Posts Tagged ‘Digitalisierung’

Ruf mich an war gestern: Warum wir nicht mehr telefonieren wollen

15. April 2025

Als gelernter Zeitungsjournalist gehört die Telefonrecherche eigentlich zum täglichen Brot auf der Jagd nach News und Stories. Hörer abnehmen, Nummer wählen, fertig. So war es damals. Doch im Laufe der Jahre stellte ich fest, dass jüngere Mitarbeiter mehr und mehr die Scheu haben zu telefonieren und besser zur E-Mail als Kommunikationsmittel greifen.

Und siehe da: Mir geht es ebenso. Meine Kommunikation hat sich gewandelt. Ich will auch nicht einfach so angerufen werden, weil dies meinen Tag stört.

Die Bitkom liefert die aktuelle Daten. Rund ein Drittel (36 Prozent) der Deutschen hat schon einmal aus Angst vor dem Telefonieren notwendige Anrufe aufgeschoben. Besonders ausgeprägt ist dies unter den Jüngeren: Unter den 16- bis 29-Jährigen haben dies schon 44 Prozent getan. Insgesamt 33 Prozent der Deutschen geben explizit an, sich oft unwohl dabei zu fühlen, mit fremden Leuten zu telefonieren. Ebenfalls ein Drittel (32 Prozent) vereinbart Termine bei Dienstleistern wie Friseursalons oder Arztpraxen generell lieber per Mail oder Buchungsplattform, statt anzurufen. Das sind die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung unter 1.004 Menschen in Deutschland ab 16 Jahren.

Klingt gut, aber leider hat weder mein Hausarzt noch mein Friseur ein Online-Buchungssystem. Beim Friseur schicke ich einfach eine Mail mit Terminvorschlägen, aber beim Arzt hänge ich in der Warteschlange.

Einer meiner Kunden geht hier einen besonderen Weg: Der Landesinnungsverband der bayerischen Friseure und Kosmetiker hat ein innovatives Onlinebuchungssystem für Telefontermine eingeführt, das seinen Mitgliedern zahlreiche Vorteile bietet und die Kommunikation effizienter gestaltet. Dieses neue System steht seit dem vergangenen Jahr bereit und ermöglicht es den Mitgliedern, flexibel und einfach ihre Gesprächstermine mit der LIV-Geschäftsstelle zu vereinbaren.

Mit dem neuen Onlinebuchungssystem entfällt die Notwendigkeit für zeitaufwendige Telefonate, bei denen der gewünschte Gesprächspartner nicht erreichbar ist. Stattdessen können die Mitglieder ihre Termine bequem online buchen und so sicherstellen, dass ihr Anliegen zur gewünschten Zeit besprochen wird. Dies schafft nicht nur Transparenz, sondern spart auch wertvolle Zeit.

Aufgrund der Online-Terminvereinbarung kann sich der Ansprechpartner optimal auf das Telefonat vorbereiten. Relevante Informationen und Unterlagen können vorab per E-Mail übermittelt werden, wodurch das Gespräch zielgerichtet und effizient ablaufen kann. Zudem entfällt jeglicher Zeitdruck, da das für das Telefonat reservierte Zeitfenster exklusiv für den Anrufer vorgesehen ist.
Dieses System habe ich gerne für mein Geschäft übernommen. Die meisten Anfragen erreichen mich per Mail und das freut mich.

Zeit zum Formulieren
„Die Angst vor dem Telefonieren entsteht heute oft, weil wir uns an Nachrichten gewöhnt haben, bei denen wir Zeit zum Formulieren haben – während ein Anruf schnelle Reaktion erfordert, ohne die Möglichkeit, nonverbale Signale oder Emojis zur Unterstützung zu nutzen“, erklärt Dr. Sebastian Klöß, Experte für Consumer Technology beim Bitkom. „Besonders jüngere Menschen, die mit Kurznachrichten aufgewachsen sind, empfinden spontane Telefonate daher häufig als aufdringlich oder unangenehm.“ Insgesamt 35 Prozent der Deutschen kündigen ihren Anruf bei Freunden und Familie in der Regel vorab per Nachricht an. Selbst würden gerne 32 Prozent eine Nachricht bekommen, bevor sie angerufen werden.

Aber auch im Freundeskreis und innerhalb Familien schreiben laut Bitkom 40 Prozent der Deutschen lieber eine Nachricht als anzurufen – unter den Jüngeren zwischen 16 und 29 Jahren bevorzugt mit 52 Prozent sogar knapp mehr als die Hälfte Text gegenüber einem Anruf.

Bildungsmesse didacta 2025: KI überall spürbar

16. Februar 2025

Ich arbeite viel an Schulen mit Lehrern, aber so viele Lehrer auf einen Haufen war dann schon etwas gewöhnungsbedürftig. Es gibt solche und solche, aber ganz viele auf einen Haufen, können in Gesprächen anstrengend sein. In Stuttgart besuchte ich die Bildungsmesse didacta, denn ich hatte bei einem Preisausschreiben der Initiative D21 eine Eintrittskarte gewonnen und nahm die Fahrt von München nach Stuttgart auf mich.

Wichtig für mich an diesem Besuchstag war zum einen neue Kunden für meine Vorträge zur Medienkompetenz zu generieren, zum anderen mich auf den Stand von KI in Sachen Schule zu informieren.

Hoch emotional
Das Thema Bildung war oft emotional und hoch politisch, wenn nicht gar ideologisch. Die Messe stand unter dem Motto: „Demokratie braucht Bildung – Bildung bracht Demokratie“. Da gab es zum einen verschiedene Demos gegen die Teilnahme der AfD an der Bildungsmesse. Die Publizistin und Grünen-Politikerin Marina Weisband hat sogar den Didacta-Preis für ihr Schuldemokratieprojekt „Aula“ abgelehnt. Es formierte sich Protest und Kritik an der Messegesellschaft.

Dann gab es auch Protest von einigen gegen eine Entscheidung des Bayerischen Kultusministeriums, dass die linke Aktivistin Lisa Poettinger vorerst kein Referendariat an einer bayerischen Schule beginnen darf. Lisa Poettinger bezeichnete sich selbst als Marxistin. Das KM schrieb: „Die Zulassung zum Vorbereitungsdienst für das Lehramt an Gymnasien zum Termin Februar 2025 wird Ihnen versagt.“ Ich habe die Dame selbst bei einer Demo gegen Rechts im Januar 2024 erlebt und mich über ihren klassenkämpferischen Ton gewundert. Schon damals haben einige Mitdemonstraten den Kopf geschüttelt. Mein Gefühl war, dass einige Messebesucher auf dem linken Ohr taub waren.

„Die angeregte Debatte rund um die didacta bestärkt uns darin, dass wir mit unserem Motto ‚Demokratie braucht Bildung – Bildung braucht Demokratie‘ richtig lagen“, sagte Dinah Korb, Geschäftsführerin der Didacta Ausstellungs- und Verlagsgesellschaft mbH in der Abschlussmeldung.

KI überall
Ich spazierte durch die Messehallen und führte einige Gespräche zu neutralen Themen wie Technik in der Schule. Insgesamt waren auf der Bildungsmesse knapp 60.000 Besucher und rund 700 ausstellende Unternehmen. Smartboards nahmen einen großen Raum ein (Wortwitz), Tablets im Unterricht, verschiedene Ladestationen, die neue Lego-Initiative Spike nachdem meine geliebte Mindstorm-Serie abgekündigt wurde, was ich für falsch halte. Mindstorm haben meinen Kinder das Programmieren beigebracht.

Ich probierte an verschiedenen VR-Brillen aus, wobei ich subjektiv feststellte, dass hier die Luft oft raus war, weil die technische Ausstattung von Schulen im Bildungsland Deutschland oftmals unterirdisch ist. Die Apple Vision Pro habe ich leider nicht entdeckt, obwohl ich bei den Solution-Händlern auf der Matte stand. 5000 Euro sind dann wohl zu hoch für den Bildungsetat.

Aber allgegenwärtig war das Thema Künstliche Intelligenz. Verlage stellten ihre verschiedenen KI-Plattformen vor. Interessant fand ich die KI-Erweiterung von der App Goodnotes, die den Lehrer bei Tablet-Klassen unterstützen könnte. Bei der Demonstration auf der Messe sah ich allerdings nur die englische Sprachversion, eine lokalisierte App wird wohl erscheinen. Alle Hersteller warben für den Einsatz an pädagogischen Tagen an den Schulen, um ihre Software in die Schulen zu bekommen.

Es gab viele Panels zum Thema Künstliche Intelligent, wobei bei einigen Teilnehmern die Angst vor Veränderung deutlich zu spüren war. Sie befürchten einen enormen Schulungsaufwand, zudem das Thema an der universitären Ausbildung noch nicht einmal stattfindet. Für mich steht fest: KI kann eine Unterstützung und Arbeitserleichterung für den Bildungssektor sein und soll die Pädagogik nicht ersetzen. Es wurde immer wieder versucht von Bildungstraditionalisten diese Themen gegeneinander auszuspielen statt die Vorteile beider Welten zu nutzen.

Sehr gut fand ich das Panel „KI und Digitalisierung: noch ungenutztes Potential zur Steigerung der Bildungsqualität?“ Künstliche Intelligenz wird als „die“ nächste, disruptive Technologie bezeichnet, deren Auswirkungen und Ausmaß auf die globale Welt nicht absehbar und für viele auch nicht greifbar sind. Fest steht, dass diese Technologie, seit sie erfunden wurde und verfügbar ist, in rasender Geschwindigkeit Veränderung mit sich bringt und bleiben wird. Neben dem kritischen Bewusstsein für Risiken ermöglicht sie jedoch auch zahlreiche positive Anwendungsszenarien. So können Routineaufgaben ausgelagert werden oder individualisierte Nutzungen den Einzelnen unterstützen. Welche Möglichkeiten gibt es und welche sind sinnvoll? Wie kann der Umgang erlernt und der Einsatz zielgerichtet auch im Bildungsbereich, für Unterricht und Verwaltung, gestaltet werden?

Ich habe die Diskussion mutgefilmt und es lohnt sich, die Meinungen anzuhören. Da ich ja auf Einladung der Initiative D21 auf der Messe war, war es natürlich Ehrensache, dieser Veranstaltung beizuwohnen. Teilnehmer waren Gerhard Brand (Verband Bildung und Erziehung (VBE)), Prof. Dr. Peter O. Chott (Universität Augsburg), Timm Lutter (Initiative D21 e.V. und Cornelsen Verlag), Prof. Dr. Oliver Thomas (Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), Didactic Innovations GmbH, School to go GmbH) und Michelle Wothe (eduhu GmbH).

Ich war so frech und hab zwei Fragen gestellt zum einen KI-Gipfel in Paris und zum anderen die Meinung nach einem Digitalministerium nach der Bundestagswahl.

Die nächste didacta findet vom 10. bis 14. März 2026 in Köln statt.

Ein Stück Comic-Geschichte geht verloren – Abschied von der Comic Company München

2. Februar 2025

Ich geb es ja zu, ich habe Peter Zemann ziemlich genervt und möchte mich für meine Penetranz in den vergangenen Jahren entschuldigen. Ich war immer auf der Suche nach Ausgaben meiner Lieblingscomic-Reihe Die Gruft des Grafen Dracula und Peter Zemann war als Betreiber der Comic Company mein erster Anlaufpunkt in München, wenn es um Comics ging. Das hat nun ein Ende. Die Comic Company im Münchner Glockenbachviertel hat seit Ende Januar 2025 geschlossen. Peter Zemann hat nach 36 Jahren sein Geschäft aufgegeben.

Ich habe seinen Laden über die Jahre gerne besucht und bin auch Ende Januar nochmal da gewesen, um mich zu verabschieden. Als Erinnerung habe ich noch ein Mad-Heft mit meiner Lieblings-TV-Serie Lou Grant mitgenommen. Es war mir wichtig, dass ich nochmals aufschlage. Ich wollte mich persönlich verabschieden und Dankeschön für all die zurückliegenden Jahre sagen.

Das Haus in der Fraunhoferstr. 21, in dem sich die Comic Company befindet, wurde verkauft, aber Zemann habe vom neuen Besitzer keine Kündigung erhalten. Er habe immer wieder nach ernsthaften Interessenten gesucht, die den Laden weiterführen wollten. Vergeblich, denn viele der möglichen Interessenten seien wohl naiv gewesen, was es bedeutet, ein Unternehmen zu führen. Ein Geschäft zu führen ist ein Business, auch wenn es sich um so schöne Sachen wir Comics handelt. Also blieb nur noch der Schlussverkauf mit satten Rabatten und das Schließen des Ladens.

Schon als Kind habe ich gerne Comics gelesen. Superhelden, Yps, die Maus und meine Eltern haben keinen Aufstand gemacht. Meine Kinder lesen eher Manga, schauen aber hin und wieder in klassische Comics rein. Während ich so durch die Comic Company schlendere und mir die Auslagen anschaue, gehe ich auch auf eine Reise durch die Geschichte der Comics in Deutschland.

Die Anfänge der Comics
Die Ursprünge des Comics in Deutschland reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Bereits in satirischen Zeitschriften wie dem „Fliegenden Blätter“ (gegründet 1844) oder dem „Simplicissimus“ (gegründet 1896) erschienen Bildgeschichten mit humoristischen oder politischen Inhalten. Diese frühen Formen von Comics waren oft Karikaturen oder Bildergeschichten mit begleitendem Text unter den Bildern.

Ein entscheidender Meilenstein war Wilhelm Busch, dessen „Max und Moritz“ (1865) als eine der ersten sequentiellen Bildergeschichten gilt und einen bedeutenden Einfluss auf spätere Comicentwicklungen weltweit hatte. Buschs Werk prägte das Erzählen mit Bildfolgen und inspirierte spätere Generationen von Comic-Künstlern. Ich denke, in meiner Generation hat jeder noch die beiden Lausbuben gelesen und ich hab Max und Moritz auch meinen Kindern näher gebracht. Wir haben eine schöne Ausgabe von Wilhelm Busch zu Hause stehen.

Die Entwicklung des Comics im 20. Jahrhundert
Nach dem Ersten Weltkrieg blieben Comics in Deutschland zunächst vor allem auf satirische und humoristische Inhalte beschränkt. Erst in den 1930er Jahren wurden Comics als eigenständiges Medium populärer. Eine der ersten erfolgreichen deutschen Comic-Serien war „Strizz“ von Erich Ohser (unter dem Pseudonym e.o. plauen), der in den 1930er Jahren mit „Vater und Sohn“ humorvolle und oft rührende Kurzgeschichten in Bildform schuf.

Während der NS-Zeit gerieten Comics in Deutschland unter Druck, da sie als „undeutsch“ galten. In dieser Zeit wurden amerikanische Comics weitgehend verboten. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen durch die US-amerikanische Besatzung zahlreiche amerikanische Comics nach Deutschland, darunter „Superman“, „Mickey Mouse“ und „Donald Duck“. Besonders die Übersetzung der Disney-Comics durch den Egmont Ehapa Verlag ab den 1950er Jahren trug zur Popularität bei. Über den Egmont Ehapa Verlag habe ich immer wieder geschrieben, vor allem wenn es um die Maus und Entenhausen ging.
Gleichzeitig gab es deutsche Versuche, eigene Comic-Traditionen zu etablieren. Rolf Kaukas „Fix und Foxi“ (1953) war der erste große Erfolg eines deutschen Comics, der sich über Jahrzehnte großer Beliebtheit erfreute. Auch „Lupo modern“ und später „Yps“ mit seinen berühmten Gimmicks prägten Generationen von Lesern. Ich bin durch die Höhen und Tiefen von Yps gegangen. Auch bei der Wiederauflage und der Neuausrichtung war ich mit dabei.

Comics in der DDR und in der Bundesrepublik
Während Comics in Westdeutschland durch Disney, Asterix und Marvel-Importe florierten, hatte die DDR ihre eigene, sozialistisch geprägte Comic-Kultur. „Mosaik“ von Hannes Hegen, später mit den Digedags und ab 1975 mit den Abrafaxen, war das bekannteste Comic-Magazin der DDR und erfreute sich großer Beliebtheit. Die Verwandtschaft aus dem Ostern versorgte mich zu DDR-Zeiten mit Lesestoff, obwohl mir die Sachen eigentlich zu sozialistisch waren, gelesen hab ich sie trotzdem.

In Westdeutschland entwickelten sich in den 1970er und 1980er Jahren zunehmend erwachsenere Comics. Zeichner wie Walter Moers („Das kleine Arschloch“, „Adolf“) oder Brösel („Werner“) fanden mit ihren Werken ein breites Publikum. Die 1980er Jahre sahen zudem eine Blütezeit des frankobelgischen Comics in Deutschland, mit Serien wie „Spirou und Fantasio“ oder „Lucky Luke“.

Der moderne deutsche Comic
Seit den 1990er Jahren erlebt der deutsche Comic eine neue Renaissance. Verlage wie Carlsen und Reprodukt förderten anspruchsvolle Werke, darunter Graphic Novels mit tiefgehenden Erzählungen. Autoren wie Flix, Reinhard Kleist oder Mawil haben das Medium auf ein neues Niveau gehoben. Besonders Graphic Novels wie Kleists „Der Boxer“ oder „Nick Cave – Mercy on Me“ zeigen, dass Comics mehr sind als nur Unterhaltungsliteratur.

Die Comic-Kultur ist mittlerweile fester Bestandteil der deutschen Kulturlandschaft. Jährlich finden Comic-Messen wie die Leipziger Buchmesse oder der Comic-Salon Erlangen statt, die zeigen, dass Comics längst nicht mehr nur für Kinder sind. Gerade Erlangen kann ich jedem Comic-Fan näher bringen.

Würdigung des Mediums Comic
Comics sind eine einzigartige Kunstform, die Bild und Text auf eine Weise verbindet, die kein anderes Medium in dieser Form kann. Sie ermöglichen es, Geschichten auf visuelle und emotionale Weise zu erzählen, sodass sie oft mehr sagen können als reine Prosa.

Comics sind dabei nicht nur Unterhaltung, sondern auch ein Spiegel der Gesellschaft. Sie greifen politische und soziale Themen auf, kommentieren das Zeitgeschehen und können sogar als Bildungsmedium dienen. Graphic Novels wie „Maus“ von Art Spiegelman oder „Persepolis“ von Marjane Satrapi haben gezeigt, dass Comics historische und persönliche Schicksale tiefgründig darstellen können.

In Deutschland hat sich die Wertschätzung für Comics in den vergangenen Jahrzehnten enorm gewandelt. Sie sind längst nicht mehr nur „Kinderkram“, sondern ein ernstzunehmendes Medium, das sich zwischen Literatur, Kunst und Film bewegt. Die Vielfalt der Comics reicht von humorvollen Strips über actionreiche Superhelden-Abenteuer bis hin zu tiefgehenden, autobiografischen Erzählungen.

Die Zukunft des Comics in Deutschland ist vielversprechend. Die Zukunft von Comic-Läden allerdings eher nicht. Mit der Digitalisierung entstehen neue Möglichkeiten für interaktive und animierte Comics, während Webcomics eine neue Generation von Künstlern hervorbringen. Egal ob als traditionelle Printausgabe oder als digitales Erlebnis – Comics haben ihren festen Platz in der deutschen Kultur und werden weiterhin Leser aller Altersgruppen begeistern. Nur leider werden sie nicht mehr von der Comic Company in München vertrieben.

Estland (18): Vorbild für Digitalisierung

27. Januar 2025

„Die Deutschen denken zuerst nach und handeln dann – nicht!“ Diesen Spruch hörte ich in Estland immer wieder. Natürlich ist der Ausspruch überspitzt, aber er trifft schon ins Schwarze. Drücken wir es mal diplomatisch aus: Digitalisierung hat bei uns noch Luft nach oben.

Ganz anders in Estland. Dieser baltische Staat ist Spitzenreiter der Digitalisierung in Europa. Natürlich ist das Estland von Größe und Bevölkerungszahl nicht mit der Bundesrepublik vergleichbar, aber der Spirit des Aufbruchs ist dort spürbar. Nicht bewahren, sondern verändern ist dort angesagt.

Fachkräftemangel
Das Problem der fehlenden Fachkräfte wird durch Service-Roboter gelöst und von den Gästen als völlig selbstverständlich angesehen. Gezahlt wird freilich meist mit eCash und nicht mit Bargeld. Und ich habe sehr viele Self-Scanning-Kassen gesehen, die eifrig genutzt wurden.

Das Nationalmuseum ist voll mit Technik. Die Schaubilder kommen als eInk, werden in verschiedene Sprachen übersetzt und die Texte können per Link mit nach Hause genommen werden.

Und natürlich hatte Estland eine andere Ausgangsposition. Das kleine Land wurde 1991 von der zerfallenden Sowjetunion unabhängig und konnte seine Strukturen neu aufbauen und sich auf eine neue Zeit einstellen.

Zum Abschluss meiner Estland-Reise besuchte ich das e-Estonia Briefing Center in Tallinn. Mitarbeiterin Johanna-Kadri Kuusk stellte in einem einstündigen Vortrag die Digitalisierungsstrategie des Landes und einer modernen estnischen Gesellschaft vor. Alles mit einer ID-Card: Personalausweis, Führerschein, Versicherungskarte, Ausweis für Bücherei, Treue-Karte im Supermarkt, Steuernummer und vieles mehr! Hier der Vortrag (auf Englisch) über die Digitalisierung der Gesellschaft. Ich kann jedem Politiker empfehlen dort einmal einen Termin zu machen und sich über die Fortschritt zu informieren.

Und damit beende ich meine Reihe über meine Reise nach Estland. Danke, dass Sie mir 18 Teile lang gefolgt sind.

Estland (12): Estnische Nationalmuseum: so muss ein Museum heute sein

18. Januar 2025

Das Gebäude fasziniert mich. Das Estnische Nationalmuseum (Eesti Rahva Muuseum) in Tartu ist eines der bedeutendsten Kultur- und Geschichtsinstitutionen Estlands.

Das heutige Gebäude des Estnischen Nationalmuseums befindet sich in Raadi, am Stadtrand von Tartu, und wurde im Jahr 2016 eröffnet. Das Gelände, auf dem das Museum heute steht, war ursprünglich Teil des historischen Raadi-Gutshofs, der bis zum Zweiten Weltkrieg als Anwesen der deutschbaltischen Familie Liphart diente. Der Gutshof beherbergte einst eine bedeutende Kunst- und Büchersammlung, die weit über die Grenzen Estlands hinaus bekannt war. Mit der sowjetischen Besetzung Estlands im Jahr 1940 endete diese Ära jedoch abrupt.

Der Standort spielte eine zentrale Rolle für die sowjetischen Luftstreitkräfte und diente als Basis für strategische Bomber und andere Flugzeuge. Wie viele sowjetische Militärstandorte war der Raadi-Flugplatz streng geheim. Zugang zum Gelände war streng reglementiert, und die Bevölkerung Tartus hatte kaum Einblick in die Aktivitäten vor Ort.

Der Flugplatz umfasste mehrere Start- und Landebahnen, Hangars und militärische Gebäude.
Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen 1991, im Zuge der Wiedererlangung der estnischen Unabhängigkeit, blieb der Flugplatz verlassen und wurde zum Symbol der sowjetischen Besatzung. Das Gelände verfiel zusehends, und seine einstige Nutzung als Kulturort schien für immer verloren.

Symbol der Transformation
Darauf wurde das Museum errichtet, was symbolisch für die Transformation von Estland in einen modernen, unabhängigen Staat steht. Die Architektur des Gebäudes ist ebenso beeindruckend wie seine Inhalte. Entworfen von den französischen Architekten Dorell Ghotmeh Tane, gleicht das Gebäude einer schwebenden Landebahn, die sich aus der Landschaft erhebt. Mit einer Länge von 356 Metern und einer Fläche von 34.000 Quadratmetern ist es eines der größten und modernsten Museen in Nordeuropa. Es dient als Bewahrer der Geschichte, Traditionen und Identität des estnischen Volkes und ist gleichzeitig ein moderner Ort der Bildung und Inspiration.

Die innovative Bauweise kombiniert moderne Ästhetik mit funktionalem Design. Große Glasfronten und offene Räume schaffen eine Verbindung zwischen dem Museum und seiner Umgebung, während die minimalistische Gestaltung den Fokus auf die Ausstellungen lenkt.

Verschiedene Ausstellungen
Das Estnische Nationalmuseum beherbergt eine Vielzahl von Dauerausstellungen und wechselnden Sonderausstellungen, die unterschiedliche Aspekte der estnischen Kultur, Geschichte und Gesellschaft beleuchten. Das Museum besitzt eine der umfangreichsten Sammlungen zur Kultur und Geschichte Estlands. Die Sammlung umfasst:

Volkskunst und Handwerk: Traditionelle Kleidung, Textilien, Werkzeuge und Möbelstücke, die die Lebensweise und das Kunsthandwerk der Esten dokumentieren.

Dokumente und Fotografien: Historische Aufzeichnungen, Briefe, Karten und Fotografien, die einen Einblick in die Entwicklung der estnischen Gesellschaft geben.

Audiovisuelle Materialien: Aufzeichnungen von Liedern, Geschichten und Dialekten, die die Vielfalt der estnischen Sprache und Kultur zeigen.

Ethnografische Objekte: Artefakte aus den finno-ugrischen Kulturen, die die ethnischen Wurzeln der Esten erfahrbar machen.

Mein persönlicher Eindruck ist, dass das Museum ist mehr als nur ein Ort zur Aufbewahrung historischer Artefakte. Es spielt eine zentrale Rolle in der Identitätsbildung und Selbstreflexion des Landes. Das Museum trägt dazu bei, das Bewusstsein für die Geschichte und Kultur Estlands zu stärken und die Verbindung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft herzustellen.

Was mich aber bei all der Geschichte und Kultur begeistert hat, war die Digitalisierung als Museumskonzept. So stelle ich mir moderne Museumspädagogik vor.

Die Digitalisierung ist ein zentraler Bestandteil des Konzepts des Estnischen Nationalmuseums (Eesti Rahva Muuseum) und prägt sowohl die Präsentation der Ausstellungen als auch die Zugänglichkeit und Verwaltung der Sammlungen. Das Museum hat es sich zur Aufgabe gemacht, modernste Technologien einzusetzen, um die kulturelle Vergangenheit mit der Gegenwart und Zukunft zu verbinden. Dabei dient die Digitalisierung nicht nur der Bewahrung des Kulturerbes, sondern auch der Erweiterung des Besuchererlebnisses und der Erschließung neuer Zielgruppen. Hier ein VR 360 Rundgang:

Digitalisierung der Sammlungen
Ein wesentlicher Aspekt der Digitalisierung im Estnischen Nationalmuseum ist die digitale Erfassung und Archivierung der umfangreichen Sammlungen. Das Ziel ist es, das kulturelle Erbe Estlands langfristig zu bewahren und gleichzeitig weltweit zugänglich zu machen.

Faszinierend für mich als ausländischer Besucher waren die interaktive Ausstellungen und dadurch ein optimales Besuchererlebnis. Die Digitalisierung hat auch die Gestaltung der Ausstellungen revolutioniert. Das Estnische Nationalmuseum setzt auf interaktive Technologien, um die Inhalte auf innovative und ansprechende Weise zu präsentieren. Dadurch wird das Museumserlebnis nicht nur informativer, sondern auch emotionaler und persönlicher.

Persönlich fand ich das erste Satellitentelefon super interessant und der Stuhl auf dem Skype erfunden wurde.

Es gibt eine Reihe Beispiele für digitale Technologien in den Ausstellungen, die mir aufgefallen sind.

Touchscreens und interaktive Displays: Besucher können über digitale Bildschirme zusätzliche Informationen zu den ausgestellten Objekten abrufen. Diese reichen von detaillierten historischen Hintergründen bis hin zu virtuellen Rekonstruktionen. Und die Texte werden auf Wunsch durch E-Ink-Technologie sofort in vielen Sprachen übersetzt, darunter auch Deutsch.

Augmented Reality (AR): Mithilfe von AR-Technologie können Besucher vergangene Epochen erleben, beispielsweise durch das Betrachten von rekonstruierten Szenen aus dem Alltag der Finno-ugrischen Völker oder traditionellen estnischen Festen.

Virtuelle Zeitreisen: In speziellen Bereichen des Museums können Besucher VR-Brillen nutzen, um in historische Szenarien einzutauchen. Sie können beispielsweise in ein traditionelles estnisches Dorf reisen oder historische Ereignisse hautnah erleben.

Personalisierte Inhalte: Viele Ausstellungsbereiche bieten Besuchern die Möglichkeit, Informationen nach ihren Interessen zu filtern, sodass sie eine individuelle und maßgeschneiderte Erfahrung machen können.

Ein besonderes Anliegen des Estnischen Nationalmuseums ist es, digitale Technologien als Vermittlungstool zu nutzen, um komplexe Themen auf verständliche Weise zu erklären. Durch multimediale Inhalte können historische Kontexte, kulturelle Praktiken und soziale Zusammenhänge anschaulich dargestellt werden.

Estland (1): Die Reise beginnt

4. Januar 2025

Vor mir liegen einige Tage Estland. Ich war schon einmal da, aber das ist lange her. Inzwischen hat sich viel in den baltischen Staaten getan. Vor Corona ging meine letzte Reise nach Riga. Jetzt nach Corona geht meine erste Auslandsreise mit dem Flugzeug nach Tallinn, der Hauptstadt Estlands.

Einst war die Stadt unter der Hanse eine sehr reiche Stadt und ist vielen noch unter den Namen Reval bekannt. Die Hanse war eine Art EU des Mittelalters und hatte eine ähnliche Macht wie die Fugger in Augsburg. In Lübeck gibt es ein wunderbares Hansemuseum zu besichtigen. Hier mein Post von 2ß19 dazu. Nach der Entdeckung Amerikas veränderten sich die Handelswege und die Hanse verlor an Einfluss. In Tallinn treffe ich das Schwarzhäupterhaus an. Es wurde als Gildehaus der unverheirateten männlichen Kaufleute ohne Stadtrecht in Riga gegründet. Der Titel war „Neue Haus der Großen Gilde“. Das war etwa im 13. Jahrhundert und war damit so eine Art Wohngemeinschaft im jungen Mittelalter. Die Compagnie der Schwarzen Häupter war aus der Ende des 13. Jahrhunderts tätigen Bruderschaft des Heiligen Georg hervorgegangen und sie gründeten das Haus – heute ist die Vereinigung noch in Bremen zu finden. Der Heilige Georg war der Schutzpatron der Ritter. Später übernahm diese Rolle des Schutzherrn der Heilige Mauritius, dessen Mohrenkopf-Symbol im Haus zu finden ist und das Wappen der Schwarzhäupter ist. Der Name „Schwarzhäupterhaus“ wurde 1687 eingeführt. Ich habe in Riga den Stammsitz des Ordens besucht.

Heute ist Estland Teil der EU, es gilt der Euro und das kleine Land setzt voll auf Digitalisierung. Wie bei uns gibt es einen Mangel an Facharbeitern und hier setzen die Esten voll auf Technik. Das will ich mir anschauen. Während wir über Digitalisierung reden, ziehen es die baltischen Staaten durch. Bis auf beispielsweise Eheschließung und Scheidung haben die Esten ihre Verwaltung digitalisiert.

Und durch die Nähe zu Russland unterstützen die Esten den Freiheitskampf der Ukraine. Die baltischen Staaten waren 1918 nur kurz selbstständig. Estland fiel im Hitler-Stalin-Pakt an Stalins Sowjetunion, wurde dann von der Wehrmacht besetzt, dann wieder von den Sowjets bis die Sowjetunion unter Gorbatschow zerfiel. Estland wurde wie Litauen und Lettland wieder selbstständig und wissen, was es heißt unter russischer Unterdrückung zu leiden.

Also spannende Tage liegen vor mir. Zunächst die Reise vom heimischen Dorf per S-Bahn zum Flughafen München. Dort hat sich viel verändert. Es wird wieder massiv geflogen und auch ich muss für diese Reise widerwillig das Flugzeug von Air Baltic nehmen. Die Klimaveränderung durch Flugverkehr interessiert sichtlich keinen mehr. Ich habe ein schlechtes Gewissen, welches Klima ich meinen Kindern hinterlasse. Hochwasser bei uns zählt ja nicht. Hier ein kleines Reisevideo.

Nach zwei Stunden Flug, Landung und Bezug des Zimmers im Hotel Palace in der Altstadt erst einmal spazieren in der Altstadt, der erste Espresso und Blick auf den Weihnachtsbaum vor dem alten Rathaus. Tallinn, ich bin da und bin gespannt auf die kommenden Tage.

und hier noch ein Rundgang mit VR 360

Also es gilt für mich viel zu entdecken und werde bloggen.

Welche IT-Trends kommen 2025?

7. Dezember 2024

Die Hamburger Standortinitiative nextMedia.Hamburg hat Experten der Medien- und Digitalbranche nach ihren Predictions für das kommende Jahr 2025 gefragt. Ich wurde leider nicht gefragt, wahrscheinlich weil ich nicht in Hamberg bin. Ich hätte aber ähnliches geantwortet und habe meine Seminarplanung für 2025 auch daran ausgerichtet. nextMedia.Hamburg hat ein ziemliches Name-Dropping abgeliefert. Eindrucksvolle Namen, die alle ähnlich ticken, und ähnliche Aussagen haben.

KI weiter auf Vormarsch
Der Vormarsch Künstlicher Intelligenz hat das Medienjahr 2024 wie kaum ein zweites Thema geprägt. Und auch 2025 wird dieser Fortschritt nicht abreißen – im Gegenteil. Die ersten spielerischen Anfänge liegen bereits hinter uns und die Normalisierung und Professionalisierung geht stetig voran. Daher werde ich mit meinem Seminaren einen klaren Fokus auf KI-Seminaren setzen.

So facettenreich die Auswirkung von KI auf die Medien- und Digitalbranche sind, so vielfältig sind auch die Perspektiven der Experten: Zamina Ahmad (Founder & CEO, shades&contrast) sieht bspw. KI-Agenten und -Assistenten auf dem Vormarsch und stellt mit Blick auf Datenschutz zugleich die Frage: Zu welchem Preis? Carina Laudage (Geschäftsführerin und Chief Product Officer, Gruner + Jahr (Teil von RTL)) vermutet hingegen neue Wachstumsstrategien im Journalismus, die durch KI befeuert werden. Die neuen Chancen, die KI für die hiesige Filmbranche ermöglichen kann, nimmt Nina Peters (Managing Director & Head of Business Affairs, ndF: Hamburg) in ihrer Prediciton in den Blick.

Bewegung auf den Social Media Plattformen
Digitale Plattformen stehen vor einem Umbruch, der vor allem durch KI vorangetrieben wird. KI-generierte Inhalte lassen den Output wachsen und eine Content-Flut herbeiführen. Nach der Einschätzung von Ardawan Okhovat (Partnerships Lead DACH, Snap Inc.) stehen 2025 daher authentische Einblicke, echte Interaktion und Humor wieder stärker im Fokus. Malika Rabahallah (Festivaldirektorin, Filmfest Hamburg) vermutet zudem eine verstärkte Diskussion über die Regulierung sozialer Medien, angesichts der wachsenden Bedenken um Desinformation, Einfluss auf die politische Meinungsbildung und mentale Gesundheit. Sascha Foerster (Gründer, Bonn.digital & Admin, Bonn.social) hofft auf eine wachsende Abkehr von den Plattformen der Tech-Giganten, hin zum Fediverse-Modell und alternativen Plattformansätzen, da sie mehr Souveränität und Kontrolle über Inhalte und Kontakte bieten.

Medien und Creatoren in einem polarisierten Umfeld
Medien werden ihre Positionierung in einem dynamischen Markt und einem polarisierten Umfeld offenbar schärfen müssen. Damla Hekimoglu (Moderatorin, Reporterin und Nachrichtensprecherin u.a. ARD tagesschau24 und Tagesschau) hebt in ihrer Prediction hervor, wie zentral Faktenchecks und Nachrichtenkompetenzen werden, da der Raum für Desinformation weiter zunehme. Nicole Michalik (Head of Executive Projects, ZEIT Verlagsgruppe) sieht angesichts steigender Informationsüberlastung und News Fatigue die Notwendigkeit für Medienmarken, auf jeder Plattform ihren Markenwert mit relevanten Inhalten, innovativem Storytelling und aussagekräftigen Marketingkampagnen zu stärken – als bewusste Positionierung gegen Oberflächlichkeit und zunehmende Spaltung. Deutlich wird Patrick Schnitzler (Co-Founder, klima&so) in seiner Prediction mit Blick auf die Arbeit von Creatoren: Er richtet einen Appell an Brands und Agenturen, 2025 nur noch mit Content Creatoren zusammenzuarbeiten, die Haltung zeigen. Für ihn sind sie Teil einer Öffentlichkeit und haben damit auch Verantwortung für diese zu tragen.

Streamingplattformen richten sich neu aus
Auch in der Musikbranche wird es voraussichtlich durch digitale Innovationen und datengetriebene Strategien Entwicklungen geben. Thorsten Freese (Managing Director, Believe Germany) denkt, dass 2025 die Entwicklung unabhängiger Artists und Labels weiter an Dynamik gewinnen werden. Lokale Talente würden ihre Präsenz in den Charts stärken und zunehmend globale Märkte erschließen. Die Zukunft von Podcast ist für Daniel Nikolaou (Content & Creator Partnerships Lead, Spotify Central Europe) interaktiv und hybrid: Er sieht eine Symbiose aus Audio und Video, die neue Wege für Inhalte, Communities und Monetarisierung freimachen wird. Jannis Schakarian (CvD Audio Der Spiegel, Autor streamletter) vermutet mit Blick auf die Videoplattformen, dass Streaminganbieter künftig mehr auf Formate mit Werbeeinnahmen setzen werden, wie bspw. Livestream und Sport-Events, statt auf teure Prestige-Serien.

Prag (10): Symbole der Versöhnung zwischen Deutschland/Bayern und Tschechien

1. November 2024

Die Repräsentanz des Freistaats Bayern in der Tschechischen Republik intensiviert die Beziehungen Bayerns zur tschechischen Regierung, Zivilgesellschaft und Wirtschaft – über gemeinsame Projekte und Veranstaltungen und als Schaufenster Bayerns. Das ist ein wirtschaftlich und kulturell wichtig, sondern hat auch eine enorme Symbolkraft der Versöhnung zwischen Deutschland/Bayern und Tschechien. Geleitet wird diese Vertretung der Bayerischen Staatskanzlei von Martin Kastler bei dem unsere Reisegruppe vom Pfarrgemeinderat Maisach aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck gleich Mal vorbeischaute. Organisiert wurde das Gespräch samt Reise von Matthias Dörr, Mitglied des Maisacher Pfarrgemeinderates.

Ich kenne Martin Kastler noch aus früheren Zeiten und freute mich, den sympathischen Mann wieder zu treffen. Freundlich wurden wir empfangen und freundlich wurde diskutiert über zahlreiche Aspekte. Mich interessierte vor allem der Stand der Digitalisierung in Tschechien. Überall in Prag, so mein subjektiver Eindruck, wird stark auf Technologie gesetzt. Überall in Prag sind aber auch Überwachungskameras angebracht, für Deutsche ein ungewohntes Bild. Auch mein persönlicher Eindruck: Die Tschechen geben enorm Gas und haben Lust auf Veränderung, während viele meiner Landsleute satt sind.

Bayern in der Goldenen Melone
Übrigens, die bayerische Repräsentanz ist in der Goldenen Melone angesiedelt. So lautet der Name des Hauses, der erstmals 1422 urkundlich erwähnt wurde. Die Familie Chotek aus dem alten böhmischen Adel erwarb im 18. Jahrhundert das Gebäude. Und da klingelte es bei mir, denn Sophie von Chotek ist den Geschichtsfreunden bekannt. Sophie Maria Josephine Albina Gräfin Chotek von Chotkowa und Wognin (1. März 1868 in Stuttgart bis 28. Juni 1914 in Sarajevo), ab 1900 Fürstin, ab 1909 Herzogin von Hohenberg, war eine böhmische Adelige und Ehefrau des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand. Sie fiel mit ihm zusammen dem Attentat von Sarajevo zum Opfer, das den Ersten Weltkrieg auslöste.

In dem Gebäude gibt es ein Zimmer, was dem Bayerischen Ministerpräsidenten und seinen Kabinettsmitgliedern als Dienstzimmer vorbehalten ist. Reinschauen durfte ich, betreten durfte ich das Zimmer von Söder und Kollegen nicht.

Maisacher zelebrieren Gottesdienst
Wir hatten Glück mit unserem Besuch, denn die Repräsentanz des Freistaats Bayern in der Tschechischen Republik feierte just ihr zehnjähres Jubiläum. Dazu gab es einen Gottesdienst im Veitsdom, zu denen wir eingeladen waren. Besondere Ehre zudem: Rainer Ullmann, Diakon aus Maisach, durfte zusammen mit dem tschechischen Stadtpfarrer den Gottesdienst halten. Und Doris Ortlieb aus Maisach durfte die Lesung auf Deutsch vortragen – wenn das mal keine Ehre ist. Hier der deutsche Teil des Gottesdienstes mit den Maisacher Akteure.

Aussöhnung ist enorm wichtig
Am nächsten Tag sah ich eine Statue von Edvard Beneš. Als Beneš-Dekrete werden 143 Dekrete des Präsidenten der Republik bezeichnet, die während der deutschen Besetzung der Tschechoslowakei im Zweiten Weltkrieg von der Exilregierung in London und später von der Nachkriegsregierung erlassen wurden. Sie wurden am 28. März 1946 von der provisorischen tschechoslowakischen Nationalversammlung gebilligt.

Die Beneš-Dekrete dienten Behörden und vielen Bürgern gleichermaßen als Freibrief für einen Rachefeldzug, der Millionen Menschen um ihr Eigentum und Tausende um das Leben brachte, und sie leiteten 1946 in die Vertreibung der Sudetendeutschen und Ungarn aus der Tschechoslowakei über. Sehr gut, dass auf Versöhnung gesetzt wird. Unser Besuch ist ein aktiver Beitrag der Versöhnung zwischen Tschechen und Deutschen und ist für mich enorm wichtig. Daher war auch ein Besuch bei der Repräsentanz des Freistaats Bayern sehr wichtig.

Spatzen singen
Zudem lauschten wir ein Konzert der Regensburger Domspatzen. Der Knabenchor ist der wohl älteste der Welt und wird aktuell geleitet von Domkapellmeister Christian Heiß.

Wir waren noch beim Empfang anlässlich der Domspatzen im Erzbischöflichen Ordinariat dabei. Sehr eindrucksvoller Bau. Mich persönlich als Filmfan interessierte ein Gang, den Miloš Forman 1984 in seinem Film Amadeus mit Tom Hanks gedreht hat und uns im fertigen Film als Schloss Schönbrunn in Wien verkauft wurde. Man sieht wunderbar die französischen Gobelins, die auch im Film verwendet wurden.

Kaffeekultur im Wandel – auch bei mir

14. Oktober 2024

Ich mag Kaffee und ich mag Kaffeehäuser.Zeit also mal einen Blick auf die Kaffeekultur zu werfen, die sich hat sich von einem exotischen Getränk zu einem globalen Phänomen entwickelt hat, wobei Cafés als soziale und kulturelle Zentren fungieren. Bei uns im Dorf gibt gibt es kein klassisches Kaffeehaus, aber unsere Eisdiele verwöhnt mich mit Kaffeespezialitäten und ein Bäckereikunde von mir schult seine Mitarbeiterinnen immer wieder für den optimalen Kaffee. Und es ist ein Ritual in sozialen Netzwerken zum Tagesstart erst mal einen Kaffeepost abzusetzen.

Die Kaffeekultur hat sich über die Jahrhunderte stark gewandelt und ist heute ein fester Bestandteil unseres Alltags. Ursprünglich als exotisches Getränk aus dem Orient bekannt, hat sich Kaffee zu einem weltweiten Phänomen entwickelt. Cafés spielen dabei eine zentrale Rolle und sind mehr als nur Orte, um Kaffee zu trinken. Sie sind Treffpunkte, Arbeitsplätze und kulturelle Zentren.

In der modernen Gesellschaft ist Kaffee nicht nur ein Getränk, sondern ein Erlebnis. Die Art und Weise, wie wir Kaffee konsumieren, spiegelt oft unsere persönlichen Vorlieben und unseren Lebensstil wider. Von der Wahl der Bohnen bis zur Zubereitungsmethode gibt es unzählige Möglichkeiten, Kaffee zu genießen. Diese Vielfalt hat zur Entstehung einer reichen Kaffeekultur geführt, die ständig im Wandel ist. Bei mir zu Hause ist der Start der Siebträger ein festes Ritual und auch bei Reisen unterwegs habe ich meine mobile Kaffeemaschine dabei.

Wenn ich in Wien bin, genie0e ich Kaffee und Architektur. Der Einfluss der Kaffeekultur zeigt sich auch in der Architektur und dem Design von Cafés. Sie sind oft stilvoll eingerichtet und bieten eine einladende Atmosphäre, die zum Verweilen einlädt. Ob in der Stadt oder auf dem Land, Cafés sind Orte der Begegnung und des Austauschs, die das soziale Gefüge unserer Gesellschaft bereichern.

Geschichte der Cafés
Die Geschichte der Cafés reicht weit zurück und beginnt im 16. Jahrhundert im Nahen Osten. Damals entstanden die ersten Kaffeehäuser in Mekka und Kairo. Diese Orte waren nicht nur für den Kaffeegenuss bekannt, sondern auch für Diskussionen und den Austausch von Ideen.

Im 17. Jahrhundert erreichte die Kaffeekultur Europa. Das erste europäische Café eröffnete 1645 in Venedig. Bald darauf folgten weitere Städte wie London, Paris und Wien. Diese Cafés wurden schnell zu wichtigen Treffpunkten für Intellektuelle, Künstler und Geschäftsleute.

Im 18. und 19. Jahrhundert erlebten Cafés einen Aufschwung und wurden zu kulturellen Zentren. Sie boten Raum für politische Debatten und literarische Salons. Berühmte Persönlichkeiten wie Voltaire und Mozart waren regelmäßige Gäste in den Cafés ihrer Zeit.

Mit der Industrialisierung und dem Aufkommen der Massenproduktion wurde Kaffee für viele Menschen zugänglich. Dies führte zur Verbreitung von Cafés in Städten weltweit. Heute sind sie aus dem städtischen Leben nicht mehr wegzudenken und haben sich zu einem festen Bestandteil der urbanen Kultur entwickelt.

Veränderungen im Konsumverhalten
Das Konsumverhalten rund um Kaffee hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Früher war Kaffee vor allem ein Morgenritual, doch heute wird er zu jeder Tageszeit genossen. Diese Entwicklung hat zu einer Vielzahl von neuen Kaffeevarianten und Zubereitungsmethoden geführt.
Ein wesentlicher Trend ist der individuelle Kaffeegenuss. Viele Menschen legen Wert auf die Herkunft und Qualität der Bohnen. Sie bevorzugen fair gehandelte und biologisch angebaute Produkte. Diese bewusste Auswahl spiegelt ein gestiegenes Umweltbewusstsein wider.

Ein weiterer Aspekt ist die Personalisierung des Kaffeegenusses. Kunden können in vielen Cafés ihre Getränke nach Belieben anpassen. Ob mit pflanzlicher Milch, speziellen Aromen oder verschiedenen Süßungsmitteln – die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt.

Auch die Technologie hat das Konsumverhalten beeinflusst. Mit Apps und Online-Bestellungen wird der Kaffeekauf einfacher und schneller. Dies hat die Erwartungen der Kunden an Service und Qualität erhöht und die Konkurrenz unter den Cafés verstärkt.

Die soziale Funktion von Cafés
Cafés erfüllen eine wichtige soziale Funktion in der modernen Gesellschaft. Sie sind Orte der Begegnung, an denen Menschen zusammenkommen, um zu kommunizieren und sich auszutauschen. Diese Funktion macht sie zu einem wichtigen Bestandteil des städtischen Lebens.

In Cafés treffen sich Freunde, Kollegen und Familien, um gemeinsam Zeit zu verbringen. Sie bieten eine entspannte Atmosphäre, die Gespräche fördert und soziale Bindungen stärkt. Auch für Geschäftsleute sind Cafés beliebte Treffpunkte für informelle Meetings und Networking.
Aus den USA kam die Starbucks-Unkultur zu uns. Und auch ein Phänomen, dass viele Menschen mit ihrem Kaffeebecher durch die Gegend rennen.

Darüber hinaus sind Cafés oft Schauplätze für kulturelle Veranstaltungen. Lesungen, Konzerte und Kunstausstellungen finden hier regelmäßig statt und ziehen ein vielfältiges Publikum an. Diese Veranstaltungen tragen zur kulturellen Vielfalt und Lebendigkeit der Städte bei. Ich war neulich im Münchner Café Luitpold zu einer Lesung.

Für viele Menschen sind Cafés auch ein Rückzugsort. Sie bieten die Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen und in einer angenehmen Umgebung zu entspannen. Ob allein mit einem Buch oder in Gesellschaft – Cafés sind Orte, an denen man sich wohlfühlen kann.

Einfluss der Digitalisierung
Die Digitalisierung hat die Kaffeekultur und die Rolle von Cafés erheblich verändert. Mit der Verbreitung von Smartphones und mobilen Apps hat sich die Art und Weise, wie wir Kaffee konsumieren, weiterentwickelt. Kunden können heute bequem von unterwegs aus bestellen und bezahlen, was den Kaffeekauf effizienter macht.

Viele Cafés bieten inzwischen kostenloses WLAN an, was sie zu beliebten Arbeitsplätzen für Freiberufler und digitale Nomaden macht. Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass Cafés nicht mehr nur Orte des sozialen Austauschs sind, sondern auch produktive Arbeitsumgebungen. Auch hier bin ich oft zu Hause, es ist für mich ein sogenannter dritter Ort zum Entspannen und Arbeiten. Kopfhörer auf und los geht es.

Cafés als kreative Räume
Cafés haben sich zu kreativen Räumen entwickelt, die Künstler, Schriftsteller und Denker anziehen. Sie bieten eine inspirierende Umgebung, die Kreativität und Innovation fördert. Diese Funktion macht sie zu einem wichtigen Bestandteil der kulturellen Landschaft.

Viele Cafés unterstützen lokale Künstler, indem sie ihre Werke ausstellen oder Veranstaltungen wie Lesungen und Workshops organisieren. Diese Aktivitäten schaffen eine Plattform für den kreativen Austausch und fördern die Kultur vor Ort.

Für Schriftsteller und andere Kreative sind Cafés oft ein Rückzugsort, an dem sie in Ruhe arbeiten können. Die entspannte Atmosphäre und das leise Summen der Gespräche bieten die perfekte Kulisse für kreative Prozesse. Hier entstehen oft neue Ideen und Projekte. Ich selbst hatte eine Lesung in unserer Eisdiele 2024 gemacht, um den verstorbenen Besitzer der Eisdiele Alberto bei uns im Dorf zu ehren.

Digitalisierung beim Kürbiskauf

9. Oktober 2024

Es ist wieder Kürbiszeit und ich war mit meiner Gattin in der Nähe von Aichach unterwegs. Am Straßenrand standen verschiedene Stände mit Kürbissen aller Art und allen Größen. Wir hielten an und bestätigten uns gegenseitig, dass Kürbissuppe eine Bereicherung unseres kulinarischen Lebens sei. Außerdem steht Halloween vor der Tür und ich feiere dieses Feschen mit einem ausgehöhlten Kürbis vor der Haustür.

Interessant war bei einem Kürbisstand, dass es nicht nur eine Kasse des Vertrauens gab in denen die Käufer Münzen und Scheine einwerfen sollten. Es gab auch die Möglichkeit via PayPal zu überweisen. So geht Kürbiskauf im 21. Jahrhundert.