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Meine Vinyl des Monats: Bruce Springsteen, Kate Bush, John Lennon, The Yardbirds, Jean-Michel Jarre, Led Zeppelin, King Crimson, Howard Shore, Bernard Herrmann, Richard Wagner, Chuck Berry

29. Oktober 2025

Vinyl-Schallplatten üben bis heute eine besondere Faszination aus. Ihr warmer, voller Klang unterscheidet sich deutlich von der glatten Perfektion digitaler Formate und vermittelt ein Gefühl von Echtheit und Nähe zur Musik. Auch das haptische Erlebnis spielt eine große Rolle: Das Auflegen der Platte, das leise Knistern der Rille und das große, oft kunstvoll gestaltete Cover machen das Musikhören zu einem bewussten, beinahe rituellen Vorgang. Viele Liebhaber schätzen zudem den nostalgischen Charakter und die Handwerkskunst vergangener Jahrzehnte. In einer Zeit, in der Musik meist nur noch gestreamt wird, steht die Schallplatte für Entschleunigung, Wertschätzung und den besonderen Moment, wenn Musik wirklich greifbar wird. Und hier sind meine Anschaffungen im Monat Oktober.

Bruce Springsteen: Nebraska ’82 Expanded Edition
Über vierzig Jahre nach der Veröffentlichung seines wohl intimsten Albums gewährt uns Bruce Springsteen tiefe Einblicke in eine Schaffensphase, die längst Musikgeschichte geschrieben hat. Mit „Nebraska ’82: Expanded Edition“ und dem begleitenden Soundtrack zum Biopic „Deliver Me From Nowhere“ erscheinen gleich zwei Veröffentlichungen, die das Vermächtnis des 1982 entstandenen Kultalbums in neuem Licht zeigen. Und ich hatte das unglaubliche Glück, die Vinyl-Box in den Händen zu halten!
Als langjähriger Springsteen-Fan war der Moment, in dem das Paket ankam, schon etwas Besonderes. Nebraska war schon immer anders – rau, ehrlich, reduziert auf das Wesentliche. Während alle Welt den bombastischen Sound von „Born in the USA“ erwartete, lieferte Bruce damals diese kargen, auf einem Vierspur-Kassettendeck aufgenommenen Lieder ab. Geschichten von Menschen am Rand der Gesellschaft, erzählt mit einer Intensität, die einem unter die Haut geht.
Die Expanded Edition ist mehr als nur eine Neuauflage. Schon die Verpackung zeigt, mit wieviel Liebe zum Detail hier gearbeitet wurde. Das schwere Box-Set öffnet sich wie eine Schatztruhe, und drinnen wartet nicht nur das remastered Original-Album, sondern auch bisher unveröffentlichte Aufnahmen, alternative Versionen und Demos, die einen noch tieferen Blick in Bruces damalige Seelenlage gewähren. Die Liner Notes, vollgepackt mit Hintergrundinformationen und Fotografien aus jener Zeit, sind ein absolutes Highlight für jeden, der verstehen möchte, wie aus diesen einsamen Sessions in Bruces Schlafzimmer ein Meisterwerk entstand.
Das Vinyl selbst klingt fantastisch – warm, direkt, unmittelbar. Man hört jedes Knacken, jedes Atmen, jede Nuance von Bruces Stimme und seiner akustischen Gitarre. Genau so sollte Nebraska klingen. Die zusätzlichen Tracks offenbaren Songs, die es nicht aufs Original geschafft haben, aber genauso kraftvoll und berührend sind. Es ist, als würde man Bruce damals über die Schulter schauen, während er mit seinen Dämonen ringt und daraus Kunst erschafft.
Der Soundtrack zu „Deliver Me From Nowhere“ ergänzt das Erlebnis perfekt und macht die gesamte Ära noch greifbarer. Für mich als Fan ist diese Veröffentlichung ein Geschenk – eine Möglichkeit, ein Album, das ich schon hunderte Male gehört habe, noch einmal ganz neu zu entdecken. Nebraska war damals mutig, kompromisslos und seiner Zeit voraus. Heute, über vier Jahrzehnte später, hat es nichts von seiner Kraft verloren. Im Gegenteil: Es fühlt sich relevanter denn je an.

Kate Bush: The Kick Inide
Kate Bushs Debütalbum The Kick Inside, erschienen 1978, ist ein außergewöhnliches Werk voller künstlerischer Eigenwilligkeit und jugendlicher Genialität. Mit nur 19 Jahren schuf Bush ein Album, das sowohl lyrisch als auch musikalisch weit über das hinausging, was man damals von einer Newcomerin erwarten konnte. Ihre unverwechselbare Stimme, die zwischen ätherischer Zartheit und dramatischer Expressivität pendelt, prägt Songs wie Wuthering Heights, The Man with the Child in His Eyes oder Moving.

Stilistisch verbindet das Album Pop, Rock und Artrock-Elemente mit literarischen und mythologischen Anspielungen – ein Konzept, das Bush später zu einer der faszinierendsten Künstlerinnen der Popgeschichte machte. The Kick Inside wirkt auch heute noch frisch und originell – ein visionäres Debüt, das die Grenzen des Pop neu definierte.

John Lennon: Gimme Some Truth
Gimme Some Truth von John Lennon ist weniger ein klassisches Album als eine pointierte Werkschau seines Schaffens, die seine kompromisslose Haltung und sein Gespür für eingängige Melodien eindrucksvoll zusammenfasst.

Die Songs zeigen Lennon als politischen Idealisten, als scharfen Gesellschaftskritiker, aber auch als verletzlichen Menschen, der nach Wahrheit und Frieden sucht. Klassiker wie Imagine, Instant Karma! oder Working Class Hero stehen dabei exemplarisch für seine Mischung aus Aufrichtigkeit, Wut und Hoffnung. Gimme Some Truth ist damit nicht nur eine Zusammenstellung bekannter Stücke, sondern ein musikalisches Manifest für Authentizität und Menschlichkeit.

The Yardbirds: Roger the Engineer
Das Album „Roger the Engineer“ der britischen Band The Yardbirds erschien 1966 und gilt als ihr einziges Studioalbum mit komplett eigenem Songmaterial. Offiziell hieß es in Großbritannien Yardbirds, bekam aber aufgrund des Cover-Designs, das eine Karikatur des Tontechnikers Roger Cameron zeigt, schnell den Spitznamen „Roger the Engineer“.

Musikalisch markiert es eine Übergangsphase: Die Band entfernte sich von reinem Rhythm & Blues und experimentierte stärker mit Psychedelic-, Bluesrock- und Hardrock-Elementen. Mit Jeff Beck als Leadgitarrist enthält das Album einige wegweisende Riffs und Sounds, die später viele Musiker beeinflussten. Heute gilt es als ein Schlüsselwerk der 60er-Jahre-Rockmusik.

Jean-Michel Jarre: Zoolook
Jean-Michel Jarres Album Zoolook aus dem Jahr 1984 gilt als eines seiner experimentellsten Werke und markiert einen deutlichen Schritt weg von reiner Synthesizer-Musik hin zu einem stärker samplingsbasierten Klangbild. Charakteristisch ist der innovative Einsatz von Sprachaufnahmen aus rund 25 verschiedenen Sprachen, die verfremdet, rhythmisch eingebunden und so zu einem eigenständigen musikalischen Element werden. Dadurch entsteht eine außergewöhnliche Textur, die dem Album eine besondere Tiefe und Identität verleiht. Stücke wie Ethnicolor oder Diva erzeugen dichte, atmosphärische Klangräume, die teilweise fast beklemmend wirken, während andere Passagen mit spielerischen Fragmenten überraschen. Kritiker heben das Album häufig als wegweisend für die Verwendung von Sprachsamples im elektronischen Popkontext hervor.

Gleichzeitig ist Zoolook kein leicht konsumierbares Werk: Der Spannungsbogen wirkt stellenweise unausgeglichen, und wer Jarres melodischere Klassiker wie Oxygène oder Équinoxe bevorzugt, könnte den Zugang zu Zoolook als sperrig empfinden. Auch manche Produktionstechniken wirken aus heutiger Sicht etwas gealtert. Dennoch bleibt Zoolook ein ambitioniertes Album, das Mut zur Innovation beweist und als wichtiger Meilenstein in der Geschichte der elektronischen Musik gilt.

Led Zeppelin: III
Mit Led Zeppelin III schlug die Band 1970 neue Wege ein und überraschte Fans wie Kritiker gleichermaßen. Während die Vorgängeralben klar vom harten, elektrischen Bluesrock geprägt waren, zeigt sich hier ein deutlicher Fokus auf akustische Klänge und Folk-Einflüsse. Songs wie Gallows Pole oder Bron-Y-Aur Stomp schöpfen aus britischer und amerikanischer Folk-Tradition, während Stücke wie Immigrant Song oder Celebration Day die gewohnte Energie und Härte der Band transportieren.
Diese Mischung aus akustischer Intimität und elektrischer Wucht machte das Album zunächst zu einem Streitpunkt: Manche Hörer vermissten die durchgehende Wucht der ersten beiden Werke. Doch mit der Zeit setzte sich die Erkenntnis durch, dass Led Zeppelin III ein mutiger Entwicklungsschritt war, der die Band musikalisch breiter aufstellte und ihren Sound erheblich erweiterte.
Besonders hervorgehoben wird heute die Vielseitigkeit des Albums: von hymnischen Riffs über filigrane Gitarrenarrangements bis hin zu sensiblen Akustikpassagen. Kritiker sehen darin einen wichtigen Grundstein für Led Zeppelins Fähigkeit, Hardrock, Blues, Folk und psychedelische Elemente zu einem unverwechselbaren Stil zu verschmelzen.
Im Rückblick gilt Led Zeppelin III nicht als das eingängigste, wohl aber als eines der einflussreichsten und künstlerisch spannendsten Werke der Band – ein Album, das zeigt, dass sich Led Zeppelin nicht auf ihre Erfolgsformel beschränkten, sondern den Mut hatten, neue Klangwelten zu erschließen.

King Crimson: Beat
Beat ist das neunte Studioalbum von King Crimson und erschien am 18. Juni 1982. Es war das zweite Album der „’80er-Formation“ mit Robert Fripp, Adrian Belew, Tony Levin und Bill Bruford, und erstmals blieb die Besetzung gegenüber dem Vorgängeralbum Discipline unverändert. Unter dem Einfluss der Beat-Generation (z. B. Jack Kerouac, Allen Ginsberg) konzipierte Belew die Texte, angeregt durch Fripp, der ihm Lesestoff aus der Beat-Literatur nahelegte. Der Name Beat verweist also nicht auf Rhythmus allein, sondern auf die literarische Bewegung, deren Geist (“On the Road”, “Howl” etc.) im Album mitschwingt.

Da Discipline 1981 als Comeback-Album gefeiert wurde, lagen die Erwartungen für Beat hoch: Könnte King Crimson die musikalische Neuausrichtung stabilisieren und weiterentwickeln? Viele Fans und Kritiker hofften auf eine Weiterentwicklung statt auf Wiederholung. Eines der stärksten Merkmale von Beat liegt in seiner instrumentalen Qualität und der Präzision, mit der die Musiker – insbesondere Fripp, Bruford und Levin – ihre Parts ineinander verschachteln. Selbst wenn der Pop- und New-Wave-Einfluss deutlich herauszuhören ist, bleibt die progressive DNA present. Die Technik, das Zusammenspiel und die Dichte mancher Arrangements erinnern an die besten Momente von Discipline, auch wenn Beat insgesamt zugänglicher klingt. Beat ist ein Album, das in King Crimsons Diskografie zwischen Experiment und Zugänglichkeit steht. In den besten Momenten – etwa mit Sartori in Tangier und Requiem – erinnert es daran, dass die Band immer noch bereit war, Grenzen zu verschieben. In anderen Momenten wendet es sich bewusst dem Pop-Songwriting zu, was manche Fans als Kompromiss ansehen.
Wenn man Beat mit seinem Vorgänger Discipline vergleicht, liegt es rückblickend oft etwas darunter: wohltuend solide, aber nicht so kraftvoll und einflussreich wie das Comeback-Album. Dennoch besitzt Beat genug individuell starke Stücke, um es auch heute noch wertvoll zu hören – vor allem für jene, die den Chinesen des 80er-Crimson-Sounds nachspüren wollen.

Howard Shore: Lord of the Rings
Die Musik von Howard Shore zu Der Herr der Ringe zählt zu den bedeutendsten Filmmusikwerken überhaupt und ist weit mehr als eine bloße Begleitung der Bilder. Shore erschuf ein eigenständiges musikalisches Universum, das die Tiefe und Vielfalt von Tolkiens Welt hörbar macht. Zentral ist dabei die konsequente Verwendung der Leitmotivtechnik: Mehr als neunzig verschiedene Themen und Motive ziehen sich durch die Trilogie, die Völker, Orte, Gegenstände oder auch abstrakte Ideen verkörpern und sich im Verlauf der Handlung weiterentwickeln. So wird die Musik des Auenlands von warmen, volksliedhaften Klängen mit Geige, Flöte und Klarinette bestimmt, während Rohan durch die rauen Töne der Hardangerfiedel charakterisiert wird. Gondor klingt majestätisch und feierlich mit Blechbläsern und Chor, während Mordor und Isengard von schweren, dissonanten Klangmassen aus Blech und Schlagwerk geprägt sind.

Einen besonderen Reiz verleihen die groß angelegten Chorpassagen, die in Tolkiens Sprachen wie Sindarin, Quenya oder Khuzdul gesungen werden und der Musik eine archaische, mythische Aura verleihen. Shore gelingt es, sowohl intime, zarte Momente voller Geborgenheit als auch monumentale Schlachtszenen von überwältigender Wucht zu gestalten und so die emotionale Bandbreite der Filme auf einzigartige Weise zu verstärken. Trotz der Vielfalt an Themen und Stilen wirkt die Komposition als geschlossenes Ganzes, das wie eine Oper ohne Bühne funktioniert und die epische Dimension der Geschichte hörbar macht.

Bernard Herrmann: Vertigo
Der Soundtrack zu Alfred Hitchcocks Vertigo (1958), komponiert von Bernard Herrmann, gilt als eines der eindrucksvollsten Beispiele für die enge Verbindung von Film und Musik. Herrmanns Komposition ist von einer hypnotischen, fast unheimlichen Qualität geprägt und spiegelt die psychologische Tiefe des Films ebenso wider wie dessen traumartige Atmosphäre. Zentral sind die schwebenden, kreisenden Motive, die musikalisch das titelgebende Schwindelgefühl nachzeichnen. Durch die geschickte Verwendung von sich aufbauenden und wiederholenden Figuren, schraubenartigen Tonbewegungen und dichten Orchesterfarben entsteht ein Klangbild, das sowohl Spannung als auch Obsession vermittelt.
Die Partitur arbeitet intensiv mit Streichern, die oft in breiten, wogenden Klangflächen eingesetzt werden und ein Gefühl von Sehnsucht, aber auch von Beklemmung erzeugen. Über diesen Teppichen legen sich unheilvolle Bläserakzente, die die Bedrohung und die innere Zerrissenheit der Hauptfigur unterstreichen. Besonders hervorzuheben ist das berühmte Liebesthema, das zugleich romantisch und beunruhigend wirkt – es steigert sich immer wieder in leidenschaftliche Höhepunkte, die jedoch abrupt abbrechen oder in Dissonanzen münden, was die unerfüllte, obsessive Natur der Liebe im Film reflektiert.
Herrmanns Musik für Vertigo ist weniger auf klassische Hollywood-Melodien ausgelegt, sondern auf eine durchgängige Klangdramaturgie, die den Zuschauer unweigerlich in die psychologische Abwärtsspirale der Figuren hineinzieht. Sie ist zugleich lyrisch und bedrohlich, schön und verstörend, und verstärkt so die traumwandlerische, beklemmende Stimmung des Films auf unverwechselbare Weise.

Richard Wagner: Lohengrin
Die Bayreuther Festspiele 1982 präsentierten mit Richard Wagners „Lohengrin“ eine Aufführung, die sowohl musikalisch als auch szenisch nachhaltigen Eindruck hinterließ. Im Zentrum stand der Tenor Peter Hofmann, der zu dieser Zeit bereits als charismatischer und moderner Wagner-Sänger galt. Seine Interpretation der Titelpartie zeichnete sich weniger durch ein heroisch stählernes Timbre aus, als vielmehr durch eine lyrische, fast schlanke Stimmführung, die dem geheimnisvollen Charakter des Schwanenritters eine besondere Verletzlichkeit und Menschlichkeit verlieh. Hofmanns heller Tenor, geprägt von klarem Höhenstrahl und nuancenreicher Phrasierung, traf den Ton eines „modernen Lohengrin“, der sich von den kraftvollen, manchmal schwergewichtigen Bayreuth-Traditionen unterschied. Kritiker bemerkten zwar eine gewisse vokale Fragilität in den dramatischeren Passagen, doch gerade die „Gralserzählung“ gewann durch seine fast introvertierte Gestaltung eine intime Intensität, die im Festspielhaus große Wirkung entfalten konnte.

An der Seite Hofmanns überzeugte die Sopranistin Katalin Komlósi (Elsa) mit lyrischer Innigkeit, auch wenn ihre Stimme nicht immer das durchschlagende Volumen für den großen Saal besaß. Die Gegenspieler, insbesondere Ortrud und Telramund, lieferten hingegen kraftvoll-dramatische Kontraste, die der Aufführung die nötige Spannung gaben. Dirigent Woldemar Nelsson entschied sich für ein transparentes, fließendes Klangbild, das weniger den monumentalen Wagner-Klang kultivierte, sondern eine fein austarierte Balance zwischen Orchester und Bühne herstellte. Die Bayreuther Akustik trug dazu bei, dass selbst die zarten Passagen Hofmanns klar verständlich blieben.

Auch die 1982 veröffentlichte Aufnahme dieser Produktion dokumentiert diese besondere Ära Bayreuths. Auf Schallplatte und später CD festgehalten, vermittelt das Album die Atmosphäre eines Ensembles, das nicht allein auf stimmliche Wucht setzte, sondern auf psychologische Zeichnung und klangliche Durchsichtigkeit. Hofmanns Lohengrin wirkt hier fast wie ein Gegenentwurf zum traditionellen „Helden“ – ein sensibler, geheimnisvoller Ritter, der in seiner Menschlichkeit greifbarer wird. Während manche Puristen den fehlenden „stahlblauen Heldentenor“ kritisierten, schätzten andere gerade den frischen Zugang, der Wagner näher an eine neue Generation von Opernfreunden brachte.

In der Rückschau lässt sich die Bayreuther „Lohengrin“-Produktion von 1982 als ein wichtiger Moment in der Rezeption des Werkes werten. Sie markierte eine Phase, in der die Festspiele begannen, sich von schwerfälligen Wagner-Klischees zu lösen und neue stimmliche und szenische Wege zu beschreiten. Das Album mit Peter Hofmann bleibt bis heute ein Dokument dieses Aufbruchs, das seine Hörer mit einer Mischung aus Spannung, Kontroverse und Faszination zurücklässt.

Chuck Berry: Ultimative Collection
Chuck Berry gilt als einer der entscheidenden Wegbereiter des Rock ’n’ Roll. Mit Songs wie Johnny B. Goode oder Roll Over Beethoven verband er treibende Rhythmik, eingängige Gitarrenriffs und jugendnahe Texte zu einer bis dahin unbekannten Mischung, die Generationen von Musikern beeinflusste. Berry prägte nicht nur den Sound, sondern auch die Bühnenästhetik des Rock: Seine energiegelbe Performance, der berühmte „Duckwalk“ und seine unverwechselbare Gitarrentechnik machten ihn zu einem Idol für Bands wie die Beatles, die Rolling Stones oder später auch Bruce Springsteen.

Er brachte das Lebensgefühl einer neuen, selbstbewussten Jugendkultur auf den Punkt und gilt bis heute als „Vater des Rock ’n’ Roll“, dessen musikalisches Erbe den Grundstein für nahezu alle späteren Spielarten der Rockmusik legte.

Musiktipp: 1970 von Bob Dylan

27. Februar 2021

Natürlich war gestern Feiertag – das neueste Album meines Helden Bob Dylan ist erschienen. Es heißt 1970 und befasst sich auf drei CDs mit Outtakes aus eben diesen Jahr 1970. Und nun auch offiziell veröffentlicht sind die kompletten Aufnahmen mit Ex-Beatles George Harrison aus dieser Zeit.

1970 war eine kreative Zeit des Meisters – so auch der Titel des neuen Bin Dylan Albums.

Der eifrige Bootleg-Sammler hatte schon einige der Songs, aber nicht in einer überarbeiteten Tonqualität. Besonders die Harrison-Aufnahmen sind in 1970 klarer, leben aber in erster Linie vom historischen Bezug. Leider kamen die beiden damals nicht über die Aufnahme dieser paar Songs hinaus. Wir haben das später stattfindende geniale Concert for Banglesh im Ohr. Erst Jahrzehnte später vertieften sie ihre Kooperation bei den Travelling Wilburys und zeigten, welche Kreativität in den Musikanten stecke. 1970 war es eine nette Zusammenkunft und ein bisschen Gespiele. Alte Klassiker „I Met Him On A Sunday (Ronde-Ronde)“ von den Shirelles, „All I Have To Do Is Dream“ von den Everly Brothers oder „Matchbox“ von Carl Perkins wurden aufgenommen und natürlich „Yesterday“.

Das Album erschien als hochtrabend als 50th Anniversary Collection, was wunderbar klingt, aber im Grunde nur ein Rechteschutz darstellt. Nach 50 Jahres läuft der Copyrightschutz in der EU aus und bevor die Aufnahmen für den bald 80jährigen Dylan an finanziellen Wert verlieren, wird mit uns Fans nochmals Kasse gemacht. Und wir legen gerne unsere Euros für altes Material hin und freuen uns auf mehr alten Content in den nächsten Jahren.

Eigentlich kamen die 1970 Aufnahmen schon im Dezember 2020 in homöopathischen Kleinstauflagen auf den Markt und werden in entsprechenden Foren extrem teuer gehandelt. Der Bedarf bei uns Fans nach diesem Futter war so enorm, dass Sony jetzt beschloss 1970 in großer Auflage zu veröffentlichen.

Nun, es ist klar, dass 1970 nur etwas für Hardcore-Fans von His Bobness ist. Es sind Alterntivversionen von bekannten Aufnahmen – aber zum Teil sind es starke Versionen und Futter für Dylanfreaks. Ich habe mich beispielsweise in die seltsame Version von Lily of the West verliebt, die auf dem geschmähten Album Dylan erschienen ist. Zudem hören wir viermal „Sign On The Window“, fünfmal „Went To See The Gipsy“ und „If Not For You“ gleich achtmal. Diese kreative Zeit des Meisters wurde bereits in den Alben „Self Portrait“, „New Morning“, „Dylan“ sowie die Bootleg Series-Ausgaben „Another Self Portrait“ und „Travellin‘ Thru’“ dokumentiert und 1970 legt noch eines auf die Schippe – bitte mehr.

Hier die genaue Trackliste mit Aufnahmedatum:

Tackliste: (CD 1)

  1. März 1970
  2. I Can’t Help but Wonder Where I’m Bound
  3. Universal Soldier – Take 1
  4. Spanish Is the Loving Tongue – Take 1
  5. Went to See the Gypsy – Take 2
  6. Went to See the Gypsy – Take 3
  7. Woogie Boogie
  8. März 1970
  9. Went to See the Gypsy – Take 4
  10. Thirsty Boots – Take 1
  11. März 1970
  12. Little Moses – Take 1
  13. Alberta – Take 2
  14. Come All You Fair and Tender Ladies – Take 1
  15. Things About Comin’ My Way – Takes 2 & 3
  16. Went to See the Gypsy – Take 6
  17. Untitled 1970 Instrumental #1
  18. Come a Little Bit Closer – Take 2
  19. Alberta – Take 5
  20. Mai 1970 (Session mit George Harrison)
  21. Sign on the Window – Take 2
  22. Sign on the Window – Takes 3-5
  23. If Not for You – Take 1
  24. Time Passes Slowly – Rehearsal
  25. If Not for You – Take 2
  26. If Not for You – Take 3
  27. Song to Woody – Take 1
  28. Mama, You Been on My Mind – Take 1
  29. Yesterday – Take 1

Trackliste: (CD 2)

  1. Just Like Tom Thumb’s Blues – Take 1
  2. Medley: I Met Him on a Sunday (Ronde-Ronde)/Da Doo Ron Ron – Take 1
  3. One Too Many Mornings – Take 1
  4. Ghost Riders in the Sky – Take 1
  5. Cupid – Take 1
  6. All I Have to Do Is Dream – Take 1
  7. Gates of Eden – Take 1
  8. I Threw It All Away – Take 1
  9. I Don’t Believe You (She Acts Like We Never Have Met) – Take 1
  10. Matchbox – Take 1
  11. Your True Love – Take 1
  12. Telephone Wire – Take 1
  13. Fishing Blues – Take 1
  14. Honey, Just Allow Me One More Chance – Take 1
  15. Rainy Day Women #12 & 35 – Take 1
  16. It Ain’t Me Babe
  17. If Not for You
  18. Sign on the Window – Take 1
  19. Sign on the Window – Take 2
  20. Sign on the Window – Take 3
  21. Juni 1970
  22. Alligator Man
  23. Alligator Man [rock version]
  24. Alligator Man [country version]
  25. Sarah Jane 1
  26. Sign on the Window
  27. Sarah Jane 2

Trackliste: (CD 3)

  1. Juni 1970
  2. If Not for You – Take 1
  3. If Not for You – Take 2
  4. Juni 1970
  5. Jamaica Farewell
  6. Can’t Help Falling in Love
  7. Long Black Veil
  8. One More Weekend
  9. Juni 1970
  10. Bring Me Little Water, Sylvie – Take 1
  11. Three Angels
  12. Tomorrow Is a Long Time – Take 1
  13. Tomorrow Is a Long Time – Take 2
  14. New Morning
  15. Untitled 1970 Instrumental #2
  16. Juni 1970
  17. Went to See the Gypsy
  18. Sign on the Window – stereo mix
  19. Winterlude
  20. I Forgot to Remember to Forget 1
  21. I Forgot to Remember to Forget 2
  22. Lily of the West – Take 2
  23. Father of Night – rehearsal
  24. Lily of the West
  25. August 1970
  26. If Not for You – Take 1
  27. If Not for You – Take 2
  28. Day of the Locusts – Take 2

Nachträglich alles Gute zum Geburtstag Elvis Presley: That’s the Way It Is (Deluxe Edition)

9. Januar 2015

Elvis

Mit einem Tag Verspätung gratuliere ich Elvis Presley zu seinem 80. Geburtstag. Ich wuchs in einer Familie von Elvis-Fans auf und auch zahlreiche meiner Freunde waren und sind Hardcore-Fans vom King of Rock’n Roll. Ich erinnere mich an zahlreiche Gespräche und Diskussionen um Elvis, um seinen Einfluss auf die Musik und vor allem um seine hervorragende Stimme. Und ich erinnere mich schmerzhaft an die Todesnacht von Elvis, als meine Mutter mich tränenüberströmt aufweckte und sagte, er König sei tot. Sie habe es im Radio gehört. Eine starke Frau wie meine Mutter weinte um das Idol ihrer Jugend. Das hat mich schon getroffen.
Mir selbst gefiel der Elvis der 50er Jahre und der Las Vegas-Elvis ab 1970. Und daher habe ich mir zum 80. Geburtstag des Kings eine 10-Disc-Box von That’s the Way It Is geleistet, die leider einen Tag zu spät bei mir ankam. Darum der Geburtstagsgruß einen Tag zu spät.
Ich hatte das That’s the Way It Is-Konzert von 1970 bisher nur auf Vinyl-Platte und leistete mir nun die Komplett-Aufnahme aller Konzerte samt Filme. Die Elvis-Experten werden jetzt kritisieren, dass die Konzerte der verschiedenen Shows aus dem International Hotel in Las Vegas gar nicht komplett sind. Und da mögen sie recht haben. Wahrscheinlich bringt Sony in ein paar Jahren eine Ultimate-Box auf den Markt. Für mich, der bisher nur eine einfache Vinyl-Schallplatte sein eigen zählte, ist diese Box von That’s the Way It Is eine deutliche Bereicherung. Hier ein Unboxing-Video.

Allerdings und hier kann ich Sony nicht verstehen, wurde bei allen Audioaufnahmen der Harmoniegesang von Charlie Hodge herausgefliltert. Charlie Hodge ist auf allen Aufnahmen von That’s the Way It Is nicht mehr zu hören. Hodge gehörte zur Memphis Mafia, der feste Clan um Elvis, und reichte dem King auf der Bühne Schals, Wasser und Gitarre und sag im Background mit. Das ist mir komplett unverständlich, warum Sony so etwas tut. Vielleicht weiß einer der Elvis-Fans mehr.
Auch dabei neben einem schönen Bocklet ist der Film That’s the Way It Is auf zwei DVDs. Dabei einmal der Originalfilm von 1970 und dann die erweiterte und umgeschnittene Version von 2000. Der Restauration fielen die Songs I Just Can’t Help Believing, Sweet Caroline sowie die Konzert-Version von Bridge Over Troubled Water zum Opfer, was ich nicht verstehe. Gerade die Version des Simon & Garfunkel-Songs war eines meiner Lieblingslieder.


Also Elvis-Fans werden sich die Köpfe heiß diskutierten, ob die Aufnahmen von That’s the Way It Is nun gut oder schlecht sind. Mir hat die Box beim ersten Durchhören gefallen, kann aber jeden Fan verstehen, der enttäuscht ist. Auf jeden Fall: Alles Gute zum Geburtstag lieber Elvis Aaron Presley zum 80. Geburtstag.