Posts Tagged ‘ZX 81’

Alles Gute zum Geburtstag: 30 Ausgaben Retro Magazin

10. April 2014

lisa

Jeden Tag gehe ich an meiner Lisa vorbei und streiche behutsam über ihre Kurven. Ich liebe ihre Kurven. Ja, ich mag sie und meine Frau hat in diesem Fall nichts dagegen, obwohl sie nicht Lisa heißt.

Ja ich mag Lisa und meine alten Rechner. Ich bin ein bekennender Retro-Computerfan. Aber ich habe mich gebessert, ich kaufe nur noch ab und zu eine alte Kiste – neulich hätte ich beinahe einen Next Cube gekauft. Aber aus Platzgründen werden solche Investitionen erst einmal verschoben.

Da greife ich lieber zu Retro-Magazinen, in denen Gleichgesinnte über die alten Rechenknechte schreiben. Als Journalist bin ich mit IT vertraut und nutze neue Geräte zum Arbeiten. Ich arbeite mit der neuesten Technik, erinnere mich aber gerne an die alten Zeiten, wie es bei mir begann: C64, ZX 81, Atari 2600 und eben meine Lisa.

Cover-Retro30

Immer wieder nehme ich die Retro-Zeitschriften zur Entspannung in die Hand. Ich bin Leser des Retro Gamers aus dem Heise-Verlag und des Retro Magazins aus dem CSW-Verlag. Soeben ist die 30. Ausgabe des Retro Magazins erschienen und ich freue mich auf die Lektüre. Ich wünsche schon mal hier in aller Form: Alles Gute zur 30. Ausgabe.

In einer Zeit, in der Zeitschriften immer unwichtiger werden und die Auflagenzahlen in den Keller gehen, kann sich seit vielen Jahren ein Magazin gegen den Trend der Zeit behaupten: Von Retro aus dem schwäbischen CSW-Verlag gibt es Positives zu berichten: Das größte, deutschsprachige Magazin für Retro- und Computerspiele-Kultur ist seit 2005 erfolgreich am Markt, die Auflagenzahlen verzeichnen gegen den Branchentrend feste Zuwächse. „Die Mischung aus Emotionen durch Spielklassiker, kombiniert mit der Faszination für aktuelle Computerspiele kommt bei den Lesern sehr gut an“, so Herausgeber Enno Coners. Ich kenne noch Coners aus alten Tagen und er ist Herausgeber der Klassikerreihe um Extraleben, Aus diesem Grund schaut Retro nicht nur in eine rosige Zukunft, sondern hat diese Tage einen besonderes Jubiläum zu feiern: 30 Ausgaben Retro.

Das Hauptthema der 30. Retro-Ausgabe nennt sich „OSTZILLATION – Computer im Osten“. Auf rund 100 Seiten werden Themen wie die Entwicklung des ostdeutschen Spielautomaten Poly-Play, Apple-II Klone aus Bulgarien oder 30 Jahre „Tetris“- Mathematik behandelt. Des Weiteren verrät das Jubiläumsheft, wie man einen Mini- Arcadeautomaten selbst baut, lässt die Geschichte des Rollenspiel-Klassikers „Ultima“ Revue passieren und widmet sich dem Computer Sinclair QL.

Je mehr ich lese, desto mehr überlege ich, wo ich eigentlich mehr Platz her bekomme? Es gäbe da noch so ein paar alte Rechner …

 

Buchtipp: Die Commodore Story von Christian Zahn, Rainer Benda & Enno Coners

3. Dezember 2012
Links die Neuauflage, rechts die alte Ausgabe der Commodore Story

Links die Neuauflage, rechts die alte Ausgabe der Commodore Story

Mit dem ZX 81 und den legendären Brotkasten begann für mich Mitte der achtziger Jahres des vorherigen Jahrhunderts mein digitales Zeitalter. Vorher hatte ich eine Atari 2600-Konsole, aber mit den ersten Home Computern bekam ich Einblick in eine neue Welt. Für meinen Commodore C 64 hatte ich eine Datasette, das wichtigste Programm war Turbo Tape 64 und später kam der Commodore Plotter dazu. Zum Kauf des Diskettenlaufwerks konnte ich meine Eltern nie überreden, aber sie ermöglichten mir den Eintritt in das digitale Zeitalter und dafür bin ich ihnen sehr, sehr dankbar.

Rechner kamen und gingen, aber der C 64 blieb immer mir im Gedächtnis. Es interessierte mich die Geschichte dieser IT-Pioniere, vor allem weil ein späterer Bekannter bei Commodore arbeitete. Daher lese ich derzeit das wunderbare Buch Die Commodore-Story. Das Buch aus dem Hause CSW-Verlag ist vor kurzem in einer zweiten Auflage erschienen, die überarbeitet wurde. Nachdem ich schon die erste Auflage verschlungen hatte, empfehle ich dennoch ausdrücklich die bessere, zweite Auflage. Der Text wurde vom Autorentrio Christian Zahn, Rainer Benda und Enno Coners geglättet, aber vor allem wurden zahlreiche Fotos und Abbildungen eingefügt. Es macht eben nicht nur Spaß über Retro-Computer zu lesen, sondern auch durch die Bilder in der Vergangenheit zu schwelgen. Als ehemaliger Textchef von verschiedenen IT-Zeitungen wäre ich allerdings noch einmal über die Texte gegangen, die sich manches Mal wie Ausschnitte aus Mailinglisten lesen. Vielleicht in der dritten Auflage ein wenig mehr lektorieren.

Was ich aber lese, erinnert mich an meine Jugend. Die Geschichte von Commodore ist die Geschichte von Jack Tramiel (13. Dezember 1928 – 8. April 2012). Er war ein regelrechtes Schlitzohr, schlug sich wacker an der Spitze der jungen IT-Welt. Dem kometenhaften Aufstieg von Tramiels Commodore folgte der jähe Absturz. Commodore wurde von Investor zu Investor weitergereicht, aber der Erfolg war dahin. Das Buch zeichnet eine spannende Episode der IT-Geschichte nach. Viele nette Episoden rund um den Kultcomputer prägen Die Commodore-Story. Für mich ist es ein lesenswerter Retro-Spaß für die Generation C64 und ich weiß schon, wer es zu Weihnachten bekommt.

Retro Gamer für alte Videospieler

29. August 2012

Als Freund von Retro Computern möchte ich heute die neue deutsche Ausgabe des Magazins Retro Gamer vorstellen. Das Magazin erschien vor kurzem in einem Unterverlag von Heise und wurde von einem alten Kollegen von mir verantwortet: Wolfgang Koser. Ein ehemaliger Grafiker-Kollege von mir, der großartige Clemens Strimmer, hat dieses Heft layoutet. Wer alte Computer oder Videospiele mag, der kommt beim Lesen voll auf seine Kosten. Trotz alter Materie bietet dieses Magazin viel neues. So hat die Redaktion ehemalige Spiele-Entwickler von damals aufgetrieben und interviewt. Zudem gibt es einen neuen Überblick über zahlreiche Maschinen, die bei dem ein oder anderen von uns im Kinderzimmer standen. Mit dabei sind unter anderem: Atari 7800, MXM, PSX, mein Liebling Apple III sowie ColocoVision. Ich hätte mir mehr Ausführungen über den ZX81 und den C64 sowie Atari 2600 erwartet, aber die standen wohl nicht auf dem Plan der Redaktion. Und natürlich geht es in dem Heft um Spiele. Es geht um Lara, es geht um Mario, wir erfahren endlich wie Asteroids entstanden ist und kleine und große Games von damals.

Die Macher um Wolfgang Koser bewiesen sehr viel Humor bei der Produktion dieses Magazins: Obwohl das Magazin 258 Seiten umfasst, ist auf dem Cover ganz groß 256 zu lesen. So ein Humor gefällt mir mir bei einem Retro Magazin. Und ich musste grinsen, als ich ganz entgegen der klassischen Heftverkaufe ein Alt statt einem Neu auf dem Titelbild erspähte – das wurde vom englischen Original übernommen.

Inzwischen scheint der Retro-Markt auch für größere Verlage interessant zu sein. Atari, bzw. deren Rechtsnachfolger machen schönes Geld mit der Veröffentlichung von alten Spielen. Und auch auf der Games Com  in Köln waren die Retro-Liebhaber wieder anzutreffen. Also warum nicht die Zeit für den Retro Gamer auf Deutsch. Mit 12,80 Euro bin ich dabei, klaro.

 

Buchkritik: Der Bug von Constantin Gillies

7. Juni 2010

Selten habe ich mich auf eine Buchfortsetzung so gefreut, wie in diesem Fall. „Der Bug“ von Constantin Gillies. Vorsicht Suchtgefahr müsste eigentlich auf dem Cover als Warnung kleben – allerdings Suchtgefahr nur für Leute, die in den achtziger Jahren der Sucht des C 64 und Co erlegen sind. Für uns, die die Einführung des digitalen Zeitalters im Kinderzimmer mit unseren ZX 81, Atari 2600 oder dem Volkscomputer Commodore 64 erlebt haben – eben für uns ist dieses Buch geschrieben, die Nostalgiker der IT. Freunde, dieses Buch ist Pflichtliteratur, genauso wie das Erstlingswerk von Gillies „Extraleben“. Eine Kritik zu Extraleben gibt es übrigens hier im Blog.

Die Story ist eigentlich Nebensache und dient nur dazu, Geschichten und Anekdoten aus der digitalen Frühphase zu erzählen. Es ist eine Geschichte vom Erwachsenwerden, Freundschaft und Sehnsucht nach der aufregenden Computer-Pionierzeit. Dazu gibt es Erinnerungen und Zitate aus Werbeclips und Filmklassikern. Hier gibt es eine Leseprobe_DerBug–Kapitel000A-000D zum Lesen. Bestes Beispiel, bei dem ich richtig laut gelacht habe: „Dieses Schiff den Korsalflug in weniger als 12 Parsec gemacht“. Wer sich an dieses Zitat erinnert, darf weiterlesen und genießen. Erzählt wird im Stile von Holmes und Watson. Der Ich-Erzähler stellt die blöden Fragen und der Geek gibt die Antworten. Was bei Conan Doyle funktioniert hat, klappt bei Gillies auch – so schwer ist das literarische Stilmittel nicht.

Danke an Constantin Gillies und seinen Verleger Enno Coners vom CSW-Verlag für eine Erinnerung an meine Jugend in Form des Todespokes. Genau wie die Nerd-Helden im Buch diskutierten wir zu C64-Zeiten über den legendären Todespoke. Diese Eingabe von Zahlen sollte den Chip des C64 zerstören. Aber wir trauten uns nicht, den Code einzugeben, um unsere teuren von Mama und Papa erbettelten Rechner zu vernichten. Danke für die Aufklärung, dass es den Todespoke nicht gibt. Damit ist eine wichtige Frage meine Jugend geklärt.

Ich kann das Buch „Der Bug“ aus voller Überzeugung empfehlen. Alle Nerds aufgepasst. Kauft euch dieses Buch und schwelgt in Erinnerungen für ein paar Stunden und kehrt dann wieder hinter eure Kisten zurück – mit einem Lächeln im Gesicht. Ihr wisst jetzt, dass es den Todespoke nicht gegeben hat.

Ein extra Dankeschön an Enno Coners, dessen Presseinfos im Stile der alten Zeit daherkamen: Der Waschzettel war auf Zebrapapier und die CD lag in einer Diskettenverpackung. Alles war verpackt in Speicherfolie – köstlich. Das machte mir die Wahl nicht schwer, welches Buch ich aus dem Stapel der Rezensionen wählen sollte.

Der Bug ist das neue Buch von Constantin Gillies.

Der Bug ist das neue Buch von Constantin Gillies.

Buchkritik: Extraleben von Constantin Gillies

17. Februar 2010

Gerne bin ich ein Vertreter der typischen C 64-Generation. Ich bin mit dem Commodore C 64 aufgewachsen und habe meine ersten IT-Schritte mit diesem Heimcomputer gemacht. Erst später wurde aus dem HC ein PC. Ich war in der Schule und die Diskussion drehte sich um die Frage: VC 20 oder C 64? Bevor ich diese Frage für mich entschieden habe, kam erst mal der ZX 81 von Sinclair an die Reihe. Das Ding hatte eine Gummitastatur. Dann überzeugte ich meine Eltern und bekam einen C 64 mit Datasette, weil das Diskettenlaufwerk zu teuer war. Später kam noch ein 4-Farb-Plotter dazu durch einen seltenen Zufall. Wir waren als Bayern in Urlaub an der Nordsee-Küste und ein Computerladen hatte den Plotter mit 99 DM falsch ausgezeichnet. Das Ding kostete sonst mehrere hundert Mark. Ich musste meine Hauspostille, das 64er Magazin kaufen und meinen Papa die hochpreisigen Plotter-Anzeigen zeigen, dann griffen wir zu.
Der Rechner, Datasette und Plotter stehen heute im Keller, eingemottet in einen Karton. Heute greife ich vielmehr zu einem netten Buch aus dem Jahr 2008. Extraleben. Ich habe die Taschenbuchausgabe aus dem vorbildlichen CSW-Verlag an einem Wochenende verschlungen, immer wieder herzhaft gelacht, mich selbst erkannt, den Kopf geschüttelt, mich verflucht, mich geärgert und alles mit einem Grinsen im Gesicht. Ein Abenteuerroman für die „Generation Commodore 64“ heißt der Untertitel, also genau für mich. Autor Gilles spielt mit den Archetypen meiner Zeit. Und er ist ein guter Beobachter. Er stellt die Fragen, die ich mir einst auch gestellt habe. Darunter die brennende Frage meiner Zeit: „Gibt es wirklich einen E.T.-Friedhof?“ Ich Depp hatte mir auch das Spiel von Atari gekauft und es war der letzte Mist. Bis heute habe ich das Spiel nicht verstanden. So wie mir ging es auch anderen und es sprach sich rum: Das Spiel blieb wie Blei in den Regalen liegen und Atari bekam massive Probleme. Die Legende sagt, dass Tausende Kopien des Spiels irgendwo in den USA vergraben wurden. Diesen E.T.-Friedhof zu finden war eine Aufgabe in meiner IT-Jugend, ähnlich wie die Suche nach dem Heiligen Gral im Mittelalter.

Extraleben von Constantin Gillies

Und heute? Heute sind wir alte Säcke. Wir erzählen uns wie die beiden Akteure im Buch „Extraleben“ die Geschichten von früher in dem Bewusstsein, dass sich alle des Tatbestands bewusst sind, dass wir alle die Geschichten zum 1000x gehört haben. Das Buch ist für Fans von früher, für alle meine Freunde, die in den 80ern den Computer für sich entdeckt haben. Es ist ein Buch für alle, die Spaß an alten Geschichten haben, die den Charme eine Spielehalle erlegen sind und für die Asteroids und Defender Wahnsinnsspiele waren. Übrigens, auf der Website des Verlages, gibt es Leseproben als PDF und ein schönes Hörbuch mit einem Kapitel. Es liest Komponist Chris Huelsbeck.