Posts Tagged ‘Antikriegsfilm’

Gedanken zu Fritz Wepper in Die Brücke (1959)

28. März 2024

Mein erster Anti-Kriegsfilm war meiner Erinnerung nach die Brücke von Bernhard Wicki. Ich hab den Film bei meinem Onkel auf Betamax gesehen und kaufte mir später eine Lasedisc von diesem erschütternden Film. Laserdisc hießt damals noch Bildplatte. Heute habe ich die Bluray.

Der Inhalt des Films erschütterte mich: Jungs, vom Nazi-Regmie verblendete Milchbubis, verteidigen im Zweiten Weltkrieg eine strategisch wertlose Brücke und beißen zumeist jämmerlich ins Gras. Nur Albert, gespielt von Fritz Wepper, überlebt das sinnlose Gefecht. Der junge Fritz Wepper war damals gerade mal 17 Jahre alt und spielt unglaublich überzeugend.

Nun verstarb der beliebte Schauspieler Wepper mit 82 Jahren. Wepper spielte viel im Kino, noch mehr im Fernsehen, aber rückblickend sind mir vor allem der Anti-Kriegsfilm Die Brücke in Erinnerung geblieben.

Gedreht wurde der Film 1959 an der Brücke über einem Nebenarm des Fluss Regen beim „Biertor“ in Cham (Bayern, Oberpfalz). Ich wollte mir die Originalbrücke einmal ansehen, aber sie wurde abgerissen. Für den Film wurde Bernhard Wicki mit Preisen überhäuft, nicht zuletzt bekam er das Prädikat besonders wertvoll. Für mich eröffnete Die Brücke das Genre des Anti-Kriegsfilms und für Fritz Wepper ebnete sich der Weg in die nationale und internationale Filmwelt. Was so ein kleiner Film alles ausmacht.

Übrigens, kleiner Film. Eine kleine Nebenrolle, die mir auch im Gedächtnis blieb und sich mir bis heute einprägte war nur am Rande zu sehen. Vicco von Bülow (Loriot) spielte einen Stabsfeldwebel und rief am Telefon immer das Codewort Bienenkorb. Das Wort wird innerhalb unserer Familie verwendet, wenn jemand nicht erreichbar ist.

Soundtracktipp: Im Westen nichts neues von Volker Bertelmann

22. Juni 2023

Volker Bertelmann alias Hauschka hat dieses Jahr den Soundtrack-Oscar zu Im Westen nichts Neues erhalten, absolut verdient wie ich meine. Das ist sein erster Oscar, nachdem es 2016 mit der Musik zu Lion – Der lange Weg nach Hause nicht geklappt hatte. Das ist also mein Soundtracktipp.

Es gibt verschiedene Ausgaben von Im Westen nichts Neues, bisher wohl alle nur auf Vinyl. Eine CD hab ich bisher noch nicht entdeckt. Ich habe die Nummer 436 der auf 2000 Exemplare veröffentlichten Smokey-Vinyl Version.

Der Soundtrack zum Antikriegsfilm hat mich beim Betrachen des Films tief getroffen. Die Musik basiert auf einem Harmonium, das Bertelmanns Uroma gehört hatte. Das dreitönige Motiv des Harmoniums durchzieht den kompletten Film. Der Klang des Instruments wurde durch einen Verzehrer und Gitarrenverstärker gejagt und wirkt nun kalt und brutal – aber dennoch lebendig. Das Holz und der Blasebalg des Harmonium haben einen emotionalen Klang, der eben nicht mit einem Synthesizer erzeugt wird. Bertelmann verwendet in seinen Hauschka-Alben sonst präparierte Klaviere. Ein minimalistischer Klang des Albums vor dem man Angst haben muss. Die Wirkung auf mich ist heftig. Für mich eine klare Empfehlung des Soundtüfters. Der Score wurde übrigens komponiert, nachdem die Dreharbeiten abgeschlossen waren.

Dank Kirk Douglas wurde Stanley Kubrick groß

6. Februar 2020

Im hohen Alter von 103 Jahren ist Hollywood-Darsteller Kirk Douglas gestorben. Er hatte viele Filme gedreht, gute und schlechte – aber er hat auch zwei Filme meines Lieblingsregisseurs Stanley Kubrick finanziert, bei denen Douglas auch die Hauptrolle spielte. Es war zum einen Wege zum Ruhm, es war zum anderen Spartacus.
Wahrscheinlich ist Spartacus der finanziell erfolgreichere Film von beiden – großes Hollywood-Kino über den Sklavenführer Spartacus. Es war der letzte Film bei dem Kubrick nicht die absolute Kontrolle über den Film hatte. Nach dem Erfolg von Spartacus konnte Kubrick seine filmischen Visionen umsetzen und das Kino auf den Kopf stellen. Dafür kann man Kirk Douglas nicht genug danken, dass er Wegbereiter eines filmischen Genies war.

Original Aushangfoto von 1957 von Wege zum Ruhm. Es hängt in meinem Arbeitszimmer.

Original Aushangfoto von 1957 von Wege zum Ruhm. Es hängt in meinem Arbeitszimmer.

Persönlich hat mir Wege zum Ruhm von 1957 aber besser gefallen. Der Film über den Grabenkrieg des Ersten Weltkriegs, in Schwarzweiß gedreht und mit einer tiefgründigen Moral hat mich immer erschüttert. Die Bilder von Kubrick haben mich erschreckt, als er mich in die Abgründe der menschlichen Seele schauen ließ. Die Darstellung von Kirk Douglas hat mich beeindruckt, sein Pathos, seine Verzweiflung, sein Scheitern. Das war großes Kino eines großen Darstellers in einem Film eines übergroßen Regisseurs, der seine Chance erkannte und einen der wichtigsten Antikriegsfilme überhaupt drehte. Kubrick lernte übrigens bei den Dreharbeiten in Schloss Schleißheim bei München seine dritte Frau Christiane kenne – eine nette Dame, die ich kennenlernen durfte.
Wie man aus Berichten der damaligen Zeit lesen konnte, hatte der Produzent Kirk Douglas klare Vorstellungen vom Film. Seine Produktionsgesellschaft Bryna, nach dem Namen seiner ukrainischen Mutter, finanzierte den Film. Douglas Macht und Einfluss ist es zu verdanken, dass Kubrick ein negatives Ende des Films wählte und den Film damit zu einen Klassiker machte. Vielen Dank Kirk Douglas für alles und vor allem für das Fördern von Stanley Kubrick.

Filmtipp: Wege zum Ruhm zum 100. Ende des Ersten Weltkriegs

11. November 2018

Nachdem ich den Film vor Jahren mal im Kino und dann auf DVD gesehen hatte, wusste ich ja eigentlich was mich erwartete, als ich die neu erschienene Bluray von Wege zum Ruhm meines Lieblingsregisseurs Stanley Kubrick in den Player schob. Und dennoch hat mich Paths of Glory, wie der 1957 entstandene Film im Original heißt, wieder erschüttert. Es ist für mich einer der besten Antikriegsfilme überhaupt. Ein Film, der in Mark geht und an der Menschheit zweifeln lässt.

Ein chloriertes Aushangfoto von 1957 aus meiner Sammlung.

Ein chloriertes Aushangfoto von 1957 aus meiner Sammlung.

Der Zufall wollte es, dass ich mir den Film über die Brutalität des Ersten Weltkriegs am Vorabend des 100. Ende des Ersten Weltkriegs ansah. Der Weltenbrand hatte damals die Welt verändert. Der Film spiegelt diesen Irrsinn des Nationalstaates.
Nachdem mir die zuständige Hamburger Agentur den Film zum Bluray-Start dankenswerterweise überlassen hatte, bereitete ich mich auf den Filmabend vor. Die Regierarbeit von Kubrick ist genial.

Die neu erschienene Bluray von Wege zum Ruhm neben einem Autogramm von Christiane Kubrick.

Die neu erschienene Bluray von Wege zum Ruhm neben einem Autogramm von Christiane Kubrick.

Ich hatte selbst mit Christiane Kubrick, die damals noch Christiane Harlan hieß und nach den Dreharbeiten Kubrick heiratete, über die einzige Frauenrollen in den Film gesprochen. Kubrick hatte eigens die Rolle für sie ins Drehbuch geschrieben. Das Lied vom treuen Husar, dass die verängstige deutsche Frau vor französischen Soldaten singt, zeigt die Emotion des Krieges. Die Soldaten summen das deutsche Lied mit Tränen in den Augen mit, noch zuvor waren ihre Augen geifernd und voller Gier. Diese Szene geht dem Zuschauer nicht mehr aus dem Kopf.
Im Grunde zeigt der Film Wege zum Ruhm den brutalen Grabenkrieg des Ersten Weltkriegs. Französische Truppen scheitern beim Angriff auf deutsche Stellungen und aus politischen Gründen werden drei französische Soldaten wegen Feigheit vor dem Feind von einem Militärgericht abgeurteilt und erschossen. Der zuständige Offizier wird versetzt. Zurück bleiben desillusionierte Soldaten und ihr Truppenführer, gespielt von Kirk Douglas.

Christiane Kubrick, damals noch Harlan, auf einem Foto aus dem Film samt Autogramm.

Christiane Kubrick, damals noch Harlan, auf einem Foto aus dem Film samt Autogramm.

Der Film wurde bei mir um die Ecke im Schloss Schleißheim gedreht. Die Kulissen des Schlosses und des Schlossgartens waren genial von Kubrick gewählt. Sein filmisches Genie zeigte sich in Wege zum Ruhm an vielen Einstellungen. Die Gerichtsverhandlung im Schloss fand auf den Schachbrettmustern des Bodens von Schleißheim statt, die Akteure bewegen sich wie Schachfiguren. Das Gericht ist eine Farce, das Urteil steht längst fest. Die Szene ist ein Lehrbuchbeispiel für Filmstudenten. Der Lichteinfall ist perfekt.
Die Kamerafahrten durch die Gräben, die Kamerafahrten die Zuschauer des Erschießungskommandos waren intensiv. Hauptdarsteller Kirk Douglas erkannte das Genie Kubricks und holte ihn später 1960 nochmals für die Mammutproduktion Spartacus. Anschließend arbeitete Kubrick niemals mehr als Auftragsregisseur, sondern zog sein eigenes Ding durch.
Wege zum Ruhm ist daher ein klarer Filmtipp. Es ist keine heroische Version eines Krieges, sondern der Film zeigt den Irrsinn.