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Tristan und Isolde – Bayreuther Festspiele 2024 – meine Eindrücke

28. August 2024

Durch einen absoluten Glücksfall bekam ich dieses Jahr wieder die Möglichkeit Karten für die Richard Wagner Festspiele in Bayreuth zu erwerben. Als Fan des Sachsen und des Grünen Hügels musste ich natürlich zugreifen und genoss die Reise zu Tristan und Isolde zu den Bayreuther Festspielen nach Oberfranken.

Natürlich freute ich es zu Flanieren und den Gesprächen der Wagnerianer zu lauschen, was hier und dort nicht gepasst hat und wo es gelungen war. Fachsimpeln mit Bullshit-Bingo – genau meine Welt. Ich freute mich auf die zahlreichen ausländischen Gäste, neben mir saß ein Paar aus Frankreich, das zig Jahre auf die Karten gewartet hatte. In der Pause sah ich Japaner, er im klassischen Anzug, sie in japanischer Tracht – wunderbar. Und ich hatte den Eindruck dass Dr. Edgar Schönferber eine Reihe vor mir saß und wieder auf Bildungsbürger machte. Ich trug dieses Mal meinen schwarzen Gehrock, zog ihn aber im hölzernen Zuhörerraum aus. Meine Lederschuhe stammten aus Berlin. Die Hitze der vergangenen Wochen ist nicht aus der Holzhütte rauszubekommen. Ich beneide meine wunderbare Gattin im luftigen Kleid.

Tristan – Schwere Kost
Ich muss zugeben, dass ich nicht der absolute Tristan-Fan bin. Zwar hab ich schon Inszenierungen der romantischen Oper in Bayreuth gesehen, aber ich werde nicht richtig warm mit der Oper.

Aber ich war neugierig, denn Festspielchefin Katharina Wagner hat die überzeugende Inszenierung von Roland Schwab schon nach zwei Jahren aus dem Programm geworfen und sie durch eine Inszenierung des Isländers Thorleifur Örn Arnarsson ersetzt, was meiner Meinung nach eine falsche Entscheidung war. Der Tristan wurde für mich noch zäher oder sagen wir es mal so: Ich bin wohl mit meinen Mitte 50 Jahren noch nicht bereit für diese Erwachsenen-Oper von Richard Wagner. Mir fällt kein anderer Begriff als Erwachsenen-Oper ein. Publikum einschließlich mir waren von der sängereschen Leistung beeindruckt, das merkte man am Schlussapplaus.

Während der sechs Stunden machte ich mir Gedanken, warum ich mich mit Tristan so schwer tue. Für mich gilt Tristan und Isolde“ von Richard Wagner als eine Erwachsenen-Oper, weil sie sich mit komplexen, tiefen Themen und Emotionen beschäftigt, die ein erwachsenes Publikum ansprechen. Ein paar Gedanken dazu.

Die Oper behandelt existenzielle Fragen von Liebe, Tod, Schicksal und Transzendenz. Es geht um die Intensität der romantischen Liebe, die über das physische Leben hinausgeht, und die Suche nach Erfüllung in einer höheren spirituellen Ebene. Solche Themen erfordern ein gewisses Maß an Lebenserfahrung und philosophischem Verständnis.

Die Liebesgeschichte zwischen Tristan und Isolde ist extrem leidenschaftlich, aber auch tragisch und schmerzvoll. Sie ist geprägt von Schuld, Verboten und inneren Konflikten. Die emotionale Komplexität dieser Beziehung und die tiefen Gefühle der Charaktere sind oft schwer verständlich oder nachvollziehbar für jüngere Menschen, die diese Art von emotionaler Reife noch nicht erreicht haben.

Wagners Musik ist für ihre Dichte und ihre innovative Harmonik bekannt. Die berühmte „Tristan-Akkord“-Struktur führt zu musikalischer Spannung und einer Auflösung, die sich erst über das gesamte Werk hinweg entfaltet. Dies erfordert von den Zuhörern nicht nur musikalisches Verständnis, sondern auch Geduld und die Fähigkeit, komplexe musikalische Entwicklungen zu schätzen.

Vielleicht bin ich nicht immer richtig bei der Sache und voll konzentriert. Da bi ich eher ein Fan von Parsifal. Wagner ließ sich bei der Konzeption von „Tristan und Isolde“ stark von der Philosophie Arthur Schopenhauers inspirieren, insbesondere von dessen Pessimismus und der Idee, dass der Wille (und damit auch das menschliche Begehren) zu leiden führt. Die Oper reflektiert somit philosophische Ideen, die oft schwer zu verstehen sind und ein höheres intellektuelles Niveau erfordern. Ich habe zwar ein wenig Schopi genossen, aber ich bin auch dann bei der Lektüre seiner Bücher ausgestiegen. Das liegt wohl an meinem Unvermögen.

Das Werk endet nicht glücklich, sondern in Tod und Erlösung. Diese Idee des „Liebestodes“, bei dem der Tod als einzige Möglichkeit gesehen wird, um vollkommene Liebe zu erreichen, ist ein sehr düsteres und reifes Konzept, das mehr auf Erwachsene und ihre tieferen Überlegungen zum Leben und der Endlichkeit abzielt.

Genuss in Bayreuth
Sechs Stunden auf Bayreuther Holzstühlen, da muss man Fan sein und ich hab es trotz aller Widrigkeiten genossen. Meine Frau und ich sind mit der Bahn nach Oberfranken angereist, haben im Ibis am Bahnhof genächtigt und zwei Tage Bayreuth genossen mit Bier und Bratwurst. Und wir haben eine liebe Freundin getroffen und als Bäckerei-Fan haben wir die Erfolgsbäckerei vom ehemaligen Handwerkskammerpräsidenten Thomas Zimmer, die Bäckerei Konrad Lang besichtigt.

Die Richard-Wagner-Festspiele in der oberfränkischen Stadt sind nun zu Ende gegangen. Letzte Opernaufführung war der „Tannhäuser“ unter der Regie von Tobias Kratzer. Mehr als 58.000 Besucher sind in dieser Spielzeit auf den Grünen Hügel gekommen. Damit waren wieder alle Vorstellungen ausverkauft. Im vergangenen Jahr waren einige Tickets übriggeblieben. Mal sehen, ob ich 2025 wieder an Karten komme.

Moderner Flair am Grünen Hügel
Der Grüne Hügel ist flotter geworden, nicht so altbacken und verstaubt wie vor Corona-Zeiten. Nach Corona war ich nur bei einer Generalprobe dabei, so dass ich das Festivaltreiben nur aktuell beurteilen kann. Das Catering wurde komplett auf den Kopf gestellt und wird nun durch wahnfood durchgeführt. Das ist ein deutlicher Fortschritt zum bisherigen Steigenberger-Konzept. Die wahnfood GmbH ist ein ein junges Unternehmen aus Bayreuth in Oberfranken, dass sich auf kreatives Event-Catering und Erlebnis-Gastro-Konzeption spezialisiert hat. „Wir liefern nicht nur die Kulinarik um ihr Event, sondern wir schaffen fühlbare Erlebniswelten, die nachhaltig in Erinnerung bleiben“, heißt es auf er Website. Zumindest für die Bayreuther Festspiele ist es gelungen.

Die dichte Bestuhlung wurde entzerrt und es gab mehrere Foodstationen. Zum Essen konnte man neben Lachs auch Austern für die beiden einstündigen Pausen vorbestellen. Die eisgekühlte Cola zum Durchhalten kostete 5,50 Euro – Pfand wurde nicht rausgegeben.

Die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth waren während der ganzen Festspielzeit mit einem Stand vertreten und warben um Mitglieder. Ich wurde kein Mitglied, kaufte aber einen Kühlschrankmagneten.

Es gab sogar einen Fotopoint für die Instagrammer – musste ich auch gleich ausprobieren. Und es gab neuen Wagner-Merch. Nicht nur Büsten, Bücher, Noten und CDs von Wagner, es gab dieses Mal auch schwarze T-Shirts mit Sprüchen „Wahn! Wahn! Überall Wahn!“ gefiel mir am Besten.

Und natürlich durften die Wagner-Figuren von Ottmar Höhrl nicht fehlen. Dieses Mal waren am Grünen Hügel goldene Wagners aufgestellt, die ideale Fotomotive waren. Die Wagner-Figur verbeugt sich dieses Mal. Der Pop-up-Store in der Innenstadt von Bayreuth war allerdings schon im Abbau, so dass ich keine Figur erstehen konnte. Mal sehen, ob die Website von Hörl ab September noch was hergibt. Bei mir an Schreibtisch steht ein goldener Dirigenten-Wagner von Hörl, der dringend Gesellschaft braucht.

Und natürlich gab es wieder eine Festival-Bratwurst, Preis dieses Jahr 7,50 Euro. War jetzt nicht so der Hit, aber Rituale müssen eben sein, also rein damit. Die Gattin hat abgelehnt.

Zu den Ritualen gehört auch die Pausenmusik, die das Publikum zum Ende der Pause in das Festspielhaus rufen. Die muss natürlich auch jedes Mal von mir gefilmt werden. Hier bitte.

Und wer es genau wissen wollte, wie meine Besetzung und Aufführung ausgesehen hatte, hier die Beteiligten von TRISTAN UND ISOLDE VII am Montag, 26. August 2024
Musikalische Leitung: Semyon Bychkov
Inszenierung: Thorleifur Örn Arnarsson
Bühne: Vytautas Narbutas
Kostüm: Sibylle Wallum
Licht: Sascha Zauner
Dramaturgie: Andri Hardmeier
Chor: Eberhard Friedrich

Besetzung:

  • Tristan: Andreas Schager
  • König Marke: Günther Groissböck
  • Isolde: Camilla Nylund
  • Kurwenal: Olafur Sigurdarson
  • Melot: Birger Radde
  • Brangäne: Christa Mayer
  • Ein Hirt: Daniel Jenz
  • Ein Steuermann: Lawson Anderson
  • Junger Seemann: Matthew Newlin

Wagners Walküre in Füssen

15. Dezember 2023

An den geplanten Einsparungen bei den Bayreuther Festspielen gibt es harsche Kritik. Der Chor in Bayreuth soll kleiner werden. Es muss gespart werden. Es gibt Pläne, die Zahl der Chor-Mitglieder im kommenden Jahr um 40 Prozent von 134 auf 80 schrumpfen zu lassen. Das führt erwartungsgemäß zu Protest. Der alte Wagner hatte sich nie um Finanzen gekümmert und würde über die Einsparungen den Kopf schütteln. Der Ludwig hätte schon gezahlt.

Die Chor-Verkleinerung „wäre ein Armutszeugnis für dieses international renommierte Festival“, erklärte der Deutsche Musikrat. Die geplante Reduzierung dieses Ausnahmeklangkörpers um 40 Prozent wäre ein Armutszeugnis für dieses international renommierte Festival. Wagners Opern in Bayreuth künftig mit einem ausgedünnten Chorklang zu musizieren, wird dem besonderen Wesen seiner Musik in keiner Weise gerecht“, heißt es.

Ich habe Bayreuth seit Corona nicht mehr besucht, schlicht und einfach, weil es mir in der jetzigen wirtschaftlichen Situation nicht leisten kann/will. Das tut weh, weil ich die göttliche Musik von Wagner sehr gerne habe.

Um nicht ganz auf Wagner verzichten zu müssen, haben meine Frau und ich eine Aufführung der Walküre im Festspielhaus Füssen besucht. Naja, Füssen ist die Bayreuth und das Festspielhaus ist in erster Linie eine Bühne von Musicals. Und dennoch ist es ein besonderer Ort. Die Walküre kommt übrigens ohne Chor aus.

König Ludwig II. hat Gottfried Semper beauftragt für München ein Festspielhaus zu planen und zu errichten, um hier u.a. dem „bayerischen Volk“ Richard Wagners Werke präsentieren zu können. Dieser Plan wurde nie realisiert und so wurde in 2000 in Füssen direkt am Forggensee, gegenüber Ludwigs Märchenschloss Neuschwanstein das Festspielhaus Neuschwanstein nach Sempers Plänen für München errichtet.

Die „Die Walküre“ wurde unlängst zum zweiten Mal nach 2015 in Füssen aufgeführt. „Die Walküre – 2023“ – war eine neue Aufführung der Opera Sofia, die mit ihren bekanntesten Sängern des Landes im Juli 2023 ihre Premiere in Sofia hatte, und in Füssen von Lothar Zagrosek dirigiert wurde.

Aus den Regie-Notizen Nibelungen“ von Richard Wagner von Plamen Kartaloff: „Das Wichtigste in dieser neuen Produktion ist, unsere erste Erfahrung zu bereichern und zu entwickeln – mit einer noch tieferen Durchdringung des Stoffes, mit einer Reise in einer phantastischen Erzählung über Menschen und Ereignisse einer mythologischen Zeit im Kontext der Gegenwart und Zukunft, jedoch zu den Projektionen einer Welt, die sich im sich stets wiederholenden Kreislauf von Geburt – Leben – Tod befindet.“

Ein Nachmittag im Hotel Adlon, Berlin

2. November 2019

Bei einem Interview-Termin in Berlin nutzte ich die Gelegenheit im Hotel Adlon vorbeizuschauen. Ich habe noch nie in diesem Traditionshaus eine Nacht verbracht und hab es dieses Mal auch nicht, aber ich wollte die Atmosphäre des Haues schnuppern. Zudem hatte ich gerade das Buch von Hedda Adlon über das Haus gelesen und wollte es mit dem Ist-Zustand des Neubaus vergleichen.

Aufgrund meiner Tätigkeit bin ich oft in Hotels unterwegs. Nein, nicht in der Liga wie das Adlon, aber ich liebe es, Hotelgeschichten zu hören, zu sehen und zu fühlen. Hotels sind für mich ein besonderer Ort.
Ich saß in der Sitzgruppe vor dem Wasserbrunnen im Adlon und genoss die Zeit. Ich hatte ein nettes Gespräch mit einer Kollegin, die dann zu einem Anschlusstermin musste und so hatte ich die Muse zur Beobachtung. Nachdem mein Tag erfolgreich verlaufen ist, bestellte ich mir einen 10 Jahres Ardbeg – die Frage an mich, ob ich Eis möge, überhörte ich beim höflichen, zuvorkommenden jungen Servicemitarbeiter, der sofort seinen Fehler eingesehen hat. Später als ich noch einen Espresso bei einem anderen Mitarbeiter orderte, bekam ich keinen. Man hatte mich vergessen, eine Schande bei so einem Haus und hatte auch nicht große Lust nachzufragen und hinterher zu rennen. Da bin ich dann zu Starbucks gegenüber gegangen.

In den sozialen Netzwerken lese ich unlängst, dass der Service und die Qualität im Adlon gelitten habe. Das kann ich nicht beurteilen und so nicht bestätigen, mein vergessener Espresso fällt nicht weiter ins Gewicht. Mir fehlen die Vergleichsmöglichkeiten zu früher. Das alte Haus kenne ich nur aus Büchern, bei der Eröffnung des neuen Adlons 1997 war ich nicht dabei.
Das Haus liegt am Boulevard Unter den Linden 77, unweit des Brandenburger Tors am Pariser Platz und gehört zu Kempinski Steigenberger Gruppe. Ich hatte in Bayreuth bei den Bayreuther Festspielen schon zweimal schlechte Erfahrungen mit Steigenberger gemacht und möchte dies aber nicht aufs Adlon übertragen. Ich habe vor kurzem das Buch Hotel Adlon von Hedda Adlon gelesen, nein verschlungen. Seit der Eröffnung 1907 war im Adlon die große Welt zu Gast: Könige und Fürsten, Politiker und Diplomaten, Künstler und Industrielle. Und Hedda Adlon weiß die Geschichten um diese Persönlichkeiten nett zu erzählen. Die Witwe von Hotelgründer Louis Adlon berichtet von kleinen und großen Geschichten in abgeschlossenen Episoden. Sicherlich, es ist keine große Literatur, aber Hedda Adlon öffnet die Türen einer für mich verschlossenen Welt. Aber das Adlon war auch immer ein Ort der Politik: Wenn die Räterepublik und Revolution über das Haus ziehen und das Ende am Ende des Zweiten Weltkriegs kommt. Das Adlon überlebte den Krieg, wurde aber anschließend geplündert und niedergebrannt. Louis Adlon wurde nach der Kapitulation von der Roten Armee verhaftet und kam zu Tode. Das Wort Generaldirektor enthielt das Wort General und das reichte wohl den sowjetischen Soldaten aus.
Das Buch von Hedda Adlon hat natürlich keine Distanz zur Geschichte und zu den Personen, muss sie auch nicht. Sie schrieb ihr Buch in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts als die Erinnerungen an die handelnden Personen noch lebendig waren.
Also ich genoss den vergangenen Mythos vom Adlon und beim nächsten Besuch in Berlin werde ich mich wieder in der Lobby Platz nehmen, einen Ardbeg genießen und ich werde das Buch von Hedda Adlon dabei haben und darin Klatsch lesen. Und vielleicht klappt es ja auch mal mit einer Übernachtung.
Ach ja, es gab auch mal eine TV-Serie Das Adlon. Eine Familiensaga von Uli Edel. Leider hab ich sie nicht gesehen. Edel interessiert mich, weil er den Baader Meinhof Komplex sehr gut verfilmt hat. Und auch die Verfilmung Adlon aus der Werkstatt von Produzent Artur Brauner kenne ich nicht. Ich hab noch einiges nachzuholen in Sachen Adlon.

Alles Gute zum 100. Geburtstag Wolfgang Wagner

30. August 2019

Am 30. August wäre der Patriarch vom Grünen Hügel 100 Jahre alt geworden: Wolfgang Wagner. Der jüngste Enkel Richard Wagners, leitete die Bayreuther Festspiele fast 60 Jahre und prägte diese Institution der deutschen Hochkultur wie kein anderer als Intendant, Regisseur und Bühnenbildner. Er war das dritte Kind von Siegfried und Winifred Wagner, ein Enkel von Richard Wagner und ein Urenkel von Franz Liszt.

Respekt für Wolfgang Wagner
Respekt zolle ich Wolfgang Wagner, als er als Festspielleiter seiner Mutter Winifred Wagner den Zutritt zu den Festspielen untersagte. Winifred war dem Nationalsozialismus verfallen und schwor auch nach dem Krieg Hitler und seiner Ideologie nicht ab. Es gibt einen hervorragenden Dokumentarfilm von 1975 des großen Hans-Jürgen Syberberg Winifred Wagner-Die Geschichte des Hauses Wahnfried 1914-1975. In diesem fünfstündigen sehenswerten Filminterview, das unter dem Titel Winifred Wagner und die Geschichte des Hauses Wahnfried 1914–1975 in die Filmgeschichte einging, wollte Winifried nicht abschwören und sagte: „Also, wenn heute Hitler hier zum Beispiel zur Tür hereinkäme, ich wäre genauso fröhlich und so glücklich, ihn hier zu sehen und zu haben, als wie immer …“ Mir lief bei dieser Szene es kalt den Rücken herunter. Wolfgang Wagner ging dies auch zu weit und schloss seine eigne Mutter vom Geschehen am Grünen Hügel aus – richtig gemacht.

Schonungsloses Interview eines Wagner-Fans.

Schonungsloses Interview eines Wagner-Fans.

Wagner auf Laserdisc
Heute besuche die Festspiele in Bayreuth, wann immer ich die Möglichkeit habe und Karten bekomme. Ich bin vom Wagner-Virus befallen. Inszenierungen von Wolfgang Wagner habe ich nie in Bayreuth live gesehen. Das erste Mal bin ich auf Wolfgang Wagner durch die Aufnahmen des Jahrhundertrings gestoßen. Mir haben die Inszenierungen sehr gut gefallen, so dass ich als Jugendlicher in Laserdiscs investiert habe. Später habe ich die DVD-Version zu Weihnachten bekommen.

Mein Einstieg zu Wolfgang Wagner

Mein Einstieg zu Wolfgang Wagner

Geschichtswälzer
Dieses Jahr hatte ich das Glück bei der Premiere von Tannhäuser dabei zu sein. Meine Frau reiste ein paar Tage früher an und traf im Hotel Opel in Heinersreuth Oswald Georg Bauer. Er war die rechte Hand von Wolfgang Wagner und koordinierte die Medienarbeit der Festspiele. Meine Gattin erhielt ein Autogramm für mich, dass heute bei mir im Arbeitszimmer hängt.
Gerne hätte ich mich mit Oswald Georg Bauer unterhalten. Ich hatte ihn nie bei seiner Arbeit angetroffen, aber ich habe sein Buch Die Geschichte der Bayreuther Festspiele: Band I: 1850–1950 und Band II: 1951–2000 verschlungen. Die beiden kiloschweren Wälzer bieten zum ersten Mal die vollständige Geschichte der Bayreuther Festspiele. Wer sich für Wagner, die Festspiele und die Inszenierungen interessiert, kommt nicht umher, in diese beiden Bücher zu investieren. Die Bücher quellen über vor Detailwissen – das war mir bei der einen oder anderen Inszenierung sogar ein wenig zuviel. Was aber kein Vorwurf an Bauer ist. Die Fotos sind einmalig und in einer solchen Fülle, dass es eine Freude ist, die Bücher als Coffeetable-Book zu nehmen und immer wieder zu blättern. Hier wird Oswald Georg Bauer sicher vom Stuhl fallen, wenn ich bei einem schönen Glas Rotwein die Musik von Wagner und sein Buch genieße. Wer sich wissenschaftlich dem Phänomen Bayreuth näher will, der wird hier fündig.

Standardwerk mit Autogramm

Standardwerk mit Autogramm

Und sein Bruder Wieland Wagner
Bereits 2017 erschien ein das Buch Wieland Wagner: Revolutionär und Visionär des Musiktheaters, verfasst von Till Haberfeld und Oswald Georg Bauer, das einen sehr guten Überblick über das Werk von Wolfgang Wagners Bruder zeigt. Mit der Wiederaufnahme der Bayreuther Festspiele im Jahr 1951 begann die bedeutende Epoche von »Neu-Bayreuth«, die von Wieland Wagner wesentlich geprägt war. Mich haben vor allem die Bilder von den großformatigen Inszenierungen interessiert und begeistert. Damit schuf Wieland Wagner einen komplett neuen Stil in Bayreuth. Dieses Buch lässt mit eindrucksvollen Bildern seiner kühnen Inszenierungen das Wirken Wieland Wagners wieder lebendig werden.

In diesem Sinne alles Gute Wolfgang Wagner zum 100. Geburtstag. Ich werde den Tag mit der Musik Richard Wagners verbringen.

Buchtipp: Wagners Villa Wahnfried

25. Juli 2018

Heute beginnt eine für mich interessante Zeit: Es beginnen die Festspiele am Grünen Hügel in Bayreuth. Lohengrin steht auf dem Programm – ich schau mir die Inszenierung im Kino an. In den nächsten Wochen werde ich daher verstärkt über den großartigen Richard Wagner bloggen. Gleich vorweg zur Klarstellung: Politisch lehne ich Wagner ab, musikalisch verehre ich ihn.
Im Grunde bedeutet Wagner für mich ein Ritual. Bei meinen Besuchen in Bayreuth gehört der Abstecher an das Grab des großen Komponisten einfach dazu. Ein kurzes Gedenken, ein Blick in die Runde, vielleicht nehme ich auf einer Bank im Garten seiner Villa Platz und höre mir die eine oder andere Ouvertüre an.

 

Der Besuch von Wahnfried, dem Wohnhaus von Richard Wagner, ist ab und zu für mich ein Bedürfnis. Ich habe ein paar Videos und VR 360 Videos in den Räumen gedreht und möchte alle Interessierten an Richard Wagner zum Besuch von Wahnfried einladen. Nur wer die Luft von Wahnfried schnuppert, kann Wagner ganz begreifen. Mich fasziniert das Gebäude und die Aura, die es umgibt. Und zum Einstieg daher ein Buchtipp zu Wahnfried – Das Haus von Richard Wagner: The Home of Richard Wagner, der die wechselvolle Geschichte des Hauses darstellt. Das Buch Wahnfried von Markus Kiesel und Joachim Mildner geht historisch an das Gebäude heran.


Mit historischem und aktuellem Bildmaterial reich illustriert, zeichnet das Buch die Geschichte des Hauses bis hin zur 2015 fertiggestellten Grundsanierung und Errichtung von Erweiterungsbauten nach. Wagnerexperten wie Verena Naegele, Nike Wagner Dietmar Schuth und Peter Cachola Schmal kommen zur Wort. Den wichtigsten Teil des Buches nehmen die historischen Ausführungen von Verena Naegele ein von den Anfängen, über den Erfolg, den Missbrauch und die Zerstörung bis zum Wiederaufbau und Eröffnung als Museum. Wahnfried ist mehr als nur ein Wohnort eines berühmten Komponisten. Für mich geht von diesem Ort eine ungeheure Faszination aus, die zum Mythos Richard Wagner ihren Beitrag leistet. Wagner ist ein Gesamtkunstwerk mit den wunderbaren und teuflischen Begegnungen. Als ich das Buch durchblätterte kommen mir meine Gedanken in den Sinn als ich durch Wahnfried und den Garten streifte. Es sind interessante Details und Zitate in dem Buch zusammengeführt, die Wahnfried für mich zu einem Erlebnis machen. Gerne nehme ich das Buch Wahnfried – Das Haus von Richard Wagner: The Home of Richard Wagner zur Hand, lese und erinnere mich – und es ist ein hervorragender Einstieg in die Welt Wagners, daher meine Kaufempfehlung.

Der lange Weg zu Karten für die Bayreuther Festspiele

19. März 2018

Es war schon eine Geduldsprobe, die ich mir da zugemutet habe. Gestern stand der Online-Verkauf für die Bayreuther Festspiele auf meinem Nachmittagsprogramm. Und es hat auch wirklich den ganzen Nachmittag gedauert, bis ich zwei Karten für die beste Ehefrau und mich erstanden habe. Zufrieden bin ich aber dennoch nicht.
Um 14 Uhr war der Ticket-Shop am Grünen Hügel in Bayreuth geöffnet. Um 13:58 Uhr stand ich auf der Matte. Das iPad war online. Kundennummer und Kreditkarte sowie Kalender lagen bereit – also die magischen 3 K. Dieses Jahr steht eine Neuinszenierung von Lohengrin auf dem Programm und ich würde gerne die Inszenierung sehen. Anja Harteros soll die Elsa singen. Ich sag es gleich: Ich habe keine Karten für Lohengrin bekommen und bin deswegen enttäuscht. So muss ich mir wohl die Neuinszenierung wieder im Kino ansehen, wenn es übertragen werden sollte. So habe ich es in der Vergangenheit immer gemacht. Und Lohengrin war die erste Oper, die ich in Bayreuth jemals gesehen habe.

Der Ticket-Shop öffnet
Nun um 14 Uhr öffnete der Shop seine Pforten und ich reihte mich ein. Vergangenes Jahr habe ich so auch Karten für die wunderbaren Meistersinger erstanden und hoffte wieder auf mein Glück. Aber ich war wohl zu spät. Es waren einige Wagnerianer vor mir und das bedeutet dann stundenlanges Warten.
Nach 20 Minuten viel mir auf, dass die Veranstalter die Website geändert hatten. Im vergangenen Jahr waren es animierte Figuren, die sich Platz um Platz nach vorne schoben. Dieses Jahr gab es einen klassischen Ladebalken und der stand bei mir ganz weit links. Wie öde!

Ganz links ist der Ladebalken um 14:09 Uhr. Das kann dauern und die animierten Figuren sind auch nicht mehr da.

Ganz links ist der Ladebalken um 14:09 Uhr. Das kann dauern und die animierten Figuren sind auch nicht mehr da.

Das Neuladen der Seite ist strengstens verboten und auch die Seite im Hintergrund laufen lassen, dass will die Familie Wagner nicht. Ob das stimmt, habe ich nicht ausprobiert, denn ich wollte meinen wertvollen Platz in der Ticketschlange nicht aufgeben. Links oben auf der Website gab es ein Ampelsystem, ob Karten für die jeweilige Oper noch verfügbar sind. Dieses Jahr gab es online Karten für Holländer, Lohengrin, Meistersinger, Parsifal, Tristan und Wallküre. Nach 20 Minuten waren noch alle Ampeln auf Grün.

Alle Ampeln auf Grün. Ich beginne zu hoffen auf Lohengrin.

Alle Ampeln auf Grün. Ich beginne zu hoffen auf Lohengrin.

Ich hoffte also auf Lohengrin. Doch dann wechselte Lohengrin auf Gelb, die Karten wurden knapp und ich war noch ganz hinten in der Warteschlange.

Lohengrin wird um 14:33 Uhr knapp. So ein Mist.

Lohengrin wird um 14:33 Uhr knapp. So ein Mist.

Ich wurde nervös und nervte die Twittergemeinde mit meinen Bedanken. Das viele Jammern nutzte nichts. Nach einer Stunde war Lohengrin immer noch auf Gelb und ich hatte gerade mal ein Drittel des Ladebalkens geschafft. Und dann, um 15:06 Uhr sprang Lohengrin auf Rot um – alle Karten weg und mein Ärger war da. Über eine Stunde gewartet und keine Karten.

Und weg war Lohengrin.

Und weg war Lohengrin.

Nun, dann begann das Alternativprogramm. Ich hatte die Inszenierungen von Holländer, Meistersinger, Parsifal und Tristan in Bayreuth bereits genossen, also blieb nur noch die Wallküre übrig. Ich konzentrierte mich also auf die Wallküre. Sie ist die erste Oper des Bühnenfestspiels für drei Tage und einen Vorabend, der aus dem Rheingold besteht. Es handelt sich um den Castorf-Ring, der 2017 auslief, aber 2018 noch in Einzelvorstellungen zu sehen ist. Ich habe Teile des Castorf-Rings gesehen und er hat mir nur teilweise gefallen. Aber Bayreuth ist eben Bayreuth und ich will auch 2018 wieder dabei sein und blöde daherreden.

Um 15:20 Uhr wurden auch die Karten für die Meistersinger knapp. Die Ampel schaltete auf Gelb. Karten für die Wallküre scheint es noch zu geben und ich wartete bereite 1:20 Uhr vor dem iPad mit der Ticketseite online. Und nun der Schock: Um 15:29 Uhr schaltete auch die Wallküre auf Gelb. Sollte ich eineinhalb Stunden umsonst gewartet haben? Ich wurde nervös. In dem Ladebalken hatte ich das Opernhaus noch nicht mal erreicht und die Karten wurden eng. Minute um Minute schob ich mich vor. Ich war sogar soweit, dass ich den lächerlichen Figuren auf dem Display Namen gab und meinen Kindern immer verkündete, wenn ich Herrn Maier, Frau Müller und Frau Schmidt überholt habe. An der Spitze der Schlange stand übrigens Herr Theobald, so hab ich den Typen genannt, der hinter einer Straßenlaterne versteckt war. Es galt diesen Theobald zu überrunden, der vor mir stand. Ich entwickelte einen regelrechten Zorn auf diesen virtuellen Pixeltypen, der so unscheinbar da stand.

Um 15:49 Uhr hatte ich den Herrn Theobald erreicht.

Um 15:49 Uhr hatte ich den Herrn Theobald erreicht.

Ich näherte mich Herrn Theobald Meter für Meter. Um 15:46 Uhr war ich schon ganz nah dran. Um 15:49 Uhr war der Eintritt ins Opernhaus zum Greifen nahe und ich freute mich schon. Um 15:55 Uhr hatte ich Herrn Theobald überholt. So Theo jetzt hab ich dich und zeig dir, was eine Harke ist. Doch ich wurde abermals von Bayreuth enttäuscht. Obwohl ich der erste in der Reihe der Personen war und noch vor diesem Herrn Theobald, galt dies wohl nicht für den Ladebalken. Der Balken musste bis ganz rechts laufen um vollständig geladen zu sein. Was soll das? Bayreuth, ich fühle mich von dieser GUI betrogen.
Nun standen Lohengrin und Meistersinger auf Rot und Wallküre auf Gelb und es war 16:02 Uhr. Zwei Stunden in der Schlange gewartet und ich drohte zu scheitern.

16:02 Uhr - es wird verdammt eng.

16:02 Uhr – es wird verdammt eng.

Um 16:16 Uhr hatte ich Herrn Theobald und die ganze Schlange weit hinter mich gelassen und näherte mich dem Eingang des Festspielhauses. Im Original gehe ich dort immer wieder rein und finde eine Säule mit einer Inschrift von der damaligen Premiere des Rings wieder. Langsam bekam ich Schnappatmung. Meine Gattin meinte nur lakonisch „Ja mei“ und meinte wohl: Dann eben Bayreuth nicht. Für sie ist es kein großer Verzicht, denn sie kommt zum Grünen Hügel nur mir zuliebe mit. Sie selbst ist nicht eine Wagnerverehrerin und kommt aus Liebe mit mir mit – ein schöner Liebesbeweis sich vier Stunden den Hintern auf unbequemen Klappstühlen wund zu sitzen.

16:16 Uhr - ich fühle mich von der GUI betrogen.

16:16 Uhr – ich fühle mich von der GUI betrogen.

Aber ich wollte nicht klein beigeben. Um 16:35 Uhr – zwei Stunden und 35 Minuten nach Öffnung des Ticketshops durfte ich für 10 Minuten den Store betreten und meine Karten auswählen. Oh wie gnädig. Ich bekam noch Restkarten für Wallküre – leider nicht wie gewohnt vorne, sondern ziemlich weit hinten. Und wir bekamen auch keine zusammenhängenden Plätze. Das bedeutet, meine Frau und ich müssen die Oper getrennt verfolgen. 3:45 Stunden dauert die Wallküre mit zwei Pausen, die wir zum Spazieren gehen nutzen können. Ich werde in den Pausen quatschen und meine Frau die Umgebung des Festspielhauses genießen.
Karten wurden mit der Kreditkarte bezahlt. Über die Preise schweige ich mich aus. Dann machte ich mich auf die Hotel-Suche. Da machte ich es mir leicht. Wir sind immer in Heinersreuth im Hotel Opel. Ich mag dieses fränkische Landgasthaus mit der lustigen Besitzerin. Das Essen ist bodenständig und ich freue mich auf den Pressack und das Bier. Online ein Zimmer gebucht, es war Gott sei Dank noch etwas frei. Dann zurückgelehnt und dann vom Musikserver die Wallküre geladen. Im Keller habe ich noch eine DVD vom Jahrhundertring des Jahres 1976 von Pierre Boulez, damit werde ich meine Umgebung beglücken. Bis zur Festspielsaison habe ich noch ein wenig Zeit das Libretto zu studieren und mir schlaue Sprüche auszudenken. Ach Richard Wagner, ich mag einfach deine Musik.

Es ist 16:35 Uhr und ich darf mein Geld ausgeben.

Es ist 16:35 Uhr und ich darf mein Geld ausgeben.

Mein Kulturtipp: Der fliegende Holländer von Richard Wagner

5. August 2016

Einmal im Jahr ruft Wagner.

Einmal im Jahr ruft Wagner.

Wieder einmal hatte ich das Glück, seltene Karten für die Bayreuther Festspiele zu bekommen. Ich verehre die Musik von Richard Wagner und seine Musik in seinem Festspielhaus in Bayreuth zu hören, bedeutet für mich ein Hochgenuss an Kultur.
Dieses Jahr stand für meine Frau und mich der fliegende Holländer auf dem Programm. Es ist eine verhältnismäßig kurze Oper, die auf den unbequemen Stühlen im Festspielhaus das Sitzfleisch nicht zu sehr strapaziert. Aber wie heißt es doch so schön: Kunst muss wehtun.

Die Polizei war verstärkt vor Ort. Vielen Dank dafür.

Die Polizei war verstärkt vor Ort. Vielen Dank dafür.

Dieses Jahr gelten strenge Sicherheitsmaßnahmen für die Festspiele. Die Festspielleitung verwies in einer eMail darauf hin. Bewaffnete Polizei war aufgezogen, hat die Straßen zum Grünen Hügel gesperrt und den Verkehr umgeleitet. Ich habe damit kein Problem und möchte der Polizei ausdrücklich für ihren Dienst danken. In diesem Video seht ihr die Eindrücke von der Anfahrt und des Abends:

Ich habe mich sicher gefühlt. Es wurde gebeten, dass Taschen und Sitzkissen nicht erlaubt sind, nur die Abendhandtasche für Damen war gestattet. Also musste ich iPhone, Ladekabel, Akku (zur Pokemon-Jagd) und Geldbeutel in meinem Gehrock unterbringen. Ich hatte meine klassische Festivalkleidung an: Maßgeschneiderten Gehrock von Svenja Jander, Schuhe kamen dieses Mal von Lloyd. Meine bezaubernde Frau hatte ein leichtes Abendkleid an, sah wundervoll aus und hatte das Glück im Konzertsaal nicht zu schwitzen. Das ist ein weiterer Beitrag zur 4. Blogparade #Kulttrip meiner IronBlogger-Kollegin Tanja Praske.

Doris Ortlieb und ich vor dem Bayreuther Festspielhaus.

Doris Ortlieb und ich vor dem Bayreuther Festspielhaus.

Da der Holländer eine kurze Oper ist, gibt es also keine Pausen. Das bedeutet wiederum, dass das Sehen und Gesehen werden vor der Oper stattfinden muss, denn hinterher verläuft sich alles in den Bayreuther Partylocations.

Bayreuth und Bratwurst gehören zusammen.

Bayreuth und Bratwurst gehören zusammen.

Zum Ritual gehört es für mich dazu, die teure Festivalbratwurst zu essen. 7 Euro kostete dieses Mal die Wildkräuterbrautwurst. Jedes Jahr beiße ich in die Wurst und jedes Jahr bin ich enttäuscht. Das Catering hat wie jedes Jahr Steigenberger mit überteuerten Preise für Standardleistung inne. Nach dem Reinfall der Hummerbratwurst kam eben jetzt der Reinfall mit der trockenen Wildkräuterbratwurst. Aber seht das Video selbst, inklusive Senf im Bart – oder Senft wie der Franke sagen würde.

Nachdem wir aufgrund der hohen Sicherheitsanforderungen früher am Festspielhaus waren, schauten wir Leute an. Klatsch und Tratsch hält die Welt zusammen. Es ist ein Genuss die Wagnerianer zu beobachten und dem Fachsimpeln zu lauschen. Der Monaco kommt mir immer in den Sinn – danke lieber Helmut Fischer. Und wir gingen auf die Jagd nach Pokemon. Das Festspielhaus ist eine Pokemon-Arena – wenn das die Wagnerfans wüssten. Aber außergewöhnliche Pokemons gab es nicht.

Das Festspielhaus ist eine Pokemon Arena.

Das Festspielhaus ist eine Pokemon Arena.

Und weil uns ein wenig langweilig war, besuchten wir den Kiosk gegenüber mit kleinem Postamt. Dort gab es den Richard Wagner Sonderstempel. Um sich den Sonderstempel der Bayreuther Festspiele abzuholen, bildete sich eine kleine Schlange. Ich stellte mich nicht an. Briefmarkensammeln gehört nicht zu meinen Hobbys und ich habe zudem eine wunderbare Frau.

Es gibt einen Sonderstempel der Bayreuther Festspiele - allerdings für mich nicht.

Es gibt einen Sonderstempel der Bayreuther Festspiele – allerdings für mich nicht.

18 Uhr startete die Oper und 15 Minuten vor Opernstart gibt es ein weiteres Ritual. Auf dem Balkon des Festspielhauses treten Musiker heraus und spielen ein kurzes Stück der Oper. Was sonst in den Pausen zwischen den Aufzügen passiert, muss beim Holländer vor der Oper passieren. Natürlich ist es eine Pflicht für jeden Wagner Fan hier dabei zu sein.

Dann heißt es, ab in das Festspielhaus mit seiner hervorragenden Akustik. Wir hatten Plätze in der fünften Reihe (absoluter Wahnsinn). Die Inszenierung von Jan Philipp Gloger hatte ich bereits im Kino gesehen und sie hat mir gefallen: Sehr humorvoll und modern inszeniert. Dirigiert wurde das Stück von Axel Kober sehr präzise und auch den Sängern ein großes Lob: Peter Rose (Daland), Ricarda Merbeth (Senta), Andreas Schager (Erik) und Benjamin Bruns als Steuermann und Thomas J. Mayer als Holländer. Für mich ein eindrucksvolles Kulturerlebnis und eine klare Empfehlung.


Typisch natürlich auch, dass man im Festspielhaus von einem alten Opa zurechtgewiesen wird. In der Reihe hinter mir, maulte ein Opa, dass hoffentlich nicht mit dem Fächer während der Oper gefächert wird. Natürlich sagte er es nicht zu mir, sondern halblaut in den Raum. Klar drehte ich mich um und sprach den Opa direkt an, was ihn sichtlich überraschte. Natürlich werde ich die Musik von Wagner nicht durch mein Gewedel stören – was er glaubt, welcher Banause ich sei? Ätsch, Schwarzen Peter an den Meckeropa weitergegeben. Er war dann still – gut so.

Nach der Oper wieder Rituale: Die einen feiern und wir gehen ins Hotel.

Nach der Oper wieder Rituale: Die einen feiern und wir gehen ins Hotel.

Nach dem Kulturhochgenuss kommt bei uns ein weiteres Ritual. Übernachten im Gasthaus Opel in Heinersreuth. Vor dem Bett kommt eine deftige fränkische Mahlzeit: Sülze mit Bratkartoffeln und Zwiebel – dazu einige Gläser fränkisches Bier. Mir schmeckt das Essen und ein Pokemon war auch im Gastraum – was will man mehr?

Mein Standard-Gericht im Hotel Opel: Sülze mit Bratkartoffel.

Mein Standard-Gericht im Hotel Opel: Sülze mit Bratkartoffel.

 

Ein Pokemon trieb sich auch rum.

Ein Pokemon trieb sich auch rum.

Ich mag das Gasthaus. Es wurde sogar aufgenommen in das Buch: 50 historische Wirtshäuser in Oberfranken. Die Wirtin ist eine nette Frau und zu Festspielzeiten ist das Gasthaus Opel super gebucht. Seitdem wir Karten für die Bayreuther Festspiele haben, übernachten wir im Gasthaus Opel in Heinersreuth. Hier – wie jedes Jahr – ein kleiner Zimmercheck.

Einen Tag später steht der Besuch des Grabes von Richard Wagner an. Er liegt im Garten der Villa Wahnfried begraben. Für mich ein sehr feierlicher Besuch und meine Art, den Komponisten zu ehren. Auch immer nett, der Besuch des Grabes von Wagners Hund Russ, der gleich neben dem Komponisten liegt.

 

Wahnfried wurde komplett restauriert und bei meinem nächsten Besuch werde ich mir die Ausstellung in Ruhe ansehen. Dieses Mal fehlte die Zeit, weil ich noch andere Termine habe. Aber die örtliche Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer wies mich extra auf das Museum hin. Beim nächsten Mal frage ich sie einfach, ob sie Zeit hat und mir das Museum und die Villa Wahnfried zeigt.

Siegfried – der Ruf in den Konzertsaal

12. August 2015

Warten auf die Bläser.

Warten auf die Bläser.

Ich durfte dieses Jahr Siegfried bei den Bayreuther Festspielen genießen und die Musik war wieder einmal ein Hochgenuss. Die Inszenierung von Frank Castorf fand ich wie das Jahr zuvor seine Inszenierung von Götterdämmerung grausam. Ich hoffe, dass bald ein neuer Ring nach Bayreuth kommt.

Die Inszenierung vom Siegfried hat mir nicht gefallen.

Die Inszenierung vom Siegfried hat mir nicht gefallen.

Die Aufführung dauerte von 16 bis 22 Uhr und wurde von zwei Pausen unterbrochen. Am Ende jeder Pause kommen Musiker des Orchesters auf den Balkon des Grünen Hügels und rufen mit einem Pausenspiel zur nächsten Aufführung zurück. Hier das Pausenspiel zum dritten Aufzug.

Folter in Bayreuth: Die Sache mit den Stühlen

9. August 2015

Einmal im Jahr: Bayreuther Festspiele

Einmal im Jahr: Bayreuther Festspiele

Einmal im Jahr pilgere ich nach Bayreuth, um Richard Wagner zu genießen. Dieses Mal bekam ich Karten für Siegfried. Die Inszenierung von Frank Castorf fand ich wie das Jahr zuvor die Götterdämmerung grausam, aber die Musik war wieder wunderbar.

Ein Konzertsaal aus Holz - und die Stühle freilich auch.

Ein Konzertsaal aus Holz – und die Stühle freilich auch.

Natürlich steht die Musik von Wagner im Mittelpunkt. Gesellschaftlich ging es dieses Jahr eher um Stühle. Bei der Premiere ging das Gerücht, Bundeskanzlerin Angela Merkel sei vom Stuhl gefallen. Später kam die Entwarnung, nicht die Kanzlerin sei eingebrochen, vielmehr der Stuhl, auf den sie Platz nehmen wollte. Irgendwie verständlich, wenn man die Restauration um das Festspielhaus anschaut. Es hat alles schon bessere Zeiten gesehen. Das Ambiente lebt vom Glanz vergangener Tage. Kein Wunder, dass der Stuhl von Angela Merkel zusammengebrochen ist. Von Horst Seehofer hörte man, dass er wegen eines Schwächeanfalls die Festspiele verlassen musste. Ich hoffe, es lag bei ihm nicht am Stuhl, an dem Markus Söder sägt.


Naja, die Stühle in Bayreuth sind schon so eine Sache. In einem Restaurant muss man den Stuhl samt Tisch vorbestellen, um etwas zu essen zu bekommen. Im anderen Restaurant drängt sich eine Mensa-Atmosphäre auf. Nicht gerade Orte, bei denen man ein Bühnenweihespiel genießen will.

IMG_3466Ich nahm ein wenig im Park unterhalb des Festspielhauses auf einer Bank Platz. Vor einem Denkmal von Franz Liszt ließ sich entspannen und über die Musik nachdenken. Wir Wagnerianer wissen ja, Wagner hatte 1865 etwas Liszts Tochter Cosima angefangen, wovon der Vater nicht begeistert war. Franz Liszt ist übrigens auch auf dem Bayreuther Stadtfriedhof begraben. Der Besuch des Grabes ist empfehlenswert.

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Dieses Jahr waren die Stühle im Festspielhaus für mich eine Qual. Bisher hatte ich es immer gut ausgehalten, aber dieses Mal tat mir einfach nur der Rücken weh. Ich bin zwar immer wieder fasziniert von dem 1974 Plätze fassenden Zuschauerraum. Er ist schlicht eingerichtet und besteht aus gleichmäßig ansteigenden Sitzreihen nach Vorbild antiker Amphitheater. Die Akustik in dem Konzertsaal aus Holz ist genial.


Die hartem Holzklappstühle wie in alten Kinos soll eine Idee von Wagner selbst gewesen sein. Kein Zuschauer sollte einschlafen, denn bequem sind die Holzteile wirklich nicht und die Reihen sind eng, also ist mit Beine ausstrecken auch nicht viel her. Siegfried dauerte von 16 bis 22 Uhr mit zwei Pausen, da kann das Sitzen zur Folter werden. Die Pausen sind dringend nötig, um sich zu strecken und spazieren zu gehen. Drei Plätze nehmen mir saß ein äußerst korpulenter Herr, der ist schlichtweg bei Siegfried gestorben.

Dieser arme Mann tat mir echt leid.

Dieser arme Mann tat mir echt leid.

Einige Besucher haben ein Sitzkissen dabei und auch eine Marktlücke für Kissen hat sich aufgetan, dass die findige Unternehmerin Stephanie von Keller die Festspieltasche erfand. Die Festspieltasche ist eine Tasche zum Sitzen und ein Kissen als Tasche. Ich habe darüber gebloggt.

Perfektes Sitzkissen für Wagners Ring und mehr

29. August 2014

Der komplette Ring in Bayreuth bedeutet Ausdauer. Wer sich den Ring antut (und Karten bekommt), der muss ein Liebhaber der göttlichen Musik von Richard Wagner sein. Aber er muss auch leidensfähig sein. Diese Saison litt er aufgrund der Inszenierung von Frank Castorf, aber egal wer inszenierte, er litt wegen der Sitze. Die Holzsitze in auf dem grünen Hügel sind – sagen wir es mal so – unbequem. Götterdämmerung von über 4 Stunden und irgendwann tut auch dem treuesten Wagner-Fan der Popo oder Rücken weh.
Daher haben viele Besucher neben Abendkleid und Jackett auch eine Plastiktüte dabei. Dort bringen sie ihr Sitzkissen für den Abend mit. In der Pause sieht man die Stuhlreihen in dem Festspielhaus mit zahlreichen bunten Sitzkissen versehen, ein farbenfroher Anblick im dem Hort der Hochkultur.

Sofakissen und mehr im Festspielhaus.

Sofakissen und mehr im Festspielhaus.

Wer sein Kissen vergessen hat, aber dennoch eines benötigte, der konnte dieses Wagner-Jahr aufatmen. In der Steigenberger-Lokalität ist dieses ein Schoko-Verkäufer ausgefallen und stattdessen wurde der Stand von Stephanie von Keller aufgeschlagen. Sie präsentierte uns die Festspieltasche. Die Festspieltasche ist eine Tasche zum Sitzen und ein Kissen als Tasche. Stephanie von Keller hat das Bayreuth-Problem erkannt, analysiert und bietet eine Lösung. Zur festlichen Abendgarderobe passt kein Sofakissen. Die Lösung ist die Festspieltasche, die extra zu diesem Zweck entworfen wurde, eine Kombination aus Abendtasche und Sitzkissen. Die Kissen lassen sich natürlich nicht nur bei den Bayreuther Festspielen verwenden, auch andere Konzerte dürfen mit der Festspieltasche besucht werden.

Tolle Idee: Die Festspieltasche

Tolle Idee: Die Festspieltasche

Außer der Kissenfunktion enthält die Tasche noch ein ausklappbares Fach, in welchem die notwendigsten Kleinigkeiten aufbewahrt werden. Die Taschen sind aus Rohseide und in der schwarzen Fransenversion sowie etwas schlichter in den Farben rot, lila und gelb erhältlich. Des weiteren gibt es ein schwarzes Herrenmodell mit einem anderen Haltegriff.
Übrigens: die Festspieltasche auf der Design- und Handwerksmesse (IHM) in München mit dem Designpreis 2013 ausgezeichnet.

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