Ist das wirklich schon 35 Jahre her? Eye in the Sky
Wieder eine Zeitreise in meine Jugend zu meiner damaligen Lieblingsband The Alan Parsons Project. Zum 35. Geburtstag der Albumveröffentlichung erschien noch im vergangenen Jahr die Geburtstagsedition von Eye in the Sky. Obwohl sie mit rund 85 Euro völlig überteuert war, musste ich die Box freilich haben.
Ich erinnere mich noch als ich 1982 durch die Münchner Einkaufszentren streifte und in den Schallplattenabteilungen mich inspirieren ließ. Ich glaube, es war der Karstadt Oberpollinger, der damals eine große Vinyl-Abteilung im obersten Stockwerk hatte. Überall stieß ich auf Poster mit einem Auge im Himmel. Alan Parsons Project hatte das Album Eye in the Sky veröffentlicht und die Marketingwelle rollte an. Als APP-Fan griff ich natürlich zu und Woche für Woche hörte ich das Album. Ich glaube, meine Vinyl-Ausgabe hatte ein Auge mit Goldprägung.
Daher war ich jetzt gespannt, was es zum 35. Geburtstag gab. Insgesamt hat die Box Eye in the Sky (35th Anniversary Boxset) sechs Datenträger und allerhand Merch-Material wie das damalige Werbeposter. Alan Parsons veröffentliche das Original-Album mit sechs Bonus-Tracks auf der ersten CD. Die beiden CDs 2 und 3 beinhalten nichtveröffentlicht Demos und Proben in verschiedenen Mixen. Mir machte es Spaß, sich durch die verschiedenen Versionen zu hören und zu lauschen, wie die Songs entstanden sind. Der vierte Datenträger ist eine Blu Ray im fetten 5.1-Sound, der mir die Ohren wegfetzte. Alan Parsons versteht sein Handwerk als Toningenieur nach wie vor und lieferte hier eine exzellente Abmischung ab. Den Abschluss machte eine Doppel-LP, wobei mein damaliges Vinyl-Album eine einfache Langspielplatte war. Hier das Unboxing Video mit Vorstellung des Inhalts.
So sitze ich also wie ein Jugendlicher mit dem Kopfhörer auf dem Kopf und lausche der Musik von APP. Das Merch-Zeug habe ich gleich weggepackt, dafür um so länger in dem Booklet gelesen, gute Interviews zum Teil. Und vor allem die alten Fotos hatten es mir angetan. Mensch, waren die Jungs damals noch jung und Eric Woolfson war noch am Leben. Er starb ja leider am 2. Dezember 2009. Ich habe noch so viel APP-Zeugs von der Zeit im Archiv stehen und verglich die abgebildeten Single mit meinen Schätzen aus dem Keller. Also klarer Musiktipp zu Eye in the Sky (35th Anniversary Boxset).
Meine erste LP überhaupt und meine Lieblingsplatte: Tales of Mystery and Imagination.
Obwohl ich es seit fast einen Jahr besitze und immer wieder höre, kam ich bis dato nicht dazu, die Special Edition zum 40. Geburtstag von Tales of Mystery and Imagination zu würdigen. Und nachdem jetzt im Dezember die Box zu Eye in the Sky ins Haus steht, will ich dies schleunigst nachholen und mich vor diesem Meisterwerk von The Alan Parsons Project verbeugen.
Wir schreiben das Jahr 1976 und es war das erste Album des Duos Alan Parsons und Eric Woolfson und es wurde für mich eines der besten Alben der Rockgeschichte. Für mich war es zudem mein erstes Rockalbum, das ich mir gekauft habe. Die Zeit der Märchenplatten und Hörspiele war zu Ende und ich machte mich auf, die Welt der Rockmusik zu erkunden. Von meinem Onkel mit Elvis und Rock’n Roll, mit Cash und Country ausgestattet, tat ich jetzt meine ersten eigenen musikalischen Schritte. Ich stieß auf das gründe Cover von Tales Of Mystery and Imagination. Es faszinierte mich. Edgar Allan Poe, den Namen hatte ich schon mal gehört, aber gelesen hatte ich nichts. Er hatte so eine Art Gruselgeschichten geschrieben, so meinte ich. Und als ich mitbekam, dass Tales of Mystery and Imagination auf den Geschichten von Poe basierten, hörte ich einfach mal rein.
Und seitdem höre ich immer wieder rein in das wunderschöne Album von The Alan Parsons Project und es verzauberte mich. Es war ein tolles Konzeptalbum, symphonisch, melancholisch, rockig, einfühlsam und es blieb im Ohr. Der Bass beim The Raven hat mich geprägt, dazu die Stimme vom Vocoder. So begann meine Liebe zum dem Progressive Rock oder Artrock, der dann später in ELP und King Crimson gipfelte.
Ich wurde Fan von APP und kaufte mir fast alle Alben. Bis 1984 Ammonia Avenue mochte ich APP sehr, dann ab Vulture Culture (1985), Stereotomy (1986) und Gaudi (1987) ebnet meine Begeisterung ab. 1979 gab es The Sicilian Defence, das erst 2014 erschien und nicht besonders war. Begeistert war ich dagegen als 1987 mein Album Tales of Mystery and Imagination neu abgemischt herauskam. Es war anders als meine Fassung von 1976. Der Tontechniker Alan Parsons hat das Album in eine neue Zeit gebracht. Noch immer höre ich beide Scheiben 1976 und 1987 gerne. Was ist die bessere? Ich weiß es nicht.
Und nun kam 2016 zum 40. Geburtstag von Tales Of Mystery and Imagination eine Box mit der CDs und einer BluRay heraus. Zudem gab es die beiden Alben auf LP und ein fettes Booktet. Hier gibt es Produktionsnotizen sowie viele Interviews mit den Beteiligten zu finden. Zudem sind natürlich die Texte abgedruckt, die der Fan sowieso auswendig kann. Die Box enthält die Versionen von 1976 und 1987 und allerhand göttliches Zusatzmaterial wie Demos, unveröffentlichten Tracks, Werbeclips und Interviews. Die Blu-ray enthält einen 5.1 Mix, wenn einer 5.1 kann, dann ist es Mr. Parsons himself. Zudem gibt es noch eine Doppel-LP auf Vinyl für die Retro-Fans, die ich aber nie gehört habe.
An Merch gibt es einen Aufkleber mit Mumienmotiv, eine Reproduktion einer Pressemitteilung und ein Ankündigungsposter.
Viel habe ich mir nicht erwartet, als ich meinen Platz beim Konzert von Alan Parsons Live Project mit Jethro Tull’s Ian Anderson einnahm. Beide – sowohl Parsons als auch Anderson, gehören zu meinen Lieblingskünstlern, doch beide sind eigentlich in die Jahre gekommen. Aber meine Befürchtungen wurden nicht erfüllt – das Konzert auf dem Münchner Tollwood Festival war großartig. Musiker und Publikum waren hervorragend gelaunt.
Rattenfänger Ian Anderson und seiner Querflöte
Es begann mit dem Rattenfänger Ian Anderson und seiner Querflöte. Anderson wagte kaum Experimente und ging auf Nummer sicher. Es wurde eine Best-of-Show und die wollte das Publikum auch hören. Er spielte die meisten Songs aus den Endsechzigern, also Songs aus den Alben Stand Up,Songs from the Wood und Aqualung. Ein wenig in das ehemalige progressive Rock-Genre begab er sich mit seinen ausgezeichneten Mannen bei A Passion Play , das dem Meister sehr am Herzen liegt. Damals fiel das Album komplett beim Publikum durch, weshalb Anderson nun einen neuen Versuch mit dem Konzeptalbum startet. Ein wenig Kost gab es von dem neuen Werk Homo Erraticus, eine Art Thick As A Brick Teil 3. Sehr schön war es zu sehen, wie sehr sich Anderson noch ins Zeug legt. Noch immer streckt er sich beim Singen der hohen Töne, obwohl das Mikro im Tollwood wegen falscher Positionierung nicht immer den geringen Stimmumfang von Anderson einfangen konnte, schade.
Seine Band harmonierte wunderbar, gesangliche Unterstützung bekam er zudem durch den ausgezeichneten Ryan O’Donell. Wir Fans wissen ja, in den achtziger Jahren hatte Anderson seine Stimme ruiniert und er greift seitdem immer auf zusätzliche gesangliche Unterstützung zurück.
Und es war eine Wohltat zu sehen, dass der alte Mann seine Bühnenshow über die Jahre nicht verlernt hat. Während er früher die meiste Zeit während eines Konzerts auf einen Bein verbrachte, setzte er wohl aus Altersgründen zum Storchenstand nur noch bei seinen Flöteneinsätzen an. Am Ende gab es immer das bekannte gestreckte Bein und es schön zu sehen, wie beweglich Ian Anderson noch ist und als Derwisch über die Bühne fegte. Und weil es am Tollwood vor älterem Publikum eine Art Best of-Show werden sollte, sangen alle brav mit. Bei Too Old to Rock ’n’ Roll: Too Young to Die! freuten wir uns im Publikum, weil wir noch nicht ins Gras gebissen haben, aber richtig glücklich waren wir dann bei Aqualung und dem Rausschmeißer Locomotive Breath.
Nach der Pause kam Alan Parsons an die Reihe. Ich fragte mich immer, warum ein genialer Tontechniker eine Live-Show machen sollte. Jetzt habe ich es verstanden. Parsons, der unter anderem für die Beatles und Pink Floyd aufnahm, spielte bei seiner Show Alan Parsons Live Project ein wenig Keyboard und Gitarre. Dann und wann griff er zum Mikrophon und sang die ruhigeren Songs aus dem APP-Ouvre. Er traf zwar nicht immer den Ton, dafür sang das Publikum um so lauter mit. Schade, schade, dass Eric Woolfson so früh verstorben ist. Die meiste Zeit hielt sich Parsons im Hintergrund. Er ist als Tonmann nicht eine Frontsau und weiß das auch.
Keine Rampensau, aber alles im Griff: Alan Parsons
Wie es damals bei den AAP-Alben der Fall war, versammelt auch heute Alan Parsons hervorragende Musiker um sich und bietet eine eindrucksvolle Zeitreise in die achtziger Jahre. Unterstützt wird der Sound durch eine starke Lightshow, die das Tollwood Zeit in eine Club-Atmo verwandelte.
Mit Instrumentalstücken ist Alan Parsons der breiten Masse in Deutschland bekannt geworden. Das ARD-Magazin Monitor setzte Luficer als Erkennungsmelodie ein und mit begeisterten Applaus wurden die einzelnen Stücke vom Münchner Publikum begrüßt. Und ich hatte den Eindruck, dass sich Alan Parsons in München wohl fühlte. Der Engländer, der heute in Santa Barbara in Kalifornien Avocados züchtet, hatte sich als Toningenieur viel in Münchner Studios herumgetrieben. Diese Studios wie die Musicland Studios im Arabella gehören zwar der Vergangenheit an, doch die Zuneigung zu München ist bei Parsons gelieben.
Die Show war auch etwas fürs Auge.
Auch er lieferte eine Best-of Show ab, hielt sich bis auf die aktuelle Single Fragile an die frühen Alben bis Ammonia Avenue (Don’t Answer Me, Prime Time). Vom Electronic-Spätwerk bekamen wir in München nichts zu hören, dafür Eye in the Sky und Co. Schön war das Zugaben-Medley aus Breakdown, dem Raben (mit eingespielten Orson Wells) und Games People Play von Turn of a Friendly Card – von dem Parsons mehrere Teile spielten ließ und eine nette Rückenprojektion zur Spielsucht mit fallenden Münzen einblendete.
Also rundum ein wunderbarer Konzertabend und das Tollwood Musikzelt etabliert sich als hervorragende Konzertarena in München.
Mit Alan Parsons Project begann der Grundstock meiner Schallplattensammlung. Immer wieder höre ich den genialen Toningenieur mit seinem Kumpel und habe ich immer wieder darüber gebloggt. Schade, dass Eric Woolfson inzwischen verstorben ist und aus dem Duo ein lahmes Solo von Parsons geworden ist. APP waren für mich der Wegbereiter der modernen Musik, viele damals moderne Instrumente wurden auf dem Album I Robot eingesetzt, wie EMS Synthi-A ’suitcase‘ synth sequencer (bekannt aus Pink Flyods Dark Side of the Moon), eine tragbare electronic pipe Orgel und ein Analog-Keyboard namens the Projectron.
Jetzt kommt zum 35. Geburtstag des zweiten APP-Albums I Robot eine Neuauflage mit I Robot (Legacy Edition). Sie ist Teil einer elf CD umfassenden Kollektion, die 2014 erscheinen soll. Darunter soll endlich das Material von The Sicilian Defence aus dem Jahre 1979/80 sein, das bisher noch nie veröffentlicht wurde.
Nun I Robot erschien 1977 als Konzeptalbum, drehte sich um Issac Assimovs Robotergeschichten und kam schon einmal als Remastered Version auf den Markt. Mit dabei ein paar interessante Bonustracks. Nun zum 35. Geburtstag des Albums setzte sich Alan Parsons mit Woolfsons Tochter Sally zusammen und beide entstaubten den Klassiker. I Robot (Legacy Edition) wird eine Doppel-CD mit dem klassischen Album auf CD eins. Zudem gibt es neun neue Songs als dem Sony Archiv auf einer zweiten Bonus-CD, die insgesamt 14 Songs enthält.
Ich war sehr gespannt, was sich geändert hat. Es wurde eine französische Version von Boules (I Robot Experiment), eine langsame Version von Breakdown und ein Mix von I Wouldn’t Want To Be Like You bevor die Gitarre von Ian Bairnson eingespielt . Zudem ein Mix von Day After Day und ein zehnminütiges Instrumenal The Naked Robot. Ingesamt sollte I Robot damals eine Homage an Star Wars sein, eben C3PO und R2D2. Naja, wie Star Wars klang es nicht, eher wie Assimov.
Also warten wir ab, was APP bringt. Das Album wurde auf jeden Fall bestellt, ist aber nur etwas für Hardcore-Fans. Der Normalo braucht diese Version nicht, der ist mit dem bisherigen I Robot mehr als glücklich.
CD 1: (Original Album von1977):
1. I Robot
2. I Wouldn’t Want To Be Like You
3. Some Other Time
4. Breakdown
5. Don’t Let It Show
6. The Voice
7. Nucleus
8. Day After Day (The Show Must Go On)
9. Total Eclipse
10. Genesis Ch.1 V.32.
CD 2: Bonus
1. U.S Radio Commercial for I Robot
2. Boules (I Robot Experiment)
3. Hilary Western Soprano Vocal Rehearsal
4. Extract 1 from The Alan Parsons Project Audio Guide
5. Extract 2 from The Alan Parsons Project Audio Guide
6. I Wouldn’t Want To Be Like You (Backing Track Rough Mix)
7. Some Other Time – Complete vocal by Jaki Whitren
8. Breakdown (Early demo of backing riff)
9. Extract 3 from The Alan Parsons Project Audio Guide
Eric Woolfson ist tot. Für viele Fans von Alan Parsons Project geht damit ein Traum zu Ende, das legendäre Studio-Duo wieder vereint zu sehen. Wie jetzt bekannt wurde, starb Woolfson am vergangenen Mittwoch an Krebs. Er wurde nur 64 Jahre alt. Es ist müßig, die Biografie des Musikers zu erläutern. Die Zusammenarbeit mit Alan Parsons war legendär.
1976 kam für mich eine der besten LPs auf dem Markt: Tales of Mystery and Imagination, inspiriert von den Geschichten Edgar Allan Poes. Auch zuletzt fühlte sich Woolfson noch dem amerikanischen Schriftsteller verbunden und komponierte das Musical Edgar Allan Poe. Allerdings ist es schauerhaft, wie ich finde. Es läuft noch bis Juni 2010 in Halle an der dortigen Oper.
Ich hatte alle Platten von Alan Parsons und hörte sie am laufenden Band. Ich kannte jeden Kratzer, beispielsweise bei Pyramid, erste Seite, erstes Lied. Als ich später die CD kaufte und der Kratzer natürlich nicht drauf war, war ich irgendwie verstört. Immer wieder frage ich mich: Was ist eigentlich die beste Alan Parsons Project Platte? Von Tales natürlich einmal abgesehen: Ich mag The Turn of a Friendly Card von 1980, die Glückspielplatte. Eye in the Sky von 1982 ist auch fein mit dem Überwachungsgedanken von George Orwell oder ist es I Robot von 1977 nach den Robotergeschichten von Asimov?
Wenn ich ehrlich bin, hab ich alle Alben seit Monaten nicht mehr gehört.Ok für morgen ziehe ich mir Tales of Mystery and Imagination wieder auf den iPod und denke an Eric Woolfson und die schönen Zeiten. Danke Eric für dein Schaffen.
Ich hab über Alan Parsons auch schon hier und über Edgar Allan Poe hier gebloggt:
Heute erinnerte ich mich schlagartig an ein Missverständnis aus einer Jugend. Auf dem Weg zur Arbeit lief ich an einem Plakat zum neuen Film Vorstadtkrokodile vorbei. Und ich musste beschämt zu Boden schauen und lachen, als ich das Logo der Jugendbande sah, eben das Krokodil. In meiner Jugend sah ich 1977 natürlich den Film von Wolfgang Becker. Als ich später in die Schule kam, sah ich auf einmal viele Mitglieder von Jugendbanden. Meine Mitschüler hatten Lacoste-Klamotten an und das Logo dieser Edelmarke von damals war auch ein Krokodil. Und naiv, wie ich war, dachte ich, das Lacoste-Kroko ist das gleiche wie das der Vorstadtkrokodile. Ich war neidisch auf meine Schulkollegen, denn ich wollte der Gang auch angehören. Als ich frage, wie ich denn zu so einem Krokodil mein Eigen nennen könnte, wurde wir der Weg in eine Nobelboutique gewiesen, doch leider konnten die freundlichen Verkäufer mein Problem nicht lösen.
Ich hatte die ganze Sache verdrängt und erst als ich das Plakat wieder sah, kamen die Gedanken wieder hoch. Peinlich, peinlich.
Der Film von 1977 hat mir übrigens gut gefallen. Die Musik war stark. Der Film enthält unter anderem viele Lieder aus der LP Crime of the Century (School, Bloody Well Right, Rudy) von Supertramp, Fools von Deep Purple, Mistreated von Rainbow, Time has come today von den Chambers Brothers. In der Szene, in der Frank die Krokodiler-Hütte auf dem Ziegeleigelände demoliert, hört man Ausschnitte aus Tales of Mystery and Imagination von The Alan Parsons Project. Ich glaube, ich schaue mir die Neuverfilmung von Christian Ditter auch an. Im Keller hab ich noch das Buch von Max von der Grün.
Heute vor genau 200 Jahren wurde Edgar Allan Poe in Boston, Massachusetts, geboren. Bereits knapp 40 Jahre später war er tot und hinterließ ein Meisterwerk an Kurzgeschichten von Krimis, Horror und SF. Er legte den Grundstein zum Symbolismus und gilt als Urvater der modernen Dichtung, war persönlich wohl aber eine richtig arme Sau.
Mir ist AEPs Werk immer wieder begegnet. Mein erster Kontakt war auf musikalischer Weise. Ich hörte die Schallplatte „Tales of Mystery and Imagination“ von Alan Parsons Project. Noch heute ist die Scheibe in ihren verschiedenen Abmischungen wichtig und hatte einen enormen Einfluss auf meine musikalische Entwicklung. An das grüne Abklapp-Cover mit den Texten und ungewöhnlichen S/W-Bildern erinnere ich mich heute gerne. Heute habe ich die Musik auf einen Server digital gespeichert, doch damals lag ich im Bett in meinen Kinderzimmer und hörte mit meiner Universum-Anlage von Quelle die erste Alan Parsons. Sie eröffnete mir den Zugang zur fantastischen und kranken Welt von Poe.
Meine erste Kurzgeschichte war wohl „Das verräterische Herz.“ So etwas hatte ich bis dato nicht gelesen. Der Stil war fesselnd, sprachlich war es gewaltig und der Irrsinn greifbar. Geschichten aus der Ich-Perspektive habe ich bis dahin nicht so gelesen: Ich durchlebte die Ängste und Sorgen der handelnden Personen, die sicherlich auch die Ängste und Sorgen von Poe waren. Später in der Schule wurde Poe immer wieder behandelt. Ich glaube in Englisch und in Deutsch. Hier war es eine Analyse seiner Detektivgeschichten im Vergleich zu E.T.A. Hoffmanns „Das Fräulein von Scuderi“ Nix gegen Hoffmann, aber Poe fand ich besser.
Dann stieß ich wieder im Film auf Poe. Inzwischen interessierte mich der fantastische Film sehr und so kam man um die AEP-Verfilmungen aus dem Hause Roger Corman nicht herum. Die in wenigen Tagen heruntergekurbelten Billigprodukte machten zunächst keinen besonderen Eindruck auf mich. Kein Horror. Erst im Zeitalter des Videorekorders erkannte ich den Kult dieser Filme. Mein absoluter Liebling ist bis heute „Lebendig begraben“ mit Ray Milland. Roger Corman und sein Haus-Autor Richard Matheson haben Großes geleistet und die Kulissenbauer taten ihr übriges. Die Filme bestanden aus wackelnden Kulissen, blassen Farben und viel, viel Studionebel. Ein Gothic Horror Meisterwerk des Genies der B-Pictures. Oft blieb die Geschichte von Poe auf der Strecke, doch brachte Corman einem jungen Publikum das Genie von Edgar Allan Poe näher. Und diese Filme brachten mir das theatralische Spiel von Vincent Price näher. Liebe Filmindustrie, es wird Zeit, dass ihr die Rogar Corman Sachen auf Blu ray herausgebt.
In der Zwischenzeit habe ich mich auf mich der Lyrik von Poe befasst. Meine Lieblingsgedichte waren „Annabel Lee“ und der „Rabe“. Zum Auswendiglernen schrieb ich die Geschichte hab und trug sie in meinen Geldbeutel, um sie dann und wann zu wiederholen. Noch heute bin ich auf der Suche nach einer Übersetzung des Usher-Gedichtes. Ich habe zwar einige Poe-Ausgaben im Keller, aber ich finde meine Version der Schulzeit nicht mehr. „Im schönsten aller Täler …“
Ich habe immer wieder nach einer Gesamtausgabe von Poe gesucht und mir billige Versionen zusammengekauft. Der Insel-Verlag hat meines Erachtens die beste Ausgabe in vier Bänden herausgebracht. Allerdings kostet der Spaß 200 Euro. In einer schwachen Minute werde ich sie mir bei Amazon bestellen. Oder kennt jemand ein kostenloses PDF auf Deutsch? Ich würde gerne meinen Sony Reader befüttern und Poe am digitalen Lesegerät genießen. Die englische Werkausgabe ist im Web, die deutsche suche ich noch.
Vor kurzem musste ich beruflich nach Paris zu einer Veranstaltung von Adobe. Da ich es gelernt habe, in Städten wie London oder Paris lieber etwas früher zum Flughafen zu fahren, tat ich dies hier ebenso und musste dann warten, weil der Flieger Verspätung hatte. Kennen Sie den Flughafen Charles de Gaulles? Ich kannte ihn nicht und wie Schuppen fiel es mir von den Augen als ich die Rollbänder dort erblickte. Sie verbinden die einzelnen Ebenen der Terminals. Ich erkannte ein altes Schallplattencover wieder: „I Robot“ von Alan Parsons Project. Die Platte stammt aus dem Jahr 1977 und das Cover wurde wohl inspiriert durch Charles de Gaulles. Die frühen APP-Alben waren Konzeptalben und der Titel des Albums ist der Titel einer Kurzgeschichtensammlung von Isaac Asimovs. Eric Woolfson bezeichnete dieses Album als „A view of tomorrow through the eyes of today“ („Einen Blick auf morgen durch die Augen von heute“). Das Cover hat sicherlich dazu seinen Beitrag geleistet. „I Robot“ war persönlich mein zweites APP-Album. Mein erstes war „Tales of Mystery and Imagination“. Es ist der Klassiker schlechthin und gehört in jede Sammlung. Es ist eine Vertonung von Geschichten von Edgar Allan Poe. Mein Schulfreund Michael hat mich damals zu dieser Platte gebracht, die er aus der Plattensammlung seines Vaters ausgeliehen hat (danke Michael). Michael hat sich vor Jahren umgebracht, doch er ist mir immer präsent, wenn ich dieses geniale Album höre. Jahrzehnte später schließt sich der Kreis mit meinem Besuch von Charles de Gaulles.
Da ich einige Zeit beruflich unterwegs war, konnte ich den Tod von Richard Wright, Keyboarder von Pink Floyd, jetzt erst verarbeiten. Mit 65 Jahren verstarb er vor kurzem an Krebs. Schlimme Sache. Jetzt ist es auf jeden Fall klar: Es wird keine Reunion der ehemaligen Supergruppe geben. Das Konzert zu Live 8 der Moderne wird der letzte gemeinsame Auftritt der Band gewesen sein. Die Streithälse Waters und Gilmour gehen ihre getrennten Wege. Dave Manson wird weiter Autorennen fahren und Syd Barett ist sowieso schon bei Lucy in the Sky with Diamonds (LSD). Ich habe mir soeben nochmals den Live-Aid-Auftritt bei YouTube heruntergeladen, das letzte Zeugnis der gemeinsamen Band. Meine erste Floyd-Platte war wohl „Dark Side“, damals noch auf LP. Diese hat mir ein Schulfreund dringend ans Herz gelegt, der vor Jahren an Drogen verstarb (danke Roland). Seitdem ich „Time“ oder „Money“ gehört habe, war ich ein Floyd-Fan. Dazu kam, dass der Toningenieur dieser Scheibe Alan Parsons war und als erklärter Anhänger von Alan Parsons Project achtete ich besonders darauf. Zu Alan Parsons Project aber zu einer anderen Zeit mehr. Ich kaufte Zug um Zug das gesamte Oeuvreder britischen Band. In dem Zentralorgan der deutschen Jugend, Bravo, las ich von der Show „The Wall“, aber meine Eltern erlaubten es mir nicht, als damals Jugendlicher in die Dortmunder Westfalenhalle zu pilgern und mir die Show anzusehen. Noch heute warte ich auf einen Videomitschnitt der Show. Die CDs zur Tour wurden Jahre später veröffentlicht unter dem Titel „Is there anybody out there?“. Rick Wirght war damals nur noch bezahlter Gastmusiker bei Floyd, weil er mit dem Ego Roger Waters nicht klar kam. Ich schaute mir die Filme zu Pink Floyd an, klar „The Wall“ von Alan Parker, „In Pompeji “ und ich habe sogar noch Originalplakate von „Zabriskie Point“ und „ Crystal Voyager “, dem Surferfilm. Noch heute läuft mir ein Schauern über den Rücken, wenn ich „Wish you where here“ oder „Animals“ höre. Im Moment höre ich gerade die Stereo-Abmischung von „Piper at the Gates …“ Wenn ich im Selbstmitleid versinken möchte, ist natürlich „Final Cut“ die richtige Medizin. Das war meine letzte offizielle Floyd-Scheibe, immer noch mit Rick Wright als Gastmusiker. Die Reunion ohne Waters habe ich nur noch am Rande verfolgt, obwohl ich zugeben muss, dass „Pulse“ eine prima Show hat. Ich habe die fliegenden Betten von „Momentary Laps“ auf der Tour im Olympia-Stadion in München gesehen, aber es waren nicht mehr die selben Pink Floyd meiner Jugend. Erschreckend war der Auftritt der alten Männer bei Live 8, die Musik war cool, die Typen einfach alt. Hier konnte man sich früher hinter der Lightshow verstecken. Na ja, der Auftritt ist Geschichte und Pink Floyd für mich auch. Danke Richard für deine Musik, deine Inspiration und dein Schaffen.