Posts Tagged ‘Atari 2600’

Buchtipp: Push Start – The Art Of Video Games von Stephan Günzel

30. Juli 2015

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Können Pixel Kunst sein? Diese Frage bewegt mich nach der Lektüre des Buches Push Start – The Art Of Video Games. Über 600 Videospiele aus den vergangenen Jahren auf 380 Seiten sind hier großformatig abgebildet – von den Anfängen der Telespiele bis zu den Videogames der Gegenwart. Beim Durchblättern dieses Bilderbuches für Gamenerds kommen Erinnerungen an längst vergessene Freuden hoch. Die Faszination, der ich erlegen bin, wenn ich eine Spielecartridge damals in mein Atari 2600 geschoben habe. Es hat ein paar Sekunden gedauert und ich war von der Pixelwelt gefangen. Die gleiche Faszination stellte sich später bei mir beim Volkscomputer Commodore C64 ein als ich die Datasette fütterte. Ich beschwor meine Eltern mir den C64 zu kaufen, wegen der Schule und so. Nun ja, ich habe ein paar Mal Hausaufgaben gemacht, Basic programmiert, Assembler gelernt, aber die meiste Zeit habe ich gespielt, gezockt, geballert. In dem Buch Push Start – The Art Of Video Games entdeckte ich die Spiele meines Teenager-Zeitalters wieder. Minutenlang starrte ich Screenshots in diesem Prachtband an und versank in meiner digitalen Vergangenheit.

Viele der Pixel wurden zu Ikonen der Populärkultur: Pac Man, Mario, Zelda, Donkey Kong, Space Invaders – wie stark diese Marken sind, zeigt sich in dem Klamauk-Spielfilm Pixels, der dieser Tage im Kino läuft. Sind damit Videospiele automatisch Kunst, wie der Buchtitel suggeriert? Nein, nicht alle, aber viele. So wie nicht jeder Film ein Kunstwerk ist, so wie nicht jedes Gemälde ein Kunstwerk ist, so wie nicht jedes Musikstück ein Kunstwerk ist, so ist auch nicht jedes Videospiel ein Kunstwerk. Viele sind es aber dennoch geworden. Kunst im Videospielbereich kann der Entwickler nicht schaffen, sondern Kunst wird durch und mit den Gamer geschaffen. Durch die Identfikation mit dem Spiel werden die digitalen Pixels zum Kunstwerk. Die Spielidee schafft im Kopf eigene Welten. Und dabei meine ich nicht nur das Gamedesign. Es gibt, gerade im Bereich der Next Gen-Konsolen, viele Spiele, die fantastisch aussehen, aber noch lange keine Kunst sind. Diese Kunst muss sich durch Interaktion Game – Gamer entwicklen, sich langsam formen.


Das Buch gibt uns Fans und Kunstinteressierten einen emotionalen Streifzug in unsere eigene Vergangenheit und Gegenwart. Und dazu gibt es fetten Sound. Einige der Gametracks gibt es auf einer neongelben 10-inch Vinyl-Schallplatte sowie als MP3-Downloadcode – remixed by Big Twice. Die Musik ist so gut, sie läuft sogar bei uns im Auto.

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Der Autor dieses großzügigen Pixelstreifzuges ist Stephan Günzel. Er ist Professor für Medientheorie an der Berliner Technischen Kunsthochschule. Zuvor lehre er an der Humboldt-Universität Berlin sowie an den Universitäten Jena, Klagenfurt und Trier. Von 2008 bis 2010 war er Koordinator des Zentrums für Computerspielforschung (DIGAREC) und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Künste und Medien der Universität Potsdam. Damit will ich sagen: dieser Mann befasst sich wissenschaftlich mit dem Thema Games und ist mit Sicherheit ein begeisterter Gamer. Dies sieht man diesem Buch an. Er selbst setzt sich mit der Frage nach dem Kunstbegriff in mehreren Aufsätzen in dem Buch Push Start – The Art Of Video Games auseinander – sowohl in Deutsch als auch in Englisch. Also für mich eine klar Kaufempfehlung dieses Coffee Table-Books.

Alles Gute zum Geburtstag: 30 Ausgaben Retro Magazin

10. April 2014

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Jeden Tag gehe ich an meiner Lisa vorbei und streiche behutsam über ihre Kurven. Ich liebe ihre Kurven. Ja, ich mag sie und meine Frau hat in diesem Fall nichts dagegen, obwohl sie nicht Lisa heißt.

Ja ich mag Lisa und meine alten Rechner. Ich bin ein bekennender Retro-Computerfan. Aber ich habe mich gebessert, ich kaufe nur noch ab und zu eine alte Kiste – neulich hätte ich beinahe einen Next Cube gekauft. Aber aus Platzgründen werden solche Investitionen erst einmal verschoben.

Da greife ich lieber zu Retro-Magazinen, in denen Gleichgesinnte über die alten Rechenknechte schreiben. Als Journalist bin ich mit IT vertraut und nutze neue Geräte zum Arbeiten. Ich arbeite mit der neuesten Technik, erinnere mich aber gerne an die alten Zeiten, wie es bei mir begann: C64, ZX 81, Atari 2600 und eben meine Lisa.

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Immer wieder nehme ich die Retro-Zeitschriften zur Entspannung in die Hand. Ich bin Leser des Retro Gamers aus dem Heise-Verlag und des Retro Magazins aus dem CSW-Verlag. Soeben ist die 30. Ausgabe des Retro Magazins erschienen und ich freue mich auf die Lektüre. Ich wünsche schon mal hier in aller Form: Alles Gute zur 30. Ausgabe.

In einer Zeit, in der Zeitschriften immer unwichtiger werden und die Auflagenzahlen in den Keller gehen, kann sich seit vielen Jahren ein Magazin gegen den Trend der Zeit behaupten: Von Retro aus dem schwäbischen CSW-Verlag gibt es Positives zu berichten: Das größte, deutschsprachige Magazin für Retro- und Computerspiele-Kultur ist seit 2005 erfolgreich am Markt, die Auflagenzahlen verzeichnen gegen den Branchentrend feste Zuwächse. „Die Mischung aus Emotionen durch Spielklassiker, kombiniert mit der Faszination für aktuelle Computerspiele kommt bei den Lesern sehr gut an“, so Herausgeber Enno Coners. Ich kenne noch Coners aus alten Tagen und er ist Herausgeber der Klassikerreihe um Extraleben, Aus diesem Grund schaut Retro nicht nur in eine rosige Zukunft, sondern hat diese Tage einen besonderes Jubiläum zu feiern: 30 Ausgaben Retro.

Das Hauptthema der 30. Retro-Ausgabe nennt sich „OSTZILLATION – Computer im Osten“. Auf rund 100 Seiten werden Themen wie die Entwicklung des ostdeutschen Spielautomaten Poly-Play, Apple-II Klone aus Bulgarien oder 30 Jahre „Tetris“- Mathematik behandelt. Des Weiteren verrät das Jubiläumsheft, wie man einen Mini- Arcadeautomaten selbst baut, lässt die Geschichte des Rollenspiel-Klassikers „Ultima“ Revue passieren und widmet sich dem Computer Sinclair QL.

Je mehr ich lese, desto mehr überlege ich, wo ich eigentlich mehr Platz her bekomme? Es gäbe da noch so ein paar alte Rechner …

 

Buchtipp: Die Commodore Story von Christian Zahn, Rainer Benda & Enno Coners

3. Dezember 2012
Links die Neuauflage, rechts die alte Ausgabe der Commodore Story

Links die Neuauflage, rechts die alte Ausgabe der Commodore Story

Mit dem ZX 81 und den legendären Brotkasten begann für mich Mitte der achtziger Jahres des vorherigen Jahrhunderts mein digitales Zeitalter. Vorher hatte ich eine Atari 2600-Konsole, aber mit den ersten Home Computern bekam ich Einblick in eine neue Welt. Für meinen Commodore C 64 hatte ich eine Datasette, das wichtigste Programm war Turbo Tape 64 und später kam der Commodore Plotter dazu. Zum Kauf des Diskettenlaufwerks konnte ich meine Eltern nie überreden, aber sie ermöglichten mir den Eintritt in das digitale Zeitalter und dafür bin ich ihnen sehr, sehr dankbar.

Rechner kamen und gingen, aber der C 64 blieb immer mir im Gedächtnis. Es interessierte mich die Geschichte dieser IT-Pioniere, vor allem weil ein späterer Bekannter bei Commodore arbeitete. Daher lese ich derzeit das wunderbare Buch Die Commodore-Story. Das Buch aus dem Hause CSW-Verlag ist vor kurzem in einer zweiten Auflage erschienen, die überarbeitet wurde. Nachdem ich schon die erste Auflage verschlungen hatte, empfehle ich dennoch ausdrücklich die bessere, zweite Auflage. Der Text wurde vom Autorentrio Christian Zahn, Rainer Benda und Enno Coners geglättet, aber vor allem wurden zahlreiche Fotos und Abbildungen eingefügt. Es macht eben nicht nur Spaß über Retro-Computer zu lesen, sondern auch durch die Bilder in der Vergangenheit zu schwelgen. Als ehemaliger Textchef von verschiedenen IT-Zeitungen wäre ich allerdings noch einmal über die Texte gegangen, die sich manches Mal wie Ausschnitte aus Mailinglisten lesen. Vielleicht in der dritten Auflage ein wenig mehr lektorieren.

Was ich aber lese, erinnert mich an meine Jugend. Die Geschichte von Commodore ist die Geschichte von Jack Tramiel (13. Dezember 1928 – 8. April 2012). Er war ein regelrechtes Schlitzohr, schlug sich wacker an der Spitze der jungen IT-Welt. Dem kometenhaften Aufstieg von Tramiels Commodore folgte der jähe Absturz. Commodore wurde von Investor zu Investor weitergereicht, aber der Erfolg war dahin. Das Buch zeichnet eine spannende Episode der IT-Geschichte nach. Viele nette Episoden rund um den Kultcomputer prägen Die Commodore-Story. Für mich ist es ein lesenswerter Retro-Spaß für die Generation C64 und ich weiß schon, wer es zu Weihnachten bekommt.

Buchkritik: Der Bug von Constantin Gillies

7. Juni 2010

Selten habe ich mich auf eine Buchfortsetzung so gefreut, wie in diesem Fall. „Der Bug“ von Constantin Gillies. Vorsicht Suchtgefahr müsste eigentlich auf dem Cover als Warnung kleben – allerdings Suchtgefahr nur für Leute, die in den achtziger Jahren der Sucht des C 64 und Co erlegen sind. Für uns, die die Einführung des digitalen Zeitalters im Kinderzimmer mit unseren ZX 81, Atari 2600 oder dem Volkscomputer Commodore 64 erlebt haben – eben für uns ist dieses Buch geschrieben, die Nostalgiker der IT. Freunde, dieses Buch ist Pflichtliteratur, genauso wie das Erstlingswerk von Gillies „Extraleben“. Eine Kritik zu Extraleben gibt es übrigens hier im Blog.

Die Story ist eigentlich Nebensache und dient nur dazu, Geschichten und Anekdoten aus der digitalen Frühphase zu erzählen. Es ist eine Geschichte vom Erwachsenwerden, Freundschaft und Sehnsucht nach der aufregenden Computer-Pionierzeit. Dazu gibt es Erinnerungen und Zitate aus Werbeclips und Filmklassikern. Hier gibt es eine Leseprobe_DerBug–Kapitel000A-000D zum Lesen. Bestes Beispiel, bei dem ich richtig laut gelacht habe: „Dieses Schiff den Korsalflug in weniger als 12 Parsec gemacht“. Wer sich an dieses Zitat erinnert, darf weiterlesen und genießen. Erzählt wird im Stile von Holmes und Watson. Der Ich-Erzähler stellt die blöden Fragen und der Geek gibt die Antworten. Was bei Conan Doyle funktioniert hat, klappt bei Gillies auch – so schwer ist das literarische Stilmittel nicht.

Danke an Constantin Gillies und seinen Verleger Enno Coners vom CSW-Verlag für eine Erinnerung an meine Jugend in Form des Todespokes. Genau wie die Nerd-Helden im Buch diskutierten wir zu C64-Zeiten über den legendären Todespoke. Diese Eingabe von Zahlen sollte den Chip des C64 zerstören. Aber wir trauten uns nicht, den Code einzugeben, um unsere teuren von Mama und Papa erbettelten Rechner zu vernichten. Danke für die Aufklärung, dass es den Todespoke nicht gibt. Damit ist eine wichtige Frage meine Jugend geklärt.

Ich kann das Buch „Der Bug“ aus voller Überzeugung empfehlen. Alle Nerds aufgepasst. Kauft euch dieses Buch und schwelgt in Erinnerungen für ein paar Stunden und kehrt dann wieder hinter eure Kisten zurück – mit einem Lächeln im Gesicht. Ihr wisst jetzt, dass es den Todespoke nicht gegeben hat.

Ein extra Dankeschön an Enno Coners, dessen Presseinfos im Stile der alten Zeit daherkamen: Der Waschzettel war auf Zebrapapier und die CD lag in einer Diskettenverpackung. Alles war verpackt in Speicherfolie – köstlich. Das machte mir die Wahl nicht schwer, welches Buch ich aus dem Stapel der Rezensionen wählen sollte.

Der Bug ist das neue Buch von Constantin Gillies.

Der Bug ist das neue Buch von Constantin Gillies.

Generationenübergreifende Spielkonzepte durch Silver Gaming

23. Januar 2010

Generationsübergreifendes Spielen ist ne tolle Sache

Bei uns zu Hause steht ein ganzer Park an Konsolen verschiedener Generationen: Atari 2600, Atari Lynx, PS2, PSP, PS3, Wii und Nintendo DS Lite. Schneller, höher, weiter lautet das Prinzip der Konsolen. Aber eigentlich ist das Konzept von Nintendo genial. Hier wird ganz offensiv das Thema Videospiele im Generationenwechsel betrieben. Wir werden immer älter und die neue Zielgruppe der Gamer ebenso. ich nenne sie Senioren, andere Silver Surfer.
Ich finde die Idee hervorragend, die Wii im Altenheim aufzubauen. Wii Fit oder Wii Sport verbindet jung und alt. Die Gehirnjoggings und Co sorgen dafür, dass Spieler jeder Altersstufe geistig mobil bleiben. Das ist gut so.
Diese Idee verfolgt Nintendo deutlich konsequenter als Sony oder Microsoft mit ihren leistungshungrigen Next Gen-Konsolen. Ok, ballern mit der PS3 ist super, aber Wii Sport mit der ganzen Familie ist auch genial.
Da kommt ein interessanter Termin gerade recht: Anhaltender Geburtenrückgang und steigende Lebenserwartung sind ein gesellschaftliches Phänomen aller industrialisierten Länder. In Deutschland führt dieser demographische Wandel zu einer auf längere Sicht älteren Bevölkerung. Herauszufinden, wie Unternehmen diesen neuen Herausforderungen gerecht werden können, ist Ziel des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) veranstalteten 3. Deutschen AAL (Ambient Assisted Living)-Kongresses, der am 26. und 27. Januar im Berliner Congress Center stattfindet.
Welche wirtschaftliche und soziale Relevanz Spiele im Umfeld älterer Menschen haben, diskutiert am 25. Januar erstmals die Pre-Conference „Silver Gaming und AAL“. Der Vorkongress, an dem auch Nintendo teilnimmt, bietet Einblicke in neue spielorientierte Technologien, Trends und Initiativen, die eine Verbesserung der Lebensqualität für Menschen in allen Lebensabschnitten verfolgen.
Im Vortragsprogramm der Pre-Conference wird Silja Gülicher, Leiterin Pressestelle Nintendo Deutschland, verschiedene Hintergründe vorstellen, die zu einem Paradigmenwechsel innerhalb des japanischen Traditionsunternehmens führten. „Am Beispiel des demographischen Wandels in Japan wird deutlich, dass speziell ältere Menschen den Zugang zu digitalen Technologien meiden, weil sie zum einen keinen konkreten, inhaltlichen Nutzen erkennen können – und zum anderen oftmals durch die zu komplexen Bedienungssysteme abgeschreckt werden“, so Silja Gülicher. „Nintendo ist es durch generationenübergreifende Spielkonzepte und intuitive Steuerung gelungen, diese Hürden aufzulösen.“
Ich bin von dieser Geschäftsidee überzeugt und glaube, dass sie eine gewinnbringende und unterhaltsame Zukunft hat.