Computerwelt war das achte Album von Kraftwerk und es ist aktueller denn je. Dabei spreche ich gar nicht von dem musikalischen Einfluss, den dieses Album auf die Musikgeschichte hatte. Obwohl es im Mai 1981 auf den Markt kam, sind die Texte noch immer aktuell. Zwar haben wir keine Rasterfahndung nach der RAF mehr, aber die digitale Überwachung durch Konzerne und Staaten ist dramatisch geworden. Ich denke, Edward Snowden hat seine Freunde mit Computerwelt, das ja auch auf Englisch, Französisch und Japanisch erschienen ist, wobei ich letztere Version noch nie gehört habe.
Im Oktober 2020 wurde Computerwelt in der musikalischen Fassung von 2009 neu in farbigem Vinyl aufgelegt und als Fan musste ich mir das Album aus den Kling-Klang-Studios natürlich kaufen. Die Musik ist rund vierzig Jahre alt, aber wer Nummern hört, dem zuckt das Tanzbein. Ich erinnerte mich auch sofort an einen Live-Auftritt von Kraftwerk in der Lichtburg in Essen, als mich die Zahlen hinweggefegt haben. Taschenrechner war nett, aber mit Heimcomputer traf die Band meinen Nerv. Ich spielte ein paar Jahren später mit meinem ZX81 und Commodore C64 herum und machte meine ersten Schritte in eine digitale Werk. Was war Kraftwerk doch für eine wegweisende Kapelle gewesen.
Als Retrogamer musste ich ihn freilich haben: Den TheC64 Mini, den Hardware-Emulator, der meinen Heimcomputer samt 64 Spiele simulierte. Natürlich habe ich noch den Originalbrotkasten, aber ich wollte die Mini-Variante auch in meine heimische Gamerecke stellen.
Aber zurück zu Beginn: Nachdem ich den ZX81 von Sinclair persönlich ausgereizt hatte, wollte ich größer in die Computerszene einsteigen. Ich kaute meinen Eltern 1983 ein Ohr ab, dass ich unbedingt einen Commodore C64 haben musste. 1500 Mark waren für meine Eltern ein stolzer Preis. Es war ein langer Kampf und irgendwann hatte ich ihn bekommen – Danke Mama und Papa. Unendliche 64 Kilobyte RAM – was lässt sich damit alles machen? Ich programmierte und ich spielte Tag und Nacht mit der Maschine. Im Vergleich zu meinen Atari 2600 waren Bild und Ton der C64-Spiele eine Revolution. Als Datensicherung hatte ich die legendäre Datasette, weil meinen Eltern das Floppy-Laufwerk zu teuer war. Der Heimcomputer, wie der C64 damals hieß, eroberte mein Herz und war mein richtiger Einsteg in das frühe Silikonzeitalter. Und in diesem Jahr wird der C64 35 Jahre alt. Das Ding veränderte mein Leben und das Leben meiner Mitschülerinnen und Mitschüler. Hier das Unboxing:
Und als der C64mini als Retrokonsole angekündigt wurde, wollte– nein musste – ich einen haben. Natürlich gibt es billigere Hardware-Emulatoren zu Hauf, aber ich wollte ein einfaches Gerät, dass ich via HDMI an die Flatscreen-Glotze anschließen konnte. Im April 2018 wurde mein C64mini für rund 80 Euro geliefert.
Im Grunde ist der ein Fake, obwohl eine voll lizensierte Miniaturversion ist. Er ist etwa halb so groß wie der Originalbrotkasten, aber die Tastatur und die Funktionstasten sind Fake. Er hat einen USB-Stromanschluss, wobei der Stecker wie immer bei solchen Geräten nicht mitgeliefert wurde. Die Retro-Konsole verfügt über einen HDMI-Anschluss für die Glotze (Kabel ist dabei) mit 720p und hat zwei USB-Schnittstellen. Hier lassen sich der mitglieferte Joystick anschließen oder eine USB-Tastatur, um mit den 64 KiloByte Basic-Spaß zu haben. Über einen USB-Stick soll auch die Firmware des Geräts aktualisiert werden können. Das ganze Teil ist aus Plastik und der Minibrotkasten war ein Hingucker neben den anderen Neuauflagen Retro-Konsolen wie SNES oder Super NES
64 Spiele für den C64mini
Das System umfasst 64 Spiele – klar ist ja auch der C64mini. Ich brauche keine Datasette mehr, um die Spiele zu laden oder die Spielstände abzuspeichern. Und folgende Spieleklassiker sind enthalten: AlleyKat, Anarchy, Armalyte: Competition Edition, Avenger, Battle Valley, Bounder, California Games, Chip’s Challenge, Confuzion, Cosmic Causeway: Trailblazer II, Creatures, Cyberdyne Warrior, Cybernoid II: The Revenge, Cybernoid: The Fighting Machine, Deflektor, Everyone’s A Wally, Firelord, Gribbly’s Day Out, Hawkeye, Heartland, Herobotix, Highway Encounter, Hunter’s Moon, Hysteria, Impossible Mission, Impossible Mission II, Insects In Space, Mega-Apocalypse, Mission A.D, Monty Mole, Monty on the Run, Nebulus, Netherworld, Nobby the Aardvark, Nodes Of Yesod, Paradroid, Pitstop II, Rana Rama, Robin Of The Wood, Rubicon, Skate Crazy, Skool Daze, Slayer, Snare, Speedball, Speedball II:Brutal Deluxe, Spindizzy, Star Paws, Steel, Stormlord, Street Sports Baseball, Summer Games II, Super Cycle, Temple of Apshai Trilogy, The Arc Of Yesod, Thing Bounces Back, Thing on a Spring, Trailblazer, Uchi Mata, Uridium, Who Dares Wins II, Winter Games, World Games, Zynaps.
Ich hätte gerne noch Fort Apocalypse gehabt und hoffe bei einem Firmware-Update darauf. Aber 64 Spiele sollten erst einmal ausreichen für einen Tripp in die Vergangenheit. Am Wochenende beginnen meine Retro-Spiele.
Joystick für den C64mini ist eine Krankheit
Das Anschließen an die Glotze klappt einwandfrei, der wunderbare Sound meiner Jugend ertönt und auch die Bedienung ist flüssig. Ja wäre da nicht der mitgelieferte Joystick. Es ist der Nachbau eines der legendären C64-Joysticks. Ich hatte diesen früher nicht im Einsatz, sondern schloss damals meinen Atari-Joystick an. Der mit dem TheC64 Mini mitgelieferte USB-Stick ist Müll. Er ist schwammig und unpräzise.
So macht das Zocken der alten Spiele keinen Spaß. Nach mehreren gescheiteren Spielversuchen war mir die Lust vergangenen. Das Drecksding setzt meine Spielbewegungen nicht exakt um und dann hei0t es doch sehr schnell: Game Over Irgendwo liegt im Keller noch ein Competition Pro herum. Der wird jetzt herausgesucht und angeschlossen – dann klappt es auch mit den Spielen. Mein Rat als alter Retrogamer: Finger weg von dem beiliegenden Joystick und nehmt einen anderen.
Was brachte mich ins digitale Zeitalter? Ich wurde angefixt durch Videospiele oder Telespiele, wie ich sie damals nannte. In den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts machte ich als Jugendlicher mit meinen Eltern Urlaub am Gardasee in Italien. Mich interessierte weniger Pizza oder Kultur, mich interessierte ein faszinierender, fast magischer Ort – eine Spielhölle. Spielhölle – so nannten meine Eltern zumindest diese kleine Spelunke in einer Seitenstraße, die mit allerlei Arkadeautomaten vollgestopft war. In Italien durfte ich anders als in Deutschland diesen magischen Ort betreten und an Videospielautomaten zocken. Während meine Eltern sich der Kultur hingaben, gab ich einer neuen Spielkultur hin, die ich bis dato nicht kannte. Videospiele
Ich bin ein Retrogamer – das ist eine meiner Leidenschaften.
Die Automaten wurden mit Lire (die damalige Währungseinheit in Italien) gefüttert und ich versank in der 8 Bit-Welt. Diese Spielhöllen hatten einen bestimmten Sound und heute bin ich noch immer von diesem Sound fasziniert.
Wieder in Deutschland angekommen, stellte ich fest, dass das Spielen von Videogames an Automaten sehr teuer war. 1 Mark – da bekam ich in Italien fünf Spiele à 200 Lire dafür. Eine Arkademaschine stand bei uns im Kaufhaus X in Fürstenfeldbruck in der Spielwarenabteilung: Asteroids – ein dreieckiges Rauschiff musste sich gegen den Ansturm von digitalen Felsbrocken erwehren – und das alles in Schwarzweiß. Es war das leidenschaftliche Zentrum unserer Jugend. Meine Kumpels kamen zusammen und wir verzockten unser Taschengeld. Außerdem stellten wir fest, dass Münzen aus Griechenland, die Drachme, ein ähnliches Gewicht wie die D-Mark hatte, aber nur einen Bruchteil des Wertes der D-Mark hatte. Also tauschten wir bei allen griechischen Gastarbeiter in unserem Ort D-Mark gegen Drachme und konnten zu günstigem Kurs Asteroids zocken. Erwischt wurden wir nie.
Eines Tages waren meine Eltern beim Einkaufen und ich lümmelte mich auf dem Familiensofa herum. Aufgeregt rief mich meine Mutter über ein Münztelefon an – das war das Zeitalter lange vor Handy und Smartphone. In einem Einkaufszentrum hätte sie ein Telespiel entdeckt, das im Preis gesenkt war. Sie wüsste nicht genau, ob ich es wollte und ich sollte vorbeikommen. Also schnappte ich mein Fahrrad und radelte wie ein Besessener zu einem Café, wo meine Eltern auf mich warteten. Gemeinsam besichtigten wir das Telespiel.
Ich hatte Angst, dass es so eine simple Art von Videospiel war, das ein paar Spiele im Speicher hatte. Aber nein, meine Eltern führten mich zu dem Klassiker schlechthin – sie führten mich zum Atari 2600.
Ich verliebte mich in das schwarze Plastikdesign mit Holzimitat. So wurde das Atari 2600 meine erste Gameskonsole. Über den Antennenstecker schloss ich das Atari 2600 an meinen Schwarzweiß-Fernseher an, den ich im Kinderzimmer stehen hatte. Diesen Fernseher hatte mir meine Großmutter zu Weihnachten gekauft – Farbe war damals zu teuer. Und aus meinen Kinderzimmer wurde eine Spielhölle. Die Spiele waren auf Cartridge gespeichert, eine Art Steckmodul. Diese wurden in das Atari 2600 gesteckt, dann Neustart und dann zocken. Auf den Cartridges waren bunte Bildchen, die einen Spielspaß versprachen.
Und es sage noch einer, dass Videospiele einsam machen. Wir spielten, wenn es möglich war, immer in Gruppen. Freunde kamen zu mir und im Laufe der Zeit bekamen diese Freunde von ihren Eltern auch ein Atari 2600 und wir zogen dann um. Bei einem Kumpel durften wir sein Atari 2600 sogar an den Grundig-Farbfernseher im elterlichen Wohnzimmer anschließen – ein Antennenumschalter machte es möglich. Die 16 Grundfarben des Gerätes hauten mich vom Hocker und der 8 Bit-Sound aus den TV-Boxen zogen mich in die digitale Welt. Hammer.
Atari 2600 als Darth Vader-Edition in meinem Arbeitszimmer.
Jeder von uns hatte seine Lieblingsspiele. Ich hatte zwei: Es handelte sich um Defender und später dann um Empire strikes back. Beide Spiele hatten das gleiche Prinzip. Ballern bis der Finger wehtat.
Heute, fast 35 Jahre später bin ich meiner alten Leidenschaft wieder erlegen. Trotz Next-Gen Konsolen wie Playstation 4 kaufte ich mit meinem Sohn ein altes Atari 2600 mit ein paar Spielen. Ich beobachte meinen Sohn beim Spielen – er hat die gleiche Leidenschaft wie ich in seinem Alter. Und was mich besonders freute, trotz grottiger Grafik und Sound des Atari 2600 verglichen mit der Playstation 4 hat mein Sohn das Retro-Spielprinzip verstanden und akzeptiert. So zocken wir an einem alten Röhrenfernseher, den ich bei meinen Eltern im Keller gefunden habe. Wir spielten zunächst Pac Man und im Laufe der Zeit kaufte ich die alten Cartridges nach. Auch Defender war dabei und meine alte Leidenschaft war wieder voll entbrannt.
In einem Laden entdeckte ich die Darth Vader-Edition des Atari 2600. Sie hieß so, weil sie ganz in Schwarz war. Gesehen, probiert und gekauft. Also nun steht dieser Klassiker im Arbeitszimmer und es darf gerne gezockt werden. Mein zweites Lieblingsspiel Empire strikes back war selten, aber ich machte ein gutes Geschäft und erwarb die Cartridge von Parker. Der Kampf Luke Skywalker gegen die ATAT auf Hooth – was gab es damals cooleres? Nichts! Das Spiel war der Hammer und heute erklären mir Erwachsene Spieletipps zu diesem Klassiker, ist das nicht stark? Ich hatte ein Foto bei Instagram gepostet und der Zuspruch war enorm. Leidenschaft pur.
Empire als Zifferblatt auf meiner Apple Watch.
Auf ZDFinfo kam im linearen Fernsehen ein Themenabend über Videogames, den ich mir zusammen mit meinen Kindern anschaute. Sie interessieren sich sehr für die Spiele meiner Jugend. Dort kam auch ein Spiel vor, dass eine tiefe Wunde in mein Spielerdasein riss. ET – der Außerirdische auf dem Atari 2600, basierend auf den Filmklassiker von Steven Spielberg. Meine Eltern wollten mir die Cartridge von ET damals zu Weihnachten nicht kaufen. Sie hatten schon etwas anders besorgt – einen schönen Pullover (OMG). Ich konnte ET nur bei Kumpels spielen. Und was soll ich sagen: Das Spiel war hundsmiserabel. ET fiel in Löcher und kam wieder heraus – das war es dann. Wir waren alle damals enttäuscht. Das Spiel war Müll und Atari hatte sich verzockt. Bei uns kamen auch langsam die ersten Home Computer und eine neue digitale Ära begann. Bei mir waren es der ZX81 und dann der Commodore 64. Atari hatte dem nichts entgegenzusetzen.
Atari verschrottete das ET-Spiel auf einer Deponie. Die Aktion wurde zum Mythos. Als Journalist dachte ich immer wieder daran, auf die Deponie zu fahren und den ET-Schatz zu heben. Andere Leute hatten wohl auch diesen Traum und vor ein paar Jahren wurden die Tausenden Cartridges des ET-Spiels wieder von der Mülldeponie ausgegraben und als schlechtestes Videospiel aller Zeiten verkauft. Ich habe mir auch endlich meine Version von ET gekauft und was muss ich sagen. Nach all den Jahren ist das ET-Spiel für das Atari 2600 nicht besser geworden. Es war damals Müll und es ist heute noch Müll. Aber mein Atari 2600 liebe ich noch immer.
Leidenschaft bei den IronBloggern München
Leidenschaften hab ich viele, ganz viele: Musik, Film, Kochen, Foto und vieles mehr. Dieser Blogpost ging über die Leidenschaft Atari 2600. Die IronBlogger München, eine Vereinigung von Bloggern, haben eine Blogparade zum Thema Leidenschaft ausgerufen und dies ist der erste Beitrag dieser Parade. Jeden Tag im April wird ein IronBlogger einen Blog über Leidenschaft erstellen – viel Spaß beim Lesen. Morgen ist Alexander an der Reihe in seinem Blog. Ich bin gespannt.
„Weißt du, was der Unterschied zwischen dem Reisen heute und dem früher ist?“ – „Der Unterschied ist: Früher warst du echt weg.“ – dies sind für mich die wichtigsten Sätze des Romans Extraleben 3. Diese Roman-Reihe ist genau die Reihe für mich und gerade höre ich verzückt, dass am 16. Dezember der nächste Teil IV von Extraleben erscheinen wird. Freilich bin ich wieder mit dabei.
Ein klares Hoch auf Extraleben Band 3.
Extraleben handeln von Menschen, die in den 80er Jahren des vergangenen Jahrtausends mit IT sozialisiert wurden. Leute wie ich eben, die auf dem ZX81 begonnen hatten, dann auf den C64 umstiegen und beim Atari 520 ST landeten. Es ist für Leute wie mich, die als Jugendliche in eine digitale Welt abgerutscht und in dieser versunken sind. Es ist für Leute wie mich, die sich trotz Playstation 4 und Next Gen-Konsolen noch für Retro-Gaming begeistern können, die eine Arcade-Maschine als höchstes Glück bezeichnen und stundenlang schräge 8 Bit Musik lauschen können.
Also Jungvolk, lasst die Finger weg von den Büchern von Constantin Gillies, es ist nichts für euch. Ihr werdet diesen Humor, den Witz und die Anspielungen nicht verstehen. Ihr werdet es nicht verstehen, was damals passiert ist und ihr werdet euch von den Zeilen von Constantin Gillies kopfschüttelnd abwenden.
Ja, die Bücher Extraleben sind alte Sack Bücher und daher liebe ich sie so. Es war so wie bei dem Kinofilm Pixels. Trotz enttäuschender Umsetzung mochte ich die alten Videospiele.
Pixels war zwar kein toller Film, hatte aber ein paar gute Retro-Lacher.
2008 lernte ich auf einer Tagung Enno Coners vom CSW-Verlag kennen und er sprach mit mir über den Roman Extraleben, den er soeben veröffentlich hatte. Ich war Feuer und Flamme – ein Roman über die Generation C64 sollte es werden und wurde es. Die Story um zwei Geeks war humorvoll erzählt, voller Insider-Witze und immer wenn ich Bücher an einen gewissen Personenkreis verschenke, dann sind die Romane aus dem Extraleben-Universum darunter. Den ersten Band von Extraleben habe ich hier besprochen, den zweiten Band Der Bug wurde hier besprochen und wie geschrieben, ich freue mich wahnsinnig auf den vierten Band von Extraleben mit dem Namen Retroland. Das wird meine Lektüre unter dem Christbaum sein.
Vielleicht gewinne ich den Autor Constantin Gillies für eine Lesung bei uns in München. Im Werk 1 veranstaltet der Verein Video Spiel Kultur immer wieder Retro-Abende, da treffen sich gleichgesinnte alte Säcke.