Bei uns im Dorf gab es zwei Osterfeuer. Ein großes, weltliches, was zu allgemeinen Unterhaltung inklusive Bier entzündet wurde. Und dann gab es das Original: Das Osterfeuer vor der Kirche St. Vitus ist ein zentrales Symbol der Osternacht, also der liturgischen Feier in der Nacht zum Ostersonntag. Es feierten die evangelische und katholische Kirchengemeinde gemeinsam. Es sang der Ostersingkreis.
Das Osterfeuer steht für das Licht Christi, das die Dunkelheit von Tod und Sünde vertreibt, und symbolisiert den Übergang vom Tod zur Auferstehung – von der Nacht zum Licht, vom Karfreitag zur Osterfreude. Ich war dieses Mal am frühen Morgen noch bei Dunkelheit dabei.
Das Feuer wurde vor der Kirche St. Vitus entfacht und gesegnet. An ihm wurde die Osterkerze entzündet, die Christus als das Licht der Welt darstellt. Mit dieser Kerze zog die Gemeinden in die dunkle evangelische und katholische Kirche ein, die sich allmählich durch das Weiterreichen des Lichts an die einzelnen Kerzen der Gläubigen erhellte. Dieser feierliche Moment ist Ausdruck der christlichen Hoffnung: Das Leben hat über den Tod gesiegt.
Das Osterfeuer verbindet dabei alttestamentliche Motive – etwa die Feuersäule beim Auszug der Israeliten aus Ägypten – mit dem neutestamentlichen Glauben an die Auferstehung Jesu Christi. Es ist ein starkes Sinnbild für Neuanfang, Wandlung und göttliche Gegenwart.
Was ist mir durch den Kopf gegangen? Das Osterfeuer ist mehr als nur ein Feuer – es ist ein leuchtendes Zeichen der Hoffnung. In der Dunkelheit der Osternacht, wenn die Welt still scheint und der Tod noch nachhallt, flackert es auf: ein erstes, warmes Licht, das die Nacht durchbricht. Es erzählt davon, dass die Finsternis nicht das letzte Wort hat.
Wenn dieses Feuer vor der Kirche entzündet wurde, spürte ich förmlich, wie die Kälte des Karfreitags weicht. Die Osterkerze wird daran entzündet – ein stiller, kraftvoller Moment. Christus, das Licht der Welt, geht uns voran. Und mit jedem Licht, das weitergereicht wird, wird die Dunkelheit weniger. Das Osterfeuer erinnert mich daran, dass das Leben stärker ist als der Tod, dass nach jeder Nacht ein Morgen kommt – und dass selbst in den dunkelsten Momenten ein Funke Hoffnung genügt, um alles zu verändern. Es ist das Feuer des Neuanfangs, des Vertrauens, der Liebe. Es gilt: Du bist nicht allein. Das Licht ist da. Und es wird bleiben.
Eine besondere Ehre wurde den Mitgliedern des Pfarrgemeinderates Maisach zu Teil, als man zu Ehren von St. Vitus in der sonst gesperrten Wenzelskapelle im Prager Veitsdom einen Gottesdienst feiern und an der Reliquie von St. Vitus beten durfte. St. Vitus ist der Namenspatron der Maisacher Pfarrkirche im Landkreis Fürstenfeldbruck. Der Pfarrgemeinderat machte sich auf die Reise nach Prag, organisiert von Matthias Dörr. Und ich war dabei.
Es war schon ein wirklich bedeutsames Ereignis. Im menschenleeren Veitsdom durften wir in der Seitenkapelle einen Gottesdienst feiern, der den Reisenden in Erinnerung blieb. Zelebrant war Pfarrer Terance Palliparambil. An der Orgel: Christian Walch. Kantorin war Doris Ortlieb. Hier der komplette Gottesdienst.
Und hier der erste Teil des Gottesdienst als VR360.
Die Wenzelskapelle im Prager Veitsdom ist eine der künstlerisch beeindruckendsten und bedeutendsten Kapellen innerhalb des Doms und befindet sich auf der Prager Burg. Sie ist dem heiligen Wenzel, dem Schutzpatron Böhmens, geweiht und wurde über seinem Grab errichtet. Die Kapelle ist ein Meisterwerk gotischer Architektur und spiegelt den religiösen und historischen Rang des Heiligen wider. Die Wände der Kapelle sind reich mit Halbedelsteinen und kunstvollen Malereien verziert, die das Leben des heiligen Wenzel darstellen. Besonders auffällig ist die untere Wandhälfte, die mit wertvollem Marmor und Schmucksteinen verkleidet ist, was der Kapelle eine fast mystische und feierliche Atmosphäre verleiht. Das Deckengewölbe ist ebenso prächtig gestaltet, mit christlichen Symbolen und Szenen aus dem Leben des heiligen Wenzel, die kunstvoll in die gotische Architektur integriert wurden.
Im Zentrum der Kapelle steht der Altar, über dem eine Statue des heiligen Wenzel in Ritterrüstung thront. Diese Darstellung zeigt ihn als starken Beschützer und Nationalhelden. Die Wenzelskapelle ist nicht nur ein spiritueller Ort, sondern auch ein künstlerisches Juwel, das die Bedeutung des heiligen Wenzel für die tschechische Geschichte und Kultur verdeutlicht.
Gebet an der Reliquie von St Vitus Dann ging es weiter durch den Dom zum Kopf von St. Vitus. Seit 1355 wird das Haupt des Heiligen Veit im Veitsdom als Reliquie aufbewahrt. Der Kopf von St. Vitus liegt hinter dem Hauptaltar. Hier sprachen die Reisenden ein Gebet. Zelebrant ist der Maisacher Pfarrer Terance Palliparambi. Hier das Video.
Der Veitsdom beherbergt zahlreiche Gräber und Grabmäler bedeutender Persönlichkeiten der tschechischen Geschichte, darunter Könige, Kaiser und Heilige wie den heiligen Wenzel und den heiligen Johannes Nepomuk. Sein Grab ist deutlich prachtvoller als das von St. Vitus.Johannes Nepomuk, auch bekannt als Jan Nepomucký, war ein böhmischer Priester und Märtyrer, der im 14. Jahrhundert in Prag lebte. Er diente als Generalvikar des Erzbistums Prag und wurde vor allem für seine standhafte Weigerung bekannt, das Beichtgeheimnis zu brechen. Als Beichtvater der böhmischen Königin verweigerte er dem König Wenzel IV. die Offenlegung ihrer Beichte, was letztlich zu seinem Tod führte. Im Jahr 1393 wurde er auf Befehl des Königs von der Karlsbrücke in die Moldau geworfen und ertränkt. Ich hab mir den Ort des Ertränkens angesehenen, der eine Touristenattraktion ist.
Johannes Nepomuk wird heute als Schutzpatron der Beichtväter und Brücken verehrt und ist eine bedeutende Figur in der christlichen Tradition Böhmens. Seine Statue auf der Prager Karlsbrücke ist ein Pilgerziel, aber vielmehr ein Selfie-Hotspot.
Die fünf Lichter, die mit Johannes Nepomuk in Verbindung gebracht werden, spielen eine wichtige Rolle in seiner Heiligenlegende und symbolisieren seine Heiligkeit und sein Martyrium. Laut der Überlieferung sollen unmittelbar nach seinem Tod, als er in die Moldau geworfen wurde, fünf Sterne über dem Wasser erschienen sein. Diese Sterne gelten als Zeichen seiner Reinheit und seines Glaubens. Die fünf Sterne werden oft als Symbol für die fünf Buchstaben des lateinischen Wortes “tacui” (auf Deutsch: „Ich habe geschwiegen“) interpretiert, was auf Johannes’ Weigerung hinweist, das Beichtgeheimnis zu brechen. Diese Sterne erscheinen auf vielen Darstellungen von Johannes Nepomuk, insbesondere auf seiner Statue auf der Prager Karlsbrücke. Sie unterstreichen sein Standhaftigkeit und seine Heiligkeit, da er lieber sein Leben opferte, als die religiösen Pflichten zu verletzen.
Seit ich als Journalist in der Kommunalpolitik im Landkreis Fürstenfeldbruck tätig war, bin ich immer wieder Gerhard Landgraf, dem damaligen Bürgermeister von Maisach, begegnet. Jetzt wird der energische Franke, der bei uns 36 Jahre Bürgermeister war, zu Grabe getragen. Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass ich bei dem morgigen Gedenkgottesdienst in der örtlichen Kirche St. Vitus und bei der Beisetzung dabei bin.
Das letzte Mal traf ich Landgraf im Frühjahr auf einer Versammlung und wir hielten ein kleines Schwätzchen, scherzen herum und freuten uns. Landgraf war mit seinen 84 Jahren gut drauf. Wir beide sind Mitglied der Aktion PiT Togohilfe, eine Organisation, die Landgraf seit Jahren unterstützte. Und wenn nun sein Gedenkgottesdienst ist, dann erinnere ich mich an eine andere Beerdigung, wo Landgraf bei mir einen Stein im Brett hatte und ich ihm großen Respekt zolle.
ich damals beim Münchner Merkur/Fürstenfeldbrucker Tagblatt war, verstarb der langjährige Fotograf der Zeitung Franz Schmotz. Er war der typische Vertreter eines rasenden Fotoreporters und war jahrzehntelang Tag und Nacht im Einsatz für seine Zeitung. Ich habe viele Geschichten mit ihm gemacht. Sein Standardsatz beim Gruppenfoto war: „Stellt’s euch zamm. I hob koane Zeit.“ Er lichtete die Bevölkerung, Vereine, Politiker, Promis und alles und jeden ab, was ihm vor die Linse seiner Canon kam. Ich hab viel von ihm gelernt. Dann starb der Franz und wurde am Vormittag auf dem Friedhof seiner Wohnortgemeinde Eichenau zu Grabe getragen. Unter den Trauergästen war allerdings kaum ein Politiker zugegen.
Am Nachmittag des gleichen Tages war Kreistagssitzung im Landratsamt Fürstenfeldbruck. Als die Sitzung von der damaligen Landrätin Rosemarie Grützner eröffnet wurde, meldete sich der Maisacher Bürgermeister Gerhard Landgraf zu Worte und redete den anwesenden Kreisrätinnen und -räten ins Gewissen. „Wo wart ihr denn bei der Beerdigung vom Franz Schmotz? Jahrelang hat er euch alle fotografiert und ihr habt immer nach ihm gerufen, wenn ihr in die Zeitung kommen wolltet. Zu seiner Beerdigung ist kaum einer von euch gegangen. Schämt euch!“
Das hatte gesessen. Landgraf hatte seinen Kolleginnen und Kollegen die Leviten gelesen und ich muss als unabhängiger Berichterstatter der Tageszeitung im Nachhinein sagen: Gerhard Landgraf hat mir aus der Seele gesprochen. Daher ist es eine Selbstverständlichkeit, dass ich bei der Beerdigung von Gerhard Landgraf dabei bin und ihn auf seinem letzten Weg begleite.
Heute am Tag der Europawahl möchte ich ein Bekenntnis für Europa ablegen. Ich bin froh in einem friedlichen Europa zu leben und gerade an diesem Tag summe ich die Europahymne. Dabei bereite ich eine Lesung für einen verstorbenen Freund vor: Alberto, den Besitzer unserer Eisdiele.
Die Lesung Alberto – ein italienisches Herz in Maisach findet am Dienstag, 16. Juli um 19 in der Eisdiele in Maisach statt. Als ich meine Unterlagen ordne, fällt mir ein Video in die Hände. Im September 2018 sangen drei Chöre ein gemeinsamen Kirchenkonzert in unserer Pfarrkirche St. Vitus in Maisach im bayerischen Landkreis Fürstenfeldbruck einluden. Und die Chöre konnten unterschiedlicher nicht sein – haben aber ein gemeinsames Anliegen: Miteinander musizieren, miteinander feiern, miteinander leben. Die Chöre waren der Männergesangverein MGV 1912 aus Neuenkirchen im Münsterland, der Bergchor Coro Peralba mit Alberto aus den Dolomiten und der Gemischte Chor des Gesangverein Maisach. Und den Abschluss sangen alle drei Chöre und die Besucher gemeinsam die Europahymne „Freude schöner Götterfunken“.
Sehr schön, dass der Chor aus Italien ihren Landsmann Alberto auf die Bühne gebeten haben, der in der Gemeinde Maisach seit Jahren erfolgreiche eine Eisdiele führte und seinen Chor nach Maisach geladen hatte. Auch ihm bedeutete die Europahymne sehr viel.
„An die Freude“ ist eines der berühmtesten Gedichte Friedrich Schillers. Es entstand im Sommer 1785 und wurde unter anderem von Ludwig van Beethoven im 4. Satz seiner 9. Sinfonie vertont. Schöner kann ein Tag der Europawahl nicht sein, oder?
Vergangene Woche verstarb überraschend Alberto, der Besitzer unserer Eisdiele in Maisach im Landkreis Fürstenfeldbruck. Ich hatte einen persönlichen Nachruf zu Alberto verfasst, weil es mir wichtig war. Inzwischen hat mir Albertos Schwester ein Foto von seinem Grab geschickt.
Alberto war so enorm bedeutend für unsere Gemeinde, denn er betrieb seit 26 Jahren zusammen mit seiner Frau Romina und seinen Kindern eine Eisdiele als einen wichtigen Ort der Kommunikation und er engagierte sich für seine zweite bayerische Heimat. Die Kinder – und nicht nur sie – liebten sein handgemachtes Eis. Zwei, drei Generationen pilgerten zu ihm und bestellten sich ihre Lieblingssorte und jeder hat seine persönliche Geschichte von Alberto.
Wie groß der Verlust ist, zeigt sich an den zahlreichen Kerzen und Blumen, die vor der Eisdiele in den vergangenen Tagen aufgestellt wurden. Täglich werden es mehr. Es ist nicht der Buckingham Palast, sondern nur eine einfache italienische Eisdiele, vor der die Maisacher Blumen, Kerzen und Umschläge zum Gedenken an Alberto niederlegten. So sehen wir, wie sehr er uns fehlt.
Daher haben der Kirchenchor, meine Frau und ich uns gemeinsam zwei Aktionen ausgedacht und privat organisiert: Zum einen gibt es am Sonntag, 6. November um 10:30 Uhr in der Kirche St. Vitus vom Kirchenchor einen Gedenkgottesdienst für Alberto.
Zum anderen legen wir ein Kondolenzbuch um 10 Uhr in der evangelischen Kirche in Maisach, dann um 10:15 Uhr in der katholischen Kirche in Maisach und nach dem Gottesdienst im Café Dafner neben der Eisdiele aus. Es ist bei uns in Maisach Marktsonntag und das Café hat den ganzen Sonntag geöffnet, so dass sich Maisacher in dieses Kondolenzbuch eintragen können. Danke an Familie Dafner, die spontan zugesagt hat. Wir alle finden es eine schöne Geste und wir hoffen, es stößt auf große Resonanz und Unterstützung. Wir werden dieses Buch dann nach Italien zu Albertos Familie schicken.
Also zusammengefasst: Sonntag, 6. November 2022 10 Uhr Kondolenzbuch, evangelische Kirche Maisach 10:15 Uhr Kondolenzbuch, katholische Kirche St. Vitus Maisach 10:30 Uhr Gottesdienst für Alberto, katholische Kirche St, Vitus Maisach Ab 11:30 Uhr Kondolenzbuch im Café Dafner beim Marktsonntag
An diesem Wochenende haben in Bayern hunderte Menschen gegen die Ausgangsbeschränkungen verstoßen. Nach Angaben der Polizei haben sich besonders in München viele nicht an die Vorgaben gehalten. Es hat Anzeigen gehagelt. Mein Gefühl in Maisach blieb es ruhig: Die Menschen gingen am Samstag spazieren, am Sonntag glich Maisach im Landkreis Fürstenfeldbruck einem regelrechten Geisterdorf.
Laut Polizei war an den Seen im Landkreis mehr los: Am Mammendorfer See, am Emmeringer See und am Pucher Meer musste die Polizei kleinere Gruppen auflösen. Von Maisach war nichts zu hören.
Pfarrer Terance im Zoom-Gottesdienst.
Der Sonntag morgen begann um 10 Uhr mit einer Premiere. Der Gottesdienst der katholischen Kirche St. Vitus wurde via Zoom live ins Netz übertragen. Rund 30 Gläubige verfolgten den Gottesdienst von Pfarrer Terance. Sie hatten den Zugang per Mail erhalten und konnten gemeinsam im Netz feiern, beten und singen.
Es gab ein paar technische Unebenheiten, aber was soll’s: Der Pfarrverband Maisach ist absolut vorne mit dabei und zeigt der Maisacher Vereinswelt, was im 21. Jahrhundert eigentlich Standard sein sollte. Mal sehen, ob nächsten Sonntag wieder ein Gottesdienst angeboten wird. Ich sag auf jeden Fall Chapeau dem Pfarrverband. Und ich hoffe, die Aktion macht in Maisach Schule und andere Vereine, Verbände und Künstler beteiligen sich. Gerne stehe ich mit Knowhow zur Verfügung.
Am Sonntag glicht das Dorf einem Geisterdorf. Es war fast ausgestorben. Nun, die Temperaturen waren im Vergleich zum Samstag deutlich gesunken, was sicherlich auch Leute abhielt, auf die Straße zu gehen. Ein paar Autos fuhren durch die Ortschaft. Ziel war meist der Bäcker. Der sonst heiß umkämpfte Parkplatz vor der Bäckerei Dafner blieb meist leer.
Romina vom Eiscafé Alberto immer freundlich.
Einige schauten bei Alberto auf ein Eis to go herein. Romina war freundlich hinter der Theke. Alberto hielt sich eher im Hintergrund auf, begrüßte aber jeden Gast mit seiner wunderbaren italienischen Freundlichkeit.
Wir auf dem Land haben anders als die Stadtmenschen den Vorteil: Wir haben Platz, wir haben Raum. Menschen begegnen sich, halten Abstand, grüßen freundlich und ziehen ihrer Wege. Und als Sonntagsspaziergänger begegnet man allerlei Typen: Senioren, Sportler, Familien mit und ohne Jogginghose, einsame Spaziergänger und ab und zu ein Liebespaar.
Um den Kopf freizubekommen, schlug ich den Weg zum Weinberg ein. Für mich ist dies ein sorgsam gepflegter Platz und ein herrlicher Ort in der Natur. Ich begegnete kaum jemanden – einmal ritt eine Reiterin an mir vorbei. Sie grüßte freundlich – der Ausritt tat ihr sichtlich gut. Jeder sucht auf seine Art Entschleunigung.
Aus der Ferne sah ich ein paar Spaziergänger, Jogger und Radfahrer sowie Hundebesitzer, die ihre Runde mit ihrem Vierbeiner drehten. Auch am Weinberg drehen sich meine Gedanken um Corona. Wir alle verändern uns, die Gesellschaft verändert sich, die Welt, wie wir sie bisher kannten, verändert sich.
Wie sieht es in Zeiten von Corona mit dem Glauben aus?
In der Krise suchen Menschen nach Halt und Führung. Das ist in der derzeitigen Corona-Krise ebenso. Seit zwei Jahrtausenden gibt die katholische Kirche ihren Gläubigen Halt und ich wollte mal wissen, wie sich der Pfarrverband Maisach im Landkreis Fürstenfeldbruck positioniert.
Zudem ist ein Freund unserer Familie überraschend verstorben. Ich konnte aufgrund von Corona nicht an der Beerdigung dieses großartigen Mannes teilnehmen und meinen Respekt bezeugen. Er wurde im engsten Familienkreis bestattet. Ein Gedenkgottesdienst soll nachgeholt werden.
Papst Franziskus hat am Freitagabend den Segen „Urbi et Orbi“ auf dem menschenleeren Petersplatz in Rom gesprochen – ein historisches Ereignis. Der höchste katholische Segen wird sonst nur zu Weihnachten, Ostern und nach der Wahl eines neuen Papstes gesprochen. Historisch ist auch, dass der Pfarrverband Maisach für heute Sonntag um 10 Uhr einen Videogottesdienst mit Pfarrer Terance via Zoom anbietet. Achtung: Es gilt seit heute Sommerzeit. Wer Interesse am Video-Gottesdienst hat, möge sich bitte mit einer Email bei pia.heininger@gmail.com anmelden. Hier bekommen Gläubige dann die Zoom-Adresse mitgeteilt. Bitte entsprechende Zoom-App laden.
Der Aufruf des Pfarrverbandes: „Für den Videogottesdienst schalten Sie bitte Ihre Ton- und Videoübertragung aus. Wenn Sie ein Gotteslob zuhause haben, dann legen Sie das bereit. Zum vereinbarten Termin öffnen Sie dann den Link. Bitte pünktlich und nicht lange vorher. Die Gottesdienstzeit ist auf 40 min begrenzt, da es eine kostenlose Version ist.“
Ich fragte bei Thomas Bartl nach, der im Pfarrverband Maisach für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.
St. Vitus ist geöffnet und Gläubige kommen zum Beten und Singen.
Gottesdienste finden im Gemeindegebiet von Maisach nicht statt. Die Kirchen sind teilweise aber für Gläubige geöffnet. Wird die Geste angenommen? Können Sie einen Überblick geben, welche Kirchen geöffnet sind.
Thomas Bartl: Einzelne kommen in die Kirche zum persönlichen Gebet. Die Kirche in Maisach ist wie gewohnt täglich (außer Montag) offen. Malching, Germerswang, Rottbach und Überacker sind wie immer an den Sonn- und Feiertagen geöffnet. Gernlinden kann voraussichtlich ab der Karwoche wieder offen sein.
Ist die seelsorgerische Tätigkeit dennoch gewährleistet?
Thomas Bartl: Sie ist natürlich wegen der Kontakteinschränkungen ganz anders. Wir Seelsorger dürfen nur Weniges tun, wie z. B. telefonieren oder per Email kommunizieren. Die Seelsorge im Notfall ist gewährleistet und muss es auch sein. Wir Seelsorger sind grundsätzlich per Telefon oder Email erreichbar. Und bei Notfällen kann man immer die 01523-8596476 anrufen.
Seelsorge ist mehr als Gottesdienst. Wie werden andere seelsorgerische Aufgaben wahrgenommen?
Thomas Bartl: Im Moment müssen wir viel kommunizieren, informieren und koordinieren. Das ist unter den Einschränkungen deutlich mühsamer, aber doch gut möglich. Wir verweisen auf Online-Angebote, stellen Hausgottesdienste zum Herunterladen zur Verfügung und führen Bestattungen im kleinsten Kreis durch.
Wenden sich in dieser Krisenzeit mehr Menschen an die Seelsorger?
Thomas Bartl: Im Moment nur ein bisschen mehr, die Hemmschwelle ist meiner Wahrnehmung nach für viele doch hoch, bei einem Seelsorger anzurufen. Es wäre leichter, wenn wir in der Öffentlichkeit sichtbar sein könnten und die Leute uns auf der Straße treffen würden, aber das geht zurzeit ja leider nicht. Der Druck der Krise kann aber auch noch höher werden, und dann trauen sich die Menschen auch bei uns anzurufen. Pfarrer Terance zelebriert jeden Tag um 19:00 Uhr einen privaten Gottesdienst und schließt die Intentionen und Sorgen der Menschen im Pfarrverband ein. Wäre ein Streaming nicht jetzt angebracht?
Thomas Bartl: Ein Streaming mit Pfarrer Terance bieten wir sonntags um 10:00 Uhr an. Für ein tägliches Angebot sind wir nicht professionell genug, da findet man im Internet bessere Formate, z. B. die täglichen Gottesdienste des Erzbistums.
Das Hochfest Ostern findet statt. Wie können Gläubige in der Gemeinde Maisach jetzt Ostern feiern?
Thomas Bartl: Persönlich und in der Familie. Wir bieten dann wieder einen Hausgottesdienst an, für manche sind auch die Fernsehgottesdienste gut geeignet. Wir werden auch ein Segensgebet für die Osterspeisen zur Verfügung stellen.
Jetzt kommt es, glaube ich, auf den persönlichen Glauben der Einzelnen an. Aber das sehe ich auch als Chance: Es kann im Notfall auch mal ohne Priester gehen. Die Gemeinden in Amazonien etwa kennen das nicht anders, wenn zu ihnen nur einmal im Jahr ein Priester zum Gottesdienst kommt, den Rest des Jahres versorgen sie sich selbstständig.
Im Landkreis gibt es zwei Tote durch Corona. Aber auch durch Krankheit und Schwäche gibt es weiterhin Todesfälle. Wie können wir unsere Toten beerdigen?
Thomas Bartl: Es gibt Beerdigungen im engsten Kreis, die Staatsregierung erlaubt bis zu 15 Angehörige. Ich hatte letzte Woche so eine Trauerfeier am Leichenhaus und dann die Beisetzung am Friedhof. Die Angehörigen dürfen natürlich nicht krank sein und müssen den 2m-Abstand einhalten. Wir müssen auch auf Weihwassersprenger und Erdschäufelchen verzichten wegen der Gefahr der Virusübertragung. Ein größerer Trauer-Gottesdienst kann leider erst später stattfinden, wenn das Versammlungsverbot wieder aufgehoben ist. Was mich besonders beeindruckt hat: Die Menschen im Dorf haben sich etwas Kreatives einfallen lassen, um ihre Anteilnahme irgendwie auszudrücken.
Fallen Bestattungen unter die bundesweite Allgemeinverfügung und sind demnach „grundsätzlich verboten“? Wie wird in der Gemeinde verfahren?
Thomas Bartl: Bestattungen sind grundsätzlich nur verboten, wenn mehr als 15 Angehörige teilnehmen. Zunächst gab es eine Verordnung der Staatsregierung, nach der die Bestatter jede einzelne Beerdigung im Landratsamt genehmigen mussten. Inzwischen ist das wieder zurückgenommen. Es müssen nur die Bedingungen eingehalten werden. Also wir können im kleinen Kreis beerdigen. Wer einen Todesfall hat, wendet sich ganz normal zuerst an ein Bestattungsunternehmen, und die vereinbaren dann einen Termin mit uns Seelsorgern für eine kleine Trauerfeier im engsten Kreis.
Zur Hochzeit habe ich von dem damaligen Bürgermeister Gerhard Landgraf eine Chronik über meinen heutigen Wohnort Maisach im Landkreis Fürstenfeldbruck geschenkt bekommen. Jetzt war es an der Zeit auf Einladung des CSU Ortsverbandes eine Kirchwacht-Wanderung unter Leitung von Ortsarchivar Stefan Pfannes durch die Gemeinde mitzumachen und Teile der Chronik live zu erleben. Fazit: So muss Heimatgeschichte vermittelt werden: Authentisch, kompetent und mit unheimlich viel Engagement.
Die Idee gefällt mir und hat hoffentlich viele Nachahmer. Immer wieder wird geklagt, dass die Gemeinden im Speckgürtel um München herum nur als Schlaf- und Trabantenstädte gesehen werden. Die Identifikation mit seinem Wohnort bleibt da oftmals auf der Strecke. Daher nahm ich das Angebot gerne an, mich mit meinem Wohnort näher zu beschäftigen und Heimatgeschichte lebendig zu erleben. Den politischen Ort Maisach mit seinen zahlreichen Vereinen kannte ich aus meiner beruflichen Vergangenheit als Lokalreporter. Den historischen Ort Maisach kannte ich nur aus Büchern oder Artikeln. Es wurde also Zeit, mal die Ortsgeschichte hautnah zu erleben.
Mit Fackeln ausgestattet begann am Rathausplatz die so genannte Kirchwacht-Wanderung durch zahlreiche Plätze der Gemeinde. Ortsarchivar Stefan Pfannes erläuterte sogleich den Begriff der Kirchwacht. Während zu alten Zeiten alle braven Katholiken in der Kirche am Gottesdienst teilnahmen, mussten ein paar ausgewählte Bürger durch das Dorf patrouillieren, um mögliche Feuer zu entdecken. Im Grunde waren diese Kirchwachtgänger die Nachtwächter in einem Bauerndorf, wie es Maisach im Landkreis Fürstenfeldbruck nun mal war. Und so gingen wir moderne Kirchwachtgänger von Ort zu Ort und genossen die Geschichte und Geschichten von Stefan Pfannes.
Bürgermeister Hans Seidl versorgte uns mit Fackeln.
Pfarrer Schmidhammer-Haus in Maisach
Die erste Station war das Pfarrer Schmidhammer-Haus und das benachbarte Benefiziatenhaus in der Nähe der Maisacher St. Vitus-Kirche. Matthias Schmidhammer war Anfangs des 20. Jahrhunderts ein streitbarer Pfarrer, der die Geschichte des Bauerndorfes stark geprägt hat. Schmidhammer hat es anscheinend so gut in der Gemeinde gefallen, dass er seinen Ruhestand in Maisach verbracht hat.
Teil der Pfarrkirche Maisach ist ein Schwarzbau
Ich wusste beispielsweise nicht, dass ein Teil der Pfarrkirche St. Vitus ein Schwarzbau ist. Stefan Pfannes nannte ihn den schönsten Schwarzbau Maisachs. Die Kirche wurde immer wieder während des Baus vergrößert, auch einmal ohne behördliche Genehmigung. Erst der Bischof erteilte diesem Verstoß bei der Einweihung seinen Segen. Am heutigen Kirchenparkplatz stand zudem das erste Schulhaus der Gemeinde, wie ich auf der zweiten Station unserer Kirchwachtrunde erfuhr.
Der Maisacher Friedhof und die Mär von einer Gruft
Die Maisacher waren erfindungsreich und eine kleine Notlüge hilft dem Tourismus. So ging die Mär, die Maisacher Pfarrkirche habe eine Gruft, in der Kaiser Ludwig der Bayer beigesetzt sei. Pustekuchen. Maisach hat keine Gruft und keinen Kaiser, aber es wäre doch so schön gewesen. Vielmehr ist das Grab von Pfarrer Schmidhammer und anderer lokaler Familien auf dem Friedhof zu finden.
Bayerische Gebietsreform trifft Maisach
Ich hatte bei einer früheren Reise mal Bruno Merk kennen- und schätzen gelernt. Er war damals Innenminister, der die bayerische Gebietsreform vorangetrieben hat und bei vielen Bürgerinnen und Bürgern regelrecht verhasst war. Die Gebietsreform von 1972 war meiner Meinung sinnvoll gewesen, doch war der Streit damals sehr heftig. Ortsarchivar Stefan Pfannes berichtete von der Abgrenzung der Gemeinde im Norden, die durch den Fluss Maisach begrenzt war.
Die Gebietsreform hat tiefe Wunden geschlagen.
Das Freibad Maisach und das Wettern der Kirche
Zu wärmeren Zeiten besuche ich mit meiner Familie gerne das Maisacher Freibad. Es ist für mich ein Hochgenuss und gerne unterstütze ich den Betrieb des Bades mit dem Kauf einer Jahreskarte. Früher war das Maisacher Freibad ein klassisches Flussbad, das auch bei den Münchner sehr beliebt war. Sie fuhren nach Maisach mit dem Zug ins Freibad und im Süden zum Maisacher Sommerkeller. Der Sommerkeller gehört heute zu Fürstenfeldbruck und ist ein Swinger Club und hat wohl eine andere Kundschaft als damals. Interessant war, dass der beliebte Pfarrer Schmidhammer massiv gegen den Verfall der Sitten durch das Freibad wetterte. Nun, die katholische Kirche hat den Kampf verloren – das Freibad in Maisach blieb.
Der Strom für Maisach durch die Hallermühle
Die Stromversorgung in der alten Zeit wurde von der Hallermühle erledigt. Die Mühle versorgte das Bauerndorf mit elektrischem Strom. Es war die erste Stromversorgung aus dem Jahr 1910. Die Hallermühle war eine von fünf Mühlen in der Gemeinde Maisach. Interessant ist auch, nach welchem System die Hausnummerierung in der Gemeinde durchgeführt wurde. Es war schon etwas unübersichtlich, wie die Hausnummern in dem Dorf verteilt waren.
Die Schleichwege durch Maisach
Der wichtigste Weg in dem alten Bauerndorf war immer der Weg zur Kirche. Daher gab es in der Gemeinde einige Schleichwege, die wir natürlich auf unserem Kirchwachtgang benutzen mussten. Viele dieser Schleichwege gibt es allerdings heute nicht mehr.
Wein- und Schnapswirtschaften in Maisach
Die Idee einer weiteren Ortsführung wurde vor dem Kramerladen Hans Schamberger geboren: Die Führung durch die Maisacher Wirtshäuser. Die Gemeinde hatte viele Gasthäuser, die im Laufe der Zeit verschwunden sind. So gab es aufgrund eines Weinbergs in Diepoltshofen eine Weinwirtschaft, es gab eine Schnapswirtschaft und natürlich auch die Brauerei und die Traditionswirtschaft Schlammerl, früher Sturmwirt genannt.
Unter Denkmalschutz steht der Kramerladen, für mich einer der schönsten Orte der Gemeinde.
Der Kramerladen Schamberger steht heute unter Denkmalschutz und verfällt aufgrund eines Streits einer Erbengemeinschaft. Für mich wäre das Haus eines der Schmuckstücke der Gemeinde, was auch Ortsarchivar Stefan Pfannes bestätigte. Ich erinnere mich als Jugendlicher noch den Laden betreten zu haben, aber das ist lange lange vorbei.
Maisachs Adolf Hitler Platz ist heute ein Kreisverkehr
Die Hauptkreuzung von Maisach ist im Osten gewesen bei der Straße, die nach Überacker führte. Durch den Bau des Fliegerhorstes wurde die Verbindung im Süden abgeschnitten. Interessant für mich war, dass der zentrale Platz im Nationalsozialismus der Adolf Hitler Platz war – heute ist ein Kreisverkehr dort zu finden.
Maisacher Brauerei als Attraktion
Die Brauerei Maisach gehört sicherlich zu den Hauptattraktionen des Ortes. Im Sommer gehe ich gerne in den örtlichen Biergarten und trinke die Maisacher Perle und das süffige Kellerbier. Bekannt ist auch das dunkle Räuber Kneissl Bier. Wir durften das Brauereimuseum besuchen und die alten MAN-Dampfmaschine von 1892 besichtigen. Ortsarchivar Stefan Pfannes berichtete humorvoll von der Geschichte der Brauerei, wie die heutigen Eigentümer wohl zu dem Anwesen gekommen seien.
Die Brauerei sei zum Verkauf gestanden und eine Notbremsung des Zuges von München nach Augsburg sorgte für den Besitzerwechsel. Im Brauereimuseum der Brauerei Maisach steht eine alte noch funktionsfähige Dampfmaschine. Brauereimitarbeiter Günther Huber erklärte die Funktionsweise der 1892 gebauten Dampfmaschine.