Posts Tagged ‘Justizministerium’

Ich heb mal den Finger: Bayern will mehr über Soziale Netze aufklären

3. Februar 2020
Heute vormittag im Allgäu: Schulung von allen sechsten Klassen des Gymnasiums Hohenschwangau.

Heute vormittag im Allgäu: Schulung von allen sechsten Klassen des Gymnasiums Hohenschwangau.

Gerade habe ich einen Vortrag über Medienkompetenz im Allgäu beendet und lese im Internet, bayerische Schüler besser vor Straftaten im Internet geschützt werden sollen.
Im Auftrag der Staatsregierung habe eine entsprechende Arbeitsgruppe heute ihre Arbeit aufgenommen. Die Vertreter von Justiz- und Kultusministerium sowie Lehrerverbänden wollen ein Konzept entwickeln, das Kinder und Jugendliche über die Gefahren in den sozialen Medien aufklärt. Gerne würde ich an einer solche Arbeitsgruppe teilnehmen und mein Fachwissen einbringen.
Seit mehreren Jahren bin ich mehrmals die Woche in Bayern mit meinem „Tag der Medienkompetenz“ unterwegs und schule Schüler, Lehrer und vor allem die Eltern im Umgang mit sozialen Netzwerken. Ich plädiere dafür, die ganze Schulfamilie zu schulen und nicht nur die Schülerinnen und Schülern.

Klassensprecher des Gymnasiums Haßfurt habe ich vergangene Woche im Auftrag der HSS geschult.

Klassensprecher des Gymnasiums Haßfurt habe ich vergangene Woche im Auftrag der HSS geschult.

Vielen Schülern sei nicht bewusst, so Justizminister Eisenreich, dass sie sich mit bestimmten Beiträgen auf Facebook oder WhatsApp strafbar machen. Konkret nannte er dabei neben Cybermobbing die Verbreitung von kinderpornographischen Bild – oder Tonaufnahmen, Gewaltdarstellungen sowie Volksverhetzung. Wichtig ist mir aber auch bei all den Gefahren, die Chancen der Digitalisierung zu sehen. Bayern als ehemaliges Hightech-Land darf den Anschluss nicht verlieren. Angst ist immer ein schlechter Ratgeber. Gegen Angst hilft nur Wissen und Bildung. Daher begrüße ich die Initiative und würde mich gerne einbringen. Mail genügt und gerne weitersagen.

Aus für die Zeitungszeugen

27. Januar 2009

Zwei Seelen schlagen in meiner Brust, wenn es um das Thema „Zeitungszeugen“ geht. Als ich die Werbung im Privatfernsehen gesehen hatte, dachte ich mir als erstes: „Nazi-Propaganda frei verkäuflich, dürfen die das?“ Doch wenn man sich näher mit der Zeitungssammlung beschäftigt, stellt man fest: Das Zeug ist gut aufgebreitet und wird wissenschaftlich begleitet.

Ein britischer Verleger druckt Woche für Woche alte NS-Zeitungen aus den Jahren 1933-1945 nach. In der ersten Ausgabe des „Zeitungszeugen“ bekommt man  „Deutsche Allgemeine Zeitung“, „Der Kämpfer“ und „Der Angriff“. Und der Nachdruck eines SPD-Posters ist auch dabei. Der Inhalt der Zeitungssammlung sind üble Kampfblätter der NS-Zeit “. Es sind Hetzreden gegen die Demokratie von linker und rechter Seite. Und dieses Zeug wird frei verkauft zum Einzelpreis von 3,90 Euro. Und das soll Woche für Woche so weitergehen. Wer die gesammelten Werke der Propaganda haben möchte, legt 165 Euro hin.

Ob nun die Sache Propaganda für die eklige braune Sache ist oder nicht, interessiert in Bayern im Moment keinen. Die „Zeitungszeugen“ verletzten nach bayerischer Meinung geltendes Urheberrecht und dürfen in Bayern nicht verkauft werden. Da hatte ich Glück, dass ich mir noch ein Exemplar schnappen konnte. Das bayerische Finanzministerium hat als Inhaber der Rechte des früheren NS-Verlags Eher den Originalnachdruck von Hetzblättern untersagt. Die bayerische Staatsregierung hat jetzt begonnen, Exemplare des an Kiosken angebotenen Editionsprojekts beschlagnahmen zu lassen. Außerdem werde gegen den Herausgeber wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Verstoßes gegen das Urheberrechtsgesetz ermittelt, teilte das bayerische Justizministerium mit.

Nazi-Musik aus der Zeit darf aus gutem Grund nicht verkauft werden. Allerdings: Nazi-Filme wie „Kollberg“ mit seinem Goebbels-Aufruf „Volk steh auf und Sturm brich los“ sind im deutschen Fernsehen schon über die Mattscheibe geflimmert. Warum dürfen die einen das und die anderen nicht? Wer sich die Zeitungen rein aus ideologischen Gründen antun, wird sich schwer tun. Die Schreibe der Autoren ist entsetzlich und die Typografie ist für moderne Leser nicht zu lesen.

Ich denke, wir brauchen eine sinnvolle Diskussion zu diesem Thema. Rechteverletzungen sind hier nur ein vorgeschobenes Argument, um sich einer ernsthaften Diskussion nicht zu stellen. 

 

Update (27.1. 9 Uhr): Der Tagesspiegel schreibt: Etwa  2500 Nachdrucke des NS-Blattes „Völkischer Beobachter“ hat die Polizei in Bayern beschlagnahmt. Das Projekt „Zeitungszeugen“ will in seinen kommenden Ausgaben vorübergehend auf das umstrittene Propaganda-Medium verzichten