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Digitalisierung: Museen der Gegenwart und Zukunft

22. Mai 2016

Ich sehe begeistert die ersten Ansätze von Museen der Zukunft. Mit virtuellen Führungen, Hologramm-Darstellungen oder 3D-Rekonstruktionen wird der Museumsbesuch zum Erlebnis für die Sinne. Als Kind besuchte ich gerne das Deutsche Museum in München und meine Familie sind auch Fördermitglied des Museums. Aber die Wissensvermittlung muss sich verändern und das wird mir zum heutigen Museumstag wieder bewusst. Warum können neue Techniken nicht dazu dienen, die Sammlungen aus den Archiven einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen?
Das Zauberwort dafür heißt 3D-Erfassung. Schon vor Jahren hatte ich diese Idee, aber aus Faulheit nicht umgesetzt. Ich beschäftigte mich eine Zeitlang mit 3D-Scan. Es wird Zeit, dass ich mich wieder ernsthaft damit auseinandersetze.
Eine 3D-Erfassung öffnet die Archive und Magazine und macht wertvolle Kulturgüter wie Skulpturen oder Gemälde als digitale Versionen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. So bleiben die Kulturschätze für kommende Generationen erhalten. Daher überrascht das folgende Umfrageergebnis nicht: 64 Prozent der Deutschen befürworten die 3D-Erfassung und digitale Bereitstellung von Kulturgütern. fröbus, Kölns ältester Medientechnik-Betrieb und Spezialist für 3D-Visualisierungen, fragt in einer Umfrage nach dem öffentlichen Interesse an einer digitalen Erfassung wertvoller Exponate und deren Nutzungsmöglichkeiten. Meine Kollegin Tanja Praske beschäftigt sich ausführlich mit dem Thema Museum im Web 2.0-Zeitalter.

Bestand digital konservieren
Wie schon Filmarchive und Bibliotheken stehen Museen in den kommenden Jahren vor der Aufgabe, ihren Bestand für nachfolgende Generationen nicht nur in analoger, sondern in digitaler Form zu konservieren. So hat die Europäische Kommission die Kultureinrichtungen dazu aufgerufen, verstärkte Anstrengungen zu unternehmen, Kulturgüter elektronisch zu erfassen und online bereitzustellen. Allerdings fehlt es an finanziellen Mitteln und Unterstützung, einheitlichen technischen Standards oder Richtlinien für diese Mammutaufgabe. Das öffentliche Interesse an digitalen Reproduktionen hingegen ist hoch. Dies zeigen die Ergebnisse einer von der Julius Fröbus GmbH in Auftrag gegebenen repräsentativen Befragung. Demnach sind 64 Prozent der Deutschen dafür, das Kulturschätze als 3D-Modell erfasst und digital öffentlich zugänglich gemacht werden.

3D-Scan einer Skulptur. Foto: fröbus

3D-Scan einer Skulptur. Foto: fröbus

Das Rund-um-die-Uhr-Museum ist immer noch ein Traum
Es klingt einfach zu verlockend: Nicht nur aktuelle Ausstellungen, sondern das gesamte Archiv oder Magazin könnte bei Interesse angeschaut werden, sogar außerhalb der Einrichtungen und jenseits der Öffnungszeiten – wie es in Zukunft etwa ansatzweise aussehen könnte, zeigt heute schon die Digitalsammlung des Frankfurter Städel Museums. Bislang kaum oder gar nicht ausgestellte Kulturschätze – etwa weniger bedeutende Werke einzelner Künstler – können so zumindest als digitale Reproduktion zugänglich gemacht werden. Durch die Nutzung einer digitalen Bestandsdokumentation lassen sich Prozesse in den Museen optimieren, Kosten bei Einlagerungen und Verleihungen sparen. Zudem könnten Ausstellungen leichter konzipiert werden, denn wertvolle und empfindliche Exponate müssten nicht zwingend auf Reisen geschickt werden – etwa um ein Gesamtwerk eines bedeutenden Künstlers zu zeigen. In der Tat fordern – laut der repräsentativen fröbus-Befragung – 89 Prozent der Deutschen einen freien Zugang zum Kulturerbe.
„Mit der 3D-Erfassung und Archivierung von Kulturgütern lässt sich die Grundlage dafür schaffen, um Museumsbestände – oder digitale Leihgaben von anderen Museen – in einem erweiterten Kontext erfahrbar zu machen“, sagt Ralf Meyer, Projektleiter CGI und Fotostudio bei fröbus. Und dafür sind webbasierte und benutzerfreundliche Schnittstellen für Besucher die Voraussetzung. Wohin hier die Reise zukünftig gehen kann, zeigt etwa das Museum Of Modern Art in New York mit seinen innovativen mobilen Apps fürs Museum und unterwegs. Aber auch das Rijksmuseum in Amsterdam setzt mit dem Rijksstudio ein kreatives Zeichen. Damit können Besucher während des Museumsaufenthalts oder online 200.000 Meisterwerke aus der Sammlung frei bearbeiten, speichern und sich anschließend etwa als hochauflösende Drucke nach Hause kommen lassen – oder die eigenen Design-Meisterwerke beim Rijksstudio-Wettbewerb einreichen.

3D-Museumsrundgänge im VR-Raum
Aber die Möglichkeiten des Einsatzes digitaler Reproduktionen gehen noch weiter. Denkbar sind etwa 3D-Museumsrundgänge im virtuellen Raum, von allen Seiten betrachtbare Hologramme oder berührbare 3D-Reproduktionen von sehr empfindlichen Kunstwerken, die neue Perspektiven erlauben. So würden spektakuläre Ausstellungen, die schon heute Massen an Besuchern anziehen – wie etwa „Hieronymus Bosch – Visionen eines Genies“ im Niederländischen Noordbrabants Museum oder „Monet und die Geburt des Impressionismus“ im Frankfurter Städel Museum mit Rekordbesucherzahlen – sich noch vielseitiger und intensiver erleben lassen.
Auch museumspädagogisch bieten sich neue Perspektiven: Digitale Exponate lassen sich zum Sprechen bringen und wecken die Neugier auf Kunst und Kultur schon bei den jüngsten Besuchern. Denkbar sind digital rekonstruierte Arbeitsschritte wichtiger Kunstwerke – Visualisierungen von der ersten Skizze bis zum fertigen Kunstwerk.

Konservierung des Kulturerbes
Der digitale Medienwandel öffnet nicht nur das Museum der Zukunft für neue Erlebnis- und Wissenswelten, sondern sichert gleichzeitig das kulturelle und ideelle Erbe einer Gesellschaft für künftige Generationen. Laut der fröbus-Umfrage sind 93 Prozent der Bundesbürger der Meinung, dass Kulturgüter, mindestens Reproduktionen, für die Zukunft erhalten bleiben müssen. Denn an den Exponaten nagt unwiderruflich der Zahn der Zeit durch Umwelteinflüsse wie insbesondere Licht, die das verwendete Material langsam aber unaufhaltsam beschädigen oder gar zerstören. Museen wappnen sich für die Zukunft mit digitalen Replikaten, indem sie farben- und formgetreue 3D-Visualisierungen der Exponate archivieren, um Originale wieder restaurieren oder rekonstruieren zu können.
„Die technischen Möglichkeiten zur Digitalisierung von Kulturgütern sind mittlerweile enorm“, sagt Frank Bayerl, Geschäftsführer bei fröbus. „Farb- und formengetreue digitale Abbilder von Exponaten lassen sich direkt in den Museen vornehmen. Selbst die Fachleute sind verblüfft, wie nah die digitalen Reproduktionen heute bereits an die Originale heranreichen. Als Spezialist für 3D-Visualisierungen und digitale Medienproduktionen war es uns wichtig mit einer Umfrage das öffentliche Interesse – vor allem für künftige Verwendungsmöglichkeiten – abzufragen.  Für uns entwickelt sich hier ein Markt mit Potential für die Zukunft.“