucher auf dem linken Ohr taub waren.

„Die angeregte Debatte rund um die didacta bestärkt uns darin, dass wir mit unserem Motto ‚Demokratie braucht Bildung – Bildung braucht Demokratie‘ richtig lagen“, sagte Dinah Korb, Geschäftsführerin der Didacta Ausstellungs- und Verlagsgesellschaft mbH in der Abschlussmeldung.

KI überall
Ich spazierte durch die Messehallen und führte einige Gespräche zu neutralen Themen wie Technik in der Schule. Insgesamt waren auf der Bildungsmesse knapp 60.000 Besucher und rund 700 ausstellende Unternehmen. Smartboards nahmen einen großen Raum ein (Wortwitz), Tablets im Unterricht, verschiedene Ladestationen, die neue Lego-Initiative Spike nachdem meine geliebte Mindstorm-Serie abgekündigt wurde, was ich für falsch halte. Mindstorm haben meinen Kinder das Programmieren beigebracht.

Ich probierte an verschiedenen VR-Brillen aus, wobei ich subjektiv feststellte, dass hier die Luft oft raus war, weil die technische Ausstattung von Schulen im Bildungsland Deutschland oftmals unterirdisch ist. Die Apple Vision Pro habe ich leider nicht entdeckt, obwohl ich bei den Solution-Händlern auf der Matte stand. 5000 Euro sind dann wohl zu hoch für den Bildungsetat.

Aber allgegenwärtig war das Thema Künstliche Intelligenz. Verlage stellten ihre verschiedenen KI-Plattformen vor. Interessant fand ich die KI-Erweiterung von der App Goodnotes, die den Lehrer bei Tablet-Klassen unterstützen könnte. Bei der Demonstration auf der Messe sah ich allerdings nur die englische Sprachversion, eine lokalisierte App wird wohl erscheinen. Alle Hersteller warben für den Einsatz an pädagogischen Tagen an den Schulen, um ihre Software in die Schulen zu bekommen.

Es gab viele Panels zum Thema Künstliche Intelligent, wobei bei einigen Teilnehmern die Angst vor Veränderung deutlich zu spüren war. Sie befürchten einen enormen Schulungsaufwand, zudem das Thema an der universitären Ausbildung noch nicht einmal stattfindet. Für mich steht fest: KI kann eine Unterstützung und Arbeitserleichterung für den Bildungssektor sein und soll die Pädagogik nicht ersetzen. Es wurde immer wieder versucht von Bildungstraditionalisten diese Themen gegeneinander auszuspielen statt die Vorteile beider Welten zu nutzen.

Sehr gut fand ich das Panel „KI und Digitalisierung: noch ungenutztes Potential zur Steigerung der Bildungsqualität?“ Künstliche Intelligenz wird als „die“ nächste, disruptive Technologie bezeichnet, deren Auswirkungen und Ausmaß auf die globale Welt nicht absehbar und für viele auch nicht greifbar sind. Fest steht, dass diese Technologie, seit sie erfunden wurde und verfügbar ist, in rasender Geschwindigkeit Veränderung mit sich bringt und bleiben wird. Neben dem kritischen Bewusstsein für Risiken ermöglicht sie jedoch auch zahlreiche positive Anwendungsszenarien. So können Routineaufgaben ausgelagert werden oder individualisierte Nutzungen den Einzelnen unterstützen. Welche Möglichkeiten gibt es und welche sind sinnvoll? Wie kann der Umgang erlernt und der Einsatz zielgerichtet auch im Bildungsbereich, für Unterricht und Verwaltung, gestaltet werden?

Ich habe die Diskussion mutgefilmt und es lohnt sich, die Meinungen anzuhören. Da ich ja auf Einladung der Initiative D21 auf der Messe war, war es natürlich Ehrensache, dieser Veranstaltung beizuwohnen. Teilnehmer waren Gerhard Brand (Verband Bildung und Erziehung (VBE)), Prof. Dr. Peter O. Chott (Universität Augsburg), Timm Lutter (Initiative D21 e.V. und Cornelsen Verlag), Prof. Dr. Oliver Thomas (Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), Didactic Innovations GmbH, School to go GmbH) und Michelle Wothe (eduhu GmbH).

Ich war so frech und hab zwei Fragen gestellt zum einen KI-Gipfel in Paris und zum anderen die Meinung nach einem Digitalministerium nach der Bundestagswahl.

Die nächste didacta findet vom 10. bis 14. März 2026 in Köln statt.

Ich heb mal den Finger: Bayern will mehr über Soziale Netze aufklären

3. Februar 2020

Heute vormittag im Allgäu: Schulung von allen sechsten Klassen des Gymnasiums Hohenschwangau.

Heute vormittag im Allgäu: Schulung von allen sechsten Klassen des Gymnasiums Hohenschwangau.

Gerade habe ich einen Vortrag über Medienkompetenz im Allgäu beendet und lese im Internet, bayerische Schüler besser vor Straftaten im Internet geschützt werden sollen.
Im Auftrag der Staatsregierung habe eine entsprechende Arbeitsgruppe heute ihre Arbeit aufgenommen. Die Vertreter von Justiz- und Kultusministerium sowie Lehrerverbänden wollen ein Konzept entwickeln, das Kinder und Jugendliche über die Gefahren in den sozialen Medien aufklärt. Gerne würde ich an einer solche Arbeitsgruppe teilnehmen und mein Fachwissen einbringen.
Seit mehreren Jahren bin ich mehrmals die Woche in Bayern mit meinem „Tag der Medienkompetenz“ unterwegs und schule Schüler, Lehrer und vor allem die Eltern im Umgang mit sozialen Netzwerken. Ich plädiere dafür, die ganze Schulfamilie zu schulen und nicht nur die Schülerinnen und Schülern.

Klassensprecher des Gymnasiums Haßfurt habe ich vergangene Woche im Auftrag der HSS geschult.

Klassensprecher des Gymnasiums Haßfurt habe ich vergangene Woche im Auftrag der HSS geschult.

Vielen Schülern sei nicht bewusst, so Justizminister Eisenreich, dass sie sich mit bestimmten Beiträgen auf Facebook oder WhatsApp strafbar machen. Konkret nannte er dabei neben Cybermobbing die Verbreitung von kinderpornographischen Bild – oder Tonaufnahmen, Gewaltdarstellungen sowie Volksverhetzung. Wichtig ist mir aber auch bei all den Gefahren, die Chancen der Digitalisierung zu sehen. Bayern als ehemaliges Hightech-Land darf den Anschluss nicht verlieren. Angst ist immer ein schlechter Ratgeber. Gegen Angst hilft nur Wissen und Bildung. Daher begrüße ich die Initiative und würde mich gerne einbringen. Mail genügt und gerne weitersagen.

Geistige Behinderung ist nicht heilbar

5. Mai 2019

Gruppenbild nach erfolgreichem Seminar.

Gruppenbild nach erfolgreichem Seminar.

Heute ist der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung und überall in Europa wird auf die Situation von behinderten Mitmenschen aufmerksam gemacht. Ich möchte auf die Arbeit des Landeselternbeirates der Schulen und schulvorbereitenden Einrichtungen für Menschen mit geistiger Behinderung in Bayern e.V.  aufmerksam machen. Der Verein hat einen komplizierten Namen, macht aber eine enorm wichtige Arbeit.

Bei einem Seminar der HSS mit dem Verein habe ich ein Interview mit der langjährigen Vorsitzenden und noch aktiven Vorstandsmitglied Claudia Grubmüller geführt. Dabei kam heraus, dass geistige Behinderung nicht heilbar sei und dass die Politik mit der Umsetzung der Forderungen zu lange braucht.

Der Landeselternbeirat vertritt Kinder und Jugendliche an den Schulen, schulvorbereitenden Einrichtungen und Tagestätten mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung in Bayern gegenüber der Politik wie Parteien im Bayrischen Landtag und staatlichen Stellen wie Kultusministerium. Eltern, die aufgrund der geistigen Behinderung ihres Kindes Probleme oder einfach nur Fragen haben, können sich an den Verband wenden. Das Netzwerk des Verbandes nimmt sich dann den Anfragen an. Auch Schwangere, bei denen vermutet wird, dass sie ein behindertes Kind bekommen werden, können sich schon an den Verein wenden.  

Auf die Situation von Menschen mit Behinderung in Deutschland aufmerksam machen und sich dafür einsetzen, dass alle Menschen gleichberechtigt an der Gesellschaft teilhaben können: Das ist das Ziel des Europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. 

Seit 24 Jahren veranstalten Verbände und Organisationen der Behindertenhilfe und -selbsthilfe rund um den 5. Mai überall in Deutschland Podiumsdiskussionen, Informationsgespräche, Demonstrationen und andere Aktionen. Dabei geht es darum, die Kluft zwischen dem im Grundgesetz verankerten Anspruch der Gleichberechtigung für alle Menschen und der Lebenswirklichkeit Stück für Stück zu überwinden. Entstanden ist der Protesttag 1992 auf Initiative des Vereins Selbstbestimmt Leben, einer Interessenvertretung von Menschen mit Behinderung.

Digitalisierung in der Schule – positives Beispiel

26. Februar 2018

Die Kreidetafel kann auch im digitalen Zeitalter bleiben. Der Inhalt des Unterrichts muss sich ändern.

Die Kreidetafel kann auch im digitalen Zeitalter bleiben. Der Inhalt des Unterrichts muss sich ändern.

Dieses Jahr müssen die bayerischen Schulen ein Digitalisierungskonzept für ihre jeweilige Schule dem Bayerischen Kultusministerium vorlegen. Schulen sollen/müssen ins 21. Jahrhundert befördert werden. Ich bin durch meinen Tag der Medienkompetenz in der Regel dreimal die Woche an Schule unterwegs und schaue mir immer wieder Konzepte der Pädagogen an, was sie unter Digitalisierung verstehen.
Für mich steht fest: Internet und damit die Digitalisierung verändert unser Privat- und Arbeitsleben, die ganze Gesellschaft radikal. Ähnlich wie die Erfindung des Johannes Gutenberg verändert die Digitalisierung alle Bereiche des Lebens – und damit auch Schule. Jetzt treffe ich an besagten Schulen natürlich – wie immer im Leben auch – auf Totalverweigerer: „Wissen Sie, meine letzten 15 Jahre des Berufslebens will ich mich damit nicht mehr beschäftigen.“ OMG – nein, ich will kein Lehrerbashing betreiben. Die Aussage wäre witzig, wenn sich diese Lehrerinnen und Lehrer blöderweise nicht um Kinder kümmern würden.
Aber davon will ich heute nicht erzählen. Digitalisierung bedeutet auch nicht, die Kreidetafel abzuschrauben und einen Beamer oder Smartboards aufzustellen. Das ist Hardware und die richtige Hardware am richtigen Platz ist sinnvoll, hat aber mit Digitalisierung nichts zu tun. Digitalisierung geht tiefer und darf nicht an Hardware festgemacht werden. Es geht an das Grundsätzliche: Was ist Bildung? Wie wird Bildung vermittelt?
Vor kurzem traf ich auf einem Seminar Das Gymnasium Schrobenhausen ist dabei schon sehr weit. Es muss sich die Art des Lernens ändern. Ich habe die beiden Lehrern Johannes Kremsreiter und Michael Schindler getroffen, die zudem eigene Lösungen für ihren Digital-Unterricht entwickelt haben.

Wearables als Spicker in Schule und Uni

10. Februar 2015

Da ich in der Regel zweimal die Woche an Schulen mit meinen Tag der Medienkompetenz unterwegs bin, gehe ich bei der Lehrerfortbildung ausführlich auf das Thema Wearables ein. Ich bin erstaunt, wie wenig Ahnung hier einige Pädagogen haben – nicht alle, aber einige. Die Möglichkeit, Wearables beim Spicken einzusetzen, ist kaum bekannt. Was soll schon dabei sein, wenn der Schüler auf seine Uhr in der Prüfung schaut?

Die Pebble ist die meistverkaufteste Smartwatch bisher.

Die Pebble ist die meistverkaufteste Smartwatch bisher.

Wenn ich mit den Schülern spreche, dann sind diese Experten in Sachen Spicken. Ich staune nicht schlecht, wie sich das Spicken seit meiner Schulzeit technisch weiterentwickelt hat. Und die Schüler checken die Möglichkeiten von Wearables. Einige haben die ersten Uhren wie Samsung Galaxy Gear oder Pebble schon im Einsatz und nutzen sie als Gedächtnisstütze in Klausuren. Ein kurzer Blick auf die Smartwatch löst so manches Problem in der schriftlichen Prüfung.

Auch Samsung mischt da mit.

Auch Samsung mischt da mit.

Im Klassenzimmer wird durch Wearables aufgerüstet und bevor Unis und Schulen im vollen Umfang mit den Hightech-Möglichkeiten konfrontiert werden, ziehen die Lehranstalten in Belgien und Großbritanien schon den Stecker. Die City University in London und die belgische Arteveldehogeschool in Gent haben das Tragen von Uhren während einer Prüfung untersagt. Somit klappt das Spicken mit einer Smartwatch dann nicht mehr.
Und bayerische Schulen? Bei meinen Veranstaltungen in den Schulen gibt es von Seiten der Direktoren dazu keine konkrete Aussage. Mal sehen, ob ich bei der vorgesetzten Behörde, dem Kultusministerium jemanden finde, dem das Problem bewusst ist.
Ach ja, ich freue mich schon auf April, wenn die Apple Watch kommt und den Markt der Wearbles aufrollt. Vielleicht fällt der Groschen bei den zuständigen Behörden, wenn die Marktmacht von Apple in den Schulen und Unis ankommt.

Mal sehe, was die Apple Watch so alles kann.

Mal sehe, was die Apple Watch so alles kann.

Brauchen Lehrer digitale Nachhilfe?

2. Dezember 2014

Etwa ein- bis zweimal pro Woche bin ich an Schulen mit meinem Tag der Medienkompetenz unterwegs und schaffe es mit Erfolg, das Thema digitaler Wandel in die Familien zu bringen. Aufhänger ist natürlich das Thema Soziale Netzwerke, also Facebook, Whats App und Co. Ich halte das Thema Medienkompetenz für enorm wichtig und sehe massiven Handlungsbedarf – vor allem bei Eltern.

Vortrag im Hort der Lehrerfortbildung Dillingen.

Vortrag im Hort der Lehrerfortbildung Dillingen.

Neulich war ich im Hort der bayerischen Lehrerfortbildung zu Gast, in der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung Dillingen, und habe Seminarlehrer zum Thema soziale Netzwerke fit gemacht. Es bewegt sich etwas bei dem Thema Medienkompetenz. Morgen bin ich in Berlin und spreche auf der Online Edca in der Hauptstadt und halte auf dem Schoolforum ein Implusreferat zu diesem Themenkomplex.
Da bekomme ich heute ein interessante Meldung von der D21 auf den Tisch. Inhalt: Lehrer haben ein Problem mit digitaler Medienkompetenz und brauchen Nachhilfe.

Abb.4_FortbldgTeilnahme_Lehrer
Medienkompetenz, also der souveräne Umgang mit Computern und dem Internet, gilt heute als Schlüsselqualifikation für einen chancenreichen Start ins Berufsleben. Digitale Bildung soll nach dem Willen der Bundesregierung deshalb in allen Schulstufen und Schulfächern Einzug halten. Die größte Herausforderung liegt bei den Lehrkräften: Über die Hälfte aller Lehrer in Deutschland ist 50 Jahre und älter. Mit fortschreitendem Alter nimmt digitale Souveränität im Bundesdurchschnitt rapide ab, das zeigt die Studie D21-Digital-Index 2014. Dem entsprechend beurteilen auch Lehrer über 50 ihre Computerkenntnisse als eher schlecht. Grundsätzlich gibt es nicht genügend ausreichend qualifizierte Lehrer, die Schülern den Umgang mit Medien, mit den eigenen Daten und mit Informationen im Netz vermitteln können, so sagt die Initiative D21. Die genaue Studie gibt es hier zum kostenlosen Download.
Ich stelle bei meinen Lehrerfortbildung fest, dass diese Äußerung mach Nachhilfe sehr pauschal ist. Es hängt von dem einzelnen Lehrer ab und Forderung „Lehrer müssen in die digitale Nachhilfe“ ist mir zu pauschal. Es gibt solche und solche Lehrer. Und weil jeder einen Lehrer in der Schule hatte, ist jeder bei dem Thema Experte. Dennoch: Nicht wegzudiskutieren ist aber die digitale Spaltung in den Lehrerzimmern. Freilich gehen Junglehrer und Referendare an das Thema anders heran, weil sie im Studium mit IT gearbeitet haben. Aber für mich ist es keine Sache zwischen jung und alt, sondern zwischen digital und analog. Und, es ist eine Sache, wie ernst ich meinen Beruf nehme. Es gibt Pädagogen, die nehmen ihren Beruf als Berufung und es gibt – sorry – einfach faule Menschen. Letztere haben mit ihrem Job geistig abgeschlossen und werden durch das Beamtenrecht geschützt. Es ist eine grundsätzliche Auffassung, wie ich meinen Beruf ansehe und darf nicht nur auf das Thema digitale Medien reduziert werden. Der Lehrerjob hat sich radikal verändert.
Ich stelle auch fest, dass der Verwaltungsaufwand in den Schulen enorm geworden ist. Das Rundschreiben des Kultusministerium ist eine Botschaft des Schreckens im besten Verwaltungsdeutsch. Andere Organisationsformen müssen sich an den Schulen etablieren und iPads und Co gehören endlich in den flächendeckenden Unterricht. Mensch, wir leben im 21. Jahrhundert.

Schülerzeitungspreis Die Raute: Der Amtschef ist Kollege

19. November 2013

Aufmerksame Blogleser wissen es, ich bin oft in Sachen Schülerzeitung unterwegs. Und so auch wieder vor kurzem: Als Jury-Mitglied nahm ich an der Preisverleihung der Raute teil. Die Raute ist ein Schülerzeitungspreis der Hanns-Seidel-Stiftung, zu dem ich einige Ideen beigetragen habe. Inzwischen wurde der Preis zum vierten Mal vergeben und ich war zum ersten Mal bei der Preisverleihung dabei. Schön war es, muss ich sagen und ich bin schon stolz auf mein Zutun.

Die Verlegung wurde vorgenommen von Peter Müller (KuMi), Franz Guber und Hans Zehetmair (beide HSS).

Die Verlegung wurde vorgenommen von Peter Müller (KuMi), Franz Guber und Hans Zehetmair (beide HSS).

210 Schülerzeitungen hatten sich an der diesjährigen Ausschreibung beteiligt. Dr. Peter Müller, Amtschef im Bayerischen Kultusministerium, und Stiftungsvorsitzender Prof. Hans Zehetmair überreichten den mit insgesamt 4.500 Euro dotierten Preis an fünfzehn Redaktionsteams. Sehr nett, war die Rede von Peter Müller, der von seiner Schülerzeitungszeit erzählte. Das ist wichtig, denn wenn der Amtschef des Kultusministeriums ein Schülerzeitungsmacher war, dann rennen wir mit dem Thema bei ihm offene Türen ein.

Als Jury-Mitglied durfte ich vorne sitzen.

Als Jury-Mitglied durfte ich vorne sitzen.

In diesem Zusammenhang war eine Bemerkung eines Schülers nett, der hinter mir saß. Er meinte zu seinem Nachbarn: „Cool, dann kann ich zum Müller jetzt auch Kollege sagen, denn wir Schülerzeitungsredakteure sind ein immer ein Team.“ Respekt vor so viel Chutzpe. Das gefällt mir am journalistischen Nachwuchs.

Wie schon im vergangenen Jahr wurde der Preis in fünf Schularten (Hauptschule/Mittelschule, Realschule, Gymnasium, Förderschule und Berufliche Schulen mit FOS/BOS) und jeweils in drei Kategorien vergeben: „Journalistischer Einzelbeitrag“, „Kreativität und Gestaltung“, „Informationsvielfalt“.

Es war wunderbar zu sehen, wie sehr sich die jungen Redakteure über den Preis gefreut haben. Ein junger Bub, der gerade mal bis zum Bistrotisch reichte, erklärte mir stolz beim anschließenden Empfang: „Wissen Sie, das ist mein allererster Preis, den ich je bekommen habe.“ Hab ich ihm gerne geglaubt und ihn nochmals beglückwünscht. Der kleine Mann wuchs in dem Moment sichtlich. Motivation ist schließlich alles. Was er in Latein oder Mathe gelernt hat, wird er wahrscheinlich vergessen, aber diesen Moment der Ehrung sicherlich niemals.

Der Amtschef des KuMi im Gespräch mit mir.

Der Amtschef des KuMi im Gespräch mit mir.

In diesem Jahr siegten die Redaktionen folgender Schülerzeitungen: Pippifax, HKS World, Kunterbunte Schatztruhe, V.I.N., Volltreffer, Schilly Schote, paparazzi, eigenleben, wortwechsel, freestyle, die idee, egon, Camerjäger, Konkret, Herbert.

Viele der Preisträger werde ich wohl wiedersehen und weiter schulen. Ich freue mich darauf. Die Sieger bekommen eine Schulung und zusammen mit einem Kollegen optimieren wir die Zeitungen. Wichtig ist, dass wir die jungen Zeitungsmacher ernst nehmen und uns konkret um die Probleme kümmern. Diese sind in erster Linie gar nicht mehr journalistischer Art. Vielmehr drehen sich viele Fragen um redaktionelle Konzepte und Redaktionsworkflow. Auch werden mehr und mehr Konzepte erarbeitet, wie eine Schülerzeitung im Web 2.0-Zeitalter aussehen könnte. Auf die Ideen bin ich gespannt.

Martin Ruf vom Eigenloben der Klara Oppenheimer Schule.

Martin Ruf vom Eigenloben der Klara Oppenheimer Schule.

Medienkompetenz: eBooks in der Schule

9. Januar 2011

In den Weihnachtsferien habe ich gesehen, mit welcher Schullektüre sich meine Neffen beschäftigen müssen: Kafka, Zweig, Mann und Co. Allesamt große Klassiker, die es zu lesen wert sind. In der Regel ist das Copyright abgelaufen und dennoch müssen die Kinder die Schullektüre im Buchhandel erwerben. So kann man eine Branche auch künstlich subventionieren. Druck kostet fast nichts, Vertrieb findet nur auf Bestellung statt und Lizenzgebühren an die Autoren müssen kaum noch bezahlt werden. Also Verkaufspreis entspricht fast dem Reingewinn – das ist ein Geschäftsmodell auf Kosten der Schüler.
Viele der Klassiker findet sich im Projekt Gutenberg – und zwar kostenlos. Einfach das PDF laden und fertig ist Geschichte. Natürlich ist die Verbreitung von entsprechenden eBook-Readern noch ein Problem, aber PDF kann natürlich auch auf Laptops und anderen Rechnern ausgegeben werden. Dazu braucht es nicht zwingend ein iPad, Kindle oder eBook-Reader. Vielleicht wäre dies ein Schritt in die richtige Richtung und stärkt die Medienkompetenz des Landes.
Da fällt mir eine Studie des Branchenverbandes BITKOM in die Hände.  Die meisten Schülerinnen und Schüler wünschen sich einen stärkeren Einsatz elektronischer Medien im Unterricht, wollen auf ihre Schulbücher aber nicht verzichten. Das hat eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Hightech-Verbands BITKOM unter 500 Schülerinnen und Schülern im Alter von 14 bis 19 Jahren ergeben. Danach sind 29 Prozent der befragten Schüler der Ansicht, elektronische Medien wie E-Books oder Lernprogramme könnten Schulbücher vollständig ersetzen. Die große Mehrheit ist dagegen der Meinung, das sei nicht der Fall.
Im Vergleich zu gedruckten Büchern bieten elektronische Lernmedien eine Reihe von Vorteilen. So enthalten E-Books neben Texten und Bildern auch Sprachaufnahmen und Filme. Zudem können sie automatisch aktualisiert und ergänzt werden. Die BITKOM meinte: „Ein modularer Aufbau der elektronischen Lerneinheiten mit differenzierten Inhalten und Tests macht es einfacher, die Schüler individuell zu fördern.“
Nach den Ergebnissen der BITKOM-Umfrage wünschen sich 84 Prozent der Schüler, dass elektronische Medien im Unterricht stärker eingesetzt werden. 92 Prozent sagen, dass neue Medien Schulstunden interessanter machen und 79 Prozent, dass sie zum besseren Verständnis der Lehrinhalte beitragen. Laut Umfrage hapert es in vielen Schulen aber noch an der Basisausstattung mit PCs. Bei 43 Prozent aller Schüler werden Computer im Unterricht entweder gar nicht oder seltener als einmal pro Woche eingesetzt. Die BITKOM weiter: „Eine gute Ausstattung mit Computern, Internet-Zugängen und Whiteboards ist die Grundlage für einen modernen Unterricht.“  Ebenso wichtig wie die Technik seien gut geschulte Lehrer, die neue Lernkonzepte in der Praxis umsetzen können. Und hier sehe ich das größte Problem. Ich will nicht auf die Lehrer schimpfen. Es gibt sehr viele Pädagogen, die einen hervorragenden Job machen. das kann ich aus eigener Erfahrung und der meiner Kinder bestätigen. Bei meinen zahlreichen Schulungen und Fortbildungen für Lehrkräften stelle ich aber eine massive Technikfeindlichkeit fest, die in der Regel aber aus Unsicherheit mit der Materie stammt.
Hier gilt es Medienkompetenz zu beweisen und die Schulung des Lehrpersonals zu intensivieren. Und gleichzeitig müssen die politischen Verantwortlichen mit der Materie vertraut werden. Kultusministerien, Schulbehörden, vorgelagerte Ämter – hier ist ein großer Bildungsbedarf. Packen wir es an, es geht um unsere Zukunft. Es geht um unsere Kinder.