Posts Tagged ‘Lettland’

Weihnachtsmarkt in Riga – dank russischer Weihnacht

11. Januar 2020

In Riga feiert man gleich zweimal Weihnachten. Einmal das christliche Fest mit dem Heiligen Abend am 24. Dezember und einmal das russische Weihnachtsfest am 7. Januar. Da ich erst im Januar 2020 in Riga, der Hauptstadt von Lettland, war, konnte ich den Weihnachtsmarkt bis 7. Januar genießen. Zu Hause bei uns in Deutschland sind die Christkindl- und Weihnachtsmärkte ja schon lange geschlossen. Hier ein Gang über den Weihnachtsmarkt  als VR 360 Video. Allerdings habe ich aus GEMA-Gründen die Musik ausgewechselt.

Wenn ich ehrlich bin, weiß ich kaum etwas über die russische Weihnachten. Was ich gehört habe: In Russland gibt es keine Christbäume im engeren Sinne, sondern so genannte Neujahrstannen, die natürlich auch weihnachtlich geschmückt werden. Das russische Weihnachtsfest wird am 7. Januar gefeiert, wenn das neue Jahr bereits begonnen hat. Vor der Regierungszeit von Zar Nikolaj I. schmückte man in Russland nicht nur Tannen, sondern auch Kirschbäume, Apfelbäume und Birken weihnachtlich. Unter Nikolaj I. wurde dann Mitte des 19. Jahrhunderts die erste öffentliche Neujahrstanne in Russland aufgestellt. Seitdem werden nur noch Tannen als Neujahrsbäume verwendet.

Der Weihnachtsmarkt in Riga ist beim Dom und ist sternförmig aufgebaut. Es gibt neben Alkohol in verschiedenen Sorten wie Glühwein oder der Schwarze Balsam, Pelzmünzen, Handarbeiten, viel fettiges Zeug zum Essen und mehr. Ich habe mir Holzlöffel für meine Küche gekauft. Etwas abseits habe ich übrigens Rudolf mit der roten Nase per Auto getroffen.

Dazu Musik, laute Musik. Am Eingang des Weihnachtsmarktes musizieren zwei junge Männer mit Saxophon und Posaune. Es sind zwar keine Weihnachtslieder, machen aber Stimmung.

Auf dem Markt laufen aus den Boxen meist US-Songs der Sechziger und Siebziger Jahre zum Mitsingen. Nur einmal habe ich einen lettischen Volkschor gehört, der mir wirklich gefallen hat. Die Völker des Baltikums singen gerne – es gibt in Nachbarland Estland auch den Ausdruck der singenden Revolution. Und ich habe gehört, dass viele Letten in einem Chor sind – das gefällt mir.

Im Zentrum des Weihnachtsmarktes steht eine große, geschmückte Tanne. Auf der Spitze ist ein Hahn angebracht. Der Hahn ist in Riga ein Tier, das man immer wieder im Straßenbild sieht. Ich habe sogar in einer Kneipe ein Bier getrunken, dass über 200 Hähne in allen Formen ausgestellt hat. Für meine Frau ein Fest, betreibt sie doch den Blog Hahnologie. Sogar auf der Unisex-Toilette gibt es ein Hinweisschild auf Hähne.

Riga – sinnvolle und sinnlose Superlative im Tourismus

10. Januar 2020
Brauchen Tourismusorte wirklich immer Superlative?

Brauchen Tourismusorte wirklich immer Superlative?

Tourismusorte werben mit Superlativen. Der schönste Ort, der höchste Ort, der interessanteste Ort … Blablabla. Da werden noch so kleine Details zu Superlativen aufgebauscht, um Touristen anzulocken. Das hat vielleicht im vergangenen Jahrhundert funktioniert, doch heute? Gerade komme ich aus Riga, der Hauptstadt Lettlands im Baltikum, zurück und mir schwirrt der Kopf vor lauter Superlative. Ich möchte mal drei nennen, die ich komplett unterschiedlich bewerte: Der älteste Christbaum der Welt, ein Baum so alt die die Pyramiden und der nördlichste Roland der Geschichte.

Älteste Christbaum stand in Riga
Auf dem Platz vor dem Rathaus in Riga steht ein Denkmal, dass es in Riga den ältesten Christbaum der Geschichte gegeben haben soll. Es wurde eine Schrift gefunden, die das beweisen soll, das 1510 in Riga der erste Christbaum stand. Schnell wurde ein Denkmal mit dem Superlativ aufgestellt und die PR-Trommel gerührt. Also soll im Jahr 1510 vor dem Schwarzhäupter-Haus die erste öffentlich aufgestellte und geschmückte Tanne gestanden haben. Offiziell verkündete die Stadt: „Riga ist die Geburtsstätte des ersten Weihnachtsbaumes, der bereits 1510 aufgestellt und dekoriert wurde.“ Bisher erinnere eine im Kopfsteinpflaster eingelassene Gedenktafel – und seit 2017 eine enthüllte Mini-Tanne aus Bronze. Bei meinem Besuch stand zudem ein echter Christbaum neben der künstlichen Tanne.
Experten halten den Superlativ für übertrieben. Zwar wurde 1510 ein Baum erwähnt, allerdings handelt es sich hier einen Fastnachtsbaum und nicht um einen Christbaum, wie mir ein Historiker bestätigte. Naja, ob das also mit dem ältesten Christbaum so stimmt, sei dahingestellt, aber Hauptsache Superlative.

Ein Stück Eiche mit 3500 Jahren
Und gleich noch eine Superlative, die aber wirklich eindrucksvoll ist. Beim Wiederaufbau des im Zweiten Weltkriegs abgebrannten Rathauses wurde ein Baumstamm einer Eiche gefunden, der rund 3500 Jahre alt ist. Er wuchs vor 3500 Jahren am Fluss Düna (Daugava), der Riga durchfließt. Und jetzt die Superlative: Vor 3500 Jahren wurde Ägypten von Pharao Tutanchamun regiert – also ein schöner zeitlicher Vergleich. Der Baum, bzw die Reste der Eiche, sind in der Rathauspassage ausgestellt.

Der nördlichste Roland
Der Roland ist ein Standbild eines Ritters und symbolisiert das Stadtrecht. Und – hier die Superlative – die nördlichste Roland-Figur steht in Riga am Rathausplatz vor dem Schwarzhäupter-Haus. Auf dem Schild des Ritters ist das Wappen der Stadt Riga zu sehen. In der anderen Hand hält der Roland ein Richtschwert. Der Roland symbolisierte die Eigenständigkeit einer Stadt mit Marktrecht sowie Gerichtsbarkeit. Der Roland von Riga wurde 1412 errichtet und schon 1474 und 1896 ersetzt. Heute steht er im Nationalmuseum und an seiner Stelle am Rathaus eine schöne Kopie aus dem Jahre 1999 fahren.

Was machen die Bremer Stadtmusikanten in Riga?

9. Januar 2020
Etwas erstaunt war ich als ich die Bremer Stadtmusikanten in Riga traf.

Etwas erstaunt war ich als ich die Bremer Stadtmusikanten in Riga traf.

Als ich so durch die Altstadt von Riga, der Hauptstadt Lettlands spazierte, hatte ich den Eindruck, dass nicht die hohe Petrikirche die Attraktion der Stadt ist, sondern eine Skulptur der Bremer Stadtmusikanten. Moment – Bremer Stadtmusikanten in Riga, was soll das?

Sie befindet sich auf der Südseite der Scharrenstraße (Skārņu iela) nördlich der Petrikirche in der Rigaer Altstadt und sie ist der Publikumsmagnet. Es bilden sich lange Schlangen vor der Skulptur, um ein Selfie zu machen. Aber die Tiere gelten auch noch als Glücksbringer. Wer die Schnauzen/Schnabel der Tiere Esel, Hund, Katze und Hahn berührt, der hat Glück. Nun, zum Hahn muss man ganz schön hoch springen. Insgesamt sind die Bremer Stadtmusikanten in Riga drei Meter hoch. Nachdem Heerscharen von Touristen die Tiere berührten, führte es dazu, dass die Schnauzen der Vierbeiner und der Schnabel des Hahns inzwischen Gold sind, während der restliche Körper noch in schwarzer Bronze ist.


Aber nochmal: Was machen die Bremer Stadtmusikanten in Riga? Ganz einfach: Die Patenstadt von Bremen ist die lettische Hauptstadt. Die Skulptur, geschaffen von Christa Baumgärtel, wurde 1990 von der Stadt Bremen offiziell geschenkt.
Aber die Skulptur ist nicht einfach nur eine Kopie der 1953 von Gerhard Marcks erstellten Bremer Stadtmusikanten aus Bremen, sondern es steckt eine interessante Geschichte dahinter.
Die Tiere in Riga schauen zwischen zwei schwarzen Metallstreben durch und sie schauen überrascht. Das Werk symbolisiert die Öffnung des eisernen Vorhangs und die eintretende Überraschung. Die Geschenk aus Bremen war 1990 und erst 1991 wurde Lettland unabhängig nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Wenn das keine Überraschung ist.

Uni in Riga: Welche Treppe ist die richtige?

8. Januar 2020

Jedes Land hat so seine Sitten. Das dies auch bei den Studenten an einer renommierten wissenschaftlichen Uni so ist, wurde mir in Riga berichtet. So ist es entscheidend, welche Treppe der Student benutzt: Links, recht oder die in der Mitte?

Welche Treppe zur Uni soll es sein? Links, rechts, Mitte?

Welche Treppe zur Uni soll es sein? Links, rechts, Mitte?

Die lettische Hauptstadt Riga ist die größte Stadt des Baltikums und besitzt seit der Gründung des lettischen Staates im Jahr 1918 eine eigene Universität, die aus einem Polytechnikum hervorgeganen ist. An dieser Uni studieren nicht nur Letten, sondern auf eine hohe Anzahl von ausländischen Studenten. Für die eigenen Studenten hat der lettische Staat ein Stipendium: 10 Prozent der besten Studenten werden die Studiengebühren entlassen, der Rest zahlt – Ausländer deutlich mehr.

Studenten ohne Examen nehmen die Außentreppen.

Studenten ohne Examen nehmen die Außentreppen.

Zum Hauptgebäude der Universität führen drei Treppen. Als Student nimmt man die beiden Außentreppen zur Uni-Verwaltung. Wer die mittlere Treppe als Student benutzt, kann mit Ärger seiner Mitstudenten rechnen. Die mittlere Treppe soll man nur betreten, wenn man sein Examen in der Tasche hat. Wer noch studiert, der soll die bitte äußeren Treppen nutzen.

Studenten mit Examen nehmen die mittlere Treppe - so einfach ist das.

Studenten mit Examen nehmen die mittlere Treppe – so einfach ist das.

Was macht der Berliner Bär in lettischen Riga?

7. Januar 2020
Der Berliner Bär in Riga.

Der Berliner Bär in Riga.

Das Schwarzhäupterhaus auf dem Rathausplatz der lettischen Hauptstadt Riga wurde 1334 als das „Neue Haus der Großen Gilde“ erstmals urkundlich erwähnt. Aber das alte Haus bekommt Konkurrenz, zumindest wenn es um ein junges Publikum geht. Seit kurzem steht vor dem Haus eine weitere Attraktion: Ein Berliner Bär.


Die Deutsche Botschaft brachte die Berliner Bären nach Riga. Auf den Domplatz wurden insgesamt 149 „United Buddy Bears“ im August 2018 ausgestellt. Damit würdigte Deutschland das 100jährige Jubiläum der lettischen Staatsgründung. Gerade gegenüber den baltischen Staaten hat Deutschland eine besondere Verantwortung. Lange Zeit war Lettland deutsch und nach der Unabhängigkeit 1918 kam es später zum Hitler-Stalin-Pakt und die junge Nation wurde besetzt. Erst 1991 wurde Lettland wieder selbstständig. Die „United Buddy Bears“ setzten mit ihren Ausstellungen ein Zeichen für Toleranz und internationale Völkerverständigung. Bei der Abreise der Bären ist wohl ein 50 Kilogramm schwerer Bär in Riga geblieben. Er wurde von einer siebenjährigen lettischen Schülerin bemalt. Er zeigt am Bauch ein Herz auf dem der berühmte Hahn zu sehen ist, der auf dem Dom zu Riga angebracht ist. Der Berliner Bär steht jetzt vor dem Schwarzhäupterhaus.

Der Bär trägt den Hahn auf seiner Brust.

Der Bär trägt den Hahn auf seiner Brust.

Ich mag den Berliner Bären in Riga – und die Kinder mögen ihn auch – sowie Doris, die Betreiberin des Blogs über Hahnologie.

Blumenmarkt in Riga, Lettland

6. Januar 2020

Lass Blumen sprechen. Wenn ich an Blumen denke, denke ich in erster Linie an die Niederlande und Amsterdam – fasch gedacht. Im Baltikum spielen Blumen eine wichtige Rolle und werden bei jeder Gelegenheit verschenkt. Natürlich ist eine Anlaufstelle der Rigaer Zentralmarkt mit seinen großen Markthalle. Aber viel wichtiger ist sind die Verkaufsstände am Wöhrmannschen Garten entlang der Terbatas iela. Hier findet sich Blumenstand an Blumenstand und das Besondere: Die Blumenstände haben 24 Stunden rund um die Uhr geöffnet. Die Blumenverkäuferinnen, Blumenmädchen würde ich die alten Mütterchen nicht mehr nennen, wechseln alle zwölf Stunden. Es ist ein harter Job, denn die Frauen stehen dort das ganze Jahr und der Winter in Riga kann furchtbar kalt sein.

Wichtige Information am Rande: Wer in Lettland Blumen zur Freude verschenken möchte, sollte dies immer mit einer ungeraden Anzahl an Blumen machen. Hintergrund: Eine gerade Anzahl von Blumen werden zu Beerdigungen mitgebracht.