Weihnachtsalbum gibt es gar viele. Meine Helden der Musik haben Weihnachtsplatten abgeliefert: Frank Sinatra, Elvis Presley, Bob Dylan, Johnny Cash, Phil Spector und viele mehr. Ich mag sie alle. Aber eine mag ich besonders gerne, nämlich A Charlie Brown Christmas von Vince Guaraldi.
Vince Guaraldi war ein US-amerikanischer Jazzpianist und Komponist, der am 17. Juli 1928 geboren wurde und am 6. Februar 1976 verstarb. Guaraldi ist am besten bekannt für seine Arbeit als Komponist des Soundtracks für die beliebten „Peanuts“-Fernseh- und Filmproduktionen des Cartoonisten Charles M. Schulz. Seine bekannteste Arbeit ist der Soundtrack für das „A Charlie Brown Christmas“-Spezial von 1965, das den Klassiker „Linus and Lucy“ enthält. Dieser Song wurde zu einem Markenzeichen der „Peanuts“-Cartoons. Guaraldi komponierte auch die Musik für viele andere „Peanuts“-Produktionen, darunter „A Boy Named Charlie Brown“ und „It’s the Great Pumpkin, Charlie Brown“. Über letzteren habe ich auch zu Halloween gebloggt.
Guaraldi begann seine musikalische Karriere in den 1950er Jahren und entwickelte sich zu einem renommierten Jazzpianisten. Neben seiner Arbeit für die „Peanuts“-Cartoons veröffentlichte er auch eine Reihe von eigenen Alben, darunter „Cast Your Fate to the Wind“, für das er 1963 einen Grammy Award erhielt.
Mein Lieblingsweihnachtsalbum ist also „A Charlie Brown Christmas“. Es ist zweifellos ein zeitloser Klassiker, der die Herzen vieler Menschen seit seiner Veröffentlichung im Jahr 1965 erobert hat. Das Album, das von Vince Guaraldi Trio komponiert wurde, ist der Soundtrack zu dem gleichnamigen animierten Weihnachtsspecial, das von Charles M. Schulz erstellt wurde.
Die Musik von Vince Guaraldi ist charmant, einfühlsam und schafft eine warme, gemütliche Atmosphäre. Das Album enthält ikonische Stücke wie „Linus and Lucy“, das oft mit den „Peanuts“-Cartoons assoziiert wird, sowie zeitlose Weihnachtsklassiker wie „Christmas Time Is Here“ und „Hark, the Herald Angels Sing“. Guaraldis Jazz-Einflüsse verleihen der Musik eine einzigartige Note und machen sie sowohl für Erwachsene als auch für Kinder ansprechend. Ich nerve meine Familie mit dem Album zu Weihnachten, weil es sich sehr oft am Plattenteller dreht.
Die sanften Klänge des Pianos, begleitet von Bass und Schlagzeug, erzeugen eine behagliche Stimmung, die perfekt zur festlichen Jahreszeit passt. Die Auswahl der Stücke spiegelt die Melancholie und gleichzeitig die Freude wider, die oft mit der Weihnachtszeit verbunden ist bzw sein sollte. „A Charlie Brown Christmas“ hat für mich die Fähigkeit, Emotionen zu wecken und eine nostalgische Wirkung zu entfalten, die es zu einem festen Bestandteil vieler Weihnachtsfeierlichkeiten macht.
Die Tatsache, dass dieses Album über die Jahre hinweg so beliebt geblieben ist, zeigt die zeitlose Qualität der Musik von Vince Guaraldi. Es hat nicht nur die Fähigkeit, Menschen in die festliche Stimmung zu versetzen, sondern es trägt auch dazu bei, den Geist von „A Charlie Brown Christmas“ zu bewahren, einem zeitlosen Stück Popkultur, das Generationen von Zuhörern Freude bereitet hat. Und was ist euer Lieblingsweihnachtsalbum?
Irgendwie wurde man immer schief angesehen, wenn man unter Dylan-Fans gestand, dass man das Album At Budokan von 1978 gut fand und ja ich habe immer dazu gestanden: Mir hat die erste Japan-Tour von Bob Dylan im Land der aufgehenden Sonne gefallen – und so begrüße ich ausdrücklich die Veröffentlichung der kompletten Ausgabe The Complete Budokan 1978. Als Dylan-Fan habe ich mir gleich die fette Box gekauft und ein Unboxing gemacht.
Dylans allererste Konzerte in Japan, darunter acht Auftritte in der berühmten Nippon Budokan Hall in Tokio. Zwei der Budokan-Konzerte – der 28. Februar und der 1. März 1978 – wurden auf analogen 24-Kanal-Mehrspurbändern aufgezeichnet. 22 Auftritte aus diesen Konzerten waren auf „Bob Dylan At Budokan“ zu hören, einem 2LP-Set, das im April 1979 weltweit veröffentlicht wurde. The Complete Budokan 1978 ist das erste Mal, dass Dylans komplette Konzerte von seiner Welttournee 1978 offiziell erhältlich sind.
Die Musik auf dieser Tour wurde als Bob Dylan goes to Las Vegas bezeichnet. Chor und große Band. Die Songs waren komplett anders als bei der punkigen Rolling Thunder Tour, die Mitte der 70er durch die USA tourte. Weniger Punk, dafür mehr Melodie und der Meister singt hervorragend. Für mich repräsentiert die Aufnahmen Dylans künstlerische Evolution, da er sich hier von seinen folkigen und rockigen Wurzeln entfernt und sich in Richtung eines soundreichen, orchestralen Rocks bewegt. Die Live-Aufnahme aus dem Budokan in Tokio bietet eine einzigartige Perspektive auf Dylans Repertoire, da er einige seiner bekanntesten Songs in neu interpretierten Versionen präsentiert. Hardliner waren entsetzt und empfanden die abweichenden Arrangements als gewöhnungsbedürftig und das ist noch höflich ausgedrückt. Aber Dylan wäre nicht Dylan, wenn er nicht seinen Kopf durchsetzt. Für mich zeigen die Aufnahmen Dylans künstlerische Vielseitigkeit und die Bereitschaft, sich ständig neu zu erfinden. Der Kerl wird einfach nicht langweilig. Die Begleitung durch ein großes Ensemble von Musikern, darunter Bläser und Hintergrundsängerinnen, verleiht dem Album eine theatralische Qualität. Die Energie, die von der Bühne strahlt, ist ansteckend, und man kann förmlich die Begeisterung des japanischen Publikums spüren. Songs wie „Like a Rolling Stone“ und „Blowin‘ in the Wind“ erhalten durch die reichen Arrangements eine neue Intensität, die sich von den Originalversionen deutlich abhebt.
Einige Puristen könnten argumentieren, dass diese experimentelle Phase nicht dem entspricht, was sie von Dylan erwarten, aber es ist wichtig, die künstlerische Freiheit zu würdigen, die Dylan hier ausübt. Das Album spiegelt den Geist der Zeit wider, in der Künstler nach neuen Wegen suchten, um ihre Musik zu präsentieren. Interessant ist ja dann auch, dass Dylan nach dieser Las Vegas-Phase in seine Prediger-Phase reinrutsche und die Konzerte zu wahren Gottesdiensten verwandelte.
The Complete Budokan 1978 ist sicherlich nicht das, was man von einem typischen Dylan-Album erwartet, aber es ist ein fesselndes Dokument einer kreativen Phase, in der der Künstler seinen Sound erforschte und die Grenzen seiner musikalischen Identität erweiterte. Es ist ein Zeugnis für Dylans künstlerische Reife und die Bereitschaft, sich ständig neu zu erfinden. Und ich schrieb es bereits: Mir gefällt die Sammlung sehr gut.
Und wieder ist einer meiner musikalischen Helden verstorben. Mit 80. Jahren verschied der Sänger, Komponist und Gitarrist Robbie Robertson. Der Name wird nur Insidern bekannt sein, für mich war er einer der Großen im Musikzirkus.
Richtig bekannt wurde er als Mitglied von The Band, die einst die Begleitband von Bob Dylan war, aber sich auch für die US-amerikanische Musikgeschichte einen großen Namen gemacht haben. Das Abschiedskonzert The Last Walz ist bis heute legendär und ich habe bereits darüber gebloggt.
Aber auch als Solo-Künstler habe ich Robbie Robertson zu schätzen gelernt. 1987 kam sein ersten Solo-Album Robbie Robertson auf den Markt, darunter der Song Fallen Angel. Dieser Song ist eine Erinnerung an Richard Manuel, der zusammen mit Robbie Robertson zu den Gründungsmitgliedern von The Band gehörte. Manuel, der Pianist und manchmal auch Sänger der Band war, wurde am 4. März 1986 erhängt im Badezimmer eines Motelzimmers in Winter Park, Florida, gefunden. Immer wenn ich den Song höre, komme ich ins Grübeln.
Sein zweites Solo-Album Storyville aus dem Jahr 1991 hat mich während einer Dienstreise nach New Orleans begleitet. Ich hatte 2002 meinen ersten iPod erworben und durfte später nach New Orleans auf die Siggraph. Auf der Festplatte des MP3-Players waren zwei Künstler, die ich in dieser interessanten Stadt ausschließlich gehört habe: Voodoo-Meister Dr. John und das Album Storyville von Robbie Robertson. Es dreht sich teilweise um den Rotlichtbezirk der Stadt. Die weiteren Alben von Robertson habe ich mir zwar gekauft, aber immer weniger gehört. Er hat noch einige Soundtracks komponiert.
Zur Erinnerung an den Tod von Robbie Robertson höre ich das legendäre Album Musik from Big Pink von 1968, ein Klassiker der Rockmusik. Es wurde im Keller eines rosagestrichenen Hauses in Woodstock aufgenommen in dem die Band mit Bob Dylan musizierte. Und ich höre die legendären Basement Tapes von 1967, die revolutionären Kelleraufnahmen von Dylan und Band aus Big Pink, die eigentlich nie veröffentlicht werden sollten und als Bootleg auf den Markt kamen. 1975 kam die erste offizielle Veröffentlichung und 2014 kamen The Basement Tapes Complete und dann The Basement Tapes RAW endlich auf den Markt.
Die Sängerin Sinéad Marie Bernadette O’Connor ist tot und begraben. Ich komme jetzt erst dazu mir Gedanken über diese Frau zu machen. Die irische Sängerin starb im Alter von 56 Jahren in London. Wie ich lese, hat die Frau viel Leid in ihrem Leben erlebt. Ihr größter Hit war sicherlich die Prince-Komposition Nothing Compares 2 U aus dem Jahre 1990. Wenn ich ehrlich bin, habe ich sie aus den Augen verloren bis die Todesmeldung und jetzt das Begräbnis mir ins Mailpostfach flatterte.
Ich hatte ihre Karriere nicht auf den Schirm. Nur an einen Auftritt von Sinéad O’Connor erinnere ich mich genau. Es war das Jahr 1992 und Bob Dylan feierte am 16. Oktober 1992 sein 30jähriges Jubiläum bei seiner Plattenfirma Columbia mit vielen Stars. Ein Stelldichein der Superstars der Szene. Auch Sinéad O’Connor war dabei und sollte den Dylan-Song „I Believe In You“ singen.
Aber dazu kam es nicht. Ein paar Tage zuvor zerriss sie in der US-Satiresendung Saturday Night Live ein Bild vom Papst Johannes Paul II vor laufenden Kameras. Wie ich später gelesen habe: Als Protest gegen die schleppende Aufklärung in Sachen Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche. Hier das Video und die Berichterstattung.
Dann sollte sie bei Dylan singen. Live und fassungslos verfolgte ich damals den Auftritt der Sängerin am Fernsehschirm. Das Konzert wurde live im Fernsehen übertragen. Ich war auf einem Seminar und machte es mir vor der Glotze bequem. Die Sängerin wurde von Kris Kristofferson vollmundig angekündigt: „Ich bin sehr stolz darauf, die nächsten Künstlerin vorzustellen, deren Name zum Synonym für Mut und Integrität wurde.“ Die junge Frau mit kahlgeschorenen Kopf trat vor das Mikrofon und wollte zu singen beginnen. Doch die US-Zuschauer im Madison Square Garden buhten, sie pfiffen sie gnadenlos aus. Sie hatten keinerlei Verständnis für die Aktion mit dem Papstfoto.
Das Buh und Geschrei war riesig. Sinéad O’Connor wartete ab, dann gab sie auf und riss sich die Kopfhörer aus den Ohren. Kris Kristofferson kam und tröstete sie mit den Worten „Lass dich von den Bastarden nicht unterkriegen“. Aber ein Singen war nicht möglich.
Nun, die streitbare Sinéad O’Connor sang nicht, sondern sie zitierte den Bob Marley Song „War“ voller Wut und Traurigkeit. Trotzig und voller Zorn schleuderte sie die Worte dem pfeifenden Publikum entgegen und ging stolz mit erhobenen Hauptes ab. Dann brach sie in Tränen aus und Kris Kristofferson nahm sie in den Arm. Das Video ist erschütternd.
In den ersten offiziellen Aufnahmen des Konzerts war Sinéad O’Connor nicht zu sehen und zu hören. Columbia veröffentlichte ein Doppelalbum ohne sie. Auch beim Bootleg des Konzerts war sie nicht dabei, aber dafür eine seltene Dylan-Aufnahme von Song to Woody, die Columbia aus technischen Gründen nicht veröffentlich hatte.
Auch bei der Doppel-VHS-Cassetten gibt es nichts von Sinéad O’Connor zu sehen. Die Gründe weiß ich nicht. Vielleicht wollte sich Columbia nicht mit den Fans anlegen.
Erst Jahre später wurde das Konzert auf CD und Bluray wiederveröffentlicht. Technisch deutlich optimiert und siehe da: Jetzt sind auf CD und Bluray die Probeaufnahmen von Sinéad O’Connor enthalten. Und wie wunderbar diese Frau singt. Es ist eine Schande, dass sie bei der Live-Übetrtagung nicht singen durfte aufgrund der Engstirnigkeit des Publikums.
Und damit sind wir bei einem sensiblen Punkt. Das ach so aufgeschlossene und progressive Publikum von Bob Dylan. Auch ich bin ein Fan, ein ziemlich großer Fan und ich muss mich natürlich auch an meine eigene Nase fassen.
Beim Nachdenken reflektierte ich als Dylan-Fan die Ereignisse von damals nochmals. Nicht nur Sinéad O’Connor bekam den Zorn der doch so aufgeklärten Dylan-Fans zu spüren. Wir erinnern uns: Der Meister selbst wurde von seinen eigenen Fans ausgebuht. Ich nenne nur Newport 1965 als Dylan elektrisch auf einem Folk-Festival spielte und dann nach einem riesigen Buh nochmals akustisch auf die Bühne zurückkam. Er will, brüllt er heraus, nicht mehr auf dieser Farm arbeiten. Klare Ansage des Künstlers an die Welt
Und dann kam die 1966-Tour mit Teilen der Band. Jeden Dylan Fan ist der Auftritt von 1966 in Gedächtnis. „Judas!“ war der berühmteste Zwischenruf der Musikgeschichte. Am 17. Mai 1966 in der Manchester Free Trade Hall kam es zum Vorfall, doch Dylan wies seine Begleitband an: „Fucking Loud“ zu spielen. Dylan kennt sich also aus mit seinem Publikum. Es heißt, beim Auftritt von Sinéad O’Connor war er in der Garderobe und hat von dem Skandal nichts mitbekommen. Ich weiß es nicht. Dylan war in dieser Zeit eher abwesend als anwesend.
Ich nehm mir auf jeden Fall vor, ein paar Alben von Sinéad O’Connor mal anzuhören, denn eigentlich kenne ich nichts von dieser irischen Sängerin.
Wer mich kennt, der weiß, dass ich ein Bob Dylan-Fan bin. Ich habe alle regulären Alben und zig Bootlegs auf Vinyl, CD und als Datei. Und heute höre ich ein Konzert, rauf und runter, das sich heute zum 45. Mal jährt: Bob Dylan live in Deutschland an einem ganz besonderen Ort.
Am 1. Juli 1978 trat er zusammen mit seiner Band und Eric Clapton auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände vor 80.000 Fans auf. Gegenüber der Tribüne auf der Hitler seine Ansprachen gehalten hatte, spielte der Jude Bob Dylan seine 1978-Tour. Die Zuschauer auf dem Zeppelinfeld wandten Hitler symbolisch den Rücken zu und feiern Dylan, wie es Konzertimpressartio Fritz Rau in mehreren Interviews ausdrückte. Das muss für Dylan ein sehr starkes emotionales Ereignis gewesen sein und sofort dachte ich an seine Zeile „Don’t follow Leaders“.
Ich habe das Konzert auf mp3 und höre es mir immer wieder an. Gerne, sehr gerne hätte ich diesen denkwürdige Konzert als offizielle Bootleg Series, denn es sollte der Nachwelt zugänglich gemacht werden. „Ich weiß, wo und warum ich diesen Song heute spiele“, hatte Dylan seinen Song „Masters Of War“ kommentiert. Hier eine Aufnahme davon.
Angereist ist Dylan von Berlin nach Nürnberg per Zug mit der damaligen Bundesbahn. Und er hatte einen besonderen Wagon. Es war der Salonwagon von Reichsmarschall Hermann Göring samt Bett und Küche. Wie muss sich Dylan gefühlt haben, als er sich dieser Tatsache bewusste wurde. Er bereiste seine Europakonzerte mit dem Zug, denn er wollte etwas von der Landschaft sehen. Er war ja nur davor 1965 auf seiner Tour durch England in Europa. In Berlin wurde Dylan ausgepfiffen, weil er nicht den Protestler geben wollte. 1978 stand für ihn eher eine Las Vegas-Show mit Chor im Vordergrund. In Nürnberg aus Respekt vor dem Ort allerdings nicht in Show-Klamotten. Die Stimmung in Nürnberg war nicht so feindselig gegenüber Dylan.
Das Nürnberger Konzert war auch gefährdet. Die Wehrsportgruppe Hoffmann mit ihrem Anführen dem Nürnberger Grafiker Karl-Heinz Hoffmann, eine Gemeinschaft bundesdeutscher Rechtsterroristen, hatte angekündigt, das Konzert auf dem Reichsparteitagsgelände zu stören oder gar zu verhindern. Passiert ist offiziell nichts, Gott sei Dank. Ob etwas hinter den Kulissen abgelaufen ist, kann ich nicht beurteilen.
Die Band spielte 30 statt der gewohnten 28 Songs, so die Setlist. She’s Love Crazy Baby, Stop Crying Mr. Tambourine Man Shelter from the Storm It’s All Over Now, Baby Blue Tangled Up In Blue Ballad of a Thin Man Maggie’s Farm I Don’t Believe You (She Acts Like We Never Have Met) Like a Rolling Stone I Shall Be Released Going, Going, Gone A Change Is Gonna Come Love Minus Zero/No Limit A Hard Rain’s A-Gonna Fall One of Us Must Know (Sooner or Later) You’re a Big Girl Now One More Cup of Coffee (Valley Below) Blowin’ in the Wind I Want You Señor (Tales of Yankee Power) Masters of War Just Like a Woman Don’t Think Twice, It’s All Right All Along the Watchtower All I Really Want to Do It’s Alright, Ma (I’m Only Bleeding) Forever Young I’ll Be Your Baby Tonight The Times They Are A-Changin’
Eigentlich ist das neue Bob Dylan Album Shadow Kingdom keine neue Sache, aber es ist eine gute Sache. Die Songs stammen aus einem Streaming-Konzert von Veeps.com des Jahres 2021 in der Corona-Hochphase. Dylan unterbrach seine Never Ending Tour und nahm dieses Konzert mit alten Songs auf. Diese Aufnahmen des Jahres 2021 wurden jetzt von Sony veröffentlich – leider ziemlich lieblos verpackt.
Die tadellose Musik ist im Grunde Tanzmusik und passte zu diesem Schwarzweiß-Konzert mit Maske und Clubatmosphäre. Es wurde in Santa Monica über mehrere Tage von Alma Har’el aufgenommen. Wunderbare Musik- und Filmaufnahmen, wie ich finde – allen voran Forever Young und When I paint my Masterpiece. Der Konzertfilm oder sagen wir besser Kunstfilm, Weiler ja kein wirkliches Konzert war, soll in ein paar Tagen als Download und Stream erscheinen – bisher habe ich von einer Veröffentlichung auf Datenträger noch nichts gehört, leider. Nach dem Streaming war das Konzert einen Tag in YouTube, dann hat der Rechteinhaber es löschen lassen.
Das Album Shadow Kingdom kommt in einen schäbigen Jewel-Case daher, beim Herausnehmen muss man aufpassen, dass man das Pappcover nicht zerreißt. Es gibt bis auf die Songliste keine weiteren Angaben. Kaum Bilder, keine Angaben über die vorzüglichen Musikanten. Ich habe mal recherchiert. Es spielen auf dem Album neben dem Meister, Jeff Taylor – Akkordeon, Greg Leisz – Gitarre, Pedal-Stahl-Gitarre, Mandoline, Tim Pierce – Gitarre, T-Bone Burnett – Gitarre, Ira Ingber – Gitarre, Don Was – Kontrabass, John Avila – E-Bass, Doug Lacy – Akkordeon und Steve Bartek – zusätzliche Akustikgitarre. Im Film spielen Alex Burke, Gitarre (Finger-Synking), Buck Meek, Gitarre (Finger-synching), Shahzad Ismaily, Akkordeon (Finger-synching), Janie Cowan, Kontrabass (Finger-synching) und Joshua Crumbly, Gitarre (Finger-synching).
Ich muss zugeben, ich mag dieses Konzert sehr gerne, aber die lieblose Aufmachung von Sony ist eines Meisters wie Bob Dylan nicht würdig.
Ja, Bob Dylan ist einer meiner wenigen musikalischen Helden. Ich freue mich immer, wenn ich den alten Herren auf Konzerte oder in der Konserve treffe. Der Meister feiert heute seinen 82. Geburtstag.
In wenigen Tagen wird Sony das Streaming-Konzert Shadow Kingdom veröffentlichen. Es entstand in der Corona-Zeit Juli 2021 und das geschäftstüchtige Management versorgte uns mit einem neu aufgenommenen schwarzweiß-Konzert mit alten Songs im neuen Gewand. Die Setlist des Albums umfasst 13 Originalsongs, die Dylan für seinen Auftritt in „Shadow Kingdom“ ausgewählt hat sowie das abschließende Instrumental „Sierra’s Theme“. Im Juni 2023 kommt das Album und ich hoffe später auch das Konzert, das für kurze Zeit illegal bei YouTube zu sehen war. Ich freu mich darauf und werde natürlich darüber bloggen.
Nachdem ich ihn das letzte Mal live in Berlin gesehen und gestaunt habe, greife ich an seinem Geburtstag auf eine frühe Dokumentation über ihn zurück. Don‘t Look back aus dem Jahre 1967 von der Konzerttour 1965. Ich hab den Film von Regisseur D. A. Pennebaker in verschiedenen Versionen: VHS, Laserdisc, DVD und Bluray. Es zeigt einen rastlosen und ruhelosen Geist im Umbruch, der sich auf seiner Großbritannien-Tournee 1965 weiterentwickelt hatte, weiter als es seine Folkie-Fans wahrhaben wollten. Dylan stand kurz davor elektrisch zu spielen und seine alten Fans zu brüskieren, die der Entwicklung nicht folgen wollten. Der Aufschrei Judas im Jahre 1967 brachte es auf den Punkt.
Als Provokation gibt es das erste Musikvideo überhaupt als Starter Subterranean Homesick Blues. Dylan mit seinen Papptafeln. Genialer Song – geniales Video und wir wissen ja: look out kid.
Neben Dylan sind in Don’t Look Back mit intensiver Handkamera auch seine damalige noch Freundin Joan Baez, sein Manager Albert Grossman (dear Landlord), sein Tour-Manager Bob Neuwirth, der Beat-Poet Allen Ginsberg sowie der schottische Folksänger Donovan zu sehen. Es ist weniger ein Konzertfilm als vielmehr ein Film zwischen den Konzerten. In dieser Zeit war Dylan arrogant, aufbrausend, stand sicherlich unter Drogen, aber er schöpfte aus all dem Chaos um ihn herum seine Energie und Kreativität.
D. A. Pennebaker als Gründer des Direct Cinema hielt schonungslos seine Kamera auf die Ereignisse. Das wäre bei heutigen Touren von Superstars nicht möglich, denn ein Management würde vieles glätten oder schlichtweg verbieten. Dylans Manager zu dieser Zeit, der aufbrausende Albert Grossman, ließ es zu und heraus kam ein wunderbares Zeitdokument. Pennebaker ist in meinem Herzen auch wegen der Dokus zu Jimi Plays Monterey (1968) und Ziggy Stardust and the Spiders from Mars (1973) geblieben.
Nunmehr die 17 Ausgabe der Bootleg Series des heute 81jährigen Bob Dylan ist soeben mit dem Zusatz Fragments erschienen. Dieses Mal handelt es sich um Songs aus der Zeit von 1996/97 als Dylan sein 30. Studioalbum Time Out of Mind veröffentlichte. Es sind in der Deluxe Version fünf CDs des neu abgemischten Albums und Alternativ- und Liveversionen, also genau das Richtige für Dylan-Fans auf Entzug.
Mit Time Out of Mind kam Dylan aus einer tiefen, ganz tiefen Schaffenskrise. Das mit drei Grammy Awards ausgezeichnete Album ist ein düsteres Werk des großen Musikers. Vergangenheit, das Alter und der bevorstehende Tod sind die Themen des großartigen Albums, die nun in der Bootleg Series nochmals erweitert werden.
Das Album hatte keiner von dem damals 56-Jährigen Dylan erwartet. Nur noch wir Hardcore-Fans hielten zu ihm, die Musikwelt hatte den Künstler fast schon vergessen. Die Alben dieser Zeit waren – sagen wir mal so – gewöhnungsbedürftig. Sieben Jahre hatte er keine eigene Songs zu Papier gebracht. Die Kreativität und das Selbstvertrauen waren einfach weg. Er selbst wäre auch fast an einer Herzbeutelentzündung verstorben. Aber Dylan erholte sich und legte mit Time Out of Mind einen Paukenschlag hin, der die vergessliche Musikindustrie erschütterte und aufrüttelte. Der Meister ist zurück und mit gewaltiger bedrohlicher Kraft. Er dachte an die Bibel und machte sich auf, ein Meisterwerk zu komponieren. „Wir müssen die Werke dessen vollbringen, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, in der niemand mehr etwas tun kann.“ Diese Zeilen hat sich Dylan wohl aus seiner christlichen Phase zu Herzen genommen und dank Produzent Daniel Lanios seine musikalischen Gedanken geordnet.
Nun nach mehrmaligen Anhören von Fragments lässt mich die Bootleg Series 17 erschöpft zurück. Ich versinke in die düsteren Gedanken, ich fühle mich bedrückt. Es ist kein hurra ich bin ein Poet-Gefühl, sondern es sind reife Gedanken eines abgeklärten Mannes. Wenn man die weiteren Alben von Dylan betrachtet, geht er konsequent diesen Weg. Sein jüngstes offizielles Werk Rough and Rowdy Ways und die Welttournee sind wohl der Abschluss dieser dunklen Phase des Meisters, die mit Time out of Mind begann.
Anspieltipps sind für mich die Alternativen Versionen von Highlands (bis dahin der längste Dylan-Song) und Love Stick und auf jeden Fall der alte Folk-Heuler The Water is Wide. Aber Dylan Fans werden die Aufnahmen sowieso kaufen und der Rest gehört eben nicht zu den Eingeweihten.
Ich bin eigens von München nach Berlin gereist, um ihn nochmal zu sehen: Bob Dylan, einer meiner Helden, geht derzeit mit seiner Rough and Rowdy Ways World Wide Tour auf Welttournee bis 2024. Es deutet sich an, dass es die letzte Tour für den 81jährigen sein wird. Er befindet sich nicht mehr auf der Never Ending Tour, wie die Gastspiele früher heißen, sondern es wird explizit von der Rough and Rowdy Ways World Wide Tour gesprochen. Das ist für mich ein Zeichen des Abschieds von der Bühne.
Ich war Besucher des ersten von drei Berliner Konzerten und es war schlichtweg grandios. Wer sich auf Dylan-Konzerte einlässt, weiß was einem im schlimmsten Falle erwarten kann. Alle Befürchtungen wurden zur Seite gewischt, als ich die Kritiken der bisherigen Auftritte in den einschlägigen Facebook-Seiten gelesen habe.
Reduzierung ist angesagt, einfach und schlicht die Show. Gab es in früheren Shows ein wenig Lightshow, der Oscar war einstmals mit dabei, dann gab es sogar mal Videowände, das Logo von Dylan wurde eingeblendet, so haben wir jetzt bei der Rough and Rowdy Ways World Wide Tour nur einen Samtvorhang und ein wenig Licht. Die Musikanten haben einen festen Platz und bewegen sich nicht von der Stelle.
Dylan selbst steht und sitzt hinter dem Klavier, sein schwarzer Wuschelkopf ist nur zu erkennen. Nur zweimal steht er auf und geht nach einem Song zum Mikrofon und hält sich fest. Der 81jährige Song-and-Dance-Man ist wackelig, gar zerbrechlich auf den Beinen, er sieht schwach aus, aber seine Stimme ist voll da. Beim Schluss-Applaus sieht man sein blaues Westernhemd, nachdem er seine Jacke ausgezogen hat. Den Arm in die Seite gestemmt nimmt er den Applaus des Publikums entgegen. Ein Hauch eines Lächelns kommt aus seinem Gesicht. Ich frage mich: Hat Dylan wirklich eine schwarze Jogging-Hose an? Ich konnte es nicht genau erkennen.
Kommunikation mit seinem Publikum ist nicht direkt vorhanden, Dylan kommuniziert über seine Musik. Die Setlist der Tour ist unverändert, das meiste Material kommt von seinem hervorragenden 39. Studioalbum, nur der 15minütige JFK-Song Murder Most Foul fehlt. Keine Greatest-Hits-Show, sondern nachdenkliches Material des vielgelobten Rough and Rowdy Ways-Albums.
Wenig altes Material war zu hören, aber es tat sehr gut. Watching the River Flow von 1973 zeigte, wohin es musikalisch geht. Blues, Country, Western, Swing, Rock – kein Showgefrickle und Gepose. Freundlich begrüßt wurde „I’ll Be Your Baby Tonight“ und prophetisch christlich ging es beim Nobelpreisträgers zu „Every Grain of Sand“ und „Gotta Serve Somebody“ von 1981.
Die Musik war glasklar ausgesteuert. Und das Publikum genoss diese Musik. Handys waren verboten und sie wurden zu Konzertbeginn in versiegelte Etuis verborgen. Ich entdeckte keine Smartphones im Saal aufleuchten, aber Audio-Aufnahmen vom Konzert kursieren bereits. Es war eine fast heilige Atmosphäre, fast schon wie ein Gottesdienst. Den meisten Zuschauern war klar, dass sie Dylan wohl nie wieder sehen werden. Es ging um die größtmögliche Aufmerksamkeit für den Meister, der das Leben so vieler Zuschauer massiv beeinflusst hat. Es war für mich ein intimes Konzert, bei dem ich die Augen schließen konnte und mich auf die fabelhafte Musik konzentrieren konnte. Dylan sprach direkt zu mir. So wie es mir ging, erging es den anderen 4000 Zuschauern in Berlin ebenso. Am Ende jedes Songs gab es Applaus und Dankesrufe. Zugaben gibt es bei dieser Tour keine. Nach einer Stunde und 52 Minuten war das Konzert zu Ende. Die hervorragende Band sind zumeist alte Bekannte: Bob Britt (Gitarre), Charley Drayton (Schlagzeug), Tony Garnier (Bass), Donnie Herron (Violine, Pedal Steel) und Doug Lancio (Gitarre).
Einstmals habe ich gelesen, dass Dylan ein Superstar wie Elvis werden wollte. Er wurde viel mehr, er hat den Superstar übersprungen und ist direkt zu Lebzeiten zur Legende geworden. Ich war dankbar den Meister nochmal zu hören, ehrfürchtig seiner Musik zu lauschen und mich bei ihm zu bedanken. Vielleicht nehme ich noch ein paar Euro in die Hand und besuche eine weitere Station der Rough and Rowdy Ways World Wide Tour irgendwo auf der Welt.
Nach dem Konzert, nach dem Verlassen der Verti Music Hall kam man auf dem Mercedes Benz-Vorplatz zusammen. Das Duo Lent Moyo spielte alte Dylan Songs. Ich hörte mir noch It Ain’t me und I Shall Be Released an. Songs, die lange zurück liegen und nur noch für Nostalgie sorgen – der aktuelle Dylan hat sich schon um Welten weiter entwickelt.
Die Setlist von Berlin: Watching the River Flow Most Likely You Go Your Way (and I’ll Go Mine) I Contain Multitudes False Prophet When I Paint My Masterpiece Black Rider My Own Version of You I’ll Be Your Baby Tonight Crossing the Rubicon To Be Alone with You Key West (Philosopher Pirate) Gotta Serve Somebody I’ve Made Up My Mind to Give Myself to You That Old Black Magic Mother of Muses Goodbye Jimmy Reed Every Grain of Sand
Der King war immer der König in unserer Familie. Heute vor 45 Jahren verstarb Elvis Presley. Meine Mutter, mein Onkel waren große Elvis-Fans, ein Kumpel aus Jugendzeiten ist ein wandelndes Elvis-Lexikon und auch meine Frau und ich verehren den Sänger. Unser Repertoire an Elvis-Aufnahmen kann sich sehen lassen, sowohl auf Vinyl als auch auf CD.
Vor kurzem habe ich mir zweimal die neue Elvis-Verfilmung von Baz Luhrmann im Kino angesehen, einmal mit fettem Sound in meinem Lieblingskino Scala in Fürstenfeldbruck, einmal mit durchschnittlichen Sound im Kinosommer in Fürstenfeldbruck. Der Film hat mir außerordentlich gut gefallen, auch wenn er die Sichtweise von Colonel Tom Parker erzählt, genial von Tom Hanks verkörpert. Elvis wird hervorragend von Austin Butler gespielt. Optisch, musikalisch und schauspielerisch großes Kino. Ich mag auch die Biopic Elvis von John Carpenter mit Kurt Russell in der Hauptrolle. Es ist zwar nur eine TV-Produktion, die mir aber viel Spaß bereitet hatte. Die deutsche Version ist leider gekürzt.
Biopics über Musiker und Bands scheinen eine Geldquelle zu sein. Nach dem unglaublichen Erfolg der Freddie Mercury-Bio Bohemian Rhapsody, für die es zahlreiche Oscars gab, kam dann Rocket Man ins Kino Der Film zeigt den Aufstieg von Elton John. Freddie Mercury und Elton John haben vieles gemeinsam. Beide haben ihre Namen geändert. Aus Farrokh Bulsara wurde Freddie Mercury, aus Reginald Kenneth Dwight wurde Elton John. Beide waren bzw. sind homosexuell, beide prägten maßgeblich die Musik ihrer Zeit. Queen eher mit lauten Tönen, Elton John eher mit Balladen. Und noch eine entscheidende Gemeinsamkeit haben die beiden Filmbiografien über die Musiker. Regie führte beide Male Dexter Fletcher. Das Drehbuch beim neuen Film schrieb Lee Hall, der das Buch zum Tanzfilm „Billy Elliot – I Will Dance“ verfasste.
Rocket Man Der Film Rocket Man beleuchtet die wichtigsten Momente aus der Karriere des britischen Popmusikers Elton John. Ich mag Elton John sehr. Bereits im Alter von elf Jahren studierte er an der Royal Academy of Music und konnte schon kurz darauf erste Erfolge mit seiner Band Bluesology vorweisen. Sein erstes Album Empty Sky floppte und die Karriere Elton Johns war beinahe vorbei, ehe sie überhaupt begann. Aufhalten ließ sich der Ausnahmekünstler davon nicht. Vor allem durch die langjährige musikalische Partnerschaft mit seinem kongenialen Liedtexter Bernie Taupin gelang Elton John der Durchbruch. Das hat sich gelohnt: Elton John war im Jahr 2012 mit umgerechnet 80 Millionen US-Dollar der Musiker mit dem dritthöchsten Jahreseinkommen gewesen.
Gespielt wird Elton John in Rocket Man von Taron Egerton. Laut Egerton soll sein Rocket Man kein reguläres Biopic werden, sondern ein Fantasy-Musical, bei dem die live vor der Kamera eingesungenen Songs einige der größten Momente in Elton Johns Leben widerspiegeln sollen. Naja, hört sich ein wenig stark nach PR an. Übrigens, der Titel Rocket Man ist ein Songtitel aus dem Jahre 1972. Die Produktion des Musiktitels Rocket Man (I Think It’s Going to Be a Long, Long Time) übernahm der Brite Gus Dudgeon. 1969 arbeitete Dudgeon mit David Bowie zusammen, als dieser seinen Erfolgstitel Space Oddity einspielte. Da beide Lieder ähnliche Weltrauminhalte hatten, hielt sich lange das Gerücht, John und Taupin hätten von Bowie kopiert, was beide aber stets abstritten.
Sex & Drugs & Rock‘n Roll Biopics von Musikern sind nicht neu. Es gab schon öfters solche Versuche, die Geschichte von Musikern und Bands auf Film zu bannen. Auf der Streaming-Plattform Netflix läuft die Bio The Dirt über Mötley Crüe, die ich nicht so sehr schätze. Der Film zeigt den Aufstieg der Glam-Metaller, bei der es hauptsächlich um das Posergehabe der Band geht. Sex & Drugs & Rock‘n Roll pur. Die Band wird gespielt von Douglas Booth, Colson Baker, Daniel Webber und Iwan Rheon. Großes Kino ist es allerdings nicht geworden, dafür viel nackte Haut und pubertäre Sprüche.
Deutsche Biopic Gundermann Auch in Deutschland gab es eine musikalische Biopic. Es war Andreas Dresens Film Gundermann, der sechs Lolas Gewinner des Deutschen Filmpreises 2019 war. Der Liedermacher Gerhard Gundermann, dargestellt von Alexander Scheer, arbeitet tagsüber als Baggerfahrer im Braunkohletagebau in der Lausitz. Abends nach seiner Schicht steigt er als Sänger auf die Bühne und bewegt die Menschen mit seiner Musik. Die sehr persönlichen und authentisch wirkenden Texte machen Gundermann in den 1980ern zum Idol vieler Menschen in der DDR, was sogar den Mauerfall überdauert. Bis sich das Gerücht verbreitet: War er ein Stasi-Spitzel? Ich als Wessi habe Gundermann erst nach der Wende kennengelernt. Und für mich als Dylan-Fan interessant. Gundermann durfte ein paar Worte mit dem Meister wechseln.
Biocpics zur Country-Musik Zwei Beispiele von Biopics aus dem Country-Umfeld ließen Film- und Musikfans aufhorchen. Zum einen Walk the Line, der Erlebnisse aus dem Leben von Johnny Cash darstellte und I Saw the Light aus dem Jahre 2015, der den legendären Countrystar Hank Williams portraitierte.
Walk the Line ist eine Filmbiografie aus dem Jahr 2005 über das Leben des Country-Sängers Johnny Cash. Regie führte James Mangold, der zusammen mit Gill Dennis auch das Drehbuch schrieb, das auf den Biografien Man in Black sowie Cash: The Autobiography basiert. Die Hauptrollen spielen Joaquin Phoenix und Reese Witherspoon. Johnny Cash stimmte der Wahl von Joaquin Phoenix als Hauptdarsteller zu, er bewunderte ihn bereits für seine Darstellung im Film Gladiator. June Carter Cash stimmte ebenso der Wahl von Reese Witherspoon für ihre eigene Rolle zu. Leider konnten Johnny Cash und June Carter die Premiere des Films nicht erleben. Beide verstarben vor Beginn der Dreharbeiten. June Carter am 15. Mai 2003 und Johnny Cash am 12. September 2003. Der Film hatte einen großen finanziellen Erfolg: Die Produktionskosten werden auf rund 28 Millionen US-Dollar geschätzt. Der Film spielte in den Kinos weltweit etwa 186 Millionen US-Dollar ein, davon etwa 119 Millionen US-Dollar in den USA und circa 12,9 Millionen US-Dollar in Deutschland.
Bei der Hank Williams Verfilmung I Saw the Light führte Marc Abraham Regie, der ebenfalls das Drehbuch schrieb. Es basierte auf der 1994 erschienenen Biografie Hank Williams: The Biography von Colin Escort. Die Hauptrollen im Film spielten Tom Hiddleston und Elizabeth Olsen. Der Film erschien bei uns direkt auf DVD/Blu ray und kam erst gar nicht ins Kino, was wohl daran liegt, dass Hank Williams bei uns nicht so bekannt ist. Coal Miner’s daughter/Nashville Lady (1980) über Loretta Lynn, wofür Sissy Spacek einen Oscar bekam, ist eine hervorragende filmische Biografie geworden.
Die Türen aufstoßen Meine erste Biopic, die ich bewusst im Kino gesehen hatte, war The Doors von 1991. Regie führte der Altmeister des Polarisierens, Oliver Stone. Den charismatischen Sänger Jim Morrison spielte Val Kilmer sehr eindrucksvoll. Ich mag die Musik der Doors und empfand den Musikfilm äußerst gelungen. Doors-Keyboarder Ray Manzarek kritisierte den Film. Ihm hat die Darstellung der Person Morrison nicht gefallen. Zu wenig authentisch war der Vorwurf. Ich war nicht dabei, fand das Schauspiel aber sehr gut, auch wenn sich der Doors-Film vor allem um Morrison drehte.
Nur für Fans Schwer verdaulich war für Nichtfans der Film I‘m Not there, eine Interpretation über mein Genie Bob Dylan. 2007 von Todd Haynes in Szene gesetzt, zeigt er sechs verschiedene Episoden aus Dylans Leben, dargestellt von sechs verschiedenen Darstellern. Der Film war wie zu Zeiten der Novelle Vogue inszeniert und verwirrte das klassische Kinopublikum. Dylan wird dargestellt von Christian Bale, Cate Blanchett (absolut sehenswert), Marcus Carl Franklin, Richard Gere, Heath Ledger und Ben Whishaw. Wer eine Chance hat, den Film einmal zu sehen, sollte diesen Streifen ansehen und genießen. Cate Blanchett wurde 2007 für ihre Interpretation von Bob Dylan mit der Coppa Volpi, dem Darstellerpreis der 64. Filmfestspiele von Venedig, preisgekrönt.
Soul und Chanson Eher konventionell, aber dennoch eindrucksvoll ging es bei Ray zu. Der Film von 2004 geht um den großen Ray Charles, der von Jamie Foxx dargestellt wird. Regie führte Taylor Hackford. Die Dreharbeiten wurden von Ray Charles begleitet, doch der Soulmusiker konnte die Premiere aufgrund seines Todes nicht mehr erleben.
Großes Schauspielkino war die Biopic über die kleine große Édith Piaf in La Vie en Rose von 2007. Ich muss zugeben, nach Genuss dieses Films habe ich wieder die Musik des Spatzes von Paris gehört. Marion Cotillard spielte die Rolle von Piaf und erhielt dafür einen Oscar. Der Film war natürlich in Frankreich sehr erfolgreich.
Klassik im Kino Vielleicht die beste, größte und unterhaltsamste Biopic über einen Musiker ist Amadeus von Miloš Forman aus dem Jahr 1984. Es geht um die musikalische Auseinandersetzung von Wolfgang Amadeus Mozart (Tom Hulce) mit Antonio Salieri (F. Murray Abraham). Das wichtigste Verdienst des oscarprämierten Films ist es sicherlich, die Musik des Genies Wolfgang Amadeus Mozarts einem breiteren Kinopublikum bekannter zu machen, das sich nicht so für klassische Musik interessierte. Der Film gewann übrigens acht Oscars im Jahr 1985 und zahlreiche andere Filmpreise. 2002 kam Amadeus nochmals als Director’s Cut in die Kinos und ich hatte mir die 13 Minuten längere Version damals wieder angesehen. Salieri wurde 2002 von Joachim Höppner gesprochen, weil der ursprüngliche Synchro-Sprecher Gottfried Kramer 1994 verstorben war.
Noch viel mehr gibt es zu sehen. Sid und Nancy (1986) über den Sex Pistols-Bassisten Sid Vicious, Amy (2015) über Amy Winehouse, Control (2007) über den Joy Division-Sänger Ian Curtis und ganz stark Love & Mercy (2014) über das musikalische Mastermind der Beach Boys Brian Wilson. Aber zurück zum King. Ich mag den frühen Elvis und ich mag den späten Elvis. Der Konzertfilm Elvis – That’s the Way It Is von 1970 unter der Regie von Denis Sanders ist ein Paradebeispiel für die enorme musikalische Wirkung von Elvis in Las Vegas. Wer diesen Konzertfilm ansieht und ihn mit der Elvis-Verfilmung von 2022 vergleicht, wird sehr viele Gemeinsamkeiten erkennen.