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Corona-Virus: Tag 36 der Ausgangsbeschränkung – Geschäft der Brauerei Maisach eingebrochen

26. April 2020

„Es geht uns alles andere als gut“, so diplomatisch beschreibt Michael Schweinberger, Chef der Brauerei Maisach, die wirtschaftliche Lage der mittelständischen Brauerei. Die Corona-Krise und die Ausgangsbeschränkungen sowie der Lookdown der Gastronomie bringen die Traditionsbrauerei in ernste Schwierigkeiten.
Seit 1556 gibt es die Brauerei. Michael Schweinberger hat das Unternehmen vor vier Jahren übernommen. Durch Corona ist das Geschäft jetzt komplett eingebrochen. Das Bier wird in der Regel nur noch über Getränkemärkte verkauft. Der Ausschank in der Gastronomie ist durch die Allgemeinverfügung der Staatsregierung nicht mehr möglich, da die Gasthäuser, Volksfeste und Biergärten geschlossen haben. „Etwa 70 Prozent des Geschäfts sind komplett eingebrochen“, sagt Schweinberger. „Ich verstehe nicht, was Söder da reitet.“ Für eine Absage der Wiesn habe Schweinberger zwar Verständnis, aber in den „normalen Gasthäusern tanzt keiner auf den Tischen.“

Die Konsequenz in der Brauerei Maisach ist seit langem Kurzarbeit für einen Teil des 14köpfigen Teams. „Die Brauer arbeiten noch, mit der Betonung auf noch“, so Schweinberger weiter. Die Abnehmer des Maisacher Biers sind Getränkemärkte und Supermärkte. Aber deren Umsatz reiche natürlich nicht, um den Rückgang der Gastronomie aufzufangen. Schweinberger ist pessimistisch. „Wenn es so weitergeht, bleiben nur 50 Prozent der Wirte übrig.“ Aber auch die Lage bei den Brauereien ist dramatisch. Die bayerischen Brauereien leiden unter der Corona-Krise. Am schlimmsten ist laut Georg Rittmayer vom Verband Privater Brauereien für die Hersteller, dass Restaurants und Biergärten geschlossen sind. Vor allem für die kleinen Brauereien sei das eine Katastrophe. Sie fürchten einen Umsatzeinbruch von 50 Prozent. Dazu komme, dass Sportveranstaltungen und Volkfeste ausfallen. Der bayerische Brauerbund fordert, die Biergärten zu öffnen. Dort sei genügend Platz – und die Menschen wüssten doch mittlerweile, dass sie nicht dicht an dicht sitzen dürfen.
Verärgert ist Schweinberger über das Verhalten der Banken in der Krise. „Sie haben nichts gelernt und haben noch ein Denken der alten Welt.“ Immer mehr Sicherheiten werden bei Krediten gefordert.
Jetzt gilt es, dass die Politik reagiert, so Schweinberger. Unsere Verbände und jeder einzelne Wirt hat Vorschläge vorgelegt, aber es „geht um die politische Ebene“.

Übrigens: Die Fotos zu diesem Beitrag stammen von einem Besuch der Facebook-Gruppe Fotofreunde Landkreis FFB

Heimatgeschichte erlebbar gemacht: Kirchwacht-Wanderung durch Maisach

19. Februar 2018
Treffen vor dem Rathaus Maisach.

Treffen vor dem Rathaus Maisach.

Zur Hochzeit habe ich von dem damaligen Bürgermeister Gerhard Landgraf eine Chronik über meinen heutigen Wohnort Maisach im Landkreis Fürstenfeldbruck geschenkt bekommen. Jetzt war es an der Zeit auf Einladung des CSU Ortsverbandes eine Kirchwacht-Wanderung unter Leitung von Ortsarchivar Stefan Pfannes durch die Gemeinde mitzumachen und Teile der Chronik live zu erleben. Fazit: So muss Heimatgeschichte vermittelt werden: Authentisch, kompetent und mit unheimlich viel Engagement.
Die Idee gefällt mir und hat hoffentlich viele Nachahmer. Immer wieder wird geklagt, dass die Gemeinden im Speckgürtel um München herum nur als Schlaf- und Trabantenstädte gesehen werden. Die Identifikation mit seinem Wohnort bleibt da oftmals auf der Strecke. Daher nahm ich das Angebot gerne an, mich mit meinem Wohnort näher zu beschäftigen und Heimatgeschichte lebendig zu erleben. Den politischen Ort Maisach mit seinen zahlreichen Vereinen kannte ich aus meiner beruflichen Vergangenheit als Lokalreporter. Den historischen Ort Maisach kannte ich nur aus Büchern oder Artikeln. Es wurde also Zeit, mal die Ortsgeschichte hautnah zu erleben.

Mit Fackeln ausgestattet begann am Rathausplatz die so genannte Kirchwacht-Wanderung durch zahlreiche Plätze der Gemeinde. Ortsarchivar Stefan Pfannes erläuterte sogleich den Begriff der Kirchwacht. Während zu alten Zeiten alle braven Katholiken in der Kirche am Gottesdienst teilnahmen, mussten ein paar ausgewählte Bürger durch das Dorf patrouillieren, um mögliche Feuer zu entdecken. Im Grunde waren diese Kirchwachtgänger die Nachtwächter in einem Bauerndorf, wie es Maisach im Landkreis Fürstenfeldbruck nun mal war. Und so gingen wir moderne Kirchwachtgänger von Ort zu Ort und genossen die Geschichte und Geschichten von Stefan Pfannes.

Bürgermeister Hans Seidel versorgte uns mit Fackeln.

Bürgermeister Hans Seidl versorgte uns mit Fackeln.

Pfarrer Schmidhammer-Haus in Maisach
Die erste Station war das Pfarrer Schmidhammer-Haus und das benachbarte Benefiziatenhaus in der Nähe der Maisacher St. Vitus-Kirche. Matthias Schmidhammer war Anfangs des 20. Jahrhunderts ein streitbarer Pfarrer, der die Geschichte des Bauerndorfes stark geprägt hat. Schmidhammer hat es anscheinend so gut in der Gemeinde gefallen, dass er seinen Ruhestand in Maisach verbracht hat.

Teil der Pfarrkirche Maisach ist ein Schwarzbau
Ich wusste beispielsweise nicht, dass ein Teil der Pfarrkirche St. Vitus ein Schwarzbau ist. Stefan Pfannes nannte ihn den schönsten Schwarzbau Maisachs. Die Kirche wurde immer wieder während des Baus vergrößert, auch einmal ohne behördliche Genehmigung. Erst der Bischof erteilte diesem Verstoß bei der Einweihung seinen Segen. Am heutigen Kirchenparkplatz stand zudem das erste Schulhaus der Gemeinde, wie ich auf der zweiten Station unserer Kirchwachtrunde erfuhr.

Der Maisacher Friedhof und die Mär von einer Gruft
Die Maisacher waren erfindungsreich und eine kleine Notlüge hilft dem Tourismus. So ging die Mär, die Maisacher Pfarrkirche habe eine Gruft, in der Kaiser Ludwig der Bayer beigesetzt sei. Pustekuchen. Maisach hat keine Gruft und keinen Kaiser, aber es wäre doch so schön gewesen. Vielmehr ist das Grab von Pfarrer Schmidhammer und anderer lokaler Familien auf dem Friedhof zu finden.

Bayerische Gebietsreform trifft Maisach
Ich hatte bei einer früheren Reise mal Bruno Merk kennen- und schätzen gelernt. Er war damals Innenminister, der die bayerische Gebietsreform vorangetrieben hat und bei vielen Bürgerinnen und Bürgern regelrecht verhasst war. Die Gebietsreform von 1972 war meiner Meinung sinnvoll gewesen, doch war der Streit damals sehr heftig. Ortsarchivar Stefan Pfannes berichtete von der Abgrenzung der Gemeinde im Norden, die durch den Fluss Maisach begrenzt war.

Die Gebietsreform hat tiefe Wunden geschlagen.

Die Gebietsreform hat tiefe Wunden geschlagen.

Das Freibad Maisach und das Wettern der Kirche
Zu wärmeren Zeiten besuche ich mit meiner Familie gerne das Maisacher Freibad. Es ist für mich ein Hochgenuss und gerne unterstütze ich den Betrieb des Bades mit dem Kauf einer Jahreskarte. Früher war das Maisacher Freibad ein klassisches Flussbad, das auch bei den Münchner sehr beliebt war. Sie fuhren nach Maisach mit dem Zug ins Freibad und im Süden zum Maisacher Sommerkeller. Der Sommerkeller gehört heute zu Fürstenfeldbruck und ist ein Swinger Club und hat wohl eine andere Kundschaft als damals. Interessant war, dass der beliebte Pfarrer Schmidhammer massiv gegen den Verfall der Sitten durch das Freibad wetterte. Nun, die katholische Kirche hat den Kampf verloren – das Freibad in Maisach blieb.

Der Strom für Maisach durch die Hallermühle
Die Stromversorgung in der alten Zeit wurde von der Hallermühle erledigt. Die Mühle versorgte das Bauerndorf mit elektrischem Strom. Es war die erste Stromversorgung aus dem Jahr 1910. Die Hallermühle war eine von fünf Mühlen in der Gemeinde Maisach. Interessant ist auch, nach welchem System die Hausnummerierung in der Gemeinde durchgeführt wurde. Es war schon etwas unübersichtlich, wie die Hausnummern in dem Dorf verteilt waren.

Die Schleichwege durch Maisach
Der wichtigste Weg in dem alten Bauerndorf war immer der Weg zur Kirche. Daher gab es in der Gemeinde einige Schleichwege, die wir natürlich auf unserem Kirchwachtgang benutzen mussten. Viele dieser Schleichwege gibt es allerdings heute nicht mehr.

Wein- und Schnapswirtschaften in Maisach
Die Idee einer weiteren Ortsführung wurde vor dem Kramerladen Hans Schamberger geboren: Die Führung durch die Maisacher Wirtshäuser. Die Gemeinde hatte viele Gasthäuser, die im Laufe der Zeit verschwunden sind. So gab es aufgrund eines Weinbergs in Diepoltshofen eine Weinwirtschaft, es gab eine Schnapswirtschaft und natürlich auch die Brauerei und die Traditionswirtschaft Schlammerl, früher Sturmwirt genannt.

Unter Denkmalschutz steht der Kramerladen, für mich einer der schönsten Orte der Gemeinde.

Unter Denkmalschutz steht der Kramerladen, für mich einer der schönsten Orte der Gemeinde.

Der Kramerladen Schamberger steht heute unter Denkmalschutz und verfällt aufgrund eines Streits einer Erbengemeinschaft. Für mich wäre das Haus eines der Schmuckstücke der Gemeinde, was auch Ortsarchivar Stefan Pfannes bestätigte. Ich erinnere mich als Jugendlicher noch den Laden betreten zu haben, aber das ist lange lange vorbei.

Maisachs Adolf Hitler Platz ist heute ein Kreisverkehr
Die Hauptkreuzung von Maisach ist im Osten gewesen bei der Straße, die nach Überacker führte. Durch den Bau des Fliegerhorstes wurde die Verbindung im Süden abgeschnitten. Interessant für mich war, dass der zentrale Platz im Nationalsozialismus der Adolf Hitler Platz war – heute ist ein Kreisverkehr dort zu finden.

Maisacher Brauerei als Attraktion
Die Brauerei Maisach gehört sicherlich zu den Hauptattraktionen des Ortes. Im Sommer gehe ich gerne in den örtlichen Biergarten und trinke die Maisacher Perle und das süffige Kellerbier. Bekannt ist auch das dunkle Räuber Kneissl Bier. Wir durften das Brauereimuseum besuchen und die alten MAN-Dampfmaschine von 1892 besichtigen. Ortsarchivar Stefan Pfannes berichtete humorvoll von der Geschichte der Brauerei, wie die heutigen Eigentümer wohl zu dem Anwesen gekommen seien.

Die Brauerei sei zum Verkauf gestanden und eine Notbremsung des Zuges von München nach Augsburg sorgte für den Besitzerwechsel. Im Brauereimuseum der Brauerei Maisach steht eine alte noch funktionsfähige Dampfmaschine. Brauereimitarbeiter Günther Huber erklärte die Funktionsweise der 1892 gebauten Dampfmaschine.

500 Jahre Reinheitsgebot beim Bier – die Geschichte von Heinrich dem Kempter

30. Mai 2016
Armin Gross vom Hotel Prinz Luitpold Bad zeigt mir den roten Bock Heinrich dem Kempter.

Armin Gross vom Hotel Prinz Luitpold Bad zeigt mir den roten Bock Heinrich dem Kempter.

Das Reinheitsgebot beim Bier ist 500 Jahre alt und als Bayer freue ich mich über den Erfolg des Gerstensafts. Ich mag es im Biergarten zu sitzen und die eine oder andere Halbe zu genießen. Ich bevorzuge das Bier von kleinen, lokalen Brauereien. Bei uns im Ort ist die Brauerei Maisach, die die Chance auf ein wunderbares Storytelling haben. Die haben das Räuber Kneissl Dunkle. Das Bier ist nach einer Art bayerischen Robin Hood benannt.
Durch meinen Kollegen Thomas Gerlach wurde ich mit der fränkischen Bierkultur vertraut. Es gibt in Franken die weltweit größte Dichte an Brauereien. Jedes Bier schmeckt anders. So dann und wann schreibe ich in meinem Blog darüber – als Beispiel will ich mein Storytelling über den Metzgerbräu in Ützing nennen, der einst sein Bier in alten Wurstkesseln braute. Geschichte vom Bier gibt es überall zu finden. Vor kurzem machte ich ein Biertasting im Legoland Deutschland und habe darüber geschrieben.
Mein Freund Rudi Seelmann betreibt mit seiner wunderbaren Frau Inken in der Nähe von Bamberg eine kleine, historische Brauerei – die Brauerei Seelmann. Das Bier ist absolut köstlich und wenn ich Zeit habe, werde ich mich in eines seiner Gästezimmer einquartieren und sein Bier in Ruhe kosten. Und ich werde die Geschichte seiner Brauerei genießen und darüber bloggen. Versprochen.

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Wie es der Zufall wollte, war ich am 500. Geburtstag des Reinheitsgebots als Reiseblogger unterwegs. Ich weilte in dem wunderschönen Hotel Prinz Luitpold Bad in Bad Hindelang im Allgäu. Zu vorgerückter Stunde zauberte Hotelier Armin Gross ein interessantes Bier hervor: Heinrich der Kempter. Und weil ein Bier auch eine gute Geschichte brauchte, erzählte Armin Gross die Geschichte von Heinrich der Kempter, nachdem das Bier der Brauerei Zötler benannt ist. Storytelling in Sachen Bier pur. Heinrich von Kempten ist eine mittelhochdeutsche Verserzählung, die Konrad von Würzburg in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts verfasste. In einem ersten Teil wird die Verbannung des Ritters Heinrich vom Hofe des Kaisers Otto erzählt und im zweiten Teil die Zurückgewinnung der kaiserlichen Gnade.

Historisches Vorbild für das rote Bockbier
Manchmal genügt ein kleines Stück Brot, um das Schicksal eines Menschen zu besiegeln. Diese Erfahrung musste auch Heinrich der Kempter machen, als er den Sohn eines Herzogs von Schwaben während der Hofhaltung in Bamberg verteidigte. Der kleine Junge hatte Brot von der Tafel des Kaisers stibitzt, wofür er von dessen Mundschenk gezüchtigt wurde.
Im Streit erschlug Heinrich den Mundschenk und wurde vom Kaiser zum Tode verurteilt. Aus seiner Not heraus packte der Ritter den Kaiser und hielt ihm seine Klinge unter dessen mächtigen roten Bart. Kaiser Otto war gezwungen, das Urteil aufzuheben, verbannte Heinrich jedoch vom Hof.
Viele Jahre später führte Kaiser Otto Krieg und forderte deshalb seine Lehensmänner auf, ihm zu folgen. Dem Abt von Kempten widerwillig gehorchend, zog Heinrich los, um für seinen Herrscher zu kämpfen, bei dem er in Ungnade gefallen war.


Eines Tages konnte Heinrich, während er im Zuber badete, sehen, wie der Kaiser auf eine der belagerten Städte zuritt. Die Bürger der Stadt behaupteten, zu Verhandlungen bereit zu sein, lockten den Kaiser jedoch in eine Falle. Als Heinrich das sah, sprang er aus dem Zuber, schnappte sein Schwert und eilte dem Kaiser, nackt wie er war, zu Hilfe.
Kämpfend wie ein Bär schlug er all seine Gegner in die Flucht. Als Kaiser Otto erkannte, wer ihm zu Hilfe gekommen war, vergab er Heinrich dem Kempter. Diese Heldentat inspirierte die Braumeister von Zötler zur Kreation des Roten Bocks.
Die intensive rotbraune Farbe des Bieres ist nicht nur namensgebend für unseren Roten Bock, sondern steht auch für den mächtigen roten Bart von Kaiser Otto. Gekrönt wird das Bier von einem feinporigen cremefarbenen Schaum. In die Nase steigen ein süßlicher Karamellduft und ein feines Hopfenaroma. Klare Empfehlung von mir: Probiert dieses Bier und es wird euch schmecken, versprochen.

Friseurwallfahrt nach Andechs – der Tradition verpflichtet

3. Juli 2015

Die Mischung macht es. Das merke ich bei meinen Kunden besonders deutlich. Einer meiner Kunden ist der Landesinnungsverband des bayerischen Friseurhandwerks, also die Arbeitgeberorganisation der bayerischen Friseure. Neben der klassischen Verbandsarbeit wie Tarife und Stellungnahmen in arbeitsrechtlichen Fragen sind die Friseure natürlich wichtiger Teil der Beauty-Branche und führen Modeveranstaltungen durch. Ach ja und sie feiern gerne, sie sind gesellig und sich ihrer Tradition bewusst. Das gefällt mir. Und daher veranstaltet der Landesinnungsverband einmal im Jahr eine Wallfahrt nach auf den Heiligen Berg nach Andechs. „Als modernes und modisches Handwerk sind wir Friseure unserer Tradition verpflichtet“, so der Landesinnungsmeister Christian Kaiser.
Eine Wallfahrt und geselliges Feiern passt das zusammen? Ja tut es, wie die jüngste Wallfahrt mit rund 150 Friseurinnen und Friseuren aus ganz Bayern wieder zeigte. Ich war dabei und half bei der Dokumentation der Veranstaltung mit.

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Der Hintergrund zur Friseurwallfahrt ist ein sehr ernster: Im Jahre 2003 drohte das Friseurhandwerk aus der Liste der Vollhandwerke gestrichen zu werden. Der Bundesgesetzgeber war am Streichen, viele Gewerbe blieben auf der Strecke. Das bedeutet: Bei einem Rauswurf aus der Anlage A der Handwerksrolle braucht es keinen Meister als Voraussetzung, um sich selbstständig zu machen. Die Qualität im Friseurhandwerk stand auf dem Spiel.
Auf Initiative des LIV-Vorstandsmitglied Josef Wieser veranstaltete der Verband einen Bittgang nach Andechs, um auch göttlichen Beistand zu erbeten. Mit allerlei Plakaten und Transparenten bauten sich die Friseure vor der Wallfahrtskirche in Andechs auf und veranstalteten dann einen Festgottesdienst.
Ob die Pakete, die Gespräche im Hintergrund, der Druck der Öffentlichkeit, der Bittgang oder der Festgottesdienst am Ende ausschlaggebend war, weiß ich nicht. Fest steht, die Friseure sind in der Anlage A der Handwerksrolle geblieben.

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Seitdem veranstaltet der Landesinnungsverband jedes Jahr eine Friseurwallfahrt nach Andechs, wobei einmal auch Vierzehnheiligen bei Staffelstein auch das Ziel der Pilger war. Die Wanderung von Herrsching nach Andechs durch das schöne Kiental dauerte eine Stunde. Dann war der heilige Berg erklommen. Nach dem obligatorischen Gruppenbild vor der Kirche ging es in den Gottesdienst. Mit dabei waren zahlreiche Fahnendelegationen verschiedener Friseurinnungen. Auch der LIV hat eine eigene Fahne. Sehr schön war auch, dass die Zunftfahne der Münchner Friseure in Andechs im Einsatz war. Vor kurzem wurde auch die historische Zunftfahne von 1927 der Friseurinnung München aufwendig restauriert. Sie wurde in alter Tradition geweiht. Der kirchliche Segen wurde am Schrein von St. Cosmas und St. Damian, den Schutzpatronen des Friseurhandwerks, in der Münchner Jesuitenkirche St. Michael erteilt.


Zu Andechs gehört auch der Biergarten mit Bier und Haxn. Und zum bayerischen Biergarten gehört eigentlich auch Blasmusik. Die ist im Biergarten des Heiligen Bergs von den Geistlichen nicht so gerne gesehen, aber die Friseure verhandeln geschickt und so spielt jedes Jahr zur Freude aller eine bayerische Kapelle. Und mitten drin ist auch LIV-Vorstandsmitglied Josef Wieser.

friseurwallfahrt_2015_51

Der Friseurmeister aus Mammendorf im Landkreis Fürstenfeldbruck ist nicht nur erfolgreicher Friseurunternehmer, er ist im auch Musiker. Nach jahrelangen Einsätzen auf dem Oktoberfest in der Vergangenheit greift er auch bei der Friseurwallfahrt zur Posaune. Dabei kommt es vor allem auf die Stimmung an. Viele Bilder gibt es hier.
Wie eingangs gesagt: Die Mischung macht es und hier stimmt die Mischung.

Neue Form des Ostermarsches

14. April 2009

ostern

Am Wochenende war die Resonanz sehr unterschiedlich auf die durchgeführten Ostermärsche. In den deutschen Großstädten war die Friedensbewegung eher in den Biergärten als auf der Straße zum Demonstrieren zu treffen. Ein paar Versprengte zogen mit dem Peace-Zeichen durch die Straßen. Einzig der Ostermarsch gegen das Bombodrom lockte Teilnehmer auf die Straßen. Ich denke, das Problem ist das fehlende Feindbild. Obama hat unbewusst der europäischen Friedensbewegung den Wind aus den Segeln geholt. Während seiner ersten Europareise verkündigte er in Prag, dass er sich eine Welt ohne Atomwaffen vorstellen könne. Warum soll ich da noch auf die Straße gehen, wenn der Oberbefehlshaber der größten Militärmacht ein Friedensbewegter ist? Da waren die 80iger Jahre doch ganz anders. Da gab es klare Feindbilder für die Ostermarschierer. Pershing II und Nato-Doppelbeschluss, Reagan und Afghanistan -Invasion, Lateinamerika und Südafrika, vielleicht auch noch Wackersdorf. Ich hab im Keller sogar noch einen Button des Ostermarsches von 1985 gefunden. Das Ding hing seit 24 Jahren an einer Jeansjacke im Keller (klar, man trug damals Jeans). Also, ein klares Feindbild muss wieder her, oder eine neue Art des Ostermarsches. Unter dem Motto „Eine Region steht auf“ probiertes es Gleichgesinnte in Alzenau. Mit einem Ostermarsch wollten die Beschäftigten der Firma Mahle die Geschäftsführung zum Umdenken bringen. Mit einem Ostermarsch haben Beschäftigte des Autozulieferers Mahle in Alzenau (Landkreis Aschaffenburg) gemeinsam mit Bewohnern der Region gegen die geplante Werksschließung protestiert. Hier geht es darum, nicht Abrüstung einzufordern, sondern es geht um die nackte Angst, seinen Arbeitsplatz zu verlieren. Diese Angst ist viel realer als eine kriegerische Bedrohung.