Posts Tagged ‘Komödie’

Der Partyschreck – Rückblick auf meine Matinee

12. Dezember 2025

Der Film „Der Partyschreck“ („The Party“) aus dem Jahr 1968 ist eine der berühmtesten Komödien mit Peter Sellers und gilt bis heute als Meisterstück des Slapstick-Humors und der Improvisationskunst. Ich besprach den Film in meiner Matinee im Scala Kino Fürstenfeldbruck. Die nächste Matinee am Sonntag, 21. Dezember ist der Weihnachtsklassiker Schöne Bescherung. Karten für das Event gibt es hier.

Unter der Regie von Blake Edwards, der bereits mit der „Pink Panther“-Reihe Comedygeschichte geschrieben hatte, entfaltet sich eine anarchische, episodenhafte Handlung, die weniger auf eine ausgefeilte Story als vielmehr auf situativen Witz, Timing und die Präsenz seines Hauptdarstellers setzt. Hier die Aufzeichnung meines Vortrags.

Im Mittelpunkt steht der indische Schauspieler Hrundi V. Bakshi, ein unbeholfener, aber gutmütiger Statist, der am Set einer großen Hollywoodproduktion ein Desaster nach dem anderen auslöst. Eigentlich sollte er daraufhin auf die berüchtigte schwarze Liste des Studios gesetzt werden. Durch ein bürokratisches Versehen landet sein Name jedoch nicht auf der Verbotsliste, sondern auf der Einladungsliste zu einer mondänen Party des Produzenten. Damit beginnt der eigentliche Kern des Films: eine Nacht voller Missgeschicke, chaotischer Verwicklungen und sozialer Fauxpas, die Bakshi unbeabsichtigt auslöst.

Die Party, die in einem luxuriösen Anwesen in den Hollywood Hills stattfindet, bildet die Bühne für eine lose Abfolge humoristischer Episoden. Bakshi versucht verzweifelt, sich in die glamouröse Gesellschaft einzufügen, doch seine Unbeholfenheit führt immer wieder zu Katastrophen: Er zerstört ein automatisiertes Bedienpult, löst mit seinem Schuh eine Wasserfontäne aus, missversteht kulturelle Codes der Dandys und Starlets oder gerät in Situationen, die die Absurdität der oberflächlichen Filmbranche entlarven. Viele Gags basieren auf leisen Gesten, Pausen und kleinen Reaktionen – ein Markenzeichen von Sellers, der den schüchternen, höflichen Bakshi mit viel empathischem Humor spielt.

Blake Edwards nutzt die Party als Mikrokosmos für Hollywoods Eitelkeiten und die gesellschaftlichen Kontraste der späten 1960er-Jahre. Die Satire bleibt dabei leichtfüßig, niemals bösartig, und steigert sich langsam zu einem immer größeren Chaos, das schließlich in einer wilden Schaumparty gipfelt. Besonders bemerkenswert ist die visuelle Komik: lange Einstellungen, sorgfältig komponierte Räume und die zunehmende Absurdität der Ereignisse machen den Film zu einer Art modernem Stummfilm, in dem Dialoge zwar vorkommen, aber die visuelle Erzählung dominiert.

„Der Partyschreck“ ist nicht nur wegen seines Slapsticks legendär, sondern auch wegen seiner Improvisationen. Große Teile des Films basieren auf spontanen Ideen von Sellers, dessen Spiel die Mischung aus Unschuld und komischer Katastrophe perfekt verkörpert. Der Film wirkt dadurch trotz seines Alters überraschend zeitlos und hat sich zu einem Kultklassiker entwickelt, der Komödien bis heute beeinflusst.

Insgesamt ist „Der Partyschreck“ eine elegante, chaotische und charmante Komödie, die weniger durch Handlung als durch Atmosphäre, Timing und die brillanten Einfälle ihrer Macher überzeugt. Der Film lädt dazu ein, sich einfach fallen zu lassen und dem unaufhaltsamen Strudel von Missgeschicken zuzusehen, den Hrundi V. Bakshi mit wunderbarer Naivität entfacht. Blake Edwards’ Regie zeigt große Präzision: Der Film ist wie ein choreografiertes Stück visueller Komik inszeniert. Die Kamera beobachtet ruhig, das Tempo steigert sich stetig, bis die Party völlig aus dem Ruder läuft – ein Paradebeispiel filmischer Timing-Kunst.

Aus heutiger Sicht ist die Darstellung eines Inders durch einen weißen Schauspieler im „Brownface“ jedoch klar problematisch. Zwar wird die Figur nicht boshaft verspottet, doch die kulturelle Aneignung und stereotype Anlage sind nicht mehr zeitgemäß. Der Film gilt deshalb als „komisches Meisterwerk“, das man heute nur mit kritischer Distanz genießen sollte.

Die nächste Matinee am Sonntag, 21. Dezember ist der Weihnachtsklassiker Schöne Bescherung. Karten für das Event gibt es hier.

Der Partyschreck am 9. November im Scala Fürstenfeldbruck

7. November 2025

Der Partyschreck von Blake Edwards mit Peter Sellers ist heute ein Kultklassiker – zugleich urkomisch und problematisch. Ich bespreche und zeige diesen wunderbaren Film am Sonntag in der komischen Matinee am Sonntag, 9. November im Scala Kino Fürstenfeldbruck. Karten gibt es hier.

Der Film besticht durch seinen zeitlosen Slapstick-Humor: eine fast handlungslose Abfolge perfekt getimter Missgeschicke, die in einem grandiosen Chaos kulminieren. Viele Gags – getragen von Mimik, Timing und Musik – funktionieren auch heute noch erstaunlich gut.

Peter Sellers liefert eine brillante, stark improvisierte Performance. Seine Figur Hrundi V. Bakshi ist ein liebenswerter, unbeholfener Außenseiter, den man trotz aller Tollpatschigkeit sympathisch findet. Schauspielerisch gehört die Rolle zu seinen besten Leistungen.

Blake Edwards’ Regie zeigt große Präzision: Der Film ist wie ein choreografiertes Stück visueller Komik inszeniert. Die Kamera beobachtet ruhig, das Tempo steigert sich stetig, bis die Party völlig aus dem Ruder läuft – ein Paradebeispiel filmischer Timing-Kunst.

ONE DER PARTYSCHRECK, „The Party“, am Montag (01.01.24) um 20:15 Uhr. Der Statist Hrundi V. Bakshi (Peter Sellers) und die Schauspielerin Michele Monet (Claudine Longet) amüsieren sich, während die piekfeine Hollywood-Party im Chaos untergeht. © NDR/Degeto, honorarfrei – Verwendung gemäß der AGB im engen inhaltlichen, redaktionellen Zusammenhang mit genannter Sendung bei Nennung „Bild: NDR/Degeto“ (S2). WDR Kommunikation/Redaktion Bild, Köln, Tel: 0221/220 -7132 oder -7133, Fax: -777132, bildkommunikation@wdr.de

Aus heutiger Sicht ist die Darstellung eines Inders durch einen weißen Schauspieler im „Brownface“ jedoch klar problematisch. Zwar wird die Figur nicht boshaft verspottet, doch die kulturelle Aneignung und stereotype Anlage sind nicht mehr zeitgemäß. Der Film gilt deshalb als „komisches Meisterwerk“, das man heute nur mit kritischer Distanz genießen sollte.

Filmhistorisch ist Der Partyschreck ein wichtiger Meilenstein der Filmkomödie. Er beeinflusste spätere Komiker wie Sacha Baron Cohen und zeigt, wie Improvisation und präzises Timing zusammenwirken können.

Ein grandios inszeniertes Slapstick-Feuerwerk mit einem genialen Peter Sellers – zugleich ein Zeitdokument, das heute wegen kultureller Stereotype kritisch gesehen werden muss, aber als Kunstwerk der Komik unvergessen bleibt. Ich freue mich auf diese herrliche Matinee. Karten gibt es hier.

Die Ritter der Kokosnuss – Rückblick auf meine Komödien-Matinee

31. Oktober 2025

„Die Ritter der Kokosnuss“ ist weit mehr als nur ein absurder Monty-Python-Klamauk – er ist ein grellbunter Zerrspiegel menschlicher Torheiten, eine gallige Satire auf Macht, Religion, Bürokratie und das ewige Bedürfnis nach Sinn in einer Welt, die längst den Verstand verloren hat. Hinter dem scheinbaren Nonsens liegt ein feines Gespür für die Absurdität gesellschaftlicher Strukturen. Ich besprach und zeigte diesen Klassiker bei meiner jüngsten Komödien-Matinee im Scala Fürstenfeldbruck.

Die nächste Matinee am 9. November ist der Partyschreck, eine meisterhafte Slapstick-Komödie mit Peter Sellers in Höchstform. Als unbeholfener indischer Schauspieler Hrundi V. Bakshi stolpert er durch eine mondäne Hollywood-Party und richtet dort ein herrlich chaotisches Desaster an. Karten gibt es hier.

Großsprecherische Tafelrunde
König Artus und seine ebenso nutzlose wie großsprecherische Tafelrunde reiten – ohne Pferde, nur begleitet vom hohlen Klappern imaginärer Kokosnusshälften – durch ein düsteres, matschiges Mittelalter, das gar nicht so weit entfernt ist von unserer eigenen Gegenwart. Ihre Suche nach dem heiligen Gral wird zum Sinnbild der vergeblichen Jagd nach höheren Wahrheiten, während das einfache Volk, geplagt von Dreck, Hunger und der Willkür der Mächtigen, längst aufgehört hat, an Helden zu glauben. Meine Einführung zum Film hier als Video.

Die Python-Truppe entlarvt mit anarchischem Witz, wie dünn die Fassade der Zivilisation tatsächlich ist. Wenn Bauern ihren König nach der „legitimen Machtgrundlage“ fragen oder Nonnen der Lächerlichkeit preisgegeben werden, schimmert durch den Irrsinn eine erschreckende Klarheit: Unsere Institutionen, Ideologien und Rituale sind oft nur hohle Konstrukte – und wer zu genau hinschaut, sieht, dass hinter all der Ordnung ein absurdes Chaos lauert.

„Ritter der Kokosnuss“ macht sich über alles lustig, was Menschen heilig ist, und genau darin liegt seine radikale Gesellschaftskritik. Der Film erinnert uns daran, dass Humor die schärfste Waffe gegen Dogma und Dummheit ist. In einer Welt, die immer wieder dazu neigt, sich selbst zu ernst zu nehmen, ist dieser groteske Gralsritt eine befreiende Erinnerung: Nur wer lachen kann – auch über sich selbst – hat wirklich verstanden, wie absurd das Menschsein manchmal ist.

Die nächste Matinee ist der Partyschreck mit dem großartigen Peter Sellers. Karten gibt es hier.

Die Ritter der Kokosnuss am 5. Oktober im Scala Fürstenfeldbruck

3. Oktober 2025

Es gibt Filme, die man schaut, lacht, und danach wieder vergisst. Und dann gibt es Die Ritter der Kokosnuss. Dieser Monty-Python-Klassiker ist nicht nur eine Parodie auf die Artus-Sage, sondern ein anarchisches Feuerwerk, das mit jeder Szene spürbar macht, wie befreiend Humor sein kann. Ich zeige den Film Die Ritter der Kokosnuss am 5. Oktober in meiner Matinee im Scala Fürstenfeldbruck. Karten gibt es hier.

Schon die ersten Minuten – Ritter ohne Pferde, dafür mit klappernden Kokosnüssen – setzen den Ton: Hier wird nichts ernst genommen, nicht einmal die Grundvoraussetzung für eine mittelalterliche Heldengeschichte.

Schon die ersten Minuten – Ritter ohne Pferde, dafür mit klappernden Kokosnüssen – setzen den Ton: Hier wird nichts ernst genommen, nicht einmal die Grundvoraussetzung für eine mittelalterliche Heldengeschichte.

Was den Film so besonders macht, ist die Mischung aus kindlich-absurdem Klamauk und beißender Satire. Da trifft König Artus auf Bauern, die ihn über Anarchie und Klassenstrukturen belehren, als stünde man mitten in einer politischen Debatte der 1970er-Jahre. Da kämpft ein Schwarzer Ritter unbeirrt weiter, selbst ohne Arme und Beine – ein groteskes Sinnbild für Heldenmut, der in Wirklichkeit nur noch pure Sturheit ist. Und da hoppelt ein weißes Kaninchen ins Bild, das sich als blutrünstiger Killer entpuppt – ein Moment, der bis heute so herrlich überraschend wirkt, dass man sich jedes Mal aufs Neue schüttelt vor Lachen.

Die Monty Pythons schaffen es, mit einfachsten Mitteln – man denke an die legendären Kokosnussschalen – eine ganze Welt zu entwerfen, die vertraut und gleichzeitig völlig absurd ist. Ihr Humor lebt vom Bruch mit Konventionen: der Vorspann, der sich selbst sabotiert, die Ritter, die nur „Ni“ sagen können, oder das Finale, das so abrupt endet, als würde jemand den Filmstreifen einfach aus dem Projektor reißen. All das erzeugt eine Art anarchische Energie, die man beim Schauen regelrecht spürt.

Was bleibt nach diesem Film? Ein Grinsen, das nicht vergeht. Zitate, die man noch Jahre später lachend mit Freunden wiederholt. Und das Gefühl, dass man Zeuge von etwas geworden ist, das weit mehr ist als eine Komödie. Die Ritter der Kokosnuss ist eine Liebeserklärung an die Absurdität – und ein Beweis dafür, dass Lachen manchmal die schärfste Form der Kritik ist.
Ich freue mich auf den Film Die Ritter der Kokosnuss am 5. Oktober in meiner Matinee im Scala Fürstenfeldbruck. Karten gibt es hier.

Filmkritik: Toxic Avenger

24. September 2025

Nun ist er da, nachdem der Streifen TOXIC AVENGER lange unter Gore-Fans heiß diskutiert wurde. Er lief erfolgreich auf speziellen Festivals und nun ist der Kinostart für ein gewisses Publikum.

Die Neuverfilmung von „The Toxic Avenger“ aus dem Jahr 2023, inszeniert von Macon Blair, bringt das Kultobjekt der 1980er Jahre in die Gegenwart, verliert dabei jedoch einiges von dem anarchischen Charme des Originals. Die Geschichte des Außenseiters und Hausmeisters Winston Gooze, der durch einen radioaktiven Unfall zum toxic Avenger wird und gegen die korrupten Machenschaften seines ehemaligen Arbeitgebers kämpft, wurde behutsam modernisiert, um aktuelle Themen wie die Verstrickungen von Politik und Pharmaindustrie zu bedienen.

Mit einer hochkarätigen Besetzung um Peter Dinklage, Elijah Wood und Kevin Bacon präsentiert der Film eine professionelle und optisch ansprechende Version, die jedoch vieles von der rohen Energie und Selbstironie des trashigen Originals vermissen lässt. Ich vermisse die spöttischen Seitenhiebe und die derbe Kombination aus Sex und Crime, die für das Original charakteristisch waren. Stattdessen wirkt die Neuauflage oft zu dunkel, ernst und teilweise bemüht – was den Film zwar reifer erscheinen lässt, aber auch ein Stück weit unnahbar macht.

Zudem setzt die Produktion verstärkt auf CGI-Effekte, anstatt die praktischen Effekte zu nutzen, die dem Original seinen authentischen DIY-Look und Charme verliehen haben. Trotz aller Schwächen bietet das Reboot für Fans von Splatter und blutiger Unterhaltung durchaus einiges, wenngleich es sich eher wie ein Versuch anfühlt, den Kultfilm neu zu interpretieren, ohne wirklich seinen Geist einzufangen. In Deutschland erscheint der Film uncut.
Insgesamt ist das „The Toxic Avenger“-Remake eine moderne Hommage mit Promistars, die inhaltlich und stilistisch neu justiert wurde, aber schmerzlich zeigt, wie schwer es ist, den anarchischen Charme eines Kulttrashfilms der 80er Jahre in zeitgemäßer Form wiederzubeleben.

Das Original Atomic Hero (1984)
Für mich ist das Original „Atomic Hero“ aus dem Jahr 1984 ist weit mehr als nur ein Trash-Horrorfilm – er ist ein Kultphänomen, das mit seiner derben Mischung aus grellem Humor, brutalen Splatter-Effekten und einer gehörigen Portion Selbstironie die Grenzen des damals Üblichen sprengte und bis heute Fans begeistert. Regie führten Michael Herz und Lloyd Kaufman, die mit ihrem Studio Troma eine Marke schufen, die für Absurdität, Provokation und eine anarchische Haltung steht.

Die Handlung war 1984 simpel und bewusst überdreht, mit Figuren, die teilweise grotesker als Karikaturen wirken und einem Humor, der vor schwarzer Komik und übertriebener Gewalt nur so sprüht. Dabei verpackt der Film eine eigentlich ernsthafte Botschaft über Machtmissbrauch, soziale Außenseiter und Selbstjustiz in eine schroffen, fast absurden Filmstil, der genau das Faszinosum des Originals ausmacht.

Das Original lebt von einem rohen Charme: Die billigen Effekte, die wackelige Kameraarbeit und das oft hölzerne Schauspiel wirken, als wäre alles ein Produkt jugendlicher Kreativität und Enthusiasmus. Doch gerade diese Amateurhaftigkeit zieht den Zuschauer in ihren Bann und macht den Film zu einer Art liebevollem Pamphlet gegen das Establishment und die herrschenden Verhältnisse. „Atomic Hero“ ist Trash mit Herz, eine anarchistische Hymne auf den Underdog, die mit viel Wut, Blut und Klamauk dennoch eine einzigartige, fast schon poetische Figur erschafft.

Vergleicht man das Original mit neueren Adaptionen oder Remakes, wird schnell klar, dass diese den einzigartigen Charme nicht immer transportieren können. Neuere Fassungen versuchen oft, die Story komplexer und polierter zu machen, verlieren dabei aber die rohe Energie und den anarchischen Geist, der das Original zu einem Kultklassiker macht. Die Mischung aus Slapstick, sozialkritischer Satire und ungebremster Fantasie macht das 1984er Werk zum unvergesslichen Erlebnis, das man entweder liebt oder nicht versteht, aber nie ignorieren kann.

Insgesamt ist „Atomic Hero“ ein Film, der mit seiner Kombination aus Groteske, nostalgischem Trash-Flair und einem Helden wider Willen tiefer geht, als man beim ersten Blick meinen könnte. Seine anarchische Kraft und sein unerschütterlicher Wille für Gerechtigkeit machen ihn zu einem Stück Filmgeschichte, das trotz oder gerade wegen seiner Extrovertiertheit und Unglattheit immer wieder aufs Neue fasziniert.

Die Ferien des Monsieur Hulot – Matinee am Sonntag, 31. August im Scala FFB

29. August 2025

Die Ferien des Monsieur Hulot (Originaltitel: Les Vacances de Monsieur Hulot) ist eine französische Filmkomödie von Jacques Tati aus dem Jahr 1953 und gilt als einer der großen Klassiker des europäischen Nachkriegskinos. Der Film markierte Tatis internationalen Durchbruch und begründete seinen Ruf als Meister der visuellen Komödie. Ich bespreche und zeige diese Komödie am Sonntag 31. August im Scala Fürstenfeldbruck. Karten gibt es hier.

Im Mittelpunkt steht der charmant unbeholfene Monsieur Hulot, gespielt von Tati selbst, der seinen Sommerurlaub in einem kleinen Badeort an der französischen Atlantikküste verbringt. Mit seinem markanten Auftreten, seiner Pfeife und dem leicht schlurfenden Gang wird Hulot schnell zur auffälligsten Figur in der ansonsten ruhigen Ferienidylle. Sein gutmütiges, aber oft unbedachtes Verhalten führt immer wieder zu kleinen Katastrophen und unerwartet komischen Situationen: Türen klemmen, Boote kentern, Tennisspiele laufen aus dem Ruder, und das Hotelpersonal gerät mehr als einmal an seine Grenzen.

Die Handlung selbst ist bewusst minimalistisch und episodisch angelegt. Statt einer durchgehenden Geschichte entfaltet der Film eine lose Abfolge von Alltagsbeobachtungen und humorvollen Vignetten, die das Ferienleben in der französischen Gesellschaft der frühen 1950er-Jahre widerspiegeln. Dabei richtet Tati den Blick gleichermaßen auf die kleinen Eitelkeiten der Urlaubsgäste wie auf die sozialen Unterschiede zwischen ihnen. Die scharf gezeichneten Charaktere – vom versnobten Großstädter über die Familie aus der Mittelschicht bis hin zum Einzelgänger Hulot – dienen Tati als Spiegel einer Gesellschaft im Umbruch.

Charakteristisch für den Film ist Tatis fast vollständiger Verzicht auf klassische Dialogführung. Gesprochen wird zwar, aber die Gespräche stehen nie im Mittelpunkt. Stattdessen arbeitet der Regisseur mit Körpersprache, Mimik, präzisem Timing und Geräuschkulissen. Die Klanggestaltung ist dabei von entscheidender Bedeutung: Das leise Schlagen von Türen, das Knarzen von Böden oder das Rauschen des Meeres werden zu dramaturgischen Elementen, die die Komik verstärken und den Film zu einem audiovisuellen Erlebnis machen.

Im Gegensatz zu amerikanischem Slapstick ist Tatis Humor subtiler und zurückhaltender. Er lebt von der Beobachtung kleiner Absurditäten des Alltags, von Missverständnissen und dem Kontrast zwischen individueller Eigenwilligkeit und gesellschaftlichen Erwartungen. Gerade dieser Ansatz macht den Film bis heute zeitlos und universell verständlich.

Die Ferien des Monsieur Hulot wurde nicht nur beim Publikum, sondern auch bei der Kritik begeistert aufgenommen. Der Film gewann unter anderem den Internationalen Preis bei den Filmfestspielen von Cannes 1953 und erhielt 1956 eine Oscar-Nominierung für das beste Drehbuch. Zudem etablierte er die Figur des Monsieur Hulot, die Tati in späteren Filmen wie Mein Onkel (1958) oder Playtime (1967) weiterentwickelte.

Heute gilt der Film als Meilenstein des französischen Kinos und als Paradebeispiel für die Kunst, mit minimalistischen Mitteln große Wirkung zu erzielen. Tatis feinfühlige Beobachtungsgabe, sein Sinn für Rhythmus und sein Gespür für leise Komik machen Die Ferien des Monsieur Hulot zu einem Werk, das weit über seine Entstehungszeit hinaus relevant geblieben ist – eine poetische Momentaufnahme des französischen Gesellschaftslebens, verpackt in sanften Humor und charmante Leichtigkeit. Ich bespreche und zeige diese Komödie am Sonntag 31. August im Scala Fürstenfeldbruck. Karten gibt es hier.

Filmklassiker neu erleben – große Gefühle am Sonntagmorgen im Scala – August bis Dezember

15. August 2025

Meine Kino-Matineen im Scala-Kino Fürstenfeldbruck gehen weiter. Die Planungen bis zum Jahresende 2025 sind abgeschlossen und ich bin davon überzeugt, ein spannendes Vortrags- und Filmprogramm zusammengestellt zu haben. Zusammen mit Markus Schmölz, dem Geschäftsführer des Scalas, habe ich ein abwechslungsreiches Paket geschnürt und zahlreiche Wünsche der Zuschauer berücksichtigt. Alle Vorführungen starten am Sonntag um 10:45 Uhr mit einem Vortrag und anschließend der Film.

Am Sonntag, 24. August bespreche ich High Noon – 12 Uhr mittags. „12 Uhr mittags“ (Originaltitel: High Noon, 1952) gilt als einer der stilbildenden Klassiker des Western-Genres. Regisseur Fred Zinnemann inszenierte mit Gary Cooper in der Hauptrolle einen Film, der weit über den Western hinausweist: eine Parabel über Pflicht, Moral und Zivilcourage. Die Geschichte – ein Sheriff, der kurz vor seinem Ruhestand allein gegen eine Bande von Gangstern steht, während die Stadtbewohner ihn im Stich lassen – entfaltet sich in nahezu „Echtzeit“. Das stetige Näherkommen von 12 Uhr, symbolisiert durch die immer wieder eingeblendete Uhr, erzeugt eine fast unerträgliche Spannung. Karten gibt es hier.

Am Sonntag 31. August geht es weiter mit dem Komödienklassiker Die Ferien des
Monsieur Hulot
. „Die Ferien des Monsieur Hulot“ (1953, Regie: Jacques Tati) ist ein Meilenstein der Filmkomödie und zugleich eine liebevolle Satire auf die bürgerliche Feriengesellschaft der Nachkriegszeit. In episodischen Szenen zeigt Tati, wie sein unbeholfener, doch herzensguter Monsieur Hulot mit kleinen Missgeschicken und absurden Zufällen das Leben eines Badeortes durcheinanderbringt. Statt lauter Pointen setzt der Film auf feine Beobachtungen, subtile Gesten und das Spiel mit Geräuschen. Dialoge treten in den Hintergrund, wodurch Tatis einzigartiger Sinn für visuelle Komik zur Geltung kommt. Karten gibt es hier.

Wieder eine Komödie am 14. September mit dem Film Eins, zwei, drei. „Eins, zwei, drei“ (1961, Regie: Billy Wilder) ist eine rasante Politkomödie, die mit atemberaubendem Tempo den Kalten Krieg auf die Schippe nimmt. James Cagney brilliert als Coca-Cola-Manager in West-Berlin, der zwischen amerikanischem Kapitalismus, sowjetischem Kommunismus und deutscher Bürokratie jonglieren muss. Der Film lebt von seinem Wortwitz, dem gnadenlosen Rhythmus und Wilders Gespür, politische Gegensätze in pure Komödie zu verwandeln. „Eins, zwei, drei“ ist bissige Satire, temporeiches Screwball-Kino und zugleich ein Zeitdokument des geteilten Berlins – bis heute frisch und hochkomisch. Karten gibt es hier.

Eine Mischung aus Komödie und Horror gibt es am 21. September mit Shaun of the Dead. „Shaun of the Dead“ (2004, Regie: Edgar Wright) ist eine kongeniale Mischung aus Zombie-Horror und britischer Komödie. Mit scharfem Witz, perfektem Timing und unerschütterlicher Alltäglichkeit erzählt der Film, wie der träge Shaun (Simon Pegg) beim Versuch, sein Leben zu ordnen, mitten in einer Zombie-Apokalypse landet. Wrights detailverliebte Inszenierung, die popkulturellen Anspielungen und der Balanceakt zwischen Slapstick, Gesellschaftssatire und echtem Horror machen den Film zum modernen Kultklassiker. „Shaun of the Dead“ ist zugleich Parodie und Liebeserklärung an das Zombie-Genre – clever, rasant und unvergesslich komisch. Karten gibt es hier.

Heftig komisch und eine Provokation ist am 5. Oktober der Film Die Ritter der
Kokosnuss.
„Die Ritter der Kokosnuss“ (1975, Monty Python) ist eine anarchische Parodie auf die Artus-Sage und einer der einflussreichsten Kultfilme der Comedy-Geschichte. Mit absurdem Humor, legendären Sketchen – vom Killerkaninchen bis zum „Ni“-Ritter – und respektloser Spielfreude zerlegt das britische Ensemble alle Konventionen des Historien- und Abenteuerfilms. Der Film ist bis heute ein Paradebeispiel für Monty Pythons einzigartigen Stil: intelligent, albern, subversiv und zeitlos komisch.

Am 26. Oktober kommt wieder ein Western auf die Leinwand: Django. „Django“ (1966, Regie: Sergio Corbucci) ist einer der prägenden Italowestern und gilt als düstere Antwort auf Sergio Leones Klassiker. Franco Nero verkörpert den wortkargen Revolvermann, der mit einem geheimnisvollen Sarg durch trostlose Landschaften zieht und zwischen rivalisierenden Banden aufreibt.
Brutalität, Zynismus und die ikonische Titelfigur machten Django zum Kultfilm und zum Symbol des Spaghettiwesterns – ein Werk, das zahllose Nachfolger inspirierte und bis heute Genregeschichte schreibt.

Am 9. November wird es politisch unkorrekt mit Der Partyschreck. „Der Partyschreck“ (1968, Regie: Blake Edwards) ist eine zeitlose Slapstick-Komödie mit Peter Sellers in einer seiner größten Rollen. Als unbeholfener indischer Schauspieler Hrundi V. Bakshi sorgt er auf einer mondänen Hollywood-Party für ein Chaos, das sich von einer kleinen Panne zum kompletten Desaster steigert.
Mit perfektem Timing, minimalem Dialog und meisterhaft choreographierter Situationskomik entfaltet der Film eine fast musikalische Abfolge von Gags. Der Partyschreck ist eine Glanzstunde des visuellen Humors – elegant, pointiert und bis heute von ungebrochener Komik.

Für mich einer der wichtigsten Horrorfilme überhaupt ist The Shining, den ich am 16. November bespreche. „The Shining“ (1980, Regie: Stanley Kubrick) ist ein Meisterwerk des psychologischen Horrors und eine der einflussreichsten Stephen-King-Verfilmungen. Mit der klaustrophobischen Enge des Overlook-Hotels, Jack Nicholsons ikonischer Performance und Kubricks perfekter Bildsprache entsteht ein beklemmender Albtraum aus Wahnsinn, Isolation und Gewalt.
Der Film verbindet subtile Schreckmomente mit unvergesslichen Bildern und hat das Horror-Genre nachhaltig geprägt – ein Klassiker, der seine unheimliche Wirkung bis heute nicht verloren hat.

Am 21. Dezember geht es auf Weihnachten zu und da darf der Klassiker Schöne Bescherung nicht fehlen. „Schöne Bescherung“ (Originaltitel: National Lampoon’s Christmas Vacation, 1989) ist eine der beliebtesten Weihnachtskomödien überhaupt. Chevy Chase glänzt als ewiger Pechvogel Clark Griswold, der alles für das perfekte Familienfest tun will – und dabei in einer Kette herrlich chaotischer Missgeschicke versinkt.
Mit viel Slapstick, pointiertem Wortwitz und liebevollem Familienchaos verbindet der Film bissige Satire mit herzerwärmender Weihnachtsstimmung. Schöne Bescherung ist längst ein Kultklassiker für die ganze Familie und gehört fest zur alljährlichen Adventstradition.

Das Jahr schließt mit einem Western. Erbarmungslos kommt am 28. Dezember. „Erbarmungslos“ (Originaltitel: Unforgiven, 1992, Regie: Clint Eastwood) ist ein Spätwestern, der den Mythos des Genres schonungslos dekonstruiert. Eastwood spielt den gealterten Revolvermann William Munny, der widerwillig für einen letzten Auftrag zur Waffe greift – und dabei mit seiner eigenen Vergangenheit und der Gewalt des Westens konfrontiert wird.
Mit rauer Bildsprache, leisen Zwischentönen und großartigen Darstellern wie Gene Hackman und Morgan Freeman zeigt der Film den Western nicht als Heldensaga, sondern als moralisch ambivalentes Drama. Erbarmungslos wurde mit vier Oscars ausgezeichnet und gilt als einer der bedeutendsten Western der Filmgeschichte.

Ich danke allen, die mitgeholfen haben, dass diese Reihe ein Erfolg wird.

Zwischen Kanu, Kult und Kinozitaten – Bully Herbig paddelt wieder mitten ins Herz der Filmgeschichte mit Das Kanu des Manitu

14. August 2025

Schon in den ersten Minuten von Das Kanu des Manitu wird klar: Hier reitet niemand in einen ernsthaften Western, sondern in eine liebevoll überdrehte Persiflage. Michael Bully Herbig bleibt seiner Mischung aus schrägem Humor, Western-Parodie und deutschem Wortwitz treu – garniert mit popkulturellen Anspielungen, bewusst absurden Situationen und einer gehörigen Portion Selbstironie.

Abahachi (Herbig) und sein Blutsbruder Ranger (Christian Tramitz) sind wieder da – Karikaturen alter Filmhelden, deren Augenzwinkern sofort beim Publikum ankommt. Sonnenüberflutete Landschaften, bunte Kostüme und Kulissen, die an Westernsets erinnern, aber nie zu perfekt wirken, unterstreichen den Comedy-Charakter. Die Gags wechseln zwischen schnell, flach, clever – stets mit dem Ziel, Spaß zu machen, nicht Logik zu beweisen.

Dass der Film ein Publikum findet, steht außer Frage. Doch an den Überraschungserfolg von Der Schuh des Manitu mit 11,7 Millionen Zuschauern vor 25 Jahren wird er wohl nicht heranreichen – die Erwartungen des Verleihs sind dennoch hoch. Herbig wollte sich in der Pressekonferenz im Münchner Mathäserkino nicht auf Zahlen festlegen. Muss er auch nicht: In einem Kinojahr ohne viele finanzielle Volltreffer trägt er den Hoffnungstitel.

Viele Dialoge des Originals sind längst geflügelte Worte geworden – eine Wiederholung dieses Phänomens wird schwer. Kritiker belächeln bisweilen Herbigs Humor, doch wer genau hinsieht, entdeckt eine Fülle an Filmzitaten. Herbig ist ein leidenschaftlicher Kinokenner, der in Das Kanu des Manitu zu einem Ritt durch die Filmgeschichte einlädt: von Karl-May-Anspielungen über Louis-de-Funès-Zitate („Nein! Doch! Oh!“ aus Hasch mich, ich bin der Mörder) bis zu Referenzen an Buster Keaton (Der General), Der rote Korsar (1952), Der Hofnarr (1955), Apollo 13/14 oder Der mit dem Wolf tanzt. Auch das Wasserballett verneigt sich vor Esther Williams’ Aqua-Musicals, während Slapstick-Momente augenzwinkernd auf Star Wars oder Indiana Jones anspielen. Karl May, nicht in der kopflastigen Version von Hans Jürgen Syberberg, sondern in einer lockeren Version als Sky du Mont zum Buch Der Ölprinz greift. Über allem schwebt der Schatz im Silbersee.

Ein Idol von Herbig ist natürlich Louis de Funès und im Kanu des Manitu zitieren drei französische Musketiere, dargestellt von drei Spaniern, den berühmten Dialog „Nein! Doch! Oh!“. Diese Phrase „Nein! Doch! Oh!“ stammt aus dem Film „Hasch mich, ich bin der Mörder“ und hat sich zu einem festen Bestandteil der Popkultur entwickelt. Das haben wir schon im Trailer gesehen, das macht Spaß.

Und dann kommt immer wieder ein Feuerwerk an Filmzitaten – am liebsten hat mir Buster Keatons Zugszene aus „der General“ (1926) gefallen, dann die Anita Ekberg-Szene aus Bond. In „Liebesgrüße aus Moskau“ (1963) ist ein Filmplakat von ihr, auf dem sie für den Film „Bob auf Safari“ (1963) zu sehen ist, an einer Hauswand klebt. Dort dient ihre Mundpartie als Fluchtfenster für einen Bösewicht. In Kanu des Manitu wird aus der langen Nase geschossen.

An das Spiel auf einem Klavier am Boden wird an Tom Hanks in Big von 1988 erinnert wobei sich Bully hier mit Superperforator selbst zitiert. Richtig lachen musste ich an die Anspielung bei der Kanu-Szene unter Wasser an Der rote Korsar von 1952 von Robert Siodmak. Der Hofnarr von 1955 mit Danny Kaye wird mit der Narrenkappe – dieses Mal am Fuß – zitiert. The Ballad of Buster Scruggs (2018) der Coen-Brüder wird mit dem Running-Gag des Komparsen Wolfgang ins Bild gerückt.

Der Adler ist gelandet ist zum einen ein Kriegsfilm von 1976 von John Sturges, zum anderen das berühmte Zitat des Astronauten Neil Armstrong nach der Landung der „Apollo 11 Eagle“ auf dem Mond. Der Esel von Gastronom Dimitri heißt nun Apollo 14, während der Vorgänger in Schuh des Manitu noch Apollo 13 hieß. Der Film nutzte den Namen Apollo 13 für einen Esel, um einen komischen Kontrast zwischen dem technologischen Fortschritt der Raumfahrt und der einfachen, ländlichen Umgebung des Wilden Westens zu schaffen. Es ist eine humorvolle Anspielung, die die Absurdität der Situation unterstreicht. Dimitri muss mit seiner Taverne neu beginnen, daher wird aus Apollo 13 nun Apollo 14. Ach ja Western und Zivilisationskonflikt: Kevin Kostner wird mit seinem Tanz mit dem Wolf zitiert, auf sehr unterhaltsame Art.

Das Namensgebung der Verbrecherbande mit dem Spiel der Zahl sieben ist humorvoll durch Filmgeschichte angereichert: Glorreichen Sieben, Sieben Samurai, Sieben Zwerge und schlussendlich Sieben Geißlein – wunderbare Wortspiele der deutschen Sprache.

Viel Spaß hatte ich auch bei der Schwimmszene und dem Wasserballett. Esther Williams und ihrem Aqua-Musicals, vor allem „Badende Venus“ von 1944 wird von Herbig zitiert, ohne dass es ein Großteil des heutigen Publikums dies bemerken wird. Sie können sich aber an genügend gelungenen Slapstick-Aufnahmen erfreuen, wie das Aufhaben der Tür mit einen Fuß, vielleicht eine Anspielung auf A new Hope in der Müllpresse.

Und natürlich müssen Lucas und Spielberg herhalten. „Ich habe ein ganz mieses Gefühl“ muss einfach genannt werden, wie Anleihen auch Spielbergs Indiana Jones Filmen. So ist es der Balance-Akt auf dem fahrenden Zug oder die Suche nach dem geheimnisvollen Kanu. Am augenfälligsten ist es bei einem Zitat aus dem letzten Kreuzzug, wo nur ein busfertiger Mann die Prüfung bestehen kann. Hier ist es halt ein echter/wahrer Apache. Als der Heilige Gral übrigens zur Sprache kommt, meint Santa Maria lapidar, dass er den Kelch Jesu bereits besitze.

Vielleicht doch eine Heilsgeschichte
Eine feine Beobachtung steckt in einer scheinbar nebensächlichen Szene: In einer Kirche plant die Verbrecherbande ihren Coup. Im Hintergrund sind Liednummern aus dem katholischen Gotteslob zu sehen: 275 („Selig, wem Christus auf dem Weg begegnet“), 431 („Herr, du bist ein Schild für mich“) und 809 („Meine Seele ist stille in dir“). Zusammengelesen entsteht eine kleine Heilsgeschichte – ob beabsichtigt oder nicht: Begegnung, Vertrauen, Geborgenheit.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei einem Pedant und Perfektionist wie Herbig diese Lieder aus dem Gotteslob nur nur Zufall sind. Wenn man die drei Gotteslob-Lieder inhaltlich betrachtet, lässt sich durchaus ein roter Faden erkennen. GL 275 – „Selig, wem Christus auf dem Weg begegnet“ ist ein meditatives Lied über die Erfahrung, dass Christus im Alltag und besonders in schwierigen Momenten mitgeht. Das Leitmotiv ist Begegnung, Wandlung, Trost. Die Bildsprache ist Unterwegssein, Emmaus-Motiv, Hoffnung.

GL 431 – „Herr, du bist ein Schild für mich“ beinhaltet den biblischer Bezug: Psalm 3,4 („Du aber, Herr, bist der Schild für mich, du bist meine Ehre, du hältst mein Haupt hoch“) mit der Kernbotschaft: Gott ist Schutz, Zuflucht und Halt in Bedrohung und Anfechtung.

GL 809 – („Meine Seele ist stille in dir“) ist ein oft ein kontemplatives Lied, das Ruhe, Geborgenheit und Vertrauen in Gott ausdrückt und die Schwerpunkte Loslassen, innere Stille, Sich-Anvertrauen beinhaltet.
Die Reihenfolge bei Bully könnte symbolisch gelesen werden: 275 → Die erste Begegnung mit Christus verändert das Leben. 431 → Aus dieser Beziehung wächst das Vertrauen, dass Gott schützt und trägt. Und 809 → Am Ende kommt die innere Ruhe und Stille, wenn man sich in Gottes Hände gibt. Die Szene könnte unterschwellig eine „Mini-Heilsgeschichte“ vermitteln. Diese Frage hat Bully Herbig sichtlich überrascht. Hier der Ausschnitt aus der Pressekonferenz und hier antwortet Bully auch auf die Frage nach Scanline. Als alter Freund der Firma Scanline war mir es wichtig, seine Meinung zu hören, nachdem die VFX-Schmiede an Netflix verkauft wurde:

Das Kanu des Manitu ist kein Film für Zyniker. Wer Lust auf rund 90 Minuten leichten, verspielten Humor hat, wird bestens bedient – und kann nebenbei auf Schatzsuche nach liebevollen Zitaten und absurden Details gehen.

Großes Lob an Herbig an die geniale Wendung, wenn man im Film auf das Wort „Indianer“ zu sprechen kommen könnte. Herbig umschifft das Wort und führt den Zuschauer auf eine falsche Fährte und löst die Formulierung wunderbar auf. Am Ende gibt es noch eine Botschaft und dies obwohl sich Michael Bully Herbig nicht als „Politischer Filmemacher“ bezeichnet. Wers glaubt.

Frankenstein Junior – Phantastische Matinee am Sonntag, 10. November im Scala

7. November 2024

“Frankenstein Junior” (Originaltitel: “Young Frankenstein”) ist eine US-amerikanische Filmkomödie aus dem Jahr 1974, inszeniert von Mel Brooks. Der Film ist eine Parodie auf die klassischen Frankenstein-Filme der 1930er Jahre und gilt als Meilenstein des Comedy-Genres. Ich bespreche und zeige den Film im Scala Kino im Rahmen der phanatstischen Matinee am Sonntag, 10. November um 10:45 Uhr in urgeschnittener Fassung. Karten gibt es hier.

Der Kurzinhalt
Die Handlung dreht sich um Dr. Frederick Frankenstein, gespielt von Gene Wilder, der Enkel des berüchtigten Victor Frankenstein. Frederick, ein angesehener Neurochirurg, distanziert sich bewusst von den Experimenten seines Großvaters und betont die Aussprache seines Nachnamens als “Fronkensteen”. Nach dem Erhalt eines Testaments reist er nach Transsylvanien, wo er das Schloss seines Großvaters erbt. Dort trifft er auf den schrulligen Diener Igor (Marty Feldman), die charmante Assistentin Inga (Teri Garr) und die mysteriöse Haushälterin Frau Blücher (Cloris Leachman).

Trotz seiner anfänglichen Skepsis wird Frederick von den Aufzeichnungen seines Großvaters angezogen und beschließt, dessen Arbeit fortzusetzen. Es gelingt ihm, ein neues Monster (Peter Boyle) zum Leben zu erwecken. Was folgt, ist eine Reihe komischer Missgeschicke und Verwechslungen, die die Grenzen zwischen Horror und Humor verschwimmen lassen.

Meisterwerk
Mel Brooks gelingt es meisterhaft, den Stil und die Atmosphäre der Originalfilme einzufangen. Der Film wurde in Schwarz-Weiß gedreht, was die nostalgische Anmutung verstärkt. Die Verwendung originaler Requisiten aus den Universal-Frankenstein-Filmen und die detailgetreue Ausstattung tragen zur authentischen Stimmung bei.

Die schauspielerischen Leistungen sind herausragend. Gene Wilder überzeugt als innerlich zerrissener Wissenschaftler, der zwischen Vernunft und Wahnsinn schwankt. Marty Feldman liefert als Igor eine unvergessliche Performance mit seinem unverwechselbaren Humor und seinen bissigen Kommentaren. Die Chemie zwischen den Charakteren ist spürbar und trägt maßgeblich zur Komik des Films bei.

Tanzeinlage
Ein besonderes Highlight ist die ikonische Szene, in der Frederick und das Monster das Lied “Puttin’ on the Ritz” aufführen. Diese unerwartete Musical-Nummer ist ein Paradebeispiel für den absurden Humor des Films und bleibt dem Zuschauer nachhaltig im Gedächtnis.

Humorvolle Hommage
“Frankenstein Junior” ist mehr als nur eine Parodie; es ist eine liebevolle Hommage an das klassische Horrorkino. Der Film balanciert geschickt zwischen Respekt vor der Vorlage und satirischer Überspitzung. Die Dialoge sind pointiert, der Wortwitz scharf, und die visuelle Komik ist perfekt inszeniert.

Zeitloser Klassiker
“Frankenstein Junior” ist ein zeitloser Klassiker, der durch seine intelligente Komik und seine stilvolle Inszenierung besticht. Mel Brooks hat einen Film geschaffen, der sowohl Fans des Horrorgenres als auch Liebhaber von Komödien anspricht. Mit seinem einzigartigen Humor und den herausragenden schauspielerischen Leistungen ist dieser Film ein Muss für jeden Cineasten. Ich bespreche und zeige den Film im Scala Kino im Rahmen der phanatstischen Matinee am Sonntag, 10. November um 10:45 Uhr in urgeschnittener Fassung. Karten gibt es hier.

Wie lange soll ein Kinofilm dauern?

6. Mai 2024

Früher dauerte ein durchschnittlicher Film rund 90 Minuten. Wenn bis dahin keine Geschichte erzählt wurde, hatte es ein Filmemacher schwer. Natürlich gab es Ausnahmen, wie die sogenannten Monumentalfilme. Dann wurden in den sechziger und siebziger Jahren die Filme länger, die Geschichten komplexer.

Wir gewöhnten uns an längere Filme im Kino wie Krieg und Frieden, Spiel mir das Lied vom Tod, 2001 Odyssee im Weltraum oder Apokalypse Now. Und heute haben wir richtig lange Filme im Kino: Napoleon, Dune, Avengers Endgame oder Oppenheimer oder der für mich langweilige Killers of the Flower Moon.
Solche langen Filme machen es den Kinobetreibern schwer, die Filme mehrfach am Tag zu spielen, damit sie Gewinn für das Kino abwerfen. Und nein, eine Pinkelpause gibt es heute auch nicht, wie einstmals, um die Filmrollen zu wechseln.

Einige Genres wie Dramen oder epische Filme haben oft längere Laufzeiten, um komplexe Handlungsstränge und Charakterentwicklungen zu entfalten. Auf der anderen Seite bevorzugen viele Zuschauer bei Komödien, Actionfilmen oder Animationsfilmen kürzere Laufzeiten, die den Unterhaltungswert erhöhen und das Tempo hochhalten.

Jede Länge hat für mich als Filmfreund seine Berechtigung. Ein Kurzfilm ebenso wie ein Vierstunden-Film. Hauptsache die Geschichte berührt mich und ich kann den Film genießen. Solange ein Film mich als Zuschauer emotional anspricht, fesselt und unterhält, kann er erfolgreich sein, unabhängig von seiner Länge.

Und dennoch, was will eigentlich das Publikum für eine Länge. Hier kommt mir eine Umfrage des US-Instituts Talker Research in die Finger. Das klassische US-Publikum spricht sich hier für eine Kinofilmlänge von 92 Minuten aus. 15 % der Befragten empfinden eine Dauer von mehr als zwei Stunden als gute Film­länge, nur 2 % bevorzugen zwei­einhalb Stunden oder länger.
In sozialen Medien heißt es, in der Kürze liegt die Würze. TikTok, Instagram – alles muss kurz sein und die Aufmerksamkeitsspanne der Zuschauer ist kurz. Man stelle sich Killers of the Flower Moon (206 Minuten) in TikTok vor.