
Ich bin mit John Carpenters Filmen aufgewachsen und hab sogar ein Webinar über diesen Ausnahmeregiseur meiner Jugend durchgeführt. Wusstet ihr, dass Capenter neben Charlie Chaplin einer der wenigen Filmemacher ist, der die Musik zu seinen Filmen auch gleich mitkomponierte. Und veröffentlicht wurden enorm wichtige Scores von ihm – Assault, Halloween, Fog. Minimalistische Filmmusik für eine ganze Generation und wenn mal ein anderer Musik zu seinen Filmen geschrieben hat, bat er um Reduktion. Zu Ennio Morricone soll er bei The Thing gesagt haben: „Weniger Noten.“
Um den Filmemacher John Carpenter ist es in den vergangenen Jahren eher ruhig geworden. Sein letzter Film war the Ward von 2010, der mir ganz gut gefallen hat. Die Musik John Carpenter’s the Ward dazu hat er allerdings nicht mehr geschrieben, sondern ein gewisser Mark Kilian. Carpenter hält derweil die Hand auf als Produzent, nachdem sein Michael Myers wieder Fahrt in Halloween wieder aufgenommen hat.
Aber so ganz hat sich Carpenter mit seinen 73 Jahren nicht auf Altenteil zurückgezogen. Seit ein paar Jahren veröffentlicht der Meister des Bildes nun Musik ohne Filme – seine Lost Themes. Eine schöne Idee – eine Art Programmmusik der Neuzeit. Jetzt hat John Carpenter sein Album Lost Themes III: Alive After Death vorgelegt und er bleibt grundsätzlich seinem Stil der beiden Vorgängeralben Lost Themensuche I und II treu. Musik zu Filmen, ohne dass die Filme gedreht wurden. Und er hat sich wie bei den beiden Vorgängern Hilfe in Form von Sohn Cody und Patensohn Daniel Davies (Sohn von Dave Davies von den Kinks) geholt.
Für mich die klaren Anspieltipps the Dead Walk und Weeping Ghost, die schön an den Synthi-Sound von damals erinnert. Die Titel sind alle wunderschön trashig plakativ „Vampire’s Touch“, „Skeleton“, „Carpathian Darkness“ und mehr.
Also die ganze Sache ist etwas für Film- und Musikfreunde von John Carpenter, der einstmals auch mit seiner Musik auf Tour war. Aber in Corona-Zeiten holen wir uns sein Schaffen eben aus der Konserve.