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Meine Vinyl des Monats: Bruce Springsteen, Kate Bush, John Lennon, The Yardbirds, Jean-Michel Jarre, Led Zeppelin, King Crimson, Howard Shore, Bernard Herrmann, Richard Wagner, Chuck Berry

29. Oktober 2025

Vinyl-Schallplatten üben bis heute eine besondere Faszination aus. Ihr warmer, voller Klang unterscheidet sich deutlich von der glatten Perfektion digitaler Formate und vermittelt ein Gefühl von Echtheit und Nähe zur Musik. Auch das haptische Erlebnis spielt eine große Rolle: Das Auflegen der Platte, das leise Knistern der Rille und das große, oft kunstvoll gestaltete Cover machen das Musikhören zu einem bewussten, beinahe rituellen Vorgang. Viele Liebhaber schätzen zudem den nostalgischen Charakter und die Handwerkskunst vergangener Jahrzehnte. In einer Zeit, in der Musik meist nur noch gestreamt wird, steht die Schallplatte für Entschleunigung, Wertschätzung und den besonderen Moment, wenn Musik wirklich greifbar wird. Und hier sind meine Anschaffungen im Monat Oktober.

Bruce Springsteen: Nebraska ’82 Expanded Edition
Über vierzig Jahre nach der Veröffentlichung seines wohl intimsten Albums gewährt uns Bruce Springsteen tiefe Einblicke in eine Schaffensphase, die längst Musikgeschichte geschrieben hat. Mit „Nebraska ’82: Expanded Edition“ und dem begleitenden Soundtrack zum Biopic „Deliver Me From Nowhere“ erscheinen gleich zwei Veröffentlichungen, die das Vermächtnis des 1982 entstandenen Kultalbums in neuem Licht zeigen. Und ich hatte das unglaubliche Glück, die Vinyl-Box in den Händen zu halten!
Als langjähriger Springsteen-Fan war der Moment, in dem das Paket ankam, schon etwas Besonderes. Nebraska war schon immer anders – rau, ehrlich, reduziert auf das Wesentliche. Während alle Welt den bombastischen Sound von „Born in the USA“ erwartete, lieferte Bruce damals diese kargen, auf einem Vierspur-Kassettendeck aufgenommenen Lieder ab. Geschichten von Menschen am Rand der Gesellschaft, erzählt mit einer Intensität, die einem unter die Haut geht.
Die Expanded Edition ist mehr als nur eine Neuauflage. Schon die Verpackung zeigt, mit wieviel Liebe zum Detail hier gearbeitet wurde. Das schwere Box-Set öffnet sich wie eine Schatztruhe, und drinnen wartet nicht nur das remastered Original-Album, sondern auch bisher unveröffentlichte Aufnahmen, alternative Versionen und Demos, die einen noch tieferen Blick in Bruces damalige Seelenlage gewähren. Die Liner Notes, vollgepackt mit Hintergrundinformationen und Fotografien aus jener Zeit, sind ein absolutes Highlight für jeden, der verstehen möchte, wie aus diesen einsamen Sessions in Bruces Schlafzimmer ein Meisterwerk entstand.
Das Vinyl selbst klingt fantastisch – warm, direkt, unmittelbar. Man hört jedes Knacken, jedes Atmen, jede Nuance von Bruces Stimme und seiner akustischen Gitarre. Genau so sollte Nebraska klingen. Die zusätzlichen Tracks offenbaren Songs, die es nicht aufs Original geschafft haben, aber genauso kraftvoll und berührend sind. Es ist, als würde man Bruce damals über die Schulter schauen, während er mit seinen Dämonen ringt und daraus Kunst erschafft.
Der Soundtrack zu „Deliver Me From Nowhere“ ergänzt das Erlebnis perfekt und macht die gesamte Ära noch greifbarer. Für mich als Fan ist diese Veröffentlichung ein Geschenk – eine Möglichkeit, ein Album, das ich schon hunderte Male gehört habe, noch einmal ganz neu zu entdecken. Nebraska war damals mutig, kompromisslos und seiner Zeit voraus. Heute, über vier Jahrzehnte später, hat es nichts von seiner Kraft verloren. Im Gegenteil: Es fühlt sich relevanter denn je an.

Kate Bush: The Kick Inide
Kate Bushs Debütalbum The Kick Inside, erschienen 1978, ist ein außergewöhnliches Werk voller künstlerischer Eigenwilligkeit und jugendlicher Genialität. Mit nur 19 Jahren schuf Bush ein Album, das sowohl lyrisch als auch musikalisch weit über das hinausging, was man damals von einer Newcomerin erwarten konnte. Ihre unverwechselbare Stimme, die zwischen ätherischer Zartheit und dramatischer Expressivität pendelt, prägt Songs wie Wuthering Heights, The Man with the Child in His Eyes oder Moving.

Stilistisch verbindet das Album Pop, Rock und Artrock-Elemente mit literarischen und mythologischen Anspielungen – ein Konzept, das Bush später zu einer der faszinierendsten Künstlerinnen der Popgeschichte machte. The Kick Inside wirkt auch heute noch frisch und originell – ein visionäres Debüt, das die Grenzen des Pop neu definierte.

John Lennon: Gimme Some Truth
Gimme Some Truth von John Lennon ist weniger ein klassisches Album als eine pointierte Werkschau seines Schaffens, die seine kompromisslose Haltung und sein Gespür für eingängige Melodien eindrucksvoll zusammenfasst.

Die Songs zeigen Lennon als politischen Idealisten, als scharfen Gesellschaftskritiker, aber auch als verletzlichen Menschen, der nach Wahrheit und Frieden sucht. Klassiker wie Imagine, Instant Karma! oder Working Class Hero stehen dabei exemplarisch für seine Mischung aus Aufrichtigkeit, Wut und Hoffnung. Gimme Some Truth ist damit nicht nur eine Zusammenstellung bekannter Stücke, sondern ein musikalisches Manifest für Authentizität und Menschlichkeit.

The Yardbirds: Roger the Engineer
Das Album „Roger the Engineer“ der britischen Band The Yardbirds erschien 1966 und gilt als ihr einziges Studioalbum mit komplett eigenem Songmaterial. Offiziell hieß es in Großbritannien Yardbirds, bekam aber aufgrund des Cover-Designs, das eine Karikatur des Tontechnikers Roger Cameron zeigt, schnell den Spitznamen „Roger the Engineer“.

Musikalisch markiert es eine Übergangsphase: Die Band entfernte sich von reinem Rhythm & Blues und experimentierte stärker mit Psychedelic-, Bluesrock- und Hardrock-Elementen. Mit Jeff Beck als Leadgitarrist enthält das Album einige wegweisende Riffs und Sounds, die später viele Musiker beeinflussten. Heute gilt es als ein Schlüsselwerk der 60er-Jahre-Rockmusik.

Jean-Michel Jarre: Zoolook
Jean-Michel Jarres Album Zoolook aus dem Jahr 1984 gilt als eines seiner experimentellsten Werke und markiert einen deutlichen Schritt weg von reiner Synthesizer-Musik hin zu einem stärker samplingsbasierten Klangbild. Charakteristisch ist der innovative Einsatz von Sprachaufnahmen aus rund 25 verschiedenen Sprachen, die verfremdet, rhythmisch eingebunden und so zu einem eigenständigen musikalischen Element werden. Dadurch entsteht eine außergewöhnliche Textur, die dem Album eine besondere Tiefe und Identität verleiht. Stücke wie Ethnicolor oder Diva erzeugen dichte, atmosphärische Klangräume, die teilweise fast beklemmend wirken, während andere Passagen mit spielerischen Fragmenten überraschen. Kritiker heben das Album häufig als wegweisend für die Verwendung von Sprachsamples im elektronischen Popkontext hervor.

Gleichzeitig ist Zoolook kein leicht konsumierbares Werk: Der Spannungsbogen wirkt stellenweise unausgeglichen, und wer Jarres melodischere Klassiker wie Oxygène oder Équinoxe bevorzugt, könnte den Zugang zu Zoolook als sperrig empfinden. Auch manche Produktionstechniken wirken aus heutiger Sicht etwas gealtert. Dennoch bleibt Zoolook ein ambitioniertes Album, das Mut zur Innovation beweist und als wichtiger Meilenstein in der Geschichte der elektronischen Musik gilt.

Led Zeppelin: III
Mit Led Zeppelin III schlug die Band 1970 neue Wege ein und überraschte Fans wie Kritiker gleichermaßen. Während die Vorgängeralben klar vom harten, elektrischen Bluesrock geprägt waren, zeigt sich hier ein deutlicher Fokus auf akustische Klänge und Folk-Einflüsse. Songs wie Gallows Pole oder Bron-Y-Aur Stomp schöpfen aus britischer und amerikanischer Folk-Tradition, während Stücke wie Immigrant Song oder Celebration Day die gewohnte Energie und Härte der Band transportieren.
Diese Mischung aus akustischer Intimität und elektrischer Wucht machte das Album zunächst zu einem Streitpunkt: Manche Hörer vermissten die durchgehende Wucht der ersten beiden Werke. Doch mit der Zeit setzte sich die Erkenntnis durch, dass Led Zeppelin III ein mutiger Entwicklungsschritt war, der die Band musikalisch breiter aufstellte und ihren Sound erheblich erweiterte.
Besonders hervorgehoben wird heute die Vielseitigkeit des Albums: von hymnischen Riffs über filigrane Gitarrenarrangements bis hin zu sensiblen Akustikpassagen. Kritiker sehen darin einen wichtigen Grundstein für Led Zeppelins Fähigkeit, Hardrock, Blues, Folk und psychedelische Elemente zu einem unverwechselbaren Stil zu verschmelzen.
Im Rückblick gilt Led Zeppelin III nicht als das eingängigste, wohl aber als eines der einflussreichsten und künstlerisch spannendsten Werke der Band – ein Album, das zeigt, dass sich Led Zeppelin nicht auf ihre Erfolgsformel beschränkten, sondern den Mut hatten, neue Klangwelten zu erschließen.

King Crimson: Beat
Beat ist das neunte Studioalbum von King Crimson und erschien am 18. Juni 1982. Es war das zweite Album der „’80er-Formation“ mit Robert Fripp, Adrian Belew, Tony Levin und Bill Bruford, und erstmals blieb die Besetzung gegenüber dem Vorgängeralbum Discipline unverändert. Unter dem Einfluss der Beat-Generation (z. B. Jack Kerouac, Allen Ginsberg) konzipierte Belew die Texte, angeregt durch Fripp, der ihm Lesestoff aus der Beat-Literatur nahelegte. Der Name Beat verweist also nicht auf Rhythmus allein, sondern auf die literarische Bewegung, deren Geist (“On the Road”, “Howl” etc.) im Album mitschwingt.

Da Discipline 1981 als Comeback-Album gefeiert wurde, lagen die Erwartungen für Beat hoch: Könnte King Crimson die musikalische Neuausrichtung stabilisieren und weiterentwickeln? Viele Fans und Kritiker hofften auf eine Weiterentwicklung statt auf Wiederholung. Eines der stärksten Merkmale von Beat liegt in seiner instrumentalen Qualität und der Präzision, mit der die Musiker – insbesondere Fripp, Bruford und Levin – ihre Parts ineinander verschachteln. Selbst wenn der Pop- und New-Wave-Einfluss deutlich herauszuhören ist, bleibt die progressive DNA present. Die Technik, das Zusammenspiel und die Dichte mancher Arrangements erinnern an die besten Momente von Discipline, auch wenn Beat insgesamt zugänglicher klingt. Beat ist ein Album, das in King Crimsons Diskografie zwischen Experiment und Zugänglichkeit steht. In den besten Momenten – etwa mit Sartori in Tangier und Requiem – erinnert es daran, dass die Band immer noch bereit war, Grenzen zu verschieben. In anderen Momenten wendet es sich bewusst dem Pop-Songwriting zu, was manche Fans als Kompromiss ansehen.
Wenn man Beat mit seinem Vorgänger Discipline vergleicht, liegt es rückblickend oft etwas darunter: wohltuend solide, aber nicht so kraftvoll und einflussreich wie das Comeback-Album. Dennoch besitzt Beat genug individuell starke Stücke, um es auch heute noch wertvoll zu hören – vor allem für jene, die den Chinesen des 80er-Crimson-Sounds nachspüren wollen.

Howard Shore: Lord of the Rings
Die Musik von Howard Shore zu Der Herr der Ringe zählt zu den bedeutendsten Filmmusikwerken überhaupt und ist weit mehr als eine bloße Begleitung der Bilder. Shore erschuf ein eigenständiges musikalisches Universum, das die Tiefe und Vielfalt von Tolkiens Welt hörbar macht. Zentral ist dabei die konsequente Verwendung der Leitmotivtechnik: Mehr als neunzig verschiedene Themen und Motive ziehen sich durch die Trilogie, die Völker, Orte, Gegenstände oder auch abstrakte Ideen verkörpern und sich im Verlauf der Handlung weiterentwickeln. So wird die Musik des Auenlands von warmen, volksliedhaften Klängen mit Geige, Flöte und Klarinette bestimmt, während Rohan durch die rauen Töne der Hardangerfiedel charakterisiert wird. Gondor klingt majestätisch und feierlich mit Blechbläsern und Chor, während Mordor und Isengard von schweren, dissonanten Klangmassen aus Blech und Schlagwerk geprägt sind.

Einen besonderen Reiz verleihen die groß angelegten Chorpassagen, die in Tolkiens Sprachen wie Sindarin, Quenya oder Khuzdul gesungen werden und der Musik eine archaische, mythische Aura verleihen. Shore gelingt es, sowohl intime, zarte Momente voller Geborgenheit als auch monumentale Schlachtszenen von überwältigender Wucht zu gestalten und so die emotionale Bandbreite der Filme auf einzigartige Weise zu verstärken. Trotz der Vielfalt an Themen und Stilen wirkt die Komposition als geschlossenes Ganzes, das wie eine Oper ohne Bühne funktioniert und die epische Dimension der Geschichte hörbar macht.

Bernard Herrmann: Vertigo
Der Soundtrack zu Alfred Hitchcocks Vertigo (1958), komponiert von Bernard Herrmann, gilt als eines der eindrucksvollsten Beispiele für die enge Verbindung von Film und Musik. Herrmanns Komposition ist von einer hypnotischen, fast unheimlichen Qualität geprägt und spiegelt die psychologische Tiefe des Films ebenso wider wie dessen traumartige Atmosphäre. Zentral sind die schwebenden, kreisenden Motive, die musikalisch das titelgebende Schwindelgefühl nachzeichnen. Durch die geschickte Verwendung von sich aufbauenden und wiederholenden Figuren, schraubenartigen Tonbewegungen und dichten Orchesterfarben entsteht ein Klangbild, das sowohl Spannung als auch Obsession vermittelt.
Die Partitur arbeitet intensiv mit Streichern, die oft in breiten, wogenden Klangflächen eingesetzt werden und ein Gefühl von Sehnsucht, aber auch von Beklemmung erzeugen. Über diesen Teppichen legen sich unheilvolle Bläserakzente, die die Bedrohung und die innere Zerrissenheit der Hauptfigur unterstreichen. Besonders hervorzuheben ist das berühmte Liebesthema, das zugleich romantisch und beunruhigend wirkt – es steigert sich immer wieder in leidenschaftliche Höhepunkte, die jedoch abrupt abbrechen oder in Dissonanzen münden, was die unerfüllte, obsessive Natur der Liebe im Film reflektiert.
Herrmanns Musik für Vertigo ist weniger auf klassische Hollywood-Melodien ausgelegt, sondern auf eine durchgängige Klangdramaturgie, die den Zuschauer unweigerlich in die psychologische Abwärtsspirale der Figuren hineinzieht. Sie ist zugleich lyrisch und bedrohlich, schön und verstörend, und verstärkt so die traumwandlerische, beklemmende Stimmung des Films auf unverwechselbare Weise.

Richard Wagner: Lohengrin
Die Bayreuther Festspiele 1982 präsentierten mit Richard Wagners „Lohengrin“ eine Aufführung, die sowohl musikalisch als auch szenisch nachhaltigen Eindruck hinterließ. Im Zentrum stand der Tenor Peter Hofmann, der zu dieser Zeit bereits als charismatischer und moderner Wagner-Sänger galt. Seine Interpretation der Titelpartie zeichnete sich weniger durch ein heroisch stählernes Timbre aus, als vielmehr durch eine lyrische, fast schlanke Stimmführung, die dem geheimnisvollen Charakter des Schwanenritters eine besondere Verletzlichkeit und Menschlichkeit verlieh. Hofmanns heller Tenor, geprägt von klarem Höhenstrahl und nuancenreicher Phrasierung, traf den Ton eines „modernen Lohengrin“, der sich von den kraftvollen, manchmal schwergewichtigen Bayreuth-Traditionen unterschied. Kritiker bemerkten zwar eine gewisse vokale Fragilität in den dramatischeren Passagen, doch gerade die „Gralserzählung“ gewann durch seine fast introvertierte Gestaltung eine intime Intensität, die im Festspielhaus große Wirkung entfalten konnte.

An der Seite Hofmanns überzeugte die Sopranistin Katalin Komlósi (Elsa) mit lyrischer Innigkeit, auch wenn ihre Stimme nicht immer das durchschlagende Volumen für den großen Saal besaß. Die Gegenspieler, insbesondere Ortrud und Telramund, lieferten hingegen kraftvoll-dramatische Kontraste, die der Aufführung die nötige Spannung gaben. Dirigent Woldemar Nelsson entschied sich für ein transparentes, fließendes Klangbild, das weniger den monumentalen Wagner-Klang kultivierte, sondern eine fein austarierte Balance zwischen Orchester und Bühne herstellte. Die Bayreuther Akustik trug dazu bei, dass selbst die zarten Passagen Hofmanns klar verständlich blieben.

Auch die 1982 veröffentlichte Aufnahme dieser Produktion dokumentiert diese besondere Ära Bayreuths. Auf Schallplatte und später CD festgehalten, vermittelt das Album die Atmosphäre eines Ensembles, das nicht allein auf stimmliche Wucht setzte, sondern auf psychologische Zeichnung und klangliche Durchsichtigkeit. Hofmanns Lohengrin wirkt hier fast wie ein Gegenentwurf zum traditionellen „Helden“ – ein sensibler, geheimnisvoller Ritter, der in seiner Menschlichkeit greifbarer wird. Während manche Puristen den fehlenden „stahlblauen Heldentenor“ kritisierten, schätzten andere gerade den frischen Zugang, der Wagner näher an eine neue Generation von Opernfreunden brachte.

In der Rückschau lässt sich die Bayreuther „Lohengrin“-Produktion von 1982 als ein wichtiger Moment in der Rezeption des Werkes werten. Sie markierte eine Phase, in der die Festspiele begannen, sich von schwerfälligen Wagner-Klischees zu lösen und neue stimmliche und szenische Wege zu beschreiten. Das Album mit Peter Hofmann bleibt bis heute ein Dokument dieses Aufbruchs, das seine Hörer mit einer Mischung aus Spannung, Kontroverse und Faszination zurücklässt.

Chuck Berry: Ultimative Collection
Chuck Berry gilt als einer der entscheidenden Wegbereiter des Rock ’n’ Roll. Mit Songs wie Johnny B. Goode oder Roll Over Beethoven verband er treibende Rhythmik, eingängige Gitarrenriffs und jugendnahe Texte zu einer bis dahin unbekannten Mischung, die Generationen von Musikern beeinflusste. Berry prägte nicht nur den Sound, sondern auch die Bühnenästhetik des Rock: Seine energiegelbe Performance, der berühmte „Duckwalk“ und seine unverwechselbare Gitarrentechnik machten ihn zu einem Idol für Bands wie die Beatles, die Rolling Stones oder später auch Bruce Springsteen.

Er brachte das Lebensgefühl einer neuen, selbstbewussten Jugendkultur auf den Punkt und gilt bis heute als „Vater des Rock ’n’ Roll“, dessen musikalisches Erbe den Grundstein für nahezu alle späteren Spielarten der Rockmusik legte.

Als die Beatles noch Silber waren – Eine Nacht in Inverness

2. August 2025

Es war der 21. Mai 1960, ein Samstagabend im noch frischen Frühsommer der schottischen Highlands, als eine junge Band namens The Silver Beetles im Northern Meeting Ballroom in Inverness auftrat. Niemand ahnte damals, dass diese fast namenlose Begleitgruppe wenige Jahre später die bekannteste Band der Welt werden sollte: The Beatles. An diesem Abend aber waren sie einfach nur fünf junge Männer auf Tour, erschöpft, schlecht bezahlt – aber voller Musik und Hoffnung. Durch Zufall stand ich bei meinem Streifzug durch das schottische Inverness vor diesem Veranstaltungsort, der heute ein Frühstückslokal ist.

Die Silver Beetles begleiteten den englischen Sänger Johnny Gentle auf einer einwöchigen Schottland-Tournee, die später unter dem Namen “The Beat Ballad Show” in die Popgeschichte eingehen sollte. Inverness war die zweite Station dieser kleinen Tour, die durch abgelegene Orte wie Fraserburgh, Forres, Nairn und Keith führte – fernab von Glanz, Ruhm oder großer Bühne.

Der Northern Meeting Ballroom war ein typischer Mehrzwecksaal seiner Zeit. Neben der Rock’n’Roll-Show mit Johnny Gentle und seinen Silver Beetles traten dort an diesem Abend auch Ronnie Watt & The Chekkers Rock Dance Band auf. In einem Nebenraum spielte eine Tanzkapelle traditionelle Musik für ein älteres Publikum – eine typische Doppelnutzung, wie sie für lokale Säle in Schottland damals üblich war. Der Eintritt kostete vor 20 Uhr drei Schilling, danach fünf. Der Abend begann um 19:30 Uhr und ging bis Mitternacht – Unterhaltung für jeden Geschmack.

Die Beatles, wie wir sie heute kennen, traten hier noch unter Pseudonymen auf: John Lennon nannte sich „Long John“, Paul McCartney war „Paul Ramon“, George Harrison firmierte als „Carl Harrison“, Stuart Sutcliffe als „Stuart de Staël“, und ihr damaliger Schlagzeuger Tommy Moore blieb schlicht Tommy. Sie waren unsicher, grün hinter den Ohren – aber hungrig auf Musik. Während sie Gentle begleiteten, improvisierten sie, lernten, wie man sich auf der Bühne verhält, wie man ein Publikum mitreißt – und wie hart das Musikerleben sein kann.

Johnny Gentle erinnerte sich später, dass John Lennon in Inverness abends in einem Hotelzimmer half, an einem Song zu schreiben: I’ve Just Fallen For Someone. Lennon bastelte spontan einen Mittelteil. Es war das erste Mal, dass er an einem „fremden“ Song mitarbeitete. Vielleicht war es auch der erste Moment, in dem seine Fähigkeit, andere mit seiner Kreativität zu inspirieren, in vollem Licht aufblitzte.

Doch hinter den Kulissen war nicht alles glänzend. Die Band war müde, das Tourmanagement chaotisch, die Bezahlung unregelmäßig. John Lennon soll in dieser Zeit wütend an ihren damaligen Promoter Larry Parnes geschrieben haben: “We’re fuckin’ skint up here. We haven’t got a pot to piss in. We need money, Larry!” – ein wütender Hilferuf aus der Realität des Musikeralltags.

Und doch war diese Nacht in Inverness ein Schritt. Einer von vielen, der zur Legende führen sollte. Es war ein Abend, an dem fünf junge Männer vor einem kleinen, ahnungslosen Publikum spielten – mit Gitarren, Energie und Träumen. Ein Abend, der heute kaum dokumentiert, aber nicht vergessen ist. Denn hier, im Schatten der Highlands, an den Ufern des River Ness, begann eine der größten Geschichten der Popmusik.

So sieht der Laden heute aus:

Und die Beatles spielen in GB noch immer medial eine Rolle.

The Beatles Let it Be kommt restauriert

23. April 2024

Nun soll es also doch noch kommen. Nach Get Back soll nun der Originalfilm Let it Be von den Beatles veröffentlicht werden. Wir erinnern uns: Am 8. Mai 1970 wurde das zwölfte und letzte Album der Beatles auf den Markt geworden und dazu kam ein Kinofilm, der, sagen wir mal so, recht düster und in Teilen deprimiert war. Am 8. Mai 2024 kommt nun der Film bei Disney+. Ich geh davon aus, dass der Film auch auf Bluray später veröffentlicht wird. Ein Datum habe ich nicht gefunden.

Aus dem 16mm-Material der Filmaufnahmen schuf Peter Jackson eine mehrstündige Beobachtung, die das Ende der Beatles dokumentierte. Bild und Ton wurden optimal restauriert. Unter Get back wurden die Aufnahmen bei Disney+ gestreamt und dann später auf Datenträger veröffentlicht. Für mich war Get Back ein optischer und musikalischer Schatz als Beatles-Fan und stimmte mich versöhnlich, dass die Musiker zusammen kreativ waren, zusammen lachten und natürlich auch zusammen streiten. Get Back war alles in allem ein positiver Film über das Ende einer Supergruppe.

Ganz anders der rund einhalbstündige Originalfilm Let it Be von 1970. Ich hatte mal eine Bootleg-VHS und investierte dann in eine teure digitale Laserdisc, um mir das Trauerspiel und die Trauermienen anzuschauen. Let it Be war ein interessanter Film, der die Risse zwischen den Musikern zeigte. Hier der Trailer von 1970.

Interessant, wie Peter Jackson aus diesem und mehr Material die Stimmung in Get Back gedreht hatte. Was Film so alles kann, basierend auf dem gleichen Material. Aber Let it Be zeigt anderes Material als der Jackson-Film Get Back.

Jetzt wurde der Film von 1970 von Regisseur Michael Lindsay-Hogg restauriert. Wahrscheinlich erstrahlt er in besserer Qualität als meine Laserdisc. Ich warte auf die Bluray Veröffentlichung, um beide Aufnahmen vergleichen zu können. Hier das Plakat von Disney+.

Michael Lindsay-Hogg erklärte in einer Pressemitteilung: „‚Let It Be‘ wurde im Oktober/November 1969 fertiggestellt, aber es kam erst im April 1970 heraus. Einen Monat vor seiner Veröffentlichung trennten sich die Beatles offiziell. Und so sahen sich die Leute ‚Let it Be‘ mit Traurigkeit im Herzen an und dachten: ‚Ich werde die Beatles nie wieder zusammen sehen. Ich werde nie wieder diese Freude haben`, und das hat die Wahrnehmung des Films sehr getrübt.“ Man kann sich die Sache auch schön reden und rechtfertigen. Für mich war, ist und wird Let it Be ein trauriger Film bleiben und trotzdem werde ich ihn mir kaufen, wenn er auf Bluray herauskommt.

Peter Jackson hat natürlich auch was zu sagen: „Ich freue mich riesig, dass Michaels Film ‚Let It Be‘ restauriert wurde und nun endlich wieder veröffentlicht wird, nachdem er jahrzehntelang nicht erhältlich war. Ich hatte das Glück, Zugang zu Michaels Outtakes von ‚The Beatles: Get Back‘ zu haben, und ich habe immer gedacht, dass man ‚Let It Be‘ braucht, um die Geschichte von ‚The Beatles: Get Back‘ zu vervollständigen.“

Beatles Bär von Steiff

11. Januar 2024

Ja, ich bin en Fand der Beatles und irgendwie auch ein Sammler von speziellen Steiff-Bären. Jetzt kamen Beie Leidenschaften zusammen, denn Steiff veröffentlichte in der Reihe Steiff Rocks! Endlich den Beatles-Bär. Es gibt es die Stones als Teddy, aber die Beatles liegen mir deutlich näher.

Ich habe das Gefühl, dass Steiff es mit den Sammler-Bären im Moment übertreibt und ich habe mich sehr zurückgehalten. Aber die Beatles mussten einfach sein. Die Nummer in der Steiff-Kollektion ist 007439 laut Zertifikat habe ich die Nummer 1438 der auf 3000 Exemplare limitierten Ausgabe.

„Love, love me do…“ Auf dem Arm meines Teddybären ist „Love Me Do“ gestickt. Es war die erste Single, die „The Beatles“ Ende 1962 veröffentlichten. Nach der Veröffentlichung ihres ersten Albums „Please Please Me“ Anfang 1963 wurde ihre Popularität so groß, dass der Begriff „Beatlemania“ geprägt wurde. Diese Ära der einflussreichsten Rockband aller Zeiten wird bei diesem Bären aus feinstem Mohair gewürdigt. Der Steiff Beatles Teddybär trägt einen schicken grauen Anzug und das charakteristische Schlagzeug der Beatles unter dem Arm. Steiff Rocks!

Wenn ich an Steiff einen Wunsch richten dürfte: Ich hätte gerne noch einen Dylan- und einen Bowie-Bär. Und dann ist wirklich Schluss bei mir.

Träumen und genießen: Den letzten Song der Beatles Now and Then

3. November 2023

Um 14:57 Uhr war es am 2. November bei mir soweit. Da aktualisierte sich die Apple Musik Bibliothek und ich konnte den letzten Song der Beatles Now and Then hören.

Meine Frau und ich lauschten dem Gesang von John Lennon andächtig, schweigsam und nachdenklich. Was für ein emotionales Erlebnis eine neue Aufnahme der Fab Four zu hören und was für ein schönes Lied. Mich hat Now and Then berührt. Die Vinyl-Single in Blau wird heute im Laufe des Tages eintreffen und ich werde ein Unoxing-Video nachschieben. Hier die schwarze Ausgabe.

Die Geschichte von Now and Then haben wir in den vergangenen Tages immer wieder gehört: Lennon wurde 1980 von dem Fanatiker Chapman erschossen. 1979 nahm er im Dakota diesen Song auf eine einfach Audiocassette auf. Yoko Ono gab 1994/5 diese Audiocassette an Paul McCartney weiter mit der Gesangsaufnahme von Lennon samt Klavier. Das lange Zeit mythologisierte John-Lennon-Demo wurde erstmals im Februar 1995 von Paul, George und Ringo im Rahmen des Projekts The Beatles Anthology bearbeitet, blieb aber unvollendet, unter anderem wegen der unmöglichen technischen Herausforderungen bei der Arbeit mit der Stimme, die John in den 1970er Jahren auf Band aufgenommen hatte. Das Band hat einfach gebrummt.

Der Ort des Mordes an John Lennon.
Der Ort des Mordes an John Lennon.


Die Rest-Beatles wollten diese letzte Aufnahme fertigstellen, zur baren Münze umwandeln und somit veröffentlichen, doch Produzent und Techniker Jeff Lynne (ELO) scheiterte technisch an der Aufnahme. Die Technik der Zeit war einfach noch nicht so ausgereift. Das Ding brummte einfach zu stark. Es konnten nur die Songs Free as a Bird und Real Love von der gleichen Kassette gerettet und veröffentlicht werden. Now and Then war unmöglich zu produzieren – Stimme und Klavier waren zu stark miteinander verwoben – und das Brummen.

Erst als Regisseur Peter Jackson sich an die Rekonstruktion von Get Back machte, war es technisch möglich Lennons Stimme und sein Klavier und das Brummen zu trennen. Die Stimme von John Lennon wurde isoliert und war durch KI-Technik glasklar. Machine Learning analysierte den Gang und optimierte ihn. Ein bedeutender Beweis für die positive Arbeit von KI-Technologie. Die Rest-Beatles, nunmehr nur noch Paul und Ringo, entschlossen sich 2022/3 nun doch Now and Then zu veröffentlichen. George Harrison war ja 2001 an Krebs verstorben – der Gitarrenpart von Now and Then basiert aber auf seinem Gitarrenspiel. Es wurde nun Streicher hinzugefügt, die allerdings nicht wussten, dass es sich um eine Beatles-Aufnahme handelte. Paul schummelte hier und erklärte den Musikern, dass es sich um ein neues Stück von ihm handelte – also strengste Geheimhaltung.

Und so läuft bei mir Now and Then in Endlosschleife – zugegeben mit Tränen in den Augen. Nach zig Mal hören fiel mir am Ende eine Stimme aus. Etwa bei 4:04 Minute. Nur ein Wort am Ende des Songs, ich glaube es klingt nach Ringo. Ein Vermächtnis? Ein Fehler? Ein Hinweis? Und ich muss mal in den entsprechenden Beatles Foren nachlesen.

Ich sitze auf dem Sofa und träume. Natürlich wird Now and Then die Musik nicht mehr revolutionieren. Es ist keine bahnbrechende Aufnahme, aber verdammt noch mal, es sind die Beatles. Was für eine geniale Band waren die Beatles doch gewesen. Danke an Yoko Ono, dass sie das Tape weitergegeben hat. Der letzte Beatles-Song und ich war dabei.

Beatles und Pumuckl kommen dank KI wieder

15. Juni 2023

Die Welt ist durch KI im Umbruch. Gestern kamen zwei Meldungen ins Postfach, die ich interessant finde, weil sie zeigen, welche Möglichkeiten KI für die Entertainment Industrie möglich sind: Paul McCartney kündigt dank KI einen letzten Beatles-Song an und Pumuckl kommt mit der Stimme des verstorbenen Hans Clarin wieder.

Ich freu mich auf die Beatles 2023
Es ist wohl der Lennon-Song Now And Then von 1978, der auf einer Democassette lag und nun aufgepeppt wurde. McCartney hatte das Demo-Tape „For Paul“ von Lennons Witwe Yoko Ono erhalten. Die Tracks wurden größtenteils mit einem Ghettoblaster aufgenommen, während der Musiker in seiner New Yorker Wohnung am Klavier saß. Für die Neuveröffentlichung wurde die Stimme Lennons durch KI von früheren Aufnahmen herausgefiltert. „Wir konnten Johns Stimme nehmen und sie durch diese KI pur bekommen“, sagte der 81jährige Paul McCartney der BBC. Die beiden anderen Songs auf der Cassette waren Free as a Bird und Real Love, die bereits 1995 und 1996 veröffentlicht wurden. Jetzt war die Technik soweit, dass der Songs überarbeitet werden konnte. Die Aufnahme soll noch dieses Jahr erscheinen. Ich bin dabei.

Pumuckl 2023 mit zwei Stimmen
„Meister Eder und sein Pumuckl“ war in den 1980er Jahren eine der beliebtesten Kinder- und Familienserien Deutschlands. Die Geschichten über den kleinen, rothaarigen Kobold und seinen Schabernack haben bis heute Kultstatus. Jetzt kehrt er endlich zurück: In 13 Folgen der Serie „Neue Geschichten vom Pumuckl“. Ausgestrahlt werden die neuen Folgen Ende 2023 auf RTL+, RTL und Super RTL. Premiere hat die Serie am 24. Juni 2023 auf dem Kinderfilmfest in München. Pumuckl ist zurück – die Figur wird gespielt und gesprochen von Schauspieler und Kabarettist Maxi Schafroth und per KI mit der Original-Stimme von Hans Clarin. Für Pumuckls Stimme wurde zum ersten Mal überhaupt in diesem Umfang mittels Künstlicher Intelligenz die Stimme Schafroths in die unverkennbare Pumuckl-Stimme von Hans Clarin umgewandelt. Für alte und neue Pumuckl-Fans stellt RTL+ exklusiv beide Stimmversionen parallel zum Streamen bereit. So ist Pumuckl sowohl mit der Stimme von Hans Clarin als auch mit der von Maxi Schafroth erlebbar.

Das wird an mir vorbeigehen, nicht weil ich die KI-Version nicht mögen würde, sondern weil mir die neuen 3D-Animationen nicht gefallen – und wo ist eigentlich der Meister Eder?

These Kids were allright – The Who Bandgeschichte

16. Januar 2023

Sie galten einst als eine der lautesten Bands der Rockmusik und am 15. Januar 1965 hatten die Band mit „I Can’t Explain“ ihre erste Single und auch den ersten Nummer 1 Hit in Großbritannien. Gemein sind natürlich The Who.

Ich mag diese Art von rauer Arbeitermusik als Vorläufer von Punk und hab mal wieder zur offiziellen Bandgeschichte 50 Jahre the Who als Buch gegriffen, das 2015 erschien. Ich habe mir die deutsche Fassung gekauft, die bei Prestel erschienen ist. Reich bebildert und mit viel Anekdoten macht das Coffee-table Buch richtig Spaß. Pete Townshend und Roger Daltery steuerten Geschichten bei. Dabei erinnere ich mich, dass ich mal einen Who-Aufnäher auf meiner Jeansjacke (Kutte) hatte, den ich stolz getragen habe. Die Jeansjacke habe ich heute mit dem Tweedjacket getauscht, die Musikvorliebe bleibt aber. Es waren schon schlimme Jungs die Herren Pete Townshend, Roger Daltery, John Entwistle und vor allem Keith Moon, aber These Kids were allright, wie ein Album- und Filmtitel hieß.

Zu Beginn waren die Who eine Hitparaden-Single-Band aus England. Sie klangen ein wenig nach den lauten Kinks, waren modisch nach Mods-Mode gekleidet und brachten einige erfolgreiche 3 Minuten Songs: I Can’t Explain, My Generation, Supstiude. Aber die Who waren mehr, vor allem eine Live-Band. Ich muss immer grinsen, wenn ich ihre Auftritte bei den Hippies beim Monterey Pop Festival oder bei Woodstock sah. Für mich hatten diese Musiker mit ihrer rauen, gewalttätigen Musik wenig gemeinsam mit dem Flower-Power-Movement der Blumenkinder. Sehr eindrucksvoll, war der Auftritt in Monterey 1967 als die Who die Bühne verwüsteten und Hendrix danach noch einen draufsetze und seine Gitarre anzündete. Who verloren gegen Hendrix wer als letzter auftreten durfte und setzen auf das Prinzip verbrannte Erde, um Hendrix keine Chance zu bieten – so kann man sich täuschen.

Was viele vergessen: The Who gehörten auch zur British Invasion, waren aber deutlich härter und lauter als Beatles oder Rolling Stones. Live waren und sind The Who immer eine Show. I Can’t Explain meist als Opener. Was sicherlich Eindruck machte, war das Zusammenspiel der Musiker. Der ruhige Part war Bassspieler John Entwistle. Aber Pete Townshend malträtierte windmühlenartig seine Gitarre und zerschlug oft sein Instrument. Roger Daltrey wirbelte sein Mikro wie ein Lasso durch die Gegend und Keith Moon war das Vorbild für die Bestie aus der Muppet Show hinter seinem Schlagzeug. Daher auch Moon The Loon (der Lümmel).

Es gibt die absoluten genialen Alben wie Leeds oder Hyde Park als Beispiel. Aus der Single-Band wurde eine erstzunehmende Konzeptband. Pete Townshend drücke der Musikgeschichte die Alben Tommy und Quadrophenia auf. Und natürlich war dann der spektakuläre Tod von Keith Moon 1978, der alles ausprobieren musste und über die Strenge schlug. 2002 folgte dann John Entwistle mit Herzversagen mit zuviel Kokain im Blut.
Townshend und Daltrey machten weiter. Der Name The Who war einfach zu wertvoll, um einfach ausschließlich solo weiterzumachen.

Aber zurück zum wunderbaren Buch 50 Jahre the Who. Es gibt viele kleine und große Episoden, eingeordnet in die Entwicklung der Rockmusik. Diese Geschichte zeigt den Stellenwert der Band und das Ganze ist garniert mit schmucken Fotos aus den Privatarchiven der Musiker.

Endlich: Beatles Rooftop Concert als Audio Stream

31. Januar 2022

Es gibt ein paar Konzerte, die ich gerne live gesehen hätte. Dylan in Newport, Pink Floyd in Dortmund, Hendrix in Monterey und ich hätte gerne das letzte Konzert der Beatles auf dem Dach von Apple Records gesehen.

Peter Jackson hat uns Beatles Fans den Traum im vergangenen Jahr mit der Mammut-Produktion Get Back auf Disney+ erfüllt. Ich kannte bisher nur den Let it be-Film, der doch ein anderes Bild der Fab Four zeichnete. Ich habe noch die seltene Laserdisc zu Hause.

Jackson brachte uns dagegen vier Freunde, die miteinander musizierten und komponierten, ihren Spaß und ihre Differenzen hatten. Nicht das düstere depressive Bild, das uns der Let it be-Film mit vier Existenzialisten gezeigt hat. Selbst Yoko One war erträglich. Der letzte Teil der Jackson-Produktion ist das Rooftop-Konzert, wo die Beatles einen Verkehrsstau verursachten als sie ihr letztes Konzert auf dem Dach von Apple Record gaben. In wenigen Wochen kommt die Bluray des Jackson-Films The Beatles – Get Back in den Handel. Laut Nielsen-Erhebung haben vor allem Menschen über 55 Jahre Interesse an der Doku gehabt, also ich bin Zielgruppe. Nielsen erhebt die Zuschauerzahlen nur in den USA und vergleicht die Inhalte von „Amazon Prime“, „Disney+“, „Hulu“, „Netflix“ und „Apple TV+“.

Seit heute Nacht ist der Audio-Stream des Rooftop-Konzerts bei den klassischen Plattformen abrufbar. Bei mir ist es Apple Music. Die vier Freunde in Dolby Atmos – also Kopfhörer auf und genießen – laut, ganz laut.
Ich hatte bisher nur verrauschte Bootleg-Ausgaben des handgemachten Konzerts. Die neu veröffentlichen Aufnahmen vom 30. Januar 1969 sind zwar inhaltlich nichts neues, aber in einem klaren Klang, der einen vom Hocker haut. Giles Martin, Sohn des Beatles-Produzenten George Martin, und Sam Okell haben die Audiobänder des „Rooftop Concert“ neu in Stereo und Dolby Atmos gemischt. Ein Wunsch von mir ist damit fast erfüllt. Fast: Denn ich hätte gerne das Konzert nicht nur auf Streaming-Plattformen, sondern auch auf Datenträger. Ich bin mir aber sicher, dass Disney mir dieses Jahr den Wunsch erfüllen wird – und vielleicht kommen ja weitere Schätze ans Tageslicht.

Meine Beatles auf Laserdisc

22. November 2021

Bald zeigt sich, ob sich das Warten auf Peter Jackson gelohnt hat, wenn er bei Disney+ die überarbeitete Langfassung von Let it be unter dem Titel Get back präsentieren wird. Natürlich werde ich mir die Beatles ansehen und ich freu mich wie en Schnitzel (wie freut sich ein Schnitzel?). Als Sammler hoffe ich, dass es eine Box mit allen Filmen auf Datenträger Bluray oder 4K geben wird.

Hier meine Laserdiscs mit den Beatles

Jackson hat das Material überarbeitet und optisch das Beste herausgeholt. Ich will aber heute einen Schritt zurückgehen und das optisch und akustisch Beste der alten digitalen Zeit präsentieren. Meine Beatles auf Laserdisc.

Die silbernen Scheiben in der Größe einer Langspielplatte waren das Highend-Übergangsmedium zwischen VHS und DVD. Noch heute gibt es eine aktive Sammlerszene, zu der ich auch gehöre. Im Laufe der Zeit haben sich ein paar Beatles LD angehäuft, die ich hier gerne vorstelle. Die Aufnahmen habe ich in der Regel auch noch auf anderen Datenträger, wobei ich einen Konzertfilm Washington Coliseum, Washington, DC, USA von 1964 auf Super 8 am Liebsten mag. Aber Super 8 war nochmals eine ganz andere Zeit.

Kommen wir zu meinen Laserdiscs. Ich habe sie in diesem kleinen Video vorgestellt. Es handelt es sich um Making of Hard Day’s Night, zwei Versionen von Help, The Magic Mystery Tour, Japan-Pressung von Yellow Submarine und die seltene Fassung von Let ist be. Zudem habe ich die Dokumentationen The Compleat Beatles und die Achtfach-Laserdisc-Box Anthology. Der vollständige Film wurde am 5. September 1996 auf acht VHS-Kassetten und auf acht Laserdiscs veröffentlicht.

Persönliche Gedanken zum 80. Geburtstag von Bob Dylan

24. Mai 2021

His Bobness, der Meister feiert heute seinen 80. Geburtstag. Alles Gute Bob Dylan. Genieße deinen Ehrentag trotz Corona und bleib gesund. May you Star forever Young!

Was wurde nicht alles über ihn geschrieben, analysiert, zerlegt, diskutiert, philosophiert, verflucht, verdammt und Hosianna gerufen. Kein anderer Musiker wurde so sehr zerpflückt und jedes Wort auf die Goldwaage gelegt, dabei ist er doch nur ein einfacher „Song and Dance-Man“, wie auf der berühmten SF-Pressekonferenz verlauten ließ. Eine Aufnahme davon als Picture Disc hängt in meiner Küche.

Hey Zimmy, alles Gute zum Geburtstag dem Song and Dance-Man.

Und was soll ich noch schreiben, was ich noch nicht geschrieben habe? Seine Musik ist tadellos und je nach Gemütslage höre ich meinen Dylan. Im Moment sind es die Bootleg-Aufnahmen von 16. und 17. November 1993 im New Yorker Supper Club. Im Grunde waren es die besseren MTV Unplugged-Aufnahmen: Starke Shows vor kleinem Publikum – Dylan perfekt bei Stimme.

Da wir noch immer auf die offizielle Veröffentlichung der Supper Club-Aufnahmen warten müssen, kam mir meine Idee für diesen Geburtstagspost. Es wäre schön, wenn wir Dylan nicht etwas schenken würden, sondern wenn er uns endlich diese Aufnahmen offiziell freigeben würde.
Das erste Mal hörte ich von den vier Konzerten im kleinen Raum (zwei Shows an je zwei Tagen) im Jahre 1995. Damals lange vor dem Internet war es schwer an Infos über den Star heranzukommen. Ich sammelte Schnipsel aus Zeitungen und Zeitschriften und hortete sie in dicken Ordnern. Informationen bekam man auf diese Weise erst im zeitlichen Verzug mit. Die Gatekeeper der Massenmedien hatten ihren Daumen darauf und die Nachrichtenhürde bei Dylan war zu dieser Zeit relativ hoch.

So hörte ich von den Supper Club-Aufnahmen erst relativ spät. Und das kam so: Das Computergeschäft meines Vertrauens war zu dieser Zeit 1995 der Gravis in München. Das war mein Mac-Dealer. Und ich kaufe eine CD-ROM mit dem Beatles Film A Hard Days Night als QuickTime Movie. Ich war ja stolzer Besitzer eines CD-ROM-Laufwerks und das wollte Multimedia-Futter. Und dann zog der Verkäufer unter der Ladentheke eine CD-ROM meines Helden hervor: Bob Dylan.. Highway 61 Interactive

Wow, auf dem Cover ein Bild des elektrischen Dylan u’nd der Meister ging 1995 neue Wege. CD-ROM, Multimedia – das war ja cool. Weniger cool war, dass die ganze Sache mir rund 130 Mark gekostet hatte, also rund 75 Euro. Was soll es, ich griff zu. Das Cover und der Begleittext versprachen viel:

„Erkunden Sie das legendäre Greenwich Village und entdecken Sie die Menschen, Orte und Ereignisse, die Bob Dylans Musik beeinflusst haben.
Schleichen Sie sich hinter die Kulissen von Bob Dylans 30-jährigem Jubiläumskonzert und treffen Sie sich mit den vielen Prominenten, die gekommen sind, um seine Musik zu feiern. Tausende von Fans und eine unvergleichliche Reihe von Stars kommen zusammen, um Bob Dylans mehr als 30 Jahre Musik zu feiern, und Sie haben Plätze in der ersten Reihe und einen Backstage-Pass! Blättern Sie durch ein interaktives Sammelalbum mit seltenen Fotos, Bildern und Erinnerungsstücken, die Bob Dylans Jugend und künstlerische Karriere nachzeichnen. Erleben Sie die Revolution, die in den Kaffeehäusern von Greenwich Village stattfand, mit alten Bob Dylan-Songs, Beat-Poesie und weiteren Video- und Audio-Leckerbissen. Entdecken Sie Ihre speziellen Freikarten für Bob Dylans berühmten Auftritt im Supper Cub von 1993. Schlendern Sie hinein, finden Sie Ihren reservierten Tisch und genießen Sie zwei exklusive Video-Performances. Seien Sie bei der Aufnahmesession von „Like a Rolling Stone“ dabei, vom ersten Take bis zum endgültigen Schnitt in einer virtuellen Nachbildung des Columbia-Aufnahmestudios von 1965.
Und so leckte ich Blut vom Supper Club-Konzert. Auf der Multimedia-CD-ROM waren die Songs One Too Many Mornings und Queen Jane Approximately. Und es war nicht nur Musik zu hören, sondern Dylan im Film mit der damaligen Begleitband Bucky Baxter (pedal steel guitar & electric slide guitar), John Jackson (guitar, banjo), Tony Garnier (bass) und Winston Watson (drums & percussion). Letzter amüsierte mich aufgrund seiner wippenden Frisur.

Die Aufnahmen gefielen mir und ich machte mich auf die Suche nach dem gesamten Konzert. Auf einer Schallplattenbörse wurde ich fündig. Die kompletten vier Auftritte auf einer Doppel-CD – für teuer Geld. YouTube mit der Gesamtfassung für umsonst war noch Tech-Fantasie.

Leider läuft die CD-ROM auf den heutigen System nicht mehr. Ich muss irgendwann einen musealen Rechner aus dem Archiv holen und die Multimedia-Eindrücke der 90er Jahre genießen. „Zu den Highlights gehören: Sieben vollständig navigierbare Umgebungen; eine interaktive Zeitleiste von Bob Dylans Karriere; eine vollständige Datenbank aller Bob Dylan-Alben, Songs, Texte und Liner Notes; eine bisher unveröffentlichte ‚elektronische‘ Version von ‚House of the Rising Sun‘; und Promi-Interviews mit den Stars des Konzerts zum 30-jährigen Jubiläum von Bob Dylan.“

Ich sage Danke Bob Dylan für deine Musik und deine Inspiration. Lass dich feiern und wir sehen uns bald wieder auf deine Never Ending Tour. Ich bin bereit Zimmy.