Das Hambacher Fest von 1832 war weit mehr als nur eine politische Kundgebung – es war ein Fanal der Freiheit, ein Aufschrei nach Einheit und ein Mut machendes Signal für ein ganzes Volk. Auf dem Hambacher Schloss, hoch über den Weinbergen der Pfalz, versammelten sich rund 30.000 Menschen: Männer und Frauen, Studenten, Handwerker, Bauern. Sie alle einte der Traum von einem freien, geeinten Deutschland, in dem Zensur, Fürstenwillkür und Unterdrückung keinen Platz mehr haben sollten.

In meinem Urlaub besuchte ich die Südpfalz und als geschichtsinteressierter Mensch wollte ich unbedingt das Hambacher Schloss sehen und die Atmosphäre auf mich wirken lassen. Im obersten Stock gab es eine Ausstellung, die mich persönlich betrifft: Ein Thema ist die Presse- und Meinungsfreiheit.




Ein Neustadter Geschäftsmann lud am 18. April 1832 in der »Neuen Speyerer Zeitung« mit einer öffentlichen Einladung zu einem Verfassungsfest ein. Die Feier sollte am Jahrestag der bayerischen Verfassung von 1818, dem 26. Mai, auf dem Hambacher Schloss stattfinden. Solche Feste waren damals nicht ungewöhnlich und auch im Jahr zuvor hatte auf dem Schlossberg ein Verfassungsfest stattgefunden.

Eine Gruppe Pfälzer nahm dieses geplante Verfassungsfest zum Anlass, um eine eigene Veranstaltung zu organisieren. Der Journalist Philipp Jakob Siebenpfeiffer verfasste eine neue Einladung und verbreitete darin eine andere Botschaft. Die bestehende Verfassung sei kein Grund zum Feiern. Stattdessen wolle man ein Fest für die politischen Ziele feiern, die noch nicht erreicht wurden: ein Fest der Freiheit und nationalen Einheit. Demonstrativ luden die Organisatoren des Hambacher Festes für den 27. Mai 1832 – also einen Tag später – zu einer Versammlung auf das Hambacher Schloss ein.
Faszinierend war die Vorstellung der damaligen Zeit zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die schwarz-rot-goldenen Fahnen flatterten im Wind, Symbole eines neuen, selbstbewussten Geistes. In leidenschaftlichen Reden wurde von Grundrechten, Pressefreiheit und demokratischer Mitbestimmung gesprochen – Worte, die damals noch gefährlich, ja revolutionär waren. Doch in diesen Tagen im Mai 1832 lag ein Gefühl in der Luft, das stärker war als alle Verbote: Hoffnung. Hoffnung auf ein Deutschland, das seinen Bürgern Rechte statt Fesseln schenkt. Hoffnung auf eine Zukunft, in der Freiheit und Gleichheit keine Vision bleiben, sondern Wirklichkeit werden. In der Schule habe ich immer wieder vom Hambacher Fest gelesen und wollte nun das Gelände erleben, auf dem dieser Funke entzündet wurde.








Auf Basis der bekannten Lithographie „Der Zug zum Hambacher Schloss“ aus dem Jahre 1832 erstellte Adaption mit 400 Einzelfiguren. Das Playmobil-Diorama stammt von Bruno Peeters, privater Sammler und Customizer aus Boom, Belgien und ist auf dem Hamacher Schloss zu besichtigen. Als Playmobil-Fan eine wunderbare Idee in einer geschichtlichen Ausstellung.
Das Hambacher Fest war nicht das Ende, sondern der Beginn eines langen Weges. Viele Teilnehmer wurden verfolgt, Schriften verboten, Redner inhaftiert. Doch die Idee ließ sich nicht mehr ersticken. Der Geist von Hambach lebte weiter – in den Revolutionen von 1848, in den demokratischen Bewegungen der späteren Jahrhunderte, bis hinein in unser heutiges Verständnis von Freiheit und Bürgerrechten.
Im Dunkeln ist ein Exponat, das nicht fotografiert werden durfte. Die Deutschland-Fahne, die mit dem Hambacher Schloss verbunden ist, ist die schwarz-rot-goldene Trikolore, die heute unsere Bundesflagge ist. Beim Hambacher Fest 1832 hissten die Teilnehmer erstmals Fahnen in diesen Farben als Symbol für Freiheit, Einheit und Volkssouveränität. Die Farbwahl geht auf die Lützowsche Freikorps zurück, eine Freiwilligeneinheit aus den Befreiungskriegen gegen Napoleon (1813–1815). Ihre Uniformen waren schwarz mit roten Aufschlägen und goldenen Knöpfen – daraus entstand die Farbkombination, die später zur politischen Symbolik wurde.
Am Hambacher Schloss wehte damals also keine offizielle Staatsflagge, sondern ein Zeichen des Protests und der Hoffnung. Die schwarz-rot-goldene Fahne steht bis heute für die demokratischen Ideale des Hambacher Festes und gilt als Ursprung der deutschen Nationalfarben.

Herbert Lorenz (1916-2013) schuf die Plastik aus Aluminiumguss zum 150. Jahrestag des Hambacher Festes. Mit der Positionierung vieler Menschen um ein gemeinsames ideelles Ziel steht sie für das Hambacher Fest und die stete Verteidigung der Demokratie.
Die Überwachung nach dem Hambacher Fest – Nach dem Hambacher Fest verschärfte sich die politische Überwachung und die Unterdrückung der Presse noch einmal merklich. Im Juni 1832 wurden politische Vereine und öffentliche politische Reden verboten. Ein Jahr später entstand in Frankfurt die Bundeszentralbehörde zur staatsübergreifenden Verfolgung der Opposition und der angeblichen »revolutionären Umtriebe.« 1838 veröffentlichte die Behörde im »Schwarzen Buch« eine Liste aller unter Beobachtung stehenden Personen. Die Liste umfasste 1.867 Verdächtige – inklusive persönlicher Daten und dem Grund für ihre Beobachtung.
So bleibt das Hambacher Fest ein Ort der Erinnerung, aber auch der Mahnung: dass Freiheit nie selbstverständlich ist, sondern immer wieder neu errungen werden muss. Wer heute den Blick vom Hambacher Schloss über die Rheinebene schweifen lässt, spürt vielleicht noch etwas von jener Aufbruchsstimmung – das leise Echo der Stimmen von 1832, die bis heute sagen: Wir wollen Freiheit!







































































