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Studien und Streit um eBooks

21. März 2011

Es ist schon wieder passiert. Am Wochenende war die Leipziger Buchmesse und ich traf auf streitbare Besucher, die Bücher in Papierform verteidigten. Papier, Papier, Papier und zur Hölle mit den eBooks. Die Welt immer schön schwarz/weiß sehen, dann ist es einfacher. Und natürlich bringt die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) die richtige Studie auf Tablett: eBooks seien noch kein Massenmarkt. Die Papier-Freaks setzten noch eines drauf: Wir Deutschen mögen keine eBooks. Und ich sage: Das ist Quatsch.

Interessant ist das aus dem GfK-Ergebnis, dass die Verkaufszahlen von eBooks gering seien, sofort die Folge hatte, dass wir alle keine eBooks mögen. Hier die Fakten: In Deutschland sind elektronische Bücher hingegen noch ein Nischenprodukt. Laut Berechnungen der GfK Panel Services lag der Anteil von eBooks am gesamten deutschen Buchumsatz im Jahr 2010 bei 0,5 Prozent und erreichte ein Volumen von 21 Millionen Euro. Bisher bieten erst 35 Prozent der deutschen Verlage eBooks an, viele wollen allerdings in Kürze folgen.

Ich maul einfach mal: Die eBooks tun sich in Deutschland schwer, aufgrund der Buchpreisbindung. Musik ist online billiger als auf CD, Spiele sind preiswerter als auf Datenträger – bei Büchern gilt die Buchpreisbindung und eBooks kosten fast so viel wie gedruckte Bücher. Warum denn nur? Damit wir Verlage durchfüttern, die an Autoren verdienen – nicht der Autor verdient den Großteil an seinem Buch. Bei eBooks fallen keine Druck- und Papierkosten sowie Lagerkosten an und trotzdem soll ich für ein eBook fast soviel hinlegen, wie für ein gedrucktes Buch. Nee nee

Nach Jahren der Stagnation nimmt der Download-Markt auch in Deutschland langsam an Fahrt auf. Einkaufen in der Cloud ist schon ne coole Sache. Laut Berechnungen der GfK Panel Services wurden im Jahr 2010 bereits 5 Prozent der Gesamtumsätze mit Medienprodukten über die Download-Variante erzielt. Insgesamt 417 Millionen Euro setzte die Branche mit den Downloads von Musik, Hörbüchern, Software, Games, Videos oder eBooks um, und damit 54 Prozent mehr als noch im Jahr zuvor. Auch die Zahl der verkauften Dateien legte um 42 Prozent auf 98 Millionen Stück deutlich zu. Auf eBooks entfiel im gesamten Download-Markt allerdings nur ein Umsatzanteil von 5 Prozent.

Insgesamt 21 Millionen Euro gaben die Deutschen im vergangenen Jahr für
eBooks (ohne Schul- und Fachbücher) aus und kauften rund zwei Millionen Titel. Die Zahl der Käufer belief sich auf rund 540.000 Personen, wobei der typische eBook-Kunde männlich und im Alter zwischen 30 und 49 Jahren ist. Bei den Genres zeigt sich ein hoher Anteil an Belletristik, die knapp 60 Prozent aller bezahlten eBooks ausmacht, während ihr Umsatzanteil unter gedruckten Büchern nur 48 Prozent beträgt. Auch Ratgeber erfreuen sich in eBook Form mit einem Umsatzanteil von 24 Prozent im Vergleich zu 15 Prozent bei gedruckten Ausgaben höherer Beliebtheit. Kinder- und Jugendbücher sowie Reiseliteratur sind hingegen als eBook-Variante deutlich weniger gefragt.

Eine aktuelle Umfrage der GfK Panel Services im Auftrag des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels unter Verlagen und Buchhändlern zeigt, dass derzeit 35 Prozent der Verlage eBooks im Angebot haben. Für das aktuelle Jahr planen weitere 18 Prozent die Einführung von eBooks und im Jahr 2012 noch mal 7 Prozent. Unter den großen Verlagen liegt der Anteil derjenigen, die bereits heute eBooks anbieten, bei 67 Prozent.

Potenzial für eBooks wächst auch in Deutschland

Das Potenzial für eBooks steigt derzeit deutlich und dürfte sich mit einer Ausweitung des Angebots an deutschen Titeln noch intensivieren. Aktuell sind rund neun Millionen Deutsche an eBooks interessiert. Im Vorjahr lag der Wert noch bei rund sieben Millionen. Aus Sicht der Verbraucher, die bereits von eBooks gehört haben, bieten die elektronischen Varianten eine Reihe von Vorteilen. So halten knapp 60 Prozent eBooks für umweltfreundlicher als gedruckte Bücher und 56 Prozent denken, dass eBooks günstiger angeboten werden können. Hahaha und hier haben sie falsch gedacht: Buchpreisbindung, Buchpreisbindung, Buchpreisbindung Für knapp die Hälfte der Befragten wären sie eine Lösung für Platzprobleme in der eigenen Wohnung und 40 Prozent halten sie für modern und die neue Art des Lesens. Zu einer echten Konkurrenz für gedruckte Bücher werden sich die elektronischen Varianten allerdings in absehbarer Zeit nicht entwickeln. Aktuell bekunden 78 Prozent der Deutschen, dass sie Bücher nicht auf einem Bildschirm oder Display lesen wollen. Doch auch hier zeigen sich Potenziale für die elektronischen Varianten: im Jahr 2009 lehnten noch 83 Prozent das Bücherlesen am Bildschirm ab.

 

Paperworld 2011: Kluft zwischen analog und digital

4. Februar 2011
Papierwelten auf der Paperworld in Frankfurt.

Papierwelten auf der Paperworld in Frankfurt.

Mein Besuch über die Paperworld 2011 in Frankfurt verlief für mich enttäuschend. Natürlich ist es eine Fachmesse für die Papierindustrie mit hochkarätigen Ausstellern, aber ich kam mir vor, wie in einer anderen Zeitzone. Kalender, Grußkarten, Mappen, Schreibunterlagen, Notizbücher – alles war vorhanden und in ganz hoher Qualität. Ich liebe Papier, doch ich weiß auch um die Vorteile der digitalen Welt. Aber auf der Paperworld traf ich vorrangig Vertreter der alten Welt – und viele wollten sich nicht bewegen. Das hat mich erschreckt.

Bei einigen Ausstellern von feinsten Lederetuis fragte ich nach Mappen, die neben dem Block und Füller auch das iPad berücksichtigen. Edel sollten sie sein. Als Antwort bekam ich Kopfschütteln: „Wir wollen mit diesen Computerleuten nichts zu tun haben“, war sogar die Antwort bei einem Stand. Wenn das mal kein Fehler ist. Hersteller, wacht auf! Exklusiv, edel, teuer geht auch in der IT-Branche. Analog und digital müssen und dürfen kein Widerspruch sein, sondern eine Ergänzung. Habt ihr aus dem Niedergang der Foto- und Schallplattenindustrie nichts gelernt? Mir liegt das Schicksal meines Lieblingsherstellers Leica noch im Magen, das den Aufsprung auf den digitalen Zug kaum noch geschafft hat.

Bei einem Aussteller platzte mir dann der Kragen, als er „diese Computerleute“ mit Billigheinzen abtat. „Was glauben Sie eigentlich? Das iPad kostet rund 800 Euro und da kann ich mir eine edle Mappe für ein paar Hundert Euro auch leisten.“ Die Antwort lautete lapidar: „Unsere Kunden wollen das nicht.“

Na gut, dann werde ich halt kein Kunde. Ich habe mein Filofax in den achtziger Jahren gerne genutzt, weil es praktisch war. Heute nutze ich die Cloud, weil sie praktisch ist. Wo sind eure Apps? Wo ist die Vision, alte und neue Welten zu verbinden? Und merkt euch: Alte Kunden sterben irgendwann weg und für eure Firmen gibt es auch eine biologische Lösung, wenn ihr euch nicht verändert.

Übrigens: Auf der Paperworld war auch ein Hersteller von Globen: Ich habe auch noch einen im Keller, der meine Eltern viel Geld gekostet hat. Bei mir liegt das Teil nur im Keller. Es gibt dort noch Orte wie Rhodesien oder die Sowjetunion. Als ich mir die Globen ansah, kam ein Teenie am Stand vorbei und meine: „Ich hab Google Earth zu hause.“ Ja, ja, so sind sie, die jungen Leute.

Globen: Google Earth in der analogen Zeit.

Globen: Google Earth in der analogen Zeit.

Im Test: iPhone App von Amazon

26. Januar 2010

Memo-Funktion in der Amazon iPhone App

Immer wieder habe ich mich gefragt, wann mein Lieblingshändler Amazon endlich eine iPhone App herausbringt. Seit einigen Wochen liegt sie bereits vor und ich bin überaus zufrieden. Die bisherige reine Online-Lösung war schlichtweg  ein Krampf und nicht praktikabel. Die neue, freilich kostenlose, App hat mehr drauf und bringt alle bekannten Amazon-Funktionen wie Wunschzettel, mein Konto, sichere Serverübertragung usw mit. Was nicht klappt, sind mp3 über Amazon am iPhone kaufen und hören. Da hat der Mitbewerber iTunes als hauseigenes Apple-Produkt natürlich die Nase vorn.
Gespannt war ich vor allem auf die neue Memo-Funktion in der App. Sie funktioniert wie wie folgt: Ich sehe irgendwo ein Produkt und fotografiere es. Anschließend wird das Foto zu Amazon überspielt und die Cloud spürt das Produkt anhand des Aussehens auf. Innerhalb einer überschaubaren Zeit bekomme ich eine Mail von Amazon, dass die kleinen Heinzelmännchen das Produkt identifiziert haben und Vorschläge in der App für mich bereitstehen. Ich habs ausprobiert und es funktioniert eindrucksvoll gut. Mein erster Test: Ich fotografierte das Logo meines Lieblingsmagazins Titanic, schickte das Bild ein. Kurz darauf bekam ich den Vorschlag, das große Titanic Sammelband zum 25. Geburtstag des Satiremagazins zu kaufen. Klappt. Als ich einen Wecker fotografierte, wurde zumindest erkannt, dass ich einen Wecker suche. Grundsätzlich ist die Memo-Funktion eine Bereicherung. Einfach mal ausprobieren.

25 Jahre Mac, vielen Dank

26. Januar 2009

sparta

Am 25. Januar ist der Mac 25. Jahre alt geworden. Herzlichen Glückwunsch zu solch einer Maschine. Die Foren im Web haben diesen Geburtstag mit Bildergalerien, Interviews und Geschichtsfakten gefeiert. Nützlich für alle Historiker ist der Blog von Christoph Dernbach von der dpa, der die Geschichte sehr schön zusammengestellt hat.

Ich möchte eine persönliche Rückschau halten. Der Mac hat sicherlich mein Leben verändert. In meiner Jugend war das Zeitalter des Home Computers. Bei mir stand die Entscheidung an, ob ich mir einen VC 20 oder gleich einen C 64 kaufen sollte. Ich entschied mich für den braunen Brotkasten, doch das Geld reichte nur noch für eine Datasette. Das Floppy-Laufwerk war aus finanziellen Gründen in weite Ferne gerückt. Einen Mac gab es in meinen Horizont nicht, ich war nur einmal auf eine Lisa von Apple gestoßen, doch der Preis war unendlich hoch. (Erst Jahre später kaufte ich mir eine Lisa aus nostalgischen Gründen). Meine Kumpels hatten auch den C 64 und dank Turbo Tape 64 hatte sich auch die Warterei auf die Datasette verkürzt. Später wurde der C 64 abgelöst durch den Atari 520 ST. Für mich revolutionierend war die grafische Benutzeroberfläche.

Meine Schulfreunde wechselten in der Regel auf eine DOS-Maschine. Für mich ein Grauen, denn ich wollte keine Soundkarte oder so Zeug einbauen. Der grüne Monochrombildschirm erzeugte mir Würdereize und Überragen, Laden, Speichern im Word war nicht benutzerfreundlich. Gegen Ende der 80iger Jahre kam ich über einen Freund, dessen Vater ein Architekturbüro hatte, zum Mac. Ich kaufte mir einen LC II mit dem StyleWriter II als Drucker und die Sucht hatte begonnen. Das Mac-Fieber ließ mich nicht mehr los. Die Modelle wechselten und ich versuchte Apple die Treue zu halten. Ich war dabei als es mit den PowerBooks losging, ich investierte in einen Newton. Ich machte den Sprung auf PowerPC und später auf Intel mit. Der Mac war Religion und zuverlässiges Arbeitsgerät zugleich. Es war etwas besonderes, einen Mac zu haben. Die Think different Kampagne traf voll ins Schwarze. Steve Jobs kam zurück und ich musste mir (Gott sei Dank) keinen Next kaufen. Im nachhinein hätte ich natürlich einen, wenn schon aus historischen Gründen.

iMac, Wallstreet, der Wegfall des Diskettenlaufwerks, FireWire und UBS – ich war mit dabei. Meine Macs ließen mich nicht im Stich. Bei meiner ersten Arbeitsstelle durfte ich am Mac arbeiten, denn der Münchner Merkur setzte auf Ganzseitenumbruch und damit auf Quark XPress. Der Mac hatte System 7.1 und ich war mit Akustikkoppler bewaffnet und versuchte mich an der Mailboxszene. Als der Merkur auf ein seltsames OS von IBM, nämlich OS2 Warp umstieß, war es Zeit zu kündigen. Die nächsten Arbeitsgeber hatten Windows-Maschinen, aber ich konnte immer mit meinem Mac arbeiten. Dafür bin ich allen meinen Arbeitgebern dankbar. Auch derzeit bei Reed habe ich eine doofe anfällige Windows-Kiste, aber daneben werkelt zuverlässig mein MacBook Air.

Was war der wichtigste Rechner für mich? Wahrscheinlich immer der, auf denen ich aktuell arbeite, ganz einfach. Dennoch: Der Rechner mit den größten Innovationen war Spartacus, der Mac zum 20. Geburtstag. Dieses Schmuckstück mit Leder war ein Leckerbissen. TV-Tuner, Soundanlage, Lederablage für Handballen. Diesen Mac liebe ich noch immer und steht bei uns als Blickfang im Wohnzimmer. Der zweite Rechner in meiner Gunst ist klar der Cube. Jonathan Ive, das war dein Meisterwerk. Der iMac sicherte dir den Eintritt in den Design-Olymp, doch der Cube ist wahrhaft ein Geniestreich.

Einen Mac zum 25. Geburtstag wird es wohl nicht geben. Steve Jobs ist krank und die Firma befasst sich mehr mit iPods, iPhones und Computer in the Clouds. Recht haben sie, denn das ist der neue Weg. Zurückblickend sage ich Dankeschön. Apple, du hast mein Leben bereichert und meinen Geldbeutel geleert.